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Die Kunst, als Paar zu leben
Die Kunst, als Paar zu leben
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eBook141 Seiten1 Stunde

Die Kunst, als Paar zu leben

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Über dieses E-Book

Wenn die Liebe verblasst, kann man nichts dagegen machen – ganz im Gegenteil. Jedes Paar kann Bedingungen schaffen, die bewirken, dass die Liebe wieder erwacht und an Tiefe gewinnt. Anhand zahlreicher Fallbeispiele zeigt Jellouschek, wie Beziehung in der ständigen Spannung zwischen Selbstbestimmung und Bindung, Job und Familie, Lust und Alltag erfüllend gelingen kann.
Der Longseller des bekannten Paartherapeuten
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum22. Jan. 2024
ISBN9783451827792
Die Kunst, als Paar zu leben
Autor

Hans Jellouschek

Hans Jellouschek, geboren 1939, gestorben 2021, Dr. theol., Lic. phil., Transaktionsanalytiker (DGTA), Eheberater, Lehrtherapeut für Transaktionsanalye und systemisch-integrative Paartherapie. Langjährige Erfahrung im Bereich Fort- und Weiterbildung von Beratern und Therapeuten, Coaching und Training für Führungskräfte. Er lebte in der Nähe von Stuttgart. Weitere Informationen unter www.hans-jellouschek.de

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    Buchvorschau

    Die Kunst, als Paar zu leben - Hans Jellouschek

    Kapitel 1

    Verliebt in die Liebe

    Liebe als Liebeserlebnis

    Die Liebe zwischen Frau und Mann wird heute durchgängig gleichgesetzt mit dem emotionalen Liebeserlebnis. Wenn wir sagen: »Die beiden lieben sich«, dann meinen wir ganz selbstverständlich, dass es ihnen so geht, wie es das Märchen von Jorinde und Joringel schildert: »Sie hatten ihr größtes Vergnügen eins am andern«, wobei »Vergnügen« alles heißen kann, von der zarten Zuneigung bis hin zur sexuellen Ekstase. Auf jeden Fall ist immer ein erotisches Erlebnis gemeint, das die beiden im Hier und Jetzt erfüllt.

    Es ist unschwer zu erkennen, dass diese Auffassung von Liebe aus dem Verliebtheitserlebnis stammt. Was man hier erfahren hat, wird festgehalten als Partnerliebe schlechthin. Es wird mit dem Anspruch auf ein »ewiges Hier und Jetzt« über die ganze Länge einer Dauerbeziehung hin ausgedehnt. Liebe als Verliebtheit auf Dauer: Das ist nach heutigem Verständnis die Liebe zwischen Frau und Mann.

    Es hat sich eingebürgert, diese Auffassung von Liebe als »romantisch« zu bezeichnen. Einmal passt das zur gängigen Bedeutung des Wortes »romantisch«, und zum anderen bezeichnet es den Ursprung dieser Liebesauffassung: Im Zeitalter der deutschen Romantik wurde sie zum Ideal der Liebe zwischen Frau und Mann, auch in einer Dauerbeziehung, erhoben.² Ich spreche lieber vom »neo-romantischen Liebesideal«, denn so wie es uns heute begegnet, stammt dieses Ideal auch noch aus anderen Quellen: aus der Psychoanalyse, vor allem aus den Schulen, die auf den Freud-Schüler Wilhelm Reich zurückgehen, aus der humanistischen Psychologie, aus dem Neo-Marxismus und Existenzialismus der 68er Jahre und schließlich noch aus der Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte.

    Es handelt sich bei diesem neo-romantischen Ideal der Liebe um eine sehr berechtigte Gegenbewegung und einen verständlichen Protest gegen die bürgerlich-patriarchale Ehe, die als erstarrt und leblos, nur noch aus äußerer Form und glatter Fassade bestehend, erlebt wurde – hauptsächlich auf Kosten der jeweils beteiligten Frauen. Dieser Zerrform der Geschlechterbeziehung wurde das Ideal der gleichberechtigten Paarbeziehung als »leidenschaftliche, umfassend geistig-gefühlsmäßig-sexuelle Zuneigung zwischen Mann und Frau« gegenübergestellt.³

