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Conquered – Der Verrat: Ein erotischer Liebesroman
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Conquered – Der Verrat: Ein erotischer Liebesroman
eBook331 Seiten

Conquered – Der Verrat: Ein erotischer Liebesroman

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Über dieses E-Book

Nach dem College hat Sally nur ein Ziel: Sie will Schriftstellerin werden. Der Wunsch kommt ziemlich überraschend für ihre Eltern, weshalb die auch nicht bereit sind, sie mal eben nach Venedig reisen zu lassen. Obwohl Sally beteuert, nur dort könne sie die perfekt romantisch-düstere Kulisse für ihren Roman finden. Und so muss sich Sally in Venedig schließlich nicht nur mit Scharen von Touristen und Tauben, sondern auch noch mit dem viel zu gut aussehenden Bodyguard Lorenzo herumschlagen, der sie gehörig aus der Ruhe bringt.

Als Sally schließlich auf die grandiose Idee verfällt, sich zu Recherchezwecken auf einer SM-Party einzuschleichen, bekommt ihr Verhältnis zu ihrem Beschützer eine ganz neue Dimension. Denn der Versuch, die für die Party benötigten Rollen einzuüben, gerät ein wenig außer Kontrolle. Was zunächst als aufregendes Spiel beginnt, wird zunehmend ernster …

»Conquered – Der Verrat« ist ein in sich abgeschlossener, erotischer Liebesroman mit eindeutigen Szenen, einer romantischen Handlung und einem Hauch SM.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Juni 2019
ISBN9783743841376
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    Buchvorschau

    Conquered – Der Verrat - Adina Pion

    Conquered – Der Verrat

    Copyright: © 2017 Adina Pion

    Umschlagillustration

    © Talina Perkins/Bookin' It Designs http://www.bookinitdesigns.com

    Korrektorat

    TextCare http://www.textcare.de

    http://www.adinapion.de

    https://www.facebook.com/AdinaPion

    Dies ist eine erfundene Geschichte. Ähnlichkeiten mit jeglichen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Prolog

    Die Nacht der Nächte.

    Seit Stunden beherrschte ein breites Grinsen Lorenzos Gesicht. Heute war sein Tag, das spürte er ganz genau. Da juckte es ihn ausnahmsweise wenig, dass er sich in den Vorstadtzug quetschen musste, zusammen mit einer Horde Pendler, die roch, als hätten sie allesamt in billigem Deo gebadet.

    In Gedanken war er sowieso schon bei Anja. Plante ihre kleine Feier, die heute Nacht stattfinden sollte. Etwas ganz Besonderes hatte Lorenzo sich ausgedacht. Etwas, das eine ganz neue Dimension in ihr Liebesleben bringen würde.

    Klar, es lief eh super zwischen ihnen. Auch im Bett. Jedenfalls seit dem Tag vor vier Wochen, als er ihr spielerisch einen Klaps auf den Po gegeben hatte. Sofort hatte sie um mehr gebettelt. Völlig fasziniert hatte er ihren Wunsch erfüllt und Anja war abgegangen wie eine Rakete. Und Lorenzo ebenfalls.

    Es folgten vier Wochen mit dem besten Sex seines Lebens. Für Lorenzo tat sich mit Anja eine völlig neue Welt auf. Und er war mehr als bereit dazu, tiefer in diese Welt einzutauchen. Welcher Tag eignete sich da wohl besser als jener, an dem sie beide ihr Zeugnis als Sicherheitsfachkraft mit der Spezialisierung Personenschutz erhalten hatten? Der Tag, an dem der Leiter der Akademie sowohl Anja als auch Lorenzo besonders lobend erwähnt hatte? Sie, weil sie als einzige Frau den Lehrgang mit Auszeichnung bestanden hatte. Er, weil er völlig überraschend als Bester ihres Jahrgangs hervorgegangen war.

