Der Hüter der Heiligen Stätte: Erzählung aus dem Vor-Gerresheimer Sumpf
Von N. Pawo Elias
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Über dieses E-Book
Durch ihr Aufeinandertreffen finden die zwei sich einem Spannungsfeld zwischen dem keltischen Himmelsgott Taranis und dem germanischen Wettergott Thor ausgesetzt. Dies aber hat bis in die heutige Zeit reichende Auswirkungen.
Eine einfühlsame Erzählung über jemanden, dem es gelingt, sein Verzweifeln an der Grausamkeit der Welt wie der Götter zu überwinden und seinem Leben einen Sinn zu geben.
N. Pawo Elias
N. Pawo Elias hat trotz der Botschaft seines frühkindlichen Albtraums, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen, erst durch die Arbeit an seinem Roman "Maitreyas Träume" begriffen, dass sich hinter der weiblichen Fassade der eigenen Körperlichkeit ein männliches Wesen verbirgt - jener leidende Mann, der seit Kindertagen die abendliche Phase zwischen Wachen und Schlafen mit immer neuen Varianten derselben Erzählung gefüllt hatte. Durch den Versuch, deren Botschaft mithilfe gezielter Fragen an sein Unterbewusstsein zu ergründen, hat Pawo letztlich zu sich selbst gefunden. Das macht das Leben als "Unsichtbarer" zwar nicht unbedingt einfacher, hat dafür aber die Sinnfrage beantwortet. Dies wiederum schafft Zufriedenheit - trotz allem. Am Ort der Handlung von "Der Hüter der Heiligen Stätte" hat Pawo mehr als zwanzig Jahre seines Lebens zugebracht. Das war oft anstrengend, letztendlich aber so bereichernd, dass er diese Erfahrung nicht missen möchte. Von Besuchen bittet er trotzdem abzusehen, denn wer nicht fähig ist, über die in vorliegender Erzählung erwähnte Brücke zu gehen, wird an dieser Location nichts finden ...
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Der Hüter der Heiligen Stätte - N. Pawo Elias
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An dieser Stelle sei angemerkt, dass bei vorliegender Erzählung nicht historische Authentizität im Vordergrund steht, sondern die Darstellung der inneren Wirklichkeit der Handlungsträger. Sollten mir bei den nach bestem Wissen und Gewissen erstellten Hintergrundinformationen Ungenauigkeiten bzw. Fehler unterlaufen sein, bitte ich daher, diese zu entschuldigen.
N. Pawo Elias
INHALT
Vom Blitz gezeichnet
Schwerwiegende Zweifel
Eines Gottes Wirklichkeit
Ragnarök
Eine Übung in Langmut
Epilog: Fenris
INFORMATIONSTEIL
Vom Blitz gezeichnet
Christi Geburt lag noch ungefähr 100 Jahre in der Zukunft, als ein um die 21 Jahre alter rotblonder Bauer und Jäger namens Wotan auf einer sich östlich des Rheins in einem Moor befindenden Lichtung ein Wildschwein verfolgte. Vor lauter Jagdfieber hatten der mehrfache Vater und seine Begleiter allerdings nicht auf das Wetter geachtet. So konnte es geschehen, dass Wotan, der den anderen um einiges voraus war, unmittelbar nach seinem Speerwurf auf das Tier beinahe vom Blitz getroffen worden wäre: Der Feuerstrahl schlug dermaßen nah vor ihm in eine Eiche ein, dass ihm durch das blendende Licht und den nahezu gleichzeitigen Donnerschlag buchstäblich Hören und Sehen verging. Während sein Gehör sich nach einigen Stunden erholt hatte, dauerte es mehrere Tage, bis die vorübergehende Erblindung von ihm wich.
Obwohl diese Beeinträchtigung seiner Sinne von Wotan als schwerer Schlag empfunden wurde, war sie nicht die Ursache der nach dem Unfall erfolgten grundlegenden Veränderung seines Lebens. Die bestand in der Verletzung seines linken Oberarms durch zahlreiche Holzsplitter. Eigentlich waren die davon verursachten vielen kleinen Wunden in keinster Weise gefährlich und schon gar nicht lebensbedrohlich. Der Körper des Jägers reagierte jedoch trotzdem, als sei er nicht von Holzsplittern, sondern von vergifteten Pfeilen getroffen worden: Das Gewebe rund um die Wunden schwoll rasch an, sodass Wotan trotz des geringen Blutverlusts umgehend hohes Fieber bekam und in kürzester Zeit das Bewusstsein verlor. Voller Sorge brachten seine Jagdgenossen – zu seiner Sippe gehörende Bauern – ihn daher zu einer tief im Sumpf versteckten, als heilig geltenden Insel.
Der Hüter dieses Eilands war als der beste Heiler der gesamten weiteren Umgebung bekannt. Seinem Ruf entsprechend gelang es ihm, Wotan zu retten. Jedenfalls sah es zunächst danach aus. Doch war der Genesene kaum in sein Dorf zurückgekehrt, als die eigentlich gut verheilten Wunden sich unerklärlicherweise wieder öffneten. Ein weiteres Mal wurde Wotan vom Fieber gepackt. Allerdings wollte er unbedingt bei seiner Familie bleiben und begab sich daher nicht erneut zum Heiler. Völlig unerwartet verschlimmerte sich sein Zustand jedoch dermaßen, dass er schließlich wie am Tag des Unfalls das Bewusstsein verlor. Daraufhin trugen ihn einige Männer aus seiner Sippe so schnell wie möglich ein weiteres Mal zur Heiligen Insel.
Wieder rettete der Heiler ihn. Doch brachen die Wunden abermals auf, sobald Wotan in sein Alltagsleben zurückgekehrt war. Diesmal wartete niemand darauf, dass sein Zustand sich verschlimmere. Von dem Vorfall zutiefst beunruhigt berief der Dorfälteste stattdessen umgehend eine Versammlung des Rats ein. Angesichts des Umstands, dass die Verletzungen von einem in eine Eiche eingeschlagenen Blitz stammten, das Muster eines Hammers erkennen ließen und noch dazu schwarze Verfärbungen aufwiesen, kamen die Mitglieder des Rats zu dem Schluss, dass dies auf einen Beschluss Thors hinweise, dem man sich nicht widersetzen dürfe – zumal Wotan auf der dem Gott geweihten Insel gesund zu bleiben schien.
Thor hatte Wotan auf besondere Weise