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Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin
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Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin
eBook258 Seiten2 Stunden

Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin

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Über dieses E-Book

Jo und Pete sind beste Freunde. Als sie von den drei Raufbolden der Schule über die Straße gehetzt werden, endet die Jagd vor dem heruntergekommenen Haus an der Ecke, in dem eine Hexe leben soll. Keiner der Jungs ahnt, dass sie in diesem Moment einen jahrhundertlangen Fluch brechen. Pete entdeckt ein junges Mädchen am Fenster, doch das ist noch nicht alles: Wer ist diese seltsame Gestalt am Fenster, eine Etage tiefer und wo sind mit einem Mal ihre Familien abgeblieben? Gemeinsam wollen sie die Hexe aufspüren und ihre Eltern befreien. Einen Plan haben sie nicht, nur ihren Mut und unerwartete Hilfe.
SpracheDeutsch
HerausgeberAtlantis Verlag
Erscheinungsdatum21. Dez. 2022
ISBN9783864028786
Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin

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    Buchvorschau

    Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin - Nicole Rensmann

    Die Autorin

    Nicole Rensmann, Jahrgang 1970, arbeitet seit 1998 als Schriftstellerin. Weit mehr als achtzig Publikationen für Kinder und Erwachsene sind in verschiedenen Verlagen und Medien erschienen. Sie unterrichtete Kreatives Schreiben an einem Gymnasium und war als Mentorin tätig.

    Nicole ist Mitglied bei PAN e.V. Sie lebt im Bergischen Land.

    www.nicole-rensmann.de

    Ein Bild, das Text, Schild, bemalt enthält. Automatisch generierte Beschreibung

    Eine Veröffentlichung des

    Atlantis-Verlages, Stolberg

    Dezember 2022

    Titelbild: Timo Kümmel

    Grafiken: Nero Rensmann

    E-Book-Layout: Edition Tilde, Remscheid

    ISBN der E-Book-Ausgabe (ePub): 978-3-86402-878-6

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.atlantis-verlag.de

    Verlagslogo

    Vorwort

    In dem Stadtteil, in dem ich lebte, stand an der Ecke von vier zusammenlaufenden Straßen ein ungepflegtes Haus. Der Garten sah zu jeder Jahreszeit verwildert aus, der Zaun war rostig. Die Kinder erzählten sich untereinander, dass in diesem Haus, das unbestritten eine gruselige Ausstrahlung besaß, eine Hexe wohne.

    Jedes Mal, wenn ich daran vorbeiging, fürchtete ich, die Hexe stünde in der Tür und würde mich ins Haus locken. Mein Herz klopfte dann wild, und ich eilte an dem schmiedeeisernen Tor vorbei. Ich stellte mir auch vor, dass die sieben Zwerge im Wald ihr Hei-Ho sängen, Rotkäppchen ihre Oma besuche und ein Prinz auf seinem Schimmel in die Stadt reite, um die Schönste im Land in sein Schloss zu bitten.

    Nichts davon traf zu, obwohl ich mir da bis heute nicht sicher bin.

    Nun ging mir diese Idee mit dem Haus an der Ecke, in dem eine Hexe lebte, nicht mehr aus dem Kopf. Mit einer Idee allein lässt sich keine Geschichte schreiben. Doch der Anfangssatz, der mir schon jahrelang durch den Geist spukte, passte perfekt zu dem Haus an der Ecke: »Als ich zwölf Jahre alt war …«

    Zu Beginn schrieb ich den Roman in der Ich-Form und ließ Pete erzählen. Im Laufe der Handlung bemerkte ich jedoch, dass die Geschichte auf Dauer einen Erzähler benötigte, und so wurde aus meinem ursprünglichen Anfangssatz »Als Pete zwölf Jahre alt war… «

    Die Handlung spielt in den 1980er-Jahren. Das war meine Kindheit, und dort hinein gehört meine Kindheitserinnerungsgeschichte.

