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Adam und Eva: oder - Die Vertreibung aus dem Paradies
Adam und Eva: oder - Die Vertreibung aus dem Paradies
Adam und Eva: oder - Die Vertreibung aus dem Paradies
eBook277 Seiten3 Stunden

Adam und Eva: oder - Die Vertreibung aus dem Paradies

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Über dieses E-Book

Auf das Thema bin vor ein paar Jahren gekommen, als ich einmal im Fernsehen gesehen und gehört habe, dass fundamentale Christen in Amerika die Darwinsche Lehre in Schulen verbieten wollen, weil diese nicht mir der Bibel konform geht. Da kam mir die Idee, ob diese Fundis vielleicht sogar recht haben.

Wieso kann es nicht sein, dass Adam vor ca. 7000 Jahren, als erster Mensch, gelebt hat. Vielleicht nicht gleich als erster Mensch der ganzen Menschheit, aber vielleicht als erster Mensch eines abgelegenen Tales, in dem vorher noch kein Mensch gewesen war; oder als erster Mensch der zwölf Stämme Israels.

 

Schauen wir in die Vergangenheit, und dabei in alte Schriften.

 

Die fünf Bücher Moses des Alte Testamentes entstammen der jüdischen Thora. Außerdem gibt es im Judentum auch noch den Talmud.

 

In diesem Talmud wird berichtet, dass Gott, an Adams Seite, eine Frau namens Lilith, wie Adam aus Erde geformt, schuf. Lilith fühlte sich Adam gegenüber völlig gleichberechtigt, Unterordnung war ihr fremd, was dazu führte, dass sie auch beim Sex nicht unten, sondern oben liegen wollte. Für Gott war Adam ein Abbild seinesgleichen, und die stolze Lilith, die sich als völlig gleichwertig mit Adam betrachtete, passte nicht in dieses Weltbild. Es kam zum Streit zwischen den dreien und Lilith flog davon; - - und zwar zu einem anderen.

Na ja, heute fliegen Frauen nicht gleich, wenn sie einen etwas herrsch- und kontrollsüchtigen Ehemann verlassen wollen. Aber ansonsten ist doch alles ziemlich verständlich. Auch für heutige Situationen.

 

In der Bibel wird Lilith überhaupt nicht erwähnt. Daher gab es einfach keine andere Möglichkeit, als Eva aus einer Rippe von Adam zu schaffen, da sie ja irgendwo herkommen musste, wenn man die aufsässige Ex-Ehefrau von Adam, die nicht unterwürfig genug gewesen war, und deshalb weggelaufen ist, totschweigen wollte.


Eva war also „nur“ aus Adams Rippe gemacht. Das war einerseits durchaus abwertend gemeint, da es die „Minderwertigkeit“ dieses Wesens belegen sollte, gibt aber auch anderseits einen Hinweis dafür, wer oder was Eva in Wirklichkeit war. Sie stammt nämlich von Adam (ab).

 

Schweifen wir einmal kurz in die heutige Gegenwart.


Stellen wir uns eine heutige Kinderfußballmannschaft beim Spielen vor. Auch heute erleben wir es durchaus, sollte einer der Spieler ein wunderbares Tor schießen, dass am Spielfeldrand ein Erwachsender sich voller Stolz an die Brust schlägt und ausruft: „Seht ihr, mein Fleisch und Blut.“


Auch wenn der Erwachsende damit das Zeug nennt, das (unter anderem auch) um eine Rippe herum angebracht ist, glaubt doch von uns keiner, dass der Knabe wirklich aus einem Klumpen Fleisch und Blut des Mannes geformt wurde.


„Aus der Rippe“ - „Aus meinem Fleisch und Blut.“


So viel hat sich in der Ausdrucksweise in den letzten Jahrtausenden eigentlich nicht geändert, woraus wir schließen können, dass Eva die Tochter von Adam war – und von Lilith (die allerdings außerhalb des Talmuds "totgeschwiegen" wird).


