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Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket
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eBook492 Seiten6 Stunden

Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält folgende Krimis:



Alfred Bekker: Kubinke und die Verschwundenen

Alfred Bekker: Kubinke und der Mord in Wien

Alfred Bekker: Burmester und das Foto

Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Briefbomben von Marseille







Kommissar Harry Kubinke ist Ermittler beim BKA in Berlin. Aber plötzlich muss er sich mit einem Fall beschäftigen, der sich in Wien ereignet hat. Doch alle Spuren führen zurück nach Berlin. Kubinke und sein Team gehen auf Mörderjagd und kommen einer schier unglaublichen Verschwörung auf die Spur.


Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum6. Juli 2023
ISBN9783745231670
Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis - Alfred Bekker

    Alfred Bekker

    Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket

    UUID: 0334487a-fec8-4348-89dc-7eab9d3cdc55

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    Inhaltsverzeichnis

    Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket

    ​Copyright

    Kubinke und die Verschwundenen

    ​Kubinke und der Mord in Wien

    ​Burmester und das Foto:

    ​Commissaire Marquanteur und die Briefbomben von Marseille

    Zum vierzehnten Mal vier eiskalte Sommerkrimis: 4 Krimis im Paket

    Alfred Bekker

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Alfred Bekker: Kubinke und die Verschwundenen

    Alfred Bekker: Kubinke und der Mord in Wien

    Alfred Bekker: Burmester und das Foto

    Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Briefbomben von Marseille

    Kommissar Harry Kubinke ist Ermittler beim BKA in Berlin. Aber plötzlich muss er sich mit einem Fall beschäftigen, der sich in Wien ereignet hat. Doch alle Spuren führen zurück nach Berlin. Kubinke und sein Team gehen auf Mörderjagd und kommen einer schier unglaublichen Verschwörung auf die Spur.

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    ​Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Kubinke und die Verschwundenen

    Krimi von Alfred Bekker

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten.

    Vor zehn Jahren hat eine Sondereinheit von sieben Polizeibeamten ein kriminelles Netzwerk ausgeschaltet. Jetzt sind vier dieser Beamten spurlos verschwunden. Die Kriminalinspektoren Harry Kubinke und Rudi Meier ermitteln in dem Fall der verschwundenen Kollegen. Besteht noch eine Chance, sie lebend wiederzufinden?

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER STEVE MAYER

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    1

    Ein Kaufhaus in Berlin…

    „Ich werde euch alle töten!", brüllte die Frau. Ihr Gesicht war rot angelaufen, die Augen unnatürlich geweitet. Sie war Mitte dreißig und völlig durch den Wind. In ihrer Rechten und Linken hielt sie jeweils ein ziemlich langes Messer. Beide Messer waren blutbesudelt.

    Sie war wahllos durch das Kaufhaus gelaufen und hatte auf jeden eingestochen, der sich in ihrer Nähe befand. Es gab bereits mehrere Schwerverletzte.

    Ich war mehr oder weniger zufällig vor Ort. Nach Dienstschluss wollte ich noch etwas besorgen. Es kam ja ohnehin selten genug vor, dass ich pünktlich Schluss machen konnte. Ermittler beim BKA, das ist eben kein Job wie jeder andere. Die normalen Bürozeiten gelten da nicht unbedingt. Schließlich richten sich weder das organisierte Verbrechen noch der gestörte Serienkiller danach.

    Ich hatte meine Dienstwaffe dabei.

    Die hatte ich jetzt in der Faust.

    „Kubinke, Kriminalpolizei!, rief ich mit durchdringender Stimme. „Lassen Sie das Messer fallen - und zwar sofort!

    Die Augen der irren Frau flackerten.

    Ihre Nasenflügel bebten.

    Die großen Pupillen machten mir Sorgen.

    Von der Iris war fast nichts mehr zu sehen.

    Sowas deutet immer darauf hin, dass jemand Drogen genommen hat. Und dann kann man für nichts mehr garantieren.

    „Ich töte alle!", rief die Messerfrau mit schriller Stimme. Sie fuchtelte mit ihren Messern in der Gegend herum, so als wäre sie nicht nur von Kaufhauskunden und Verkäuferinnen, sondern zusätzlich noch von unsichtbaren Feinden umgeben.

    Ihr Gesicht war eine verzerrte Maske.

    Sieben Meter gelten als Sicherheitsabstand für einen Messerangreifer. Messer sind nämlich fiese Waffen. Eine blitzschnelle Bewegung, dann eine zweite und dritte und man hat gleich mehrere Einstiche. Dagegen gibt es keine Verteidigung. Man bekommt einen Schock und ist wehrlos. Wehrlos und so gut wie tot. Das geht blitzschnell. Wer immer auch behauptet, er könnte einen Messerangreifer entwaffnen, der lügt. Das kann niemand. So etwas funktioniert nur im Film, aber nicht in der Wirklichkeit. In der Wirklichkeit gibt es nur zwei Dinge, die einen dagegen schützen können: Abstand halten ist das eine.

    Das ist die Option, die man hat, wenn man keine Schusswaffe bei sich trägt.

