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TOTAL FALLOUT: Thriller
TOTAL FALLOUT: Thriller
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eBook416 Seiten5 Stunden

TOTAL FALLOUT: Thriller

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Über dieses E-Book

Sein schlimmster Feind ist zurück. Sein schlimmster Albtraum beginnt. Und es könnte seine letzte Chance auf Rache werden …
Der ehemalige SAS-Agent Jake Tate ist gerade in einer Geheimmission des MI6 unterwegs, als der Mann, der seine Eltern tötete, aus der Versenkung auftaucht. Um den tödlichsten Auftragsmörder der Welt zu fassen, begibt sich Tate auf eine Verfolgungsjagd, die ihn von Monaco und Qatar bis in die Vereinigten Staaten führt. Doch auch der Auftragsmörder ist auf der Jagd. Mitglieder seiner ehemaligen Einheit sind womöglich in den Besitz einer neuen Waffe gelangt, welche die gesamte Zivilisation vernichten könnte. Schnell verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Gut und Böse, und Tate muss alle Regeln brechen, um seine Familie zu rächen und die Welt zu retten …
★★★★★ »Suchen Sie nach etwas mit halsbrecherischem Tempo und einem gnadenlosen Helden? Dann sind Sie bei Alex Shaw richtig.« – James Swallow
★★★★★ »Jack Tate ist ein eindrucksvoller Charakter, ein echter britischer Held. Der kraftvolle Auftakt einer neuen Reihe.« – Alan McDermott
★★★★★ »Alex Shaw ist ein Meister des Actionthriller-Genres. Er hat mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen.« – Michael Ridpath
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum16. Juni 2023
ISBN9783958357877
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    Buchvorschau

    TOTAL FALLOUT - Alex Shaw

    Prolog

    Ein Jahr zuvor

    Riyadh, Königreich Saudi-Arabien

    Außerhalb der hohen Marmormauern war die Wüste flach und ohne besondere Merkmale.

    Eine sorgfältig gepflegte Zufahrtsstraße, die in der Hitze flimmerte, verschwand in der Ferne. Innerhalb der Mauern leuchtete saftig grünes Gras in der Wüstensonne, Alleebäume und Blumen säumten die gewundenen Wege. Im Herzen der Anlage lag das Haupthaus, eine dreistöckige moderne Interpretation eines arabischen Palastes. Chen Yan gefiel das Gebäude nicht.

    Würdevoll saß sie auf der Terrasse, trug einen langen, goldenen Rock und nippte an einem schwarzen Tee. Neben ihr saß Kirill Vetrov, er hatte einen hellen Geschäftsanzug an und schien von der brütenden Hitze völlig unbeeindruckt zu sein. Ihnen gegenüber saß an einem Tisch, der mit frischem Obst dekoriert war, der Mann, den sie treffen wollten, zusammen mit seinem Neffen.

    »Maksim und ich kennen uns schon seit vielen Jahren«, sagte ihr Gastgeber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, »und wir haben unsere Geschäfte immer von Angesicht zu Angesicht abgewickelt.«

    Auch Chen lächelte. Männer waren überall auf der Welt gleich. Sie erwarteten, gelobt, verehrt, gebraucht und verführt zu werden. »Maksim bittet aufrichtig um Verzeihung. Wäre er nicht erkrankt, dann wäre er jetzt hier, denn er schätzt die Freundschaft zu Ihnen sehr. Das ist auch der Grund, warum ich als seine Geschäftspartnerin hier im Namen von Blackline sitze, um unseren Vorschlag mit Ihnen zu besprechen. Was ich Ihnen nun mitteilen werde, wurde und wird keinem anderen Kunden angeboten.«

    Der Scheich nickte kurz als Zeichen dafür, dass sie fortfahren könne.

    »Die Situation mit Ihrem Nachbarn liegt Ihnen offensichtlich sehr am Herzen. Nicht nur, dass sich ein Familienmitglied von Ihnen abgewandt hat, es umarmt auch noch einen gemeinsamen Feind …« Der Scheich kniff leicht die Augen zusammen. Yan fuhr fort. »Ihr Nachbar hat sich über seinen Stand erhoben. Seine Beziehungen zu den Persern sind eine Bedrohung für die Sicherheit und die Moral der gesamten arabischen Bruderschaft.«

    »Für eine Ausländerin sind Sie hervorragend informiert, Madame«, sagte der Scheich und griff nach einem Stück Birne, um, wie Yan vermutete, seine Verärgerung zu verbergen.

