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Kinderhandel
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eBook278 Seiten3 Stunden

Kinderhandel

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Über dieses E-Book

 

Kinderhandel ist ein sehr schmutziges Geschäft, weil es immer die trifft, welche den größten Schutz der Gesellschaft benötigen und die sich nicht dagegen wehren können. In dieser Geschichte geht es um drei Schwestern, welche nach einem schweren Erlebnis getrennt werden. Die Schwestern Maya und Chloe werden in unterschiedliche Pflegefamilien und die erwachsene dritte Schwester Fenja wird in eine Mädchen-WG untergebracht, da sie nicht in die elterliche Wohnung kommt. Der Vater hat die Schlüssel und der Hausbetreuer ist in den abgesprochenen Urlaub gefahren.
Der Kontakt zu ihren Schwestern wird Fenja vom Jugendamt ohne Begründung verweigert.


Was wird Fenja in der Wohngemeinschaft erleben?
Wird ihr die Wohngruppe das zu Hause ersetzen?
Wird Fenja ihre Schwestern wiedersehen?
Warum verweigert das Jugendamt jeglichen Kontakt der Schwestern?
Was ist mit den Eltern von Fenja und ihren Geschwistern geschehen?
Warum helfen weder die vorgesetzten Stellen des Jugendamtes im Bezirk und auf Landesebene?
Wer ist Amelie Etzkorn?

Viele Fragen! Wenn Sie Antworten wollen, müssen Sie die Geschichte lesen!

 

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen, lebend oder bereits verstorbenen, wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Die Autoren haben sich die künstlerische Freiheit erlaubt, fiktive Örtlichkeiten mit bekannten und vorhandenen Örtlichkeiten der Bundeshauptstadt Berlin zu vermischen.

 

2023


Urheberrecht/Copyright: Alle Rechte vorbehalten.
Verstöße gegen das Urheberrecht / Copyright werden strafrechtlich verfolgt !!!

 

 

PS: Dass im gesamten Werk Fehler in der Rechtschreibung und Grammatik vorhanden sein können, ist möglich. Es wurden bei der Bearbeitung 2022 das Rechtschreibprogramm von Word und das Duden-Mentor-Programm genutzt. Eine Lektorat-Prüfung ist bei dem geringen Verkaufspreis des E-Books zu kostenintensiv und würde den Einzelpreis stark anheben.

 

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum6. Mai 2022
ISBN9783755413202
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    Buchvorschau

    Kinderhandel - Thomas Berlin

    01. Der Rückflug

    Die letzten Stunden ihres Urlaubs waren angebrochen. Noch einmal Sonne tanken und das Meer genießen. Fenja lag in einer kleinen versteckten Bucht, hüllenlos am Strand. Ihre beiden Geschwister Maya und Chloe spielten im Wasser und ihre Eltern waren gerade schwimmen.

    Fenja schreckte hoch, als sie etwas Nasses auf ihren Körper fühlte und hörte, wie ihre beiden Schwestern lachten. Sie hatten mit ihren kleinen Sandeimern Wasser aus dem Meer geholt und über die schlafende Fenja gegossen. Jetzt lachten sie, weil ihre Schwester sehr erschrocken hochkam. Kaum war Fenja auf den Beinen, rannten ihre Schwestern sofort weg und sie folgte ihnen. Am Meer hatte sie die beiden Kleinen eingeholt und jetzt gab es eine ordentliche Wasserschlacht. Fenja war viel stärker als die beiden kleinen Mädchen, aber diese bekamen Unterstützung von Mama und Papa.

    „So Kinder, wir müssen jetzt ins Hotel und unsere Sachen holen. Das Urlaubsende ist leider erreicht", sagte der Vater und Fenjas Mutter war schon dabei, die Sachen einzupacken. Traurig liefen alle fünf zum Hotel, um ihr Gepäck aus den Zimmern zu holen und in der Hotelhalle auf den Shuttlebus zu warten.

    Zuerst ging es zum Miami International und von dort nach Atlanta. In Atlanta hatten sie drei Stunden Wartezeit, bevor der Hopser über den Großen Teich erfolgen sollte. Über 8 Stunden sollte dieser Sprung dauern, aber man konnte in der Zeit schlafen, soweit es bei den engen Sitzreihen und den vielen Menschen möglich war. Fenja hasste Langstreckenflüge und besonders Nachtflüge. Auf ihren letzten Flug hatte sie einen Dauer-Schnarcher hinter sich sitzen und Schlaf war unmöglich gewesen. Hoffentlich hatte sie diesmal mehr Glück.

