Der Mann im schwarzen Regenmantel: Psychothriller
Von Mario Rosić
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Über dieses E-Book
Wenn eine schreckliche Sünde aus der Vergangenheit bezahlt werden muss, dann ist die Strafe noch schrecklicher.
Ein Psychothriller von Mario Rosić
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Buchvorschau
Der Mann im schwarzen Regenmantel - Mario Rosić
DER MANN IM SCHWARZEN REGENMANTEL
PSYCHOTHRILLER
MARIO ROSIĆ
INHALT
Kapitel eins
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
Kapitel zwei
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
Kapitel drei
XX.
XXI.
XXII.
XXIII.
XXIV.
Kapitel vier
XXVI.
Kapitel fünf
XXVIII.
XXIX.
XXX.
XXXI.
GEWIDMET AN ALLE, DIE BEI DER
GEBURT / ALS NEUGEBORENE
GESTOHLEN ODER VERKAUFT
WORDEN SIND
KAPITEL EINS
UT SEMENTEM FECERIS, ITA METES
I.
Ein paar Tage früher als geplant, brachen mein Ehemann und ich unseren Urlaub in Griechenland ab und kehrten nach Belgrad zurück. Ich weiß nicht mehr, wieso ich überhaupt zugestimmt habe, diesen Urlaub zu machen, denn am Ende dieser Reise haben wir nicht einmal ein Foto zusammen, auf dem wir beide lächeln. Irgendwie habe ich es ausgehalten, auch wenn mir sehr nach Streit zu Mute war, aber diesen wollte ich nicht während unserer kurzen Rückreise im Flugzeug führen, denn immerhin würden uns die restlichen Passagiere zuhören können, was sehr unangenehm gewesen wäre. Sogar während der Taxifahrt vom Flughafen zu unserer Wohnung, sagte ich keinen Ton. Deshalb konnte ich es kaum erwarten, nach Hause anzukommen, um den Streit fortzusetzen. Ich sage den Streit fortsetzen
, da dieser schon im Urlaub anfing.
Alexander und ich sind seit fast dreißig Jahren verheiratet und bis vor ein paar Monaten waren unsere Streitigkeiten harmlos im Gegensatz zu den jetzigen, welche sehr ernste Themen und Spannungen mit sich ziehen. Seit einer gewissen Zeit zweifle ich an seiner Treue mir gegenüber.
Neben all diesem Stress haben wir unseren Urlaub aus einem tragischen Grund frühzeitig beendet, denn meine beste Freundin Vera ist verstorben. Sie litt seit einer ganzen Weile an einer ernsthaften Krankheit und hatte erst vor kurzer Zeit eine schwere Operation hinter sich. Als ihr Ehemann uns die Nachricht gestern mitteilte, meinte er, dass Vera plötzlich nicht mehr richtig atmen konnte. Er rief den Notarzt, aber jede Hilfe kam zu spät. Vera war meine engste Freundin, immerhin kannten wir uns schon seit der Schulzeit, sodass ich sogar behaupten würde, dass sie mir gegenüber wie eine Schwester war. Zu meinen anderen Freunden, sogar denen, welche ich aus dem frühen Kindesalter kenne, also länger als Vera, habe ich mich distanziert. Ich höre mich selten mit ihnen und noch seltener treffe ich sie. Mit Sicherheit ist dieses Jahr 2018, eines der schwierigsten in meinem ganzen Leben.
Den Streit fing ich nicht sofort an, als wir unsere Wohnung betraten. Zuerst begrüßten wir unseren Sohn Ivan, welcher nach der Begrüßung mit uns sofort wieder zurück ins Wohnzimmer ging, um fernzusehen und uns somit auch nicht mit dem Gepäck half, aber das ist für mich in Ordnung, denn er ist ein eigenständiger junger Mann mit seinen 28 Jahren. Er führt sein eigenes Leben. Ich bin sehr stolz auf ihn, außer auf die Tatsache, dass er noch bei uns wohnt. Er arbeitet auf der Tankstelle und ist in allen anderen Hinsichten selbstständig und unabhängig. Alexander nimmt es ihm übel, dass er vor ein paar Jahren sein Studium abgebrochen hat. Ivan wollte in unsere Fußstapfen treten und studierte somit Jura. Es lief eigentlich sehr gut, was die Noten anging, doch sein Tempo war schlapp, weshalb er sich entschied, das Studium abzubrechen. Manchmal bin ich auch ein bisschen wütend deswegen, auch wenn nicht so sehr wie Alexander. Trotzdem ist Ivan in meinen Augen ein sehr guter Sohn.
