Das Wunder Immunsystem: Wie es funktioniert & was es stärkt
Von Georg Weidinger
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Buchvorschau
Das Wunder Immunsystem - Georg Weidinger
Vorwort
Seit der Coronapandemie ist ein Zweig der Medizin deutlich in das Zentrum des allgemeinen Interesses gerückt, nämlich die Virologie, die Lehre von den Viren. Auf einmal gibt es einen weltweiten Angreifer – das SARS-CoV-2-Virus –, der dem Menschen nach dem Leben trachtet. Jeder wollte und will mehr über den neuen Feind der Menschheit wissen und vor allem erfahren, mit welchen Strategien diesem beizukommen sei. Bei den verschiedenen Fernsehstationen gab eine Zeit lang ein Virologe dem nächsten die Klinke in die Hand. Wie konnte es sein, dass ein Virus aus der Familie harmloser „Schnupfenviren" auf einmal so aggressiv wird?
Merkwürdigerweise ist ein zweiter Zweig der Medizin dabei gleichzeitig nicht vermehrt ins Zentrum des allgemeinen Interesses gerückt, nämlich die Immunologie, die Lehre über unser Immunsystem. Nach ein paar Monaten Pandemie lagen die Fakten auf der Hand: Mehr als 80 % der Corona-Patienten auf Intensivstationen waren übergewichtig, Diabetiker, schwer herzkrank oder über 80 Jahre alt. Die große Frage wäre daher: „Warum?, und: „Was haben diese 80 % mit den 20 % aller Altersgruppen und ohne Vorerkrankung gemeinsam?
Die Antwort lautet: ein geschwächtes Immunsystem.
Leider wird von der Politik zumeist die Virologie der Immunologie vorgezogen, der Feind „Virus" so dargestellt, dass man sich lieber vor ihm versteckt als gegen ihn kämpft, weil er ja so unendlich böse ist. Doch unser Immunsystem hat viel mehr Pfeile im Köcher als die medial präsenten Politiker es ihm zutrauen. Dabei wäre es allerdings notwendig, ein Schießtraining anzubieten sowie einen Kurs, wie man Pfeile baut. Damit meine ich, die Information, wie man sein Immunsystem so trainiert, dass Viren kein leichtes Spiel haben, in unseren Körper vorzudringen, müsste an die gesamte Bevölkerung weitergegeben werden ...
Als niedergelassener Arzt mit eigener Praxis ist es meine Aufgabe, Patientinnen und Patienten so zu beraten, dass sie im Falle einer Infektionskrankheit wie der Corona-Erkrankung optimal geschützt sind und die Erkrankung einen möglichst milden Verlauf nimmt. So stand und stehe ich laufend in regem Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen weltweit und folge jedem noch so kleinen Hinweis, der uns einen Vorteil gegen die Infektion verschafft.
So wussten „wir Hausärzte" bereits kurz nach Ausbruch der Pandemie, dass mit einem einfachen cortisonhaltigen Asthmaspray die schwere Verlaufsform der Corona-Lungenentzündung zumeist zu vermeiden ist und dass man mit Medikamenten konsequent gegen Thrombosen vorgehen müsste – Wissen, das ein Jahr später als neueste Erkenntnis einer Studie gebracht wurde.
Um das Immunsystem optimal zu unterstützen, sind wir Hausärzte schon lange dran, den Vitamin-D-Spiegel im Blut auf 60 bis 80 ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) zu erhöhen. Die Studienlage dazu zeigt eindeutig, dass Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und eine massiv erhöhte Sterblichkeit von Covid-19-Patienten darstellt. Noch dazu wissen wir seit Jahren, dass die Krebswahrscheinlichkeit bei bestimmten Krebsarten wie zum Beispiel Brustkrebs um bis zu 50 % gesenkt werden kann, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Blut passt, und das erreicht man in unseren Breiten ausschließlich dann, wenn man supplementiert, wenn man also ein Vitamin-D-Präparat zu sich nimmt. Vitamin D stärkt unser Immunsystem, ebenso wie Vitamin C, Zink und Selen.