    Sah so aus, als wäre er jetzt so was wie ein Streber. Fühlte sich gar nicht mal so schlecht an! Ein Gefühl, an das er sich durchaus gewöhnen könnte.

    Nach der Zeugnisübergabe war er dann erst mal losgezogen, um ein Geschenk für Anja zu kaufen. Versonnen griff Lorenzo in seine Jackentasche, seine Finger umspielten die zwei silbernen Schmuckstücke aus dem Erotikladen. In seiner Hose wurde es enger, als er sich vorstellte, wie er ihr die funkelnden Nippelklemmen anlegte.

    Fast hätte er wegen seiner Träumerei das Aussteigen verpasst. Gerade noch rechtzeitig sprang Lorenzo aus dem Zug, bevor die Türen sich wieder schlossen. Er warf den Kopf zurück und lachte. Keine Chance, dass heute etwas schiefging!

    Vor der ganz privaten Feier mit seiner Freundin wollte er auf jeden Fall noch kurz bei seiner Mutter vorbeischauen. Ihr das Zeugnis zeigen, das sich ausnahmsweise mal sehen lassen konnte. Sicher reagierte sie ebenso überrascht und erfreut darauf wie er. Deshalb reichte ein Telefonanruf auch nicht – er wollte eines dieser seltenen Lächeln auf ihrem Gesicht sehen, das für einen Moment die Traurigkeit in ihren Augen vertreiben würde.

    Lorenzo musste auch ehrlich zugeben, dass es da eine Zeit gegeben hatte, in der er seiner Mutter wenig Anlass zum Lächeln gegeben hatte. Weil ihn alles Mögliche interessiert hatte, nur die Schule nicht. Aber heute konnte sie stolz auf ihren Sohn sein, das war schon mal sicher.

    Nicht nur dieser Tag, nein, seine ganze Zukunft lag in den schillerndsten Farben vor ihm.

    ***

    Die Freude verlieh Lorenzo förmlich Flügel und innerhalb kürzester Zeit hatte er das Weingut erreicht, auf dem seine Mutter seit Jahren als Haushälterin arbeitete. Doch als er in den Hof einbog, trübte sich seine Stimmung etwas. Eine lange Limousine parkte vor dem kleinen Steinhaus, in dem seine Mutter und er ein winziges Apartment bewohnten. Verdammt, auf diesen lästigen Baron von Kruchthal hatte Lorenzo heute überhaupt keinen Bock. Obwohl – vielleicht war sein Erzeuger angetanzt, um Lorenzo zu seinem Abschluss zu gratulieren? Womöglich wollte er zu diesem würdigen Anlass tatsächlich mal ein paar Worte mit seinem Bastard wechseln? Das wäre ja wirklich mal ganz was Neues.

    Um dem Chauffeur der Limousine aus dem Weg zu gehen, schlug Lorenzo sich in die Büsche und näherte sich ihrer Wohnung durch den Garten. Der alte Fahrer des Barons trug schließlich keine Schuld daran, dass sein Arbeitgeber einen ausgeprägten Hang zu außerehelichen Affären hatte. Grund genug, ihm die peinliche Begegnung zu ersparen.

    Doch als er sich der schmalen Terrassentür näherte, die direkt in die kleine Küche ihres Apartments führte, wünschte Lorenzo, er hätte mehr auf sich selbst Rücksicht genommen als auf den Chauffeur.

    Schon von Weitem konnte er die zitternde Stimme seiner Mutter hören, die offenbar versuchte, den ziemlich ungehaltenen Baron zu beschwichtigen.

    »Bitte, Heinrich, das kann doch nicht dein Ernst sein …«

    »Papperlapapp, ich hab’ dem Jungen schließlich diese unnötige Schule bezahlt, wegen mir hätte er auch einfach irgendwo als Hilfsarbeiter anfangen können, schlecht genug sahen seine Zeugnisse ja wirklich aus. Aber nachdem du mich dazu überredet hast, will ich jetzt auch was davon haben!«

    Lorenzo biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte. Sein Vater wollte ihm also nicht gratulieren – hatte er das wirklich angenommen?