Somit hat Eva den Apfel ihrem eigenen Vater gereicht, was das auch immer heißen mag. Noch heute wird in den Gegenden, in denen Adam und Eva damals gelebt haben sollen, einer Frau oft mindestens eine Mitschuld, wenn nicht gar die ganze Schuld gegeben, wenn sie von einem Mann sexuell missbraucht wurde. Die Begründung ist ganz einfach, „sie hat sich nicht züchtig genug angezogen und verhalten, sodass der Mann schwach werden musste." Erst recht, da Adams Ehefrau ihn doch so schmählich verlassen hatte und er das Ehebett alleine hüten musste.

In einigen Gegenden reicht da schon das Zeigen der Fußfesseln (als Metapher: Sie reicht den Apfel), um die Frau schuldig zu machen. Und überhaupt, wie sollte ein "Abbild Gottes", also der Mann, Schuld haben können.


Und da Geschlechtsverkehr zwischen Vätern und Töchtern schon immer in den meisten Kulturen verboten w

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum24. Juni 2019
ISBN9783748707950
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    Buchvorschau

    Adam und Eva - Berthold Kogge

    Prolog

    Eli saß auf einer Mauer, am Vorhof des im Bau befindlichen Tempels. Er schaute gedankenverloren über die Baustelle und über den Markt auf dem Vorplatz. Händler standen hinter ihren aufgestellten Ständen, um ihre Ware lauthals anzupreisen. Er sah die Menschenmassen, die sich dicht gedrängt durch die schmalen Gänge schlängelten. Wie sie etwas kauften, oder auch nur den Marktschreiern zusahen.

    Sechs Jahre wurden jetzt schon an dem Tempel gebaut. Bald würde der Bau fertiggestellt sein. Noch ein knappes Jahr, und König Salomo und die Priester konnten das Haus Jehovas einweihen. Eli bewunderte den Bau. Der Tempel bestand aus großen Sandsteinquadern, und aus Zedernholz für das Dach, das Portal und die Zwischendecken.

    Der Tempel, ein Gebäude von sechzig Ellen Länge, zwanzig Ellen Breite und einer Höhe von dreißig Ellen, war eine technische Meisterleistung. Salomo hatte extra phönizische Baumeister aus Tyros kommen lassen, die die Leitung des Bauvorhabens übernommen haben.

    Die Wände des Tempels ragten senkrecht in den Himmel. Es war das größte Bauwerk, das je in Israel geschaffen worden war. Ein rechteckiges Gebäude, mit einem zweiflügligen Eingangsportal, durch das drei Menschen übereinandergestellt hätten durchschreiten können. Vor dem Portal war ein, auf Säulen gestützter, überdachter Vorbau. Die Haupthalle des Tempels, die die gesamte Höhe des Gebäudes einnahm, war an drei Seiten mit dreigeschossigen Seitenflügeln umbaut. Dort sollten die Schätze des Tempels gelagert werden.

    Die Innenwände des Tempels sollten mit edlen Stoffen, Farben und viel Gold verkleidet werden. Wenn erst einmal alles fertiggestellt sein wird, würde das Tempelinnere, im Schein der Öllampen, überirdisch leuchten und glänzen. Eli war sich sicher, dass man die Anwesenheit Gottes dann spüren wird.

    »Die Einweihung wird ein großer Tag werden«, dachte Eli bei sich. Als Mitglied der Priesterschaft durfte er die Einweihung auch im Tempel miterleben. Nur das Allerheiligste, den Debir, ein, durch einen Vorhang abgetrennter Raum, am Ende der Haupthalle, wird er nicht betreten dürfen. Das war nur dem König, dem Hohepriester und den vier Trägern der Bundeslade vorbestimmt.

