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BIS ZUM LETZTEN MANN
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eBook253 Seiten3 Stunden

BIS ZUM LETZTEN MANN

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Über dieses E-Book

Der Mann liegt mitten auf der Straße, mit dem Gesicht im Staub. Jean Isbel weiß, dass er nicht der erste war und dass er nicht der letzte sein wird in diesem blutigen Krieg, der zwischen Ranchern und Schafzüchtern tobt.

Doch hinter all dem steckt weitaus mehr als nur der Kampf um gutes Weideland: Im Pleasant Valley suchen zwei Familien, die eine uralte Fehde zu unversöhnlichen Feinden gemacht hat, eine Entscheidung auf Leben und Tod. Auf der einen Seite steht Gass Isbel mit seinen Söhnen, auf der anderen Colonel Lee Jorth mit seinen verwegenen Männern. Für beide... gibt es kein Zurück mehr.

Aber noch schlimmer sind die zweibeinigen Wölfe, die zwischen ihnen stehen...

Zane Grey ist einer der bedeutendsten Klassiker unter den Autoren des amerikanischen Western: Sein Roman Bis zum letzten Mann gilt überdies als eines der großen tragischen Werke dieses Genres. Der Apex-Verlag präsentiert diesen Roman in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Juni 2018
ISBN9783743872073
BIS ZUM LETZTEN MANN
Autor

Zane Grey

American author (Pearl Zane Grey) is best known as a pioneer of the Western literary genre, which idealized the Western frontier and the men and women who settled the region. Following in his father’s footsteps, Grey studied dentistry while on a baseball scholarship to the University of Pennsylvania. Grey’s athletic talent led to a short career in the American minor league before he established his dentistry practice. As an outlet to the tedium of dentistry, Grey turned to writing, and finally abandoned his dental practice to write full time. Over the course of his career Grey penned more than ninety books, including the best-selling Riders of the Purple Sage. Many of Grey’s novels were adapted for film and television. He died in 1939.

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    Buchvorschau

    BIS ZUM LETZTEN MANN - Zane Grey

    Das Buch

    Der Mann liegt mitten auf der Straße, mit dem Gesicht im Staub. Jean Isbel weiß, dass er nicht der erste war und dass er nicht der letzte sein wird in diesem blutigen Krieg, der zwischen Ranchern und Schafzüchtern tobt.

    Doch hinter all dem steckt weitaus mehr als nur der Kampf um gutes Weideland: Im Pleasant Valley suchen zwei Familien, die eine uralte Fehde zu unversöhnlichen Feinden gemacht hat, eine Entscheidung auf Leben und Tod. Auf der einen Seite steht Gass Isbel mit seinen Söhnen, auf der anderen Colonel Lee Jorth mit seinen verwegenen Männern. Für beide... gibt es kein Zurück mehr.

    Aber noch schlimmer sind die zweibeinigen Wölfe, die zwischen ihnen stehen...

    Zane Grey ist einer der bedeutendsten Klassiker unter den Autoren des amerikanischen Western: Sein Roman Bis zum letzten Mann gilt überdies als eines der großen tragischen Werke dieses Genres. Der Apex-Verlag präsentiert diesen Roman in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

    BIS ZUM LETZTEN MANN

    Vorwort

    Es war unvermeidlich, dass ich in meinen Bemühungen, die romantische Historie des großen Westens zu schreiben, schließlich auf die Geschichte einer Fehde stoßen musste. Lange bin ich dieser Klippe ausgewichen; schließlich aber begegnete ich ihr und muss über sie hinweg - getrieben von meinem Verlangen - die packenden Ereignisse der Pionierzeit aufzuzeichnen.

