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Berlin: Kontrollverlust: Wissenschaftskrimi
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eBook400 Seiten5 Stunden

Berlin: Kontrollverlust: Wissenschaftskrimi

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Über dieses E-Book

Ein Berliner Assistenzprofessor und Psychologe wird von seiner jungen Mitarbeiterin zum Abendessen eingeladen. So attraktiv sie ist: Ihn treibt der Zwang, seinen Job durch ein neues Forschungsprojekt zu retten. Doch der Versuch, das berühmte amerikanische Milgram-Experiment aus den Sechzigern in unsere Zeit zu übertragen, gerät bald außer Kontrolle. Als die ersten Studenten spurlos verschwinden, steht der Ruf der Universität auf dem Spiel. Ein ehemaliger Doktorand auf den Spuren der Berliner Luftbrücke sorgt für weitere Probleme, die weder ein mysteriöses Genie aus den Tiefen des DDR-Wissenschaftsparks Adlershof noch ein Privatdetektiv in Amerika schnell lösen können.
Liebe und Macht, berufliche Ambitionen und deren Fallstricke sind die Themen, mit denen sich die Akteure dieses Buches in Berlin auseinandersetzen – wenn sie sich nicht gerade in die wissenschaftlichen Details ihres Experiments zu Fragen des 'freien Willens' vertiefen. Das kommerzielle Potential des Projekts aber erkennen Internet-Experten in Frankreich, Tokio und Los Angeles viel früher als dessen Urheber…
Wer bereit ist, seine Selbstverantwortung an Unbekannte abzugeben, erfährt durch die neuen Systeme den ultimativen Kick. Professionelles 'Fate Enhancement' per Mausklick wird zur Mode und zum medialen Entertainment, noch bevor die Versuche in Berlin abgeschlossen sind.
Kann man sein eigenes Schicksal wenden, wenn man sich selbst freiwillig den Anweisungen anonymer Instruktoren ausliefert? 
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Mai 2019
ISBN9783748592624
Berlin: Kontrollverlust: Wissenschaftskrimi

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    Buchvorschau

    Berlin - Frank Martin Hein

    Zum Buch

    Ein Berliner Assistenzprofessor und Psychologe wird von seiner jungen Mitarbeiterin zum Abendessen eingeladen. So attraktiv sie ist: Ihn treibt der Zwang, seinen Job durch ein neues Forschungsprojekt zu retten. Doch der Versuch, das berühmte amerikanische Milgram-Experiment aus den Sechzigern in unsere Zeit zu übertragen, gerät bald außer Kontrolle. Als die ersten Studenten spurlos verschwinden, steht der Ruf der Universität auf dem Spiel. Ein ehemaliger Doktorand auf den Spuren der Berliner Luftbrücke sorgt für weitere Probleme, die weder ein mysteriöses Genie aus den Tiefen des DDR-Wissenschaftsparks Adlershof noch ein Privatdetektiv in Amerika schnell lösen können.

    Liebe und Macht, berufliche Ambitionen und deren Fallstricke sind die Themen, mit denen sich die Akteure dieses Buches in Berlin auseinandersetzen – wenn sie sich nicht gerade in die wissenschaftlichen Details ihres Experiments zu Fragen des ‚freien Willens‘ vertiefen. Das kommerzielle Potential des Projekts aber erkennen Internet-Experten in Frankreich, Tokio und Los Angeles viel früher…

    Wer bereit ist, seine Selbstverantwortung an Unbekannte abzugeben, erfährt durch die neuen Systeme den ultimativen Kick. Professionelles ‚Fate Enhancement‘ per Mausklick wird zur Mode und zum medialen Entertainment, noch bevor die Versuche in Berlin abgeschlossen sind.

    Kann man sein eigenes Schicksal wenden, wenn man sich selbst freiwillig den Anweisungen anonymer Instruktoren ausliefert?

    Vorzeit 1

    Soldat Ilja Kotikow vollzog den ersten Koitus mit Margot Wrobbel lustlos und innerlich unbeteiligt. Er hatte mit seinen Kameraden gewettet, dass er sich trauen würde, als Jüngster. Er tat ja nicht mehr als das, was sie auch taten und was für Sieger üblich war. Deutsche Frauen zu demütigen war ihm weniger wichtig, als dass er die Seelower Höhen überlebt hatte. Er wollte nun vor allem schnell zum Studium nach Kiew zurück. Als er erfuhr, dass er eine Sechzehnjährige vergewaltigt hatte, die im Oderbruch vor den Bomben auf Berlin geschützt werden sollte, war ihm die Sache peinlich. Er ging mit Lebensmitteln zu ihr nach Wuschewier zurück und entschuldigte sich. Sie verzieh ihm. Bevor sie ihren Sohn Alexander zur Welt brachte, heirateten sie. Er blieb mit ihr im Oderbruch. Alexander ging später fort.

