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Der große Krieg der Gladiatoren: Die Erinnerungen eines Schwertkämpfers
Der große Krieg der Gladiatoren: Die Erinnerungen eines Schwertkämpfers
Der große Krieg der Gladiatoren: Die Erinnerungen eines Schwertkämpfers
eBook307 Seiten4 Stunden

Der große Krieg der Gladiatoren: Die Erinnerungen eines Schwertkämpfers

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Über dieses E-Book

Der ehemalige Seeräuber Leonidas aus Mytilene muss in Rom als Gladiator in der Arena fechten. Doch als es ihm eines Tages gelingt, nacheinander zwei Gegner zu besiegen, fordern die begeisterten Zuschauern in Anerkennung seiner Kampfkunst seine Freilassung, was ihm der Veranstalter der Spiele schließlich auch gewährt.
Noch in derselben Stunde wird Leonidas von dem zwielichtigen Ägypter Plotinos als Leibwächter angeheuert. Auf der Reise zu der Stadt Pompeji in der römischen Provinz Kampanien freundet sich der Mytilener mit Achillas, dem zweiten Leibwächter des Ägypters und der Sklavin Anippe an.
In Pompeji kommt Leonidas einer Verschwörung von Gegnern der in Rom herrschenden Senatspartei auf die Spur. Dabei lernt er Laodica, eine Prostituierte aus einem pompejanischen Bordell kennen und die beiden beginnen sich ineinander zu verlieben.
Dadurch aber geraten sie in große Gefahr, denn als Plotinos Laodicas Liebesdienste erzwingen will, wird er von Leonidas aus Eifersucht erstochen. Nun droht ihnen der Tod am Kreuz, doch mit Hilfe seiner Freunde gelingt es dem ehemaligen Gladiator den Mord zu vertuschen und das ihnen drohende Verhängnis abzuwenden. Danach verlassen Leonidas, Laodica, Achillas und Anippe heimlich Pompeji und machen sich auf den Weg nach Capua.
In der dortigen Gladiatorenschule, in der er sich als freier Kämpfer anwerben lässt, lernt Leonidas den Thraker Spartacus kennen, erlangt dessen Vertrauen und wird von ihm in die Pläne eines in Kürze bevorstehenden Ausbruchs der "Gerstenfresser" genannten Gladiatoren eingeweiht.
Doch ihr Vorhaben wird durch unglückliche Umstände aufgedeckt und nur schnelles Handeln kann die Verschwörer noch retten. So ruft Spartacus seine Gefährten zum Aufstand und nach blutigem Kampf befreien sich die Fechtersklaven von ihren Peinigern.
Nach dem gelungenen Ausbruch flüchten sich siebzig überlebende Gladiatoren in die Wälder des Vesuvs, auch Laodica, Achillas und Anippe schließe sich den Rebellen an.
Die mutige Tat der Schwertkämpfer verbreitet sich wie ein Lauffeuer, wodurch in ganz Kampanien die Fackeln des Aufruhrs entfacht werden und täglich immer neue, ihren Herren entflohene Sklaven im Lager der Aufständischen eintreffen.
Doch der Gegenschlag der Römer lässt nicht lange auf sich warten und so beginnt ein zweijähriger Krieg zwischen den befreiten Sklaven und ihren Unterdrückern.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum7. März 2022
ISBN9783347580220
Der große Krieg der Gladiatoren: Die Erinnerungen eines Schwertkämpfers
Autor

