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Leben Verstehen: Handbuch für ein erfülltes Leben - Band 1
Leben Verstehen: Handbuch für ein erfülltes Leben - Band 1
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eBook408 Seiten4 Stunden

Leben Verstehen: Handbuch für ein erfülltes Leben - Band 1

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Über dieses E-Book

Unser Leben gleicht oft einem Buch mit sieben Siegeln. Manchmal stehen wir ratlos vor seinen Aufgaben und Herausforderungen. Dann fällt es schwer, unsere "PS auf die Straße" zu bringen und die eigenen Ziele zu verwirklichen. Denn ohne ein grundlegendes Verständnis der Zusammenhänge und "Geheimnisse" ist es schwer, Erfüllung und Lebensglück zu erreichen.
Hier setzt "Leben Verstehen - Handbuch für ein erfülltes Leben" an.
Dipl. Psychologe Markus Klepper vermittelt darin als erfahrener Therapeut und Seminarleiter psychologisches Wissen und wichtige Hintergründe sowie praktisches Wissen und konkrete Aufgaben, um der eigenen Lebenskompetenz auf die Schliche zu kommen. Durch seine Berufserfahrung von mehr als 30 Jahren in der Begleitung von Menschen versteht er, komplexe Zusammenhänge anschaulich zu vermitteln und sie in lebendiger Diktion plausibel zu machen. In dem von ihm seit 1990 entwickelten ONE Next-Step-Training vermittelt er diese erfahrungsorientiert. Die Essenz dieser Erfahrungen bildet die Basis für diese Buch.
"Die Qualität unserer Entscheidungen bestimmt die Qualität unseres Lebens", so Markus Klepper.
Vergessen Sie bei Ihrer Seelenarbeit und angesichts der Anforderungen Ihres Alltags nicht, die Fülle Ihres Daseins jeden Tag neu anzunehmen und auszuschöpfen. "Leben verstehen - Handbuch für ein erfülltes Leben" begleitet Sie dabei und bietet Ihnen neben Landkarten zur Orientierung für Ihre Psyche mit Markus Klepper auch einen kundigen Scout in einem unentdeckten Land: Machen Sie sich mit ihm auf den Weg!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Juni 2018
ISBN9783746906065
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    Buchvorschau

    Leben Verstehen - Markus Klepper

    „Tu was Du willst"

    Michael Ende

    TU WAS DU WILLST

    Mit dieser Einladung beginnt das Abenteuer der „Unendlichen Geschichte" in Michael Endes zauberhaftem Kinderbuch für Erwachsene. ¹ Diese Einladung ist zugleich Aufforderung und Erlaubnis.

    Bastian, der mutige Held der Geschichte, lernt darin zunächst die Macht seiner Wünsche und Vorstellungen kennen. Er spürt, dass er seine eigene Geschichte bestimmen kann und lernt, die Ängste und Hemmungen aus seinem bisherigen Leben zu überwinden. Schließlich gelingt es ihm, die Welt seiner Vorstellungen und Phantasien in seinem irdischen Leben zu verwirklichen. Er findet sich selbst und den Frieden, nach dem er mutig, lange und gelegentlich verzweifelt gesucht hatte.

    Für mich ist dieses 1979 erschiene Kultbuch, das mehr als 110 Wochen auf Platz 1 der Bestsellerliste des SPIEGEL stand, eine lebendige Metapher für die Lebensreise, die sich jedem von uns stellt, wenn er bereit ist, sich auf die Suche nach dem Glück zu machen und nach authentischer Selbstverwirklichung strebt: Wenn er nach seinem Platz in der Welt sucht.

    In unserem privilegierten und oft leider auch satt und selbstgefällig gewordenen Teil der Welt gibt es nach meiner Einschätzung keine andere Aufgabe, für die sich unser Leben wirklich lohnt. Beschenkt mit dem Luxus, vom nackten Kampf ums Überleben verschont zu sein, der in vielen anderen Teilen der Welt die Energie der Menschen absorbiert, wird unserer Lebens-Abenteuer gespeist von der Suche nach Sinn, Selbstverwirklichung und Erfüllung.

    Für welche andere Aufgabe könnte es sich lohnen, unser Leben zu leben? Wofür sollten wir alles in die Waagschale werfen, was an Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten, an Stärken, Talenten und Potenzial in uns steckt?

