Gesprächsführung: Kommunizieren in psychosozialen Berufen
Von Heinrich Greving und Ilona Hülsmann
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Buchvorschau
Gesprächsführung - Heinrich Greving
Inhalt
Cover
Titelei
Vorwort zur Reihe Basiswissen Helfende Berufe
Einleitung
1 Kommunikation
1.1 Theoretische Grundlagen
1.2 Methodologische Grundlagen
Kommunikation als »roter Faden« des Lebens
Kommunikationsverläufe und Kommunikationshinweise
Kommunikation im Beruf und in den Handlungsfeldern des Sozial- und Gesundheitswesens
2 Vom Zuhören
2.1 Zur Einführung: Reden ist Blei – Schweigen ist Platin
2.2 Zuhören und Zusehen
2.3 Zuhören (kann man) lernen!
Was ist nun hierbei zu beachten und zu lernen?
2.4 Situationen des Zuhörens
2.5 Die Macht des Zuhörens
3 Vom Sprechen
3.1 Zur Einführung: Was geschieht, wenn wir sprechen?
Wie entwickelt sich nun die Sprache?
3.2 Sprechen, ohne beredt zu sein
3.3 Sprechen (kann man) lernen!
4 Zuhören – Sprechen – Gespräche führen
4.1 Grundannahmen
4.2 Die Atmosphäre muss (mich und den Gesprächspartner ein-)stimmen
4.3 Führen ohne zu verführen
4.4 Führen und Moderieren
4.5 Gesprächsergebnisse sind wie Tagebücher
5 Handlungsfelder der Gesprächsführung
5.1 Hinweise zur zuhörenden Kommunikation
5.2 Kommunikation und Teamstrukturen
5.3 Gesprächsführung in der Heilerziehungspflege, der Sozialen Arbeit und der Pflegeberufe
6 Perspektiven
7 Nützliche Adressen
Fort- und Weiterbildung
Vereine und Verbände
Literatur
emptyBasiswissen Helfende Berufe
Herausgegeben von Marion Menke und Heinrich Greving
Eine Übersicht aller lieferbaren und im Buchhandel angekündigten Bände der Reihe finden Sie unter:
emptyhttps://shop.kohlhammer.de/basiswissen-helfende-berufe
Der Autor und die Autorin
emptyProf. Dr. Heinrich Greving lehrt Allgemeine und Spezielle Heilpädagogik an der Katholischen Hochschule NRW in Münster sowie Behindertenpädagogik an der Universität Hamburg.
emptyIlona Hülsmann, Heilpädagogin, hat langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Organisations-, Team- und Leitungsberatung.
Heinrich Greving, Ilona Hülsmann
Gesprächsführung
Kommunizieren in psychosozialen Berufen
Verlag W. Kohlhammer
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1. Auflage 2023
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-036668-8
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-036669-5
epub: ISBN 978-3-17-036670-1
Vorwort zur Reihe Basiswissen Helfende Berufe
Die Buchreihe »Basiswissen Helfende Berufe« widmet sich Querschnittsthemen, die für mehrere konkrete Berufsgruppen gleichermaßen von Bedeutung sind. Gemeint sind hier Professionen aus den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Sozialwissenschaften und Soziale Arbeit, Heilpädagogik und Erziehungswissenschaften, Therapie- und Pflegewissenschaft. Die Themen werden in wissenschaftlich fundierter, handlungsorientierter und damit praxisrelevanter Art und Weise dargestellt. Querschnittsthemen sind im Hinblick auf eine immer stärkere Vernetzung der Strukturen und Angebote in den Handlungsfeldern der Gesundheits- und Pflegeberufe, der Sozialen Arbeit und Heilpädagogik sowie angrenzender Berufe von zunehmendem Interesse. Es erscheint uns sinnvoll und notwendig, die verbindenden Themen der Handlungsfelder und unterschiedlichen Professionen im Kontext der jeweiligen Relevanz darzustellen. Eine interprofessionelle Zusammenarbeit ist in den meisten Handlungsfeldern unerlässlich, oftmals arbeiten Vertreter/innen unterschiedlicher Berufsgruppen mit einer einzigen Klientin, einem einzigen Klienten an sozialen, gesundheitsbezogenen und/oder pädagogischen Problemlagen. Die professionelle Gestaltung eines solchen Netzwerkes zwischen und mit diesen Strukturen, Angeboten und Berufen erfordert ausgeprägte Kenntnisse, um das Verbindende zugunsten und zum Wohle der Klientel bzw. Patient/innen bzw. des gesamten professionellen Handlungssystems nutzbar zu machen.