Jens - Uwe Nebauer

Jens - Uwe Nebauer wurde am 5. Juni, dem Pfingstsonntag des Jahres 1960, in Magdeburg geboren. Nach erfolgreich bestandenem Abitur studierte er an der Technischen Hochschule „Otto von Guericke“ Magdeburg. Als Diplomingenieurökonom arbeitete er dann jahrelang im Anlagenbau und in anderen Berufen. Der Autor interessiert sich seit seiner Kindheit für Geschichte. Der Besuch von Burgen, Schlössern und Museen mit seinen ebenfalls geschichtsinteressierten Eltern weckte in ihm schon früh diese Vorliebe. Später spezialisierte er sich auf das europäische Mittelalter und die Zeit der römischen Antike. Seine Kreativität hat er bereits im Kindergarten entdeckt, denn da er während des verordneten Mittagsschlafes nur höchst selten einschlafen konnte, begann er damit sich die Langeweile durch das fantasievolle Erfinden und „Sich-selbst-erzählen“ von kleinen oder größeren Geschichten zu vertreiben. Er verfasste u. a. die historische Romane „Der Ritter von Falkenfels“, "Der Burgwart von Bodfeld", "Der Paladin" und „Die Kreuzfahrer“.

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    Buchvorschau

    Der große Krieg der Gladiatoren - Jens - Uwe Nebauer

    Crassus ist tot!

    Ich hatte es gerade auf dem Marktplatz von einem Kaufmann aus Alexandria gehört, dessen Schiff vor einer Stunde in den Hafen von Odessos eingelaufen war.

    Im Reich der Parther, bei einem Ort namens Carrhae, hatten die Reiter des Königs Orodes den römischen Feldherrn und seine sechs Legionen umzingelt und schwer zusammengeschlagen. Crassus selbst wurde bei den Kapitulationsverhandlungen getötet. Die Sieger schlugen seinem Leichnam den Kopf ab und sandten ihn an den Hof des Königs, wo er bei einer Aufführung von Euripides Theaterstück „Die Bacchien" den Zuschauern vorgeführt worden war.

    Das Heer der Parther wurde von einem Mann namens Surenas angeführt und ich fragte mich, ob es wohl derselbe Surenas sein könnte, der mit uns aus Capua ausgebrochen war und zwei Jahre an unserer Seite gekämpft hatte. Möglich wäre es durchaus, denn er gehörte, ebenso wie ich, zu den wenigen unserer Gefährten, die aus der vernichtenden Schlacht am Silarus entkommen waren.

    Crassus! Der Geldmann und Schlächter, der vor sieben Jahren mit dem nicht minder mörderischen und ruchlosen Pompeius und mit diesem Caesar, der jetzt in Gallien Krieg führt, ein Triumvirat zur Beherrschung Roms geschlossen hatte.

    Ein Jahr lang waren die Gedanken der Anführer unseres Sklavenheeres, zu denen auch ich gehörte, immer wieder um diesen Römer gekreist und um das, was er gegen uns unternehmen würde, bis uns am Ende die schiere Übermacht seiner Legionen erdrückte.

    Und nun war auch er durch das Schwert gestorben, und ich sage es ganz offen heraus, dieser Mann hatte seinen, hatte diesen Tod verdient und ja, ich empfand Freude darüber und Genugtuung, denn er hatte tausende unserer gefangenen Brüder und Schwestern entlang der Via Appia ans Kreuz schlagen lassen, kaltherzig und gnadenlos.

    Das musste ich sofort Laodica erzählen!

    Auf dem Rücken meines weißen Hengstes verließ ich Odessos und sprengte zu unserer Villa, die sich eine halbe Meile nördlich der Stadt, welche uns seit siebzehn Jahren zur Heimat geworden war, auf einem Hügel über dem Meer erhebt.

    Laodica saß auf der Terrasse unseres Hauses auf einer bequemen Kline. Ihre Beine, die immer noch so schön sind wie vor zwanzig Jahren, als ich ihr das erste Mal begegnete, hatte sie von sich gestreckt und die nackten Füße übereinandergelegt. Ein Schirm schützte sie vor der stechenden Mittagssonne.

    Oh ja, es geht uns gut hier! Wir haben uns einen gewissen Wohlstand geschaffen und sind niemandes Untertan. Ich bin Eigentümer einer Fechtschule, der einzigen, die es zwischen Odessos und Mesembria gibt, während Laodica einen erfolgreichen Handel mit Wein und Öl betreibt. Wir haben alles, was wir brauchen, nur Sklaven gibt es in unserem Haus keine und wird es auch nie geben.