    In meiner Arbeit als Psychologe, Therapeut und Berater habe ich gelernt, dass unser Leben erst dann wirklich gelingen kann, wenn wir durch unser Sein und unser Tun einen Beitrag leisten oder einen Unterschied machen. Erst dann fühlen wir uns wertvoll und bedeutsam. Erst dann kommen wir bei dem an, was wir sind und sein können. Erst dann finden wir wirklichen Frieden.

    Viktor Frankl², der 1997 verstorbene österreichische Psychiater und Begründer der Logo-Therapie, einer kraftvollen Form sinnstiftender Psychotherapie, weist nach, dass wir Menschen selbst unserem Leben seinen Sinn geben.

    Seine Überzeugung wurde geprüft und bestärkt durch existentielle Erfahrungen, die er in einer furchtbaren Umgebung machen musste. Als Jude war er Insasse des KZ Auschwitz, der Hölle auf Erden, in dem das Leben eines Menschen jeglichen Wert verloren zu haben schien. Frankl beobachtete, wie Mitgefangene, die sich nicht aufgaben, eher überlebten als andere, die in Resignation und Ohnmacht versanken. Gefangene, die es schafften, dem Schrecklichen einen persönlichen Sinn zu verleihen, hatten weitaus größere Chancen, am Leben zu bleiben. Manche widmeten ihr Leben danach der Aufgabe, sich dafür einzusetzen, dass die Erinnerung an die schrecklichen Verirrungen menschlichen Handelns, deren Opfer sie waren, niemals in Vergessenheit gerät. Diejenigen, die sich aufgaben, hatten geringere Chancen, ihr Leben zu retten.

    Sein Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen.² oder auf Englisch „Men’s search for Meaning³, in dem er seine Erfahrungen in Auschwitz auswertet, wurde mehr als neun Millionen Mal verkauft. Es zählt zu den zehn einflussreichsten Büchern in den USA. Eine humorvoll-komödiantische Version dieser Botschaft liegt als Idee dem Film „Das Leben ist schön" zu Grunde.

    Auch in meiner eigenen Praxis als Berater, Therapeut und Seminarleiter begegnet mir diese Erkenntnis nahezu täglich, wenn auch glücklicherweise weit weniger drastisch.

    Je mehr wir Menschen uns als bedeutsam und selbstwirksam erleben, je mehr wir danach streben, unser Leben aktiv zu gestalten, umso lebendiger und glücklicher fühlen wir uns. Je mehr wir von dem Bewusstsein beseelt sind, selbst die handelnde Instanz in unserem Leben zu sein – der Schöpfer unseres eigenen Lebens – umso weniger können uns Herausforderungen, Enttäuschungen und Krisen etwas anhaben. Mit diesem inneren Lebensgefühl sind wir dem Leben gewachsen. Wir können herausfinden, was wir wollen und brauchen – und setzen dies um, selbst wenn unsere Lebens- und Heldenreise ein ganzes Leben dauert.

    Fehlt dieses innere Gerüst, diese innere Haltung, sind wir den Stürmen des Lebens oft hilflos ausgeliefert. Ängstlich nach äußeren Sicherheiten schielend, lauern Depression und Gefühle von Sinnlosigkeit und Ohnmacht am Wegesrand unseres Lebens. Die Gefahr, dass sie sich unserer früher oder später bemächtigen, ist groß. Je mehr wir uns als Opfer erleben, umso schneller werden unsere Seele und auch unser Körper krank.

    Zwei große seelische Krankheitsgruppen unserer Zeit sind Angststörungen und Depression. Ich betrachte sie als das Resultat einer Lebenshaltung, die diesen Auftrag des Lebens an jeden von uns vernachlässigt. Sie sind mehr Ergebnis als Ursache. Für mich zeigen sie auf, was geschehen kann, wenn wir das Potenzial, das in uns steckt, und auch den Auftrag des Lebens an uns nicht annehmen. Sie zeigen, dass wir krank werden, wenn wir dem Ruf des Lebens und Herzens nicht folgen.

    So gewinnt die, vielleicht von manchen als hedonistisch-oberflächlich belächelte Einladung „Tu was du willst" eine existentielle Bedeutung für unsere seelische und auch körperliche Gesundheit. Wenn wir unser eigenes Potenzial belächeln oder verleugnen, werden wir krank.