Dabei soll diese Reihe einerseits grundsätzliche, eher metatheoretische Erwägungen und Begründungen wie z. B. zur Gesundheitsförderung und -prävention, zur Lebenswelt der Menschen und zu den Leitideen der Teilhabe, der Selbstbestimmung, der Partizipation und der Inklusion in Betracht ziehen. Andererseits sollen auch konzeptionelle Konkretisierungen (wie z. B. zur Beratung, zur kultursensiblen Arbeit, zur Qualitätsentwicklung und zur Biografiearbeit) im Fokus stehen. Die konkrete Arbeit mit den Betroffenen (Patient/innen, Klient/innen etc.) wird auf diesem methodologischen Hintergrund deutlich weniger Reibungsverluste aufweisen und folglich intensivere Ressourcen bereitstellen, als dies zurzeit – in den eher nicht aufeinander bezogenen Strukturen und Handlungsmustern der Organisationen des Gesundheits- und Sozialwesens – der Fall ist. Eine solchermaßen grundgelegte und verstandene Netzwerkarbeit bzw. Zusammenarbeit in der Praxis führt also zu einer ausgeprägten Wahrnehmung der Belange der Betroffenen sowie zu einer Intensivierung der professionellen Kompetenz der beruflich Handelnden und deren Organisationen.
Ein zentraler sozialpolitischer und methodologischer Baustein dieser Buchreihe stellt im Weiteren das »Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen« dar. Hierin und hierdurch werden zentrale Aussagen zur Umsetzung der Inklusion benannt und folglich für die geplanten Publikationen (ebenfalls als Querschnittsthema) bedeutsam:
Auf dem theoretischen Hintergrund einer – vor allem auch soziologisch und sozialwissenschaftlich zu verstehenden – Inklusion positioniert sich diese Studienbuchreihe eindeutig zum Thema der Inklusion und der Teilhabe. Hierzu wird in den einzelnen Texten immer wieder auf die unterschiedlichen theoretischen und methodologischen Begründungskontexte zu Inklusion und Teilhabe sowie auf allfällige Dilemmata und Widersprüche des Theoriediskurses eingegangen. Grundlegend werden hierbei immer wieder die Begriffe und konzeptionellen Begründungen der Inklusion und der Teilhabe als unhintergehbare Zielperspektiven des professionellen Handelns in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit, der Heilpädagogik, der gesundheits- und pflegebezogenen Professionen fokussiert und differenziert. Hierbei wird Inklusion als ein international bekannter und anerkannter Begriff wahrgenommen, welcher die Tendenz darstellt, bislang vorgenommene integrative Maßnahmen im Hinblick auf inklusive Maßnahmen zu modifizieren. Inklusion erfordert hierbei zudem eine Konkretisierung auf institutioneller und organisatorischer Ebene, um die vielfältigen Planungs- und Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen zu können.
Die Strukturmomente der Vernetzung, der Netzwerkarbeit, der Professionalisierung, der Inklusion und Teilhabe bilden somit die zentralen Meilensteine als berufs- und handlungsfeldübergreifende Querschnittsthemen im Rahmen aller Veröffentlichungen dieser Buchreihe. In allen Bänden sind diese – sicher in unterschiedlichen Gewichtungen – konturiert und realisiert.
