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GEOCACHE: Aber du willst es nicht finden
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eBook351 Seiten4 Stunden

GEOCACHE: Aber du willst es nicht finden

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Über dieses E-Book

Nadine und Thomas J. sind die stolzen Besitzer eines Landgasthofes mit einem kleinen Hotel inmitten des fränkischen Landkreises Neustadt an der Aisch. In ihrer knapp bemessenen Freizeit frönen sie gerne ihrem Hobby, dem Geocaching. Thomas findet einen Brief, von der offiziellen deutschen Plattform Opencaching Deutschland e.V, im Briefkasten. Sie werden höflich dazu aufgefordert, einen speziellen Geocache zu absolvieren. Voller Vorfreude machen sich die Beiden, ausgestattet mit GPS-System, auf die Suche zu den genannten Koordinaten. Ihre Freude sollte bald ein jähes Ende finden. Am Zielort finden sie in einem Maisfeld eine Holzkiste, in der sich das abgetrennten Bein einer jungen Frau, sowie ein Zettel mit weiteren Anweisungen des Täters befinden. Er verlangt die Mitnahme des Fundes und bezeichnet sich selbst als den "Gott der Götter". Drei Opfer sind in seiner Gewalt. Er bezeichnet seine Opfer als "Vergangenheit", "Gegenwart" und "Zukunft". Nadine und Thomas müssen sein perverses Spiel mitspielen, denn er stellt ihnen in Aussicht, eines seiner drei Opfer retten zu können. "Nur die Zukunft könnt ihr retten" sind seine Worte. Beide fassen den Entschluss seinen Anweisungen zu folgen.
Das Bein nehmen sie mit und deponieren es in ihrer Tiefkühltruhe. Die Aufgaben und Rätsel werden immer komplexer. Niemand darf davon erfahren, vor allem nicht die Polizei. Es wird immer schwerer, den Schein zu wahren. Die Tiefkühltruhe der Beiden füllt sich langsam mit Leichenteilen. Doch irgendwann werden sie erwischt. Nach einer kurzen Flucht werden sie verhaftet und in U-Haft gesteckt. Die grausamen Funde in ihrer Tiefkühltruhe werden in der Presse breitgetreten. Ihr Hotel und das Restaurant werden von Gästen gemieden. Es droht der Ruin. Weitere menschliche Extremitäten werden gefunden, sie werden aus der U-Haft entlassen und arbeiten fortan mit der Kriminalpolizei zusammen. Als Warnung lässt der Psychopath dem Chefermittler der Kriminalpolizei den abgetrennten Daumen einer jungen Frau per Kurierdienst zukommen. Die Jagd beginnt. In Google Earth wird ein wirres Geflecht aus Punkten und Linien dargestellt, die Polizei bleibt ratlos. Jedoch mit Verstand, Weitsicht und ihrer Erfahrung als Geocacher, gelingt es den Beiden, aus der undurchsichtigen Grafik etwas Sinnvolles zu erstellen. Sie können dadurch drei mögliche Koordinaten errechnen. Zwei Koordinaten erweisen sich als Volltreffer.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. März 2014
ISBN9783849577162
GEOCACHE: Aber du willst es nicht finden

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    Buchvorschau

    GEOCACHE - Thomas Jacob

    - Kapitel 1–

    Es roch nach altem Holz und Schimmel. Ein großer Raum, in dem es bis auf drei brennende Kerzen keine Lichtquelle gab. Das alte Gemäuer wurde früher wahrscheinlich als Schweinestall benutzt. In dem Stall hatten aber schon lange keine Schweine mehr gestanden. Überall konnte man Spinnweben entdecken. Der Boden war übersät mit Dreck. Vereinzelt lagen noch Stroh- und Heureste in den Ecken. In den Außenmauern gab es keine Fenster. Je weiter man in den Raum trat, desto bestialischer wurde der Gestank nach totem, verwesendem Fleisch. Es wurde immer unerträglicher.