Als Alexander und ich unser Zimmer betraten, um es uns gemütlicher zu machen, wurde die Lage sehr angespannt.
- Ich glaube, du hast eine Andere - sage ich ihm mit erhöhtem Ton, während jeder von uns den eigenen Koffer auspackte.
- Was ist los mit dir, Frau?- antwortet er mit gelassener Stimme. - Beruhige dich, mach die Tür zu. Das Kind kann uns hören.
- Soll er doch! - Die Tür steht weit offen, also ist mir schon klar, dass Ivan uns hören kann. - Es interessiert mich nicht und außerdem ist er schon lange kein Kind mehr.
- Woher kommt dir die Idee, ich hätte eine Andere? Wer erzählt dir so einen Unsinn?
- Du machst verdächtig viele Überstunden in letzter Zeit - jetzt beende ich das Auspacken des Koffers und ziehe mir etwas Bequemeres für Zuhause an. Alexander macht dasselbe.
- Manchmal drückst du deine Anrufe während meiner Anwesenheit weg und verlässt den Raum danach mit deinem Telefon.
- Geschäftliche Angelegenheiten sind der Grund, Frau.
- Ach? All die Jahre hast du dutzende geschäftliche Telefonate geführt und bist nie vor mir weggelaufen. Egal, ob am Handy oder Festnetztelefon, so hast du dich noch nie verhalten.
- Komm schon, hör doch auf mit diesem Unsinn, wenn du weißt, dass Ivan dich hören kann. Ich könnte dich schließlich auch beschuldigen, dass Ivan von einem anderen Mann gezeugt wurde, was nicht auszuschließen ist.
- Was ist nicht auszuschließen? - Jetzt wird meine Tonlage wieder lauter, obwohl ich gerade etwas beruhigt habe. - Was kannst du nicht ausschließen?
- Dass Ivan nicht mein Sohn ist, kann ich nicht ausschließen,- erzählt er mir, während sein Gesicht so aussieht, als würde es jeden Moment vor Lachen explodieren. - Ivan hat nur wenig Ähnlichkeit mit mir. Innerlich, wie auch Äußerlich.
- Erstens, greif mich nicht an, denn Angriff ist die beste Verteidigung. Zweitens, mische unser einziges Kind nicht in diese Sache. Drittens, wir können gerne zu deinen Kollegen gehen, um einen DNA Test machen zu lassen. Die müssen nicht wissen, weshalb wir diesen brauchen. Du kannst behaupten, ihn für einen Fall, den du bearbeitest, zu benötigen.
Als ich sagte, dass wir zu Alexanders Kollegen gehen, meinte ich das Labor des serbischen Innenministeriums. Alexander arbeitet dort seit langer Zeit als ein sehr angesehener Inspektor.
- In Ordnung, das werden wir so machen, sagte er und ging in das Badezimmer.
Ich fühle mich verzweifelt, da ich mich schon umgezogen habe, aber meine Sachen noch nicht ausgepackt sind. Dafür habe ich ehrlich gesagt weder Lust, noch die Kraft, also ging ich zu meinem Sohn ins Wohnzimmer. Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa, während im Fernsehen die Spätnachrichten liefen. In dieser schwierigen Zeit sollte ich mit jemandem über den Verlust von Vera und die angespannte Situation in meiner Ehe sprechen. Mein Sohn ist derzeit der einzige Ansprechpartner, der dafür infrage kommt, doch obwohl er den Streit zwischen Alexander und mir mitgehört hat, schenkt er mir keine Aufmerksamkeit. So war er immer schon. Statisch und desinteressiert an allem, was in keinem direkten Zusammenhang mit ihm steht. In den Nachrichten sprechen sie über einen Serienmörder, der, wie behauptet wird, vor ein paar Tagen sein drittes Opfer ermordet hat. Die Leiche wurde vor einigen Stunden in der Wohnung des Opfers aufgefunden.