    »Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin« findet nicht in meinen Straßen statt. Diese Geschichte kann in jeder Stadt, zu jeder Zeit geschehen, denn ein Haus an der Ecke mit einer Hexe darin gibt es überall. Du musst dich nur danach umsehen. Aber bleib nicht zu lange vor der Tür stehen, denn du weißt nie, ob die Hexe in diesem Moment erwacht.

    Nicole Rensmann, August 2021

    Prolog

    In dem Haus an der Ecke wohnte eine Hexe. Dort lebte sie seit Anbeginn der Zeit mit einem Hund und einer Katze. Ihr Haar trug sie in manchen Jahren weiß wie Schnee, dann schwarz wie Ebenholz oder rot wie Blut. Braune Punkte besprenkelten Nase und Wangen – Hexenmale, die ihre gesamte Haut übersäten. Mit ihrem Körper, wunderschön anzusehen, schickte sie die Männer ins Verderben. Bei Vollmond verwandelte sich die Hexe in eine Bestie und trieb ihr Unwesen.

    Ihr Hund, ein böser Wolf, manchmal Drache, Ungeheuer, grausames Etwas, kaute die Knochen von Jungfrauen. Die Katze verwandelte sich in eine Fledermaus und stahl das Erstgeborene noch vor dessen erstem Schrei.

    Diese und mehr schauderhafte Geschichten erzählten sich die Menschen untereinander und von Generation zu Generation weiter. Den Kindern wurde verboten, sich dem Haus zu nähern, und wer sich des Nachts draußen herumtrieb, war verdammt.

    Nur am ersten Sonntag im Jahr fanden sich die Bewohner des Dorfes zusammen und besuchten das Haus an der Ecke, in dem die Hexe wohnte. Dann brachten sie ihr Opfergaben:

    Pasteten, Brot, Obst, Gemüse und manchmal ein lebendiges Schwein. In den frühen Jahrhunderten legte die ein oder andere traurige Seele ihr uneheliches Kind zur Besänftigung der Hexe vor die Haustür. Niemand erfuhr, was mit diesen bemitleidenswerten Wesen geschah.

    In dieser Zeit, in der sich die Menschen zu Pferd oder zu Fuß fortbewegten, Bürgersteige nur als matschige Rinnsale existierten, Kanalisationen noch nicht gebaut waren und der Zahnarzt als Hufschmied auf dem öffentlichen Marktplatz arbeitete, fürchteten sich die Menschen vor dem Haus an der Ecke mit der Hexe darin. Jahrhundertelang.

    Doch die Zeiten änderten sich.

    Kanäle wurden gebaut, Straßen gepflastert, Autos parkten an jeder Straßenecke, Zahnärzte waren Zahnärzte und Hufschmiede starben aus. Die Bewohner brachten keine Opfergaben mehr. Jeder ging an dem Haus vorbei, bei Tag und bei Nacht. Niemand fürchtete sich davor. Neue Häuser wurden gebaut, daneben in einer Reihe, gegenüber auf allen Seiten. Die Straße veränderte sich. Nur das Haus an der Ecke blieb, wie es war. Es stand dort, unbeirrt, mit der Hexe darin.

    Manchmal, in dunklen Nächten, wenn sich Nebel über das Land legte, Freunde bei Freunden übernachteten oder Pfadfindergruppen am Lagerfeuer saßen, erzählten sich die Menschen die Geschichte von der Hexe, die im Haus an der Ecke wohnte.

    Doch Geschichten sind Geschichten, und Hexen gibt es nicht.

