Mama nach dem Herzen Gottes: Wie du als Mutter in der Nachfolge wachsen kannst
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Buchvorschau
Mama nach dem Herzen Gottes - Franziska Buchegger
1. Mama,
VON GOTT ERWÄHLT
„Nicht ihr habt mich erwählt,
ich habe euch erwählt."
Johannes 15,16a
Du bist als Mensch von Gott geliebt, erwählt und berufen, einen ganz einzigartigen, besonderen Platz in dieser Welt einzunehmen. Jetzt bist du Mama – herzlichen Glückwunsch! Natürlich bist du nicht „nur" Mama. Aber wenn es dir so geht wie mir, dann machst du die Erfahrung, dass die Rolle der Mama eine sehr umfassende und einnehmende Aufgabe deines Lebens ist. Für diese Rolle möchte Gott dich ganz besonders zurüsten, ermutigen und salben. Auf meinem Weg als Mama wuchs in mir die Sehnsucht, diesen Weg auch als Jüngerin Jesu zu gehen.
Oft hatte ich das Gefühl, in zwei verschiedenen Welten zu suchen und keine finden zu können, in der ich beides miteinander vereinen konnte. Es schien, als gäbe es mein Leben als Mama auf der einen und das als Jüngerin in der Nachfolge auf der anderen Seite. Doch Gottes Plan für dich und mich als Mama lautet: Jüngerschaft leben, mitten im Mama-Alltag!
Mama nach dem Herzen Gottes
Entschlossen machte ich mich also in der Heiligen Schrift auf die Suche. Eine Jobbeschreibung musste her, denn ich wollte wissen, wie sie aussieht – die Mama, die Gott nachfolgt. Das wichtigste Vorbild für uns Mamas in der Bibel ist für mich Maria, die Mutter Jesu. Gott entschied sich dazu, seinen Sohn durch eine Frau in diese Welt zu senden. Im Garten Eden richtete Gott nach dem Sündenfall folgende Worte aus Genesis 3,16a an Eva:
„Dann sprach er zu der Frau: ‚Mit großer Mühe und unter Schmerzen wirst du Kinder zur Welt bringen.‘"
Es ist eine schwere Bürde, die Gott Eva hier auferlegt. Das Leben im Garten Eden war anders geplant. Gott hatte für seine Kinder ein wunderschönes Paradies erschaffen. Durch den Sündenfall kam die Finsternis in die Welt und der Mensch wählte bewusst die Trennung von Gott. Umso schöner und unfassbar demütig von Gott, genau diesen Weg für die Menschwerdung seines Sohnes festzulegen. Ein schönes Zeichen, schon in Jesu Geburt. Gott möchte uns durch ihn Erlösung schenken. Durch Jesus wird die Kluft, die durch den Sündenfall entstanden ist, geschlossen.
Maria, auch als die neue Eva bezeichnet, verkörpert nach katholischem Verständnis die Frau und Mutter nach dem Herzen Gottes. So, wie sie vor dem Sündenfall von Gott erdacht und geschaffen war. Wenn du nicht katholisch bist oder persönlich keinen Zugang zu Maria hast, kann diese Sichtweise für dich neu oder gar herausfordernd sein. Mir wurde erst viel später bewusst, wie unterschiedlich wir Menschen die Rolle der Mutter Gottes im Leib Christi wahrnehmen. Ich möchte dich einladen, diese Seiten zu lesen und als meine persönliche Erfahrung stehen zu lassen. Vielleicht gibt es auch für dich den einen oder anderen Aspekt, wo dir Maria ein liebevolles Vorbild werden kann.
In Maria finde ich neben meiner irdischen Mutter das Vorbild einer zweiten, ganz persönlichen Mutter. Ich fühle mich ihr nah und von ihr verstanden. Sie strahlt für mich Wärme, Zärtlichkeit, Verständnis und Liebe aus. Wir dürfen ihren Spuren folgen, indem wir genau diese Gaben an andere Menschen und insbesondere unsere eigenen Kinder weitergeben.