    Die Bundeslade. Der größte Schatz der zwölf Stämme Israels. Eine mit Gold verkleidete Truhe aus Akazienholz, in der die Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt wurden. Vor vielen Generationen hatte Moses diese Steintafeln, damals, als er das Volk Israel, aus der Sklavenherrschaft Ägyptens, in das Land Kanaan führte, auf dem Berg Sinai, direkt von Gott erhalten. Zwei auf dem Deckel thronende Cherubim bewachten den Schatz.

    Der Einzug der Bundeslade in das Allerheiligste sollte der wichtigste Teil der Einweihungsfeier werden. Eli hatte gehofft, als Träger für die Bundeslade ausgesucht zu werden. Aber die vier ältesten Priester hatten das Recht für sich beansprucht, auch wenn sie schon in einem Alter waren, in dem es ihnen schwerfallen würde, die schwere Bundeslade zu tragen.

    Eli freute sich schon auf die große Feier. Und doch zeigten seine Gesichtszüge tiefe Sorgenfalten. Gestern war er schon zur frühen Morgenstunde, zu einem Gespräch, zum König vorgeladen worden. Salomo hatte bei dieser Vorladung einen langen Gedankenaustausch mit ihm, über die Geschichte ihres Volkes geführt. Über die zwölf Stämme Israels. Von den Anfängen, der Entstehung der Welt, der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten von Eden, und dem ersten Mord durch Kain. Sie sprachen auch über Noah und die Sintflut, über die Verbannung nach Ägypten, und über Moses, der das Volk Israel dann zurück in die Heimat geführt, und damit den Grundstein für das jetzige Königreich gelegt hat. Alles wurde seit Jahrtausenden mündlich überliefert.

    Und nun hatte also König Salomo ihm, Eli, Priester des Tempels, Gelehrter der Geschichte des Volkes Israels und Schriftgelehrter, eine unbeschreibliche Aufgabe erteilt. Er sollte all das, was mündlich überliefert worden war, von Beginn an bis heute, all das, was die Geschichtenerzähler auf den Märkten Jerusalems, in den Winkeln der Gassen und in den Tavernen den Zuhörern erzählten, niederschreiben.

    Im Tempel wurde eigens für diese Rollen ein Raum geschaffen. Dort sollte die Geschichte der Stämme Israels, auf kostbarem Papyrus niedergeschrieben, das extra aus dem fernen Ägypten eingekauft worden war, für immer hinterlegt werden und nachzulesen sein.

    Eli schaute wieder über die Baustelle. Das Haus Jehovas. Der Höhepunkt der Geschichte Israels. Und vor der Baustelle war der Marktplatz. Händler aus Ägypten, aus dem sagenhaften Königreich Saba, aus dem fruchtbaren Land im Nordosten zwischen dem Tigris und dem Euphrat, aus Persien, und aus vielen anderen Ländern waren nach Jerusalem gekommen, um hier Handel zu treiben. Es wurde gefeilscht, geflucht, gegessen und getrunken. Keine rechte Beschäftigung vor dem Hause des Herrn. Eli runzelte die Stirn. Auch im Hause Israel war nicht alles so, wie es sein sollte. Aber er wollte nicht jammern. Salomo war ein starker und weiser König, und Israel hatte wahrlich schon schlechtere Zeiten erlebt. Die Stadt Jerusalem hatte durch König David, dem Vater von König Salomo, der als junger Krieger große Heldentaten gegen die Philister vollbracht hatte, und daraufhin zum König von Israel erklärt worden war, sehr an Bedeutung gewonnen.

    Jetzt, stark befestigt, war Jerusalem, an der Kreuzung von zwei Karawanenstraßen, ein beliebter Treffpunkt für fremde Händler. Das brachte Geld in die Stadt, womit man wiederum die Stadt besser und stärker befestigen konnte, was die Stadt für Händler und Handwerker wiederum interessanter machte. Wer führte schon gerne Handel, ohne von sicheren Mauern, besetzt von disziplinierten Soldaten, umgeben zu sein. Und ohne diese Händler, ohne das Geld, was diese in die Stadt brachten, hätte auch der Tempel, das Haus Jehovas, nicht gebaut werden können. Auch Gott musste abwägen. Keine Händler, keinen Tempel. Wenn aber einen Tempel, dann auch die Händler.