    1

    Als Pete zwölf Jahre alt war, hatte er einen Freund: Joseph, der von allen Jo genannt wurde. Sie waren in jeglicher Hinsicht unterschiedlich. Pete liebte Geschichten, er las in jeder freien Minute, abends vor dem Zubettgehen und in der Nacht mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Gespenster- und Helden-Comics, Science-Fiction- und Horror-Romane zählten zu seinen Lieblingslektüren. Seine Mitschüler bezeichneten Pete oft als Streber und bekamen dafür von Jo einen Fußtritt verpasst. Beim Sport fing Pete den Ball nie, und wenn, dann stolperte er darüber. Seine Hosen waren zu kurz, er war pummelig und trug eine Brille, die sein rundes Gesicht noch runder aussehen ließ. Pete war ein Außenseiter, genau wie Jo. Doch Jo bekam immer den Ball, weil er ihn sich holte. Er traf jedes Mal das Tor, und wenn er über den Ball fiel, dann nur, um einen Slapstick auf dem dreckigen Hallenboden hinzulegen. Wenn Jo keine Lust hatte, warf er den Ball auf die Tribüne, schlenderte langsam durch die Halle, die Treppe hinauf und holte den Ball zurück. Meist war die Sportstunde dann vorbei. Pete liebte ihn dafür, die Klassenkameraden beschwerten sich. Der Lehrer verpasste Jo eine Fünf und ermahnte ihn, mit dem Blödsinn aufzuhören. Sein schlechtes Betragen machte Jo mit sportlichen Höchstleistungen wett, zusammengerechnet bekam er trotzdem nur ein Befriedigend.

    Seine Sportnote war die beste Zensur im Zeugnis, denn er schwänzte den Unterricht und handelte sich ständig Ärger ein. Einmal in der Woche musste er nachsitzen, manchmal auch zweimal, und Pete mit ihm, denn wer Jo nicht davon abhielt, Blödsinn zu machen, sollte die Strafe mit ihm absitzen. Lehrerlogik.

    Pete war das recht, denn nach den zusätzlichen Stunden hatte sich der Pulk auf dem Schulhof aufgelöst und niemand lauerte ihm auf, um ihm ein Bein zu stellen oder an seinen Haaren zu ziehen. Die waren nämlich ein weiteres Problem. Sie waren feuerrot und standen wild von seinem Kopf ab. Seine Mutter schnitt sie selbst, leider nicht sehr akkurat. Doch einen Friseur konnten sie sich nicht leisten. Jo störte sich nicht daran. Er band seine schwarze, schulterlange Mähne mit einem dünnen Lederband zu einem Zopf zusammen. Jo war cool. Er war vierzehn und somit älter als Pete. Jo und Pete waren die besten Freunde.

    2

    Jo hatte Frau Stein eine Handvoll Erdbeeren auf den Stuhl gelegt. Ein anschauliches Biologieprojekt, wie er zu seiner Verteidigung argumentierte, als sie ihn zum Schuldirektor schickte und Pete ihn begleiten sollte. Während Frau Stein mit vor Wut rotem Gesicht versuchte, die gleichfarbige matschige Erdbeersoße von ihrem Rock abzuwischen, hielt Direktor Maulende den beiden Jungs eine Standpauke.

    »Das war in dieser Woche das dritte Mal! Und es ist erst Donnerstag. Was ist los mit euch? Muss ich mit euren Eltern sprechen? Pete, ich weiß, dass du dir diesen Blödsinn nicht ausdenkst, aber du solltest mit deinem Freund ein ernstes Wort reden. Sonst bist du mehr in der Schule als zu Hause.« Er beugte sich über den Tisch, so dicht, dass Pete seinen Kaffee-Atem riechen konnte.

    »Du willst deiner Mutter doch keine Sorgen machen?« Pete schüttelte den Kopf.

    Direktor Maulende stand auf, wandte den Jungs den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. »Ich will euch mindestens drei Wochen nicht mehr hier drin sehen. Zwei Stunden nachsitzen, nächsten Montag. Heute ist ein schöner Tag, aber kommt dem Hexenhaus nicht zu nah.« Er drehte sich zu Pete und Jo um, lachte und wedelte mit den Händen, als wolle er sie aus dem Büro fegen.

    »Lass uns noch warten, sonst lauert mir Torben wieder mit seiner Gang auf.« Wenn Jo bei Pete war, passierte ihm nichts, aber auf dem Weg nach Hause mussten sie sich trennen. Und dann tauchten die Schläger auf. Darum nahm Pete gerne das Fahrrad, mit dem war er schneller, aber heute hatte ihn seine Mutter mit dem Auto mitgenommen.