    Vorzeit 2

    In den frühen Achtzigern lag die Kanzlei der Anwälte Schmendrick & Schtupp International (LA-ASSI) noch direkt neben dem Wilshire Theater in Los Angeles. Erst durch die Nachfrage der Medienkunden wuchs das Büro so stark an, dass es eine ganze Etage im Aon Center in der Nähe mieten musste. Tim Brawn, ein gut aussehender, ehrgeiziger Juniorpartner bei LA­ASSI mit einer Vorliebe für gestreifte Hemden mit weiß abgesetzten Krägen und Manschetten, ging zu jeder Premiere. Marjorie Brimm, Literaturkundlerin mit Bachelor, hatte ihren Studentenjob dort an der Kasse noch eine Weile über den Abschluss hinaus behalten. Es war so schwer, als Nobody in der Unterhaltungsbranche Fuß zu fassen. Tim verliebte sich in die kleine brünette, quirlige Person mit den hellblauen Augen und dem fröhlichen Lachen. Er machte ihr den Hof. Nach zwei Spielzeiten nahm sie seinen Antrag an.

    Vorzeit 3

    Als Christa Lommel 1985 die Driburger Straße in der Paderborner Innenstadt überqueren wollte, war sie in Eile. Sie hatte ihren Sohn im Schlepptau, den sie gegen seinen Willen, aber auf Wunsch seines Vaters, nach Schulschluss vom Pelizaeus-Gymnasium abgeholt hatte, um ihn noch rechtzeitig vor Ostern zum Friseur zu bringen. Termine um diese Zeit waren knapp. Während Frau Lommel über den Reismannweg zügig in südlicher Richtung auf den Übergang der Driburger zusteuerte, näherte sich aus östlicher Richtung ein hellbeiger VW-Bus in der rechten Spur. Der Fahrer, ein Heizungsmonteur aus Neuenbeken, war Raucher. Circa sechzig Meter vor der Kreuzung griff er nach den Roth-Händle in der Brusttasche seiner blauen Monteursjacke, die er vor der Abfahrt ordentlich auf dem Beifahrersitz abgelegt hatte. Die Schachtel rutschte unversehens heraus und weg von ihm, auf den Wagenboden. Der Blick des Fahrers war daher vor der Kreuzung mit dem Personenübergang nicht mehr auf die Straße gerichtet, sondern nach unten. Er steuerte mit links und griff mit rechts – sich stark streckend – vergeblich nach den Zigaretten. Christa Lommel drehte sich gleichzeitig nach ihrem Sohn um, der eine Verabredung zum Tischtennis mit einem Freund treffen wollte, der zufällig gerade aus dem benachbarten Reismanngymnasium gekommen war. Der VW traf Frau Lommel frontal, mit fast unverminderter Geschwindigkeit, mehr als vierzig Stundenkilometer gewiss, nachdem das Auto mit dem rechten Vorderrad den Bordstein geschnitten hatte. Mehr schleudernd als fahrend war es auf den Bürgersteig geraten. Christa Lommel wurde zur Seite geworfen, schlug mit dem Kopf hart auf den Boden und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Sohn blieb unverletzt. Der Verlust der Mutter, die alles für ihn tat, die ihn liebte und er sie, maßlos, wenn sie ihn einmal mehr vor den Schlägen seines Vaters schützte oder danach in den Schlaf sang, bescherte dem Kind ein schweres Trauma, das ihn nicht mehr loslassen sollte.