    »Aber Heinrich, Lorenzo hat doch ganz andere Vorstellungen …«, entgegnete seine Mutter kläglich.

    »Schnauze! Ich erwarte, dass er zukünftig ein Auge auf meinen Sohn hat. Für Lorenzos hochfliegende Pläne ist auch noch Zeit, wenn Elias sich die Hörner ein bisschen abgestoßen hat. Das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit!«

    »Aber …«, versuchte sie es noch mal, doch das laute Klatschen zweier Ohrfeigen erstickte jedes weitere Wort im Keim.

    Eigentlich hatte Lorenzo das Ende des Gesprächs auf der Terrasse in ihren alten Schaukelstuhl gefläzt abwarten wollen. Aber nun sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, eine Faust bereits erhoben. Dass seine Mutter sich nicht zu schade war, dem Baron das Bett zu wärmen, wenn diesem gerade danach war, das war eine Sache, das ging ihn nichts an. Aber dass dieser Mistkerl sie schlug, das ging eindeutig zu weit! Jetzt schluchzte sie auch noch.

    Doch in dem Moment, als er gerade in die Küche stürmen wollte, hörte er wieder die Stimme seines Vaters.

    »Hör auf zu flennen, das gefällt dir doch!«

    »Ja, Heinrich«, hauchte sie.

    Irritiert hielt Lorenzo inne und ließ die Faust sinken. Seine Mutter klang plötzlich … sehnsüchtig?!

    »Na, dann komm mal her und zeig mir, wie leid es dir tut.«

    »Darf ich?«

    Was sollte das, weshalb erniedrigte sie sich so – und warum hörte sie sich dabei auch noch so verzückt an?!

    »Ich erwarte, dass mir morgen Lorenzos Bewerbungsunterlagen vorliegen!«

    »Ich sorge dafür.«

    »Du wirst dich nicht länger widersetzen?«

    »Dafür liebe ich dich doch viel zu sehr!«

    Lorenzo wurde übel, als recht unmissverständliche Geräusche aus der Küche zu ihm in den Garten drangen, die ihm nur allzu deutlich zeigten, wie seine Mutter dem Baron ihre Liebe bewies.

    Langsam ging er von der Küchentür weg. Dass der Baron seine Mutter schlecht behandelte, hatte er schon länger befürchtet. Aber so – das war ja widerlich!

    Lorenzo zog sich noch weiter zurück, dabei überlegte er bereits, wie er seine Mutter aus dieser ungesunden Beziehung befreien könnte. Doch mit einem Mal hatte er Anja vor Augen, deren nackter Hintern sich unter seinen Schlägen sanft rötete. Seine Pläne für die heutige Nacht. Die Nippelklemmen. Wie Steine schienen sie mit einem Mal in seiner Jackentasche zu liegen. Was erlaubte er sich hier eigentlich für ein Urteil über seine Eltern? Er selbst war ja kein Stück besser!

    Seine Umgebung verschwamm langsam vor seinen Augen, während Lorenzo weiter durch den Gemüsegarten des Weingutes taumelte. Womöglich ähnelte er seinem Vater mehr, als ihm lieb sein konnte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.

    Erst als er über eine Wurzel stolperte und recht unsanft zu Boden ging, kam er wieder einigermaßen zu Besinnung. Was sollte er jetzt bloß tun?

    Lorenzo würgte, als er sich klarmachte, dass er kaum eine Wahl hatte. Natürlich würde der Baron von Kruchthal morgen seine Bewerbungsunterlagen in der Hand halten. Auch wenn Lorenzo sich wirklich etwas Besseres vorstellen konnte, als den Babysitter für sein verwöhntes Halbbrüderchen zu spielen. Zwar hatte er Elias noch nie zu Gesicht bekommen, aber das verstand sich ja von selbst, dass dieser ein Arsch sein musste!