    Wissenschaftler, die sich intensiv mit der Funktionsweise unseres Gehirns beschäftigen, wie etwa der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther, sehen es als eine der vorrangigen Aufgaben der Erziehung an, Potenziale zu erkennen und zu entfalten. Hüther plädiert etwa in seinem Buch „Etwas mehr Hirn bitte"⁴ zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten. „Wir sind frei, wir haben die Wahl. Wir können … Vorstellungen hinterfragen, … und uns entscheiden, unser Leben … anders zu gestalten."

    Als Therapeut sehe ich es als meine wichtigste Aufgabe an, Menschen beim Wiedererlangen ihrer persönlichen Kraft und beim Bewältigen ihrer Lebensaufgaben zu begleiten. Dabei erlebe ich in meiner Arbeit täglich, wie segensreich es ist, wenn die Freude am Denken und Begreifen und die Lust am Gestalten des eigenen Lebens in den Mittelpunkt des Tuns rücken. Denn genau dafür sind wir Menschen „gemacht". Je mehr wir begreifen und verstehen, wie unser Leben gelingen kann, umso kompetenter fühlen wir uns. Dann verlieren Herausforderungen ihren Schrecken und aus Problemen, die uns verfolgen, können Aufgaben werden, die uns inspirieren.

    Als Autor dieses Buches lade ich Sie ein, diese spannende Aufgabe, Ihr Leben (neu) zu entdecken und zu verstehen, mit mir gemeinsam zu vollziehen.

    Aus der Perspektive eines Fachmanns, der 60 Lebens- und mehr als 30 Berufsjahre als Psychologe, Therapeut und Seminarleiter gelebt, geforscht und so manches dabei gelernt hat, möchte ich Ihnen die Schönheit, Fülle und Vielfalt dieses Landes – Ihres Lebens – nahebringen. Genauso werde ich Sie auf Gefahren und Fallen hinweisen und Ihnen womöglich manche, in die Sie bereits getappt sind, ein wenig erläutern und so vielleicht begreiflich machen.

    Denn ich bin sicher: Je mehr Sie begreifen, was es braucht, damit Ihr Leben gelingt – je mehr Sie Ihr Leben verstehen – umso größer wird auch Ihre Freude und Dankbarkeit.

    Seien Sie sicher, die Freude war einmal im Übermaß vorhanden, sonst würden Sie dieses Buch jetzt nicht in Händen halten. Vielleicht ging sie Ihnen verloren – wie vielen von uns. Womöglich sind Sie sogar von dem Welt-Entdecker, der Sie einmal waren, zu einem Sich-vor-der-Welt-Verstecker geworden – wie viele von uns – gerade in „unserem" Deutschland, das im internationalen Wortschatz mit einer typisch deutschen Unart vertreten ist, der „German Angst". Aber seien Sie ganz unbesorgt, dann, wenn wir unserer Scheu oder Angst ins Gesicht schauen, zeigt sie uns den Weg zu Vertrauen, Zuversicht und Lebensfreude. Wie genau dieser Verwandlungsprozess geschieht, erläutere ich im Kapitel über Gefühle.

    Ich lade Sie sehr herzlich ein, mir auf dieser spannenden Reise zu folgen. Gleichgültig wie jung Sie sind oder wie alt Sie sich fühlen, gleichgültig an welchem Platz Ihrer Lebensreise Sie sich befinden und wie es Ihnen gerade dabei geht: Es lohnt sich, Ihrem Leben ein wenig in die Karten schauen. Und es könnte sein, dass das, was Sie dabei entdecken, tatsächlich Lust darauf macht, zu tun, was Sie wollen und zu (er)leben, was wirklich für Sie passt. Ein wenig zumindest und vielleicht auch ein wenig mehr.

    Ich freue mich auf die Entdeckungsreise mit Ihnen.

    Ihr

    Markus Klepper

    Freiburg, im Frühjahr 2018

    ¹Ende, Michael (1979): Die unendliche Geschichte. Stuttgart, Thienemann Verlag

    ²Frankl, Victor E. (2012) … trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, 3. Auflage, München, Kösel Verlag

    ³Frankl, Victor E. (1984): Man's Search for Meaning. An Introduction to Logotherapy. New York, Simon & Schuster Inc.