    Ab jetzt wurde es kritisch, und genau aus diesem Grund saß Vetrov neben ihr, sowohl als ihr persönlicher Leibwächter als auch als der Hauptakteur dessen, was sie gleich enthüllen würde. »Ich habe gehört, dass gewisse Maßnahmen ergriffen wurden, um den eigenwilligen Herrscher Ihres Nachbarstaates in Schach zu halten, doch ich möchte Ihnen gern an einem Beispiel demonstrieren, welche Hilfe wir Ihnen anbieten können, um Ihren Gegner tatsächlich in die Schranken zu weisen.«

    Sein Lächeln kehrte zurück und der Scheich breitete seine Handflächen aus. »Auf jeden Fall.«

    Vetrov öffnete seinen Aktenkoffer, holte ein iPad Pro heraus und reichte es Yan. Sie rief ein Video auf.

    »Drücken Sie einfach auf das Play-Symbol.« Der Scheich schnippte mit den Fingern und Salman Al Nayef, der etwas hinter seinem Onkel gesessen hatte, trat neben ihn und nahm das Gerät entgegen. Al Nayef hielt es dem älteren Fürsten unter die Nase, der eine randlose Lesebrille aus einer Tasche seines Gewandes zog und mit dem Finger auf das Display des Tablets tippte.

    Das Gesicht des älteren Mannes nahm einen verblüfften Ausdruck an, als er das Filmmaterial betrachtete. »Dieses Video kenne ich bereits. Ich habe gehört, dass es Jahre nach dem Bombenanschlag auf einem Handy gefunden wurde und sich vor einer Woche weltweit über alle Medien verbreitet hat. Es ist traurig, dass eine einst so großartige Stadt zur Zielscheibe wurde, aber ich bin dankbar, dass der erhabene Märtyrer dem unmoralischen Leben so vieler Ungläubiger ein Ende gesetzt hat.«

    Yan nickte. »Er war in der Tat ein erhabener Märtyrer, und jetzt weilt er in Frieden im Paradies.«

    Der Scheich griff nach einer weiteren Frucht.

    »Wären Sie so freundlich, nach links zu wischen und dann auf Start zu drücken? Und bitte konzentrieren Sie sich auf die andere Person in der Aufnahme, die, die nicht in die Luft fliegt.«

    Al Nayef rief das zweite Video auf und drückte auf Play. Der ältere Saudi blinzelte trotz seiner Brille und beugte sich vor.

    »Sind Sie das, den ich hier sehe, Mr. Vetrov?«

    »Ja, Eure Hoheit«, antwortete Vetrov mit emotionsloser Stimme. »Sie sind einer der wenigen Menschen auf der Welt, die das Originalmaterial zu sehen bekommen.«

    »Das Original?«

    »Eure Hoheit«, übernahm Yan nun wieder, »dieses neue Material, das um die Welt ging und das die britischen Behörden jetzt benutzen, um den zweiten Bombenleger zu jagen, ist eine Fälschung. Es wurde manipuliert.«

    Der Scheich sah zu Al Nayef hoch. »Spiel es noch einmal ab.«

    Ein dünnes Lächeln erschien auf Yans Lippen, als sie sich das Video erneut ansahen.

    Der alte Mann blickte auf. »Die beiden Videos sind absolut identisch, bis auf das Gesicht des Mannes.«

    »Das ist richtig. Wir haben mit unserer einzigartigen Technologie alle Spuren von Mr. Vetrov beseitigt und sein Gesicht durch das eines abtrünnigen Agenten ersetzt, der, sobald er identifiziert ist, im Mittelpunkt der britischen Ermittlungen zu dem Bombenanschlag stehen wird.«

    »Onkel«, sagte Al Nayef, »darf ich eine Frage stellen?«

    »Du darfst.«

    »Mrs. Yan, wie kommt es, dass Ihre Technologie so fortschrittlich ist, dass sie noch nicht entlarvt wurde?«

    Yan fühlte sich durch seine Frage ermutigt, denn sie vermutete, dass der ältere Adlige die Komplexität und Raffinesse dieser Technologie nicht vollständig verstand. »Das ist die entscheidende Frage, Eure Hoheit, und sie lässt sich mit einer ganz simplen Aussage beantworten. Wir sind die einzigen Menschen auf der Welt, denen das gelungen ist.«

    Al Nayef fuhr fort: »Das ist ein Verfahren und eine Technologie, die Sie entwickelt haben?«

    »Ja, das ist richtig. Wir schätzen, dass es mindestens fünf Jahre dauern wird, bis irgendjemand anderes etwas entwickelt, das auch nur annähernd damit konkurrieren kann, und bis dahin werden wir bereits zwei Generationen weiter sein.«

    »Ein mächtiges Werkzeug.«

    »Neffe, das ist kein Werkzeug«, sagte der ältere Saudi, nachdem er plötzlich verstanden hatte, »das ist eine Waffe.«

    Chen nickte und antwortete: »So ist es, Eure Königliche Hoheit.«

    »Wir würden diese Technologie gern für unsere Sache nutzen«, stellte der Scheich fest. »Also lassen Sie uns darüber sprechen, wie das gelingen kann.«

    Kapitel 1

    Port Hercule, Monaco

    Jack Tates Haare waren lang, sein Bart auch, und beides juckte.