    Aber was blieb ihm übrig? Er konnte seiner Mutter doch nicht auch noch das Geständnis zumuten, dass er über die Beziehung zwischen ihr und seinem Erzeuger Bescheid wusste. Nein, das durfte auf gar keinen Fall geschehen. Lieber tat er so, als sei er völlig begeistert von der Vorstellung, den Aufpasser für diesen verwöhnten Lackaffen Elias zu geben.

    Und noch ein Versprechen legte Lorenzo ab, während er langsam aufstand, zu dem Brunnenschacht in der Mitte des Gartens ging, die Nippelklemmen aus der Tasche zog und sie bedächtig in den Schacht fallen ließ. Er war nicht wie sein Vater und würde auch nie so werden. Gegen ein paar heiße Spiele im Bett war sicher nichts einzuwenden. Er musste nur darauf achten, dass seine Partnerin sich nicht in ihn verliebte und sich nur deshalb seinen Wünschen unterordnete. Er hörte, wie die Nippelklemmen weit unten auf das Wasser trafen, und schwor sich dabei, es niemals so weit kommen zu lassen, dass er mit Gewalt den Willen einer Frau brach, ihr ihre Würde und ihr Lächeln raubte.

    Niemals!

    Eins

    Achtlos werfe ich die goldenen Ohrringe zurück in die Schmuckschatulle, stakse über den Klamottenberg auf dem Boden bis vor den Spiegel und betrachte ein letztes Mal prüfend mein Outfit. Perfekt. Die dezenten Brillis machen einiges mehr her als die großen Kreolen. Wusste ich es doch. Der Blickfang am heutigen Abend ist schließlich das luxuriöse schwarze Spitzenmieder meines Ted-Baker-Kleides. Ein toller Kontrast zu dem weißen, plissierten Midirock. Zu viel Schmuck würde die Wirkung eher stören. Jetzt noch die leichte Stola umgelegt, dann kann es losgehen.

    Ich verlasse mein Zimmer und schreite elegant die breite Treppe nach unten, als handle es sich bereits um meinen Auftritt bei der Party. Leider fehlt es hier am Publikum. Dad interessiert nur, dass ich morgen ein Zeugnis erhalte, auf dem ›bestanden‹ steht, Mom macht sich vor allem darüber Gedanken, wen sie auf der Graduierungszeremonie alles treffen wird, und mein Bruder Henry – der olle Streber – arbeitet natürlich noch.

    Na, was soll‘s. Ich finde die Party heute jedenfalls um einiges interessanter als die öden Feierlichkeiten, die mich morgen erwarten.

    Ein lautes Pling aus meinem Zimmer veranlasst mich dazu, meinen imaginären Auftritt abzubrechen und noch mal zurückzueilen. Mein iPhone! Irgendwie hat es sich unter den Schminktisch verirrt. Ich angle es hervor und entdecke eine Nachricht meiner Freundin Mara – na, das war ja klar!

    ›Hilfe, Sally!! Rosé oder Beige??‹, lese ich.

    Die mitgeschickten Fotos verraten mir, dass es um Maras Schuhe für den Abend geht. Allerdings kann ich so unmöglich eine Entscheidung treffen. Zwar hat es auch das cremefarbene Kleid, das sie anziehen will, mit auf die Bilder geschafft. Ich bin ein bisschen stolz, dass sie da meinem Rat gefolgt ist – mit ihrer leicht gebräunten Haut und der dunklen Mähne wird Mara toll darin aussehen. Für mich ist so eine blasse Farbe ja nichts, blonde Haare, ein heller Teint, und dann auch noch ein Kleid im Nude-Ton – ich sähe aus, als hätte ich gerade eine schwere Krankheit überstanden.