    Selbst heute ist es nicht möglich, in die entlegenen Winkel des Westens zu reisen, ohne im Leben der Leute immer noch die Spuren der kampfreichen Vergangenheit zu sehen. Wie kann man die Wahrheit über die Erschließung des Westens berichten, wenn man die Mühsal, den Kampf, das Blut beiseitelässt? Unmöglich. Wie soll ein Roman packend und spannend sein gleich jenen Zeiten, sofern er nicht ein gewisses Maß an Sensationen enthält? Meine langjährige Arbeit war dem Versuch gewidmet, meine Geschichten den Zeiten ähnlich zu machen, die sie schildern. Ich habe den Westen geliebt wegen seiner Unendlichkeit, seiner Kontraste, seiner Schönheit und bunten Lebendigkeit, seiner Wildheit und Gewaltsamkeit, und um der Tatsache willen, dass ich gesehen habe, wie er große Männer und Frauen hervorbrachte, die unbekannt und unbesungen starben.

    In diesem materialistischen Zeitalter, diesem harten, praktischen, raschlebigen, gierigen Zeitalter des Realismus scheint kein Platz mehr zu sein für romantische Dichter, kein Platz mehr für die Romantik selbst. Viele Jahre hindurch waren all die Ereignisse, die zum Weltkrieg führten, realistisch, der Krieg selbst war von einer grauenhaften Realistik, und die Nachernte ist ebenso. Romantik ist nur ein anderer Name für Idealismus; und ich behaupte, dass ein Leben ohne Ideal nicht lebenswert ist. Nie in der Geschichte der Welt waren Ideale so furchtbar notwendig wie heute. Walter Scott dichtete Romantik; ebenso Victor Hugo; und auch Kipling, Hawthorne, Stevenson. Besonders Stevenson hat den Knüppel gegen die Realisten geschwungen. Die Menschen leben für den Traum in ihrem Herzen. Und ich muss erst noch dem Menschen begegnen, der nicht einen geheimen Traum besitzt, eine Hoffnung, sei sie auch noch so trübe, eine vielsimsige Mauer, die er im Dämmergrau betrachtet, ein bemaltes Fenster, das zur Seele führt.

    Es war Wordsworth, der schrieb: Die Welt ist zu viel bei uns; und wenn ich in wenigen Worten das Geheimnis meines schriftstellerischen Ehrgeizes sagen könnte, es würde in diesem Zitat enthalten sein. Meine Inspiration zum Schreiben ist stets von der Natur ausgegangen. Charaktere und Geschehnisse sind dem Rahmen untergeordnet. In allem, was ich getan habe, wollte ich den Menschen zeigen, dass die Welt zu viel bei ihnen sei. Raffend und verschwendend legen sie ihre Kräfte brach, ohne jemals das freie und wunderbare Leben der offenen Weite zu atmen!

    So kehre ich zu dem Hauptpunkt dieses Vorworts zurück, in dem ich zu erzählen versuche, warum und wie es kam, dass ich die Geschichte einer in Arizona als Pleasant-Valley-Krieg berühmten Fehde schrieb.

    Vor einigen Jahren sagte mir Mister Harry Adams, ein Viehzüchter aus Vermajo Park, Neu-Mexiko, er sei im Tontobecken, in Arizona, gewesen und ich könnte dort seiner Ansicht nach interessantes Material über den Pleasant-Valley-Krieg finden. Seine Wiedergabe dieses Krieges zwischen Rinderleuten und Schafzüchtern rief meinen Entschluss wach, mir die Sache näher anzusehen. Mein alter Führer Al Doyle aus Flagstaff hatte mich durch halb Arizona geführt, aber noch nie in jenes wunderbare wilde und raue Becken zwischen Mogolon Mesa und den Mazatzal-Bergen. Doyle hatte lange an der Grenze gelebt, und sein Bericht vom Pleasant-Valley-Krieg unterschied sich merklich von dem Mister Adams’. Ich erkundigte mich auch bei anderen Überlebenden aus der alten Zeit, und ihre Bemerkungen erregten meine Neugier noch mehr.