    Stille herrschte. Im hinteren Teil des etwa 20 Meter langen und sechs Meter breiten Raumes standen drei brennenden Kerzen am Boden. Zwei Kerzen waren, in einem Abstand von ungefähr drei Metern, direkt an der Giebelwand aufgestellt. Die dritte Kerze war genau mittig zwischen den beiden anderen platziert, jedoch circa drei Meter von der Wand entfernt. Es sah wie ein auf dem Kopf stehendes Dreieck aus, wobei die zwei Kerzen an der Wand die Basis bildeten. Die Dritte ergab die Spitze des Dreiecks. Jetzt konnte man ein leises Jammern und Flehen ausmachen. Zwischen den Kerzen waren weiße Laken ausgebreitet. Auf den Laken lag etwas. Es waren seine Opfer. Auf dem linken Tuch im Dreieck konnte man den Torso einer jungen Frau erkennen. Sie war nackt und verstümmelt. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Nase, Mund und Kinn. Sie hatte langes, blondes Haar. Ihr Gesicht war zu einer schmerzverzerrten Fratze entstellt. Man konnte sofort erkennen, dass dieses junge Mädchen erheblich gelitten haben musste. Ihr Mund war mit einem alten Lappen geknebelt worden. Ihre Gliedmaßen waren alle, außer dem linken Arm, mit roher Gewalt knapp über den Knien und dem rechten Ellenbogen abgetrennt worden. An der Stelle, an der einmal das rechte Bein gewesen war, hatte sich eine riesige Blutlache gebildet. Das Blut war ins Laken eingezogen. Der große Blutfleck war bereits eingetrocknet. Am Stumpf des linken Beines und des rechten Arms war hingegen kein Blut erkennbar. Die Frau musste qualvoll verblutet sein.

    „Beim Verbluten wird dem Opfer erst kälter und kälter. Das Opfer beginnt heftig zu zittern. Bei noch vollem Bewusstsein sind die Schmerzen der Austrittswunde kaum auszuhalten. Nach geraumer Zeit entwickelt man einen ausgeprägten Schock. Das Zittern wird heftiger. Langsam setzt eine Bewusstseinseintrübung ein, die dann zur Bewusstlosigkeit führt. Kurze Zeit später, der Schmerz befreiende Tod."

    Die Haut des leblosen Körpers schimmerte grau, die Verwesung hatte bereits eingesetzt. Durch den Verwesungsprozess konnte man das Alter der toten jungen Frau nur schlecht schätzen. Das Schlimmste aber war der Gestank. Es war ein Gemisch aus süßlichem Verwesungsgeruch und Fäkalien. Rechts von dem Torso lag ein gefesselter Mann auf dem Rücken. Sein Mund war ebenfalls mit einem dreckigen Lappen gestopft. Das Blut, das aus einer großen Platzwunde an seinem Kopf gequollen war, war bereits verkrustet. Seine gefesselten Hände und Füße waren zudem mit einem dicken Strick an einem metallenen Ring, der in der Wand befestigt war, fixiert. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um ein altes Stallgebäude handeln musste. Tiere wurden früher oft an solchen massiven Eisenringen festgebunden. Der Mann schien etwa Mitte dreißig zu sein.

    Das zweite Opfer hatte dunkle kurze Haare und trug einen blauen Arbeitsanzug. Sein markantes, eckiges Gesicht wirkte sehr männlich. Seine schwarzen Bartstoppeln zeugten davon, dass er sich schon länger nicht mehr rasiert haben musste. Er lebte und zeigte außer der Platzwunde an seiner Stirn keine Anzeichen von äußerlicher Gewalteinwirkung. Er jammerte und flehte; er hatte panische Angst.

    Ein weiteres Opfer lag ganz rechts in dem Dreieck aus Kerzen. Auch sie war geknebelt, gefesselt und angebunden. Die junge Frau war etwa 20 Jahre alt. Im Gegensatz zu dem bereits toten Mädchen, war sie jedoch komplett bekleidet. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihr modischer Kurzhaarschnitt ließ ihre grünen Augen voll zur Geltung kommen. In ihrem Gesicht konnte man pure Angst erkennen.

    Die weiß gekalkte Wand wurde von dem Kerzenschein erhellt. Die einst weiße Wand schimmerte in einem schmutzigen Grau. Mittig über den beiden Kerzen, die an der Wand standen, waren zwei tote, pechschwarze Vögel mit ausgebreiteten Schwingen an die Wand genagelt. Es handelte sich um Raben. Die Wand war bis Deckenhöhe mit seltsamen Schriftzeichen übersät. In Gesichtshöhe standen unverständliche Sätze in schwarzer Farbe geschrieben. Der Wortlaut klang absolut fremd; eine Sprache, die wahrscheinlich schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr gesprochen oder geschrieben wurde.

    Hugin                                   Munin

    Hävenshüne wei wat schüt,

    jümm hei dal van Häven süt.

    Hei is nig barn un wert nig old.