    Maras Problem kann ich so trotzdem nicht lösen, schließlich hat sie es versäumt, auch nur eines der übrigen Accessoires mit abzulichten. Ich seufze vernehmlich. Wie soll ich denn da eine Entscheidung treffen?

    Andererseits ist Mara eh’ schon nicht die Größte, das spricht nun nicht unbedingt für die beigen Kitten Heels. Da würde es auch wenig helfen, wenn meine Freundin mit einer Handtasche in einem perfekt passenden Ton aufwarten könnte.

    Also tippe ich rasch ›Rosé!‹ und schreite zum zweiten Mal die Stufen hinunter.

    Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss und ich stöckle auf das bereits wartende Taxi zu, als mir plötzlich auffällt, wie wunderbar es an diesem Abend riecht. Das kann nicht nur daran liegen, dass sich unser Gärtner bei den Sommerblumen nicht gerade zurückgehalten hat. Das muss die Freiheit sein, die direkt vor meiner Nase liegt! Endlich habe ich das College hinter mir – morgen noch die Zeugnisübergabe, und dann beginnt für mich das wahre Leben.

    Beschwingt drehe ich mich einmal um die eigene Achse und lasse meinen Rock dabei recht undamenhaft hochfliegen. Ich lache leise, doch da meldet sich erneut mein iPhone, diesmal mit einem durchdringenden Klingeln. Ach, Mara, langsam solltest du mal in die Gänge kommen! Am Ende erscheinen wir noch zu spät auf der Party. Also, zu spät sind wir natürlich auf jeden Fall. Aber man kommt ja nicht einfach nur irgendwie zu spät. Sondern genau dann, wenn alle da sind, um den eigenen Auftritt entsprechend zu würdigen – aber keinesfalls erst, wenn unser Eintreffen keinen mehr juckt.

    »Liebes, ich bin in fünf Minuten bei dir. Du siehst toll aus, ganz sicher. Also mach hin!«, melde ich mich, ohne zuvor noch einen Blick auf das Display zu werfen.

    »Hallo?!«, plärrt mich jemand an. Fast fällt mir vor Schreck mein iPhone aus der Hand. »Hier ist Trixie!«

    Trixie?! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Trixie kenne. Genau genommen kenne ich gar niemanden, dessen Name sich anhört wie aus einem Donald-Duck-Heftchen.

    »Entschuldigung, Sie müssen sich verwählt …«

    »Pamela, ich bin schon am Flughafen«, kreischt die Frau am anderen Ende der Leitung unverändert laut. »Ich lasse alles andere hinter mir und folge IHM

    Wie bitte?

    »Sie irren sich, ich bin nicht Pamela, hier ist Sally …«, versuche ich es erneut.

    Doch scheinbar verhindern die Flughafengeräusche, dass Trixie mich versteht.

    »Wir fliegen nach Venedig. Das ist eine ganz außergewöhnliche Stadt in Italien. Voller Geheimnisse und magischer Orte. Ich bin so froh, dass ER mich auf diese Reise mitnimmt. Aber eigentlich darf ich es niemandem erzählen. Du darfst IHM nie verraten, dass ich nicht gehorche, ja?«

    Was soll das denn heißen? Diese Trixie ist ja ziemlich krass drauf.

    »Ist das vielleicht ein Witz?«, frage ich hoffnungsvoll.

    Doch entweder versteht sie mich wirklich nicht oder Trixie zieht es vor, die Tatsache einfach zu ignorieren, dass ich nicht ihre gewünschte Gesprächspartnerin bin.

    »Der Flug wird gleich aufgerufen, ich muss Schluss machen! Tschüss, Pamela!«

    Und dann hat sie auch schon aufgelegt. Kopfschüttelnd lasse ich mir die Daten des letzten Anrufes anzeigen, doch die Telefonnummer wurde unterdrückt.