    Doyle und ich fanden in diesem Becken die wildeste, raueste und merkwürdigste Gegend, die wir beide je gesehen hatten; und die wenigen Bewohner waren wie ihre Landschaft. Ich tat so, als wollte ich Bären, Panther und Truthähne jagen, aber die eigentliche Beute, um die es mir ging, war die Geschichte des Pleasant- Valley-Krieges. Ich mietete mir die Dienste eines Bärenjägers, der drei stämmige Söhne hatte, Männer, ebenso zurückhaltend, seltsam und stolz wie er. In einem meilenweiten Umkreis um ihr Blockhaus war noch nie eine Radspur aufgetaucht. Ich verbrachte zwei wunderbare Monate in diesen Wäldern, jagte und schwelgte in der Schönheit und Größe des Rim-Rock-Landes, aber bei meiner Abreise wusste ich nicht mehr über den Pleasant-Valley-Krieg als zuvor. Die Texaner und die wenigen Nachbarn, die gleichfalls aus Texas stammten, wollten nicht mit der Sprache heraus. Aber alles, was ich sah und fühlte, steigerte nur noch meine Begeisterung. Dieser Ausflug fand im Herbst 1918 statt.

    Das nächste Jahr zog ich wieder los mit den besten Pferden, mit der besten Ausrüstung und den besten Leuten, die die Doyles mir verschaffen konnten. Und diesmal stellte ich keinerlei Fragen. Aber ich ritt - Pferde, die bisweilen zu wild für mich waren - mit der Flinte auf dem Rücken so manche hundert Meilen, zuweilen dreißig und vierzig am Tag, und ich kletterte in den tiefen Canons ein und aus, voll Verzweiflung an den Fersen eines jener langbeinigen Texaner klebend. Ich lernte das Leben der Hinterwäldler kennen, aber ich erfuhr nicht die Geschichte des Pleasant-Valley-Krieges. Immerhin hatte ich mir die Freundschaft dieser harten Menschen erobert.

    1920 kehrte ich mit einer noch größeren Ausrüstung zurück, bereit, zu bleiben, solange es mir beliebte. Und diesmal, ohne dass ich gefragt hätte, kamen verschiedene einheimische Bewohner des Tonto zu mir und erzählten mir von dem Pleasant-Valley-Krieg. Keine zwei von ihnen stimmten in irgendeinem Punkte überein, außer darin, dass nur ein einziger der aktiven Teilnehmer den Kampf überlebt habe. Daher mein Titel: Bis zum letzten Mann. So wurde ich mit einer Fülle von Material überschüttet, aus der ich mich nur zu meinem eigenen Entschluss aufraffen konnte. Einige der Geschichten, die man mir erzählt hat, sind für einen Roman-Schriftsteller ausgesprochen verlockend. Aber obgleich ich selbst ihren Inhalt für wahr halte, kann ich ihre Unwahrscheinlichkeit unmöglich einem Publikum zumuten, das von der Wildheit wilder Menschen in einer wilden Zeit nicht die leiseste Ahnung hat. Es hat tatsächlich eine schreckliche und blutige Fehde gegeben, vielleicht die tödlichste und unbekannteste in all den Annalen des Westens. Ich habe den Schauplatz gesehen, die Hütten, die Gräber, die düsteren Zeugen dessen, was geschehen war.

    Den wahren Anlass des Pleasant-Valley-Krieges habe ich nie erfahren, und wenn ich ihn gehört habe, so besaß ich nicht die Möglichkeit, ihn zu erkennen: Denn alle die Gründe, die angeführt wurden, waren einleuchtend und überzeugend. Es ist seltsam, aber im gesamten Tontobecken herrscht immer noch eine gewisse Verschwiegenheit und Zurückhaltung bezüglich der genaueren Tatsachen dieser Fehde. Zahlreiche Nachkommen der Getöteten leben noch. Aber niemand spricht gerne davon. Zweifellos haben sich viele der Vorfälle, die man mir erzählte, wirklich ereignet, wie zum Beispiel die schreckliche Episode der beiden Frauen, die unter den Augen unbarmherziger Feinde die Leichen ihrer toten Männer vor dem Schicksal retteten, ein Fraß der wilden Schweine zu werden. Es sei genug, wenn ich sage, dass diese romantische Geschichte meiner Auffassung von jener Fehde entspricht, und sie gründet sich auf die Landschaft, die ich so genau kennen und lieben lernte, auf die sonderbaren Leidenschaften primitiver Menschen und auf meine instinktive Empfänglichkeit für die Tatsachen und Gerüchte, die ich gesammelt habe.