    Es war ein dichtes Gedränge in den Straßen und Gassen Jerusalems. Die Herbergen und Tavernen waren voller Fremder. Viel Geld brachten sie mit in die Stadt. Geld, das erst einmal bei den Geldwechslern, die gleich an den Stadttoren ihre Stände hatten, in israelische Münzen eingetauscht werden musste. Ein einträgliches Geschäft für die Geldwechsler. Es war nicht leicht, sich mit den verschiedenen Zahlungsmitteln auszukennen. So mancher Händler wurde schon dort übers Ohr gehauen, kaum dass er die Stadt betreten hatte.

    Es herrschte Frieden im Land. Frieden war für den Handel immer gut. Die Händler würden schon auf dem Markt ihren Profit machen. Trotz ihres Verlustes bei den Geldwechslern.

    Und die Soldaten Salomos sorgten auch dafür, dass sich die Räuberbanden von den Handelsstraßen fernhielten. Nicht nur der Handelsplatz war so gesichert, sondern auch die Wege dorthin. Denn kein Händler würde gerne in Jerusalem große Geschäfte machen, wenn er, sobald er sich außerhalb der schützenden Stadtmauern befinden sollte, alles, und vielleicht sogar sein Leben, verlieren würde.

    Elis Augen wanderten weiter über den Markt, zu einer der Tavernen, wo einige Händler ein gerade abgeschlossenes Geschäft begossen. Streunende Hunde schlichen an der Küchenwand längs. Sie rochen wohl das Fleisch auf dem Feuer. Rechts in der Ecke vom Markt, im Schatten eines Hauses, saß ein Geschichtenerzähler, um den sich ein Kreis neugieriger Zuhörer gebildet hatte. Eli konnte nicht hören, was der Mann der Menge erzählte. Vielleicht ein Märchen. Vielleicht eine Geschichte aus dem reichen Ägypten. Vielleicht auch von dem sagenhaften Land Saba und seiner wunderschönen Königin. Vielleicht erzählte er aber auch eine Geschichte aus der Vergangenheit der Stämme Israels. Vielleicht eine der Geschichten, die er, Eli, Priester und Gelehrter, im Auftrag des Königs niederschreiben sollte.

    Dieser Gedanke brachte ihn wieder zurück zu der Aufgabe, die ihm vom König übertragen worden war. Konnte überhaupt ein einzelner Mann dies alles niederschreiben? Wie lange würde es dauern, bis so eine Aufgabe bewältigt war? Nur noch ein paar Monde, und er würde vierzig Jahre alt werden. Wer weiß, wie lange er noch zu leben hatte. Gleich morgen musste er mit dem Hohepriester sprechen. Einer der jungen Priesteranwärter, der sich auch in der Kunst des Schreibens versuchte, sollte ihn unterstützen. Er sollte ihm beim Schreiben helfen, und nach seinem Tod das Werk fortführen.

    »Als Erstes muss ich eine Gliederung erstellen«, überlegte Eli. »Die einzelnen Kapitel festlegen, damit nichts ausgelassen, nichts vergessen wird. Aber damit beginne ich erst morgen«, beschloss er.

    »Heute habe ich einfach nur Lust zu schreiben. Einfach meine Gedanken in die Vergangenheit wandern zu lassen, und aufzuschreiben, was mir so einfällt. Hier in der Sonne zu sitzen, ab und zu den Fortgang der Handwerker am Tempel zu beobachten, dem Lärm des Marktes zu lauschen, und die ersten Sätze in das Wachs zu ritzen.«

    Er nahm seinen Schreibstab und beugte sich über die Wachstafel.