WOHER WISSEN SIE, DASS DERSELBE TÄTER, WIE IN DEN LETZTEN ZWEI FÄLLEN, SCHULDIG AN DIESEM MORD SEI
- das fragte eine Journalistin einen Medienvertreter der Polizei, welcher das kürzlich gegründete Sonderermittlungsteam leitet, welches aus mehreren Personen besteht und daran arbeitet, den Täter zu fassen. Ich erkenne, dass das Interview im Freien neben eines Wohngebäudes, unter Straßenlichtern stattfindet. Wahrscheinlich handelt es sich um das Gebäude, in welchem das Opfer aufgefunden wurde.
WEGEN DER ART UND WEISE, AUF WELCHE ER SICH AN DEN KÖRPERN DER LEICHEN, NACH DEM MORD AUSLEBTE
- so antwortete er. DIE VORGEHENSWEISE BEIM DRITTEN OPFER IST EIN BISSCHEN ANDERS , ALS BEI DEN ERSTEN ZWEI.
IN WELCHER ART UND WEISE VERGRIFF ER SICH AN DEN LEICHEN DER OPFER?
"DAS WERDEN WIR NICHT BEANTWORTEN, UM DIE ÖFFENTLICHKEIT NICHT IN UNRUHE ZU VERSETZEN. SOMIT WERDEN WIR AUCH NICHT DARÜBER SPRECHEN, WIE DER TÄTER DIE MORDE BEGANGEN HAT.- weiter konnte ich nicht aufmerksam zuhören, da Ivan mich unterbrochen hat.
- Vielleicht werden sie dir diesen Mörder zuteilen, wenn er gefasst wird, damit du gegen ihn klagst. - Das sagte mir mein Sohn in Bezug auf den gesuchten Täter, über den sie in den Nachrichten sprachen, denn ich arbeite als Staatsanwältin. - Falls sie ihn verhaften.
- Sollen sie ihn doch zuweisen, wem sie wollen. Lass uns das Thema wechseln. Du wirst zu einer DNA Probe geben müssen. Ich nehme an, du hast das Gespräch zwischen mir und deinem Vater mitbekommen?
- Willst du das wirklich?
- Ich will ihm beweisen, dass wir drei eine Familie sind.
- In Ordnung. Kein Problem, Mama.
Ich denke, dass Ivan nicht mit der Wimper zucken würde, wenn Alexander und ich uns jetzt scheiden lassen würden, obwohl ich mir sicher bin, dass er uns beide sehr liebt. Vielleicht ist es so am besten, denn ich würde keines Falls wollen, dass auch er angespannt ist und sich Sorgen macht. Am besten durchs Leben kommen die Menschen, welche nur auf sich schauen und kein Interesse an fremden Sorgen und Problemen haben. Trotzdem kränkt es mich, dass er in dieser Situation keine Empathie zeigt und unsensibel wirkt. Ich kann mich außerdem nicht daran erinnern, wann Ivan das letzte Mal auf mich oder Alexander zugekommen ist, um uns einen Kuss zu geben. Alexander ist in dieser Hinsicht anders gestrickt. Er ist ein sehr emotionaler und empfindlicher Mensch. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Abgesehen davon, dass ich denke, er wäre mir untreu, weiß ich, dass er ein sehr guter Mensch ist und ich liebe ihn zur Zeit nicht weniger als ich es früher getan habe.
VORERST WISSEN WIR NUR, DASS DER TÄTER AM TAG DES ZWEITEN MORDES EINEN SCHWARZEN REGENMANTEL TRUG.
- Ich höre wieder dem Gesprächspartner der Journalistin im Fernsehen zu.