Da offizielle Stellen und Medien solche Informationen bisher nicht propagieren, boomt der Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln sowie verschiedensten Präparaten und Methoden, die dazu dienen, das Immunsystem zu stärken. Da wir Hausärzte nicht einfach zusehen wollen, was mit Corona weltweit passiert und was Regierungen weltweit beschließen, sondern selbst aktiv werden wollen, ist das Stärken des Immunsystems ein äußerst wichtiger Ansatz sowie eine Hilfe zur Selbsthilfe.
Doch gibt es einen Beleg dafür, was wirklich das Immunsystem stärkt? Müssten da nicht irgendwelche Parameter messbar sein, so wie der Vitamin-D-Spiegel im Blut, um schwarz auf weiß zu belegen, dass unser Immunsystem wirklich stärker wird? Und kann man überhaupt vom Immunsystem so allgemein sprechen, wo es doch ein so komplexes System ist?
All diese Fragen möchte ich mit diesem Buch beantworten. „Wie kann ich mich selbst stärken?", ist die zentrale Frage, die mir in der Praxis regelmäßig, seit Beginn der Coronapandemie täglich, gestellt wird. Dazu dient dieses Buch. Dabei sehen wir uns alle Möglichkeiten der westlichen Medizin und auch der Traditionellen Chinesischen Medizin an, soweit es Studien oder einen nachvollziehbaren Beleg für die Wirksamkeit gibt. Alles, was beweisbar hilft, das Immunsystem zu stärken, ist willkommen und wird hier erwähnt. Sie werden sich wundern, was alles möglich ist, was Sie alles selbst tun können!
„Immunsystem" bedeutet, dass es da etwas in unserem Körper gibt, das Feinde, Unruhestifter, Störfaktoren und liegengebliebene Abfallprodukte, also Dreck, von außen und von innen beseitigt. Die Schlüsselfunktion des Immunsystems ist es, alles, was im Körper vorhanden ist, entweder als „eigen zu erkennen oder als „fremd
zu demaskieren und wegzuräumen.
Dafür produziert der Körper täglich mehrere Milliarden weiße Blutkörperchen, Leukozyten, lässt sie im Blut patrouillieren und schickt sie an die entlegensten Orte in unserem Körper. Dafür produziert der Körper auch täglich 2x1011 Erythrozyten, rote Blutkörperchen, die Sauerstoff von der Lunge zu allen Zellen des Körpers, auch den Immunzellen, transportieren und die aus dem Stoffwechsel entstehenden Abfälle gleich mitnehmen. Dabei transportiert jeder einzelne Erythrozyt Vitamin C, um die gefährlichen Radikale überall im Körper zu entschärfen.
Es gibt ein großes Immunsystem, das aus mehreren Komponenten besteht und das mit all den Mikroorganismen in und auf uns zusammenarbeitet sowie das Überleben des Makroorganismus Mensch auf der von oftmals feindlich agierenden Mikro- und Makroorganismen überbevölkerten Erde sichert. Es ist dies das gleiche System, das Infekte abwehrt, Blutungen stoppt, Wunden verheilen lässt, Krebszellen wegräumt und die vorzeitige Alterung durch „Verschlackung" des Körpers verhindert.
Das, was wir als „schwaches Immunsystem" bezeichnen, dass man nämlich gehäuft grippale Infekte bekommt, ist nur ein marginaler Hinweis darauf, dass der Körper vielleicht ein bisschen Hilfe, Stärkung und regelmäßiges Training braucht. Erkennt man die Zeichen und trainiert man das Immunsystem richtig, kann das schwere Erkrankungen wie chronische Entzündungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Krebs verhindern. Falls diese bereits eingetreten sind, können die gleichen Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems den Verlauf der Erkrankungen positiv beeinflussen.
Die einzige Voraussetzung, die Sie für dieses Buch brauchen, ist die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden und selbst das Ruder der Krankheitsvorsorge und der Heilung in die Hand zu nehmen. Das betrifft vor allem auch die Zustände und Beschwerden, die Sie nach einem Infekt vielleicht noch immer haben, wie chronische Müdigkeit, allgemeine Infektneigung, Niedergeschlagenheit und Antriebsminderung. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Long-Covid-Syndrom. Zumeist ist jene Therapie, die eine Infektion vermeidet, die gleiche Therapie, welche auch die Beschwerden nach dem Infekt behandelt ...
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, viele neue Erkenntnisse, viel Spaß beim Umsetzen derselben und vor allem Gesundheit!
