Einführung in die Lyrik und Poetik Paul Celans
Von Myron Hurna
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Buchvorschau
Einführung in die Lyrik und Poetik Paul Celans - Myron Hurna
Myron Hurna
Einführung
in die Lyrik und Poetik
Paul Celans
ATHENA
Beiträge zur Kulturwissenschaft
Band 24
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über
1. Auflage 2011
Copyright © 2011 by ATHENA-Verlag,
Mellinghofer Straße 126, 46047 Oberhausen
www.athena-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN (Print) 978-3-89896-462-3
ISBN (ePUB) 978-3-89896-811-9
Der Autor dankt der Ludwig Sievers Stiftung für die finanzielle Unterstützung, ohne die eine Drucklegung dieses Buches nicht möglich gewesen wäre.
Für María Arce Barreiro
I Kurzbiografie
1920: Geburt von Paul (Pessach) Antschel am 23. November 1920 als einziges Kind von Friederike und Leo Antschel in Czernowitz (Bukowina)
1926–30: Deutsche Hebräische Volksschule
1930–38: Rumänisches und Ukrainisches Staatsgymnasium
1937/38: Erste erhaltene Gedichte; Juni 1938 Baccalaureat
September 1938–1940: Medizinstudium in Tours, Romanistik-Studium und Russisch-Studium an der Universität Czernowitz
Oktober 1941: Errichtung des Czernowitzer Ghettos. Paul Antschel zur Zwangsarbeit eingesetzt
Juni 1942: Deportation seiner Eltern; Juli 1942: Zwangsarbeit im Straßenbau
Herbst/Winter 1942: Tod des Vaters, bald darauf Ermordung der Mutter im KZ Michailowka
1945: Übersiedlung nach Bukarest; Lektor und Übersetzer
Mai 1947: Veröffentlichung der rumänischen Fassung von Todesfuge
Dezember 1947: Flucht über Budapest nach Wien und Juli 1948 Übersiedlung nach Paris
1948: Der Sand aus den Urnen
1949: Begegnung mit Yvan und Claire Goll
1951: Begegnung mit Gisèle de Lestrange
1952: Lesung beim Treffen der Gruppe 47
1952: Mohn und Gedächtnis
Dezember 1952: Heirat mit Gisèle de Lestrange
1953: Erste Plagiatsvorwürfe
Juni 1955: Geburt des Sohnes Claude François Eric
1955: Von Schwelle zu Schwelle und offizielle Einbürgerung
1957: Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
1958: Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen
1960: Gespräch im Gebirg
Oktober 1960: Georg-Büchner-Preis in Darmstadt. Rede Der Meridian
Dezember 1962 bis Januar 1963: Aufenthalt in einer Pariser Psychiatrie
1963: Die Niemandsrose
Mai 1965: Erneuter Aufenthalt in einer Pariser Psychiatrie; Dezember 1965 bis Juni 1966 sowie Februar bis Mai 1967 folgen Klinikaufenthalte
Juli 1967: Lesung in Freiburg; Treffen mit Martin Heidegger
1967: Atemwende
1968: Fadensonnen
November 1968 bis Januar 1969: Weiterer Klinikaufenthalt nach Krise
Oktober 1969: Israel-Reise und Ansprache vor dem Hebräischen Schriftstellerverband
Ende April 1970: Selbstmord in der Seine. Der Leichnam wird am 1. Mai gefunden
1970: Lichtzwang postum
1971: Schneepart postum
1976: Zeitgehöft postum
II Autor und Werk
Paul Celan gehört zu den bekanntesten und gleichzeitig anspruchsvollsten Lyrikern deutscher Sprache. Als Paul Pessach Antschel am 23. November 1920 in Czernowitz (Bukowina, damals rumänisch) geboren, hatte er mit dem Besuch deutsch-, hebräisch- und rumänischsprachiger Schulen die besten Voraussetzungen für die Entwicklung einer sprachlichen Begabung, die ihn zum Schöpfer von über 950 Gedichten und zahlreichen Übersetzungen u. a. aus dem Russischen, Französischen, Englischen und Hebräischen werden ließ. Mit Todesfuge wurde er einem breiten Publikum der Nachkriegszeit bekannt und mit seiner Rede Der Meridian anlässlich der Büchnerpreisverleihung 1961 zum Exponenten einer modernen Poetologie. Heute beschäftigt sich eine umfangreiche Celan-Forschung mit seinem Œuvre. Nahezu das gesamte Werk und auch die umfangreiche Korrespondenz Celans sind aufgearbeitet, editiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu eingehender Beschäftigung lädt das lyrische Werk vor allem deshalb ein, weil Celan eine eigentümliche Sprache entwickelt, die, von traditionellen Anfängen im Frühwerk ausgehend, in immer voranschreitender Verdichtung und Verknappung komplizierte inhaltliche Strukturen annimmt, entsprechend seiner Auffassung, das Gedicht neige zum Verstummen (TCA/M 1999, 8). Dieses Verstummen der Sprache kann als biografisch begründet angesehen werden: Celan prägte der Überfall der Nationalsozialisten im Juli 1941, seine Rekrutierung als Zwangsarbeiter, die Verschleppung und anschließende Ermordung von über 3000 Juden, darunter die seiner Eltern (Winter 42/43). Leben und Werk sind bei ihm derart eng verklammert, dass zu einem besseren Verständnis seiner Gedichte der biografische Hintergrund stets zu berücksichtigen ist.