    „Nun ist das Schwein also in den Hades gefahren, sagte Laodica mit derselben Genugtuung in der Stimme, die auch ich gespürt hatte, „Es wurde auch Zeit. Und ich hoffe, dass auch der Pompeius bald diesen Weg gehen wird!

    Wir öffneten einen versiegelten Krug mit altem Samoswein und ließen ihn uns schmecken. Danach begaben wir uns in unser Schlafzimmer und liebten uns so leidenschaftlich, wie schon seit langem nicht mehr. Wahrscheinlich war dies das Beste, was Marcus Publius Crassus jemals hervorgerufen hat.

    In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Alles war plötzlich wieder da, als ob es gestern gewesen wäre. Meine Zeit als Gladiator, der Ausbruch aus dem Ludus von Capua, unser Krieg gegen die Römer, angeführt von dem besten Mann, den die Sonne je gesehen hat.

    Gegen Mitternacht bemerkte ich, dass auch Laodica nicht schlief. Wir setzten uns auf und begannen zu erzählen, erst ich, dann sie, dann wieder ich und mit jeder Stunde die verging, fügten sich unsere Erinnerungen zu einem immer größer und bunter werdenden Mosaik zusammen.

    Der Mann aus Ägypten

    Durch das kleine vergitterte Fenster in der Tür des Holzkastens schwappte das Geschrei des enthemmten Pöbels so abstoßend und widerlich wie stinkendes Kloakenwasser.

    Bei allen Göttern, wie sehr hasste ich diese Römer! Nicht nur die dreimal verfluchten Lanistas und die reichen Patrizier oder Ritter, die diese Kämpfe, die sie so verharmlosend Spiele nannten, bezahlten, sondern auch den Arena-Mob, der sich an Blut und Tod ergötzte wie normale Menschen an Kunst, gutem Essen, schönen Frauen und gutem Wein.

    Wir saßen zu viert in dem schuppenartigen Verschlag, zwei Thraker und zwei Gallier, und wir warteten darauf, dass sich die noch verschlossene Tür, die für die Gladiatoren den einzigen Zugang zu der von Zuschauertribünen umschlossenen Arena bot, öffnen würde.

    Das aus Balken und Brettern errichtete Amphitheater - zu dieser Zeit gab es in ganz Italien nur wenige fest gemauerte Arenen - stand sinnigerweise auf dem Forum Boarium, dem Viehmarkt nahe einer alten Tiberfurt, die einst den römischen Hirten als Übergang zu den Weiden außerhalb der Stadt gedient hatte.

    Eigentlich war das größere Forum Romanum aus Platzgründen für die Abhaltung der Gladiatorenkämpfe besser geeignet als das Forum Boarium und wurde daher auch meistens dafür genutzt, doch wegen irgendwelcher Baumaßnahmen dort hatten die Veranstalter der Spiele mit dem alten Veranstaltungsort vorliebnehmen müssen.

    Als das Geschrei der Zuschauer seinen Höhepunkt erreicht hatte, verdunkelte die Gestalt eines Aufsehers das kleine Fenster, dann schurrte ein Riegel, und gleich darauf wurde die Tür des Holzkastens geöffnet. Einer nach dem anderen betraten wir die mit einer leichten Schicht Sand bedeckte Arena und stellten uns auf.

    Zu dieser Zeit wurde noch nicht so viel Aufhebens um unsere Ausrüstung gemacht wie in der heutigen Zeit. Wir kämpften einfach mit den Waffen des Volksstammes, denen man uns zugeordnet hatte. Als Thraker, der ich eigentlich nicht war, trug ich einen ledernen Helm auf dem Kopf, ein Schwert mit einer leicht nach hinten gebogenen Spitze in der rechten und einen runden Schild in der linken Hand. Bekleidet waren wir nur mit dem von den Römern Subligares genannten, von einem schmalen Gürtel gehaltenen Lendenschurz und mit einfachen Sandalen.