    Eine große Sonnenbrille und ein dunkles Basecap verdeckten sein Gesicht. Bart, Sonnenbrille und die Mütze vermittelten den Eindruck von jemandem, der versucht, nicht erkannt zu werden, was im Widerspruch zu seinem grellen Hawaiihemd, der roten Hose und den grünen Adidas-Turnschuhen stand. Tate versuchte nicht, hip zu sein, sondern wie jemand anderes auszusehen – wie Egor Blok –, ein russischer Attentäter, der an einem geheimen Ort in Osteuropa festgehalten wurde. Blok hatte einen lausigen Modegeschmack, wofür er in der Szene ebenso bekannt war wie für seine in letzter Zeit rapide angestiegenen Spielschulden. Tate wusste nur, dass er sich dämlich vorkam, aber hier in Monaco passten selbst die am schrillsten gekleideten Typen in die prunkvolle, glamouröse Inszenierung des Fürstentums. Tate kratzte sich am Hals. Die Mittelmeersonne brachte ihn zum Schwitzen.

    In Monaco waren nur die Reichen wichtig, und für die Reichen zählten nur die Superreichen wirklich. Tate hatte es auf einen dieser Superreichen abgesehen. Für diese Leute war er unsichtbar und deshalb konnte er sich auch direkt vor ihren Augen auf einem Boot verstecken. Tate mochte das Wasser und er mochte Boote, auch wenn er nicht viel davon verstand. Das Boot, auf dem er sich versteckte, war eine Tullio Abbate Soleil 35'. Was bedeutete, dass es auf der Tullio Abbate Schiffswerft gebaut worden war und eine Länge von 35 Fuß hatte, aber das wusste er auch nur, weil er die Verkaufsanzeige gelesen hatte. Als Blok verkleidet, aber mit einem anderen russischen Pass, hatte er das Boot eine Woche zuvor in Italien gekauft. Mit seiner maskulinen Linienführung und einer Höchstgeschwindigkeit von fünfunddreißig Knoten würde es in den meisten Jachthäfen der Welt auffallen. In Monaco war es nur ein Spielzeug.

    Tate nippte an seinem Wasser, Champagner konnte er sich bei einem Einsatz nicht erlauben, während er die Parade der reichen Einwohner und der faszinierten Touristen beobachtete, die auf der Promenade auf und ab gingen. Zu seiner Rechten erstreckte sich Port Hercule weit in die Bucht hinein. Motorboote, viele größer als sein eigenes, und kleinere Jachten machten Platz für Superjachten, die am Ende der schwimmenden Stege sanft im glitzernden Wasser des Mittelmeers schaukelten. Weiter draußen lagen Schiffe vor Anker, die zu groß waren, um in den Hafen einzulaufen. Das waren die Megajachten der wirklich Reichen. Zwischen den Schiffen transportierten glänzende Holzboote Gäste zu den Anlegestellen und wieder zurück.

    Manche, so vermutete Tate, hielten das Fürstentum für den Gipfel der Kultiviertheit, aber das war nicht sein Ding. Er wäre jetzt viel lieber irgendwo im Gebirge. Stattdessen war er Teamleiter einer vierköpfigen E-Squadron-Einheit. Ein Mitglied seines Teams befand sich mit Tauchausrüstung auf einer kleinen Barkasse draußen in der Bucht, ein weiteres wartete in einem Kleinbus jenseits der französischen Grenze und das letzte Teammitglied bewachte das Safe House in Nizza.

    Tates Mission war streng geheim, denn die Existenz der E-Squadron war ein offizielles Staatsgeheimnis. Unter der Führung des Secret Intelligence Service wurde sie für Ad-Hoc-Einsätze aus Mitgliedern des Special Air Service, des Special Boat Service und der Special Reconnaissance Regiments der britischen Armee gebildet. Nur Tate war ein Sonderfall. Aufgrund einer Initiative des SIS war er vom SAS versetzt und zum einzigen ständigen Mitglied der E-Squadron ernannt worden. Zwei Jahre später war er noch immer am Leben und trat Türen ein, was ihn entspannte.

    Tate nippte an seinem Wasser und behielt sein Ziel im Auge, oder zumindest das Boot seines Zielobjekts. Doch seine Augen waren nicht die einzigen, die den Jachthafen im Blick behielten. Mit einer Polizeistärke von etwa einem Polizisten auf hundert Einwohner und einem Videoüberwachungssystem, das zu den umfassendsten der Welt gehörte, war Monaco trotzdem ein befreundetes Land. Allerdings stammte das Zielobjekt auch aus einer befreundeten Nation, und der Angriff würde beide Staaten verärgern. Wie würde der Onkel der Zielperson wohl reagieren, wenn er herausfände, dass sein Neffe und Adjutant von einem exzentrischen russischen Killer ermordet worden war? Und das zusätzlich zum Verlust der sechzehn Millionen Euro in Diamanten, die er transportiert hatte.