Ihr
Dr. med. univ. Georg Weidinger
Teil I: Wie es funktioniert ...
Das Immunsystem
Wir leben in einer potenziell feindlichen Welt. Infektionen, also Angreifer verschiedenster Größen, Formen, Zusammensetzungen und Nationalitäten versuchen ständig, in unseren Körper einzudringen, um unseren Organismus als Produktionsstätte der eigenen Gene zu missbrauchen. Doch unser Körper hat sehr effektive Mechanismen entwickelt, um genau das zu verhindern. Diese Abwehrmechanismen führen dazu, dass verschiedenste Angreifer keine Chance haben, uns zu erobern. Das bezeichnen wir als Immunität (lateinisch immunitas „Freiheit von ..."). Die Summe all unserer Abwehrmechanismen, inklusive jener, welche die körpereigenen Störenfriede in die Schranken weisen, nennt man Immunsystem. Bei diesem kann man zwischen drei Teilen unterscheiden: dem unspezifischen (angeborenen) Teil, dem spezifischen (erworbenen) Teil und dem Mikrobiom (oder der Mikrobiota).
Das Wichtigste für das Immunsystem ist es, zu wissen, was zum normalen und gesunden Körper gehört, was also eigen ist, und was fremd ist oder kaputt und nicht mehr lebensfähig. Dazu hat jede Zelle im Körper ein Erkennungssignal an der Oberfläche, vergleichbar einem Barcode, der von den Zellen des Immunsystems gescannt wird. Wenn der Scanner grün leuchtet, dann gehört die Zelle zum „Team", ist körpereigen.
Diese Barcodes sind eigentlich Zuckerstrukturen, sogenannte Kohlenhydratantigene, von denen das bekannteste das ABO-System der Blutgruppen ist. Es gibt hunderte verschiedene erbliche Antigene, wie auch das Rhesus-System, die nicht nur auf den roten Blutkörperchen, sondern auf vielen anderen Körperzellen zu finden sind. Die Sicherheit geht im Körper vor. Daher gibt es gleich mehrere Identifikationsmerkmale, die für jeden einzelnen Menschen ganz spezifisch sind und Teil seiner immunologischen Identität.
Die Geburt ist das Startsignal. Alles, was bei der Geburt im Körper vorhanden ist, wird als eigen erkannt. Daher spricht man vom angeborenen Immunsystem. Sterben dann Zellen ab oder entstehen Krebszellen, erkennt bereits dieser Teil des Immunsystems, dass „das nicht normal ist", um gesund zu sein, und räumt die kaputten Zellen weg. Ebenso funktioniert das mit den Mikroorganismen, die von außen eindringen wollen. Bis zu einem gewissen Prozentsatz funktioniert das auch ganz gut ... Ist der Mensch einmal geboren und auf der Welt, lernt das Immunsystem ständig dazu. Dafür gibt es eigene Zellen, die Angreifer und Störenfriede speziell erkennen und sich das vor allem merken. Dies ist das erworbene Immunsystem, das wir uns zum Beispiel bei Impfungen zunutze machen.
Der angeborene (unspezifische) Teil inkludiert jene Barrieren, die der Körper errichtet hat, um Angreifer – verschiedenste Mikroorganismen – unspezifisch (ohne wählerisch zu sein) am Eindringen in den Körper zu hindern. Hier sind die Barrieren der Haut, der Schleimhäute, der Salzsäure des Magens gemeint sowie vor allem jene Immunzellen, die alle Eindringlinge und kaputten eigenen Zellen fressen und zerstören. Diese Barrieren sind bei der Geburt bereits vorhanden und voll ausgebildet.
Der erworbene (spezifische) Teil wird erst nach der Geburt in den Organen Thymus, Milz und Knochenmark gebildet und greift gezielt jene als fremd erkannte Zellen und zelluläre Fragmente an, die spezifisch vom Immunsystem markiert wurden.
Das Mikrobiom oder die Mikrobiota ist die Summe aller Kleinstlebewesen, die auf und in uns leben. Ein durchschnittlicher Mensch hat etwa 30 Billionen Körperzellen und 300 Billionen Mikroorganismen, welche in Summe etwa zwei bis drei Kilogramm des Körpergewichts ausmachen. Wir sind also in uns die Minderheit ...! Es ist daher wenig verwunderlich, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen unserem Körper und all den Mikroorganismen für unsere Gesundheit lebensnotwendig ist. Viele dieser Mikroorganismen übernehmen Abwehr- oder auch Verdauungsfunktionen im Körper, die wir ohne sie nicht schaffen würden.