    Hüther, Gerald (2015): Etwas mehr Hirn bitte. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht

    SPIELEND BEGREIFEN, WIE UNSER LEBEN GELINGT

    Unser Leben gelingt, je mehr wir seine inneren Zusammenhänge begreifen und lernen, was wichtig ist, um etwas darin zu bewirken.

    Mit dieser einfachen Formel lässt sich zusammenfassen, worin das „Geheimnis" unserer Lebenskompetenz besteht.

    Als Kinder wussten wir dies intuitiv und ließen keine Gelegenheit aus, uns darin zu üben. Oft genug haben wir unsere Eltern damit genervt und nicht selten zur Verzweiflung gebracht. Wir nahmen auseinander, was uns in die Hände fiel und empfanden großes Vergnügen dabei, Dinge in ihre Einzelteile zu zerlegen, etwa indem wir sie auf den Boden warfen – nur um zu sehen, was drinnen ist und woraus sie bestehen. Wir drückten auf jeden verfügbaren Knopf oder Schalter, immer auf der Suche danach, dass etwas Eindrucksvolles passiert – und wenn dies so war, strahlten wir vor Freude über beide Ohren. Besonders wenn die überraschte oder erschrockene Reaktion unserer Eltern uns zeigte, dass wir „Großes" bewirkt, nämlich die Großen beeindruckt hatten.

    Die Psychologie nennt diese kindliche Entdeckerfreude Funktionslust – die Freude und Lust daran, herauszufinden, wie etwas funktioniert. Sie lehrt uns, dass Kinder, die die Freiheit und Erlaubnis haben, immer wieder selbst herauszufinden, wie etwas funktioniert, dabei spielend ihre Welt entdecken. Leider sind viele Eltern wenig angetan von diesem Welt-Entdecker-Geist ihrer Sprösslinge, denn er kann ganz schön nerven und nicht nur Energie kosten, sondern manchmal auch Geld. Verständlicherweise halten sich ihre Geduld und Wertschätzung dafür manchmal in überschaubaren Grenzen und sie verhindern, verbieten oder versuchen zu erklären und bremsen so den natürlichen Drang ihrer Kinder, den Dingen durch Eigeninitiative auf den Grund zu gehen.

    Auch im späteren Leben, in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf, sind leider meist andere Haltungen gefragt. Befolgen von Regeln und Abarbeiten von Abläufen, Pauken und Auswendiglernen, Verschulung des Studiums im Geist der Bologna-Reform – all das macht aus natürlichen Welt-Entdeckern folgsame Regel-Befolger. Dabei bleibt leider meist das Wichtigste auf der Strecke: Das Gefühl selbstwirksam, bedeutsam und wichtig zu sein.

    Die Symptome und Folgen dieses Irrwegs in unserer Lebensentwicklung sind uns allen geläufig: Desinteresse und mangelnde Motivation, Angst und die Scheu vor Eigenverantwortung und Eigeninitiative; das Bedürfnis, nicht anzuecken und möglichst keine Fehler zu machen und vieles andere mehr. Schleichend entfremden wir uns so von dem Gefühl, selbst Schöpfer unsers Lebens zu sein. Statt selbst zu machen, werden wir gemacht. Die Chancen sind gut, dass diese innere Entfremdung im weiteren Verlauf unseres Lebens zu Resignation und Gefühlen von Sinnlosigkeit, Angst und Depression führt.

    Kein Wunder, dass die Praxen von Psychotherapeuten überquellen und besonders Therapeuten von Kindern und Jugendlichen begehrt sind wie nie – und oft kaum zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass die traditionelle Psychotherapie als Bestandteil der gesetzlich geregelten Gesundheitsversorgung ihre Aufgabe vorrangig in der Behandlung von Erkrankungen und deren Symptomen sieht. So muss ihr Angebot zur Förderung von Gesundheit und Lebenskompetenz bescheiden ausfallen. Die Entfaltung unseres Potenzials oder unsere Selbstverwirklichung ist nun mal keine Leistung, die die Krankenkasse bezahlt.