    Vorzeit 4

    Der erste Moment war immer der schönste. Jeden Tag aufs Neue. Wasser kräuselte sich in klitzekleinen Wellen rund um die niedlichen runden Zehen mit den knallig rot lackierten Nägeln. Sie glänzten im Licht. Kalt war es und warm zugleich, der Sand weich unter den Fußsohlen, die Luft frisch und mild. Die Brise versprach Energie und gute Laune. Die Morgensonne schickte ihre ersten, kitschigen Strahlen über den Berg. Harriet Brimm ließ sich Zeit und zelebrierte den Einstieg ins Meer wie ein Ritual. Das Wasser reichte ihr mit jedem Schritt etwas höher: die hübschen Waden entlang, über die Knie und die Oberschenkel. Bis es endlich die Bikinihose direkt zwischen ihren Beinen berührte. Der hellblaue Stoff sog sich voll und wurde dunkler. Sie spürte, wie ihre Scham feucht wurde, das Wasser stieg und schließlich ihr rundes Bäuchlein umspülte. Das Baby darin sollte keinen Schock bekommen, sondern an ihrer Freude teilhaben. Kurz nach Sonnenaufgang in der Santa Monica Bay zu schwimmen machte Harriet glücklich. Ihr erstes Kind durfte an diesem Glück von Anfang an teilhaben. Endlich glitt Harriet ganz ins Wasser und machte ein paar entschlossene Züge in die Bucht hinaus. Brustschwimmen hatte sie schon in der Schule gelernt; es fiel ihr nicht schwer. Mit geschlossenen Augen, knapp unter der Oberfläche gleitend, konnte sie die Strömung bei jeder Bewegung noch besser um sich spüren. Nach ein paar Minuten drehte sie sich auf den Rücken und ließ sich treiben, perfekt und anstrengungslos gehalten an der Grenze zwischen Wasser und Luft. Als sie zu frieren anfing, drehte sie sich zurück in die Bauchlage und begann ihr Training: Jeden Tag während der Schwangerschaft kraulen zu üben, das hatte sie sich vorgenommen, seit ihr Mann John es ihr letzte Saison beigebracht hatte. Bei ihm sah es wie schwebend, so leicht und selbstverständlich aus. Obwohl Harriet beim Luftholen oft Wasser in den Mund bekam, übte sie unverdrossen weiter. Jeden Tag ein wenig mehr, so ging das über Wochen. Sie war stolz auf sich und ihre Disziplin, denn die Anstrengung nahm schneller zu als ihr schwimmerisches Geschick. Kein Problem, ich bin ja schwanger‘, sagte sie sich. Bis sich eines Tages beim Schwimmen ihr Unterbauch so zusammenkrampfte, dass sie vor Schmerzen kaum noch den Kopf über dem Wasser halten konnte. Mit letzter Kraft schaffte sie es an Land, schleppte sich auf ihr Handtuch und hielt sich den Bauch. Sie weinte, bis sie einschlief, und kam nie mehr in die Bucht zurück.

    Woche 11—2

    Michael Lommel saß in einem dieser maroden alten Berliner Mercedes-Taxis, als ihm das erste Mal so richtig klar wurde, wie tief er in der Scheiße steckte. Hinter ihm lag ein langer Tag vollgepackt mit Arbeit. Die Verpflichtungen hatten alles Nachdenken über seine eigene Lage verhindert. Dafür traf ihn jetzt, um kurz vor elf Uhr abends, die Erkenntnis umso härter, in Schwierigkeiten zu stecken. In ernsthaften. Er fühlte sich schlagartig müde, elend. Ihm war kalt. Der Weg von Berlin Adlershof nach Tempelhof erschien endlos lang und zu kurz gleichzeitig. Die fröhliche Musik aus dem Radio des russischen Fahrers quälte ihn. Es war unmöglich, dabei einen klaren Gedanken zu fassen. Was würde er gleich gefragt werden? Was würde er antworten? Er versuchte, sich die Situation vorzustellen. Was? Wie bitte? Denken Sie bitte noch einmal nach. Was? Lommel hasste das Gedudel. Er verabscheute Fahrer, die mit einer Hand telefonierten und mit der anderen steuerten. Irgendwie steuerten, schalteten und blinkten. Oder auch nicht. Er verabscheute seinen Fahrer jetzt im Augenblick. Wie soll man nachdenken, wenn man jeden Moment gegen eine Ampel krachen kann? Denken Sie bitte noch einmal nach. Lommel hasste den stetigen, dünnen Berliner Regen draußen, echten Pissregen, und den kalten, feuchten Luftzug, der permanent ins Auto kroch. Warum war die Seitenscheibe vorne rechts nicht ganz zu? Warum mussten sich alle alten Mercedesgetriebe, praktisch also alle alten Taxis in Berlin, so durch die Gangwechsel quälen, mit Schlägen, als ob das Auto urplötzlich festgehalten würde und gleich darauf wieder ruckartig freikäme? Ob sich das Mercedes so gedacht hatte? Was? Was war die Frage? Denken Sie noch einmal nach. Welche Taktik hatte er sich doch gleich überlegt? Warum waren die Scheibenwischer nicht in Ordnung? Bitte? Sie quietschen? Beschwerden sind nicht im Fahrpreis inbegriffen. Berliner Taxifahrer hassen Beschwerden. Lommel hasste Berliner Taxifahrer. Lommel hasste es auch, von der Polizei nach Tempelhof bestellt worden zu sein. Das war jetzt eine gute halbe Stunde her. Vielleicht keine gute halbe Stunde, aber immerhin so lange. Und nicht abzulehnen. Er war dran. Jetzt. Das war das Ergebnis der letzten Monate. Alles hatte sich verändert, alles. Und jetzt war auch noch das öde Taxi zu bezahlen. „Kein Trinkgeld? „Nö. Nichts. Nicht für sone olle Schüssel. „A… „Idiot. Lommel drehte sich noch einmal um, bevor er die Polizeistation betrat. Vor ihm lag es: das lang gestreckte Gebäude des Flughafens Tempelhof. Durch die Wolke blauen, stinkenden Dieselqualms schaute er direkt auf den Ort, an dem alle seine Probleme angefangen hatten.

