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DAS WAR DER WILDE WESTEN: Der Roman zum Film
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eBook373 Seiten5 Stunden

DAS WAR DER WILDE WESTEN: Der Roman zum Film

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Über dieses E-Book

Sie kamen über die Flüsse und mit den großen Wagentrecks und trotzten den endlosen Entfernungen der Great Plains und den eisigen Pässen der Sierra Nevada. Es waren Männer wie der rastlose Linus Rawlings, der im Land der Indianer zu überleben gelernt hatte, und der nach Osten gegangen war, um das Meer zu sehen, aber der sein Herz - und seine Heimat - im Westen zurückgelassen hatte. Es waren Frauen wie Lilith Prescott, eine kluge, temperamentvolle Schönheit, die vor ihrer Familie floh und sich in der vom Goldfieber gepackten Grenzregion in einen Spieler verliebte.

Diese Männer und Frauen säten mit ihrem Mut und ihrem Blut den Samen einer Nation.

Dies ist die Geschichte, wie sich ihre Wege inmitten des epischen Kampfes gegen wilde Feinde und die Grausamkeit der Natur kreuzten, um schließlich den reichen und ungezähmten Westen für alle Zeiten zu gewinnen...

Das war der Wilde Westen ist die Roman-Adaption des epischen Western-Filmmeisterwerks aus dem Jahre 1962 (Regie: John Ford, Henry Hathaway, George Marshall und Richard Thorpe), das mit drei Oscars ausgezeichnet wurde und das durch die Mitwirkung von James Stewart, Gregory Peck, Eli Wallach, Carroll Baker, Karl Malden, George Peppard, John Wayne, Richard Widmark u. v. a. starbesetzt war.

Der Apex-Verlag veröffentlicht Louis L'Amours monumentale Romanfassung in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. Jan. 2019
ISBN9783743893764
DAS WAR DER WILDE WESTEN: Der Roman zum Film

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    Buchvorschau

    DAS WAR DER WILDE WESTEN - Louis L' Amour

    Das Buch

    Sie kamen über die Flüsse und mit den großen Wagentrecks und trotzten den endlosen Entfernungen der Great Plains und den eisigen Pässen der Sierra Nevada. Es waren Männer wie der rastlose Linus Rawlings, der im Land der Indianer zu überleben gelernt hatte, und der nach Osten gegangen war, um das Meer zu sehen, aber der sein Herz - und seine Heimat - im Westen zurückgelassen hatte. Es waren Frauen wie Lilith Prescott, eine kluge, temperamentvolle Schönheit, die vor ihrer Familie floh und sich in der vom Goldfieber gepackten Grenzregion in einen Spieler verliebte.

    Diese Männer und Frauen säten mit ihrem Mut und ihrem Blut den Samen einer Nation.

    Dies ist die Geschichte, wie sich ihre Wege inmitten des epischen Kampfes gegen wilde Feinde und die Grausamkeit der Natur kreuzten, um schließlich den reichen und ungezähmten Westen für alle Zeiten zu gewinnen...

    Das war der Wilde Westen ist die Roman-Adaption des epischen Western-Filmmeisterwerks aus dem Jahre 1962 (Regie: John Ford, Henry Hathaway, George Marshall und Richard Thorpe), das mit drei Oscars ausgezeichnet wurde und das durch die Mitwirkung von James Stewart, Gregory Peck, Eli Wallach, Carroll Baker, Karl Malden, George Peppard, John Wayne, Richard Widmark u. v. a. starbesetzt war.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht Louis L'Amours monumentale Romanfassung in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe.

    DAS WAR DER WILDE WESTEN

    Erster Teil: DIE FLÜSSE

    Das schimmernde Land lag weit offen - bereit, erobert zu werden. Der Weg in dieses Land waren die Flüsse. Langsam und mächtig, reißend und schäumend - die Flüsse waren die ersten Straßen, welche die Siedler benutzten. Sie bauten Flöße und Flachboote und fuhren damit über das Wasser, das grün, braun, schwarz und schaumfleckig war, das aber mitten hinein in dieses gefährliche, doch noch schlummernde, jungfräuliche Land führte, wo ungeahnte Reichtümer auf den starken und verwegenen Eroberer warteten...

    1.