    - Zane Grey,

    Avalon, Kalifornien, April 1921.

    Erstes Kapitel

    Am Ende eines Rittes durch trockenes, unfruchtbares Land kampierte Jean Isbel am Rande eines Zedernhaines, wo ein kleiner, felsiger Canyon mit grünen Weiden und Cottonwoods Aussicht auf Wasser und Gras bot.

    Die Tiere waren müde - besonders das schwerbeladene Maultier. Mit sichtlicher Erleichterung ließen sie sich niedersinken und rollten sich im Staub. Auch Jean warf erleichtert die Chaps ab, denn er war nicht an die heißen, sonnengrellen Tage in dem unfruchtbaren Land gewöhnt. Er streckte sich der Länge nach neben einem Rinnsal aus. Das Wasser war kühl, aber es hatte einen beißenden Alkaligeschmack. Seit Jean aus Oregon gekommen war, hatte er kein klares, süßes Wasser mehr getrunken, und er vermisste das ebenso wie die schattigen Wälder, die er so geliebt hatte. Er war nahe daran, das wilde, endlose Arizona zu hassen.

    Die Dämmerung senkte sich schon über das Land, als er seine Camp-Arbeiten beendet hatte, und die Coyoten stimmten ihr Abendlied an.

    »Vielleicht lerne ich es noch, Arizona zu lieben«, überlegte er. »Doch jetzt habe ich Sehnsucht nach Wasserfällen und kühlen, grünen Wäldern. Aber Dad braucht mich, und so werde ich wohl hier bleiben.«

    Er warf einige Zedernäste in das Lagerfeuer und zog den Brief seines Vaters aus der Tasche. Vielleicht begriff er mehr von dem seltsamen Inhalt, wenn er ihn noch einmal las. Vor zwei Monaten hatte ihn der Brief erreicht auf dem umständlichen Weg über Boten, Postkutschen, Eisenbahn und Flussboot. Die Bleistiftschrift auf dem Blatt eines alten Hauptbuches wäre auch kaum leserlicher gewesen, wenn sein Vater besser geschrieben hätte.

    »Dads Handschrift war nie gut«, dachte er, »aber so zitterig habe ich sie noch nie gesehen.«

    Mein Sohn Jean!

    Komm heim. Hier ist Dein Zuhause, und hier wirst Du gebraucht. Als wir Oregon verließen, glaubten wir, Du würdest nicht lange dort Zurückbleiben. Aber das ist jetzt schon Jahre her, und ich werde alt. Du warst immer mein zuverlässiger Junge, obwohl Deine Wildheit besser in die Wälder passt. Du ähnelst Deiner Mutter, so wie Deine Brüder Bill und Guy mir. Du hast etwas von einem Indianer, und das brauche ich hier. Ich bin reich an Rindern und Pferden, und meine Weide ist gut. In der letzten Zeit haben wir Vieh verloren. Aber das ist nicht alles. Schafzüchter sind in den Tonto gekommen und grasen das Grass Valley entlang. Rinder- und Schafzüchter können in diesem Lande nicht nebeneinander leben. Wir haben böse Zeiten zu erwarten, denn es gibt noch andere Gründe zur Besorgnis. Doch darüber kann ich nur mit Dir selbst sprechen. Was du jetzt auch tun magst, gib es auf und komme hierher, damit Du im Frühling eintriffst. Ich bitte Dich, bringe Waffen und eine große Menge Patronen mit, aber verbirg sie unter Deiner Ausrüstung. Solltest Du auf dem Wege in das Tonto-Becken jemand begegnen, dann höre zu, aber sprich selbst wenig. Und noch eines, Sohn: lass Dich durch nichts in Oregon aufhalten. Ich nehme an, dass Du eine Liebste hast. Wenn es so ist, bring sie mit.