    Dabei sind die Grundlagen und Grundbestandteile für das Gelingen des eigenen Lebens, wie ich sie oben beschrieben habe, lange bekannt. Die Wissenschaft der Salutogenese – Wie entsteht Gesundheit? – benannte bereits vor mehr als 30 Jahren, was es dazu braucht. Aron Antonovsky¹, ein israelisch-amerikanischer Medizinsoziologe, hat sie in den 1980er Jahren geprägt.

    Je mehr wir Zusammenhänge begreifen, umso mehr laden wir die Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können, in unser Leben ein. Dies gelingt umso besser, je wichtiger wir dies nehmen. Es geschieht selten einfach so und ganz nebenbei. Unser Gefühl von innerer Stimmigkeit So soll es sein, so kann es bleiben, so hab ich es mir gewünscht – ist dabei Gradmesser dafür, ob wir uns auf der richtigen Spur befinden. Antonovsky nennt dies Kohärenzgefühl – das Gefühl, dass alles irgendwie zusammen passt und zusammengehört.

    Blicken wir aus dieser Perspektive auf unseren Lebensweg, so wird deutlich, dass Gefühle von Ohnmacht, Resignation und Sinnlosigkeit – die Gegenspieler des Gefühls von Selbstwirksamkeit und Kohärenz – wertvolle Hinweise darauf sind, dass wir uns verlaufen haben. Statt unsere Welt zu erforschen, zu entdecken und zu begreifen, waren wir vermutlich auf „Straßen" unterwegs, die ins Nirgendwo führen – ähnlich wie zunächst bei unserem Helden Bastian aus der Unendlichen Geschichte. Von der Gefahr bedroht, dass alles im Nichts verschwindet, kommt ihm in Atreju, sein mutiges Alter Ego, zu Hilfe, der die Tapferkeit und Risikofreudigkeit verkörpert, die er an sich selbst vermisst.

    Unser Alter Ego, das uns zu Hilfe eilt, ist unsere Fähigkeit, zu erforschen, zu begreifen und zu lernen. Es ist die Brücke zu dem Gefühl und Erleben, selbstwirksam zu sein und aus eigener Kraft etwas bewirken zu können – nicht nur für andere, sondern vor allem auch in und für uns selbst. Deshalb habe ich dieses Buch mit dem Titel „Leben Verstehen getauft, denn ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es sich für Sie lohnt, den womöglich noch verborgenen „Geheimnissen des Lebens ein wenig Ihre Aufmerksamkeit zu widmen. In meiner Arbeit mit Menschen hat sich dieses tiefe Verständnis der eigenen Seele als Schlüssel zum Gelingen des Lebens immer wieder erwiesen.

    Die gute Nachricht dabei möchte ich Ihnen am Ende dieses Abschnitts nicht vorenthalten:

    Die meisten dieser „Geheimnisse" sind in Wirklichkeit gar keine und viele sind tatsächlich eher schlicht und recht einfach zu begreifen. „Weniger ist oft mehr" und „Mehr desselben ist oft zu viel" sind zwei Merksätze auf diesem neuen Weg des Lernens. Auch der Satz „Umwege erhöhen die Ortskenntnis" hat mir in meinem Leben gute Dienste geleistet. Dies galt selbst dann, wenn ich gehörige Umwege, die es oft bei mir gab, regelmäßig verflucht habe, bevor ich dafür dankbar war.

    Auch mein Studium der Psychologie habe ich bisweilen verflucht und als gehörigen Umweg erlebt. Ob es die Ortskenntnis in „menschlichen Belangen" hinlänglich erweitert hat, wage ich bis heute zu bezweifeln. Immerhin hat es mir die Legitimation verschafft, heute als diplomierter Fachmann an der Seite der Menschen zu sein, die sich mir anvertrauen.

    Es ist also – und damit möchte ich dieses Thema beenden – weniger kompliziert als es meist scheint. Und ich bin aus langjähriger Erfahrung fest davon überzeugt, dass sich unser Leben verstehen lässt, bis zu einem gewissen Grad zumindest.

    Ein wenig ist es so wie beim Autofahren. Wenn Sie die Führerschein-Prüfung bestanden haben und Autofahren können, bleibt es Ihnen selbst überlassen, welche Reiseziele Sie mit dieser Fähigkeit ins Visier nehmen. Ob Sie ins Blaue fahren oder an den Sehnsuchtsort Ihrer Träume reisen, ist allein Ihre eigene Entscheidung. Und selbst wenn Sie das kostbare Stück in der Garage parken, macht Ihnen keiner einen Vorwurf, selbst wenn’s jammerschade wäre.