    Die Sonne stand noch keine Stunde am Himmel, als Linus Rawlings auf die Spuren der Ute-Indianer stieß. Die hohen Wände des sich immer mehr verengenden Tales am Rio Grande versperrten jeden Fluchtweg. Linus wusste, dass er nun Ärger bekommen würde. Die Rothäute befanden sich zweifellos auf dem Kriegspfad.

    Er bewies wieder einmal, dass er ein Mann von unendlicher Geduld sein konnte, denn lange saß er im Schatten der hohen Espen auf seinem Pferd, die drei Packtiere mit dem Winterfang an Pelzen hinter sich. Vor ihm erstreckte sich ein vom ersten grünen Frühlingshauch gezeichneter Berghang.

    Nichts rührte sich auf diesem Hang; genauso wenig wie unten im Tal. Nur die Blätter der Espen raschelten leise im leichten Wind. Aber Linus traute niemals dem äußeren Anschein im Indianergebiet. Also blieb er, wo er war.

    Solange er sich nicht bewegte, war er gegen den dunklen Hintergrund der Espen nicht zu erkennen, denn seine Kleidung, seine Pferde und deren Last waren von unauffälliger Farbe und passten sich gut der Umgebung an. Methodisch suchte sein Blick den Hang ab. Jedes Gebüsch, jeden Baum von einer Seite bis zur anderen beobachtete er sehr sorgfältig. Er achtete auf jeden Felsen, auf jede Farbveränderung im Gras.

    Es war schon sehr lange her, dass Linus Rawlings sich einmal auf einer Hügelkuppe klar gegen den Himmel abgezeichnet oder neben einem brennenden Lagerfeuer geschlafen hatte. Er hatte Männer gekannt, die beides getan hatten... und diese Männer waren jetzt tot. Es war also durchaus kein Zufall, wenn er stets nur vor einem Hintergrund anhielt, der ein Erkennen seiner Umrisse so gut wie unmöglich machte.

    Im Indianergebiet durfte man niemals ein Risiko eingehen, ob man nun Feinde vermutete oder nicht. Man lernte auch, ein nur sehr kleines Feuer zum Essenkochen anzuzünden, nach dem Essen unverzüglich seine Position zu wechseln und ein ganzes Stück entfernt ohne Lagerfeuer irgendwo im Dunkeln zu schlafen.

    Alles das waren simple Regeln, um im Indianergebiet zu überleben. Aber daneben gab es auch noch einige andere, wie zum Beispiel niemals einen Schritt ohne Waffe zu gehen oder auf jede Bewegung von Vögeln oder anderen Tieren zu achten. Gerade letzteres kündete meistens Gefahr an.

    Linus dachte gar nicht mehr über die Notwendigkeit solcher Dinge nach, denn sie waren ihm genauso selbstverständlich geworden wie das Atmen.

    Äußerst misstrauisch musterte er immer noch den Hang. Linus Rawlings' nach außen hin so lässige Haltung täuschte. Dahinter verbargen sich die geschärften Sinne eines Mannes, der zweiunddreißig Jahre im Westen gelebt hatte. In den dunklen Wäldern von West-Pennsylvania geboren, wo seine Familie sich als eine der ersten angesiedelt hatte, war Linus später mit seinem Vater weiter nach Westen gezogen. Nach dem Tode seines Vaters, Linus war damals gerade fünfzehn Jahre alt gewesen, war der Junge von Illinois aus mit einem Kielboot noch weiter nach Westen gekommen, um hier nach Pelzen zu jagen. In den darauffolgenden sechzehn Jahren hatte er das ganze Land durchstreift, vom Kootenai-River in Montana bis zum Gila in Arizona, von der Küste des Pazifiks bis zu den östlichen Hängen der Black Hills. Er hatte zusammen mit Jim Bridger, Onkel Dick Wootton, Bill Williams, Joe Walker, Osborne Russell und Jedediah Smith Fallen gestellt. Abgesehen von einem kurzen Besuch im Pueblo von Los Angeles hatte er in jenen Jahren nur zweimal die Berge verlassen. Diese beiden Reisen aus den Bergen hatten ihn nach St. Louis und New Orleans geführt.

    Jetzt versuchte er sich vorzustellen, welchen Weg die Indianer wahrscheinlich einschlagen würden, aber so sorgfältig er sich auch umsah, er konnte nicht die geringste Bewegung entdecken. Nichts. Doch dann erinnerte er sich daran, was ihm Kit Carson vor vielen Jahren einmal gesagt hatte. Wenn du Indianer siehst, sei vorsichtig. Wenn du sie nicht siehst, sei doppelt vorsichtig!