Das Immunsystem ist wie eine Schutzmauer um unseren Körper plus ein Heer an Kriegern plus eine funktionierende, ständig fahrende Müllabfuhr plus ein Rettungsdienst und auch gleich das Spital dazu.
Ziel ist ein sicherer, geschützter, gut funktionierender, sauberer Körper. Alles, wogegen das Immunsystem vorgeht, nennt man ein Antigen (griechisch anti „dagegen" und gennaō „gebäre, „erzeuge
). Antigene sind also einerseits all die Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Pilze, verschiedenste Einzeller (Protozoen), größere Angreifer wie Parasiten, Insekten und Würmer, aber auch die ganzen Fremdkörper, die im Körper nichts verloren haben, wie ein Holzspan, Erde (in verunreinigten Wunden), Chemikalien und Gifte. Antigene sind aber auch alle körpereigenen Zellen und Strukturen, welche kaputt sind (wie abgestorbene Zellen), sich der allgemeinen Kontrolle entzogen haben (wie Krebszellen) oder veränderte körpereigene Moleküle (wie Eiweiße, die auf einmal ganz anders aussehen als normal, zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen).
Beginnen wir einmal, uns die einzelnen Schichten der Abwehr von außen nach innen anzusehen.
Die Haut
Die erste Barriere, der Angreifer von außen begegnen, ist unsere Haut. Mit bis zu zwei Quadratmetern Fläche bildet sie unser größtes Organ. Wie ein Schutzschild hüllt sie den Rest des Körpers ein. Sie verhindert, dass schädliche Fremdstoffe von außen eindringen können. Diese Schutzfunktion übernimmt die sogenannte Hautbarriere, ein Hornpanzer, welcher unsere oberste Hautschicht, die sogenannte Epidermis (griechisch epi „auf" und derma „Haut"), die Oberhaut, bildet. Die Epidermis selbst hat keine Blutgefäße, wird aber von der darunterliegenden Dermis, der Lederhaut, versorgt. Ganz außen befindet sich die Hornschicht, das Stratum Corneum, welches als mechanische Barriere aus abgestorbenen Hornzellen besteht. Diese Hornschicht wird ständig von innen mit Fetten, Lipiden, geschmiert, damit sie nicht austrocknet. Dabei funktioniert diese Hydrolipidschicht wie eine Art Kleister, um die abgestorbenen Hornzellen zusammenzuhalten und nach außen hin abzudichten. Die Bestandteile dieses Kleisters sind Ceramide, Cholesterin, Filaggrin und Transglutaminase. Die Epidermis produziert diese ihre Schutzschicht selbst. Dabei sondert sie auch verschiedene Eiweiße in den Kleister ab, um Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze direkt schädigen zu können.
Entscheidend für die Schutzfunktion der Haut gegen Angreifer von außen ist die intakte Hautbarriere. Nur wenn die Haut nicht ausgetrocknet ist, funktioniert ihr Immunschutz.
Die darunterliegende Dermis, die Lederhaut, besteht aus beweglichen und sehr belastbaren Fasern, den Kollagenfasern. In die Dermis sind Blut- und Lymphgefäße eingebettet, welche die Versorgung der Haut mit Nährstoffen und Flüssigkeit garantieren. Zusätzlich finden sich hier Haarfollikel, Talg- und Schweißdrüsen sowie zahlreiche Nervenfasern für die Tast- und Vibrationswahrnehmung. Der Talg sorgt für die Geschmeidigkeit der Haut und die Balastbarkeit der Fasern, und die Schweißdrüsen erschaffen einen Säureschutzmantel an der Oberfläche. Die Hydrolipidschicht soll einen optimalen pH-Wert von 4,8 bis 5,5 haben, um Hautbakterien, die an der Hautoberfläche leben, am Eindringen zu hindern. Andererseits fühlen sich bestimmte Bakterien, wie zum Beispiel Staphylococcus epidermidis, bei einem pH-Wert der Hautoberfläche von etwa 5 sehr wohl.