    Aus dem Dunkel des Raumes trat eine Gestalt hervor und ging mit langsamen Schritten auf die am Boden liegenden Opfer zu. Ein großer, kräftig gebauter Mann mit langen ungepflegten Haaren, kam immer näher. Im Gesicht trug er einen schlecht gepflegten Bart. Sein Körper war von einem schwarzen Umhang, der bis zum Boden reichte, eingehüllt. Als er die Spitze des Dreiecks erreichte, begann er, den an der Wand stehenden Spruch, zu sprechen. Immer und immer wieder murmelte er die Worte in einem monotonen Singsang. Die beiden noch lebenden Opfer lagen mit weit aufgerissenen, tränenden Augen auf dem Boden und starrten den Verrückten, voll von Angst, an. Sie stammelten Wörter, die durch ihre Knebel jedoch kaum zu erkennen waren. Sie versuchten sich zu befreien. Aussichtslos. Durch ihre wilden Befreiungsversuche schnitten sich ihre Fuß- und Handfesseln nur noch tiefer und tiefer in ihr Fleisch.

    Die Gestalt kniete sich auf den Boden, holte ein Stück Papier aus seinem Umhang und begann zu schreiben. Dann schob er den Zettel beiseite und stand auf. An der linken Wand stand ein Beil. Er ging auf das Beil zu und hob es auf. Mit dem Beil in der Hand ging er auf die Opfer zu. Er kniete sich zwischen dem Torso und dem Mann nieder und holte zum Schlag aus. Der Mann in der Mitte versuchte zu schreien. Seine Schreie wurden durch die Knebel erstickt. Er schloss die Augen und wartete auf den bevorstehenden Schmerz.

    Der Täter schlug mit aller Macht zu. Das Beil sauste nach unten und traf.

    -Kapitel 2 -

    Es war ein herrlicher Freitagmorgen, eine angenehm warme Brise kam aus Südwest, und alles deutete darauf hin, dass das Wochenende perfekt werden würde.

    Meine Frau Nadine und ich hatten uns vor sieben Jahren mit dem Kauf einer alten Mühle einen großen Traum erfüllt. Aus dem alten, riesigen Gemäuer und dem weitläufigen Gelände entstand so im Laufe der Zeit ein kleines, aber feines Landhotel mit Gastronomie, sowie einem Country & Western Saloon.

    Das Hotel, das sich mittlerweile im Neustädter Landkreis etabliert hatte, wurde hauptsächlich von Geschäftsleuten frequentiert, das hieß, dass die Wochenenden meistens für uns zur freien Verfügung standen.

    Nadine war bereits seit 06:00 Uhr abwechselnd in der Rezeption und im Frühstücksraum zugange. Das Frühstücksbuffet wurde hergerichtet, die Kaffeemaschine eingeschaltet und die Tische mit Tellern, Besteck, Servietten und allem, was sonst noch zu einem kompletten Frühstückstisch gehörte, eingedeckt. Um 07:00 Uhr kam bereits der erste Übernachtungsgast.

    >> Guten Morgen Herr Bach, haben Sie gut geschlafen? <<

    >> Guten Morgen Frau Jacob, ich habe bestens geschlafen; jetzt habe ich aber einen Bärenhunger. <<

    >> Ich habe bereits alles hergerichtet, bitte bedienen Sie sich am Buffet. Ich bringe Ihnen gleich ein frisches Frühstücksei. <<

    Nadine verließ den Raum, ging in die Küche und bereitete Herrn Bach sein Frühstücksei zu. So nach und nach tröpfelten die weiteren Übernachtungsgäste ein und frühstückten. Im Hintergrund lief leise Countrymusic, alle Gäste fühlten sich sichtlich wohl.

    Frau Schmitt von Zimmer 9 kam in die Rezeption.

    >> Frau Jacob, würden Sie mir bitte die Rechnung machen? <<

    >> Aber natürlich, Frau Schmitt; wie möchten Sie gerne bezahlen? Bar, EC-Karte oder mit Visa?<<

    >> Ich bezahle mit meiner Firmen - Visa Karte. <<

    >> Gerne Frau Schmitt, einen Augenblick bitte. <<

    Nadine druckte die Rechnung aus, steckte die Kreditkarte in den Kartenterminal und buchte den Rechnungsbetrag für ein Einzelzimmer inklusiv Frühstück für drei Nächte ab.

    >> So, Frau Schmitt, hier ist Ihre Rechnung; ich bräuchte bitte noch eine Unterschrift auf dem Buchungsbeleg. <<

    Frau Schmitt unterschrieb und nahm die Rechnung an sich.