    Wenn ich heute höre, dass die Thraker in der Arena jetzt mit einer in der Mitte stark abgewinkelten Sica kämpfen, kann ich nur lachen. Niemandem wäre es eingefallen, mit so einer Waffe in einen echten Krieg zu ziehen - ein solches Monstrum kann man ja nicht einmal in eine Scheide stecken, um es vor Schmutz, Nässe und Rost zu schützen!

    Der Arenasprecher trat in die Mitte des Platzes, breitete seine Arme in einer theatralischen Geste weit aus und kündigte mich mit weithallender Stimme an: „Bürger von Rom, der edle Dolabella gibt euch Leonidas, Sieger in neun Kämpfen, Thrax!"

    Die Zuschauer klatschten und johlten, viele der Frauen auf den Rängen warfen mir Kusshände zu. Durch meine Siege war ich in Rom schon so etwas wie ein Heros, nicht wenige der Römer hatten auf meinen Sieg gewettet.

    „Gegen ihn tritt an, Acco, Gallier aus Capua, zwei Siege!"

    So hieß also mein Gegner. Wie fast alle Gallier oder Germanen war er ziemlich groß und dazu auch sehr muskulös. Er hielt ein langes Schwert und einen ovalen Schild in den Händen und trug einen Eisenhelm mit Flügeln daran auf dem Kopf.

    Auch der andere Gallier, er wurde Brennus genannt, stammte aus dem Ludus von Capua. Ihm stand Philippos gegenüber, der wie ich aus der Schule von Rom kam.

    Ich war - und bin es noch heute - ohne mich allzu sehr rühmen zu wollen - sehr geschickt mit dem Schwert, schließlich war ich in Mytilene, der Stadt in der ich geboren und aufgewachsen war, bei einem der besten Fechtmeister in die Lehre gegangen. Von frühester Jugend an hatte ich mich in der Handhabung des griechischen Hoplitenschwertes, des römischen Gladius und des thrakischen Schwertes geübt und es darin - wie ich gewiss behaupten darf - zu einer gewissen Meisterschaft gebracht, nur mit der iberischen Falcata habe ich mich nie richtig anfreunden können.

    Leider wurde ich schon allzu bald - ich zählte damals noch nicht einmal siebzehn Jahre – gezwungen, meine Fechtkunst in einem echten Kampf zu erproben, denn die Römer, die meine Heimatstadt dafür züchtigen wollten, dass wir in unverbrüchlicher Treue dem König Mithridates anhingen, bestürmten unsere Mauern. Trotz tapfersten Widerstandes konnten wir ihnen nicht lange standhalten, die Legionäre drangen in die Stadt ein und metzelten die ganze Bevölkerung nieder.

    Auch meine gesamte Familie fiel den Bestien zum Opfer. Nur ich konnte entkommen, und da ich nicht wusste, wohin ich gehen und was ich nun tun sollte, heuerte ich schließlich bei den kilikischen Piraten an. Auch dort bestand ich so manchen Seekampf, bis es dem römische Admiral P. Servilius Vatia vier Jahre später gelang, einige unserer Schiffe aufzubringen und viele von uns, auch mich, gefangen zu nehmen.

    Normalerweise gab es für gefangene Piraten nur die Todesstrafe, doch ich hatte Glück im Unglück, statt hingerichtet zu werden, wurde ich schon in Ostia durch einen Mittelsmann des schlauen Admirals dem Lanista Marcus Rosanus angeboten und der kaufte mich für seinen Ludus bei Rom.