    »Am besten fange ich damit an, wie alles begann«, dachte sich Eli und fing an zu schreiben.

    Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer. Und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

    Und Gott sprach: „… …

    Der Sündenfall

    Adam war müde. Müde, kaputt und zerschlagen. Er hatte zwölf Stunden, nur durch eine kleine Mittagspause unterbrochen, an den Befestigungsanlagen seiner Heimatstadt Kisch gearbeitet. Sein Rücken schmerzte, seine Knie und Knöchel waren geschwollen. Die Hände waren, durch das Bearbeiten der groben Ziegel aus Lehm und Stroh, rau und aufgeplatzt. Seine grobe, ärmellose, einfache Kleidung aus Leinen war nass von Schweiß. Der Staub hatte sich auf dem Stoff zu einer dicken klebrigen Schicht aufgetragen, sodass das Gewand, durch den Schmutz, so steif geworden war, dass es fast senkrecht und unbeweglich an seinem mageren Körper herunter hing, ohne die Bewegungen des Körpers mitzumachen. Seine nackten Füße waren in einer dicken, trockenen und aufgeplatzten Lehmschicht verschwunden. Bei jedem Schritt platzte ein Stück des getrockneten Lehms von seinen Füßen. Sein braunes Haar, das immer leicht zerzaust war, hatte fast die weiße Farbe des Staubes angenommen. Und obwohl die Sonne am westlichen Horizont bereits hinter den Hügeln verschwand, stand die Luft stickig in den engen Gassen der Stadt, angeheizt noch zusätzlich durch die Feuer der Schmieden, Tavernen und den kleinen Feuern vor den Häusern, an denen die Frauen das Essen für ihre Familien kochten.

    Das Leben fand hier hauptsächlich auf der Straße statt. Nicht in den Häusern, in denen es dunkel war, und ein häusliches Feuer die Räume, die sowieso schon durch die Sonne, die auf die Dächer brannte, in einen Backofen verwandelt waren, noch mehr aufheizen würde.

    Adam war nicht nur Müde, er hatte auch Durst. Neben dem Durst hatte er außerdem auch noch Hunger. Aber der Durst war schlimmer. Selbst wenn er Gerstenbrei bei sich gehabt hätte, wäre es für ihn unmöglich gewesen, diesen jetzt zu essen. Solange er nichts zu trinken bekam, brauchte er es gar nicht erst zu versuchen, so einen klebrigen Brei herunter zu würgen. Der würde ihm nur Halse stecken bleiben.

    Die Sonne hatte den ganzen Tag, ohne Gnade, vom blauen Himmel herunter geschienen. Es was Hochsommer und die Hitze war kaum zu ertragen. Soviel konnte man gar nicht trinken, wie man bei der schweren Arbeit an den Befestigungsanlagen wieder heraus schwitzte. Und es gab auf der Baustelle nur Wasser. Kein Bier. Und so wie das Wasser schmeckte, wenn erst einmal ein paar Stunden die Sonne auf die Krüge geschienen hat, wusste man nicht, ob es einem nach dem Trunk auch weiterhin gut gehen würde, oder man kurz danach, die Hände krampfhaft auf den Bauch gedrückt, mit Durchfall, hinter einem der wenigen Büsche hockte, die in der Nähe der Baustelle wuchsen. Die Krüge wurden morgens mit frischem Wasser gefüllt, aber ab mittags war das Wasser alles andere als frisch. Die Sonne brannte so heiß vom Himmel, dass selbst die Fliegen nicht durch die Luft schwirrten, sondern sich irgendwo in kleinen Erdspalten oder unter Steinen vor der Sonne versteckten. Der einzige Vorteil der trockenen Hitze.