    >> Vielen Dank, Frau Schmitt. Hat es Ihnen bei uns gefallen? Darf ich Ihnen noch bei Ihrem Gepäck helfen? <<

    >> Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Die Ruhe hier ist traumhaft. Aber nein danke, ich benötige keine Hilfe mit meinem Gepäck. Meine Firma schickt mich in zwei Wochen wieder nach Neustadt an der Aisch. Würden Sie mich gleich vom 12. August bis zum 14. August einbuchen? <<

    >> Selbstverständlich Frau Schmitt. So, erledigt. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Heimreise und ein schönes Wochenende. Auf Wiedersehen. <<

    >> Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende, Frau Jacob. Auf Wiedersehen <<

    So ging das noch bis etwa 10:15 Uhr, als der letzte Gast ausgecheckt hatte.

    Ich öffnete die Türe und ging in die Rezeption.

    >> Sind alle Gäste abgereist? <<

    >> Ja, alle weg. <<

    >> Ich hätte richtig Lust, am Wochenende etwas zu unternehmen! <<

    >> Ja, ich auch, aber was? <<

    >> Hast du vielleicht Lust auf Angeln? <<

    >> Klingt gut << erwiderte Nadine. Meine Frau verzog ihr Gesicht zu einer gespielten, grimmigen Mine und sagte:

    >> Ich würde am liebsten heute schon das tolle Wetter ausnutzen, aber ich muss jetzt erst einmal acht Zimmer putzen. Du weißt doch, Jenny hat heute frei. <<

    Jenny war unsere Tochter und machte gerade in unserem Hotel eine Ausbildung zur Hotel-Fachfrau.

    >> Dann schmeiße ich später unseren Grill an und lege ein paar T-Bone Steaks auf den Rost. Vielleicht sollte ich auch noch das eine oder andere Bier kalt stellen? << grinste ich.

    >> Super Idee, mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen! <<

    >> Du kriegst aber erst was von meinen Steaks, wenn deine Zimmer sauber sind, vorher gibt’s nichts. <<

    >> Jetzt hau bloß ab, du Pappnase, sonst kriegst du gleich einen Lappen von mir und darfst dann alle Klos putzen << raunzte Nadine zurück.

    Als das Telefon klingelte wurde unser Gespräch unterbrochen, Nadine nahm das Gespräch entgegen.

    >> Landhotel Stöckacher Mühle; Jacob am Apparat, was kann ich für Sie tun? << meldete sich meine Frau freundlich am Telefon.

    >> Guten Tag, mein Name ist Herr Oppermann. Ich benötige ab heute für circa eine Woche ein Zimmer. Haben Sie noch etwas frei? << erwiderte der Anrufer am anderen Ende der Leitung.

    Nadine zog ihre Augenbrauen zusammen, denn sie sah ihr ruhiges Wochenende, mit Frühstück machen und Zimmer putzen, dahinschwinden. Sie prüfte im Belegungsplan des Reservierungssystems die Verfügbarkeit der Zimmer.

    >> Das wäre möglich, Herr Oppermann. Darf ich für Sie das Zimmer reservieren? <<

    >> Ja bitte, aber ich benötige kein Frühstück. Ich weiß auch noch nicht genau, für wie lange ich das Zimmer brauche. Es könnte vielleicht noch zwei, drei Tage länger werden. Wäre das ein Problem? << fragte Herr Oppermann.

    >> Das wäre kein Problem, Herr Oppermann. Ich blockiere das Zimmer für Sie vorsorglich für weitere drei Tage. Wissen Sie schon, bis wann Sie heute anreisen? <<

    >> Bei mir wird es heute spät. Wann ist Ihr spätester Check-In? <<

    >> Unsere Rezeption ist bis 21:00 Uhr besetzt. Sie können jedoch bis 23:00 Uhr im Restaurant einchecken. Sollte es bei Ihnen noch später werden, haben wir an unserer Pforte eine Hotel- Nachtklingel. <<

    >> Alles klar. Aber bitte, Frau Jacob, ich hätte gerne ein ruhiges Zimmer. <<

    >> Natürlich, Herr Oppermann, das ist kein Problem. Hätten Sie noch eine E-Mail- Adresse oder eine FAX- Nummer für mich? Dann sende ich Ihnen eine Buchungsbestätigung. <<

    >> Das ist nicht nötig. Bis heute Abend. Wiederhören. <<

    >> Der hat jetzt einfach aufgelegt << wunderte sich Nadine.