    »Nimm doch den Bus.«

    »Ich hasse es, mit dem Bus zu fahren, Jo, das weißt du. Außerdem ist der schon weg.«

    »Du musst dem Typen ordentlich eins auf die Nase geben.«

    »Schlagen ist was für Blöde.«

    »Heißt das, ich bin blöd, wenn ich zurückschlage?« Jo runzelte die Stirn, verzog die Lippen und versuchte, ernst zu gucken.

    »Du weißt, wie ich das meine«, sagte Pete.

    Ein Grinsen stahl sich auf Jos Lippen, dann lachte er laut, boxte Pete leicht gegen den Oberarm. »Klar, Alter, weiß ich.«

    Sie schlenderten den verlassenen Flur entlang. Einige Kinder hatten ihre Jacken vergessen, in einer Ecke lag ein Schulranzen. Die Putzfrau schob ihren Eimer vor sich her und den Dreck mit einem schmutziggrauen Putzlappen zu den Seiten, wo sie ihn vergessen würde. Der Hausmeister balancierte auf der obersten Sprosse der Leiter und wechselte die Birne in einer Deckenlampe. Er nickte den Jungs zu, als sie an ihm vorbeigingen. Eine Zigarette klemmte hinter seinem linken Ohr, die Haare waren mit Gel zurückgekämmt. In dem beigefarbenen Overall sah er aus wie ein Automechaniker aus den Schwarz-Weiß-Filmen, die Petes Mutter gerne sah.

    Jo legte seinen Arm um Pete. »Hey, du bist mein Kumpel. Wir können dich mutiger machen. Was meinst du? Mutprobe?« Nun tänzelte er vor Pete her, bewegte seine Arme zu einer La-Ola-Welle rauf und runter und gab seltsame Geräusche von sich.

    »Hör auf damit.«

    »Okay, dann begleite ich dich heute ein Stück.«

    Gemeinsam stießen sie die grünen Flügeltüren auf und traten ins Freie. Die Sonne schien grell, obwohl es erst Ende April war. Pete zupfte an seiner Jacke herum. »Richtig warm heute.«

    Zwei Mädchen aus der siebten Klasse saßen auf der vorletzten Stufe der Eingangstreppe und schauten sich Fotos an. In der rechten Ecke spielten drei Mädchen Gummitwist. Die geflochtenen Zöpfe des einen Mädchens, das gekonnt über das Gummi sprang, hüpften auf und ab.

    Pete schwitzte schon beim Zusehen, er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und rückte sich die Brille zurecht.

    In der linken Ecke auf dem Schulhof gammelte Torben mit zwei seiner Anhänger herum, sie rauchten und tauschten Zigaretten aus. Frank ging in Jos und Petes Klasse. Micha und Torben waren zwei Klassen über ihnen. Als Jo und Pete aus dem Schulgebäude traten, sahen sie zu ihnen hinüber. Torben grinste und schlug seine rechte Faust in die linke Handfläche.

    Pete schluckte. »Ich glaube, mir wird schlecht.« Das letzte Mal hatte er ein Veilchen mit nach Hause gebracht, das er nicht in die Vase stellen konnte. Seine Mutter hatte getobt und war zum Direktor gerannt. Jetzt kam die Abreibung für die Petze.

    »Komm, wir gehen wieder rein und warten, bis sie weg sind.« Er zog Jo am Ärmel der Jeansjacke.

    »Blödsinn. Das sind feige Säcke. Los, Pete, du musst dich wehren, sonst hören die nie auf.«

    »Ich will ja, aber ich weiß nicht, wie.«

    »Du musst zurückschlagen.«

    »Mit Fäusten?«

    Jo boxte in die Luft. »So läuft das.« Er zog seinen besten Freund weiter. »Ich bin neben dir.«

    Sie stiegen die Treppe hinab, und Pete starrte an den drei Jungs vorbei, als gäbe es sie nicht. Jo pfiff eine lustige Melodie und verspottete Torben und seine Freunde. Die drei warfen ihre Zigaretten weg und kamen auf Jo und Pete zu. Pete ging schneller. Jo nicht. Er war auf Krawall aus. Drei gegen einen, das gab mehr als ein blaues Auge.