    In Atlanta hatten Maya und Chloe wieder Hunger und entdeckten einen Burger King. Fenja wollte nur eine Cola und so saß man am Tisch, um die Wartezeit zu überbrücken. Die kleinen Mädchen nutzten die Zeit, um in der Spielecke noch einmal ausgiebig zu toben und Fenja machte mit. Sie waren richtig ausgelassen und nach mehr als einer Stunde waren alle drei geschafft.

    Nachdem Boarding hatten sie ihre Plätze aufgesucht und zu ihrem Glück hatten sie Plätze an einen Notausgang bekommen mit mehr Beinfreiheit. Die beiden Schwestern freuten sich über die Fensterplätze, nur konnten sie sich nicht einigen, wer auf welcher Seite sitzen und welcher Elternteil neben ihnen sitzen sollte. Fenja sah es locker, da sie am Gang sitzen konnte. Es dauerte nicht mehr lange, bis die Türen geschlossen wurden und die Aufforderung zum Anschnallen aufleuchtete. Gleichzeitig begannen die Flugbegleiterinnen die Sicherheitsvorschriften zu erklären und prüften, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren,

    Der Service konnte sich wirklich sehen lassen und das Abendessen schmeckte. Nach dem Essen hatten sich die beiden kleinen Schwestern hingelegt und schliefen, während Fenja mit den Eltern noch ein Video-Stream schauten. Danach stellten sie ihre Rückenlehnen in die Liegeposition und versuchten zu schlafen.

    Fenja wurde wach, weil jemand sie an der Schulter anfasste und leicht schüttelte.

    „Pass gut auf deine beiden Schwestern auf, hier stimmt etwas nicht. Tue weiter so, als ob du schläfst", flüsterte ihr Vater ihr ins Ohr und drückte sie wieder auf ihren Sitz, als sie sich aufrichten wollte.

    „Was ist los, Papa?", fragte Fenja.

    „Wir haben plötzlich die Flugrichtung geändert und sind in den Sinkflug gegangen. Pass auf deine Schwestern und dich auf, Fenja", flüsterte ihr Vater ihr noch einmal zu, bevor er wieder zu seinem Sitzplatz ging.

    Fenja drehte sich zur anderen Seite, wo ihre Schwestern ruhig schliefen. Als sie sich wieder normal hingelegt hatte, sah sie im vorderen Teil des Flugzeuges drei Männer mit Sturmhauben und Pistolen stehen. Die Flugbegleiterinnen saßen ängstlich auf ihren Sitzplätzen und ihre Eltern saßen auf der anderen Seite des Flugzeuges. Ihr Vater deutete ihr an, dass sie ruhig sein sollten.

    Zwei weitere Stunden war noch Ruhe im Flugzeug, bis ein schriller Ton alle Fluggäste aus dem Schlaf riss.

    „Los! Macht sofort das Licht an", forderte einer der drei Maskierten und eine Flugbegleiterin beeilte sich die Forderung zu erfüllen.

    „Aufwachen und zuhören! Unser Flugziel hat sich geändert. In zwanzig Minuten werden wir in Tripolis landen. Alle bleiben auf ihren Plätzen. Wer sich unseren Anweisungen widersetzt, bezahlt es mit seinem Leben!", schrie ein weiterer Maskierter.

    Maya und Chloe sahen Fenja zitternd an und man konnte ihre Angst deutlich im Gesicht erkennen.

    „Ich muss Pipi", sagte Chloe.

    Fenja stand auf und reichte ihren beiden Schwestern die Hand.

    „Hast Du mich nicht verstanden? Ich habe gesagt, dass ihr auf den Plätzen bleiben sollt!", schrie einer der Maskierten und hob seine Waffe in Fenjas Richtung.

    „Meine beiden jüngeren Schwestern müssen auf die Toilette oder sollen sie auf den Sitz kacken und pinkeln?", sagte Fenja in einem scharfen Ton.

    Der Maskierte wollte sofort zu Fenja laufen, wurde aber gehindert.

    „Geh mit den beiden Kleinen auf die Toilette, aber macht keine Dummheiten, sonst werdet ihr und die anderen Fluggäste es bereuen", sagte der Maskierte, welcher seinen Partner zurückgehalten hatte.

    Kaum war sie mit den beiden Mädchen wieder auf ihren Platz, setzte die Maschine zur Landung an.