Das wohl Wichtigste, das wir von Maria lernen können, ist ihre unglaubliche Verfügbarkeit. Gottes Plan zur Erlösung der Welt macht er abhängig vom „Ja einer jungen Frau. Und sie schenkt ihm dieses „Ja
, ohne Wenn und Aber. Sie ist diejenige, die Christus trägt und ihn zu den Menschen bringt.
Maria ist geduldig und lebt eine besondere Art der Hingabe. Wie hätte ich gejammert, wenn ich kurz vor der Geburt auf einem Esel so viele Kilometer hätte bestreiten müssen! Und dann auch noch entbinden in einem Stall mit einem Mann an meiner Seite, der vermutlich keinerlei medizinische Erfahrung hat. Ich kann kaum in Worte fassen, welche Gefühle in mir bei dieser Vorstellung hochkommen. Zimperlich bin ich nicht, aber das wäre für mich durchaus ein Grund, ein bisschen hysterisch zu werden.
Die Mutter Jesu ist von Herzen demütig und gehorsam. Sie ist treu und folgt ihm bis ans Kreuz. Eine der denkbar furchtbarsten Erfahrungen einer Mutter ist es, ihren eigenen Sohn sterben zu sehen. An ihrer Stelle hätte ich wahrscheinlich gekämpft und versucht, so vielen Soldaten wie möglich den Garaus zu machen. Doch Maria erkennt Gottes Plan und steht tapfer und treu an Jesu Seite. Sie erträgt in Liebe, dass ihr Sohn vor ihren Augen grausam sterben muss.
Man könnte sich nun die Frage stellen: Wie, zum Kuckuck, hat sie das nur gemacht? Sie war doch auch nur ein Mensch! Und doch war sie besonders. Schon bei der Begrüßung spricht ihr der Engel Gabriel zu, voll der Gnade zu sein (vgl. Lukas 1,28). Die Gnade ist es, die uns oft übernatürlich wachsen und handeln lässt. Die uns Kraft schenkt, wenn wir aus eigenen Mitteln nicht mehr können. Wenn wir also auf Maria blicken, geht es nicht darum, sich mit einem Ideal zu vergleichen und daran zu verzweifeln. Sie verweist vielmehr auf das Geschenk der Gnade Gottes. Diese Gnade, die ihr ganzes Wesen ausmacht, ist ein besonderes Merkmal ihrer Person.
Es gibt sicher noch viele weitere Merkmale der Mutter Gottes. Ein Letztes möchte ich hier noch erwähnen: ihre Präsenz. Wie oft entgleiten mir meine Gedanken in die Vergangenheit oder die Zukunft? Wie oft starre ich ins Leere und blende meine Umgebung aus? Wie oft bin ich da und doch nicht da, weil sich mein Inneres aus der Gegenwart flüchtet? Durch den technischen Fortschritt sind wir Mamas noch viel mehr versucht, dem Alltag zu entfliehen. Ein Blick aufs Handy reicht und endlose Welten eröffnen sich. Ein unscheinbarer Kopfhörer ins Ohr gesteckt, und schon entführt uns eine wohlklingende Stimme in aufregende Abenteuer. Maria kann mich genau das lehren: Das Leben ist jetzt. Ich darf lernen, wirklich im Augenblick präsent zu sein. Die Antenne meines Herzens so gezielt auf Gottes Stimme auszurichten, dass ich ihn selbst im Alltagstrubel hören kann. Die Situation, die jetzt gerade da ist, zu umarmen und mich gedanklich nicht irgendwo anders hinzuflüchten. Es fordert mich manchmal sehr heraus, den Alltag mit ganzem Herzen zu leben.
Jene, die mich kennen, wissen, wie sehr ich es liebe, Pläne zu schmieden und groß zu träumen. Mein Ziel ist es aber, endlos scheinende Wiederholungen im Alltag nicht nur auszuhalten. Ich sehne mich auch danach, das „Hier und Jetzt" lieben zu lernen. Bewusst möchte ich ein Leben gestalten, das ich wirklich mit allen Höhen und Tiefen gerne lebe.