    »Los, komm!« Pete setzte seinen Schulranzen auf den Rücken und zog Jo an seiner Jacke. »Die schlagen dich zu Brei.«

    Jo lachte. Dann rannten sie.

    »Bleibt stehen, wir kriegen euch sowieso!« Torben war groß, mit seinen langen Beinen würde er Pete und Jo einholen, aber sie hatten einen kleinen Vorsprung. Dieses Mal hatten sie eine Chance, wenn Pete nicht stolperte, ihm nicht die Luft ausging oder sein Herz stehen blieb und Jo nicht einen seiner Ich-prügel-mich-jetzt-Anfälle bekam.

    Jo trug seine Schulsachen in einer Umhängetasche mit sich, beim Laufen schlug sie gegen seine Beine, er rannte trotzdem schneller als Pete. Aber er ließ seinen Freund nicht zurück und blieb an seiner Seite.

    »Warte nicht auf mich. Lauf, Jo. Lauf!«, schrie Pete.

    Überraschenderweise hörte der auf ihn, anscheinend hatte er doch keine Lust auf eine Klopperei, bei der sie beide den Kürzeren ziehen würden. Sie überquerten die Kreuzung. Ein Auto hupte. Auf der anderen Straßenseite blieb Pete stehen. Er stützte sich auf die Oberschenkel und schnaubte wie ein Walross.

    »Ich kann nicht mehr. Aus. Vorbei! Ich sterbe hier auf der Stelle.«

    »Wir werden sie nicht los!« Jo hatte recht. Verdammt! Torben, Frank und Micha kamen über die Straße. Jetzt waren sie fällig.

    Sie klatschten in die Hände, als wollten sie Pete und Jo wie Vieh zusammentreiben. Pete sah sich um. Sie standen an der Ecke vor dem Haus, in dem eine Hexe wohnen sollte.

    3

    Ein schmiedeeiserner Zaun umgab das Grundstück, weißer Lack splitterte von den Verstrebungen ab. Die beiden Bäume hinter dem Gartenzaun trugen keine Blätter. Knorrige, schwarze Äste ragten, ineinander verschlungen in den Himmel. Pete hatte seine Mutter einmal gefragt, wie diese seltsamen Bäume hießen. Sie wusste es nicht und war weitergegangen.

    Hinter dem Zaun standen mehrere Reihen Sträucher, allesamt ohne Grün, aber mit sichtbar dicken Dornen. Kein Büschel Gras, kein Unkraut wuchs in diesem Garten. Sogar Löwenzahn, der auf der anderen Straßenseite aus den Bodenritzen kroch, hielt sich von diesem Haus an der Ecke fern. Innendrin und rundherum schien alles wie tot.

    Das Haus musste einst weiß gestrichen gewesen sein, längst wirkte die Farbe verwaschen und schmutzig. Regen und Schnee hatten über all die Jahre dunkle Schlieren hinterlassen. Der grüne Anstrich der Fensterläden im unteren Geschoss war nur noch schwach zu erkennen. An einem der Fenster hing der Schlag aus den Angeln. Wohnte hier jemand?

    Jo kletterte auf den Mauervorsprung, rüttelte an den Verstrebungen des Zauns und rief: »Hexe, Hexe, komm schnell raus, sonst pustet uns Torben die Lichter aus.« Dabei lachte er verrückt.

    Hinter einem der Fenster bewegte sich ein Schatten. Pete starrte darauf, schüttelte den Kopf und wischte sich über die Augen. Anstatt näher an den Zaun zu gehen, trat er einen Schritt zurück.

    »Hör auf damit!« Pete zog seinen Freund von der kleinen Mauer herunter.

    »Hast du Angst?« Jos Augen funkelten belustigt,

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