    >> Aber zum Glück will er kein Frühstück, dann brauche ich wenigstens am Wochenende nicht so bald aufzustehen. <<

    Sie räumte die Frühstücksutensilien im Frühstücksraum weg und ging in die Wohnung, um sich für die anstehende Putzaktion umzuziehen.

    Ich lief zum Briefkasten und holte die Post. Auf unserer sonnigen Terrasse arbeitete ich die Post durch. Zuerst sortierte ich sämtliche Werbungen aus und schmiss diese ungelesen sofort in den Papiermüll. Ich öffnete die Telefonrechnung und legte sie, nach ausführlicher Prüfung, in das Ablagefach für unerledigte Posteingänge im Büro.

    Ein weiterer Brief lag noch auf dem Terrassentisch. Ich las die Absenderzeilen.

    Opencaching Deutschland e.V

    Hattsteiner Allee 26

    61250 Usingen

    Leicht verwundert öffnete ich den Brief und las ihn.

    Sehr geehrte Familie Jacob,

    wir führen derzeit umfangreiche Recherchen durch, um die Nutzbarkeit sowie die Durchgängigkeit unserer deutschlandweiten Geocache-Daten auf unserer Website zu überprüfen und zu optimieren.

    Ebenso ist es uns wichtig, die stetig wachsende Geocache-Gemeinde weiterhin mit interessanten und kniffligen Caches zu versorgen.

    Zu diesem Zweck suchen wir im Zufallsprinzip für jedes deutsche Bundesland einen registrierten Geocache-User aus und bitten um dessen Mithilfe. Sie wurden durch unser System ausgewählt. Wir würden uns glücklich schätzen, wenn Sie uns mit Ihrer Erfahrung als Geocacher unterstützen würden.

    Sie sind mit dem Pseudonym „Die Jacobs" bei uns registriert und haben schon viele Geocaches sämtlicher Schwierigkeitsgrade erfolgreich absolviert und geloggt.

    Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir extra für Sie einen Multicache entwickelt haben. Die Daten dieses Caches werden auf unserer Website nicht veröffentlicht. Dieser Cache ist ausschließlich für „Die Jacobs" reserviert.

    Nach erfolgreicher Schatzsuche belohnen wir Sie mit einem brandneuen GPS-System der neusten Generation.

    Finden Sie sich am Samstag, 03.08.2013 um 09:00 Uhr mittags an folgenden Koordinaten ein:

    Breite    49°38’9.85" N

    Länge    10°35’5.00 " E

    Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

    Mit freundlichen Grüßen

    Opencaching Deutschland e.V

    „Geocache ist eine Art moderner Schatzsuche. Mittels geografischer Koordinaten begibt man sich ausgerüstet mit einem GPS System auf die Suche.

    Zum einen gibt es so genannte Single Caches, bei denen man einen Teil der Koordinaten mit Rätseln lösen muss, um letztendlich die genauen Koordinaten des Versteckes zu erhalten. Zum anderen gibt es Multicaches. Die Startkoordinaten sind meistens vorgegeben. Hat man das erste Versteck gefunden, sind dort weitere Hinweise und Rätsel versteckt. Löst man diese Rätsel oder Hinweise, bekommt man so die Zielkoordinaten des nächsten Versteckes. Am Ende eines jeden erfolgreich absolvierten Caches wird man mit dem Schatz belohnt. Die Schätze sind natürlich nicht wertvoll. Es sind meistens unterschiedlich große Behälter, gefüllt mit allerlei Kleinigkeiten. Man nimmt ein Teil heraus und legt dafür etwas anderes wieder rein. Wichtig ist es, dass sich der Geocacher in das darin befindliche Logbuch einträgt.

    Noch wichtiger hingegen ist es, dass man stets darauf achtet, von niemandem beobachtet zu werden. Insbesondere Leute, die von Geocache keine Ahnung haben, sogenannte „Muggels", neigen dazu, die Schatzkisten aus ihrem Versteck zu nehmen und mitzunehmen. Dies bedeutet natürlich immer das Aus für diesen Cache.

    Um den Cache abzurunden, trägt sich der Geocacher auf der entsprechenden Website ein, indem er diesen Cache als gefunden oder nicht gefunden einloggt."

    Euphorisch nahm ich den Brief und rannte durch das halbe Hotel, um meine Frau zu finden. Ich fand sie schließlich in Zimmer 4 bei der Arbeit.