    Die andere Option hat man man nur mit einer Pistole.

    Sie läuft darauf hinaus, den Messerangriff durch einen gezielten Schuss zu beenden.

    Sieben Meter.

    Ich war längst näher an ihr dran.

    Viel näher.

    „Ihr seid keine Menschen!, rief sie. „Ihr seid in Wahrheit Reptiloide! Ihr seht nur aus wie Menschen! Ihr tarnt euch. Aber ihr seid Reptiloide, die seit Jahrtausenden die Erde heimsuchen und und uns alle beherrschen!

    „Ich bin Harry Kubinke von der Kripo, wiederholte ich. „Kein Reptiloide. Ich schwörs.

    Sie starrte mich an.

    „Du?"

    „Die Messer weg, sofort."

    „Du bist der einzige echte Mensch hier!"

    „Dann kannst du mir ja vertrauen, sagte ich. „Also die Messer fallenlassen!

    „Du bist ein guter Mensch!"

    „Die Messer weg!"

    „Der einzige echte Mensch hier!"

    „Ich bring dich in Sicherheit, sagte ich. „Aber nur, wenn du vorher die Messer ablegst!

    Sie schien unschlüssig zu sein, was sie als nächstes tun sollte.

    Immerhin.

    Sie überlegte.

    Das war mehr, als zu hoffen gewagt hatte. Die Hände mit den Messern sanken etwas nach unten.

    Ein gutes Zeichen, dachte ich.

    Ich glaubte, dass ich sie erreicht hatte. Dass ich irgendwie zu ihr vorgedrungen war und sie noch zum Guten beeinflussen konnte.

    Ein Irrtum, wie sich leider herausstellen sollte.

    Sie machte einen Ausfallschritt zur Seite.

    Da stand eine junge Verkäuferin. Vermutlich noch in der Ausbildung, so jung, wie sie aussah.

    Sie war die ganze Zeit schon wie erstarrt. Der pure Schrecken hatte sie gelähmt und trotz des Zeichens, das ich ihr gemacht hatte, war nicht mehr als zwei Schritt zur Seite gewichen.

    Die irre Messerstecherin hatte ihr blitzschnell eine ihrer Klingen durch den Hals gezogen. Blut spritzte bis zu mir hinüber. Die Verkäuferin hielt sich den Hals, aber das Blut strömte ihr durch die Finger.

    Ich schoss und traf die irre Messerfrau im Kopf. Sie ruderte mit den Armen, so als wollte sie noch viele unsichtbare Gegner - getarnte Reptiloide vermutlich - abstechen und fiel dann wie ein gefällter Baum mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.

    Reglos blieb sie liegen.

    Ihre Körperhaltung war eigenartig verrenkt.

    Die Augen starr.

    2

    „Es macht Ihnen niemand einen Vorwurf", sagte mein Chef, Kriminaldirektor Hoch, als ich zusammen mit meinem Kollegen Rudi Meier dort saß und wir über den Vorfall sprachen. Das war Tage später. Und es lagen inzwischen neue Erkenntnisse zu der Sache vor.

    „Ich mache mir selbst einen Vorwurf", sagte ich.

    „Die Frau hatte laut Gerichtsmedizin Designer-Drogen genommen. Die genaue chemisch-korrekte Bezeichnung erspare ich Ihnen.. Es handelt sich letztlich um ein starkes Psychopharmakum, das Halluzinationen und Wahnzustände auslösen kann. Genau das ist hier passiert."

    „Ich dachte, dass ich sie retten könnte", sagte ich.

    „So jemand ist unberechenbar, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Sie haben Ihr Bestes getan.

    „Das war leider nicht gut genug."

    „Man kann nicht jeden retten."

    „Ich weiß."

    „Wie gesagt, es macht Ihnen jemand einen Vorwurf."

    „Ich hätte sofort schießen sollen, sagte ich. „Dann würde wenigstens die Verkäuferin noch leben. Aber ich habe gedacht, dass ich die Situation ohne Blutvergießen beenden kann.

    „Du konntest nicht wissen, was mit der Frau genau los ist, mischte sich mein Kollege Rudi Meier ein. „Sowas kann jedem von uns passieren.

    „Das mag sein, sagte ich. „Aber das macht es nicht besser.

    3

    Eine regennasse Nacht in Hannover. BKA-Ermittler Kriminalhauptkommissar Theo Görremann verließ das ‘Magic’, eine Nobeldisco, die einst als Umschlagplatz für Kokain und Designer-Drogen galt. Görremann schlug den Kragen seines Mantels hoch. Sein Wagen stand auf der anderen Straßenseite vor einer Snack Bar, die rund um die Uhr geöffnet hatte.

    Görremann fühlte das Vibrieren seines Mobiltelefons und nahm das Gerät aus der tiefen Manteltasche.

    Auf diesen Anruf schien er gewartet zu haben. „Ich bin gleich bei dir, sagte er in gedämpftem Tonfall. „Ja, ich habe mit ihm gesprochen… Wir reden später darüber, hörst du? Ich habe da etwas herausgefunden, was kaum zu glauben ist und ehrlich gesagt denke ich auch, dass man das erstmal überprüfen sollte… Eine kurze Pause folgte, während Theo Görremanns Gesicht einen angestrengt wirkenden Zug bekam. „Am Telefon geht das nicht. Wir reden nachher weiter!"