Münster, im Juni 2023
Marion Menke und Heinrich Greving
Einleitung
In diesem einführenden Band zur Relevanz der Gesprächsführung für die Handlungsfelder des Sozial- und Gesundheitswesens wird diese recht umfassend von den Grundlagen der Kommunikation, des Zuhörens und des Sprechens her erörtert. Es erfolgt hierbei in allen Punkten eine intensive Vernetzung mit der möglichen Handlungsrelevanz in diesen Tätigkeitsfeldern. Das Buch gliedert sich wie folgt:
Nach einer Einführung in die theoretischen und methodologischen Grundlagen der Kommunikation (aus psychologischer, soziologischer und biologisch-neuronaler Sicht, ▸ Kap. 1) wird ausführlich auf das Zuhören im Kontext der Gesprächsführung eingegangen (▸ Kap. 2). Die Grundannahme liegt dabei darin, dass eine bewusste und allumfassende Wahrnehmung des Gesprächspartners die zentrale Basis einer dialogischen und professionellen Gesprächsführung ist. Hierzu werden in einem einführenden Kapitel sowohl die anthropologischen als auch die ersten methodologischen Grundlagen erörtert. Im Anschluss hieran wird das Themenfeld der notwendigen Vernetzungen zwischen dem Zuhören und dem Sehen dargelegt. Die Aussagen hierzu bilden dann wiederum die Basis für die nachfolgenden Themen: nämlich das Lernen des Zuhörens, mögliche konkrete Situationen hierzu sowie die Macht des Zuhörens.
Im Anschluss wird ausführlich auf die Funktion und den bewussten Einsatz und Nutzen des Sprechens eingegangen (▸ Kap. 3). Hierzu wird in einem ersten Schritt dargelegt, was sich – körperlich und neuronal – ereignet, wenn gesprochen wird. Hierauf aufbauend wird das Thema des sinnvollen (und sich auch einmal zurücknehmenden) Einsatzes des (Miteinander-)Sprechens erörtert. Dieses Kapitel endet mit konkreten Hinweisen zu den Lernprozessen und -optionen des Sprechens.
Im nächsten – ausführlichen – Kapitel (▸ Kap. 4) werden diese ersten zwei Komplexe dann zusammengeführt und auf den Bereich der konkreten Gesprächsführung übertragen: Welche (methodischen und pragmatischen) Relevanzen ergeben sich, wenn diese Felder professionell miteinander in Beziehung gesetzt werden? Nach einer ersten theoretischen Grundlegung hierzu geht es um folgende Themen: das Setting bei Gesprächen, die bewusste Wahrnehmung von Machtphänomenen in diesem Kontext sowie die Bedeutung von Moderation. Mit einigen Hinweisen zur Dokumentation von Gesprächsinhalten endet dieses Kapitel.
Im darauffolgenden Kapitel (▸ Kap. 5) werden dann konkrete Hinweise zur Relevanz einer solchermaßen verstandenen Gesprächsführung für unterschiedliche Handlungsfelder des Sozial- und Gesundheitswesens vorgestellt: für die Heilerziehungspflege, die Soziale Arbeit sowie die Heilpädagogik und die Pflegeberufe. Diese werden an konkreten Beispielen verdeutlicht und in Bezug auf weitere Perspektiven eines professionellen Einsatzes der Gesprächsführung differenziert.
In allen Kapiteln werden zu den theoretischen und methodischen Aussagen Beispiele aus der Praxis formuliert und mit Reflexions- und Anwendungsaufgaben versehen. Zudem werden immer einmal wieder Übungen zu den jeweiligen Themen präsentiert.
Mit einigen weiterführenden Perspektiven (▸ Kap. 6) und der Wiedergabe von nützlichen Adressen (▸ Kap. 7) zu dieser Thematik schließt der Band.
1 Kommunikation
In diesem einführenden Kapitel werden sowohl die theoretischen als auch die methodologischen Grundlagen der Kommunikation vorgestellt.