    >> Nadine, Nadine, ich weiß jetzt, was wir morgen machen. Wir machen einen Geocache! <<

    >> Ja, okay, von mir aus, aber wie kommst du denn jetzt da drauf? <<

    >> Lies doch mal diesen Brief! <<

    Nadine las aufmerksam den Brief und sagte:

    >> Echt super, das machen wir, ich freue mich schon. Oder glaubst du, dass das eine Verarsche ist? <<

    >> Nein, das glaube ich nicht. Der Brief sieht für mich sehr echt aus. Und wenn schon, mehr als nichts finden können wir doch nicht, oder? <<

    >> Das stimmt! << erwiderte Nadine.

    >> Ich fange mal mit dem Grillen an und reiße mir vielleicht ein Bier auf. Du brauchst ja noch länger, so wie es aussieht. <<

    Ich ging zurück auf die Terrasse, füllte den Grill mit Holzkohle und zündete ihn an. Dann ging ich in den ersten Stock zu der großen, kürzlich gekauften Tiefkühltruhe und holte zwei riesige amerikanische T-Bone Steaks heraus, um diese im Spülbecken der Küche aufzutauen. Ich mochte das Grillen, und an meinen geliebten Weber-Kugelgrill ließ ich auch niemanden herumpfuschen.

    Ich schälte Kartoffel und Zwiebel, schnitt die Kartoffel zu mundgerechten Würfel, mischte diese mit Zwiebelstreifen und Gewürzen. Dann drapierte ich den fertigen Misch auf zwei gleich große Alufolien und formte daraus geschlossene Päckchen. Eine halbe Stunde später lagen bereits die gewürzten Steaks und die Alupäckchen auf dem Grill bei perfekter Glut.

    >> So, jetzt ein Bier << dachte ich mir und ging in den Saloon, um mir ein gut gekühltes Hofmann Landbier zu holen.

    Kurze Zeit später rief ich nach Nadine, die sich bereits in Zimmer 7 des Hofhauses befand. Nadine setzte sich an den gedeckten Terrassentisch, ich holte das Fleisch und die Kartoffelbeilage vom Grill und servierte.

    >> Du hast lecker gegrillt. <<

    >> Danke, lass es dir schmecken. <<

    >> Hast du noch viele Zimmer vor dir? << wollte ich wissen.

    >> Hält sich in Grenzen, nur noch Zimmer 7 und Zimmer 6. Dann habe ich es geschafft. Gott sei Dank. <<

    Nach dem Essen ging Nadine wieder an die Arbeit, ich räumte den Terrassentisch auf und verstaute die Holzkohle. Dann schaltete ich das Radio an und setzte mich wieder, mit meinem Bier in der Hand, gemütlich in die Sonne.

    >> Es ist jetzt 13:00 Uhr. Die Nachrichten << ertönte es aus dem Radio.

    >> Wie bereits mehrfach berichtet, ist der Mann, der am Montag, den 29. Juli aus der U-Haft der Justizvollzugsanstalt Nürnberg fliehen konnte, noch immer flüchtig. Dem Mann wird zweifacher Mord, sowie schwerer Körperverletzung zur Last gelegt.

    Der Flüchtige ist 187 cm groß, hat einen muskulösen Körperbau und dunkelbraune, kurz geschnittene Haare.

    Am rechten Unterarm trägt er eine Tätowierung in Form einer Kobra.

    Die Ermittlungsbehörten gehen davon aus, dass sich der Ausbrecher noch immer im Landkreis Nürnberg/Fürth aufhält. Der Mann ist wahrscheinlich per Anhalter unterwegs. Nehmen Sie, zu ihrer eigenen Sicherheit, zurzeit keine Anhalter mit. Der Mann wird als gefährlich und äußerst gewaltbereit eingestuft. Bei sachdienlichen Hinweisen informieren Sie bitte sofort den Polizeinotruf. <<

    >> Zum Sport << sagte der Nachrichtensprecher.

    Ich schaltete mit meiner Fernbedienung auf einen anderen Sender um und schnippte rhythmisch im Takt zu „Bad Moon Rising" von CCR.

    Meine Frau kam sichtlich geschlaucht die Terrassentreppe hoch und ließ sich in einen Stuhl fallen.

    >> Nadine, hast du Lust, mit mir in den Saloon zu gehen? Ich muss noch den Line Dance vorbereiten, den ich am Mittwoch zeigen möchte. <<

    >> Welchen Tanz zeigst du am Mittwoch eigentlich? << wollte Nadine wissen.

