30 Minuten ChatGPT
Von Michael Gebert, Oliver Schwartz und Parsa Marvi
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Über dieses E-Book
Künstliche Intelligenz ist kein Hype, sondern wird künftig alle Menschen betreffen – in den Arbeitswelten wie auch im Privatleben. ChatGPT ist aus gutem Grund derzeit das Synonym für generative KI-Anwendungen und steht im Mittelpunkt des Interesses und erster Erfahrungen der Menschen mit Künstlicher Intelligenz. Dieses Buch von Michael Gebert und Oliver Schwartz rückt das praktische, anwendungsorientierte Wissen rund um ChatGPT und verwandte KI-Lösungen in den Fokus. Die Leserinnen und Leser erfahren mehr über die Fähigkeiten und Arbeitsweisen von KI und erhalten souveräne Fertigkeiten, um in idealer Weise mit dem Chatbot zu interagieren. Die Autoren liefern wichtiges Grundlagenwissen, das in Zukunft unerlässlich sein wird. Und sie erklären verständlich, welche Regulierung 2024 europaweit in Kraft tritt und wie man sich risikofrei und rechtskonform die Fähigkeiten der KI zunutze machen kann.
Mit einem Vorwort von Parsa Marvi, Bundestagabgeordneter, Mitglied im Digitalausschuss und Berichterstatter für den EU AI Act
Michael Gebert
Dr. Michael Gebert ist visionärer Unternehmer und international gefragter Keynote-Sprecher. Er blickt auf 30 Jahre strategisches Denken und innovatives Handeln zurück. Als Positivist mit solidem betriebswirtschaftlichem Hintergrund und einer Promotion in Schwarmintelligenz beschäftigt er sich leidenschaftlich mit dem ethisch akzeptablen Einsatz von KI-Innovationen und dezentralen Strukturen im Unternehmensumfeld.
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Buchvorschau
30 Minuten ChatGPT - Michael Gebert
Vorwort
Mehr Chancen durch weniger Risiken
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit KI Mehrwerte für alle stiften können – bei uns, aber auch global. Denn KI kann unsere Arbeit erleichtern, individuelles Lernen fördern, die Pflege von Menschen unterstützen und die Medizintechnik deutlich nach vorne bringen – also unser Leben besser, leichter, gesünder machen. Gleichzeitig sehe ich aber auch massive Risiken, die von Generativer KI ausgehen. Dazu zählen zum Beispiel Falsch- und Desinformationen, die die Systeme schnell und billig produzieren können, Verstärkung von Diskriminierung und Marginalisierung oder die Verbreitung persönlicher Informationen, die den Anwendungen bereits entlockt werden konnten.
Maßgeblich für den Output der Anwendungen Generativer KI sind die Trainingsdaten. Sogenannte Large Language Models wie ChatGPT werden mit riesigen Datenmengen trainiert. Besonders sprachlich und inhaltlich hochwertige Texte wie beispielsweise wissenschaftliche Publikationen sind allerdings knapp – mit der Folge, dass auch auf weniger wertige Inhalte zurückgegriffen wird. Das können zum Beispiel Texte aus Internetforen sein, wo auch etwa Sexismus, Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus oder Queerfeindlichkeit präsent sind. All das wird dann von den Systemen – abhängig von Menge und Gewichtung im Trainingsprozess – reproduziert.
Der Hype, den ChatGPT und Co. ausgelöst haben, schafft nun ein politisches Momentum, um breitere Aufmerksamkeit auf laufende Debatten zu lenken. Die Antwort auf die Risiken Generativer KI kann aber nicht Stillstand sein. Denn selbst wenn wir uns zurückziehen, wird es andere Akteure wie etwa China geben, die das nicht tun werden. Keine Verbote, kein Moratorium: Vertrauenswürdige KI kann es nur durch Regulierung geben.
