Zarter Schmetterling
Von Alisa Kevano
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Über dieses E-Book
Doch als er Jonas trifft, einen mysteriösen Jungen mit einer undurchsichtigen Vergangenheit, gerät alles ins Wanken.
Jonas öffnet Saschas Augen für unbekannte Möglichkeiten und unerforschte Gefühle.
Plötzlich steht Sascha vor der Frage: Will er wirklich das Leben führen, das andere für ihn geplant haben?
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Buchvorschau
Zarter Schmetterling - Alisa Kevano
Kapitel 1
Der Geruch von süßem Weihnachtsgebäck und abgestandenem Kaffee war selbst an der Pforte noch präsent.
Die heiteren Stimmen der Mitarbeiter und ihrer Familien, die der Weihnachtsfeier zugesagt hatten und sich überwiegend im großen Festsaal der Villa Berberich versammelt hatten, um das vergangene Jahr in Form eines Betriebsfestes gebührend feiern zu können, verstummten zunehmend.
Der Sprössling der Gastgeberfamilie, Sascha Flemming, suchte in der Zwischenzeit die Toilette auf, in der er, entgegen aller Annahmen, lediglich Schutz vor Desiré Flemming suchte, seiner Mutter.
Das LeVin Flemming hatte mit den Jahren einen guten Ruf erworben und durch die wirtschaftliche Expansion in Frankreich, England und vielen deutschen Großstädten, waren nicht nur der Umsatz und die Stellung in der Unternehmer- und Medienwelt gestiegen, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter und ihrer Führungskräfte.
Demnach war die Anzahl an Menschen an dem besagten Tag alles andere als bescheiden.
Genau so wie der unterschwellige Konkurrenzkampf, bei dem Sascha jedes Mal Mühe hatte, nicht mit den Augen zu rollen, wenn ihm wieder einer dieser Schlipsträger begegnete. Denn aus irgendeinem Grund glaubten die Leute tatsächlich, dass er einen Einfluss auf die Entscheidungen seines alten Herren hätte.
Das marmorierte Badezimmer betretend beugte er sich heftig ausatmend über das Waschbecken, um zur Ruhe zu kommen. Sascha hasste große Veranstaltungen.
Er war zwar alles andere als schüchtern, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sich gerne unter diese Leute mischte. Und vergleichen sollte man ihn am besten gar nicht mit ihnen.
Allein der Gedanke, den Laden eines Tages übernehmen zu müssen, ließ ihn sauer aufstoßen. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er sich überhaupt darauf eingelassen hatte.
Er war Künstler!
Wie zum Teufel konnte er innerhalb eines halben Jahres auf die Verkäuferschiene rutschen?
Er hasste Wein.
Und das schon seit fast zehn Jahren!
Deshalb konnte er die Hingabe seiner Eltern für diesen vergorenen Saftladen auch überhaupt nicht nachvollziehen.
Jedes ihm aufgedrängte Meeting war ein Grauen. Die Verhaltensweisen der Geschäftspartner wirkten gekünstelt, die Gesprächsthemen waren meist überschaubar und eintönig und jede Sitzung war buchstäblich ein Kampf gegen die Müdigkeit.
Er seufzte, nahm Haltung an und richtete den Kragen seines bordeauxroten Hemdes.
Er trug an die dunkle Krawatte angepasst eine ebenso dunkle Stoffhose. Die kurzen rabenschwarzen, sonst immer sehr voluminösen Haare, waren gegellt und nach hinten gekämmt.
Der junge Mann war eigentlich recht zufrieden mit seinem Aussehen. Nur die Farbe seiner Augen störte ihn ein wenig. Statt die grünen Augen seiner Mutter, hatte er die dominanten zartbitterfarbenen Augen seines Vaters geerbt, genau so wie den dunklen, bronzefarbenen Teint, der einen osmanischen Hintergrund andeutete.
Den kaum erkennbaren Kinn- und Lippenbart, der ihm bereits in den frühen Morgenstunden im Spiegel begegnet war, hatte er nach langem Überlegen nicht abrasiert. Er würde niemanden stören, dachte er. Am wenigsten diese profitgierigen Säcke da draußen.
Im Großen und Ganzen hatte er sich sehr fein herausgeputzt. Nur war der eigentliche Anlass dafür nicht die Weihnachtsfeier gewesen, sondern sein achtzehnter Geburtstag.
Der Tag, der aus dem reservierten Minderjährigen einen stolzen, ernstzunehmenden Erwachsenen machen sollte.
Da die Villa zum geplanten Zeitpunkt jedoch belegt war, hatte man das ‚unausweichliche‘ Event einfach mit seinem Geburtstag übereinandergestapelt.
Als Sascha davon mitbekommen hatte, hätte er platzen können vor Wut.
Er hatte alles geplant gehabt. So viele Leute eingeladen. Und dann kam sowas.
Und als er versucht hatte den Tag zu retten, indem er sich unter seinesgleichen gemischt hatte, musste er von seiner Mutter belagert werden, die ihn seit gut zwei Stunden durch die Villa schleifte, um jedem zu zeigen, was für einen klugen und charmanten Sohn sie doch hatte.
Es war einfach nur zum Fremdschämen.
Dabei war sie gar nicht so stolz auf ihn, wie sie immer behauptete. Die meiste Zeit nörgelte sie nur an ihm herum.
Sie hatte überhaupt keine Ahnung, wer er war, und schon gar nicht, was ihn auszeichnete. Sie hatten sich mit den Jahren spürbar auseinandergelebt und der Weinhandel war mittlerweile das Einzige geworden, was die Familie zusammen hielt.
Und er wünschte, es wäre ihm egal.
Doch das war es nicht.
Als er wieder im Festsaal angekommen war, fiel sein Blick auf den zweiten Büffettisch, der zu einer Weinkosttheke umfunktioniert wurde. Auf dieser standen angefangen von den zwei duzend bauchigen Gläserpaaren für den Rotwein, auch noch einige Sektgläser und, für die besonders Experimentierfreudigen unter den Gästen, auch ein paar kleine Gläschen für exotische Liköre.
Eine kleine Gruppe von gestriegelten Männern in weißen Hemden standen davor und debattierten angeregt die Qualität der einzelnen Jahrgänge. In ihrer Mitte sonnte sich ein großgewachsener Mann in einem schwarzen Anzug.
Marik Flemming war der geborene Gastgeber. In den vielen Stunden des Beisammenseins war er