    Linus hatte großen Respekt vor jedem Indianer. Er kannte ihn als einen wild und verbissen kämpfenden Mann, dessen Lebensinhalt Krieg und Pferdediebstahl waren. Der Indianer kannte die Wildnis und wusste sich allen Gegebenheiten anzupassen. Keine Katze könnte sich ruhiger bewegen; kein Habicht hatte ein schärferes Auge. Das Leben eines Indianers hing von der Schärfe seiner Sinne ab. Im Indianergebiet konnte nur überleben, wer ein noch besserer Indianer war.

    Die Zeit verstrich. Die Morgensonne tauchte allmählich die Berggipfel in goldenes Licht. Kein Grashalm bewegte sich. Nur das Laub der Espen bewegte sich kaum wahrnehmbar. Ein Packpferd stampfte ungeduldig mit den Hufen. Über einem niedrigen Busch summte eine Biene.

    Linus hatte das Gewehr quer vor sich auf dem Sattel liegen. Die Mündung zeigte zum Hang hinab. Der rechte Zeigefinger war um den Abzug gekrümmt, der Daumen hielt den Hammer zurück.

    Etwas unterhalb zu seiner Rechten gab es eine größere Gruppe von Espen. Linus schätzte ihre Höhe im Vergleich zu seiner eigenen Position. Um sie zu erreichen, würde er nicht länger als eine Minute im Freien zu sehen sein. Als er dort angekommen war, ritt er im entgegengesetzten Winkel weiter den Hang hinab. Bereits nach kurzer Entfernung verengte sich das Tal noch mehr. Doch kurz darauf wurde es breiter und mündete schließlich in die Ebene. Falls die Indianer etwas von ihm wissen sollten, wäre dort der geeignete Platz für einen Hinterhalt.

    Linus hatte es nicht eilig. Die Fleischtöpfe des Ostens konnten ruhig noch ein paar Stunden oder auch Tage länger auf ihn warten. Sehr langsam und äußerst vorsichtig, sich stets an eine Seite des Tales haltend, arbeitete er sich vorwärts. Auf der Talsohle folgte er dem Flusslauf und benutzte die hier vereinzelt wachsenden Bäume als Deckung.

    Als er die Stelle erreicht hatte, wo die Ute-Indianer den Fluss durchquert hatten, hielt er an und tränkte seine Pferde. Erst als die Tiere genug hatten, stieg auch er ab und trank etwas weiter stromaufwärts. Er stand gerade wieder auf, als er den Schuss hörte. Regungslos blieb er stehen und lauschte.

    Wo war dieser Schuss gefallen? Eine halbe Meile entfernt? Eine ganze Meile?

    Dem zweiten Schuss folgten in rascher Folge noch drei weitere.

    Linus stieg wieder in den Sattel und überquerte den Fluss. Auch auf dem anderen Ufer hielt er sich im Schatten der Bäume. Als er eine Stelle erreichte, wo der Fluss eine etwas höhere Bodenwelle durchschnitt, trieb er sein Pferd hinauf. Von hier oben aus hatte er einen guten Überblick.

    Vor ihm erstreckte sich eine Wiese von etwa dreihundert Acres. Zur Linken staute sich der Fluss etwas, wahrscheinlich durch einen Biberdamm. Hinter der Wiese floss er erneut quer durch das Tal und schlängelte sich dann auf der gegenüberliegenden Seite dahin. An dieser besonders engen Stelle ragten die Gebirgswände etwa tausend Fuß über die Wiese empor.

    Ein Mann zu Fuß könnte fast überall dort hinaufsteigen, aber für ein Pferd dürfte es nirgends möglich sein.

    Ein blaues Rauchwölkchen hing über dem im Morgentau silbrig glitzernden Gras. Etwa fünfzig Yards davon entfernt wälzte sich ein Pferd auf dem Boden und schlug wild mit den Hufen um sich.

    Zunächst konnte Linus nichts weiter sehen. Das Indianerpony schlug ein letztes Mal verzweifelt aus, dann lag es still. Es war tot.

    Und dann bewegte sich ein Indianer. Sekunden später entdeckte Linus zwei weitere. Alle drei starrten zur Wiese hinab und hielten Linus den Rücken zugewandt.