    Hat mir wirklich soeben eine wildfremde Frau anvertraut, dass sie mit einem Mann nach Venedig durchbrennt, der darauf besteht, dass sie gehorcht und es niemandem erzählt?! Mir wird ein bisschen mulmig bei der Vorstellung.

    Aber womöglich stimmt die Story gar nicht. Sicher war das einer dieser ach-so-lustigen Telefonscherze. Ja, so muss es sein, ganz bestimmt. Kein Grund, sich um eine unbekannte Trixie zu sorgen. Eine Idee, wie ich ihr helfen könnte, hätte ich sowieso nicht.

    Ich eile zum Taxi. Das wäre ja auch noch schöner, wenn diesmal nicht Mara, sondern ich für unser verspätetes Eintreffen auf der Party verantwortlich wäre.

    ***

    Zwei Stunden und mindestens ebenso viele Spiced Mojitos später kann man den Beginn des Abends nur als gelungen bezeichnen. Mara und ich hängen natürlich mit der üblichen Clique zusammen und lästern gerade mit großer Begeisterung über die übrigen Gäste, als Juliet sich plötzlich an mich wendet.

    »Sag mal, Sally, was hast du jetzt eigentlich vor? Immer noch fest entschlossen, das nächste Sternchen am Pophimmel zu werden?«

    Misstrauisch runzle ich die Stirn und mustere Juliet mit zusammengekniffenen Augen. Wie kommt sie denn ausgerechnet auf die Frage?! Doch eine Millisekunde später habe ich mich wieder im Griff.

    »Das war doch Kinderkram«, entgegne ich lässig.

    »Und ich dachte, die Singerei sei dein großer Traum?«

    Irgendwie scheint mein Cocktail plötzlich nach angeschimmelter Zitrone zu schmecken.

    »Für meine Zukunft stelle ich mir schon ein bisschen was Solideres vor«, versuche ich möglichst cool das Gespräch in eine andre Richtung zu lenken.

    »Ach ja?«, entgegnet Juliet skeptisch. »Und was soll das sein? Hat dein Dad seine Beziehungen spielen lassen und dir eine Stelle besorgt?«

    Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Juliet wegen irgendwas angepisst ist. Könnte natürlich daran liegen, dass Josh die Augen nicht von mir lassen kann. Dabei kann Juliet den bulligen Quarterback gerne geschenkt haben, wenn sie den wirklich so scharf findet. Für eine Beziehung kommt Josh auf keinen Fall infrage und für ein gelegentliches Schäferstündchen bleibe ich lieber bei Mathew.

    »Ich habe beschlossen, Schriftstellerin zu werden«, verkünde ich zur Überraschung der Mädels.

    Das ist zwar jetzt ein bisschen gewagt, schließlich wurde diese Entscheidung erst kürzlich getroffen. Genauer gesagt, heute Nachmittag am Pool. Als ich beim Chillen ein wenig in dem Buch ›Dunkle Herren – Ausgeliefert‹ geblättert habe. Die Story fing ja recht vielversprechend an, aber im Laufe der Geschichte musste ich mich immer mehr über das Verhalten der Protagonistin ärgern. Besonders spannend war es auch nicht. Spontan kam ich zu der Überzeugung, dass ich das besser hinkriege. Und schon war ein neuer Berufswunsch geboren.

    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dich für Literatur interessierst«, entgegnet Juliet gedehnt. »Um was geht es denn in deinem Debütroman?«

    »Das kann ich natürlich noch nicht verraten«, behaupte ich.

    Ich hatte auch nicht so sehr an ein hochliterarisches Werk gedacht, sondern mehr an einen Thriller mit jeder Menge heißer Szenen. Oder besser ein Erotikroman mit Thriller-Elementen? Auf jeden Fall soll die Geschichte sowohl spannend als auch sinnlich werden.

    Allerdings mag ich das im Moment nicht mit den Mädels durchkauen. Normalerweise quatschen wir gern über Sex, ich auch. Aber irgendwie ist Juliet heute komisch drauf. Besonders überzeugt von meinen Karrierechancen als Autorin wirkt sie auch nicht. Deshalb lege ich lieber noch mal nach.