    Görremann beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder ein. Er drehte sich um. Der Türsteher des ‘Magic’ sah in seine Richtung, während er das Walkie-Talkie an den Mund nahm und mit jemandem sprach.

    Dann ging Görremann über die Straße. Mit Hilfe seines elektronischen Schlüssels öffneten sich bereits die Türen des Dienst-Chevrolets, den man ihm zur Verfügung gestellt hatte.

    Görremann hatte die Straße gerade zur Hälfte überquert, da raste plötzlich ein Wagen heran. Ein Van mit getönten Scheiben und ohne Nummernschilder. Der Motor heulte auf. Ehe Görremann richtig begriffen hatte, was geschah, erfasste ihn der Kuhfänger des Van. Görremann wurde durch die Luft geschleudert und landete dann in eigenartig verrenkter Haltung auf dem Asphalt. Der Van hielt. Ein Mann stieg aus der Beifahrertür und trat an den am Boden liegenden Kommissar heran. In der Hand hielt der Mann eine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Lächelnd blickte er auf Görremann herab.

    Aber er brauchte die Waffe nicht.

    Der ist tot, dachte er. Dann steckte er die Waffe ein und machte auf dem Absatz kehrt und stieg in den Van. Der Fahrer ließ ihn sofort davonbrausen. Mit quietschenden Reifen fuhr der Van um die nächste Ecke.

    4

    Rudi und ich trafen morgens pünktlich in der Zentrale des Bundeskriminalamts in Berlin ein. Trotzdem begegnete uns Dorothea Schneidermann, die Sekretärin des Chefs, mit einem Blick, der so ernst war, dass man hätte vermuten können, dass wir uns verspätet hatten. Ganz instinktiv sah ich deshalb auf die Uhr an meinem Handgelenk. Amüsiert bemerkte ich, dass mein Kollege Rudi Meier offensichtlich derselbe Gedanke gekommen war.

    „Herr Hoch erwartet Sie bereits", sagte Dorothea.

    „Bleibt nichtmal Zeit genug, um Guten Morgen zu sagen?", fragte ich zurück.

    Das Lächeln blieb verhalten. „Heute nicht, Herr Kubinke. Sie sollten keine Sekunde mehr vergeuden." Und damit wies sie in Richtung der Bürotür von Herrn Kriminaldirektor Jonathan Hoch, unserem Chef.

    „Können Sie uns wenigstens schonmal sagen, wohin für uns die Reise diesmal geht?", mischte sich jetzt Rudi ein.

    „Bitte!", sagte Dorothea Schneidermann erneut. Sie wirkte deutlich angespannter als sonst und das lag mit Sicherheit daran, dass Kriminaldirektor Hoch ihr auf seine gewohnt eindringliche Art und Weise ganz eindeutige Anweisungen gegeben hatte. Und die Wichtigste davon lautete offensichtlich, dass sie dafür zu sorgen hatte, dass wir uns unverzüglich in seinem Büro einfanden.

    Rudi versuchte es trotzdem noch einmal. Irgendwie hatte er wohl nicht begriffen, wie ernst Dorothea Schneidermann meinte, was sie gesagt hatte. Mir war es aufgefallen. Schließlich kannte ich sie inzwischen schon gut genug, um das beurteilen zu können.

    „Sagen Sie uns einfach, wo Sie die Hotels gebucht haben, verlangte Rudi. „Denn das haben Sie doch sicher schon, wenn die Sache so dringend ist.

    „Das habe ich nicht, stellte Dorothea Schneidermann klar. „Aber falls Sie im Rahmen Ihrer Ermittlungen ein Hotel oder einen Flug brauchen, dann sagen Sie mir einfach Bescheid und ich erledige das wie üblich.

    „Gut, aber…"

    „Sie werden davon noch Gebrauch machen. Und zwar nicht zu knapp!"

    In diesem Augenblick ging die Tür des Büros auf und Kriminaldirektor Hoch stand uns gegenüber. Die Hände waren in den weiten Taschen seiner Flanellhose vergraben, die Hemdsärmel aufgekrempelt. Seine Krawatte war gelockert und hing ihm wie ein Strick um den Hals.

    So kannten wir Kriminaldirektor Hoch: Morgens war er der erste im Büro und abends war er der letzte, der es verließ.

    Allerdings sah ich dann etwas, was mich stutzen ließ - und Rudi ebenfalls.

    Kriminaldirektor Hoch unterdrückte offensichtlich ein Gähnen.

    Diesen Tag musste man im Kalender wohl rot anstreichen, denn normalerweise vermittelte unser Chef eigentlich immer den Eindruck, dass seine persönlichen Energiereserven unerschöpflich waren.

    „Schön, dass Sie endlich da sind, sagte er. „Kommen Sie herein, ich habe heute Morgen schon unzählige Telefonate führen müssen. Aber es ist nunmal so, dass dann die meisten Gesprächspartner tatsächlich auch ein paar Minuten Zeit für einen haben.