    Lassen Sie mich, bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, noch ein paar Hinweise benennen, die mir zum besseren Verständnis dieses Buches und meiner Haltung beim Schreiben wichtig sind.

    PERSÖNLICHER WERDEGANG – WER UND WAS DIESEM BUCH ZUGRUNDE LIEGT

    In meinem Leben habe ich am meisten von Menschen gelernt. Nahezu alle wichtigen Entscheidungen, die mein Leben geprägt haben, gingen auf Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen zurück. Ich hatte das Glück, charismatische und bisweilen auch herausfordernde und widersprüchliche Lehrer kennenlernen zu dürfen. Stets wollte ich wissen, wer es ist, von dem ich lerne. Immer habe ich geprüft, ob er oder sie mir authentisch und glaubwürdig erscheint, bevor ich mich einlasse. Mit dieser Strategie bin ich gut gefahren.

    Deshalb erlaube ich mir, Ihnen meinen eigenen Werdegang zu erläutern, denn ich möchte mich Ihnen nicht als neutraler oder objektiver Fachmann präsentieren. Nach meiner Erfahrung gibt es diesen nicht wirklich, denn alle Wahrnehmung und alles vermeintliche Wissen ist stets subjektiv. Auch wissen wir aus vielen Untersuchungen zum Lernerfolg, dass die Person eines Lehrers, seine Ausstrahlung und Haltung, meist wichtiger ist als die Botschaft, die er vermittelt.

    Das gilt gleichermaßen für den Bereich der Psychotherapie. Auch hier sind Kontakt und Person des Therapeuten wichtiger als das Verfahren oder die Methode, die er anwendet. Kollegen, die sich auf eine sogenannte therapeutische Neutralität berufen, hören dies nicht gerne und Kollegen, die die altehrwürdige Psychoanalyse praktizieren, vermutlich noch weniger.

    Wenn Sie also neugierig sind zu erfahren, wem Sie Ihre Aufmerksamkeit schenken und wissen wollen, was sein Werdegang ist und welche Erfahrungen ihn geprägt haben, finden Sie in diesem Kapitel biographische Informationen zu mir. Interessiert Sie dies nicht, überspringen Sie dieses Kapitel gerne.

    Aufgewachsen in einer kleinen und recht „normalen Familie" mit Vater, Mutter und Bruder in einem kleinen katholischen Dorf am Rhein, galt mein Interesse früh dem, was Menschen prägt und bewegt. Wahrscheinlich wollte ich herausfinden, was ich dazu beitragen kann, dass meine Eltern weniger streiten und meine Mutter fröhlicher ist, wollte ihnen helfen, so, wie viele Kinder dies versuchen. Das Studium der Werke von Sigmund Freud begleitete mich früh, und so war mein erster Berufswunsch naheliegend: Ich wollte Psychoanalytiker werden.

    Mit großem Enthusiasmus begann ich mein Studium der Psychologie in Berlin und hatte das Glück, den Mentor der sogenannten kritischen Psychologie, Klaus Holzkamp und seine Frau Ute Holzkamp-Osterkamp am Fachbereich 11 der FU Berlin als Professoren zu erleben. Die Begegnung mit beiden war menschlich und inhaltlich inspirierend. Insgesamt jedoch waren die Studienjahre eine herbe Enttäuschung. Das, was ich eigentlich suchte, einen Schlüssel zum tiefen Verständnis von dem, was uns Menschen ausmacht und bewegt, fand ich im meinem Studium leider nicht. Dafür jede Menge teils höchst abstrakter Konzepte und Theorie, viel wissenschaftlich gefärbte „heiße Luft" und wenige Professoren, die für mich als Lehrer oder gar Vorbilder in Frage kamen.

