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Fülle des Lebens: Gedichte aus 60 Lebensjahren geprägt von zwei Weltkriegen
Fülle des Lebens: Gedichte aus 60 Lebensjahren geprägt von zwei Weltkriegen
Fülle des Lebens: Gedichte aus 60 Lebensjahren geprägt von zwei Weltkriegen
eBook214 Seiten1 Stunde

Fülle des Lebens: Gedichte aus 60 Lebensjahren geprägt von zwei Weltkriegen

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Über dieses E-Book

Keine Stunde fällt in den Orkus.
Unser Ruf ist: Unendlich!
Bäume, ihr ewigen,
Ich bewundere euch.

------------------------------

Herz der Nacht


Wehe deinen stillen Schleier
Um das arme Herz der Nacht:
Deiner waldumhüllten Leier
Hat ein Kind des Lichts gedacht!

Zarter Seidenfinger rührt
An das wehe Herz der Nacht;
Milden Harfenklang entführt
Lind und leicht der Wind:
Selig ist das Herz der Nacht!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Mai 2022
ISBN9783842283916
Fülle des Lebens: Gedichte aus 60 Lebensjahren geprägt von zwei Weltkriegen

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    Buchvorschau

    Fülle des Lebens - Hellmuth Sudheimer

    I

    ERLEBNIS NATUR

    Spruch

    Oh Mensch, trink ein die blaue Himmelsseele!

    Lass Sonne aus den Wolkenschächten stürzen,

    In Feuergarben, trunken dir ins Herz!

    Die Berge blauen; Wiesen goldengrün

    Umfunkeln dich, oh Mensch, mit weitem Licht

    Und durch den hellen Glanz der Erde schreiten

    Die Menschenbrüder dir und winken.

    Berlin, 1942

    In Licht getaucht

    Wolkenspiel und Melodie,

    Schwalbentanz und Wiesensang,

    Türme blinken tief im Licht,

    Dass ein Gott zur Erde schwang.

    Wasser funkelt, Himmel schwillt,

    Vogel singt ein Silberlied,

    Wald veratmet, und ein Boot

    Zieht wie Traum vom Uferried.

    Erde ist in Licht getaucht,

    Weißen Wind und Geigenton,

    Der wie Blumen leis’ verhaucht

    Hier vorm Feld von rotem Mohn.

    Blinkender Tag

    Im Morgenwind ruft

    Aus dem blinkenden Tag

    Himmel und blaues Licht.

    Wolken schreiten stark und riesengleich

    Durch Himmel und Erde,

    Und der dunkle Gesang der Tiefe

    Donnert um unsere Füße.

    Licht, oh Licht!

    Dein glänzender Atem

    Tränke die Seele!

    Wie kränzt die Erde sich rings mit Seligkeit!

    Oh, in den geweihten Schauern der Frühe

    Fühl ich, wie kalt und fröstelnd und groß

    Das Antlitz der Welt sich erhebt,

    Feierlich und gewaltig,

    Und leuchtet und segnet.

    In den 1920er Jahren

    Flug in den Tag

    Tag liegt glänzend auf den Dächern,

    Masten, Segel hat er aufgestellt.

    Morgenwind hat sie geschwellt,

    Und sein gold’ner Nachen fährt zur Welt.

    Und wir fahrn gleich sel’gen Zechern

    Trunken durch des Meers Azur;

    Rauschend gleißt die Wogenspur,

    Und wir fühlen riesenhaft Natur!

    Wolken schäumen uns zu Füßen,

    Rings umschwillt uns weites Licht;

    Hoch aus Himmelsfernen dämmert

    Uns ein blaues Geistgesicht.

    Der Morgen

    Baum, du steil in das Grauen gereckt,

    Moos, du kühl über Stein gewölbt,

    Hang wider bergige Massen gestemmt:

    Rufe, du Tal! Rufe, du Tal!

    Nackte Brust, in den Himmel, Arm:

    Leuchte, du Tag! Leuchte, du Tag,

    Über brennende Berge gestellt:

    ICH BIN WELT!