    Rudi und ich wechselten einen kurzen und leicht ratlosen Blick, während unser Chef sich umdrehte und gleichzeitig mit einer energisch wirkenden Handbewegung dafür sorgte, dass wir ihm auch tatsächlich folgten, so wie er es verlangt hatte.

    5

    „Setzen Sie sich, bot Kriminaldirektor Hoch an und wir kamen dem gerne nach. „Heute Morgen ist ein Fall an uns übergeben worden, der vielleicht in seiner vollen Tragweite erst etwas zu spät von den Kollegen erkannt worden ist. Nun erst nahm Herr Hoch hinter seinem Schreibtisch Platz. „Die Gespräche, die ich heute Morgen führen musste, hatten allesamt etwas mit der Sache zu tun. Da mussten noch ein paar Kompetenzgrenzen genau abgesteckt werden."

    Die Tatsache, dass Kriminaldirektor Hoch entgegen seiner sonstigen, eher direkten Art noch nicht auf den Fall selbst zu sprechen gekommen war, sprach dafür, dass es sich dabei um etwas Außergewöhnliches handeln musste. Etwas, das selbst für einen so erfahrenen Kriminalbeamten wie ihn keine Routine war.

    „Wir sind ganz Ohr", sagte Rudi.

    „Vier Ermittler sind innerhalb von zwei Wochen spurlos verschwunden, erklärte Kriminaldirektor Hoch. „Die Ermittler gehören unterschiedlichen Dienstellen an. Ihre Dienststellen und Einsatzgebiete waren über ganz Deutschland verteilt. Darum ist den Kollegen wohl auch die Tragweite der ganzen Angelegenheit nicht schnell genug aufgefallen.

    „Sie meinen, es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen?", schloss ich.

    Kriminaldirektor Hoch nickte. „Den gibt es. Vor zehn Jahren gehörten alle diese Kommissare derselben Spezialeinheit in Hannover an."

    „Was war das für eine Spezialeinheit?", fragte ich.

    „Eine Abteilung aus nur sieben Kollegen, die gegen ein kriminelles Netzwerk vorgehen sollten, dass als sogenannte Liga bekannt wurde. Drogen, Zwangsprostitution, Glücksspiel, Geldwäsche, Schutzgelderpressung, illegaler Handel mit antiken Kunstwerken, illegale Müllentsorgung - die haben kein Feld ausgelassen, auf dem das organisierte Verbrechen traditionellerweise Geld verdient."

    „Trotzdem ungewöhnlich, eine Truppe von sieben Ermittlern gegen eine ganze Verbrecher-Organisation zu stellen, warf Rudi ein. „Normalerweise braucht man da sämtliche Ressourcen des BKA und vielleicht sogar darüber hinaus.

    „Sie haben recht, Rudi, stimmte Kriminaldirektor Hoch zu. „In diesem Fall war das wohl mehr oder minder ein Akt der Verzweiflung.

    Ich ahnte, worauf das hinauslief.

    „Maulwürfe?", fragte ich.

    „Ich habe gerade nochmal mit dem Kollegen Sörgelmeier aus Hannover gesprochen, der damals gerade frisch in seine jetzige Chef-Position gesetzt worden war und auf dessen Initiative diese Maßnahme zurückging. Wie gesagt: Es war ein Akt der Verzweiflung, Harry. Die sogenannte Liga hatte es anscheinend geschafft, die Polizei von Hannover mit Informanten zu durchsetzen. Sie hatten, wie sich später herausstellte, auch ungehinderten Zugriff auf die Rechnersysteme. Wie weitgehend ihre Fähigkeit war, den dienstlichen Informationsfluss abzuschöpfen, konnte nie vollständig ermittelt werden. Aber Tatsache war, dass es damals anscheinend unmöglich gewesen ist, auch nur in irgendeinem Club eine Razzia durchzuführen, ohne dass die Liga davon wusste. Daraus haben diese Leute übrigens ebenfalls ein Geschäftsmodell entwickelt, in dem sie diese Informationen an zahlende Kunden weitergeben haben. Sie können sich vorstellen, was für Leute auf dieser Kundenliste waren."

    „Die Sache lief aus dem Ruder", schloss ich.

    „Der Kollege Sörgelmeier hat damals die Konsequenz gezogen, dass nur eine kleine, vollkommen unabhängig agierende Sondereinheit überhaupt eine Chance hatte, gegen die Liga zu ermitteln. Eine Gruppe von Ermittlern, die keine Berichte auf den üblichen Wegen ablieferte, die mit so wenig Unterstützung wie möglich auskommen musste und weitgehend auf sich gestellt gearbeitet hat."

    „Hatten die Ermittlungen Erfolg?", fragte ich.

    „Ein Jahr lang haben die Kollegen mehr oder minder auf sich gestellt ihren Job gemacht, berichtete Kriminaldirektor Hoch weiter. „Außer Sörgelmeier und der BKA Zentrale hier in Berlin hat niemand überhaupt auch nur von der Existenz dieser Sondereinheit erfahren. Und dadurch konnten diese sieben Ermittler im Endeffekt mehr erreichen, als es ansonsten möglich gewesen wäre. Nachdem genug Beweis gesammelt worden waren, wurde die Liga in einer konzertierten Aktion zerschlagen und die Hintermänner bis auf einen verhaftet.