    Die neuen Befestigungsanlagen der Stadt waren fast fertig. Der neue Grundriss der Stadt war vom König viereckig geplant worden. Die alte Stadt war nur ein Haufen einstöckiger Lehmhäuser, mit krummen Straßen dazwischen, gewesen. Ungeplant am Ufer des Flusses gewachsen. Aber die neue Stadtmauer, um diesen Haufen Straßen und Häuser, war in einem gleichmäßigen Viereck angelegt worden, dessen Fläche ungefähr doppelt so groß war, wie der ungeplante Haufen Häuser. Die dadurch neu entstehenden, unbebauten Flächen, innerhalb der neuen Mauer, würden bald auch mit Häusern bedeckt sein. Einige neue, gerade angelegte Straßen, gab es dort schon, begrenzt mit oft zweistöckigen Lehmhäusern, einige sogar aus behauenem Felsgestein, die sich die wohlhabenden Händler und die mächtigen Beamten dieser Stadt dort bauen ließen. Auch Adam hatte sich dort, damals waren die neuen Stadtmauern erst in Planung gewesen, ein Haus bauen lassen. Damals, als er noch ein angesehener Steuerbeamter gewesen war. Aber das schien jetzt schon fast in einem vorherigen Leben gewesen zu sein. Zumindest kam es Adam so vor.

    Mit der wachsenden Macht des Königs wuchs auch die Bedeutung und Größe seiner Hauptstadt. Viele alte Häuser wurden abgerissen, und den betroffenen Bewohnern, auf den freien Flächen, einen neuen Platz für ein Haus zugewiesen, da, in dem alten Haufen Häuser, Platz für die Vergrößerung des Königspalastes geschaffen werden musste. Mit der größeren Macht des Königs wurde nicht nur ein repräsentativerer Königspalast benötigt, sondern auch die königliche Verwaltung, mit ihren Beamten, vergrößerte sich.

    Auch sollten die vier Stadttore, die jeweils an einer Seite der neuen Stadtmauer eingelassen waren, innerhalb der Stadt durch breite Straßen verbunden werden, die sich in der Stadtmitte, an einem neu geschaffenen Marktplatz, treffen sollten. Viele Häuser mussten dieser Maßnahme noch weichen. Reiche Bewohner wurden, für den Verlust ihrer luxuriösen Wohnstätte, vom König entschädigt. Arme Bewohner durften sich, für ihre neue Heimstätte, den benötigten Lehm vom Flussufer holen, bzw. das Material ihrer alten Häuser wieder verwenden. Widerspruch wurde nicht geduldet. Gerade jetzt, nach dem der König alle anderen Kleinkönige besiegt und ein mächtiges Königreich geschaffen hatte, wurde er von den Priestern bereits fast wie ein Gott verehrt. Aufmucken gegen einen König, wurde schon schwer bestraft; aber gegen einen Gott, wäre so eine Blasphemie tödlich.

    Aber vielleicht war der König ja sogar wirklich ein Gott, oder zumindest von den Göttern gesandt, um Frieden und Wohlstand zu bringen. Seitdem das fruchtbare Gebiet, an den Flüssen Pischon, Gihon, Tigris und Euphrat, durch den König geeint worden war, herrschte Frieden im Land. Keine Dörfer und Felder gingen mehr in Flammen auf, nur weil ein Kleinkönig das Land eines anderen Kleinkönigs überfiel und brandschatzte. Im Westen war die große Wüste eine natürliche Grenze, im Norden und Osten die kargen Ausläufer des großen Weltengebirges, und im Süden das Salzmeer, in das die vier Flüsse mündeten. Sicher, es gab immer noch Überfälle durch Stämme aus der großen Wüste und dem kargen Gebirge, aber der König verstärkte die Befestigungsanlagen der Städte und Dörfer an den Grenzen.