    Die Gruppe war ganz offensichtlich in einen Hinterhalt geraten. Wahrscheinlich, so überlegte Linus, war sie einer anderen Gruppe gefolgt. Entweder Arapahoes oder Trappern. Linus richtete sich so hoch wie möglich in den Steigbügeln auf, und jetzt konnte er sie auch ganz klar sehen: Fünf Trapper lagen in einer Büffelmulde. Zweifellos hatten sie ihre Pferde zwischen den Bäumen unten am Fluss versteckt, wo dieser quer durch die Wiese floss. Ein oder zwei Mann hatten sie sicher als Wache zurückgelassen.

    Dicht neben dem toten Pony lag ein toter Indianer. Falls es auch Verwundete gegeben haben sollte, so hatte man sie jedenfalls gut verborgen. Zahlenmäßig waren die Rothäute den Weißen immer noch zwei zu eins überlegen.

    Sehr sorgfältig suchte Linus das Gelände vor sich ab. Er konnte noch mehrere Indianer entdecken. Die anderen mussten sich irgendwo zwischen den Bäumen unten am Fluss versteckt haben.

    Linus konnte im Moment nichts unternehmen, wenn er sich nicht selbst einem Angriff der Utes aussetzen wollte. Auch die Männer im Hinterhalt konnten das Feuer auf ihn eröffnen, weil sie ihn nicht sofort als Weißen erkennen würden. Er konnte weiter nichts tun, als abzuwarten... vielleicht ergab sich für ihn ja irgendwie eine Chance, das offene Wiesengelände zu überqueren.

    Hier oben gab es nur ein paar vereinzelte Bäume, aber zu seiner Linken erstreckte sich ziemlich dichter Wald, der sich kreuz und quer durch das enge Tal zog.

    Linus brauchte nicht zu befürchten, gesehen zu werden. Er blieb im Sattel und bereitete sich darauf vor, entweder zu kämpfen oder zu fliehen, je nachdem, wie es die jeweilige Situation gerade erfordern würde.

    Sein Blick suchte unaufhörlich die Wiese ab und wanderte bis zum Fluss hinüber. Und dann sah er, was er schon halb vermutet hatte. Zwei Indianer krochen durch das hohe Gras auf die Büffelmulde zu. Als die anderen geflohen waren, hatten sich diese beiden absichtlich vom Pferd fallen lassen und sich tot gestellt, um diesen hinterlistigen Angriff durchführen zu können.

    Linus hob das Gewehr und schätzte die Entfernung. Das Ziel war schlecht für die Reichweite seiner Waffe. Während er noch zögernd überlegte, ob er nicht wenigstens einen Warnschuss abfeuern sollte, kam ihm jemand zuvor. Zwischen den Bäumen, wo er die Pferde vermutete, krachte ein Schuss auf. Einer der beiden Utes stieß einen heiseren Schrei aus und sprang auf die Beine. Fast gleichzeitig dröhnten zwei Schüsse aus schweren Büffelgewehren in der Mulde auf. Der Indianer wurde zurückgeworfen, stürzte ins Gras, zuckte noch ein paar Sekunden und lag dann still.

    Der andere Ute hatte sich nicht gerührt. Auch drei weitere Schüsse, die dicht neben ihm in den Boden klatschten, vermochten nicht, ihn zu einer Reaktion zu bewegen.

    Linus kaute nachdenklich auf einem Grashalm herum und überlegte, wie selten doch ein Kampf so verlief, wie man es erwartete; offene, wilde Auseinandersetzungen gab es kaum. Meistens war es so wie hier - ein paar Schüsse, dann endloses Warten, während nichts geschah.

    Die Trapper hatten ihren. Platz gut gewählt. Ein solcher Hinterhalt in offenem Gelände gehörte zu den Tricks der Indianer. Diesmal schienen jedoch die Utes von ihrer eigenen Taktik überrascht worden zu sein. Jeder Gegenangriff von Seiten der Indianer war wegen des Mannes, der sich zwischen der Weiden drüben am Fluss versteckt hatte, äußerst schwierig.

    Wenn die Sache jedoch bis zum Einbruch der Dunkelheit so weitergehen sollte, dann wäre diese günstige Position für die Trapper wertlos. Sie würden dann von den Indianern, die ja in der Überzahl waren, leicht überrannt werden können. Der Hinterhalt war gewiss nicht schlecht gewählt, aber die Trapper hatten damit zugleich einen Bären am Schwanze gefangen. Nachdem es ihnen nicht gelungen war, den größeren Teil der Rothäute gleich beim ersten Angriff außer Gefecht zu setzen befanden sie sich jetzt in einer alles andere als beneidenswerten Position.