    Erster Durchlauf

    Rosalie Fechner hängte sich artig das hässliche graugrüne Teil um den Hals, steckte sich die Stöpsel in die Ohren und bestätigte den Soundcheck. „Ja, ich höre dich. Alles klar, Alter. Die Psychologiestudentin aus Frankenthal war die Erste im Institut, die verkabelt wurde. Sie fand das sehr cool. Hoffentlich ging es endlich los! Jetzt saß sie noch im tristen Flur auf einem alten kantigen Holzstuhl, wartete und schaute sich gelangweilt um. Der Boden vor ihr war großflächig gefliest, die Wände waren beige und dunkelgelb gestrichen, an der Decke hingen Neonröhren, soweit man blicken konnte. Dieser Geruch nach Putzmittel. Sonst nichts los, kein Mensch auf dem Gang. Gut so. Rosalie hatte keine großen Vorstellungen, was sie erwartete. Damit, sich nicht zu viel vorzustellen, war sie in ihrem Leben bisher immer am besten gefahren. ‚Das Leben besteht ohnehin aus einer immensen Serie von Zufällen‘, davon war sie überzeugt. ‚Es gibt keine Vorhersehung. Ordnung ist Zufall. Unordnung genauso.‘ Genaue Pläne konnten damit nur kollidieren. Zum Beispiel jetzt. Hauptsache war, immer anständig, aufrichtig und ehrlich zu bleiben. Kant galt. Egal in welcher Situation. Ehrlich dran bleiben, keine Ausflüchte! ‚Steh auf‘, tönte es plötzlich in ihren Kopfhörern. Die erste Instruktion! ‚Dreh dich nach rechts.‘ Rosalie gehorchte. ‚Renn!‘ Es war nicht schwierig, dem Folge zu leisten, bis sie an die erste Kurve des rechtwinkeligen Gebäudes kam. Sie stockte. Schlagartig spürte Rosalie einen Schmerz in ihren Ohren. „Autsch, entfuhr es ihr. Ihr wurde warm in ihren Wintersachen. ‚Renn, habe ich gesagt. Kurve oder nicht: renn.‘ Rosalie krachte fast in eine Gruppe anderer Studenten, nachdem sie den Befehl umgesetzt hatte. Sie zuckte zur Entschuldigung kurz mit den Schultern. Dann ging es fast einmal ganz um die Etage. Sie kam ins Keuchen, ihre Haare flatterten und die Geräusche ihrer Stiefel hallten lange nach in den kahlen Gängen. Unauffällig war das jedenfalls nicht. ‚Stopp. Dreh dich um. Renne zurück.‘ Es war bescheuert, aber wohl nicht zu ändern. Diesmal machte sie einen Bogen um die Studenten. Sofort kam der Schmerz wieder. Sie schwitzte. ‚Stopp. „Rennen hatte ich gesagt. Nichts von wegen Umwegen und so.‘ Rosalie stand untätig und unschlüssig im Gang und atmete schwer. Die Studenten gingen vorbei, drehten sich nach ihr um und schüttelten verständnislos den Kopf. Dann ging es wieder los. Direkt zurück. Sie wurde über einen Gang ins Nachbarinstitut geschickt. Musste stehen. Und warten. Gefühlte fünf Minuten später kam der nächste Befehl. ‚Dreh dich um nach links, bis du eine Tür siehst. Gehe darauf zu. Bleibe davor stehen.‘ Rosalie hatte keine Ahnung, wo sie war. ‚Mach die Tür auf und frage laut, ob Justin Bieber da ist. Laut!‘ Rosalie zuckte. Ich will nicht stören. Niemanden stören. Sie war ein Typ, der ungern störte, egal wen. Ausgerechnet Justin Bieber. Gar nicht ihr Fall. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Auf einmal fuhr ihr ein heftiger Schmerz in den Kopf. „Aua! ‚Los jetzt. Aufmachen und rufen!‘ Rosalie machte einen kleinen Schritt vorwärts, legte die Hand auf die Klinke und zögerte. Sie war klatschnass geschwitzt und fühlte sich beschissen. Am liebsten wäre sie einfach abgehauen. Mein Gott, so ein Scheiß-Experiment. Aber selber schuld. An dieser Zwickmühle bin ich ja selber schuld. Wieso mache ich auch mit? ‚Jetzt aber los. Sonst verliere ich meine Geduld!‘ Diese Sprüche kannte sie von ihrer Mutter. Genau so. Danach setzte es meistens was – früher. Rosalie drückte langsam die Klinke herunter, öffnete die Tür und rief laut nach Justin Bieber.

    Woche 1—1

    Bitte beschreiben Sie Ihr Sozialverhalten.