    Aufgrund des geheimen Charakters der Operation entschied sich Tate, keine Standard-Kommunikationsgeräte zu verwenden, die bei einer Entdeckung möglicherweise die Beteiligung eines bestimmten Staates verraten könnten. Stattdessen wurde jeder Mann mit einem Bluetooth-Ohrhörer und einem einfachen Prepaid-Handy ausgestattet, auf dem WhatsApp wegen seiner Ende-zu-Ende-Verschlüsselung installiert war, sowie ein VPN für zusätzliche Sicherheit.

    Auf dem Weg zu seinem Steuerrad drückte Tate einen Knopf an seinem Ohrhörer und stellte eine Verbindung zu Chris Salter, dem SBS-Kommandanten in der Barkasse, her. Er sprach mit russischem Akzent, seine Worte waren vage genug, um seine Absicht und seine wahre Nationalität zu verschleiern, falls er belauscht wurde. »Hast du unseren Freund schon gesehen?«

    »Ich habe ihn im Blick. Er ist an Deck, ganz nach Plan. Sie bereiten sich darauf vor, an Land zu gehen. Ich zähle fünf. Die Zielperson, zwei Bodyguards und zwei Besatzungsmitglieder. Die Zielperson trägt eine cremefarbene Hose und ein marineblaues Hemd. Sie lassen das Beiboot herunter.«

    »Verstanden«, bestätigte Tate. Er drehte den Zündschlüssel um und startete die beiden Volvo Penta D4/300 Motoren der Soleil 35. Tate löste die Bug- und Heckleine und drückte den Gashebel nach vorn. In einer kleinen Wolke aus Dieselabgasen entfernte er sich von der Anlegestelle und begann, in die Bucht hinauszufahren.

    »Das Beiboot ist im Wasser«, sagte Salter über die offene Leitung. »Bereithalten, bereithalten. Sie sind im Beiboot. Sie bewegen sich …«

    Tate nahm seine Oakley-Sonnenbrille ab und hielt sich ein Fernglas vor die Augen. Er konzentrierte sich auf das Beiboot der Megajacht. Ein Besatzungsmitglied stand am Steuer, während das andere dafür sorgte, dass die Passagiere sitzen blieben. Erleichtert stellte Tate fest, dass keiner von ihnen eine Rettungsweste trug. Tate stellte sein Fernglas schärfer und sah gerade noch, wie sich Salter rückwärts von seiner Barkasse ins Meer fallen ließ. Er war bereit.

    Während er den Hafen verließ, drückte Tate den Gashebel stärker durch und der Bug der Soleil 35' richtete sich auf. Er bückte sich und zog einen schwarzen Seesack unter dem Tisch im Sitzbereich hervor. Der Sack war offen, Tate nahm vorsichtig ein kurzläufiges H&K G36c-Sturmgewehr heraus und hielt es unterhalb der Reling bereit. Während er aus dem Hafen in die Bucht fuhr, rollte sein Boot kurz in den Wellen, und Tate trat unwillkürlich einen Schritt zur Seite. Vor sich entdeckte er das Beiboot, das sanft neben dem riesigen Heck der Megajacht schaukelte.

    Tate hatte den Einsatz geprobt und den Plan verfeinert, und jedes Mitglied der E-Squadron wusste genau, was es zu tun hatte. Als sich das Beiboot von der Megajacht der Saudis entfernte, näherte sich Tate dem Boot auf einem parallelen Kurs – er war immer noch keine Bedrohung, nur ein Spielzeug, das einen Ausflug machte. Der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen verringerte sich und Tate konnte nun die Gesichtsausdrücke der einzelnen Männer an Bord erkennen. Die beiden Besatzungsmitglieder in ihren weißen Polohemden wirkten professionell entspannt, die zwei Leibwächter in ihren eng anliegenden Anzügen dagegen sahen so aus, als wäre ihnen heiß und als ob sie sich unwohl fühlen würden, und das Zielobjekt hatte jetzt den Kopf gedreht und sah ihn direkt an.

    Tate wartete bis zum letztmöglichen Moment, bevor er die Soleil 35' direkt in den Kurs des entgegenkommenden Beibootes steuerte und dann abrupt den Rückwärtsgang einlegte. Das war das nautische Äquivalent einer Vollbremsung, und Tates Boot lag nun quer zum Beiboot. Er stellte den Gashebel wieder auf Leerlauf.