    Allmählich begriff Linus aber auch, dass er selbst nicht viel besser dran war. Auch seine Lage wurde immer gefährlicher. Jeden Augenblick konnten weitere Indianergruppen hier auftauchen, die sich mit der ersten vereinigen wollten. Er musste aber auch mit der Möglichkeit rechnen, dass sich die Utes zurückzogen. Dann würde man ihn hier leicht entdecken. Bekamen ihn die Indianer aber erst einmal zu Gesicht, würden sie ihn sehr rasch umzingelt und getötet haben, da er ja von den anderen Weißen abgeschnitten war.

    Ein für die Rothäute unerwarteter Angriff von seiner Seite konnte dagegen die Lage zu seinen Gunsten entscheiden. Drei Utes befanden sich in Reichweite seines Gewehres; einer ziemlich weit entfernt, die beiden anderen dagegen recht nahe. Linus atmete einmal tief ein und aus, dann drückte er ab. Das Echo des Schusses brach sich rollend an den hohen Wänden des engen Tales. Der Indianer, auf den Linus geschossen hatte, zuckte zusammen, drehte sich einmal um seine eigene Achse und blieb auf dem Rücken liegen. Linus feuerte sofort ein zweites Mal. Diesmal hatte er den Lauf etwas nach links bewegt. Mit einem kurzen Ruck riss er das Gewehr noch weiter nach links und drückte zum dritten Mal ab. Die Schüsse waren so rasch hintereinander gefallen, dass ihr Echo wie ein einziges klang.

    Der erste Schuss war ein klarer Treffer gewesen, der zweite danebengegangen, der dritte wieder ein Treffer.

    Linus gab seinem Pferd die Sporen, stieß einen gellenden Schrei aus und galoppierte über die Wiese. Dieser plötzliche Angriff sollte bei den Utes den Eindruck erwecken, es mit mehreren Gegnern zu tun zu haben. Das Überraschungsmoment würde ihm einen kleinen Vorsprung verschaffen.

    Seine Rechnung ging auch prompt auf. Die Utes flohen schleunigst zwischen die Büsche. Als Linus an der Büffelmulde vorbeipreschte, sah er, wie sich die Trapper aufgerichtet hatten und die fliehenden Rothäute unter Beschuss nahmen. Linus hielt erst zwischen den Weiden am Fluss wieder an. Ein hagerer, aber sehr kräftig gebauter Mann mit leicht hängenden Schultern trat hinter einem Baum hervor.

    »He, Linus...!«, rief er und grinste, als er nun langsam nähertrat. »Du bist gerade im richtigen Moment aufgetaucht! Wo kommst du denn auf einmal her?«

    »Von da drüben.«

    Die anderen Trapper näherten sich und stiegen in die Sättel. Ihre Packpferde waren schwerbeladen.

    »Allerhand Pelze«, stellte Linus fest.

    »War zunächst 'n schlechtes Jahr«, erklärte Williams. »Aber vor ein paar Wochen gelangten wir in eine Gegend, wo wir mehr gefangen haben als das ganze Jahr vorher.«

    Williams schwang ein Bein über den Sattel.

    »Wir wollen am Rio Grande entlang nach Taos hinunter.«

    Linus dirigierte sein Pferd zu Williams hinüber.

    »Ich will nach dem Osten. Den Platte und Missouri hinunter und dann den Ohio hinauf. Hab' plötzlich Verlangen nach Meerwasser.«

    »Wohl eher nach hübschen Mädchen, was?« grinste Williams.

    »Auch das«, gab Linus zu. »Ist ja schon 'ne Ewigkeit her, seit ich ein weibliches Wesen in Spitzen und Rüschen und so gesehen hab'. Das will ich jetzt nachholen. In der Hauptstadt hab' ich aber den Ozean im Sinn. Ich habe nachgedacht. Ein Mann, so alt wie ich... und nichts weiter als Berge, Indianer und Pelze gesehen!«

    »Wasser wirst du schon noch genug zu sehen kriegen«, meinte Williams. »Ich selbst bin ja in North Carolina großgeworden. Dort hinten hab' ich kein Meer zu sehen bekommen, aber ich hab' den Pazifik gesehen. Ist schon ein toller Anblick. Aber nicht zu vergleichen mit den Bergen. Hat man's nur einmal gesehen, hat man auch schon alles gesehen.«