    Ich bin nicht der soziale Typ. Ich fühle mich nicht wohl unter fremden Leuten. Ich weiß nicht wohin mit meinen Händen. Ich lächele ungern. Ich stehe ungern im Rampenlicht.‘ Dr. Michael Lommel, ein Berliner Motivationspsychologe, arbeitete sich durch einen interaktiven psychologischen Test. Als Kandidat. Er rechnete damit, sehr bald seinen Job zu verlieren. Er wusste nicht, was er anfangen sollte mit seinem Leben, ohne Job. Was tun?

    Wie gehen Sie mit ,Small Talk‘ um? ,

    Small Talk vermeide ich. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich sage oft Falsches, drücke mich falsch aus. Also halte ich den Mund und höre zu. Keine Ahnung, wie die Leute auf ihre Themen kommen. Warum sie überhaupt reden. Wann sie lächeln sollen? Wie sehr sie jemanden provozieren können? Oder nicht. Und was sie sonst noch tun sollen?‘

    Sie stellen bitte keine Fragen. Wir fragen hier. Was treibt Sie beruflich an?

    Gewohnheit. Der Wunsch nach Geld. Anerkennung. Aufstieg – wie alle.

    Warum wollen Sie so sein wie alle?

    Will ich ja nicht. Habe ich nicht gesagt. Ich bin anders, was Besonderes. Also, ich will für das geschätzt werden, was ich bin.

    Warum denken Sie, sind Sie etwas Besonderes?

    Hat meine Mutter ganz früher oft gesagt. Manche Leute halten mich für seltsam, andere ignorieren mich. Ich bin einfach kein Durchschnitt. Ich finde eine anständige Depression befriedigender als langweilige Normalität. Und außerdem: Anders hält man es auch nicht aus, ohne feste Anstellung, wenn man sich nicht für was Besonderes hält. Oder es halt einfach ist.

    Warum machen Sie Ihren gegenwärtigen Job? ,

    Ich hab nichts anderes, kann nichts anderes, will nichts anderes. Mich interessiert einfach, warum Menschen das tun, was sie tun.

    Warum wollen Sie wissen, warum Menschen das tun, was sie tun?

    Weil ich zu oft dazu gebracht wurde, Sachen zu machen, die ich nicht wollte. Von meinem Vater, meinen Lehrern, O. K.? Warum habe ich sie trotzdem gemacht? Das wollte ich wissen. Und wie andere mit so was umgehen.

    Lommel war vom Programm genervt. Zu viele bohrende Fragen. Er schaute an die Decke und sah große, rechteckige, gelbe Deckenplatten aus Gips, Rigips oder so was. Ein Kabel von der langen Neonröhre in der Mitte baumelte herab. Rötliche Farbe. Warum? Was war passiert? Warum hing es gerade da? Warum wurde es nicht gebraucht? War sein Vorgänger schuld? Ein dunkler Fleck in der Ecke hinten links fiel auf. Wasser? Keine logische Verbindung. Der Rest der Decke war einfach nur langweilig. Und irre staubig. Lommel folgerte: ‚Wenn’s in dem Gebäude irgendeine anregende Stelle gibt, dann gewiss nicht hier.‘ Als Schüler hatte Lommel kleine Löcher mit einem Elektromotor in sein Englischbuch gefräst, das fand er meist befriedigender, als zu lernen. Hier hatte er leider keinen Elektromotor zur Hand, als Erwachsener. Er schaute umher, aus dem Fenster. Draußen gab es große, stille schwarze Bäume ohne Blätter. Feucht und glänzend. Ein verödeter, asphaltierter Weg führte zwischen ihnen hindurch, verband die S-Bahnstation mit der Uni. Zehn Minuten zu Fuß, gut frequentiert während des Semesters, vereinsamt jetzt. Berlins berühmte Humboldt-Universität – sie lag da wie tot. Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

    Warum machen Sie das, was Sie jetzt gerade machen?

    Gute Frage. Wenn ich das nur wüsste, dachte Lommel und überlegte wieder ausführlich. Er suchte nach einer positiveren, dynamischen Antwort. Er brauchte zu lange für das Programm.

    Denken Sie nach. Konzentrieren Sie sich, Sie wollen vorankommen.

    Lommel gehorchte und aktivierte mehr Gehirnzellen. Aber nun mischte sich ein Stimme tief in seinem Hinterkopf ein: ‚Weizenbaums Eliza, damals in den Sechzigern, hat genauso gefragt. Aber das Programm war viel freundlicher. Lommel, Mann, warum machst du nur diesen blöden Test?‘ Zwei Fragen auf einmal waren zu viel. Lommel schrieb einfach drauflos und beantwortete beide gleichzeitig. Ungefähr, zumindest.