Mit dem Artificial Intelligence Act entsteht die weltweit erste umfassende Regulierung Künstlicher Intelligenz. Mithilfe eines risikobasierten Ansatzes werden diejenigen Anwendungen, die ein hohes Risiko für Gesundheit, Sicherheit und Grundrechte darstellen, strengen Regeln unterworfen. Anwendungen, von denen ein inakzeptables Risiko ausgeht, werden verboten. Die große Mehrheit der KI-Anwendungen – nämlich die, die in den niedrigsten Risikostufen eingeordnet werden – müssen keine oder nur wenige Auflagen erfüllen. So regulieren wir zielgenau und lassen weiterhin Raum für Innovation. Kennzeichnung ist dabei ein zentrales Thema. Das schafft Bewusstsein und befähigt zu einer informierten Einschätzung zur Vertrauenswürdigkeit eines generierten Inhalts. So geben wir ein Stück Kontrolle an diejenigen zurück, die von den Chancen Künstlicher Intelligenz besonders profitieren sollen: die Menschen.
Parsa Marvi, MdB
Mitglied des Ausschusses für Digitales und
Berichterstatter für den Artificial Intelligence Act
1. Künstliche Intelligenz: Die Grundlagen
Künstliche Intelligenz beschäftigte die Wissenschaft mehr als sechs Jahrzehnte, bevor das Expertenthema ins Rampenlicht einer breiteren Öffentlichkeit rückte. Man spricht auch vom „ChatGPT-Moment, denn der populäre Chatbot der Firma OpenAI hat die Teildisziplin „Generative KI
Ende 2022 erstmals für viele Nutzer weltweit greifbar gemacht. Das dialogbasierte Funktionsprinzip und die erstaunliche Fähigkeit von ChatGPT, Eingabeaufforderungen von Nutzern, sogenannte Prompts, zu verstehen und daraus Texte, Zusammenfassungen, Tabellen oder Programmiercode zu generieren, hat Menschen rund um den Globus fasziniert. Ebenso wie Midjourney, Whisper und andere Lösungen zur dialogbasierten Generierung von Bildern und Videos, zur synthetischen Spracherzeugung oder zur Spracherkennung und Transkription. Der hohe Nutzwert der Generativen KI und die Leistungsfähigkeit der zugrunde liegenden Sprachmodelle wie GPT oder Llama haben einen ersten Eindruck davon vermittelt, welche Revolution Künstliche Intelligenz für die Arbeitswelt und unseren Alltag bedeuten wird. Um ChatGPT und seine Fähigkeiten besser zu verstehen, beginnen wir in diesem Kapitel mit den wichtigsten Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann.
1.1 Verschiedene Kategorien der Künstlichen Intelligenz
In Philosophie und Literatur reichen die Wurzeln der Vorstellungen von Maschinen mit menschenähnlichen Fähigkeiten bis ins frühe 16. Jahrhundert zurück. Spätestens mit der Konferenz im Jahr 1956 „Summer Research Project on Artificial Intelligence" am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire wurde die Künstliche Intelligenz zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin. Treibende Kraft war der Informatiker John McCarthy. Vor ihm hatten bereits de La Mettrie, Turing, Popper und Dreyfus wichtige Grundlagen gelegt. Aber auch Namen wie Samuel, Minsky, Weizenbaum, Shortliffe und Altman begleiten uns in den folgenden Jahrzehnten bis heute.
Entwicklung ohne Zielpunkt
Es ist wichtig, zu verstehen, dass Künstliche Intelligenz eine langfristige Entwicklung ist, die noch lange nicht abgeschlossen sein wird. Eine Generative KI wie ChatGPT ist ein faszinierender Zwischenstand, ein Teilaspekt. Und zur Entwicklung einer menschenähnlichen Intelligenz gehören neben Informatik und Logik auch die Neurowissenschaften, aber ebenso Ethik und Recht. Denn KI ist – zumindest in weiteren Evolutionsschritten – weit mehr als ein leistungsfähiges IT-Werkzeug.