"DAS WURDE UNSEREN KOLLEGEN VON EINER ZEUGIN ERZÄHLT. WIR SPRECHEN VON MITARBEITERN, WELCHE DIESEN FALL BEARBEITET HABEN, BEVOR DAS SPEZIELLE ERMITTLUNGSTEAM GEGRÜNDET WURDE. DER MÖRDER KONNTE DIE ZEUGIN NICHT SEHEN, DA SIE IN DER DUNKELHEIT STAND UND ETWAS WEITER VON DER STELLE ENTFERNT WAR, AN WELCHER DER MÖRDER DAS OPFER OHNE GEWALTANWENDUNG ABHOLTE, WAS DARAUF HINDEUTEN LÄSST, DASS TÄTER UND OPFER SICH KANNTEN. DIE GENANNTE ZEUGIN KANNTE DAS OPFER, DA DIE TAT AUF DER STRAßE, IN DER GEGEND, IN WELCHER BEIDE WOHNEN, STATTFAND. DA SICH DER TÄTER UND DAS OPFER AUF EINER BELEUCHTETEN STRAßE AUFHIELTEN, KONNTE DIE ZEUGIN DAS GESICHT DES OPFERS SOFORT ERKENNEN. IHR KAM NICHTS VERDÄCHTIG VOR, ALS SIE SAH, WIE DAS OPFER DEN TÄTER BEGRÜßTE UND MIT IHM IN EINE RICHTUNG GING. ALSO, ICH WIEDERHOLE ES NOCH EINMAL - DER TÄTER VERSCHWAND OHNE GEWALTANWENDUNG MIT DEM OPFER. DIE ZEUGIN KONNTE DAS GESICHT DES TÄTERS AUFGRUND DER SCHWARZEN KAPUZE SEINES REGENMANTELS NICHT ERKENNEN, ABER SIE KONNTE AUSSAGEN, DASS ER DURCHSCHNITTLICHER GRÖßE WAR.
WOHER WISSEN SIE, DASS DER MÖRDER, DER MANN IM SCHWARZEN REGENMANTEL WAR?
"DAS VERSCHWINDEN DES OPFERS WURDE VON DER FAMILIE UNGEFÄHR ZUR SELBEN ZEIT GEMELDET, WELCHE DIE GENANNTE ZEUGIN BEI IHRER AUSSAGE ÜBER DAS GESEHENE EREIGNIS ALS TATZEIT ANGEGEBEN HAT. AUßERDEM FANDEN WIR KEINE WEITEREN ZEUGEN, WELCHE DAS OPFER NACH DIESEM EREIGNIS GESEHEN HABEN ODER MIT DIESEM IN KONTAKT STANDEN.
DAS SOLLTE DIE ERMITTLUNGEN ERLEICHTERN. WISSEN SIE MIT SICHERHEIT, DASS DER MÖRDER EIN BEKANNTER DES OPFERS WAR?
JA, ABER DAS KÖNNTE AUCH EIN BEKANNTER GEWESEN SEIN, DEN DAS OPFER SCHON SEIT JAHREN NICHT MEHR GETROFFEN HAT. WER WEIß, WIE VIELE BEKANNTSCHAFTEN DAS ZWEITE OPFER INSGESAMT HATTE. WIR WERDEN ALLES GEBEN, UM DIESE ERMITTLUNG SO FRÜH WIE MÖGLICH ERFOLGREICH ZU BEENDEN.
WOHER WISSEN SIE, DASS DER MÖRDER JEDE TAT ALLEINE VOLLZOG? VIELLEICHT HATTE ER EINEN KOMPLIZEN , WELCHER IHM LOGISTISCHE UNTERSTÜTZUNG GAB?
IN DIESER HINSICHT SIND WIR UNS NICHT SICHER, ABER WIR WISSEN, DASS SOLCHE TÄTER MEISTENS ALLEINE HANDELN.
IST DAS MOTIV REINE PSYCHOLOGISCHE BEFRIEDIGUNG FÜR DEN TÄTER?
ALLE AUS UNSEREM TEAM SIND SICH DARÜBER ABSOLUT SICHER. DESHALB IST DIESE ERMITTLUNG SO SCHWIERIG. WIR WISSEN NICHT GENAU, WO WIR ANFANGEN SOLLTEN, DENN EIN KONKRETES MOTIV FEHLT UNS, LEIDER. DER TÄTER KÖNNTE JEDER SEIN. WIR UNTERSUCHEN NEBEN ALLEN BEKANNTEN DES OPFERS, AUCH ALLE VORBESTRAFTEN TÄTER VON GEWALTVERBRECHEN, MORD UND MORDVERSUCH. ICH BIN MIR NICHT SICHER, OB WIR DEN TÄTER IN DIESEN AKTEN FINDEN WERDEN. FÜR GEWÖHNLICH SIND SOLCHE VERBRECHER NICHT VORBESTRAFT UND SOMIT UNBEKANNT FÜR DIE POLIZEIBEHÖRDE. SIE STECHEN MEISTENS DURCH NICHTS NEGATIVES HERVOR.
II.