    Und seit dem die Soldaten sich nicht mehr, durch Kleinkönige befehligt, gegenseitig abschlachteten, sondern auf den Befestigungsanlagen Wache schoben und in kleinen Einheiten die Grenzgebiete und die Straßen kontrollierten, waren diese Überfälle stark zurückgegangen. Einige der wilden Wüstenstämme hatten sogar den Vorteil des Handels erkannt. Selbst arm und keine Ware habend, mit denen man Handel treiben konnte, nutzten sie doch die Möglichkeit, fremde Ware westlich der großen Wüste einzukaufen, und diese dann, für viel Geld, hier auf den Marktplätzen wieder zu verkaufen.

    So sah man täglich Karawanen mit dem wertvollen Zedernholz, das in den Ländern westlich der großen Wüste wuchs, durch das neu geschaffene Westtor in die Stadt ziehen. Der König zahlte gut für die langen geraden Stämme, die er für seinen Palastbau und dem Wehrgang an der Stadtmauer benötigte.

    Eine gut befestigte Stadt und sichere Handelswege waren auch für die reisenden Händler wichtig, da der Handel nur in sicheren Städten florierte. Die Soldaten des Königs Etana waren gut ausgebildet und ausgerüstet. Im Verteidigungsfall musste zusätzlich aber auch noch die Bevölkerung Kriegsdienst auf dem Wehrgang leisten.

    Und die Hauptstadt wurde besonders stark befestigt. An den vier Ecken der neuen Stadtmauer waren mächtige, leicht nach außen, vor die Mauer verschobene, viereckige Türme gebaut worden. Die vier Stadttore, jeweils in der Mitte einer Mauerseite, zeigten in die vier Himmelsrichtungen. Links und rechts war jedes Tor durch mächtige, auch leicht nach außen, vor die Mauer verschobene Türme eingefasst. Die Stadttore waren die schwächsten Stellen der Stadtbefestigung. Von den Türmen aus sollte der Feind bekämpft werden, sollte er versuchen, das Tor mit einem Rammbock aufzusprengen.

    Die Stadt wurde, mit den fast fertigen Befestigungsanlagen, von einer 15000 Ellen langen, 20 Ellen hohen und 4 Ellen starker Lehmziegelmauer umschlossen. Die Türme sollten auch gleichzeitig als Unterkunft für die Soldaten dienen. Auf der Stadtinnenseite der Mauer ging, in 17 Ellen Höhe, ein Wehrgang aus Zedernholz um die ganze Stadt. Das Holz war extra aus dem Westen, durch die große Wüste, für den Wehrgang herangeschafft worden. So fruchtbar Etanas Königreich auch war, Zedern, mit ihren langen geraden Stämmen, wuchsen nicht in seinem Reich.

    So mancher Karawanenbesitzer war durch den Transport des Holzes reich geworden. So mancher Karawanenbesitzer lag jetzt aber auch als bleiches Skelett in der Wüste. Es war gefährlich durch die Wüste zu reisen. Die Wüste gehörte nicht mehr zum Machtbereich des Königs Etana. Wilde Stämme hausten immer noch in der Wüste, in unbekannten Oasen. Und einige dieser Stämme hielten Raub immer noch für einträglicher als ehrlichen Handel. Wüstenstämme, die sich nicht scheuten, die Karawanen zu überfallen, und das kostbare Holz selbst in Kisch zu verkaufen, ohne dabei selbstverständlich zu verraten, wie sie an das Holz gekommen waren.

    Im Vergleich zu dem Rest der Welt ließ es sich hier, in dem neu geschaffenem Königreich, trotz der Fronarbeiten für den König, gut leben. Es war regelrecht ein Paradies, im Vergleich zu den gefährlichen und unwirtlichen Gegenden, außerhalb des Reiches. Durch die Flüsse, aus denen man das Wasser für die Bewässerung der Felder schöpfte, herrschte zumindest kein Hunger. Das war mehr, als man woanders erwarten konnte.

    Die Befestigungsanlagen waren fast fertig.