    Aber lässt sich das »emotionale Liebeserlebnis« mit der Partnerliebe überhaupt identifizieren? Was geschieht, wenn dieser Anspruch zum Ideal der Paarbeziehung überhaupt erhoben wird? Das Liebeserleben ist etwas Momenthaftes, das zwar immer wieder erfahrbar werden kann, vor allem am Beginn einer Beziehung. Aber aller Erfahrung nach ist es kein Dauerzustand. Die Hochstimmung des Liebeserlebnisses vergeht, die Gefühle sind starken Schwankungen unterworfen, und die Intensität lässt im Laufe der Zeit aufs Ganze gesehen nach. Wenn aber die Partnerliebe mit dem Liebeserlebnis gleichgesetzt wird, dann bedeutet dies, dass bei dessen Verlust zugleich die Liebe verloren geht. So wird es tatsächlich von vielen gesehen. Wenn sie radikal und konsequent sind, lassen sie sich dann scheiden, suchen die Liebe im Liebeserlebnis mit einem neuen Partner, machen wieder dieselbe Erfahrung, dass diese Liebe nicht »hält«, trennen sich nochmals und nochmals oder resignieren schließlich. Die Scheidungshäufigkeit hat sich in den letzten 25 Jahren in Deutschland verdreifacht. Ein wesentlicher Faktor für diese Situation ist zweifellos die Auffassung von Liebe als emotionalem Liebeserlebnis.

    Aber auch für weniger radikale Menschen, die die Beziehung nicht gleich abbrechen, hat dieses Liebesideal Folgen. Sie halten zwar die Ehe aufrecht, suchen aber das Liebeserlebnis in Außenbeziehungen. Darüber gibt es keine Statistiken, aber die Zahl solcher Außenbeziehungen scheint Legion zu sein. Oft wechseln die Partner, oft werden sie geheim gehalten, und diese Sondersituationen bringen es mit sich, dass das Momenthafte und Emotionale, das dem romantischen Liebesideal entspricht, leichter immer neu erlebt werden kann. Es sieht dann so aus, als ob die wirkliche Liebe zwischen Frau und Mann eigentlich nur ein flüchtiger Moment sei und das Dunkel des Verborgenen oder gar Verbotenen brauche, um lebendig zu bleiben. Liebe und Dauerbeziehung aber werden dann zum Widerspruch.

    Noch weniger radikale Menschen trennen sich weder, noch gehen sie fremd, sondern sie resignieren. Sie trauern im grauen, liebeleeren Alltag besseren Zeiten nach, phantasieren sich sehnsüchtig einen Märchenprinzen, der Dornröschen einmal wach küssen, oder eine Märchenprinzessin, die den Frosch zum Prinzen machen wird. In der Realität aber leben sie nebeneinanderher und suchen Trost im Essen, Trinken und anderen Ablenkungen, oder sie setzen ihren Frust in psychosomatische Leiden um und pflegen dann manchmal gegenseitig ihre Wehwehchen statt ihre Liebe.

    Die Auffassung von Liebe als romantisches Liebeserleben hat eine weitere fatale Konsequenz: Wenn das Liebeserlebnis verblasst, kann man nichts dagegen machen. Es ist aus und vorbei. Denn was soll ich tun, wenn der andere mich nicht mehr fasziniert? Liebreiz und Attraktivität lassen nach. Wir können es uns gar nicht verübeln, dass wir uns nicht mehr so anziehend finden. Im Laufe der Jahre sind unsere Körper schlaffer geworden, und wir sehen bei uns selbst und beim andern hinter die Fassade der Persönlichkeit, wo sich manches gar nicht so glänzend ausnimmt, wie wir es gerne wahrhaben möchten. Wie soll da jenes Liebeserlebnis wiederhergestellt werden können?

    Liebe – im romantischen Sinn verstanden – ist tatsächlich nicht disponierbar. Sie überfällt uns wie ein Schicksal. Amor schießt seine Pfeile ab, auf wen und wo immer er will. Man kann sich davor nicht schützen, und man kann ihn nicht dazu zwingen. Die Verliebtheit vergeht dann auch oft genauso schicksalhaft, wie sie gekommen ist, manchmal schon im nächsten Augenblick, manchmal nach und nach, aber in einem genauso unaufhaltsamen Prozess. Wir spüren es und können es nicht verhindern. Die romantische Liebe entzieht sich radikal der Beeinflussbarkeit. Das ist der Grund, warum viele Menschen, meiner Erfahrung nach vor allem Männer, nicht in eine Paartherapie gehen wollen. »Was soll denn das bringen?«, fragen sie. Und sie haben von ihrem Standpunkt aus durchaus recht. Denn wenn das Liebeserlebnis verschwunden ist, wer soll es dann wiederherstellen können? Was soll dann eine Paartherapie bringen, außer vielleicht – und das fürchten sie –, dass die Wahrheit ans Licht kommt und man sich dann trennen muss? Lieber lassen sie alles, wie es ist, denn so wichtig ist ihnen die Emotion der Liebe doch auch wieder nicht, dass sie dafür alles andere, Haus, Familie, Kinder und bürgerliche Normalität, aufs Spiel zu setzen bereit

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