Jüngerin nach dem Herzen Gottes
Wenn wir uns wiederum auf die Suche nach einer Jobbeschreibung eines Jüngers machen, so finden wir auch Stellen, die auf den ersten Blick scheinbar schwer mit Mutterschaft vereinbar sind. Wortwörtlich die Netze fallen lassen, alles stehen und liegen lassen und Jesus nachfolgen? Das scheint vorerst als Mama eher unmöglich zu sein. Soll ich denn etwa mein Baby fallen lassen? Natürlich nicht!
Jesus aber weiß um deine Umstände, er ist sich deiner Lebensphase ganz genau bewusst. Er erwartet keine unmöglichen Leistungen. Und doch, zur Jüngerschaft bist ganz besonders auch du als Mama berufen.
Die Bezeichnung „Jünger" wurde zur Zeit Jesu für Personen verwendet, die einem Lehrmeister gefolgt sind. Dabei wurden nicht nur die Lehre und Werte des Lehrmeisters übernommen, sondern auch praktische Tätigkeiten erlernt. Ein Jünger versuchte sein Leben an dem des Lehrmeisters auszurichten und schlussendlich auch die Botschaft seines Lehrmeisters weiterzugeben.
Die wichtigste Eigenschaft eines Jüngers ist also nicht, bereits alles zu wissen oder zu können. Entscheidend ist, lernen zu wollen. Und zwar nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis.
Ich glaube, jede Mama der Welt wird mir zustimmen, dass kein Buch, kein Ratgeber und keine Ratschläge anderer Mamas dich gänzlich auf das Mama-Sein vorbereiten können. Vieles wird dich trotz umfassenden theoretischen Wissens überraschen, erstaunen und herausfordern. Immer wieder fühlt sich das Mama-Sein an wie der Sprung ins kalte Wasser.
Mag sein, dass ich schon einmal gesehen habe, wie sich ein Kind an der Kasse im Supermarkt schreiend am Boden windet, weil es den Lolli nicht bekommt. Mag sein, dass ich ein schlaues Buch darüber gelesen habe, was in solchen Situationen zu tun sei. Trotzdem ist das erste „echte" Erleben dieser Situation mit dem eigenen Kind ein absoluter Schock.
Selbst wenn ich mir vorher einen Plan zurechtgelegt habe, was zu tun ist, falls so eine Situation eintritt, bin ich erst einmal wie gelähmt. In meinem Fall liefern sich Hilflosigkeit und Wut ein Wettrennen. Wie so oft bewährt sich auch hier, die Wehenatmung im Alltag beizubehalten.
Durchatmen, entscheiden, handeln. Ja, ich muss handeln. Denn das Kind liegen zu lassen und weiterzugehen ist letztlich keine Option (obwohl ich zugegebenermaßen eine Sekunde daran gedacht habe …). Passiert mir das zum dritten, zehnten oder gar fünfzehnten Mal, werde ich schon wesentlich schneller und souveräner reagieren können. Mit der Zeit erkenne ich auch Umstände, Anzeichen und Situationen, die meinem Kind Stress bereiten, und kann dementsprechend unseren Alltag gestalten. Allein dadurch lässt sich so mancher Wutausbruch vermeiden. Ich lerne also durch das Tun, vor allem durch das wiederholte Tun.
Auch Jesus betont immer wieder, wie wichtig es ist, dass es Worte und Taten braucht. Es reicht nicht, sich nur theoretisch mit der Lehre Gottes zu füllen. Jesus zeigt uns, dass wir erst wahrhaftig auf sein Wort hören und es verstanden haben, wenn wir auch danach handeln. Im Lukasevangelium 6,47–49 steht:
„Ich sage euch, wie es ist, wenn jemand zu mir kommt, auf meine Worte hört und danach handelt. Das ist wie bei einem Menschen, der ein Haus mit festem Fundament auf einen Felsen baut. Wenn es dann zu einer Überschwemmung kommt und die Wellen gegen das Haus schlagen, steht das Haus fest, weil es solide gebaut wurde. Wer aber hört und nicht danach handelt, gleicht einem Menschen, der ein Haus ohne Fundament baut. Wenn dann die Flut kommt, stürzt das Haus ein, und es bleibt nichts als ein Trümmerhaufen."