    »Ich habe schon mal ein Konzept erstellt. Der Verlag war gleich ganz begeistert. Allerdings muss ich natürlich zunächst noch einiges recherchieren. Unter anderem in Venedig. Das ist eine ganz außergewöhnliche Stadt in Italien«, behaupte ich.

    Wie komme ich eigentlich auf Venedig? Ach ja, die seltsame Anruferin. Na, hoffentlich stellt sich jetzt nicht heraus, dass Juliet der Witzbold war, dann fliegt meine kleine Notlüge sofort auf.

    Doch meine Freundin scheint endlich angemessen beeindruckt zu sein.

    »In Europa?«, fragt sie ehrfürchtig.

    »Allerdings«, entgegne ich siegesgewiss. Jetzt fällt ihr nichts mehr ein!

    Dummerweise nutzt Josh genau diesen Moment, um mir zuzuprosten und dabei auch noch recht eindeutig zu zwinkern. Juliets Augen verengen sich zu Schlitzen.

    »Na, wenn der Onkel einen Verlag besitzt, ist es natürlich kein Problem, einen Vertrag zu ergattern«, meint sie schnippisch.

    »Du bist doch nur neidisch, weil du nächste Woche in eurem Familienunternehmen anfängst, statt nach Europa zu reisen«, mischt Mara sich ein.

    Das könnte natürlich auch ein Grund für Juliets schlechte Laune sein. Ein Glück, dass mein Bruder Henry nur allzu bereitwillig in die Fußstapfen meines Vaters getreten ist, da bin ich aus dem Schneider!

    »Außerdem stellt Onkel Bills Verlag Landkarten her«, erläutere ich. »Ich hatte nicht vor, einen Atlas zu verfassen.«

    Juliet macht ein mürrisches Gesicht und sagt nichts mehr. Ich bekomme ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen meiner Flunkerei.

    »Hast du eigentlich gewusst, dass Josh noch einen Praktikumsplatz sucht? Gäbe es da bei euch nichts?«, wechsle ich das Thema.

    Juliets Familie ist recht erfolgreich darin, Chutneys und Relishes weltweit zu vertreiben, und ich finde, Josh sieht genau so aus, als stünde er auf so ein Zeug.

    »Echt?«

    Ihre Augen leuchten auf und ich grinse innerlich. Geht doch. Der Abend ist viel zu schön, um einen Streit unter Freundinnen heraufzubeschwören. Ganz abgesehen davon, dass Juliet mir womöglich unbeabsichtigt einen großen Gefallen getan hat. Was spricht eigentlich dagegen, dass ich tatsächlich nach Venedig reise, um für meine Version von ›Dunkle Herren‹ zu recherchieren? Und Onkel Bill – zwar hat sein Unternehmen mit Romanen wirklich nichts am Hut, aber sicher hat er die entsprechenden Kontakte, da sollte es doch kein Problem sein, mein Werk nach meiner Rückkehr gleich bei einem entsprechenden Verlag unterzubringen.

    Das passt alles viel zu gut, das kann gar kein Zufall sein. Bestsellerliste, ich komme!

    ***

    Am nächsten Tag bin ich immer noch Feuer und Flamme für meine neueste Idee. Je länger ich im Internet surfe und mir die verschiedensten Seiten über Venedig ansehe, umso sicherer bin ich mir, dass dieser Ort genau die richtige Kulisse für meinen Roman ist. Klar, dass es da nur Kanäle und Flüsse statt Straßen gibt, wusste ich natürlich. Aber dass die ganze Stadt auf Holzpfählen errichtet wurde und dass diese Fundamente nun von der Unterspülung bedroht sind, ist ja der Hammer. In manchen Häusern ist angeblich das unterste Stockwerk schon nicht mehr bewohnbar.