    Nach dem Aufsetzen rollte das Flugzeug nur kurz auf der Landebahn, bis es zum Stehen kam. Durch das Fenster konnte Fenja sehen, dass sie nicht am Terminal standen.

    Ein vierter maskierter Mann tauchte auf und redete mit den anderen dreien. Er sprach in einer ihr unbekannten Sprache und ging wieder zurück zum Cockpit. Das wiederholte sich mehrmals, dann hörte man mehrere Fahrzeuge zum Flugzeug kommen und die vordere Tür links wurde geöffnet.

    Eine Frau in Uniform betrat die Kabine, begrüßte die Maskierten, umarmte diese und sprach längere Zeit mit ihnen. Nachdem sie noch einmal aus der geöffneten Tür gesehen hatte, ging sie langsam durch das Flugzeug und ließ immer wieder Fluggäste aufstehen. Fenja und ihre Schwestern mussten ebenfalls aufstehen und stehen bleiben.

    Als Fenjas Mutter sah, dass ihre Töchter standen, stand sie ebenfalls auf, wurde aber sofort von ihrem Mann wieder in den Sitz gezogen. Er sah seine Frau an und schüttelte den Kopf.

    „Alle aufgestandenen Personen treten in den Gang heraus, aber jede Reihe nacheinander und verlassen das Flugzeug", rief die Frau in Uniform.

    „Mama ist nicht aufgestanden", sagte Maya und schaute Fenja ängstlich an.

    „Mama kommt mit Papa später nach", antwortete Fenja ihren Schwestern, trat in den Gang des Flugzeuges, um es zu verlassen. Sie drehte sich kurz vorher noch einmal um, um zu ihren Eltern zu sehen. Es war das letzte Mal, dass sie ihre Eltern sah.

    Als sie mit ihren Schwestern aus der Flugzeugtür trat, spürte sie die enorme Wärme in Tripolis und gingen die Gangway hinunter. Sie sah die anderen Fluggäste in einen Bus einsteigen, folgte ihnen mit ihren Schwestern an der Hand und sah auf den Weg dorthin bewaffnete Soldaten stehen.

    Im Bus setzte sie sich auf eine freie Sitzbank am Fenster und beobachtete das Aussteigen der anderen Fluggäste. Es waren nur junge Frauen mit Kindern, die das Flugzeug verlassen durften. Nachdem die letzten Fluggäste das Flugzeug verlassen hatten, stiegen die bewaffneten Männer wieder ins Flugzeug.

    Der Bus schloss die Türen und fuhr zum Terminal.

    02. Zwei Monate später

    Fenja! Bewege deinen Hintern aus dem Bett, du bist mit dem Frühstück an der Reihe", rief Ruth, eine Mitbewohnerin der Mädchen-WG und schlug mehrfach an die Zimmertür von Fenja.

    Rückblick Anfang:

    Nachdem Fenja und ihre Schwestern am Terminal ankamen, wurden sie in einen abgesperrten Teil geführt, wo sich zuerst Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes um sie kümmerten. Anschließend musste Fenja viele Fragen beantworten und einige Bogen ausfüllen. In einem Hotel wurden sie für eine Nacht untergebracht und am nächsten Tag zur deutschen Botschaft gefahren.

    Nach fünf Tagen bekamen sie neue Reisepässe und wurden von Mitarbeitern des Roten Kreuzes auf einen Flug nach Frankfurt am Main begleitet. In Frankfurt wartete ein Mitarbeiter des Berliner Jugendamtes Berlin, Herr Otto, auf die drei Geschwister. In Berlin wurden ihre beiden Schwestern in zwei Pflegefamilien und Fenja in einer Mädchen-WG untergebracht.

    Rückblick Ende!

    Fenja stand auf, ging in die Küche und begann das Frühstück vorzubereiten. Der Geruch frischen Kaffees lockte die anderen WG-Bewohnerinnen aus ihren Zimmern. Schnell saßen Ruth, Jasmina, Lydia und Amelie mit am Tisch. Nach dem Frühstück ging Fenja ins Bad und zog sich an. Arbeiten musste Fenja im Moment nicht, da sie krankgeschrieben war. Heute hatte sie einen Termin beim Jugendamt, denn sie wollte zu ihren Schwestern, was ihr bisher nicht erlaubt wurde.

    Im Jugendamt klopfte Fenja an die Tür des zuständigen Sachbearbeiters Herrn Otto und durfte eintreten.