Der argumentative Weg führt hierbei (▸ Kap. 1.1) über biologische und neurologische sowie erkenntnistheoretische Begründungen hin zu schon relativ bekannten Paradigmen und Konzepten, wie Kommunikation zu verstehen sein könnte. Dieser Weg wurde gewählt, um die interdisziplinäre bzw. transdisziplinäre Beschaffenheit von Kommunikation zu beschreiben und zu differenzieren. Zudem sollen schon diese Grundlagen darauf hindeuten, dass das Hinhören und Hinsehen im Rahmen der Kommunikation grundlegende Variablen sind bzw. dass ihnen eine grundsätzliche Bedeutung zukommt, um Kommunikation sowohl verstehen als auch interaktiv gestalten zu können.
Der zweite Abschnitt dieses Kapitels (▸ Kap. 1.2) beschäftigt sich dann mit den methodologischen Grundlagen der Kommunikation. Hierbei wird es vor allem darum gehen, die Kommunikation als grundsätzlich menschliches und somit auch person(en)zentriertes und subjektives Phänomen verstehen zu können. Hierbei werden vor allem unterschiedliche Kommunikationsverläufe im Leben des Menschen bzw. sich hieran anschließende und hieraus entstehende Kommunikationsweisen im Beruf (hier vor allem im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens) skizziert.
1.1 Theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel ist grundlegend inter- und transdisziplinär angelegt und ausgerichtet: Neben biologischen und neurologischen Hinweisen werden auch erkenntnistheoretische und kommunikationspsychologische sowie konzeptionelle und methodologische Hinweise folgen, um zu verstehen, in welchem Rahmen Kommunikation grundsätzlich verortet werden kann und muss.
Worin liegen somit die biologischen und neurologischen Grundlagen der menschlichen Kommunikation?
Schon in den ersten neurologischen Forschungen zur Entstehung der Sprache am Ende des 19. Jahrhunderts stellte der französische Neurologe Broca fest, dass (wie man inzwischen weiß, ist das bei 90 % aller Menschen der Fall) in der linken Großhirnrinde eine ganz bestimmte Zellstruktur aufzuweisen ist, welche als motorisches Sprachzentrum gekennzeichnet werden kann. Dieses Sprachzentrum wird seither als Broca-Sprachzentrum bezeichnet (vgl. Hülshoff 2005, 270). Parallel hierzu fand einige Jahre später der deutsche Neurologe Wernicke ein sensorisches Sprachzentrum. »Dessen Aufgabe schien vornehmlich darin zu bestehen, die semantische Bedeutung von Wörtern zu erkennen und sinnvoll zu nutzen« (Hülshoff 2005, 270). Aufgrund der in den letzten Jahrzehnten rasant verbesserten Möglichkeiten in bildgebenden Verfahren entwickelte der Neurolinguist Gschwind ein Sprachverarbeitungsmodell. Dieses soll anhand des folgenden Zitates ein wenig konkreter beschrieben werden:
»Nach diesen Vorstellungen wird beispielsweise beim Lesen eines geschriebenen Wortes zunächst die visuelle Hirnrinde (...) aktiviert, die das zu Lesende erkennt. Diese Informationen werden dann zum Gyrus angularis weitergeleitet, einer Region, die sich insbesondere mit räumlichen bzw. Symbolerkennung befasst. ... Im Wernicke-Areal werden die zunächst noch aus der visuellen Vorstellungswelt stammenden Bedeutungsinhalte in auditorisch-phonologische Wortbilder umgewandelt, erkannt, entweder gespeichert oder mit bereits gespeicherten Gedächtnisinhalten verglichen. Nun gelangen sie über eine Verbindung, die als ›Faszikulus arkuatis‹ bezeichnet wird, zum Broca-Areal ... Über das Broca-Areal geht die Information zur Bildung des zu sprechenden Wortes zum motorischen Kortex, der wiederum die Artikulationsorgane (u. a. den Kehlkopf) steuert und uns das Wort aussprechen lässt. Analog liegen die Dinge nach diesem Modell, wenn beispielsweise ein gehörtes Wort nachgesprochen werden soll. Allerdings muss hier nicht mehr vom visuellen Erfahrungsmodi auf auditorische Modi umgeschaltet werden« (Hülshoff 2005, 271 f.).