    „Bis auf einen?", hakte ich nach.

    „Dorian Rinescu, der als oberste Instanz der Liga galt, kam bei einer Explosion in seinem Haus ums Leben, kurz bevor er verhaftet werden sollte. Es wird angenommen, dass Rinescu damals Beweismaterial vernichten wollte und dabei etwas daneben ging. Jedenfalls hat man danach von der Organisation nichts mehr gehört. Ich habe Ihnen ein Dossier zusammengestellt, darin können Sie sehen, dass es im Zuge der anschließenden Prozesse zahlreiche Verurteilungen gab. Und es wurden im Zuge dieser Untersuchungen auch etliche BKA-Mitarbeiter, Polizisten und sogar Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft angeklagt, verurteilt und vor allem aus ihren Positionen entfernt, die auf der Lohnliste der Liga standen und mit dafür gesorgt haben, dass dieses kriminelle Netzwerk für einige Zeit nahezu unangreifbar war."

    „Ein Erfolg auf ganzer Linie", lautete Rudis Kommentar.

    „So könnte man sagen, nickte Kriminaldirektor Hoch. „Die Mitglieder der Sondereinheit verstreuten sich anschließend auf unterschiedliche Dienstellen. Vermutlich hing das mit den Beförderungen zusammen, die daraufhin ausgesprochen wurden. Schließlich hatten sie diesen höchst gefährlichen Einsatz auf die bestmögliche Weise zu einem zufriedenstellenden Ende geführt.

    „Und woher kommt die Gewissheit, dass das Verschwinden dieser vier Ermittler tatsächlich mit der alten Geschichte in Hannover zusammenhängt?", fragte ich.

    „Da gibt es keine Gewissheit, erklärte Kriminaldirektor Hoch. „Es ist einfach nur so, dass es außer dem zeitlichen Zusammenhang ihres Verschwindens und der Tatsache, dass sie zusammen in dieser Spezialabteilung in Hannover gewesen sind, bislang kein verbindendes Element gibt. Wir haben auch keinerlei Hinweise darauf, was mit den Verschwundenen geschehen ist. Sie könnten entführt worden sein, es ist möglich, dass sie ermordet wurden und es wäre als letzte Hypothese sogar denkbar, dass sie sich aus eigenem Antrieb abgesetzt haben. Das kann sich zwar niemand aus dem näheren Umfeld der Betreffenden vorstellen - aber außer Acht lassen kann man die Möglichkeit auch nicht.

    „Gibt es irgendeinen konkreten Ansatzpunkt, um die Ermittlungen zu beginnen?", wollte Rudi wissen.

    Kriminaldirektor Hoch hob die Augenbrauen. „Es gibt nur ein ehemaliges Mitglied dieser Abteilung, mit dem Sie sprechen können: Ein gewisser Reinhold Kahlmann, der heute im Innendienst des BKA BKA-Büro Reichenberg tätig ist."

    „Meiner Rechnung nach fehlen da noch zwei, wenn man auf sieben kommen will, stellte ich fest. „Was ist mit denen passiert?

    „Kommissar Theo Görremann starb vor zwei Wochen bei einem Unfall mit Fahrerflucht. Dieser Unfall ereignete sich in Hannover, und zwar in unmittelbarer Nähe der Nobel-Disco ‘Magic’, die als Drogenumschlagplatz in den Ermittlungen gegen die Liga eine gewisse Rolle gespielt hat."

    „War Theo Görremann dienstlich dort?", hakte ich nach.

    „Laut Auskunft der Kollegen in Hannover war er privat dort. Dienstlich hatte er dort nichts verloren. Niemand weiß, was er in Hannover wollte, aber zusammen mit der Tatsache, dass vier seiner ehemaligen Kollegen verschwunden sind, deutet das natürlich in eine gewisse Richtung."

    „Was ist mit dem siebten Mitglied?"

    „Kommissar Gregor Bellhoff. Er schied vor einiger Zeit wegen körperlicher Beschwerden aus dem Dienst. Es wurde eine Tumorerkrankung festgestellt. Wenig später war er tot."

    6

    Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Weg, um mit Reinhold Kahlmann zu sprechen, der zurzeit im Innendienst arbeitete.

    Rudi hatte sein Laptop auf den Knien, um die Daten des Falls, wie er sich uns nach den bisherigen Erkenntnissen darstellte, parat zu haben.

    „Auffällig ist tatsächlich, dass die vier verschwundenen Ermittler innerhalb von wenigen Tagen wie vom Erdboden verschluckt waren, stellte Rudi fest. „Man hat nichts gefunden, keine Spuren eines Kampfes, keine Hinweise darauf, dass die Betreffenden vielleicht untergetaucht sind.

    „Eigentlich wissen wir nichts, erwiderte ich. „Alles, was wir von Herr Hoch bekommen haben, sind Vermutungen.