Ich habe Alexander überredet, die DNA Analyse über seine Kontakte im Polizeilabor durchzuführen. Er war ein bisschen überrascht, denn er dachte nicht, dass ich darauf bestehen würde, doch am Ende stimmte er zu. Als er unsere Proben ins Labor brachte, sagte man ihm, dass sie uns in ein paar Tagen über das Resultat informieren würden. Die Proben gab er ihnen in drei verschiedenen Taschentüchern. Ich wollte nicht mit hinein und wartete außerhalb des Gebäudes.
Noch am selben Tag, gingen wir zu Veras Beerdigung. Wir standen beide in der zweiten Reihe, neben ihrem Sarg und ihrer engsten Familienmitglieder. Ich würde sagen, dass an diesem Ereignis circa hundert Personen teilnahmen, von denen ich den Großteil nicht kannte. Für sommerliche Verhältnisse, ist das Wetter eher kühl und ließ ein paar Regentropfen auf die Erde fallen, als hätte der Himmel Tränen für Vera fallen lassen. Die Trauerrede wurde von Veras Schwester Marija vorgetragen. Die Rede klang wie jede andere bei solchen Ereignissen. Sie sprach über Vera, als gute Mutter, herausragende Ehefrau und Ähnliches. Ich weiß, dass Marija diese Dinge über Vera nicht nur erzählte, weil es sich so gehört, sondern, weil sie wirklich eine tolle Person war. Nicht nur, dass Familie für sie an erster Stelle stand, so wollte Vera allen anderen immer mehr helfen, als sich selber. Von all meinen Bekannten, war die Freundschaft zu ihr am intensivsten, denn sie wusste alle meinen Geheimnisse und ich ihre ebenso. Ihre ehrliche und hilfsbereite Art hat mich am meisten an ihr fasziniert. Ich habe nie an ihrer Gutmütigkeit gezweifelt oder gedacht, dass sie mir diese vorspielt, denn nach so vielen Jahren, wäre ich wohl die Erste, welche das erkannt hätte. In der heutigen Zeit läuft man solchen Menschen sehr selten über den Weg. Bei all meinen anderen Freunden und Bekannten, konnte ich die Dosis an Interesse meiner Familie gegenüber und mir, deutlich erkennen.
Nach fünfzehn Minuten war Marijas Rede und die Beerdigung beendet. Wir hatten es nicht eilig, uns von Veras Ehemann, ihrer Schwester und ihren beiden Söhnen zu verabschieden. Alexander und ich warteten, bis alle anderen Gäste sich verabschiedeten, damit wir das in Ruhe zuletzt machen konnten.
- Wenn ihr etwas braucht, dann meldet euch jederzeit bei uns - sagte ich zu Veras Ehemann, Dušan, während ich mich als letzte von ihm verabschiedete. - Alexander und ich werden euch immer zur Seite stehen.
- Seid stark - jetzt richte ich mich an ihre Söhne und ihre Schwester. Alexander verabschiedete sich von ihnen. Ich empfinde mehr Mitleid ihren Söhnen, als Dušan gegenüber. Wie ich sehe, wirkt Dušan sehr gefasst und stark, während ihre Söhne weinen. Beide ihrer Söhne sind tolle junge Männer, welche Vera in ihren frühen Zwanzigern ausgezeichnet erzogen hat. Einer ist vier und der andere sieben Jahre jünger als mein Ivan. Marija hat sehr stark geweint, während sie die Trauerrede gehalten hat. Jetzt hat sie sich wieder ein bisschen beruhigt. Es tut mir leid, dass Ivan nicht zur Beerdigung mitgekommen ist. Ich weiß nicht wieso, aber er mochte Vera und ihre Familie nicht, obwohl er mit ihrem älteren Sohn im Kindesalter befreundet war. Das ärgert mich sehr, denn er hätte einen Freund fürs Leben gewinnen können, denn ihr Sohn ist ein toller Kerl. Eine sehr schlechte Charaktereigenschaft von Ivan, dass er ohne konkreten Grund Freundschaften beendet. Das nehme ich ihm übel.
- Dubravka, kann ich dich etwas fragen? - sagte Dušan zu mir. - Könntest du Veras E-Mail-Adresse abmelden, welche sie für ihren Nebenjob verwendet hat? Ich habe weder die E-Mail-Adresse, noch das Passwort für diese. Vielleicht weißt du etwas darüber, da ihr so eng befreundet wart. Alles andere, wie Facebook und Ähnliches, habe ich abgemeldet. Ich weiß nur, dass es nicht dasselbe Passwort ist, wie für ihre andere E-Mail-Adresse.