    „Fenja, was kann ich für Dich tun", fragte der Sachbearbeiter.

    „Ich möchte Kontakt zu meinen beiden Schwestern haben. Geben Sie mir bitte ihre Anschriften", forderte Fenja.

    „Ich werde dir die Anschriften deiner Schwestern nicht geben. Es wäre nicht gut, dass deine Schwestern wieder an diesen schrecklichen Tag erinnert werden", erwiderte Herr Otto.

    „Ich bestehe auf den Umgang mit meinen beiden Schwestern. Nur gemeinsam können wir die Ereignisse aufarbeiten", antwortete Fenja dem Sachbearbeiter.

    „Ich sagte Dir bereits, dass du die Anschriften deiner Schwestern von mir nicht bekommst. Du würdest deine Schwestern nur an diesen schrecklichen Tag erinnern und das kann ich nicht verantworten", sagte Herr Otto sehr energisch zu ihr.

    „Darüber ist nicht das letzte Wort gesprochen, Herr Otto. Ich werde mein Umgangsrecht notfalls über das Familiengericht einklagen", schrie Fenja den Sachbearbeiter an.

    Nach dieser Antwort wurde sie sehr unfreundlich gebeten, das Büro zu verlassen und der Sicherheitsdienst gerufen.

    Fenja liefen die Tränen und sie konnte das Jugendamt nicht verstehen. Wie konnte dieser Arsch von Sachbearbeiter sie von ihren Schwestern trennen?

    Es gab noch weitere Probleme für Fenja, denn in das Haus ihrer Eltern konnte sie nicht, da ihre Schlüssel im Haus waren. Nur ihre Eltern hatten ihre Schlüssel mitgenommen. Sie kam nicht an ihre Kleidung und wichtigen Unterlagen für ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau heran. Mutlos lief sie zur WG zurück, wo sie bereits erwartet wurde.

    Die Betreuerin der WG wartete, um mit ihr über das Gespräch beim Jugendamt zu reden. Der Sachbearbeiter hatte sich über ihr Verhalten beschwert. Es war jetzt bereits die dritte Beschwerde des Sachbearbeiters und es würde Folgen haben, wenn noch weitere kommen würden.

    „Ich will zu meinen kleinen Schwestern, ob es diesen Sesselfurzer von Sachbearbeiter Otto passt oder nicht. Jeden Tag werde ich in seinem Büro stehen, bis ich zu meinen Schwestern darf. Ich bin volljährig und lasse mir das von keinem verbieten. Hören Sie …. Von Keinem !!", schrie Fenja die Betreuerin an, rannte in ihr Zimmer, warf die Tür zu und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und konnte sich nicht beruhigen. Erst nahm man ihr ihre geliebten Eltern und jetzt noch ihre kleinen Schwestern.

    „So geht das nicht", sagte Frau Kreuznagel und betrat, ohne anzuklopfen, das Zimmer.

    Raus aus meinem Zimmer! Betreten sie nicht noch einmal mein Zimmer, ohne vorher anzuklopfen, Frau Kreuznagel, sagte Fenja in einen gefährlichen Ton, stand auf, schubste die Frau aus ihrem Zimmer und verschloss die Tür.

    Sie muss vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn ein leises Klopfen an ihrer Zimmertür weckte sie. Noch einmal klopfte es leicht und sie stand auf und öffnete die Tür.

    „Darf ich hereinkommen", fragte Amelie und Fenja ließ sie ins Zimmer.

    „Ist die Kreuznagel noch da", fragte sie Amelie.

    „Nein, sie ist vor einer Stunde gegangen. Sie war sauer gewesen und hat die ganze Zeit mit dem Jugendamt und dem Träger der WG telefoniert. Ich habe was von einem Umzug nach München gehört, wenn du noch einmal auffällig wirst", erzählte Amelie.

    „Ich werde nicht freiwillig nach München ziehen und mich von meinen Schwestern trennen lassen. Wenn ich nur in das Haus meiner Eltern kommen würde, wäre ich weg von hier", sagte Fenja.

    „Was ist mit dem Haus deiner Eltern", fragte Amelie und schaute Sie an.

    „Ich komme nicht hinein, weil meine Schlüssel im Haus liegen und unser Nachbar, der unser Haus betreut hatte, am Tag unserer Abreise aus Amerika für drei Monate nach Australien geflogen ist.