Vor dem Hintergrund aktueller neurologischer Forschungen wurde dieses Modell jedoch weiter differenziert, so dass diese scheinbare Allgemeingültigkeit, wie sie gerade benannt worden ist, so nicht mehr unbedingt gegeben zu sein scheint. Es zeigte sich vielmehr, dass das Broca-Zentrum auch an dem Erkennen von Verben beteiligt ist, also von Wörtern, welche vor allem auch Handlungsprozessen zugeschrieben werden können und diese codieren. Das Wernicke-Zentrum wiederum codiert Objekte, also Hauptwörter und steht somit eng in Verbindung mit auditiven und visuellen Zentren, die vor allem der Objekterkennung dienlich sind (vgl. Hülshoff 2005, 272).
Vor dem Hintergrund dieser ersten erforschten und grundlegenden neurologischen Prozesse zur Entstehung der Sprache (welche an dieser Stelle nur sehr kurz skizziert werden können) hat die Neurologie weitere Grundlagen ausgearbeitet, über welche dann im weiteren (Forschungs-)Verlauf die menschliche Kommunikation differenziert werden konnte: Zentral hierbei waren und sind die Forschungen zu den Spiegelneuronen als Grundlage menschlicher Kommunikation. Diese werden unter anderem von Zaboura (2009) als das »empathische Gehirn« gekennzeichnet. An dieser Stelle kann nicht näher auf das komplexe Thema der Spiegelneuronen eingegangen werden (dieses ist in dem Buch von Zaboura sehr gut nachzulesen; vgl. Zaboura 2009, 54 ff.). Es wird hier vor allem darum gehen zu erläutern, was diese Spiegelneurone konkret dazu beitragen, dass Kommunikation stattfinden, dass sie sich ereignen kann.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass
»die Handlung des Anderen durch den Beobachtenden nach innen genommen und dort ... simuliert wird: so wird die Bewegung des Gegenübers auf körperliche Art und Weise empathisch nachvollzogen und gleichsam – ohne Zwischenschaltung und Vermittlung des Bewusstseins, ohne Reflektion und Attribution – somatisch ›verstanden‹. Aufgrund dieser Fähigkeit, eine innere Imitation des Beobachtenden zu projizieren, benannte man diese Nervenzellen als ... Spiegelneurone« (Zaboura 2009, 60).
Von dieser neurologischen Grundlage ausgehend kann weiterhin festgestellt werden, dass die kortikalen Areale für eine visuelle Wahrnehmung sowie diejenigen für die motorische Ausführung eben nicht (wie das einige Jahrzehnte wahrgenommen und behauptet wurde) strikt voneinander getrennt sind. Es muss vielmehr eine holistische (in diesem Sinne umfassende) Perspektive eingenommen werden, welche davon ausgeht, dass »das Entladen exakt derselben Neuronen sowohl bei der Beobachtung als auch bei der eigentlichen, eigenen Ausführung ein präzises Anpassen bzw. das Abgleichen visueller Stimuli mit dem motorischen Repertoire auf der Ebene singulärer Zellen« bedeutet (Zaboura 2009, 61). Hierdurch gleichen die Handelnden ihre jeweiligen Handlungsgeschehnisse und ihr jeweiliges Handlungsrepertoire – in einem ersten Schritt vielfach sicherlich unbewusst – miteinander ab. Hierdurch wird den sich wechselseitig beobachtenden Menschen ein »symmetrisches Miterleben« (Zaboura 2009, 61) möglich. Eine gegenseitige, auf neurologischer und neurophysiologischer sich zuerst ereignende und dann durch den Körper nach außen kommunizierte Bewegung, findet