    „Begründete Vermutungen, wandte Rudi ein. „Dass das alles etwas mit dieser alten Geschichte zu tun hat, ist schon sehr wahrscheinlich, da es wirklich das einzige gemeinsame Merkmal der Opfer ist.

    „Vielleicht gibt es noch ein anderes, das wir im Moment nur noch nicht kennen, Rudi."

    „Ich habe hier die dienstlichen Lebensläufe der vier Verschwundenen mal durchgesehen. Nach ihrer Zeit in Hannover, haben die nie wieder zusammengearbeitet. Und vorher gab es auch keine Berührungspunkte. Ich habe natürlich jetzt nur die dienstlichen Stationen checken können…"

    „Rufen wir Dr. Lin-Tai Gansenbrink an, meinte ich. „Das IT-Genie unseres Ermittlungsteam Erkennungsdiensts in Quardenburg kann den Rest übernehmen und wird sicher noch herausfinden, ob irgendjemand aus dieser Gruppe mit einem anderen vielleicht zusammen im Kindergarten oder auf derselben Entbindungsstation war.

    „Ich habe Lin-Tai schon gemailt und eine kleine Wunschliste mitgeschickt."

    „Wunschliste?", echote ich.

    „Nenn es Arbeitsaufträge."

    „Das nächste, was wir abchecken müssen, ist, ob der Unfall von Theo Görremann wirklich ein Unfall war, sagte ich. „Förnheim soll sich darum kümmern und alle Beweise nochmal unter die Lupe nehmen.

    Friedrich G. Förnheim war der Naturwissenschaftler des Ermittlungsteam Erkennungsdiensts aus Quardenburg, dessen Dienste uns bei unseren Ermittlungen zur Verfügung standen.

    „Dann könnte sich Dr. Wildenbacher auch mal die Krankenakte von Gregor Bellhoff ansehen", meinte Rudi.

    „Du meinst, da könnte etwas faul sein?"

    „Wir sollten das zumindest ausschließen können - und wer weiß, vielleicht findet Wildenbacher ja etwas."

    Dr. Wildenbacher war der Gerichtsmediziner der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst. Vermutlich hatten bei Gregor Bellhoff keine weitergehenden Untersuchungen stattgefunden, da ja bisher nicht der Verdacht bestanden hatte, dass Bellhoff an irgendetwas anderem als an den Folgen seiner Krankheit gestorben war.

    Während der Fahrt telefonierte ich über die Freisprechanlage mit dem Gerichtsmediziner Dr. Wildenbacher.

    „Das wird nicht so einfach, Harry, sagte er. „Es gibt so etwas wie eine ärztliche Schweigepflicht, auch wenn das für viele Ermittler immer wieder ein Fremdwort zu sein scheint und man den Ärzten vorwirft, sie seien nicht kooperativ. Wildenbacher, der mit einem unverkennbaren bayerischen Akzent sprach, atmete tief und auch durch das Telefon deutlich hörbar durch. „Wir brauchen das Einverständnis der Angehörigen. Und je nachdem, wie kooperativ die sind, kann ich was für euch tun."

    „Wir kümmern uns darum", versprach ich.

    Wildenbacher hatte Recht. Kein Richter hätte angesichts des Standes der Ermittlungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Schweigepflicht aufgehoben, die im Übrigen auch für Patienten galt, die bereits verstorben waren. Und dass Dr. Wildenbacher sich selbst um eine Kooperation mit den Angehörigen bemühte, hielt ich für keine vielversprechende Idee. Wildenbacher hatte manchmal den Charme eines Schlachters und seine direkte bayerische Art war nicht unbedingt jedermanns Sache. Möglicherweise traf er in einer so sensiblen Sache schlicht und ergreifend nicht den richtigen Ton.

    „Ich würde euch ja anbieten, dass ich mich selbst darum kümmere, meinte er dann. „Aber zurzeit habe ich hier ein paar Altlasten abzuarbeiten, die dringend erledigt werden müssen.

    „Mit Altlasten meinen Sie vermutlich Leichen."

    „Das haben Sie gesagt, Harry. Halten Sie mich jetzt nicht für unsensibel, aber der Tag hat nunmal nur vierundzwanzig Stunden."

    „Sie können ja trotzdem mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen, bis wir weitergehende Befugnisse haben."

    „Sie meinen - ein Gespräch von Arzt zu Arzt?"

    „Natürlich unter Beachtung der Schweigepflicht. Aber alles, was offiziell in den Akten steht, in der Zeitung zu lesen war oder sonstwie bereits die Runde macht, kann natürlich auch Gegenstand eines solchen Gesprächs sein. Und vielleicht erfahren Sie zwischen den Zeilen auch etwas, ohne schon in die Einzelheiten gehen zu müssen!"

    „Ich sehe zu, was ich tun kann", sagte Wildenbacher.

    „Gut. Rufen Sie uns wieder an, sobald sich auch nur der kleinste Anhaltspunkt dafür ergeben könnte, dass unser Kollege an irgendetwas anderem als den Folgen seiner Erkrankung gestorben ist."

    „Gut."