    »Als einziges größeres Gewässer hab' ich bisher den Salt Lake zu sehen gekriegt.«

    »Man erzählt, dass sich dort hinten allerhand Leute versammeln sollen. Wird nicht mehr lange dauern, behauptet man, und sie werden hier ins Land strömen. Ich hab' sogar schon von Dampfwagen gehört, von einer Eisenbahn, die bis nach Kalifornien führen soll.«

    »Dummes Gerede«, sagte Linus. »Wer könnte wohl verrückt genug sein, seine Frauen und Kinder ins Indianergebiet zu bringen? Und überhaupt, was wollen sie denn hier? Die Pelze werden allmählich knapp, und weiter gibt's hier doch nichts. Kaum der Rede wert.«

    »Land! Die Leute wollen Land

    »Na, da werden die Sioux aber auch was dazu zu sagen haben. Und die Cheyenne und die Arapahoes auch.«

    Linus blieb zwei Tage bei den Trappern. Als er sich von ihnen getrennt hatte, ritt er sehr vorsichtig weiter. Immerhin befand er sich noch mitten im Ute-Territorium. Wären alle Indianer wie die Shoshonen oder Nez Perce oder Flachköpfe... nun, dann sähe alles wahrscheinlich ein bisschen anders aus. Mit diesen Stämmen konnte man sich sogar anfreunden. Die Nez Perce zum Beispiel brüsteten sich damit, noch nie einen Weißen getötet zu haben, und Linus war durchaus geneigt, ihnen das zu glauben.

    Aber dies hier war Ute-Land, und kein anderer Indianerstamm - von den Schwarzfüßen einmal abgesehen - bereitete den Weißen so viel Ärger. Und hinter den Utes kamen die Arapahoes.

    2.

    Eve Prescott stand ein paar Fuß von ihrer Familie entfernt ganz allein und beobachtete die Schiffe, die sich auf dem Hudson River und im Erie-Kanal zusammendrängten. Auf dem Strand waren Ballen, Körbe und Kisten, Handelswaren aller Art und Hausrat aufgestapelt. Alles wartete darauf, nach Westen verladen zu werden. Nichts auf der Farm, wo sie bisher gelebt hatte, oder in der kleinen Ortschaft ganz in der Nähe hatte sie auf diesen Augenblick vorbereitet.

    Große, derbgekleidete Männer liefen hin und her, schrien sich gegenseitig gutmütig an und waren eifrig damit beschäftigt, die Schiffe zu ent- und beladen. Mächtige Wagen, von den größten Ochsen gezogen, die Eve je gesehen hatte, rumpelten an ihr vorbei. Die Luft über dem Fluss war vom Bimmeln der Schiffsglocken oder Pfeifen der Dampfsirenen erfüllt.

    Rund um die Prescotts waren andere Auswanderer versammelt, die samt ihrer Habe darauf warteten, auf eins der Kanalboote verladen zu werden. Auch sie hatten, genau wie die Prescotts, alle Brücken hinter sich abgebrochen, um den abenteuerlichen Vorstoß in ein neues, erschreckendes Land zu wagen.

    Eve sah sich um. Die Männer unterhielten sich laut über das neue Land und seine Möglichkeiten. Aber es war ihnen anzusehen, wie unbehaglich den meisten zumute war. Ein Abenteuer zu planen und darüber zu reden... nun, das war eine Sache gewesen; eine ganz andere war es dagegen, ein völlig neues Leben zu beginnen und mit der gesamten Familie in unbekanntes Niemandsland zu ziehen, wie es diese Männer jetzt tun wollten.

    Diese Männer waren bisher kühn und verwegen gewesen, wie Eve sehr wohl wusste, und sie würden zu gegebener Zeit ihren Mut auch wieder unter Beweis stellen, aber im Moment hatten wohl alle ein wenig Angst, genau wie Eve selbst. Ihr Herz pochte wild gegen die Rippen. Sie schien plötzlich Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben. All diese groben Männer, die sich bei der Arbeit gegenseitig anschrien... was konnten sie sich schon aus ihr und ihrer Familie machen? Und doch wurde sie immer wieder gewarnt. Sie fing manchen kühnen, herausfordernden, anerkennenden Blick auf, der ihr deutlich genug verriet, dass sich der eine oder andere dieser Männer sehr wohl etwas aus ihr machen könnte - zumindest in einer Hinsicht.