    „Kann man nicht durch ein Fenster ins Haus kommen", fragte Amelie.

    „Alle Außentüren und Fenster sind alarmgesichert. Da kommt man nicht herein", antwortete Fenja ihr.

    „Wo läuft der Alarm auf? Bei der Polizei oder beim Wachschutz?", fragte Amelie.

    „Du willst aber ziemlich viel Wissen von unserem Haus, Amelie?", fragte Fenja lachend.

    „Vielleicht kann ich dir helfen und dazu brauche ich Informationen", antwortete Amelie.

    „Wie willst du das tun?", fragte sie.

    „Ich habe acht Vorstrafen wegen Wohnungseinbruch. Bisher habe ich jedes Schloss knacken können. Bei dem Haus deiner Eltern wäre es nicht einmal strafbar, weil du die Verfügungsrechte hast, als Tochter des Eigentümers", antwortete die Mitbewohnerin der WG.

    Das Gespräch hatte Fenja etwas aufgemuntert und gab ihr die Hoffnung, wieder in ihr gewohntes Umfeld gehen zu können. Sie wollte nicht in dieser WG bleiben. Amelie fand sie sympathisch, weil sie nicht so zickig und eingebildet war wie die anderen Mädchen hier.

    „Warum bist Du in dieser WG, Amelie und wie alt bist du?", fragte Fenja neugierig.

    „Ich bin vor fünf Wochen 18 geworden. Hier bin ich jetzt zwei Jahre, weil mich meine Eltern hinausgeschmissen haben, als ich aus dem Jugendknast kam. Ich hatte das zweite Mal einen Dauerarrest von 4 Wochen bekommen und diesmal musste ich ihn absitzen. Direkt aus dem Knast bin ich hierhergekommen. Meine Eltern haben mir verboten, sie zu besuchen. Meine Straftaten hätten ihren Ruf erheblich geschadet, war ihre Begründung gewesen. Mein Vater ist Schulleiter eines Gymnasiums und meine Mutter Schulleiterin einer Gesamtschule in Berlin, da passt eine kriminelle Tochter nicht ins Gesamtbild", erzählte Amelie und klang traurig, aber gleichzeitig auch wütend.

    „Du bist auch nicht freiwillig hier, genauso wie ich. Aber warum bleibst du hier? Du kannst gehen, da du volljährig bist. Ich muss hierbleiben, bis ich wieder in unser Haus kann, dann bin ich hier weg und hole meine zwei kleinen Schwestern nach Hause", sagte Fenja zu Amelie.

    „Wo soll ich hin? Ich habe keine Freunde, keine Arbeit, keine Wohnung. Freunde hatte ich nie, jedenfalls keine, die es ehrlich gemeint haben. Eine Arbeit oder Ausbildungsstelle? Woher soll ich die haben? Wer nimmt eine Jugendliche ohne Schulabschluss, die im Knast war und darum habe ich keine Wohnung", antwortete ihre Besucherin.

    Die Zimmertür wurde aufgestoßen und Ruth stand im Zimmer.

    „Los! Ab in die Küche und Abendessen machen, ihr faulen Weiber! Wir haben Hunger! Beeilung, ihr seid spät dran!", brüllte Ruth.

    „Hast Du einen Hirnschaden oder warum spielst du dich so auf. Mach dir selbst etwas zu essen. Ich koche heute nicht und morgen auch nicht", brüllte Fenja im gleichen Ton zurück.

    „Ich koche heute und die nächsten 7 Tage ebenfalls nicht", ergänzte Amelie Fenjas Worte und sah, wie Ruth ein wütendes Gesicht bekam.

    Lydia ist voll besoffen, wer soll sonst kochen, außer Euch beiden lesbischen Schnepfen?, fragte Ruth und stemmte die Hände in ihre Seiten.

    „Du und deine Freundin Jasmina zum Beispiel. Solange ich hier in der WG bin, habe ich Euch nicht einmal Küchenarbeit machen sehen. Also bewege deinen Hintern aus meinem Zimmer oder ich helfe dir den Ausgang zu finden", sagte Fenja mit einer sehr gefährlich wirkenden ruhigen Stimme.