    In drei Monaten, wenn König Etana sein fünftes Regierungsjahr feiern wollte, sollten die Befestigungsanlagen komplett sein.

    Adam hatte Hunger und Durst. Er wollte etwas essen und vorher unbedingt einen großen Becher Bier trinken. Adam wusste, dass das Essen fertig sein würde, wenn er zu Hause angekommen war. Doch dorthin wollte er eigentlich noch gar nicht, da es ohnehin, wie so oft, sicher Streit zwischen seiner Frau Lilith und seiner Tochter Eva gegeben hat. Irgendetwas fand seine Frau immer, weswegen sie ihn oder ihre Tochter Eva beschimpfen konnte. Lilith war mit ihrem Leben nicht zufrieden. Sie war der Ansicht, sie hätte etwas Besseres verdient, und gab Adam die Schuld für ihr ärmliches Dasein.

    Als Lilith und Adam heirateten, stand er am Anfang einer glänzende Karriere als Steuerbeamter. Auch wenn ein Steuerbeamter nicht gerade gerne bei der Ausübung seines Berufes gesehen wurde, war er gesellschaftlich doch hoch angesehen. Vom König gut bezahlt, konnte man als Steuerbeamter auch noch sehr gut nebenbei etwas dazuverdienen. Gerade mit Händlern, die von außerhalb des Reiches kamen, konnte man den einen oder anderen Deal aushandeln, wenn es um die Steuerschätzung ihrer Waren ging. Und Adam war, wenn er den Wert der Waren hatte taxieren müssen, sehr entgegenkommend gewesen. Man hatte sich immer geeinigt, was beiden Seiten zugutekam.

    Nur die königliche Schatzkammer hatte dabei das Nachsehen gehabt. Und als Adam zu gierig wurde, er die zu versteuernde Ware immer niedriger schätzte, sein dafür, von ihm geforderter privater Obolus immer größer wurde, und sein Haus immer prächtiger ausgestattet, kam dem Obersteuerbeamten mit der Zeit ein Verdacht. Dieser verhörte einige der Händler und drohte mit Marktverbot für sie innerhalb der Stadtmauern, wenn sie schweigen sollten. Und als ein, von Adam ungerecht behandelter Händler auch noch Klage gegen diesen einreichte, konnte der Obersteuerbeamte Adam überführen.

    So verlor Adam seine gute Stellung, er und seine Familie die Existenzgrundlage, damit auch das große, prachtvoll eingerichtete Haus, und sie mussten sich eine Hütte in einem der ärmlicheren Stadtvierteln suchen.

    Adam war nun gezwungen, sein Geld als Ziegenhirte zu verdienen. Obwohl er schreiben und rechnen konnte, was nur wenige Einwohner der Stadt beherrschten, war es für ihn unmöglich gewesen, bei einem Händler eine Anstellung zu finden. Mit einem, des Unterschlagens von Steuern überführten Steuerbeamten, wollte niemand etwas zu tun haben.

    Neben dem Ziegenhüten musste Adam jede zweite Woche, nur mit einer Mahlzeit entschädigt, an den Befestigungsanlagen der Stadt arbeiten. Dazu waren alle Einwohner von Kisch verpflichtet, die nicht Staatsdiener waren, oder das nötige Vermögen oder Einkommen hatten, um sich von diesem Frondienst freizukaufen. Als Steuerbeamter war Adam, auf dem Weg zu der Karawanserei vor der Stadt, wo die reisenden Händler warten mussten, bis er die Ware taxiert hatte, bevor diese in die Stadt transportiert werden durfte, oft an den Baustellen vorbeigekommen und hatte sich über das langsame Voranschreiten der Bauarbeiten geärgert, da, solange die neuen Befestigungsanlagen nicht fertig waren, sein neues Haus relativ ungeschützt, außerhalb der geschützten Stadt lag. Zwar schützte die königliche Elitetruppe, in Zeltlagern, die weitläufig um die Stadt herum hinter

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