    Eve war aber einigermaßen überrascht, dass solche Blicke sie eher erregten und freuten als abstießen. Zu Hause war alles ganz einfach gewesen. Sie hatte genau gewusst, welche Männer verheiratet gewesen waren und deshalb nicht in Frage kamen. Hatte ein Mann an ihr Interesse verraten, dann hatte sie seine Absichten sehr genau einschätzen können. Bisher war sie jedoch noch nie an einen Mann im Besonderen interessiert gewesen.

    Und die Männer hatten auch sie gekannt. Alle hatten gewusst, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die von jedem genommen werden konnten. Manche, die ernste Heiratsabsichten gehabt hatten, waren geneigt gewesen, Eves abweisendes Verhalten für Hochmut zu halten.

    »Du träumst viel zu viel!« hatte der Vater oft gescholten, wenn auch stets auf freundlich-gutmütige Art. Und er hatte recht gehabt. Eve träumte auch jetzt wieder, nur lagen ihre Träume diesmal weit im Westen, irgendwo am unteren Ohio.

    Sie wusste nur ungefähr, wo der Ohio-River lag, und von dem neuen, unbekannten Land, das noch niemand gesehen hatte, hatte sie nur eine sehr vage Vorstellung. Ihr Vater hatte noch nicht einmal eine Landkarte davon gesehen, falls es überhaupt schon eine geben sollte. Das einzige, was alle bisher gesehen hatten, war eine rohe Skizze gewesen, die ein Herumtreiber mit einem Stock in den Staub gezeichnet hatte.

    Das Ohio-Country war Wildnis, war der Wilde Westen. Und genau dorthin wollten jetzt alle.

    Eve hatte den Namen Ohio seit einigen Jahren schon gehört, bis er sich schließlich fest in ihrem Gehirn eingenistet hatte. Männer sprachen davon, als handelte es sich um das Gelobte Land oder um das Paradies auf Erden.

    Ganz in der Nähe erzählte ein bärtiger Mann vom Missouri und Platte River, von Kielbooten und Pelzhandel. Mit zwei betrunkenen Besatzungsmitgliedern eines Kanalbootes unterhielt er sich über die wilden Indianer, die das Land an diesen beiden Flüssen bevölkerten.

    Eve hatte weder vom Missouri noch vom Platte River je etwas gehört. Für sie war der Ohio schon westwärts genug.

    Ihre Schwester Lilith, schlank, hübsch und erst sechzehn, kam zu ihr herüber.

    »Oh, ist das alles nicht schrecklich aufregend?«, rief sie.

    »Ich verstehe nur nicht, Eve, warum wir ausgerechnet nach dem Westen müssen. Warum können wir denn nicht hierbleiben?«

    »Pa ist doch Farmer«, antwortete Eve. »Er muss also dorthin gehen, wo es Land gibt. Außerdem würdest du es hier bestimmt sehr bald langweilig finden. Dinge sind doch nur aufregend, solange man sich noch nicht daran gewöhnt hat. Später wird alles grauer Alltag.«

    »Aber hast du denn niemals den Wunsch, auch einmal etwas anderes zu tun? Ich verstehe dich einfach nicht, Eve!«

    »Warum solltest du auch? Manchmal glaube ich, dass du nicht einmal dich selbst verstehst.«

    »Für dich ist es leichter«, seufzte Lilith. »Du weißt genau, was du willst. Du willst einen Mann, und du weißt auch schon, wie dieser Mann aussehen muss. Und du willst ein Zuhause. Das... das will ich überhaupt nicht. Wenigstens jetzt noch nicht.«

    »Ich weiß.«

    »Eve, was ist nun, wenn du ihn nie findest? Immerhin bist du doch schon über Zwanzig und...«

    »...und eine alte Jungfer, das wolltest du doch sagen, nicht wahr?« Eve lächelte. »Du brauchst dich nicht zu scheuen, es auszusprechen. Aber ich weiß, dass ich ihn finden werde. Frage mich jetzt nicht, warum. Ich weiß es eben.«

    Vom Wasser drang das schrille Pfeifen einer Dampfsirene herüber.