    1925

    Mittag

    Der Mittag schaukelt leis, in blaue Seide eingehüllt,

    Im Spiel auf sanft berauschten Buchenzweigen …

    Der Glast um uns, von Spiel und Lust erfüllt,

    Verschillert farbig, schwillt in Riesenweiten

    Und atmet auf …

    Des Mittags bernsteinhelles Auge fabelt

    Und fantasiert von märchenhaften Dingen,

    Die still durch seine große Stunde schwingen:

    Im Traume haben wir die Welt umfahren,

    Von allen Ländern lockten bunte Wimpel,

    Von allen Wolken stürzten Feuerwinde:

    Die hockten vorher lauernd hoch im Blauen –,

    Und Mädchenleiber blühten auf in grüner Flut.

    Da sind wir blutlebendig aufgeloht

    Und brachen unter sie. Der Mittag lachte

    Und rief den Pferden zu von weißem Schaum,

    Uns zu den Lustgaleeren hinzutragen …

    Am Ende strandeten die leichten Schiffe

    An einer nebelüberwölbten Insel.

    Die weißen Pferde sprengten über uns,

    Und alle, alle wir ertranken …

    Der Mittag nur … schwang sich im Seidenblauen

    Auf eine Silberwolke hoch … und lachte …

    Vor 1930

    Auf den Bergen

    Dämm’rung sinkt ins weite Tal,

    Grillen zirpen hin und wieder –

    Leise sing ich meine Lieder

    In die Wälder nieder.

    Alle Lust und alle Qual

    Trag ich in das Abendrot,

    Träume über Berg und Tal,

    Träum vom Leben, träum vom Tod.

    1923

    Nächtliches Weltgebet

    Wir sind schwer von Licht.

    Seliger Gebärden voll

    Tönt uns der zarte

    Wind aus den Abendbüschen,

    Und unsere Füße

    Am grünen Ufer

    Bespült der dunklen Stimmen Strom.

    Blütenkränze

    Und würziger Honigruch

    Wiegen auf unseren Schultern

    Das nächtliche Weltgebet …

    Und Lieder voll süßerer Stimmen

    Wachsen und wandeln über die große Erde.

    1925

    Abendblume

    Im Tal der guten Lieder träumt der Wald.

    Die Sense schweigt. Und weite Flötentöne

    Umhüllen uns mit feinem Lebensspiel.

    Wir wandern sacht zum Rand der Welt, und wieder

    Zurück zum Herzen hier. Und wie auf Wolken

    Ist unser Gang. Wir leben in der milden,

    Ereignisreichen Luft in süßer Einheit

    Mit aller Kreatur: Und in uns klingt

    Die Stimme, die zur Abendblume hier

    »Du liebe Schwester!« sagt.

    1940

    Still an Gottes Saum

    Und ein Boot im Zwielichtschein

    Auf der roten Flut,

    Wald hüllt blau in Flaum sich ein,

    Silberwiese ruht.

    Nebelbetten liegen rings

    Für die zarten Fraun;

    In den Lüften rechts und links

    Sie aus Fenstern schaun.

    Abendeichen dunkeln auf,

    Eine Seele singt,

    Sterne glitzern sacht herauf,

    Und ein Herz zerspringt.

    Große weiße Vögel ziehn

    Überm Fluss vorbei.

    Wie die Städte uns entfliehn!

    In den Lüften hängt ein Schrei.

    Ein und Alles, träumt das Land.

    Wir vergehen schon,

    Eine blaue Schattenhand

    Träuft den Himmelsmohn.

    Erde schwimmt, der dunkle Kahn,

    Sacht im Riesenraum,

    Treiben unbekannte Bahn

    Still an Gottes Saum.

    1944

    Nächtlich auf den Feldern

    Feuer und ein weißer Blütenbaum –

    Meine Hände wandern durch das Dunkel weit,

    Meine Augen sind von mir entzweit,

    Blicken fremd aus samt’nem Wolkenflaum …

    Seen spiegeln, nächtlich, schief und schräg,

    Durch die Lüfte führt ein Silbersteg,

    Und ein roter Vogel schwebt im Raum.

    Ach, ich ahne seine Andacht kaum.

    Ja, ich weine in die Furche nieder,

    Dass ich sie nicht innig fassen kann,

    Diese große Nacht und ihre Lieder,

    Die der Mond uns rätselhaft ersann.

    1944

    Kiefernruch

    Der saure Kiefernruch,

    Würzig und schwer von Erde

    Quillt und tropft und dringt ins Herz

    Wie herber Edelwein,

    Und bebend trägt die Seele den Abendsegen,

    Der groß über der Schonung schwebt

    Und leise die Flügel regt und

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