    Sie stand auf und lief auf Ruth zu, die langsam rückwärts Richtung Zimmertür ging und sagte:

    „Ich werde es Frau Kreuznagel erzählen, dass ihr die Gemeinschaftsarbeit verweigert. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"

    „Du kannst gleich von meinem Handy die Kreuznagel anrufen, wegen der Telefonkosten und so. Ach ja, Du kannst ihr sagen, dass sie uns beide kreuzweise am Arsch lecken kann, und jetzt raus hier!", sagte Amelie, ging auf Ruth zu, schob sie aus dem Zimmer und schloss die Zimmertür. Sie schaute Fenja an und beide fingen an zu lachen.

    Amelie sah ihr genau in die Augen. Beide hörten auf zu lachen und erforschten gegenseitig ihre Augen, bis Fenja ihre Hand nahm, mit ihr zu ihrem Zweisitzer ging und sie sich hinsetzten. Immer noch schauten sie sich in die Augen, bis Amelie sagte: Du bist gar nicht so eingebildet und hochnäsig, wie ich dachte. Du liegst voll auf meiner Wellenlänge. Schön, dass ich dich hier getroffen habe!

    „Ich finde dich sehr sympathisch. Mit dir wird der Aufenthalt in der WG bestimmt nicht langweilig, Was machen wir heute noch", fragte Fenja.

    Bevor Amelie eine Antwort geben konnte, riss Ruth erneut die Tür auf und rief: „Ihr sollt sofort Essen für uns machen, sonst gibt es Ärger, hat Frau Kreuznagel gesagt!"

    Amelie wollte sofort etwas sagen, aber Fenja hielt sie zurück, stand auf, nahm ihre Hand und ging mit ihr in die Küche. Ruth folgte ihr und beobachtete sie. Zuerst sah Fenja in das Gefrierfach und entdeckte einen großen Beutel Spinat. Sie wusste, dass der Inhalt portionierbar war. Aus der Kartoffelkiste nahm sie sechs kleinere Kartoffeln, die sie unter fließend Wasser mit einer Bürste sauber machte. Sie stellte zwei saubere Teller auf den Tisch, legte Besteck dazu und stellte Salz sowie Pfeffer auf den Tisch. Es folgten zwei Gläser mit kaltem Wasser, in die sie jeweils einen Teebeutel gab und den Zucker auf den Tisch stellte. Auf den Tellern richtete sie die rohen, gewaschenen Kartoffeln, jeweils vier gefrorene Portionstaler Spinat und ein rohes aufgeschlagenes Ei an und rief: Euer Essen ist fertig, guten Appetit, ihr Schnepfen!!

    Was soll das sein? Das ist alles roh und kalt!, sagte Ruth.

    Kartoffeln, Spinat, Ei und Tee! Ich sollte Essen für Euch machen. Von Kochen habt ihr nichts gesagt und ich liebe die Kalte Küche! Man kann alles ohne Schaden kalt essen. Solltet ihr es warm essen wollen, wisst ihr ja, wie man etwas warm machen kann, sagte Fenja und nahm Amelie, die sich das Lachen krampfhaft verkneifen musste, an der Hand mit aus der Küche und sagte dann zu ihr:

    „Amelie hole dir eine Jacke und schließe dein Zimmer ab. Wir gehen jetzt Pizza essen. Ich lade dich dazu ein!"

    03. Überraschung

    „Aufstehen! Schließe sofort die Tür auf, Fenja", rief Frau Kreuznagel vor der Tür und schlug immer wieder dagegen.

    Fenja schlug ihre Augen auf und fasste sich an den Kopf. Sie hatte starke Kopfschmerzen und schlecht war ihr ebenfalls. Als sie aufstehen wollte, wurde sie festgehalten. Sie sah neben sich und sah Amelie, die ihren Arm um sie gelegt hatte und schlief. Vorsichtig befreite sich Fenja aus der Umarmung von Amelie und schlug die Bettdecke zurück. Beide hatten sie ihre Unterwäsche noch an und sie atmete auf. Da es weiter an der Tür klopfte, ging sie und öffnete die Tür einen Spalt.

    „Machen sie nicht so einen Radau, Amelie schläft noch. Was wollen sie, Frau Kreuznagel?", fragte sie die Betreuerin, die sie mit großen Augen ansah.

    „Ich will sofort in dein Zimmer, mach also Platz, damit ich die Tür öffnen kann", forderte Frau Kreuznagel und drückte gegen die Tür, um diese weiter zu öffnen.

    „Nein dürfen sie nicht. Wenn wir angezogen sind, dürfen sie das Zimmer betreten, aber nicht vorher", antwortete Fenja und warf sich mit ihrem Körpergewicht gegen die Tür. Als

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