    Mein mir gegenüberstehender gallischer Gegner sah sehr selbstbewusst aus, so als hätte er nicht nur zwei, sondern bereits zwanzig Siege auf seiner Tafel. Gleich nachdem der Ausrufer das Zeichen zum Beginn des Kampfes gegeben hatte, ging er zum Angriff über. Er setzte vor allem auf seine Armkraft und die Wucht, mit der seine Schläge meinen Schild trafen, hätte einen weniger erfahrenen Fechter zermürben und in Angst versetzen können.

    Doch mich beeindruckten seine Bemühungen wenig, ich setzte seiner puren Kraft meine Beweglichkeit, Schnelligkeit und die ganze Vielfalt meiner Fechtkunst entgegen, die aus sicheren Paraden, gekonnten Finten, blitzschnellen Angriffen, rechtzeitigem Rückzug und plötzlichen Ausfällen bestand.

    Vor allem meine schnellen Gegenangriffe nach der Abwehr seiner Attacken machten dem Gallier zu schaffen, er hatte Mühe, die zielsicheren Stiche zu parieren oder ihnen auszuweichen. Immer wieder brachte ich ihn so in Bedrängnis, bis ich schließlich eine Lücke hart neben seinem Schildrand fand und ihm die Spitze meiner Klinge tief in die Seite stieß.

    Der Gallier wankte, dann fiel ihm das Schwert aus der Hand und er sackte tödlich getroffen zu Boden.

    Doch bevor er seinen Geist aufgab, öffnete er noch einmal seinen Mund und ich erkannte, dass er mir etwas sagen wollte. Also beugte ich mich zu ihm herab und brachte mein Ohr ganz nah an seinen Mund.

    „Wenn du frei sein willst, flüsterte er mit ersterbender Stimme, „dann suche den Thraker in Capua!

    Ich verstand nicht, was er damit meinte und hatte in diesem Augenblick auch keine Zeit darüber nachzudenken, denn als ich aufblickte, sah ich, dass der Gallier Brennus meinem Ludusgefährten Phillipus schwer zusetzte. Dieser hielt sich nur noch mit Mühe auf den Beinen und schon holte der Gallier aus, um ihm den tödlichen Stoß zu versetzen.

    Da ich ihn anders nicht mehr erreichen konnte, stieß ich mein Schwert in die Erde, zog den Schild vom Arm und schleuderte ihn mit der rechten Hand in die Richtung des blonden Galliers.

    Obwohl ich es bei der Entfernung von zehn Doppelschritten kaum zu hoffen gewagt hatte, traf der sich wie eine Wurfscheibe drehende Schild die Schwerthand des überraschten Capuaners und warf sie zur Seite, so dass sein Stoß fehlging. Während Phillipus ermattet auf die Knie sank, stürmte ich auf Brennus zu und forderte ihn zum Kampf.

    Die Menge auf den Tribünen schrie auf.

    Der Gallier wandte sich von Phillipus ab und seinem neuen Gegner zu. Natürlich versuchte er den Vorteil, dass ich ohne Schild war, auszunutzen und deckte mich sofort mit einem Hagel von Schlägen ein. Doch ich stellte mich immer so, dass ich ihm nur meine rechte Seite mit dem Schwertarm bot und wehrte alle Angriffe ab.

    Als der Capuaner schließlich erkannte, dass er mir trotz des fehlenden Schildes nicht beikommen konnte, begann er die Geduld zu verlieren und Fehler zu machen. Nachdem er zum dritten Mal versucht hatte, mich mit einem geraden Stich in den Hals oder den Oberarm zu treffen, machte ich einen schnellen Schritt zur Seite, ging etwas in die Knie und stieß ihm die Spitze meines Schwertes in den linken Oberschenkel.

    Sofort drang das Blut aus der tiefen Wunde hervor und Brennus wusste, dass er in Kürze verbluten musste, wenn er versuchen würde den Kampf fortzusetzen. Sein Leben konnte nur noch gerettet werden, wenn die heftige Blutung so schnell wie möglich gestoppt werden würde.