    ,Also, ich denke viel nach. Ich suche nach einem Sinn, einem Zweck. Meistens weiß ich nicht, was ich – also ich und niemand sonst – wirklich will. Und warum ich’s dann tue. Ich glaube, es geht im Grunde darum herauszufinden, ob und warum ich das will, was ich tue, ja. Wenn ich das will, was ich tue. Und warum ich es dann tue, wenn ich es tue. Oder einfach, warum ich das mag, was ich tue, wenn dem so ist. Oder auch nicht. Genau. Ist doch klar.‘

    Jetzt musste Lommel auf das Programm warten, ehe eine Antwort erschien. Aus irgendeinem Grund gab es offenbar Störungen im Ablauf. In der Zwischenzeit liefen drei Personen den Weg entlang und in das psychologische Institut. Warum? War Lommel nicht klar. Er sah zwei Studenten und eine Studentin. Alle waren sie recht langsam, vielleicht depressiv? Kandidaten für einen Test? Schließlich erschien die nächste Zeile auf seinem Bildschirm. Es ist nicht klar.

    Bitte erklären Sie sich.

    ‚Das dachte ich mir‘, redete Lommel halblaut mit sich selbst. ,So ein blöder Programmierer. Dich kann ich immer noch austricksen!‘ ,Ich mache, was ich mache, weil ich ein High-Achievement-Persönlichkeitsprofil habe und extrem entschlussfreudig veranlagt bin.‘ Lommel strahlte, als er diese Lüge eintippte. Voller Begeisterung fuhr er fort: ,Ich folge einer Reihe klar strukturiert geplanter Schritte. Ich konzentriere mich auf Aufgaben und erledige sie. Allesamt und fehlerfrei. Beispiel: mein Weg über Grundschule, Gymnasium, Uni-Diplom, PhD, Anstellung. Ich setze mir anspruchsvolle Ziele und erreiche sie.‘ Tatsache war: Seit er das erste Mal einen Uni-Job ergattert hatte, fehlte ihm jede Idee, wie es weitergehen könnte. Außer natürlich, er würde einen vollen Posten als Professor bekommen. ,Und wenn ich das schaffe, fehlt mir wieder die Fantasie. Ich habe einfach keine wirklichen Ziele‘, dachte er. ,Ich warte darauf, dass etwas mit mir passiert. Ab und an habe ich eine Inspiration. Die vergeht auch wieder. In der Zwischenzeit erledige ich meine Pflichten. Ich tue, was mein Körper von mir verlangt. Damit bin ich ungefähr genauso weit wie Freud vor hundert Jahren.‘ Er schrieb: ,Mein Leben ist ein Experiment mit schlechtem Start und offenem Ende.‘

    Was wollen Sie damit machen?

    ,Ich dachte, Sie sagen mir das. Ich suche eine Stimme, die mir sagt, was ich tun soll. Die gab es früher immer. Sagen Sie mir was. Irgendwas, das ich mag. Irgendwas Sinnvolles. Na los!‘ Stopp.

    Bitte mit der Ruhe. Erklären Sie sich, bitte.

    ,Ich bin professioneller Psychologe. Ich habe einen Zeitvertrag als Assistenzprofessor. Der Vertrag läuft diesen Sommer aus. Alle klar? Meine Karriere hängt, hat eigentlich noch gar nicht richtig angefangen. O. K., mit dem ganzen Standardkram hatte ich keine Probleme. Aber jetzt brauche ich eine neue Idee, etwas Einmaliges. Das wäre wichtiger als ein neues Büro oder eine Freundin. Ich brauche vor allem eine neue Idee! Sonst werde ich auf der Straße …‘ Lommel schrieb so schnell vor sich hin, dass er, ohne es zu merken, die vorgesehene Zahl an Zeilen überschritt. Er schrieb über seine fehlende Motivation aufzustehen und sein Zeug zu machen, und über das Fehlen eines coolen, neuen Experiments. Ein Experiment, das ihm seinen Job erhalten oder ihm sogar einen besseren bescheren würde. Dieser Wunsch aber kam kaum über das abgegriffene, schmutzige Dell-Keyboard hinaus, auf das Lommel eingehämmert hatte. Jedenfalls kam er nie im Programm an, denn es erschien eine neue Frage.

    Spielen Sie Online-Spiele? Auf welchem Niveau?

    ,Keine Online-Spiele. Beendet, seit ich meinen Avatar zum Zahnarzt geschickt habe …‘ Natürlich wusste Lommel, dass in Jobinterviews nach seinem Rang in diesem oder jenem Spiel gefragt werden könnte. Als Beleg für seine Führungsstärke und so weiter. Er machte trotzdem nirgends mit – verlorene Zeit. Vielleicht war das ein Fehler. Während er nun darüber nachdachte, produzierte das Programm schon die nächste Frage.

    Welche Gefühle verbinden Sie mit einem Zahnarztbesuch? Bitte wählen Sie: Angst, Vergnügen, Auslieferung, andere.