    Alles Liebe von Deinem Vater

    Gaston Isbel.

    Jean dachte nach. Das Schreiben war eine große Überraschung für ihn - so wie er seinen Vater kannte. Auch auf dem wochenlangen Ritt hatte er die Bedeutung zwischen den Zeilen nicht erkennen können.

    »Ja, Dad, du wirst alt«, dachte Jean, und dabei stieg ein Gefühl von Rührung und Traurigkeit in ihm auf. »Er muss weit über Sechzig sein, aber er hat nie alt ausgesehen. Er ist also jetzt reich, büßt Rinder ein und soll durch Schafzüchter von seiner Weide verdrängt werden. Etwas Viehdiebstahl hat Dad immer schon vertragen, aber von Schaf Züchtern lässt er sich nichts gefallen.«

    Es hatte Jean Überwindung gekostet, sich von Oregon zu trennen. Auf der Schiffsreise nach San Diego, während der Postkutschenfahrt durch die Sierra Madres und während des langen Rittes hatte er gespürt, wie der stille, träumerische und glückliche Teil seines Wesens immer mehr zurückgedrängt wurde von jenem unbekannten, düsteren Ich, das auch zu ihm gehörte. Während er jetzt in seinen Decken lag, erfüllte ihn Bedauern über den Verlust, und zugleich lockte ihn die abenteuerliche Zukunft in dem wildromantischen Arizona.

    Der starke Zedernduft vermischte sich mit dem Rauch des Lagerfeuers und hüllte allmählich seine Gedanken in einen Nebel des Vergessens.

    In der Morgendämmerung rollte er sich aus den Decken und schlüpfte in die Stiefel, mit dem Eifer eines Mannes, der einer lockenden Zukunft näherkommen will. Der klirrende Frost erfrischte ihn ebenso wie an einem Morgen in Oregon - und doch war die Stimmung jetzt anders. Er fühlte sich berauscht wie von einem starken, süßen Wein. Pferd und Maultier wirkten munter und ausgeruht, und Jean stieg auf und ritt in die Zedern.

    Endlich lagen die Meilen unfruchtbaren Landes hinter ihm. Er ritt auf einem wenig benützten Pfad, der nach den kärglichen Hinweisen, die er in der letzten Siedlung erhalten hatte, unmittelbar zu dem sogenannten Rim führte. Von dort sollte das Grass Valley unten im Tonto-Becken zu sehen sein. Allmählich stieg der Boden an, und die Vegetation deutete darauf hin, dass es immer höher hinaufging. Dürre Zedern wichen buschigeren Bäumen der gleichen Art, und dann erschienen hohe Laubbäume mit grünen Beeren. Auf den offenen Flächen wuchsen Sage und Gras üppiger als zuvor. Er ritt an Pinons vorüber und begrüßte schließlich die erste Fichte mit einem herzhaften Schlag gegen die braune, rissige Rinde. Noch war es eine winzige Zwergfichte, aber dann zeigten sich viele, und bald ragten sie allenthalben über den niederen Bäumen empor. Der Duft von Fichtennadeln vermischte sich mit anderen trockenen Gerüchen, die den Wind angenehm machten. Nach einer Stunde lag das Gebiet der Zedern hinter ihm, und er ritt in einen allmählich dichter werdenden Fichtenwald hinein. Jeans Blick suchte nach Eichhörnchen, Vögeln und Rehen, aber der Wald schien dürr und unbewohnt zu sein. Gegen Mittag erreichte er einen Weiher, der offenbar aus geschmolzenem Schnee bestand, und hier ließ er seine Tiere trinken. Er bemerkte Rehe und stieß auf große Vogelspuren, die anscheinend von wilden Turkeys stammten.