    Da gab er auf, ließ sich auf sein rechtes Knie nieder, legte das Schwert ab und hob die Hand, um bei den Zuschauern um Gnade zu bitten. Ich stellte mich neben ihn, richtete die Spitze meiner Klinge auf seinen Hals und schaute zu dem dicken, in eine Rittertoga gehüllten Dolabella, der in der ersten Zuschauerreihe saß.

    Die Zuschauer zeigten sich gnädig und riefen ziemlich einhellig „mitte und „missum und so gab schließlich auch Dolabella seine Zustimmung. Schnell eilten zwei der Betreuer aus Capua herbei, banden Brennus getroffenes Bein ab und trugen ihn aus der Arena.

    Ich aber lief mit erhobenem Schwert eine Runde an den Tribünen entlang und schrie meinen Triumph in wortlosem Gebrüll heraus, denn ich hatte soeben meinen zehnten und elften Sieg errungen.

    Inzwischen hatte sich auch Phillipus wieder erholt und sich, wenn auch noch etwas mühsam, aufgerichtet. Die Römer waren begeistert von dem ungewöhnlichen Kampf, sie jubelten und brüllten, und plötzlich begann sich über den Rängen der Ruf „Freiheit zu erheben, „Freiheit für Leonidas!

    Ich erstarrte. Sollte das tatsächlich wahr sein?

    Der dicke Dolabella verzog das Gesicht. Offensichtlich mochten die Zuschauer den Ritter trotz seiner gewiss nicht geringen Ausgaben für die Abhaltung dieser Spiele nicht wirklich und wollten seinen Geldbeutel noch ein wenig schmälern, denn schließlich würde er meinem Lanista ein erkleckliches Sümmchen für den durch die Freilassung eines seiner besten Kämpfer verursachten Verlust, zahlen müssen.

    Doch da die Rufe nicht abebbten, konnte er nicht umhin, dem Willen des Pöbels nachzugeben. Mit einer herrischen Handbewegung winkte er den Ausrufer zu sich und rief ihm etwas zu, woraufhin der Sprecher in die Mitte der Arena zurückkehrte und verkündete: „Freiheit, Freiheit für den tapferen Leonidas! Der edle Dolabella schenkt Leonidas die Freiheit!"

    Während ich noch wie benommen dastand, kam Phillipus zu mir, dankte mir und beglückwünschte mich zur Erlangung meiner Freiheit. Trotz der Aussicht auf einen hochangesetzten Schadenersatz aus der Schatulle Dolabellas gratulierte mir kurz darauf auch mein Lanista Marcus Rosanus, jedoch mit etwas säuerlicher Miene, denn schließlich gab es Kämpfer wie mich nicht wie Sand an den Stränden bei Ostia.

    Ich verließ die Arena durch den hölzernen Kasten, gab meine Waffen ab und wusste erst einmal überhaupt nicht, wie es nun weitergehen sollte. Nur eines wusste ich mit Sicherheit, in den Ludus Rosanus brauchte ich nur noch ein einziges Mal zurückzukehren, um mir den Rudis, das hölzerne Schwert, welches den freigelassenen Gladiatoren kennzeichnete, abzuholen.

    Auf dem Markt hinter dem Amphitheater drängten sich viele Leute um mich, vor allem Frauen mit lüstern geröteten Gesichtern und flackernden Augen, die mich berühren wollten und danach gierten, von einem siegreichen Gladiator, der doch eigentlich auf der untersten Stufe der römischen Rangordnung stand, gevögelt zu werden.

    Doch dann stand plötzlich ein Mann vor mir, mittelgroß, hager, mit schwarzen Haaren, einem spitzen Kinn und der braunen Haut der Bewohner der Länder am südlichen Rand des großen Meeres. Er trug einen weißen, griechischen Chiton und einen Gürtel an dem ein Gladius hing.

    „Ich heiße Achillas, sagte er kurz und bündig, „mein Herr, der Ägypter Plotinos will dich sprechen.