    Lommel zögerte nur kurz und klickte auf ,andere‘.

    Bitte beschreiben Sie, was ,andere‘ für Sie heißt.

    „O. K. Lommel sprach vor sich hin. „Mal sehen, was passiert, wenn ich ehrlich bin. Er tippte: ,Sexuelle Anziehung.‘ ‚Wahr ist, ich habe meinen Zahnarzt vor allem wegen seiner Assistentin ausgesucht. Genau genommen, ich bin einer Empfehlung gefolgt. Wo sonst kann man Frauen derartig ungestraft ins Gesicht starren? Es ist doch nur normal – wenn man den Kopf nicht wegdreht, muss man es ja tun! Und man kann ihn nicht wegdrehen! Die Frauen selber also müssen es wollen. Sie sind einfach zu eitel für jeden anderen Job. Sie wollen es.‘ Er lächelte in sich hinein.

    Was meinen Sie mit ,Sexueller Anziehung‘?

    Na ja, Lommel hatte eine bestimmte Sprechstundenhilfe im Auge (während sie sicher nur an seinen Mund dachte und wie sie seine bezaubernd belegten Zähne reinigen würde). Er schuckelte unruhig auf seinem Bürostuhl mit dem graublauen, abgenutzten Bezug umher. Einerseits musste er sie wohl bald mal wieder besuchen. Andererseits war ihm sein eigenes Geständnis etwas peinlich. Trotzdem folgte er artig und schrieb noch einmal die Wahrheit: ,Wenn ich – wenn ich das Aussehen einer Frau mag, dann starre ich sie an. Sprachlos.‘ ‚Und wenn jemand Mist erzählt‘, fügte er in Gedanken dazu, ‚dann ziehe ich meine Augenbrauen hoch.‘ Tatsache war, sie bewegten sich so oft in unterschiedliche Richtungen, dass die Studenten darüber redeten. Er galt als streng, O. K. War O. K. Wenigstens streng.

    Trotz seiner einunddreißig Jahre suchte er noch nach Fixpunkten, einer Formel für sein Leben, aber hatte bisher keine gefunden. Nichts war verlässlich. Wenn überhaupt, dann, dass man der Realität nicht mit Gefühlen Herr wird, sondern nur mit Argumenten. Das stimmt doch. Sein Büro an der Humboldt-Universität war klein. Er hatte nur wenige Kurse abzuhalten. Akademisch war auch nicht viel los, da er kaum mehr publizierte. Es gab keine Theorie von ihm, keine Affären mit Studentinnen. Er fand sich selbst farblos, ja blass. Ohne ein originelles, neues Forschungsprojekt würde er kaum an Profil gewinnen und wieder an einer Uni angestellt. Daher die Frage nach seiner Bestimmung. Sie stellte sich drängender denn je. Er träumte vor sich hin, dachte an seine Zukunft, die Zahnarzthelferin und die Dinge, die eigentlich jetzt sofort zu erledigen wären (einen Termin dort machen, ja), als sich leise die Tür öffnete und eine junge Frau das Zimmer betrat. Ohne dass er es merkte, kam sie an seinen Schreibtisch, gerade als der Computer ,Ping‘ machte und ihm eine neue Frage präsentierte.

    Warum starren Sie Frauen an?

    „Warum starrst du mich so an, Michael? Petra Pachlower, seine Assistentin, war ebenso verwirrt von seiner Überraschung wie er von ihrem Erscheinen. „Guten Morgen, Petra. Gott, ich war so bei der Arbeit, dass ich dich gar nicht gehört habe. Sie lächelte. Strahlend. „Morgen, Doc. Was machst du denn gerade – kann ich mal gucken?"

