Kleine Wunder: zur Weihnachtszeit
Von Gaby Bergbauer und Karl Bergbauer
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Buchvorschau
Kleine Wunder - Gaby Bergbauer
Weihnachtsbesuch von Emma
Ich bin Tinka, ein hübsches kleines Malteser Girl. Ich möchte euch gerne eine Weihnachtsgeschichte erzählen. Schon wieder kommt die Weihnachtszeit mit Riesenschritten. Ich dachte mir schon, dass mein Herrchen und Frauchen es auch dieses Jahr übertreiben werden, mit ihrer Weihnachtsdekoration.
Dieses Jahr soll meine Freundin Emma mit dabei sein. Emma kommt aus Bonn, das ist nicht so weit von Frankfurt entfernt, aber ursprünglich kommt sie aus dem Hinterland von Rieti, 70 km nördlich von Rom. Und sie ist eine wunderschöne Maremmano-Abuzzesse Mischung. Ich nenne sie insgeheim nur meine Hübsche, weil sie wirklich eine Schönheit ist. Wie sie sich bewegt, alles ist elegant an ihr. Fast so, wie meine Penny früher. Ich vermisse sie immer noch. Nun sind es bald drei Jahre, als sie über die Regenbogenbrücke ging. Was Emma für eine Rasse ist, das ist mir egal und es ist auch nicht wichtig. Für mich ist sie ganz einfach eine hübsche Hirtenhündin und ich werde sie bei ihrem Namen Emma nennen.
Emma erzählte mir, dass sie aus ihrem Herkunftsland Italien kein Weihnachten kennt. Dort waren sie in ganz engen Käfigen gehalten und sie wurde sehr schlecht behandelt, bis sie es doch schaffte, mithilfe der Staatsanwaltschaft ein liebes Zuhause in Bonn zu finden. Ihre neuen Besitzer Ilona und Max gaben sich alle Mühe, um es Emma so angenehm wie möglich zu machen. Und ja, dort hat sie auch Weihnachten kennengelernt. Nicht so, wie bei meinen verrückten Freaks. Ich habe mich schnell mit Emma angefreundet. Sie nennt mich immer ganz zärtlich Mini-Herdi. Hi hi, ich soll auch ein Herdenhund sein? Ich habe eine Schulterhöhe von 23 cm. Emma darf mich so nennen. Das wäre bestimmt lustig, wenn wir beide einmal auf eine Schafsherde aufpassen müssten. Mir entgeht nichts und ich würde sofort anschlagen, wenn sich ein Schaf verlaufen sollte. Emma könnte dann hinlaufen und dem Schaf sagen, wo es lang geht.
Tja, mein Personal (wie ich Frauchen und Herrchen nenne, ich kann sie ganz leicht um meine kleine Pfote wickeln), wie soll ich sie am besten Beschreiben. Erst einmal lieben sie mich abgöttisch, das ist schon mal Fakt. Dann sind sie ganz einfach die tollsten Weihnachtsfreaks, die auf Gottes Erde zu finden sind. Na jedenfalls die ich kenne. Mit meinen fünf Jahren bin ich schon herumgekommen. Da ist schon ende November eine Betriebsamkeit im Gange, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Da werden Kisten geschleppt und im ganzen Wohnzimmer verteilt. Frauchen verteilt das alles im Haus und Herrchen macht die Weihnachtsbeleuchtung. Als Emma zu Besuch kam, und dass alles gesehen hat, schüttelte sie nur mit dem Kopf. Ich sagte zu ihr: „Lass uns aufs Sofa gehen, da können wir ihr Treiben beobachten." Herrchen erzählt uns immer eine Weihnachtsgeschichte. Ich konnte bisher nicht kontrollieren, ob sie wahr sind oder nicht. Auf jeden Fall erzählt er sie uns immer sehr spannend und mit viel Betonung.
So erzählte Herrchen dieses Mal, dass der Weihnachtsmann, oder manchmal nannte, er ihn auch Santa Claus, etwas ganz besonderes wäre. Santa Claus sagen die Engländer und die Amerikaner. Und was ultrawichtig wäre, sind die Weihnachtssocken, die am Kamin hängen. Darum sollte jeder Haushalt einen Kamin haben. Herrchen hat uns extra für diesen Zweck einen künstlichen Kamin gebaut. Er sieht wirklich echt aus. Das Feuerholz knistert auch so, wie echtes Holz. Also, unser Weihnachten ist schon mal gerettet. Psssst, dieses Mal bekommt Emma auch einen Weihnachtssocken. Penny ist ja leider über die Regenbogenbrücke gegangen, da haben wir einstimmig beschlossen, dass Emma ihren schönen Socken bekommt. Wir hoffen, sie freut sich darüber.
Herrchen erzählte uns die Geschichte von Kali dem Elf. Das ist ein Helferlein vom Weihnachtsmann. Kali sieht sehr lustig aus, mit seiner grünen Hose, wo die Hosenbeine zu kurz sind und seinem roten Shirt, das am Bauch etwas kürzer ist und so immer den gewölbten Bauch freigab. Kali liebt Kuchen und Plätzchen über alles, hi hi, das sah man ihm an. Auf dem Kopf hatte er eine grün-rote Mütze auf, mit einem kleinen Glöckchen an der Mützenspitze. Wenn Kali den Kopf bewegte, hörte man das Glöckchen klingeln. So wusste man immer, wo er sich gerade befand. Auch seine schwarzen Schuhe sahen lustig aus. Sie waren an den Spitzen nach oben gewölbt. Am Nordpol, wo der Weihnachtsmann wohnt, leben viele Elfen, die in den Kinderspielzeugfabriken arbeiten und eine Menge zu tun haben.