    Meine erste Begegnung mit der Welt der Psychotherapie erlebte ich am Institut der Deutschen Akademie für Psychoanalyse (DAP). Günter Ammon war ein charismatischer Patriarch, der mutig neue Wege ging und mit der etablierten Welt der Psychoanalyse „im Clinch lag. Als jüngster Ausbildungskandidat erlebte ich den Aufstieg seines Institutes Ende der 70er Jahre und durfte wertvolle psychotherapeutische Erfahrungen in der Dynamisch-Psychiatrischen Klinik Menterschwaige in München-Grünwald sammeln. Leider entwickelte sich das Institut immer mehr in eine sektenähnliche Organisation mit einem allmächtigen Patriarchen an der Spitze. Diese Form der übermäßigen Anhäufung von Macht auf einer Person war mir zuwider und sie ist es mir heute noch. Deshalb verließ ich das „Ammon Institut nach gut zwei Jahren, gerade rechtzeitig vor seinem Niedergang. Ich hatte eine Menge über Psychotherapie gelernt und konnte das Phänomen von Machtmissbrauch aus nächster Nähe studieren.

    Inneruniversitäre Ausbildungen in den Grundlagen von Gesprächs- und Verhaltenstherapie erwähne ich der Vollständigkeit halber. Wirklich erreicht haben sie mich nicht.

    Wichtige horizont- und bewusstseinserweiternde Erfahrungen und Begegnungen und Einsichten verdanke ich meiner Zeit als Schüler von Bhagwan Shree Rajneesh. Sein Ashram im indischen Poona war für eine Weile das Mekka all derer, die auf der Suche waren nach einem tieferen und authentischen Verständnis des menschlichen Wesens. Viele Ärzte, Psychiater und Therapeuten trafen in Poona und später auf der „Ranch in Rajneespuram, Oregon, USA zusammen. Traditionelle Vorstellungen und Konzepte aus Psychologie, Psychotherapie und Meditation wurden hinterfragt und althergebrachte Vorstellungen wurden gründlich auf den Kopf gestellt. Auch wenn ich der „Sanyassin-Bewegung nie wirklich nahestand, verdanke ich den Lehrjahren dieser Zeit viele bewegende Erfahrungen und Einsichten und Erkenntnisse, die bis heute für mich gültig sind.

    Der Lehrer, dem ich mich besonders verbunden fühle, war Frank Natale, der Begründer des „TNI – The Natale Institutes" aus Houston, Texas. Zehn Jahre lang habe ich als Institutsleiter der deutschen TNI-Dependance die deutschsprachigen Trainer ausgebildet, war Supervisor, Seminarleiter und Veranstalter. Frank Natale verkörperte den persönlichen Zugang zu Erfahrungen aus dem Bereich der Humanistischen Psychologie, die ich zuvor nur aus Büchern kannte. Er studierte und arbeitete mit Abraham Maslow, Leonard Orr, Fritz Perls, Chuck Dederick, Sondra Ray, später mit Werner Ehrhardt und Gabriele Roth; und brachte all diese Erfahrungen aus erster Hand in unsere gemeinsame Arbeit mit ein. Das The ONE Experience, Vorläufer des heute von mir geleiteten ONE Next Step-Training, leitete er erstmals 1990 in Deutschland und übergab es mir vier Jahre später zur exklusiven Nutzung. Auch wenn sich unsere Wege 1997 auf meinen Wunsch hin trennten, verdanke ich den zehn gemeinsamen Jahren mit ihm eine Fülle an Erfahrungen, Einsichten und Erkenntnissen, von denen ich bis heute zehre.

    Weitere wichtige Etappen meines beruflichem Werdegangs als Therapeut und Berater sind Veeresh Yuson & Gandha Fairs (Humaniversity, Holland) Margo Anand Naslednikov (Tantra), Jack Painter (Posturale Integration), Johann Kluczny & Tony Robbins (NLP), Bert Hellinger, Peter Müller-Egloff und Wolfgang Marquardt (Systemische Arbeit), Frank Farrelly (Provokative Therapie), Sukadev Volker Bretz (Yoga), Götz Renartz (Hypnotherapie), sowie viele andere Lehrer und Einflüsse, die aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Bisweilen war es schwierig, all die unterschiedlichen Ansätze, Arbeitsweisen, Blickwinkel und Haltungen unter einen Hut zu bringen. Vieles widersprach sich, und immer wieder war ich aufgefordert, meine Haltungen und mein Tun zu korrigieren. Heute bin ich für die Fülle und Vielfalt und den Reichtum, der sich gerade aus dieser Unterschiedlichkeit speist, sehr dankbar.