    Das Beiboot begann sich zu drehen und wich aus, doch Tate schwenkte sein H&K nach oben und feuerte mit 5,56 mm Geschossen auf den Bug. Das Besatzungsmitglied am Steuer duckte sich, aber einer der beiden Leibwächter sprang jetzt auf und hielt seine Pistole in der Hand. Tate fluchte, als die letzten beiden Kugeln aus seinem Magazin den Bodyguard trafen und ihn zurück in den Sitz katapultierten. Tate wechselte das Magazin und nahm sein Ziel, den Saudi, ins Visier. Der verbliebene Leibwächter versuchte, das Mitglied der königlichen Familie abzuschirmen, doch der Saudi stieß ihn zur Seite und sprang auf, als sei er empört und verlange eine Erklärung. Die linke Hand des Saudis hielt den Griff eines Attachékoffers, der an sein Handgelenk gekettet war, aber seine rechte Hand hatte er zur Faust geballt, die er jetzt schüttelte. Tate feuerte eine Salve Schüsse auf den Saudi ab. Die Zielperson schrie auf, stolperte nach links, kippte über die Backbordseite des Beibootes und stürzte ins Mittelmeer.

    »Suka! Chort!«, brüllte Tate wütend auf Russisch, während er dabei zusah, wie der Mann und der Aktenkoffer unter der Wasseroberfläche verschwanden. Mit der linken Hand drückte er den Gashebel voll durch. Die Soleil 35' bäumte sich auf und entfernte sich vom Beiboot. Tate drehte sich um und schoss mit dem Gewehr in der rechten Hand über dem Heck des Beibootes in die Luft, damit die Insassen ihre Köpfe unten hielten.

    Jetzt musste er sich auf seinen eigenen Rückzug konzentrieren. Er fuhr an Salters verlassener Barkasse vorbei und nahm Kurs in Richtung Südwesten, wobei das Boot bei dieser Geschwindigkeit rhythmisch schaukelte, wenn die Wellen dagegen schlugen. Er musste so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Zielperson bringen. Der gesamte Angriff war wie erwartet zügig verlaufen, und Tate war bei seiner Planung davon ausgegangen, dass die örtlichen Behörden nicht schnell genug reagieren würden.

    Doch er hatte sich geirrt.

    Hinter ihm ertönte eine Sirene, und als Tate den Kopf wandte, entdeckte er ein Patrouillenboot der Monaco Marine and Airport Police Division, das um das Heck der saudischen Megajacht herumfuhr und ihn verfolgte. Tate fluchte erneut, diesmal auf Englisch. Er hatte keine Ahnung, woher das Boot gekommen war, aber er wusste, dass er es dazu bringen musste, sich auf ihn zu konzentrieren. Tate tippte gegen seinen Ohrhörer, in der vergeblichen Hoffnung, mit Salter sprechen zu können, doch als er keine Antwort bekam, bestätigte sich, was er bereits geahnt hatte: Der SBS-Mann war immer noch unter der Wasseroberfläche. Er musste Salter die nötige Zeit verschaffen, die er brauchte, um zu seinem Boot zurückkehren und seine Ladung in Sicherheit bringen zu können. Die Ladung war der wichtigste Teil der Mission, selbst Tate war entbehrlich.

    Tate konnte dem Patrouillenboot entkommen, aber ähnlich wie bei einer Verfolgungsjagd war das, was möglicherweise weiter unten auf der Straße auf ihn lauerte, das Beunruhigende. Er wog seine Möglichkeiten ab. Wenn es sein musste, würde er mit den Handgranaten in seiner Tasche die Soleil versenken und dann an Land schwimmen – aber er wollte nicht riskieren, wie eine ertrinkende Ratte gejagt zu werden. Tate ließ das Patrouillenboot näher kommen, dann drosselte er die Motoren und kam fast zum Stillstand, bevor er in seine Tasche griff und mit dem rechten Arm gestikulierte, um seine Frustration über die Motoren zu zeigen. Doch die Motoren liefen die ganze Zeit weiter und sein H&K lag schussbereit auf dem Sitz neben ihm.

    Das größere Schiff näherte sich mit einer hohen Bugwelle. Er konnte einen Mann am Steuer erkennen und zwei weitere, die ihre automatischen Waffen schussbereit vor der Brust hielten. Die Armee von Monaco war zwar nach der von Antigua und Barbuda und der von Island die drittkleinste der Welt, aber das bedeutete nicht, dass die Männer und Frauen der Polizei, die alle zusammen trainierten, nicht auch gut ausgebildet waren. Trotzdem vermutete Tate, dass dies die größte Aufregung seit Jahren war, und er traute ihren Fingern am Abzug nicht. Ein Lautsprecher schrie ihm Befehle in abgehacktem Französisch entgegen: »Sofort den Motor abstellen! Hände über den Kopf!«

    Tate lief die Zeit davon. Er führte beide Hände über dem Kopf zusammen, dann reichte er das, was er in der linken Hand hielt, in die rechte und zog den Stift heraus. Er zählte, eins … zwei … und schleuderte die Handgranate dem Bug des sich nähernden Patrouillenbootes entgegen.