    Vor meinem inneren Auge erscheint ein mondäner Palazzo, bereits dem Untergang geweiht. Wahnsinn!

    Dieser Schauplatz allein müsste eigentlich schon reichen, um eine wesentlich bessere Version von ›Dunkle Herren‹ zu schreiben. Mal sehen, was ich noch ändern muss.

    Nach einer relativ kurzen Suchaktion von maximal zehn Minuten entdecke ich meinen Reader zwischen einer Sammlung von geschnitzten Kokosnüssen, die Mara mir aus ihrem letzten Urlaub mitgebracht hat. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee gekommen bin, ihn dort zu deponieren. Sich darüber ernsthaft Gedanken zu machen, wäre allerdings sicher pure Zeitverschwendung. Stattdessen rufe ich lieber die erste markierte Stelle auf.

    Eifrig lese ich mir die gekennzeichnete Seite noch mal durch, bis mir schließlich ganz heiß wird. Vor Empörung natürlich, nicht etwa, weil die Szene so anregend ist! Die Heldin des Buches hat einen Vertrag unterschrieben, der sie dazu zwingt, mit einem Mann ins Bett zu gehen, der ihre Schulden bezahlt hat. Der Typ sperrt sie zwar ein, tut ansonsten aber erst total harmlos und behauptet, ihr nur ein wenig die Füße massieren zu wollen. Doch dann küsst er ihre Zehen und sie wird gleich so scharf auf ihn, dass sie ihn anfleht, sie zu vögeln. Was der Kerl natürlich weidlich ausnutzt, um sie zu allerlei makabren Spielchen zu überreden.

    So geht das ja schon mal gar nicht! Ein paar Streicheleinheiten, und zack – schmilzt die Heldin dahin, das kann ja gar nicht sein! Ganz abgesehen davon, dass sich am Schluss des Buches auch noch herausstellt, dass dieser Zehenlutscher sie in eine Falle gelockt hat, damit sie Schulden macht und ihm ausgeliefert ist. Natürlich ist sie ihm bis dahin völlig verfallen, verzeiht ihm alles und spielt seine perversen Spielchen weiter mit. Pah!

    So was wird der strahlenden Heldin meines Buchs selbstverständlich nicht passieren. Die wird am Ende über den dunklen Herrn triumphieren, bis der sie anfleht, bei ihr liegen zu dürfen. Oder?

    Die Vorstellung gefällt mir nun auch nicht so recht. Aber irgendetwas stimmt auf jeden Fall mit dieser Szene nicht. Was genau ich anders machen werde, muss ich einfach noch entscheiden.

    Ich stecke den Reader wieder zurück zwischen die Kokosnüsse. Wie auch immer, ich bin jedenfalls wild entschlossen, nach Venedig zu reisen.

    Das Problem ist nur, dass meine Eltern noch keinen Schimmer davon haben, dass sie diesen Ausflug sponsern sollen. Sie ahnen ja noch nicht mal etwas von meinen Karriereplänen als Schriftstellerin!

    Andererseits lief die Graduierungszeremonie wirklich super. Wenn man mal davon absieht, dass ich mit meiner ganzen Family im Schlepptau eine Stunde zu früh da aufgekreuzt bin, weil ich den Zettel mit sämtlichen Terminen irgendwie nicht mehr finden konnte. Ich war mir so sicher, dass es gleich um neun Uhr losgeht. Na ja, aber in diesem Fall war ja wohl ausnahmsweise mal zu früh besser als zu spät. Während der Zeremonie lief jedenfalls alles glatt, ich habe mein Zeugnis bekommen, meine Mutter hatte ein sehr nettes Gespräch mit der Frau eines Stadtrates und der feierliche Lunch im Restaurant ›Le bon moment‹ war wirklich ausgesprochen exquisit.

    Ein besserer Zeitpunkt als jetzt, um meine Familie

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