Wo es noch anders ist: Drei Geschichten aus letzten Fernen
Von Michael Stührenberg und Heidi Litschauer
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Über dieses E-Book
Michael Stührenberg
Michael Stührenberg stammt aus einem Dorf am Teutoburger Wald. Er studierte in München und an der Pariser Sorbonne, ging dann für drei Jahre als Deutsch- und Englisch-Lehrer nach Gabun und in die Elfenbeinküste. Seine berufliche Laufbahn als Journalist begann er an der Agence France-Presse (AFP) in Paris, bevor er sich für ein Leben als Freier Weltreporter entschied. Die meisten seiner Reportagen erschienen in dem Magazin GEO. Darüber hinaus ist er Autor mehrerer Bücher in deutscher
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Buchvorschau
Wo es noch anders ist - Michael Stührenberg
Für Dana, Lea und Lou
Inhaltsverzeichnis
Der SULTAN vom TSCHADSEE
Das DORF der Horizontbewohner
Die Geschichte vom PARADIES
Der SULTAN
vom
TSCHADSEE
Abakar Adoum Mbodou Mbami, der Herrscher von Kinasserom, sitzt auf seinem Thron und wartet. Es ist Dienstag, Markttag auf seiner Dorfinsel im Tschadsee, an der Grenze zwischen Sahel und Sahara. Ganz Kinasserom wartet auf die Ankunft der Großhändler. Sie kommen aus der tschadischen Hauptstadt N’Djamena, von den nahen Ufern Kameruns und, zahlreicher noch, aus dem reichen Nachbarland Nigeria, um die Bäuche ihrer bis zu 20 Meter langen Pirogen mit Räucherfisch aus Kinasserom zu füllen. Wichtige Leute also.
Und sie alle werden an diesem Morgen den Weg benutzen, der die Bootsanlegestelle am Ostufer mit dem Marktplatz am Westufer verbindet. Das heißt: Sie müssen am Palast vorbei! Dort, wo sich Abakar seit Sonnenaufgang fragt, wer unter all den angereisten Händlern wohl auf die kluge Idee kommen könnte, ihm, dem Herrscher von Allahs Gnaden, seine Aufwartung zu machen.
»Wir empfangen Besucher mit offenen Armen«, mahnt Abakar die 14 Berater zu seinen Füßen. »So ist es«, ruft Ibrahim Adam, der Wesir, mit rauer Stimme aus, während Adam Saïd, der Palastschreiber, das Gesagte mit ernstem Nicken bestätigt. Wahrscheinlich aber richten sich die Worte des Herrschers in erster Linie an mich, der ich ebenfalls auf der Matte hocke und zu ihm aufschaue. Weise lächelnd fügt der Herrscher hinzu: »Käme uns niemand besuchen, würde dies doch bedeuten, dass wir für niemanden wichtig sind, oder?«
Ich nicke. Schließlich hat er auch mich mit offenen Armen in seinem Reich empfangen.Auf jeden Fall ist Abakar empfangsbereit. Der Herrscher trägt sein bestes Gewand, einen weißen Boubou mit Stickereien am Halsausschnitt, dazu echte Socken und Lederschuhe. Er ist der einzige, der im Palast Schuhe tragen darf. Alle anderen müssen sich, wie beim Betreten der Moschee auf der gegenüberliegenden Seite des weiten Sandplatzes, ihre Sandalen abstreifen, bevor sie mit einem winzigen Schritt die Palastmauer überschreiten.
Der Palast? Eigentlich besteht er nur aus dem Schatten einer Akazie. Da diese einzige Oase im grellen Tag von Kinasserom jedoch längst nicht mehr ausreicht für die Bedeutung des Herrschers und die Anzahl seiner Berater, hat Abakar den Schatten durch ein von 17 Pfählen gestütztes Schilfdach erweitern lassen. So entstand ein durchsichtiger Thronsaal von sechs mal zehn Metern. Zur Rechten ist er begrenzt von einer rissigen Hofmauer, auf der, einer Sphinx ähnlich, ein zahmer Fischadler wacht. Die übrigen Mauern des Palastes bestehen aus drei Reihen auf dem Boden aneinandergelegter Lehmziegel.
Jeden Morgen wird der Palast gefegt und mit Seewasser getränkt, damit sich der Staub in Schlamm verwandeln kann. Kurz darauf, gegen halb sieben, erscheint der Herrscher und lässt sich auf seinem Thron nieder: ein Campingstuhl aus weißem Plastik, den Abakar mit seinem Gewicht etwa zehn Zentimeter tief in den aufgeweichten Boden drückt. Dank der Hitze trocknet der Stuhl rasch fest und garantiert dem Herrscher für die kommenden Stunden Stabilität.
Palast? Thron? Ortsfremde könnten die Szene unter der Akazie von Kinasserom für eine dubiose Satire halten. Für derben Spott, der Afrikas Gegenwart mit Vokabeln aus einer Vergangenheit schmückt, die so fern wirkt wie ein Märchen vom Hofe des Harun al-Raschid. Zu bodenlos scheint hier der Abgrund zwischen verbalem Glanz und der Armseligkeit dessen, was er bezeichnet.
Dennoch kann sich der Mann auf dem Plastikstuhl in der Tat fürstlicher Abstammung rühmen. Abakar Adoum Mbodou Mbami ist der älteste Enkel des letzten Sultans vom Tschadsee, der noch in Amt und Würden regieren konnte, bevor ihn die Franzosen zu einem subalternen Beamten in der Verwaltung ihres Kolonialreiches degradierten.
Sein Herrschergeschlecht blickt auf Jahrhunderte zurück. Auf Zeiten, in denen es in dieser Gegend keine Staaten wie Tschad, Niger, Kamerun oder Nigeria gab.
Das Sultanat Tschadsee, bewohnt vom Volk der Buduma, »Jene vom Schilf«, umfasste einst den See mit all seinen Inseln sowie das Westufer mit der Stadt Bol, wo bis heute der Palast des Herrschers steht. Im Osten grenzte das Sultanat an das Kalifat Kanem, im Westen ans Königreich Bornu. Für die Menschen im Abendland war Bornu der klarste Bestandteil einer sagenhaften Sahel-Geographie. Das im Mittelalter zum Islam bekehrte Land war durch den Transsaharahandel arabischer Karawanen mit Sklaven, Gold und Straußenfedern zu Reichtum gelangt. Der Herrscher von Bornu,