- Habt ihr Veras Arbeitsplatz nach dem Passwort gefragt?
- Ja, wir haben und diese Adresse wurde von Veras Chefin abgemeldet. Sie hatte Veras Passwort, aber das, welches sie für die E-Mail-Adresse ihres Nebenjobs verwendete, ist ganz anders als die Restlichen.
Vera arbeitete in einer Staatsinstitution als Psychologin, hatte, aber nebenbei noch einen Job in einem privaten psychologischen Beratungszentrum im Stadtzentrum. Dort arbeitete sie als Psychotherapeutin.
- Dušan hatte die E-Mail-Adresse des Nebenjobs gemeint.
- Ich habe im privaten psychologischen Beratungszentrum angerufen - sagte Dušan. - Doch dort kennt niemand ihr Passwort, sondern nur die E-Mail-Adresse. Sogar die Geschäftsführer konnten mir keine Informationen darüber geben.
- Ja, ich weiß, dass Vera mir einmal von dieser E-Mail-Adresse erzählt hat, auf welcher sie Briefe von Patienten entgegennimmt. Die Adresse habe ich mir gemerkt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie mir das Passwort gegeben hat. Vielleicht habe ich zu Hause auf einem Stück Papier etwas darüber aufgeschrieben. Das werde ich sofort überprüfen, wenn ich zu Hause bin.
- In Ordnung. Es ist nicht schlimm, wenn Nichts dabei raus kommt. Ich würde sie nur gerne abmelden wollen.
- Ich werde mich bemühen, das Passwort zu finden.
- Danke.
Tatsächlich teilten Vera und ich sogar Passwörter in sozialen Netzwerken wie Facebook.
Auch dort hatten wir keine Geheimnisse. Wir hielten es für einen schlichten Spaß, denn auf sozialen Netzwerken gab es nichts Ernstes in unseren Augen. Ihr Ehemann kannte diese Passwörter also auch, da er alles deaktivierte, aber die E-Mail-Adresse im Beratungszentrum, auf welche sie Briefe ihrer Patienten erhielt, ist eine ernste Sache. Ich erinnere mich wirklich nicht daran, dass sie dieses Passwort jemals erwähnte. Trotzdem werde ich alles versuchen, um dieses zu finden, wenn ich zu Hause bin. Ich wollte Dušan vorschlagen, einen Hacker zu engagieren, welcher das Problem löst. Da er derzeit trauert, werde ich versuchen, das Problem für ihn zu lösen.
III.
Am nächsten Abend habe ich dann versucht das Passwort zu finden, worum mich Dušan gebeten hat. Also fing ich damit an, meine Papiere durchzuwühlen. Unter einem Ordner mit Unterlagen, den ich im Schrank aufbewahre, befindet sich ein kleines Heft. Darin schreibe ich alles auf, was ich nicht vergessen dürfte. Dort befinden sich auch die PIN Codes meiner EC Karten, die Passwörter meiner Facebook-Profile, Veras Passwort für Ihr Facebook Profil und Ähnliches. Ich kann mich noch daran erinnern, als wir, Vera und ich, vor langer Zeitgenau hier in meiner Wohnung saßen und unsere Facebook Profile öffneten. Ich meins und sie ihr. Vera sah damals, wie ich mein Passwort in mein Heft schrieb und bat mich darum, ihr Passwort ebenfalls aufzuschreiben. So könne ich sie daran erinnern, falls sie es je vergessen sollte. Nun sehe ich mir gerade ihr Passwort für das Facebook Profil an, aber sie ist mir nicht von Nützen, denn Dušan hat ja selbst gesagt, er habe dieses Profil bereits gelöscht. Nun fange ich damit an, im Heft nach der dienstlichen E-Mail-Adresse und deren Passwort von Veras Nebenjob zu suchen, ich schaffe es aber leider weder die Adresse noch das Passwort zu finden. Jedoch weiß ich, wie diese E-Mail-Adresse lautet, denn sie hat mir einmal mehr so im Spaß gesagt, , als ich mich über den Stress und die Erschöpfung, die meine Arbeit mit sich