    >> Ich habe mir gedacht, dass ich den Firestorm in Angriff nehme. <<

    >> Der hat 64 Counts und ist ziemlich schnell! Glaubst du nicht, dass der für Mittwoch etwas zu schwer wird? << entgegnete Nadine.

    >> Mal sehen, ich denke, ich werde den Tanz bestimmt an drei Mittwochabenden zeigen müssen. <<

    >> Okay, gehen wir in den Saloon, aber erst später, ich brauche eine kurze Pause und möchte die Sonne noch etwas genießen << beschloss meine Frau.

    Seit ungefähr 16 Jahren tanzten wir Line Dance. Jeden Mittwoch kamen circa 40 bis 50 Gleichgesinnte in unseren Longhorn Saloon.

    Abwechselnd zeigte Nadine, dann wieder ich, einen neuen Tanz. Natürlich kamen auch Leute, die nicht tanzten, sondern nur der Country Music zuhörten und im einzigartigen Ambiente des Longhorn Saloons ihr Getränk genossen.

    Wir hatten aus Liebe zur Country Music und zum Line Dance eine große alte Scheune zum authentischen Country & Western - Saloon ausgebaut. Mit Bühne, langem Tresen, einer modernen PA-Anlage, Beamer und natürlich einem massiven Holzboden war die Eventhalle nicht nur in der Country-Szene bekannt.

    - Kapitel 3 -

    Samstag früh um 7:00 Uhr klingelt der Wecker.

    >> Guten Morgen, Schatz, ich mache Kaffee << gähnte ich.

    Ich schaltete die Kaffeemaschine ein und ging dann ins Bad. Nachdem ich aus dem Bad kam und Nadine noch immer nicht in Sicht war, lief ich ins Schlafzimmer, um Nadine erneut sanft zu wecken.

    >> Raus jetzt, Schlafmütze, es ist ein Bombenwetter! Wir frühstücken draußen! <<

    >> Ist der Kaffee schon soweit? << wollte Nadine mit verschlafener Stimme wissen.

    >> Der Kaffee ist durch. Komm jetzt raus aus den Federn, wir wollen doch heute zum Geocachen! <<

    Ich deckte den Frühstückstisch und goss mir eine Tasse Kaffee ein. Kurze Zeit später kam Nadine angewackelt, im Nachthemd und mit zerzaustem Haar.

    >> Du schaust ja topfit aus << witzelte ich.

    >> Lass mich, ich brauch jetzt dringend Kaffee. <<

    Ich schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein. Nadine mischte sich etwas Milch und Süßstoff hinein und trank den ersten Schluck.

    >> Hast du gestern noch mitgekriegt, wann der Gast aus Zimmer 10 angereist ist? <<

    >> Du meinst den Herrn Oppermann, der gestern am Telefon einfach aufgelegt hat? Keine Ahnung, aber es muss wohl noch vor 23:00 Uhr gewesen sein, sonst hätte er doch klingeln müssen. <<

    >> Ja stimmt, dann hat ihn wohl der Jürgen oder eine Bedienung eingecheckt << winkte ich ab.

    Jürgen war der Pächter des Restaurants und des Biergartens. Während der Öffnungszeiten seines Restaurants checkte er für uns die Gäste ein, die nach Rezeptions-Ende noch anreisten. Im Gegenzug nahmen wir tagsüber die telefonischen Tischreservierungen fürs Restaurant an. Eine Hand wusch eben die andere.

    >> Wann sollen wir eigentlich bei den Koordinaten sein? << fragte Nadine.

    >> Um 9:00 Uhr steht in dem Brief. Ich hole mal unser GPS und trage die Koordinaten ein. <<

    Ich holte das GPS Gerät, ein Garmin Dakota, und tippte die Koordinaten ein.

    Breite    49°38’9.85" N

    Länge    10°35’5.00" E

    >> Okay, ich habe es. Das Ziel ist in der Nähe von Münchsteinach, etwa 5 km Luftlinie von Stöckach entfernt. Wir fahren am besten bis Münchsteinach mit dem Auto und gehen dann den Rest zu Fuß. <<

    >> Machen wir so << sagte Nadine.

    >> Ich muss aber erst mal ins Zimmer 10, um zu schauen, ob der Gast etwas benötigt. <<

    Wir frühstückten zu Ende, Nadine ging ins Bad, um zu duschen und sich fertig zu machen. Ich holte meinen Rucksack und bepackte ihn. Bei unseren Geocache-Ausflügen nahmen wir immer Schreibzeug, Ersatzbatterien für das GPS, Handschuhe, einen kleinen Schatz zum Tauschen sowie zwei Flaschen Mineralwasser mit.