    In alter Gewohnheit warf ich einen fragenden Blick auf Marcus Rosanus und der nickte zustimmend. Und da der Lanista stets sehr neugierig war, schloss er sich Achillas und mir an.

    Der edle Plotinos, saß in einer Sänfte die von acht bedauernswerten Männern getragen wurde, denn der Ägypter erfreute sich einer mehr als beachtlichen Leibesfülle. Er mochte gut und gern fünf Kenenarion wiegen, hatte ein ausgeprägtes Doppelkinn und trug eine schwarze Perücke auf dem wohl glattrasierten Schädel. Auch seine runden, in Fettpolster eingebetteten Schweinsäuglein, seine knubblige Nase und die rotgefärbten Lippen machten ihn nicht ansehenswerter.

    „Tapferer Leonidas, begann er in salbungsvollem Ton, „ich habe dich eben kämpfen sehen und du hast mir gefallen. Und da ich einen neuen Leibwächter benötige, weil sich einer meiner beiden Beschützer bei einer Tavernenschlägerei hat abstechen lassen, will ich dich in meinen Dienst nehmen, insofern du keine anderen Vorhaben hast. Du bekommst zwanzig Denare im Monat, dazu freies Essen und freie Unterkunft.

    Obwohl ich nicht allzu viel darüber wusste, was diese zwanzig Denare in Rom wert waren - schließlich war ich ja als Sklave hierhergebracht worden - hörte sich das von dem Ägypter Gesagte doch alles in allem nach einem passablen Angebot an.

    „Zuerst reisen wir auf der Via Appia nach Pompeji, dann mit dem Schiff nach Brindisi und weiter nach Alexandria, fuhr Plotinus fort, während sich sein scharfer Blick in meine Augen bohrte. „Also, gilt der Handel?

    „Er gilt!", stimmte ich ohne zu zögern zu. Die Aussicht, nach so langer Zeit endlich wieder einmal mit einem Schiff über das große Meer fahren zu können, war allzu verlockend für mich.

    Der Ägypter griff unter eines der Kissen, mit denen seine Sänfte verschwenderisch ausgestattet war, holte einen seidenen Beutel, in dem es metallisch klimperte, hervor und warf ihn mir zu.

    „Kauf dir ein Schwert und etwas zum Anziehen, sagte er gönnerhaft. „Und sei morgen bei Sonnenaufgang an der Porta Capena.

    Dann gab er seinen Trägern einen Befehl in einer Sprache die ich nicht verstand und entschwand.

    Am kommenden Morgen stand ich noch vor dem Hellwerden am Capenischen Tor. Ich trug eine neue weiße Tunika, einen breiten Ledergürtel, an dem ein römischer Gladius in roter Scheide hing und in dem der Rudis steckte. Diesen hatte mir Rosanus ausgehändigt, allerdings nicht ohne den Versuch zu machen, Plotinos zu überbieten und mich als freien bezahlten Kämpfer für seinen Ludus zu gewinnen, was ich dankend abgelehnt hatte.

    Die Sänfte meines neuen Dienstherrn erschien erst eine Stunde später, was mir Gelegenheit gab, mit den Torwächtern einen kleinen Schwatz über die Götter und die Welt zu halten. Neben Plotinos, dem Leibwächter Achillas und den acht Sänftenträgern gehörte nun auch noch Anippe, ein blutjunges, schlankes Mädchen, das wie Plotinos und Achillas aus Ägypten stammte, zu unserer kleinen Reisegesellschaft. Sie hatte ein hübsches Gesicht mit dunkelbraunen Augen, lange schwarze Haare, schmale Hüften und flache, fast knabenhafte Brüste. Während der Reise ging sie stets links neben der Sänfte, fächelte Plotinos Luft zu und wischte ihm mit parfümierten Tüchern den reichlich vergossenen Schweiß vom Gesicht.