    Umwege, die meine Ortskenntnis erhöht und meine Lebenserfahrung bereichert haben, waren etwa meine Zeit als Gastwirt am Bodensee und meine Tätigkeit als Fuhrunternehmer ebenfalls dort, wie auch meine Jahre als Taxifahrer in Berlin. Bisweilen habe ich die Schnapsideen verflucht, die mich dazu verleitet hatten, diese Umwege zu gehen. Heute möchte ich keine dieser Lektionen des Lebens missen. Gerade ihr manchmal verstörender Blick in die Banalitäten des irdischen Lebens und bisweilen auch seine Abgründe, haben meinen Horizont und mein Verständnis für die Irrungen und Wirrungen des Lebens sehr bereichert. Wie für die meisten Menschen war auch für mich das Leben mein wichtigster Lehrer und die Herausforderungen, die es für mich bereithielt, waren häufig Katalysator für meinen Reifeprozess. Den gleichen Mechanismus beobachte ich bei vielen, die sich dem Leben wirklich aussetzen, statt vor ihm zu flüchten. So habe ich früh gelernt, dass wir manchmal die wichtigsten Lektionen nicht an Schule oder Universität, sondern hautnah durch das Leben lernen. Und manchmal ist dies alles andere als angenehm.

    Ein besonders wichtiger Lebensabschnitt waren die schwierigen Jahre um die Lebensmitte, die Zeit der Midlife-Crisis. Es fühlte sich so an, als hätte ich mich verlaufen und verloren. Der Erfolg, den ich als junger Seminarleiter und Trainer erzielt hatte, die Erwartungen, die von außen und auch von mir selbst auf mir lasteten, die notwendige Trennung von Frank Natale und andere persönliche Entwicklungen führten dazu, dass ich durch dunkle Jahre geprägt von Angst und Depressionen ging. Auch Gedanken daran, meinem Leben ein Ende zu setzen, waren mir damals nicht fremd. Das, was mein erster Lehrer, Günter Ammon, mir als jungem Studenten empfahl „Werde Pirat und lass Dir den Wind des Lebens um die Nase wehen.", wurde auf drastische Weise in meiner Midlife-Crisis Realität. Der raue Wind des Lebens blies mir heftig entgegen. Nicht selten fühlte es sich so an, als ob ich von ihm niedergedrückt würde. Es war eine düstere und herausfordernde Zeit.

    Oft werde ich heute gefragt, was letztendlich entscheidend dafür war, diese dunkle Phase des inneren Fegefeuers wieder zu verlassen. Es war einerseits die bewusste eigene Entscheidung, weiter zu gehen, egal wohin die Reise führt und meine Begegnung mit Yoga, Meditation und die Wiederentdeckung der Spiritualität im Frühjahr 1999 sowie die Unterstützung durch verlässliche Freunde. Diesen Einflüssen und Erfahrungen verdanke ich die Kraft, wieder aufzustehen und weiter zu gehen. Im Rückblick zählt für mich diese sehr herausfordernde Prüfungs- und Reifezeit zu den besonders wertvollen Stationen auf meinem Lebensweg, sowohl in privater wie auch in beruflicher Hinsicht. Ich möchte sie nicht missen.

    Am meisten gelernt habe ich ohne Zweifel in und durch fast 40 Jahre Berufserfahrung, seit ich 1978 mein erstes Seminar als Ausbildungskandidat des Ammon-Institutes leiten durfte. Besonders die nunmehr 28 Jahre, in denen ich zunächst im The ONE Experience und später im ONE Next Step-Training Menschen durch intensive Transformations- und Heilungsprozesse begleiten darf, haben mein Verständnis von dem, was unser Leben prägt, entscheidend beeinflusst. Genauso die therapeutische und beratende Tätigkeit, die ich seit 15 Jahren täglich ausübe.

    Alle diese Stationen und Erfahrungen haben mich Respekt für die Vielfalt des Lebens und die Einzigartigkeit individueller Lebenswege gelehrt. Ich bin überzeugt davon, dass dieses, unser Leben ein einzigartiges Geschenk ist, dessen Wert wir häufig erst nach einigem Suchen erkennen. Ich bin dankbar für die Weite, Fülle und Weisheit, der ich in Form unterschiedlicher Menschen begegnen durfte und nichts fasziniert mich mehr, als ein kleines Stück davon vermitteln und weitergeben zu dürfen – in meiner täglichen

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