    Der Weg teilte sich hier, und Jean hatte keine Ahnung, welche Richtung er einschlagen musste.

    »Wird wohl nicht so wichtig sein«, dachte er und wollte aufsteigen. Sein Pferd spitzte die Ohren und blickte den Weg zurück. Dann hörte auch Jean den Huf schlag und sah gleich darauf den Reiter.

    Jean tat so, als zöge er die Sattelgurte fest, während er über den Pferderücken hinweg den Reiter beobachtete. Aus der Entfernung wirkte der Mann wie alle Arizona-Leute, denen Jean bisher begegnet war. Er saß ausgezeichnet im Sattel und war groß und schlank. An seiner Kleidung fielen ein riesiger, schwarzer Sombrero und ein schmutziges, rotes Halstuch auf. Seine Weste war offen, und er trug keinen Rock.

    Der Reiter näherte sich im Trab und hielt einige Schritte vor Jean an.

    »Hallo, Fremder!«, sagte er mürrisch.

    »Hallo!«, antwortete Jean, und er fühlte, dass diese Begegnung wichtig für ihn war. Noch nie hatten Augen ihn und seine Ausrüstung so scharf gemustert. Das Gesicht des Fremden war sonnenverbrannt, hager und hart. Er trug einen großen, sandfarbenen Schnurrbart, der seinen Mund verdeckte, und seine Augen waren hell und von einem durchdringenden Glanz. Der Mann schien an Jahren noch nicht alt zu sein. Als er abstieg, wirkte er sogar für einen Arizona-Mann sehr groß.

    »Habe da hinten Ihre Spuren gesehen«, bemerkte er und ließ sein Pferd trinken. »Wohin?«

    »Wahrscheinlich habe ich mich verirrt«, meinte Jean. »Das Land ist mir fremd.«

    »Das habe ich an Ihren Spuren und Ihrem letzten Camp erkannt. Wohin wollten Sie, ehe Sie sich verirrten?«

    Die Frage klang kühl, und Jean vermisste Freundlichkeit und Höflichkeit im Benehmen des Fremden.

    »Ins Grass Valley«, sagte er. »Mein Name ist Isbel.«

    Der Mann versorgte sein Pferd und schwang sich wieder in den Sattel.

    »Ich wusste schon, dass Sie Jean Isbel sind. Jedermann im Tonto weiß, dass der alte Isbel nach seinem Sohn geschickt hat.«

    »Warum fragen Sie dann?« forschte Jean freimütig.

    »Ich wollte nur wissen, was Sie sagen.«

    »So? Na gut! Aber mir ist es gleich, was Sie sagen.«

    Ihre Blicke wurden hart, während sie einander maßen.

    »Das ist klar.« Der Fremde sprach langsam, und ebenso ruhig waren die Bewegungen seiner Finger, als er sich eine Zigarette drehte. »Da Sie einer der Isbels sind, werde ich Ihnen etwas sagen, ob Sie es hören wollen oder nicht. Ich heiße Colter und bin einer der Schafzüchter, mit denen Gass Isbel aneinandergeraten ist.«

    »Sehr erfreut. Sie zu sehen, Colter - und wer meinen Vater reizt, hat es auch mit mir zu tim.«

    »Sicher! Sie wären sonst kein Isbel«, meinte Colter. »Merke schon, dass Sie noch nicht auf einen der Tonto-Jungs gestoßen sind. Ihr Alter hat übrigens wie ein Weib in Greaves Store geschwätzt. Er hat geprahlt, wie gut Sie kämpfen, schießen und Spuren verfolgen können. Er meint, dass Sie jeden Schafzüchter über den Rand des Tonto-Beckens zurückdrängen würden. Ich spreche mit Ihnen, weil ich Ihnen unseren Standpunkt klarmachen will. Wir werden weiterhin Schafe in das Grass

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