    Ich beendete das Gespräch mit Wildenbacher. Anschließend rief ich Förnheim an, um mit ihm den Unfall von Theo Görremann durchzusprechen.

    Rudi beteiligte sich auch daran. Der Unfall war schließlich von der Polizei in Hannover aufgenommen worden. Die Fahndung nach dem unfallflüchtigen Wagen, der Theo Görremann mit voller Wucht erwischt hatte, war bislang ergebnislos geblieben.

    „Es müsste keine Schwierigkeit sein, alle notwendigen Daten zu bekommen, meinte Förnheim in seinem gestelzten hamburgischen Akzent. „Ich nehme nicht an, dass da überhaupt weitergehende Untersuchungen angestellt wurden.

    „Für uns ist die Frage nach wie vor offen, was Görremann in Hannover wollte", sagte ich.

    „Vielleicht ein paar alte Freunde besuchen", meinte Förnheim.

    „Ja, so etwas in der Art hatten wir uns auch schon gedacht", meinte ich.

    7

    Wir fuhren auf direktem Weg zu Kahlmanns gegenwärtiger Dienststelle in Reichenberg. Dienststellenleiter Albrecht Martini, ein korpulenter Mann von Mitte vierzig, empfing uns in seinem Büro. Der dunkle Knebelbart ließ sein Gesicht trotz des Doppelkinns sehr markant erscheinen. Kriminaldirektor Hoch hatte schon mit ihm gesprochen und auch wir hatten bereits während der Fahrt Telefonkontakt mit ihm.

    „Ihr Vorgesetzter hat mir gesagt, worum es geht, sagte Albrecht Martini, nachdem wir uns gesetzt hatten. „Wollen Sie Kaffee?

    „Im Moment würden wir eigentlich gerne so schnell wie möglich mit dem Kollegen Reinhold Kahlmann sprechen."

    Albrecht Martini blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Er hat heute eigentlich frei, Sie wissen ja: die vielen Überstunden. Und wenn es dann mal etwas ruhiger ist, muss man die Gelegenheit nutzen, davon etwas abzufeiern."

    „Wir kennen das Problem aus eigener Erfahrung", bestätigte ich.

    „Allerdings habe ich ihn heute Morgen telefonisch erreicht und er hat zugesagt, zu dem abgemachten Termin, hier her zu kommen", sagte Martini.

    „Und jetzt?"

    „Er ist eigentlich nie unpünktlich. Ganz im Gegenteil. Kurz bevor Sie kamen, habe ich versucht, ihn zu erreichen, aber er ist nicht an den Apparat gegangen."

    „Ich hoffe nicht, dass wir einen fünften verschwundenen Ermittler haben", meinte Rudi.

    Martinis Lächeln wirkte etwas angespannt. „Nein, bestimmt nicht. Ich könnte mir denken, dass er einfach irgendwo im Stau steht und nicht telefonieren kann."

    „Vielleicht können Sie uns ja ein paar Fragen über Reinhold Kahlmann beantworten", schlug ich vor.

    „Natürlich." Albrecht Martini lehnte sich in seinem Bürosessel ein Stück zurück. Er faltete die Hände vor dem Bauch und drehte nervös die Daumen umeinander. Wieso er so nervös war, wollte mir nicht einleuchten. Schon gar nicht, wenn mit Reinhold Kahlmann tatsächlich alles in Ordnung war und er sich verabredungsgemäß auf dem Weg nach Reichenberg befand, das in einem mehrstöckigen, modern wirkenden Gebäude untergebracht war, umgeben von ausreichend Parkmöglichkeiten.

    „Hat Herr Kahlmann Ihnen gegenüber jemals seine Zeit als Kriminalhauptkommissar in Hannover erwähnt?", fragte ich.

    „Nein, wir haben explizit nie darüber gesprochen. Er war, bevor er hier anfing in einer anderen Abteilung als Spezialist für EDV tätig - auch im Innendienst versteht sich. Dass er früher mal im Außendienst war, ist mir natürlich durch die Personalakten bekannt."

    „Auch, dass er mal Teil einer Sondereinheit war, einer speziellen Task Force, die für die Ermittlungen gegen ein kriminelles Netzwerk namens Liga eingesetzt wurde und es nach einem Jahr Ermittlungsarbeit tatsächlich auch geschafft hat, diese Organisation zu zerschlagen?"

    Albrecht Martini runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein, darüber habe ich nichts gelesen. Und das steht meines Wissens auch nicht in den Akten."

    „Könnten Sie das überprüfen?"

    „Sicher."

    Martini rief über die Sprechanlage seine Sekretärin herein, die ihm wenig später die Personalakte von Reinhold Kahlmann zu holen. Das dauerte ein paar Minuten. „Wir könnten natürlich auch die Online-Version über die Personalverwaltung des BKA aufrufen, aber das könnten Sie als Kriminalinspektor erstens auch selbst tun…"

    „Das haben wir schon, erklärte Rudi. „Allerdings nur zu einer kurzen Durchsicht.