    Die acht Sänftenträger hatten keine Namen, nur Nummern. Die Eins ging vorne links, die Acht hinten rechts. Sie waren allesamt kräftig gebaut, was sie bei dem Gewicht, das sie Tag für Tag zu tragen hatten, auch sein mussten, und nie sprach einer von ihnen ein Wort, so dass ich schon befürchtete, man habe ihnen die Zungen herausgeschnitten.

    Als wir Rom verließen, erzählte mir Achillas, dass wir bis zu unserem Ziel Pompeji gut hundertzwanzig Meilen zurücklegen mussten, für die wir etwa zwölf Tage benötigen würden. Da die Träger ein besonderes, gleichmäßiges Schrittmaß hatten, mit dem sie das Tempo unserer Reise bestimmten, liefen Achillas und ich die meiste Zeit hinter der Sänfte her, was uns die Gelegenheit gab, uns besser kennenzulernen.

    Auf den ersten Meilen wurde die Via Appia, die am Capenischen Tor ihren Anfang nahm, auf beiden Seiten von schattenspendenden Zypressen, Pinien und Eichen, sowie einer Vielzahl von mehr oder weniger prächtigen Grabmälern gesäumt. Danach führte sie durch ein flaches ländliches Gebiet, in dem vor allem Wein, Obst und Oliven angebaut wurden, geradewegs auf die sich südlich von Rom erhebenden Albanerberge zu.

    Wenn man den Römern für etwas Bewunderung zollen will, dann sind es ihre Straßen. Bessere und haltbarere gibt es - über solche Entfernungen - wohl nirgends auf der Welt. Das trifft natürlich auch auf die Via Appia zu, doch trotz der landschaftlichen Schönheit, die sie auf ihrem langen Weg umgibt, kann ich bis heute - ob der sechstausend dort ans Kreuz geschlagenen Gefährten - nur mit Grausen an sie denken.

    Während der ganzen Reise übernachteten wir zumeist in Gasthäusern, bei deren Auswahl Plotinos eine seltsame Neigung zur Heruntergekommenheit, ja, Verkommenheit entwickelte. Je schäbiger die Behausung war, desto besser erschien sie ihm.

    Mir machte das nichts aus, ich war viel Schlimmeres gewohnt, doch ich wunderte mich, dass ein in so feine seidene Kleider gehüllter Mann keine der durchaus vorhandenen luxuriösen Unterkünfte, auswählte.

    An den Abenden, sobald es dunkel geworden war, musste dann immer Anippe in das Zimmer des Dicken kommen und schon nach kurzer Zeit hörten wir ihn grunzen und auf wollüstige Weise stöhnen.

    „Was treibt er denn da mit ihr?, fragte ich Achillas, mit dem ich mich bereits angefreundet hatte, noch am ersten Tag, „Der fette Kerl muss das arme Mädchen doch erdrücken!

    „Sie muss auf ihm reiten bis es ihm kommt, gab der Ägypter zurück. „Und wenn sie ihre Blutungen hat, dann muss sie ihn mit der Hand oder dem Mund befriedigen. An dem bitteren Ton seiner Stimme und seinem zwischen Traurigkeit und Grimm wechselnden Mienenspiel erkannte ich, dass auch ihm selbst das Mädchen nicht gleichgültig war.

    Danach erzählte er mir, dass er und Anippe, deren Namen „Tochter des Nils" bedeutete, wie Plotinos aus Alexandria stammten. Er hatte als Enomotarch in der ägyptischen Armee gedient, bis er entlassen wurde, weil er einen Lochagos der Unterschleife beschuldigt hatte. Dieser jedoch war der Lieblingsneffe eines Polemarchen, weshalb nicht der von Achillas Beschuldigte, sondern er selbst, die Truppe in Unehren verlassen musste und schließlich als Leibwächter bei Plotinos anheuerte. Anippe dagegen war schon als Kind von ihren eigenen Eltern in die Sklaverei verkauft worden und auf verschlungenen Wegen als Lustsklavin zu dem Dicken gekommen.

    „Wie kam es eigentlich dazu",

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