    Zweiter Durchlauf

    Frederike Felsensprung hielt sich nicht für besonders verklemmt. Aber mit Schnecken hatte sie es noch nie so. Sie hockte im Innenhof des Instituts im abendlichen Halbdunkel mitten auf der feuchten Wiese und fühlte sich miserabel. ‚Such! Verdammt noch mal!‘ Die verzerrte Stimme über Kopfhörer klang bedrohlich. Frederike fuhr vorsichtig mit den Fingern durch das halbhohe Gras und spähte aufmerksam umher. Ihre Ohren kochten noch von den Stromstößen, die sie ein paar Minuten zuvor bekommen hatte. Das sollte sich nicht wiederholen. ‚Los, streng dich gefälligst an. Hier muss es Nacktschnecken geben! Geh halt zu den Büschen da rüber.‘ Die Studentin erhob sich langsam, suchte weiter das Gras ab und peilte die kahlen Sträucher an. Ihre Ohren zuckten. ‚Jetzt mach mal hinne, Mädel! So kommen wir ja nie zum Ziel!‘ Frederike war sich nicht sicher, ob sie überhaupt am Ziel ankommen wollte. Ihr war jetzt schon übel von den Schmerzen und der nach vorne gebückten Haltung. Schließlich entdeckte sie tatsächlich eine fette, orangerote Nacktschnecke. Shit. ‚Na also, mein Schatz, wer sagt’s denn! Nimm sie auf, bitte, nimm sie auf deine Hand, mein Engel.‘ Das Experiment ging Frederike eindeutig zu weit. Was sollte dieser vertrauliche Ton. Einfach anmaßend und geschmacklos. Und ihr Durchlauf war erst in zehn Minuten vorbei. ‚Na los, mein Schatz, sonst setzt’s was! Nimm deinen Liebling in die Hand.‘ Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Ekel zu überwinden und zuzugreifen, wenn sie die Regeln nicht brechen wollte, oder noch mehr Stromstöße bekommen. Frederike bückte sich, schob drei Finger unter das glitschige Etwas und hob es auf. Dann reckte sie sich und streckte den Arm weit von sich weg. Das Tier krümmte und streckte sich in der fremden Umgebung. ‚Wunderbar, na also, es geht doch. Hol deinen Freund näher ran, schau ihn von ganz nah an, meine Beste. Näher!‘

    Nicht nur der Auftrag war widerlich, der Ton war ebenso eine Zumutung. Frederike war nicht mehr klar, wieso sie sich je auf das Seminar eingelassen hatte. Als es wieder anfing, tief in ihren Ohren zu schmerzen, winkelte sie ihren Arm ab und brachte ihre Hand mit dem Tier näher an ihr Gesicht. ‚Prima, gut gemacht. Schau genau hin, mein Engel.‘ Frederike fürchtete, dass damit noch nicht alles vorbei war. Aber mal sehen. Langsam ergab sie sich ihrem Schicksal. Sie hielt die Hand direkt vor die Kamera, die ihr vom Hals baumelte. ‚Ist es nicht niedlich, das Tierchen? Jetzt lecke es ab.‘ Frederike war sprachlos vor Ekel und Entsetzen. Die beleuchteten Institutsfenster rings um sie drehten sich. Gleich würde sie umfallen. ‚Los, leck deinen neuen Freund, sonst muss ich dir helfen!‘ ,Perverser geht es kaum‘, dachte Frederike noch, als ein heftiger Stromstoß sie traf. Sie zuckte unfreiwillig und fuhr mit ihrem Mund über das schleimige Getier in ihrer Hand. ‚Spürst du nichts? Soll ich dir noch mal helfen? Jetzt leck endlich, mein Schatz! Richtig!‘ Frederike streckte die Zunge aus und fuhr über die raue, bittere Oberfläche der Schnecke, bis der Brechreiz übermächtig wurde, sie sich übergab und das schleimende Tier fallen ließ.

    Woche 1—2

    Ohne seine Zustimmung abzuwarten, kam Petra um Lommels Schreibtisch herum zu seiner Seite. Ihre Augen waren so groß und glänzend, dass seine kaum zurück zum Bildschirm fanden. Er schaffte es nur knapp, vom Interviewprogramm zurück zu seiner E-Mail zu schalten, als sie schon auf einer Ecke seines Tisches saß, ihn anlächelte und mit ihren Beinen wippte. Der Anblick machte ihn fertig, obwohl sie Jeans und einen dicken Pullover anhatte. Ihre Figur zeichnete sich deutlich genug ab. Und dann gab es auch noch diese vielen braunen Haare, die geschwungenen Augenbrauen und diesen zarten, einladenden Mund, wie eine sanfte Doppelwelle. Aber er war hier nicht beim Zahnarzt. Er musste aufpassen. Das Beste an ihr, sagte er sich, war sowieso ihre Unverfrorenheit, jederzeit und an jedem Ort den Eindruck zu erzeugen, hier und jetzt genau richtig zu sein. Voll da. Und richtig glücklich. ‚Was für ein Unterschied zu mir‘, dachte Lommel, ‚so fröhlich!‘ – und sagte laut: „Nur die Post. Nichts Aufregendes. Aber wir müssen das Sommersemester vorbereiten. „Klar, hab ich auch schon gedacht. Deine Vorlesung und ein paar Praktika. Das Seminar zur Motivationspsychologie 2.0. Wir haben um die zwanzig Teilnehmer. Also alles ganz normal.

    Bei Licht besehen war er mit seinen Vorbereitungen spät dran. Er hatte einfach keine Böcke dazu. Sein ‚High Achievement Style‘ hatte einer leichten Depression Platz gemacht. Und die wissenschaftliche Lektüre hatte er durch ausgiebige Recherchen im Internet ersetzt. Was es da nicht alles gab – ein Boulevard für Voyeure! Seine Lust auf das kommende Semester

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