Tatsächlich leben etwa 1010 Keime in der Epidermis. Diese physiologische Keimbesiedelung der Haut nannte man früher Hautflora, als man die Mikroorganismen noch zum Pflanzenreich zählte. Heute sprechen wir vom Hautmikrobiom oder der Hautmikrobiota.
Ist die Hautbarriere intakt, die Haut nicht zu trocken, der pH-Wert der Oberfläche um 5 und funktionieren die ständige Abschilferung (Abschuppung) abgestorbener Hornzellen nach außen sowie der Nachschub neuer Zellen aus der Tiefe der Epidermis reibungsfrei, dann finden bestimmte Mikroorganismen genügend Nahrung in unserer Hornschicht der Haut sowie den Ausgängen von Talgdrüsen und Haarfollikeln.
Eine gewollte, für unseren Körper gesunde und unser Immunsystem unerlässliche Zusammensetzung von „guten" Keimen in der Haut ist folgende:
Eine Kolonie aus Staphylokokken (S. epidermidis, S. saprophyticus, S. hominis, S. xylosus, S. warneri, S. haemolyticus, S. saccharolyticus, S. cohnii, S. auricularis), welche gerne in feuchten Arealen wie Hautfalten oder im Intimbereich leben;
Corynebakterien (C. minutissimum, C. jeikeium, C. xerosis, C. pseudotuberculosis, C. goutcheri, C. pseudodiphteriticum, C. bovis), welche durch ihre eigenen Stoffwechselprodukte den sauren pH-Wert der Haut aufrechterhalten;
Brevibacterium und Dermabacter, welche einen Anteil an der Entwicklung unseres individuellen Körpergeruchs haben;
harmlose Varianten von Mykobakterien, Propionibakterien, Enterokokken und Acinetobacter;
vor allem auf den Füßen eine bunte Pilzflora und am Körper Pilze der Gattung Malassezia;
bevorzugt in verstopften Talgdrüsen der harmlose Hefepilz Pityrosporum ovale;
die in den Haarfollikeln lebenden Haarbalgmilben, welche beim Menschen mitverantwortlich sind für eine intakte Haut.
Leben all diese und noch weitere gute Keime in unserer Haut, verhindern sie, dass sich krankheitsverursachende Keime in ebendieser einnisten können.
Ein gesundes Hautmikrobiom ist wichtig, damit sich keine krankmachenden Keime in unserer Haut breitmachen können.
Das Geheimnis einer gesunden Haut ist die richtige Balance zwischen „guten und „schlechten
(„bösen", pathogenen, krankmachenden) Bakterien. Die guten Bakterien unterstützen das Schutzschild der Haut, halten den gesunden, leicht sauren pH-Wert der Haut aufrecht, produzieren Stoffe, welche die „bösen Bakterien in Schach halten, und verbessern die Hautbarriere, indem sie dem „Hautkleister
Stoffe für eine optimale Verbindung zwischen den Hornhautzellen beifügen. Die schlechten Bakterien können verschiedene Formen von Hautinfektionen verursachen, welche man an Rötung, Trockenheit, Schuppung und Juckreiz erkennen kann. Dabei besteht jeweils die Gefahr, dass die Infektion auf den gesamten Körper übergreift und diesen schwächt. Eine allgemeine Immunschwäche kann die Folge sein.
Zum Beispiel ist Händewaschen notwendig, um Keime von den Händen zu vertreiben, die dort auf Dauer nichts verloren haben und die man durch Händeschütteln an andere Menschen weitergeben könnte, etwa nach dem WC-Besuch oder dem Naseputzen. Ständiges Händewaschen und anschließendes Desinfizieren kann jedoch die Hautbarriere so schädigen, dass es zu einer Fremdbesiedelung der Haut mit krankmachenden Keimen kommt und so Entzündungen entstehen.
Studien haben ergeben, dass heute 30–40 % der Bevölkerung Österreichs, Deutschlands sowie der Schweiz unter Hautproblemen leidet, wobei Trockenheit, allgemeine Empfindlichkeit und Allergien im Vordergrund stehen.