    Wie er es berechnet hatte, reagierte die Besatzung zu langsam, die Granate explodierte drei Meter vor dem Boot und überschüttete den Bug mit Splittern. Unmittelbar nach der Explosion riss er sein Gewehr hoch und feuerte mehrere Salven auf das Schiff.

    Tate wandte sich um, griff nach dem Steuer und gab Vollgas. Der Bug der Soleil 35' hob sich aus dem Wasser, während sie vorwärtsraste. Gleichzeitig drehte das Patrouillenboot nach Backbord ab.

    Die beiden Schiffe schossen voneinander weg, als würde Poseidon selbst sie trennen. Es gab einen Moment der Stille, einen Moment, in dem die Polizisten nicht reagierten, dann ertönte ein Trommelfeuer. Tate duckte sich, weil er wusste, dass ihn bereits ein Glückstreffer erledigen konnte, aber auch, dass die Schüsse eher abgegeben wurden, um das Gesicht zu wahren, und weniger in der Hoffnung, das schnell flüchtende Ziel aufzuhalten. Tate richtete den Blick nach vorn, während er in gerader Linie parallel zur Küste entlangraste. Bei maximaler Geschwindigkeit hatte er das Patrouillenboot innerhalb einer Minute abgehängt, eine Minute später hatte er das Territorium von Monaco verlassen und befand sich vor der französischen Küste.

    Er passierte Cap d'Ail und steuerte direkt auf den Jachthafen von Beaulieu-sur-Mer zu. Im Westen wechselten sich an der Küste zerklüftete Klippen und Sandstrände ab. Mit Ausnahme eines hochgezüchteten Motorrads, das sich auf der hügeligen, kurvenreichen Küstenstraße durch den Verkehr schlängeln könnte, würde die Soleil 35' auf dem Weg zu ihrem Ziel jedes Landfahrzeug, einschließlich die der Polizei, überholen. Tate hoffte nur, dass dort nicht schon ein Empfangskomitee auf ihn wartete.

    Über dem Dröhnen der Motoren und dem rhythmischen Schlagen der Wellen gegen den Rumpf hinweg, hörte Tate jetzt ein anderes pulsierendes Geräusch, eines, das er lieber nicht hören wollte. Er hatte Gesellschaft, ungebetene Gesellschaft.

    Tate blickte hinter sich und studierte den Himmel. Ein Farbklecks, der aus der Richtung von Monaco kam. Ein Hubschrauber war ihm dicht auf den Fersen. Tate konnte noch nicht erkennen, um was für einen Typ es sich handelte, aber es war ihm nicht fremd, sich entweder aus einem abzuseilen oder von einem gejagt zu werden. Er erinnerte sich daran, wie er vor einem Jahr in den USA von einem Spetsnaz-Team in einem modifizierten GlobalRanger vom Himmel geholt worden war. Tate schob ein neues Magazin in das H&K, aber es würde nicht einfach werden, sich von einem schwankenden Boot aus gegen einen herabschießenden Hubschrauber zu verteidigen. Das Feuer so weit wie möglich streuen und beten war das Gebot der Stunde, denn er wollte und konnte nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, dass er das Tempo drosselte, um besser treffen zu können. Er hoffte nur, dass der Pilot, falls es zum Kampf kommen sollte, mehr Angst davor haben würde, sein Leben zu verlieren, als davor, sein Ziel zu verlieren.

    Tate hielt das kurze Sturmgewehr an sein rechtes Bein gepresst, um es so gut wie möglich zu verbergen, und raste weiter. Der Hubschrauber bewegte sich ebenfalls schnell, er wurde größer, und dann entspannte sich Tate. Es war ein ziviler Eurocopter EC130, der auf Höhe der Klippen an seinem Boot vorbeiflog. Sein Smartphone klingelte.

    »Ich habe das Paket«, verkündete Salter über das Rauschen der Wellen hinweg.

    »Wir haben Gesellschaft. Ein monegassisches Patrouillenboot.«

    »Schon gesehen. Ich mache weiter wie geplant.«

    Tate beendete das Gespräch.

    Als er begann, sich Beaulieu-sur-Mer zu nähern, drosselte er die Geschwindigkeit der Soleil 35'. Je schneller er fuhr, desto schneller könnte er zwar an Land gehen, aber eine langsamere Annäherung würde weniger Aufmerksamkeit bei den Franzosen erregen. Tate suchte die Küste mit dem Fernglas ab. Außer den üblichen Ausflugsbooten konnte er keine offiziell aussehenden Schiffe oder Beobachter am Ufer entdecken. Erst jetzt verstaute er das H&K wieder in den Seesack und verschloss ihn. Er schaltete sein Handy ein und rief den Fahrer des Teams an. »Wie sieht‘s aus?«

    »Alles klar, Chef«, knurrte der SAS-Mann mit heftigem Glasgower Dialekt zurück.