Wie oft schon haben Kleinigkeiten mein Haus gänzlich zum Einstürzen gebracht? Wenn mein Sohn frühzeitig von seinem Mittagsschlaf erwacht und ich noch nicht mit dem Kochen fertig bin. Oder noch schlimmer, wenn ich vielleicht noch gar nicht angefangen habe, weil ich mir eine kurze Pause gönnen wollte. Es gibt Momente, da reicht das für mich völlig aus, um beinahe auszurasten. Es mag beschämend sein, aber ich muss gestehen, in solchen Situationen schon einmal meinen kleinen Sohn angefahren zu haben: Er möge doch endlich schlafen, ich habe schließlich viel zu tun.
Unglaublich, welche Abgründe Gott mir durch mein Mama-Sein aufzeigt! Wenn ich im Nachhinein daran denke, schäme ich mich und bereue mein Verhalten. Es ist mir wichtig, meine Fehler und Schwächen offen zu bekennen. Zum einen, weil ich damit Gott erlauben kann, an mir zu arbeiten. Zum anderen, weil ich möchte, dass meine Kinder wissen, dass ich nicht perfekt bin und jeder Mensch Fehler macht und machen darf. Auch wenn ich dazu neige, mich von meinem Stolz leiten zu lassen, gelingt es mir zum Glück sehr gut, mich unmittelbar bei meinen Kindern zu entschuldigen. Diese offene Kommunikation und Ehrlichkeit gegenüber meinen Kindern empfinde ich als große Gnade.
Meine Kinder motivieren mich, mehr als alles andere, was mich je in meinem Leben motiviert hat, an mir zu arbeiten. Ich denke, als Eltern sind wir es unseren Kindern schuldig, unser Möglichstes zu tun, um unsere Wunden, Fehler und Schwächen nicht an ihnen auszulassen. Diese Situationen zeigen mir sehr deutlich auf, dass ich an meinem Fundament arbeiten darf, um im Alltagschaos nicht von Kleinigkeiten hinweggeschwemmt zu werden. Für meine Familie möchte ich wie ein Fels in der Brandung stehen. Allein kann ich das nicht, aber Gott kann es. Mit seiner Hilfe und Gnade kann es gelingen, Stück für Stück ein Fundament zu bauen, das den Stürmen des Alltags standhält.
Ich glaube, dass Gott schwierige Situationen oft verwendet, um auf ein wackeliges Fundament hinzuweisen. Wenn er mich umschubst, kommt zum Vorschein, was wirklich in mir steckt. Ich liebe diesen Vergleich von zwei Fässern: Wenn sie stehen, wirken sie vollkommen gleich, doch wenn sie umgeschubst werden, kommt das Innere hervor. Ein Fass ist voll mit Steinen, das andere mit Honig. Womit ist dein Fass gefüllt? Wie reagierst du, wenn du von den Umständen umgeworfen wirst? Findest du Steine, Groll und böse Worte, oder quillt aus dir Liebe, Verständnis und Geduld hervor?
Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich nun schon siebenmal bei meiner kleinen Tochter gewesen. Sie schläft zurzeit sehr unruhig und braucht viel Nähe. Es ist erst elf Uhr abends. Ich muss schmunzeln, wie sehr diese Worte auf mich zutreffen. Wie viele Steine noch in mir stecken. Erst langsam beginnt ein bisschen Honig zu fließen, und ich weiß, jedes bisschen davon ist geschenkt durch Gottes Gnade. Ich bin auch überzeugt, dass es Gottes wundervoller Masterplan ist, der dieses kleine Wesen so unglaublich süß gemacht hat, dass man ihr eigentlich nie wirklich böse sein kann.
Zurück zu Theorie und Praxis. Zu diesem Thema steht in der Bibel Folgendes im