Die Ursachen dafür sind vielfältig:
zu häufiges Waschen und Desinfizieren der Haut;
der vermehrte Gebrauch von Putzmitteln und Desinfektionsmitteln in unserer gewohnten Umgebung, sodass wir von keiner gesunden, natürlich vorkommenden Bakterienlandschaft umgeben sind;
das Tragen von Gewand, welches verschiedenste Chemikalien enthält oder mit diversen Chemikalien gereinigt wurde;
zu viel Stress und ungesunde Ernährung (dazu später) mit einer daraus resultierenden Übersäuerung des Körpers, welche direkt den Haut-pH-Wert und die Zusammensetzung des Hautmikrobioms verändert;
zu wenig Bewegung, sodass uns leichter kalt ist und wir daher zu viel anziehen, was wiederum die Hauttrockenheit begünstigt;
überhitzte und zu trockene Wohn- und Arbeitsräume, was die Hauttrockenheit ebenfalls fördert.
Dies ist unser Blick auf die Welt:
Und dies wäre der Blick auf die Welt, wenn wir all die Mikroorganismen um uns tatsächlich sehen würden:
Die Gesamtheit aller mikroskopisch kleinen Lebewesen auf der Erde nennt man globale Mikroflora. Diese sind bis zu 0,2 mm groß. Den Hauptanteil machen die Bakterien und Pilze aus, wobei man heute davon ausgeht, dass ein Bakterium das erste Lebewesen auf unserer Welt war. Bakterien leben noch immer unter uns und ermöglichen es auch heute noch, dass die Erde lebt und bewohnbar ist. Man schätzt, dass es etwa drei Milliarden unterschiedlicher Arten von Mikroorganismen gibt, von denen die meisten noch nicht identifiziert sind.
Der Mensch ist Teil der Natur, und diese besteht neben den sichtbaren Pflanzen und Tieren auf jedem Zentimeter der Erde vor allem aus Milliarden von Mikroorganismen. Man überlebt in dieser Welt nicht, indem man all diese einfach umbringt, um in einem „keimfreien" Bereich leben zu können. Man überlebt in dieser Umgebung, indem man sich mit den guten Keimen arrangiert und sie sogar fördert, dann kümmern sich nämlich die guten Keime um die bösen, und wir müssen da gar nichts dazutun ... Das gilt für unsere Haut, für unseren Darm, für unser Wohnzimmer, das Kinderzimmer, das Klo und das Bad, die Küche, den Stall und den Garten, den Arbeitsplatz, das Wohnzimmer, das Fitnessstudio und auch das Auto.
Ich denke, dass in der Hygiene und der Medizin in den nächsten Jahren ein deutliches Umdenken starten wird. Bisher war die Maxime unserer Medizin: Was uns stört, bringen wir um! Das gilt für krankmachende Bakterien, welche wir mit Antibiotika umbringen, krankmachende Viren, für diese gibt es die für sie tödlichen Virostatika, krankmachende Pilze, da haben wir die Mykostatika. Das gilt des Weiteren auch für Krebszellen, die wir mit Hilfe von Chemotherapeutika und Strahlentherapie umbringen und wobei wir das Töten gesunder Zellen und von Gewebe in Kauf nehmen (müssen). Aber so muss es nicht für immer sein.
Nicht die Feinde besiegen, sondern die eigenen Mauern erhöhen!
Sind die Mauern um eine Burg unendlich hoch, wird das 95 % aller Angreifer abschrecken und sie werden erst gar nicht probieren anzugreifen. Für die fünf Prozent, die es trotzdem tun und tatsächlich über die Mauer kommen, haben wir ja noch immer die gerade erwähnten medizinischen Waffen.
Beim Darm hat man das schon vor Jahren erkannt und festgestellt, dass eine normale Verdauung nur mit Hilfe einer gesunden Darmflora, des Darmmikrobioms, möglich ist. Bei der Haut und den inneren Organen müssen wir das wohl noch lernen ...
Wissen Sie, wie man reich wird? Indem man nichts ausgibt. Das gilt auch für unsere Haut. Wenn Sie Ihre gesamte Hautoberfläche täglich oder mehrmals täglich mit Seife und vielleicht noch mit Desinfektionsmitteln reinigen und dabei die Hydrolipidschicht abrubbeln, den pH-Wert verschieben und Ihr gesundes Hautmikrobiom vertreiben, müssen der gesamte Körper und das gesamte Immunsystem viel Arbeit leisten, um die intakte Hautbarriere wieder aufzubauen. Daher: Lieber erst gar nicht die ganze Schutzschicht ausgeben, sondern bewahren.