    »Es ist nicht der Ort, der einen glücklich oder unglücklich macht«, fuhr Eve fort. »Es sind die Leute, die man liebt und von denen man geliebt wird.«

    »Ma sagt, ich sei faselig und leichtsinnig. Glaubst du das auch, Eve?«

    »Nein, du bist nur anders als wir, Lil, aber auf deine Art bist auch du gesetzt und beständig. Ich habe noch niemanden gesehen, der so schnell Handharmonika spielen gelernt hätte wie du. Pa meint, dass du wohl nach Tante Mae schlägst.«

    »Die damals mit dem Spieler durchgebrannt ist? Davon hat Pa aber nie ein Wort zu mir gesagt! Er hat ja nicht einmal ihren Namen vor uns Kindern erwähnt! Was ist eigentlich aus ihr geworden, Eve? War sie sehr unglücklich?«

    In diesem Augenblick schlenderte ihr Bruder Sam, ein hagerer, schlaksiger Bursche von neunzehn Jahren, vom Fluss herüber und blieb neben Zeke stehen, der auf dem zusammengerollten Bettzeug lag.

    »Wird bald soweit sein«, sagte er. »Na, und wie geht's dir, Zeke?«

    Zeke riss abrupt die Augen auf.

    »Jedenfalls nur halb so schlecht, wie Ma dauernd behauptet! Wenn sie endlich aufhören würde, dauernd diese Medizin in mich hineinzulöffeln, könnte ich längst wieder auf den Beinen sein.«

    Eves Blick wanderte von Zeke zu ihren Eltern hinüber Zebulon und Rebecca Prescott erinnerten von Kopf bis Fuß an das, was sie waren - stämmige, unabhängige Farmersleute... und Pioniere. Zunächst war die Mutter dagegen gewesen, die Farm aufzugeben, die von Jahr zu Jahr zu einem immer gemütlicheren Zuhause geworden war, aber nachdem die endgültige Entscheidung gefallen war, hatte auch sie sich von der allgemeinen Aufregung anstecken lassen.

    Zebulons bestes Argument war zugleich ein gutes. Hier hätten sie niemals reich werden können. Das war zwar nicht unbedingt wichtig, denn man lebte recht gut, aber es gab kein Land für die Jungen. Der vorhandene Besitz reichte allenfalls für einen Sohn.

    Plötzlich entstand lebhafte Bewegung unter der Menge, über all den Tumult hinweg hörten sie eine laute Stimme rufen: »Die Stolz von Utica wird jetzt beladen! Alle an Bord für die Stolz von Utica! He - alle mal herhören! Folgende Familien: Ramsey, Peter Smith, John und Jacob Voorhies, L. P. Baker, Stoeger - alle an Bord der Stolz von Utica

    »Wir sind die nächsten, Pa«, sagte Sam und wuchtete sich einen großen Reisekorb auf die Schulter. »Wir gehen am besten schon zum Ufer hinunter.«

    Ein hagerer Schotte im verschossenen Hemd aus derbem selbstgewebtem Stoff sah zu Zeke hinüber, der sich soeben von seinem zeitweiligen Ruhelager erhob.

    »Der Gesundheitszustand des Jungen ist wohl der Grund weshalb auch du nach Westen ziehst, was, Prescott?«, fragte er.

    »Zum Teil, nur zum Teil«, erwiderte Zebulon ernst. »Unser Hauptkummer waren die Steine. Mann, es hätte ja Jahre gedauert, bis wir die alle von unseren Äckern abgelesen hätten, um eine vernünftige Ernte erzielen zu können.«

    »Na, na, Zebulon!«, mischte sich Rebecca vorwurfsvoll ein. »Du solltest den guten Mann aber nicht so anlügen. Wir hatten doch gutes Ackerland.«

    »Ich - und lügen?«, protestierte Zebulon. »Du weißt, dass ich ein gottesfürchtiger Mann bin, Rebecca! Ich lüge niemals! Ich sage immer die Wahrheit, wie ich sie sehe. Und in diesem Land hier hat doch noch nie ein Mann einen Pflug benutzt. Er hat die Furchen einfach mit Pulver in den Boden gesprengt.

    Und dann kam die Zeit, dass ich genug hatte. Wenn ich mit dem Eimer Wasser aus dem Brunnen schöpfen wollte, was holte ich da heraus? Steine! Nichts als Steine! Und da hab' ich zu mir gesagt: Zeb, hab' ich gesagt, hier stehst du nun mit einem halb invaliden Sohn und

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