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Die Nähe ist ganz nah!: Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden
Die Nähe ist ganz nah!: Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden
Die Nähe ist ganz nah!: Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden
eBook250 Seiten2 Stunden

Die Nähe ist ganz nah!: Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden

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Über dieses E-Book

Scham empfinden wir viel häufiger, als uns dies bewusst ist. Wenn wir Respektlosigkeit begegnen, Erniedrigung, Machtkämpfen, Aggressionen, Vermeidung und Apathie erleben, dann sind das alles Situationen, in denen Scham eine große Rolle spielt – sei es als direkte Reaktion oder als Reaktion aus der Unfähigkeit, die eigene Scham zu regulieren. Scham ist wesentlich davon bestimmt, dass sie schlecht zu steuern ist. Wenn aus Scham Dysregulation wird, werden Ausfälle intensiv und schmerzhaft erfahren. Dieser Schmerz stört die Fähigkeit, sowohl mit sich selbst als auch mit anderen zurechtzukommen und führt dazu, dass die Scham erfüllte Person sich entweder entzieht oder in den Angriff übergeht. Therapeuten mussten feststellen, dass bei stark beschämten Personen, Paaren, Familien und Organisationen eine Annäherung ohne das Verständnis der Schamdynamik nahezu unmöglich ist. Dies kann eine extrem frustrierende Erfahrung sein. In diesen Situationen besteht die Gefahr, dass Therapeuten selbst die Fähigkeit verlieren, das eigene Gefühl des Versagens und der Unfähigkeit zu regulieren und so die Scham im System ungewollt intensivieren. Uri Weinblatt zeigt wie man sich dem entziehen kann. Mit seinem systemischen Ansatz stellt er das erste Modell zur Schamregulierung in Beziehungen vor. Das Buch ist ein Wegweiser für den Umgang mit Scham in Paar-, Eltern-Kind-, Lehrer-Schüler- bis zur Therapeut-Klienten-Beziehungen. Es bietet eine Fülle von Tools für Therapeuten, Pädagogen und Menschen, die die Scham in ihrem eigenen Leben reduzieren wollen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Aug. 2016
ISBN9783647998015
Die Nähe ist ganz nah!: Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden
Autor

Uri Weinblatt

Dr. phil. Uri Weinblatt leitet das Zentrum für Familientherapie »Contactivity« in Israel. Der klinische Psychologe forscht über Scham und ist international anerkannter Spezialist für die Verbesserung von Eltern-Kind-Beziehungen.

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    Buchvorschau

    Die Nähe ist ganz nah! - Uri Weinblatt

    Teil I – Scham verstehen

    1

    Die Augen öffnen

    Scham ist die Emotion, die für das Zusammenwirken von Menschen verantwortlich ist. In westlichen Kulturen findet sich die erste Beschreibung von Scham in der Geschichte des ersten gemeinschaftlich bewirkten Versagens – als Adam und Eva von verbotenen Früchten essen. Normalerweise gehen wir davon aus, dass Scham mit einem ganz bestimmten Teil dieser Geschichte verbunden ist – Adams und Evas Erkenntnis, dass sie nackt sind. Allerdings ist dies nur ein Faden in dem Geflecht der Scham, das durch diese Geschichte enthüllt wird. In diesem Kapitel werde ich diese Geschichte des Sündenfalls verwenden, um ihre für die Scham wichtigen Aspekte zu identifizieren und zu zeigen, wie sie sich in Beziehungen und der Therapiesituation auswirken.

    Erwartungen und Standards

    Die Geschichte beginnt damit, dass Gott einen Garten in Eden anlegt und den Menschen erlaubt, alle Früchte darin zu essen, außer denen, die am Baum der Erkenntnis hängen. Anfangs läuft alles paradiesisch ab, doch dann kommt die Schlange auf die Frau zu und schlägt ihr vor, von den Früchten dieses Baumes zu essen. Zunächst lehnt Eva dies aus Furcht ab mit der Begründung:

    »Gott hat gesagt: ›Ihr sollt nicht davon essen noch es anrühren, dass ihr nicht sterbet!‹«

    Laut der Evolutionspsychologie regulierte Scham in ihren ältesten Formen das Sozialverhalten in Gruppen früher Hominiden, sie setzte Grenzen für Individuen, die zu gierig oder zu inkompetent waren oder nicht angemessen mit Abfallprodukten umgingen (Jacquet, 2011). Scham ist demnach die Emotion, deren Funktion darin bestand, ein Gleichgewicht aus Eigeninteresse und Gruppeninteresse herzustellen, und sie ist das Gefühl, das man hatte, wenn man den Gruppenstandards nicht entsprach.

    Wo Scham ist, gibt es auch Standards, die nicht respektiert werden. Adam und Eva empfanden Scham, nachdem sie Gottes Standards (Essen vom verbotenen Baum) verletzt hatten, und während Gottes Erwartungen noch explizit waren, sind es doch die vielen impliziten und nur halb bewussten Erwartungen, die uns am anfälligsten für das Empfinden von Scham machen. Ein Beispiel aus einer Paartherapie:

    EHEFRAU: »Ich weiß nicht, warum er unser Essen am Freitagabend jede Woche ruinieren muss!«

    EHEMANN: »Ruinieren! Ich war doch derjenige, der alles gekocht hat!«

    EHEFRAU: »Das hast du getan, aber du hast auch rumgeschrieen und dich wie ein Kind aufgeführt!«

    EHEMANN (zum Therapeuten): »Ich habe den ganzen Tag lang gekocht, und als die sich dann entschieden haben, nichts davon zu essen, bin ich explodiert. Was hätten Sie denn getan?«

    In Beziehungen erwarten wir immer Gegenseitigkeit, wenn wir etwas für andere Menschen tun. Wir erwarten, dass der andere dies sieht, anerkennt, schätzt oder im Gegenzug wiederum etwas für uns tut. Wenn der oder die andere dem nicht entspricht, empfinden wir Scham. In diesem Beispiel hat der Ehemann gekocht und von seiner Frau und seinen Kindern erwartet, dass sie es essen (und wahrscheinlich hat er auch erwartet, dass es ihnen schmeckt). Als das nicht passierte – empfand er intensive Scham, die ihn »explodieren«

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