    Nadine war zwischenzeitlich zum Zimmer 10 gegangen, um nach dem Rechten zu schauen. Als sie zurückkam, sagte sie.

    >> Ich bin soweit fertig, der Gast scheint nichts zu brauchen; er hat das Schild „Bitte nicht stören" an die Türe gehängt. <<

    >> Du kannst ja später, wenn wir wieder hier sind, noch mal nachschauen. Jetzt sollten wir aber los, es ist schon 8:20 Uhr. Ich fahre schon mal das Auto aus der Garage. <<

    >> Ist in Ordnung, ich komme sofort. <<

    Bereits drei Minuten später, saßen wir in unserem alten Opel Omega Kombi und fuhren los. Auf der B470 quer durch Neustadt/Aisch bis Gutenstetten, dann bogen wir links nach Münchsteinach ab. Nach 10 Minuten hatten wir unser Ziel erreicht und ich parkte den Wagen in einer Parkbucht. Als wir ausgestiegen waren, holte ich noch den Rucksack aus dem Kofferraum und streifte ihn mir über. Dann schaltete ich das GPS ein, peilte kurz die Richtung und lief los.

    >> Laut GPS sind es ungefähr 800 Meter bis zu den Zielkoordinaten. Wir müssen Richtung Westen, also raus aus Münchsteinach. <<

    >> Schau mal, Thomas, da vorne ist ein Feldweg, der führt doch nach Westen, oder? <<

    >> Der ist goldrichtig, den nehmen wir. <<

    >> Alles klar. <<

    Es war fünf Minuten vor 9:00 Uhr, als wir vor einem großen Maisfeld standen. Unser GPS Gerät verriet uns, dass wir nur noch 80 Meter vom Ziel entfernt waren.

    >> Ein Maisfeld? Müssen wir da rein? << fragte Nadine.

    >> Ja genau. Nur noch 80 Meter in diese Richtung. <<

    Ich deutete mit ausgestrecktem Arm in die richtige Richtung und marschierte weiter. Als wir an den Zielkoordinaten ankamen, fanden wir im dicht bewachsenen Maisfeld erst mal Nichts. Die Genauigkeit der handelsüblichen GPS-Geräte lag zwischen 5 und 10 Meter Toleranz. Wir gingen in die Hocke und versuchten durch die Maisstängel zu blicken. In gebückter Haltung suchten wir die nähere Umgebung ab, als Nadine plötzlich rief.

    >> Thomas, komm schnell, ich habe etwas gefunden! <<

    Ich drehte auf der Stelle um und eilte zu Nadine. Vor uns lag eine circa 80 cm lange, 25 cm breite und 25 cm hohe Holzkiste.

    >> Ist ja riesig, die Schatztruhe << wunderte sich Nadine.

    >> Hoffentlich kriegen wir die auf, ich habe nämlich kein Werkzeug dabei. <<

    >> Ich glaube, da ist eine Art Riegel. Ich mach ihn mal auf. <<

    Nadine entriegelte die Kiste und öffnete den Deckel. In der Kiste lag ein 60 cm langes Objekt, das in einem dunkelblauen Müllsack steckte.

    Ich wollte gerade den „Schatz" aus der Kiste holen, als mein Handy klingelte.

    >> Wer ist das denn jetzt? Nicht mal am Wochenende hat man seine Ruhe << ärgerte ich mich.

    >> Jacob, hallo << meldete ich mich mit etwas barscher Stimme.

    >> Hey Thomas, ich bin’s der Reiner. <<

    >> Hallo Reiner, was gibt’s denn? <<

    >> Ich wollte mal hören, was ihr heute Nachmittag so gegen 15:00 Uhr vorhabt und ob ihr vielleicht Lust habt, mit uns zu grillen? <<

    >> Hört sich super an, Reiner. Ich weiß nur nicht genau, wann wir wieder Zuhause sind. Wir machen gerade einen Multicache. Keine Ahnung, wie lange das noch dauert. <<

    >> Ihr mit eurem scheiß Geocaching. Also dann hau rein, findet euren Mist und seid um 15:00 Uhr hier. Ich stell schon mal ein paar Biere kalt. <<

    >> Was heißt hier „scheiß Geocaching"? Du hast doch keine Ahnung. Das hält uns fit

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