    „...und zweitens zählt die Erfahrung in einer solchen Sondereinheit im Außendienst zu den Fähigkeitsnachweisen. Und die müssen schriftlich vorliegen. Die Sekretärin kam inzwischen herein und gab ihm die Akte. „Jeder Fortbildungskurs, jede Sonderausbildung am Schießstand oder in Forensik muss eigentlich hier drin sein. Martini blätterte die Akte durch. „Ist sie aber in diesem Fall nicht. Zumindest nicht, was die Tätigkeit in dieser damaligen Task Force betrifft."

    „Herr Kahlmann hat dafür eine Belobigung bekommen und ist außerdem in eine höhere Gehaltsstufe befördert worden", stellte Rudi fest.

    „Keine Ahnung, stellte Martini fest. „Damit hatte ich nichts zu tun. Er runzelte die Stirn. Dann blickte er erneut auf die Uhr. Langsam schien ihn die Verspätung von Reinhold Kahlmann auch zu beunruhigen. „Eigenartig ist das schon, gab er dann zu. „Ich meine, andere motzen ihre Akte mit allem Möglichen auf, wenn sie sich für eine Stelle bewerben. Da quillt so ein Ordner dann mit besonderen Fähigkeitsnachweisen nur so über. Sie ahnen ja gar nicht, was man da alles zusätzlich tun kann!

    „Und jemand wie Kahlmann, der eigentlich wirklich etwas Bedeutendes in dieser Hinsicht vorzuweisen hätte, scheint keinen Wert darauf zu legen", meinte ich.

    „Wir haben seine Akte direkt aus von der letzten Dienstelle bekommen."

    „Dann war der Nachweis schon dort nicht vorhanden", schloss ich.

    „Sowas ist eigentlich nicht möglich, stellte Martini klar, dessen Vertrauen in die Personalverwaltung des BKA offenbar unerschütterlich war. „Und wenn da ein Fehler vorgekommen wäre, dann hätte er das doch korrigieren können!

    Aber genau das hatte Reinhold Kahlmann aus irgendeinem Grund nicht gewollt. Dass jemand versuchte, einen Verweis oder Ähnliches aus seinen Akten zu entfernen, konnte ich zumindest nachvollziehen. Und es gab ja auch eigentlich genug Sicherheitsmaßnahmen, die so etwas unmöglich machen sollten. Aber das jemand etwas verschwieg, womit andere eher geprahlt hätten, als es zu verbergen, war schon sehr ungewöhnlich.

    Genauso ungewöhnlich wie etwas anderes. Ein erfolgreicher Fahnder arbeitete jetzt im Innendienst. Auch dafür musste es einen Grund geben. In manchen Fällen waren traumatische Erlebnisse während eines Einsatzes ein Grund dafür, weshalb ein Kollege nicht mehr in den Außendienst zurück wollte. Ob es so etwas bei Reinhold Kahlmann der Fall gewesen war, ging zumindest aus den Akten nicht hervor. Dass sein sehr erfolgreicher Einsatz gegen die Liga damit zu tun hatte, erschien jedoch andererseits kaum wahrscheinlich, zumal diese Organisation ja auch mehr oder weniger restlos zerschlagen worden war und Kahlmann eigentlich auch nicht mit irgendwelchen Racheakten rechnen musste.

    Das Telefon auf Herr Martinis Schreibtisch klingelte.

    Der Dienststellenleiter nahm das Gespräch entgegen.

    „Reinhold? Wir warten schon auf Sie!", stieß Martini dann hervor.

    Wir konnten natürlich nicht hören, was Kahlmann ihm zu sagen hatte. Es stand für mich allerdings inzwischen fest, dass zu dem Fragenkatalog, den wir ihm stellen wollten, in den letzten Minuten noch ein paar weitere hinzugekommen waren.

    Martinis Gesicht wirkte etwas entspannter, als er den Hörer wieder aufgelegt hatte. „Herr Kahlmann fragt, ob es Ihnen etwas ausmachen würde, wenn Sie sich zu seiner Privatadresse bemühen."

    „Da wären wir in Kürze wohl ohnehin aufgetaucht, wenn der Kollege Kahlmann sich nicht noch gemeldet hätte", sagte Rudi.

    „Gibt es einen besonderen Grund dafür?", fragte ich.

    „Kahlmann spielt in seiner Freizeit Tennis. Vor ein paar Tagen hat er sich das rechte Fußgelenk gestaucht. Heute Morgen hat ihn seine Frau zum Arzt gebracht, weil er starke Schmerzen hatte. Er wird in den nächsten Tagen nicht in der Lage sein, das Gaspedal eines Wagens zu treten und da seine Frau jetzt dringend ins Büro muss, wäre er Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihn zu Hause besuchen könnten."

    „Könnten wir", sagte ich.

    „Er hatte übrigens sein Handy vergessen. Deshalb war er die letzten anderthalb Stunden nicht erreichbar."

    8

    Wir fuhren zu Reinhold Kahlmanns Privatadresse. Der Bungalow unterschied sich nicht groß von den anderen Häuser der Gegend. Ich parkte den Dienst-Porsche am Straßenrand. Dann stiegen Rudi und ich aus.

    Wenige Augenblicke später standen wir vor der Haustür. Noch bevor ich die Klingel betätigt

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