    »Polizei?«

    »Keine.«

    »Erwartete Ankunft in sieben Minuten.«

    »Verstanden.«

    Tate drosselte die beiden Volvo-Motoren weiter, als er dem Kanal in Richtung Jachthafen folgte. Im Gegensatz zu seinem Pendant in Monaco, das durch die Biegung der Bucht vor dem Meer geschützt war, lag vor dem Hafen und Yachtclub von Beaulieu-sur-Mer ein künstlicher Hafendamm. Tate blickte durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille in alle Richtungen, während er in den eigentlichen Jachthafen einfuhr. Dort wendete er sofort nach Steuerbord und fuhr an der auf einem Ponton installierten Total-Tankstelle vorbei zur ersten Liegeplatzreihe. Hier lagen die größten Schiffe, richtig schnelle Motorboote und Segeljachten.

    Vier Liegeplätze weiter klaffte eine Lücke zwischen zwei imposanten Schiffen.

    Tate schaute auf den Namen des größeren. Princess 72 stand an der Seite. Das andere Schiff war mit einer großen Plane verhüllt und sah aus, als hätte es sich schon eine ganze Weile nicht mehr bewegt. Beide überragten sein Boot und würden ihm gute Deckung bieten. Er fuhr die Soleil 35' langsam rückwärts an den Liegeplatz heran und stellte die Motoren ab. Tate machte sein Boot fest und ließ den Blick über den Jachthafen schweifen. An diesem Ende der Marina war es ruhig, und niemand schien ihn zu beobachten, aber das würde wahrscheinlich nicht lange so bleiben. Schnell suchte Tate das Innere seines Bootes nach ausgeworfenen Patronenhülsen ab. Er fand nur eine Handvoll, der Rest war offensichtlich ins Meer geschleudert worden, und ließ die Patronenhülsen in seinen Seesack fallen. Dann holte er eine Packung Desinfektionstücher heraus und begann alle Oberflächen abzuwischen. Nachdem er die benutzten Tücher in seinem Seesack verstaut hatte, hievte sich Tate den Sack über die Schulter und verließ die Soleil 35' zum letzten Mal, wobei er den Zündschlüssel als offene Einladung für alle Diebe stecken ließ. Falls das Boot gestohlen wurde, würde das die Sache noch komplizierter machen, und wenn nicht, würde die Polizei herausfinden, dass es von dem berüchtigten russischen Auftragskiller Egor Blok gekauft und benutzt worden war oder zumindest von jemandem, der ihm sehr ähnlich sah.

    Ohne zu zögern, folgte er gemächlich dem umlaufenden Steg in Richtung Haupteingang. Vor ihm beleuchtete die Sonne die weißen Villen der Stadt, und dahinter erhoben sich bergige Hügel wie der gezackte Rücken einer uralten Bestie.

    Tate erreichte den Hauptparkplatz in dem Moment, als ein blaugraumetallic lackierter Renault Trafic SpaceClass von der Küstenstraße her einbog. Ohne einen Blick in den Innenraum zu werfen, öffnete Tate die Schiebetür auf und stieg ein.

    »Ist doch alles wie tot hier, oder?« Die Stimme von James Paddy Fox klang rau und kehlig, voller Glasgower Akzent und durchsetzt mit Sarkasmus. »Nichts und niemand zu sehen.«

    Tate verdrehte die Augen, er hatte sich inzwischen an den mürrischen Humor des Glasgowers gewöhnt. »Irgendwelche Probleme?«

    »Keine.«

    Sie verließen den Jachthafen und bogen in das Einbahnstraßensystem ein, das sie aus der Stadt hinaus zum zweiten Treffpunkt führen würde. Beide Männer hatten sich die örtlichen Gegebenheiten eingeprägt und kannten die Straßen so gut wie jeder einheimische Taxifahrer.

    Tate meldete sich wieder bei Salter. »Geschätzte Ankunftszeit?«

    »Fünf Minuten«, meldete Salter über das Tosen der Wellen hinweg.

    Im Innenraum des Renaults herrschte für die nächsten Minuten Stille. Der erfahrene SAS-Agent überprüfte immer wieder die Straße vor sich und behielt seine Spiegel im Blick, während Tate mit schussbereitem H&K an der Tür saß. Da sie in den engen Straßen hinter einem langsam fahrenden Bus feststeckten, kamen sie weniger schnell voran als geplant, und als Fox den Renault neben dem Rollerparkplatz mit Blick auf den Plage la Calanque anhielt, waren bereits acht Minuten vergangen. Tate hatte keine Lust, den Van zu verlassen und sich damit der Gefahr auszusetzen, erkannt zu werden, also blieb er im Wagen sitzen und starrte auf den Weg, der zum Strand hinunterführte. Eine weitere Minute verging und trotz der Klimaanlage spürte Tate Schweißperlen an den Schläfen. Gedankenverloren wischte er sich mit der linken Hand übers Gesicht. Autofahrer fuhren an ihnen vorbei, aber da das Fahrzeug, das sie sich ausgesucht hatten, sehr oft als Taxi genutzt wurde, nahm niemand Notiz von ihnen, obwohl sie im Halteverbot standen.