Nur Kali war immer so tollpatschig. Er unterhielt zwar die anderen mit seinen Späßen, aber sehr produktiv war er nicht. Alle hatten viel Spaß mit ihm und lachten viel. Der Weihnachtsmann schüttelte öfters sein greises Haupt, wenn er Kali beobachtete. Ich muss eine Arbeit für Kali finden, wo er nicht so ein heilloses Chaos anstellen kann, sinnierte der Weihnachtsmann. Ich muss ihn aus der Produktion heraus nehmen, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig zum Fest, alle Wünsche der Kinder auf der Erde zu erfüllen. In der Poststelle könnte ich es versuchen. Die Wunschbriefe öffnen und in den Listen eintragen, das müsste auch Kali schaffen.
Aber das Chaos was Kali dort veranstaltete, gefiel dem Weihnachtsmann gar nicht. Kali trug die Wünsche in den falschen Listen ein. Susi, die sich ein Barbie-Ferienhaus wünschte, würde ein Scooter Hudora Big bekommen. Louis, der sich Inliner wünscht, würde ein Trampolin bekommen, den hatte sich aber Peter gewünscht. Und so ging es weiter. Elf Kali konnte es sich nicht merken. Er sagte: »Ist es nicht so, dass jedes Kind ein Geschenk bekommt, egal was?, dann brauchen wir die Listen doch gar nicht.« Wir können uns das alles viel einfacher machen. »Nein«, sagte der Weihnachtsmann und stöhnte dabei. »Die Kinder haben Wünsche und die haben sie in die Wunschbriefe an mich gesandt. Und deshalb brauchen wir auch die Listen in richtiger Reihenfolge. Nun aber hurtig Kali, sonst gibt es Weihnachten nur enttäuschte Gesichter bei den Kindern.«
»Weihnachtsmann, hier ist ein ganz komischer Wunschbrief, hier steht, ein Kind wünscht sich ein Hundebettchen, Leckerlis, einen Knochen und eine Quietscheente. Aber Quietscheenten gibt es doch nur für Kinder für die Badewanne.«, Kali grübelte und grübelte. »Aber Kali, hast du schon einmal gehört, dass ein Kind Bello heißt? Das ist ein Brief von einem Hund, geschrieben von seinen Frauchen Helga. Der Wunsch kommt auf die Hundeliste.« Ach so, dachte sich Kali, woher soll ich das denn wissen?
Der Weihnachtsmann ging zu seiner Frau und fragte sie um Rat. »Was für einen Auftrag kann ich Kali nur geben?« Die Weihnachtsfrau sagte: »Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als einen anderen Elf, zu Kali zu beordern. Nimm einen Intelligenten, das klappt dann schon. Kali wird es schon noch lernen, er ist nicht dumm, nur sieht er einiges anders, als wir und dadurch veranstaltet er viel Chaos. Oder lass Kali in die Reparaturwerkstatt arbeiten. Als er dort einmal Aushilfe machte, da hat es doch ganz gut geklappt und er hatte Spaß dabei.« Der Weihnachtsmann fasste sich an seinen Bart und dachte nach. »Ja du hast vermutlich recht, das sollten wir versuchen. Kali saß inzwischen auf einem Berg von Briefen, weil durch das Briefleitungsrohr ständig neue Briefe für den Weihnachtsmann ankamen. Er war mit dieser Briefflut total überfordert.
Wie geplant kam Kali in die Reparaturwerkstatt und drei andere Elfen mussten sich den Berg Briefe widmen. Kali war hocherfreut, er liebte seine kleine Werkstatt, wie er sie nannte. Manchmal fielen Puppen Autos oder Elektroteile vom Fließband und die mussten repariert werden. Und darin war Kali richtig gut. Er baute in einer Puppe einen Motor ein, sodass sie selbstständig die Augen öffnen und schließen konnte und sie konnte auch die Arme bewegen. Sich alleine hinsetzen konnte sie auch. Der Motor war auch kaum zu hören. An den Fußsohlen befand sich der Schalter. Überall baute Kali etwas ein, dass jedes Spielzeug etwas Besonderes konnte. Die Autos konnten selbstständig fahren, machten alleine die Türen auf und zu, die Scheinwerfer gingen an. Man hörte auch den Motor starten. Die Innenbeleuchtung ging aus, wenn das Auto losfuhr.
In das reparierte Trampolin kamen Lichterschläuche in verschiedenen Farben rein. Bei jedem Sprung wechselten die Farben. Kali hatte einen Heidenspaß, als er das Trampolin ausprobierte. Man konnte ihn bis in die hintersten Werkstätten lachen hören. Material hatte Kali genug, so konnte er nach Herzenslust die Sachen reparieren. Der Weihnachtsmann war beeindruckt. Nun hatte Kali seine Berufung gefunden, ohne wieder ein heilloses Chaos anzustellen. Der Weihnachtsmann war sehr gespannt, wie diese Geschenke bei den Kindern ankommen.
Emma und ich hörten gespannt zu. Ich dachte mir, wie schön es wäre, hätte ich auch so einen Kali. Mit dem könnte man viel Spaß haben. Aber Frauchen, die meine Gedanken lesen konnte, sagte gleich: »Nein nein, das kommt überhaupt nicht infrage. Du heckst schon mit deinem Herrchen genug Streiche aus.« Emma schmunzelte. Ja hier gefiel es ihr auch, obwohl sie sich doch ein kleines Bisschen nach Bonn sehnte, wo es ein bisschen ruhiger war. Aber dieser Abstecher nach Frankfurt ist eine willkommene Abwechslung.
In der Zwischenzeit wurde es in der Wohnung immer weihnachtlicher. »Nein sagte Emma, bei uns in Bonn sieht es nicht so aus,