Berücksichtigung des biografischen Hintergrunds meint hier allerdings zweierlei: Zum einen erweist sich die Bezugnahme auf Celans Biografie für das Verständnis einer Vielzahl von Gedichten als unabdingbar. So wenig sich die Gedichte auf das Leben ihrer Verfasser reduzieren lassen, genauso wenig dürfen die biografischen Impulse, die in die Dichtung hineinreichen, unterschlagen werden. Zum anderen aber meint biografischer Hintergrund auch die sich in Celans Dichtung und Poetik niederschlagende Auseinandersetzung mit Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften und die seinem dichterischen Verfahren zugrunde liegende Aneignung aus dem sprachlichen Vorrat zahlreicher Werke geschätzter oder kritisch gesehener Autoren. Hierzu zählt insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Judentum, mit den dichterischen Werken einiger von Celan zu Seelenverwandten stilisierten Autoren wie Ossip Mandelstamm und Sergej Jessenin sowie seine kritische Rezeption der Philosophie Martin Heideggers. Eine biografische Rückbindung der Dichtung Celans an seinen Lebensweg erlaubt es, die markanten Veränderungen in Celans Texten nachzuvollziehen. Zu diesem Lebensweg gehören die gravierenden Stationen der Deportation seiner Eltern, der Umsiedlung (nach Bukarest im Frühjahr 1945 und der weiteren Flucht über Ungarn und Wien) nach Paris und die seit 1953 sich entfaltenden Plagiatsanschuldigungen, die ab 1960 ihren Höhepunkt erreichten und Celans psychische Erkrankung unheilvoll begünstigten. Bei Berücksichtigung dieser und weiterer ›Biografismen‹ gewinnt das Verständnis seiner Gedichte besondere Tiefe, auch wenn man gegen Celans eindringliche Warnung vorgeht, der Leser möge »das im Gedicht zur Sprache Kommende nicht auf etwas zurückführen, das außerhalb des Gedichtes steht« (PN 194). Bei genügender Konzentration auf die sprachlich-intentionalen Gehalte der Texte ergibt sich für den Leser bald ein adäquates Bild von Celans Anliegen, dichterischem Gedächtnis und poetischer Realisierung.
Würde man Celans wichtigste Publikationen übersichtshalber nach Werkphasen gruppieren, so stünden vor uns:
Der Band Mohn und Gedächtnis, der auch Todesfuge enthält, ist Celans zweite Publikation nach dem zurückgezogenen Band Der Sand aus den Urnen und gilt gemeinhin als Auftakt von Celans literarischer Bekanntheit. Er enthält Gedichte aus der Bukowiner Zeit, jedoch überwiegend die in Bukarest und Wien entstandenen sowie die ersten in Paris geschriebenen Texte. In Mohn und Gedächtnis finden sich schon wesentliche Charakteristika von Celans Werk: Eine komplexe Bildlichkeit, die Nähe zur Traumlogik und zum Dunklen, die Evokation des Schwermütigen, problematische Liebeskonstellationen und Verlust. Unverkennbar ist die Absorption literarischer Tradition (Rilke, Trakl), aber zugleich die Dominanz dessen, was Celans eigenste Erfahrung ist und bleiben wird: der Holocaust und die Verbindung zum Schicksal der europäischen