    Und dann tat es doch jemand.

    »Bullen«, sagte Fox.

    »Ich sehe sie.«

    »Die schauen verdammt noch mal wie Laurel und Hardy aus!«

    Von links schlenderten zwei Polizisten auf sie zu. Der eine war klein und rundlich, während sein Partner eher schlaksig wirkte. Genau in diesem Moment bemerkte Tate eine Bewegung aus der entgegengesetzten Richtung, vom Strandweg her. Die breitschultrige Gestalt von Chris Salter tauchte auf. Er trug einen abgeschnittenen Taucheranzug, hielt eine schwarze Reisetasche in der Hand und führte einen hageren Mann in Richtung Straße. Tate beobachtete ungeduldig, wie sich die beiden Männer näherten. Die Straße war zu schmal, um mit dem Renault zu wenden, und sie konnten nicht rückwärts in den Gegenverkehr einfahren, nicht mit zwei Polizisten, die sie im Blick hatten. Die einzige Möglichkeit, die Tate sah, war, die Aufmerksamkeit der Polizisten vom Van auf sich zu lenken. Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag wurde ihm bewusst, dass die Mission wichtiger war als er selbst.

    »Planänderung«, sagte er. »Ich mache einen Spaziergang.«

    Fox drehte sich mit einem fragenden Blick in seinem zerfurchten Gesicht um.

    »Bist du sicher?«

    »Es gibt keine andere Möglichkeit. Du fährst zum Safe House und wir treffen uns dort.«

    Ohne sein H&K oder seine Tasche mitzunehmen, öffnete Tate die Schiebetür des Renault und stieg aus. Er würde sofort erkennen, ob jemand seine Beschreibung in Umlauf gebracht hatte. Aber selbst wenn die Polizisten ihn mit dem Anschlag in Monaco in Verbindung bringen würden, war das akzeptabel, wenn dadurch Salter und der Mann, den er begleitete, unbehelligt in den Wagen steigen konnten. Tate schloss die Tür hinter sich, und torkelte wie ein Betrunkener auf die Polizisten zu. Nach wenigen Schritten rutschte er vom Bordstein ab und stolperte auf die Straße. Ein entgegenkommender Wagen hupte. Tate schrie den Fahrer wütend auf Russisch an und zeigte ihm den Mittelfinger. Er trat zurück auf den Bürgersteig und tat dann so, als würde er die beiden Polizisten gerade erst registrieren.

    »Guten Tag, meine Herren! Können Sie mir helfen? Ich bin auf der Suche nach einem aufregenden Ort zum Trinken!«, sagte Tate auf Englisch mit starkem russischem Akzent.

    Die beiden Franzosen machten finstere Gesichter, voller Abscheu darüber, es mit einem streitlustigen, betrunkenen Ausländer zu tun zu haben, und nicht etwa aus Angst oder Besorgnis davor, einem gewalttätigen Verdächtigen gegenüberzustehen. So weit, so gut.

    Der Polizist, der Tate am nächsten stand, der schlaksige, sprach ihn auf Französisch an.

    Tate zuckte nur mit den Achseln.

    Der zweite Polizist übernahm das Reden und wechselte ins Englische. »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«

    »Ausweis?« Tate runzelte die Stirn.

    »Reisepass. Papiere. Dokumente.«

    »Ah, ich verstehe.« Tate griff langsam mit der rechten Hand in die Gesäßtasche seiner Hose. Dabei drehte er den Kopf gerade so weit herum, dass er sehen konnte, wie sich die Tür auf der anderen Seite des Renaults öffnete und die beiden Männer einstiegen. Während der Van an ihnen vorbeifuhr, zog Tate lässig seine Brieftasche heraus. »Ich habe diese Papiere.«

    Der zweite Polizist griff nach der Brieftasche und überprüfte den Inhalt. »Sie haben gleichzeitig gegen mehrere Gesetze verstoßen: Trunkenheit in der Öffentlichkeit, bei Rot über die Straße gehen und obszöne Gesten verwenden.«

    »Habe ich das?« Tate zuckte unschuldig mit den Schultern. Vielleicht hatte er das, vielleicht sollte er aber auch nur ausgenommen werden. Auf jeden Fall verschaffte es dem Rest des Teams Zeit, die Flucht zu ergreifen.

    »Ja, das haben Sie! Und jedes dieser Vergehen muss bestraft werden.«

    Der Polizist hielt nun Tates Bargeld in der einen Hand und die lederne Brieftasche in der anderen.

    Ein breites Lächeln erschien unter Tates Bart, und er nickte. »Das lässt sich

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