Ein guter Tipp aus dem Ayurveda ist es, die gesamte Hautoberfläche vor dem Duschen mit Sesamöl einzureiben, etwa zehn Minuten zu warten und erst dann zu duschen. Der Körper verliert dadurch viel weniger seiner wertvollen Fette, die Haut trocknet nicht aus und die verwendeten Seifen können den pH-Wert der Haut nicht durcheinanderbringen. Außerdem ersparen Sie sich das Eincremen nach dem Duschen ...
Auch sollten Sie, falls Sie täglich duschen, nur die geruchsintensiven Teile Ihres Körpers mit Seife reinigen und „beduften" und den Rest nur mit reinem Wasser waschen.
Auch bei Akne hat es sich bewährt, die betroffenen Stellen nur mit Wasser zu waschen. Störungen der Haut wie Akne oder Neurodermitis lehren uns, dass sich Veränderungen, die im Inneren des Körpers stattfinden, häufig an der Oberfläche, der Haut, zeigen. So tritt zum Beispiel die Akne in der Pubertät deshalb auf, weil sich durch die Zunahme männlicher Sexualhormone nicht nur der Körper, sondern auch die Haut und das Hautmikrobiom verändern. Neurodermitis, eine entzündliche Erkrankung der Haut, ist meist die oberflächliche Entsprechung einer inneren Schwäche, vor allem bei hellhäutigen Menschen, die mit Allergien, Asthma bronchiale und Bauchschmerzen einhergehen kann.
Denken Sie zum Beispiel an die Therapie eines Fußpilzes. Sie wissen nun, dass diverse Pilze bei jedem von uns physiologisch an den Füßen vorkommen. Welche Therapie wäre wohl die zielführendste gegen Fußpilz: eine Salbe, welche Pilze tötet oder ein Wässerchen, welches das natürliche Mikrobiom wieder auffüllt?
Bei Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Rosazea (entzündliche Rötung des Gesichts) und Akne kommt es im Rahmen der Erkrankung zu einem Überwiegen pathogener Hautkeime, vor allem von Staphylococcus aureus. Ein wichtiges Ziel in der Behandlung dieser Erkrankungen ist das Wiederherstellen eines normalen Hautmikrobioms.
Heute versucht man vor allem mit Hilfe von Probiotika, das Darmmikrobiom zu normalisieren und dadurch indirekt die Bakterien der Haut, der Mundhöhle, der Scheide, des unteren Harntraktes und damit allgemein das Immunsystem zu verbessern. Probiotika sind Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel, die lebende „gute" Bakterien enthalten und oral eingenommen das Darmmikrobiom verändern sollen. Dass das nicht so leicht ist und nicht so einfach über den ganzen Körper schwappt, sehen wir uns beim Darm genauer an.
Effektive Mikroorganismen (EM)
Spannend ist die Entwicklung der sogenannten Effektiven Mikroorganismen. Anfang der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts erfand der japanische Agrarforscher Professor Teruo Higa diese eher zufällig, als er Bakterien als Bodenhilfsstoffe testete.
Effektive Mikroorganismen sind verschiedenste Bakterien, Hefen und Pilze, welche überall in der Natur vorkommen, bei Pflanzen und Tieren Wachstum und Gesunderhaltung fördern und gleichzeitig Fäulnis, Schimmelbildung und Oxidation verhindern. Darüber hinaus produzieren sie aus organischem Material Nährstoffe, Vitamine und Enzyme. Die EM werden nach dem Prinzip der Fermentierung hergestellt, wie wir das bei der Herstellung von Sauerkraut kennen.
Denken Sie an die rasante Zunahme von Allergien bei unseren Kindern. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der Entwicklung moderner Putz- und Desinfektionsmittel. Heute weiß man, dass eine gesunde Umgebung für Kinder viele Mikroorganismen enthält, damit der Körper zu seinen „guten Keimen kommt und lernt, „böse
Keime abzuwehren. Als gesündeste Umgebung, in der unsere Kinder spielen sollten, gilt der Kuhstall ...
Die Effektiven Mikroorganismen sind eine Auswahl der „guten" Keime, die überall in unserer natürlichen Umgebung vorkommen sollten. All jene Keime, mit denen wir regelmäßig in Berührung kommen, werden dann nach und nach in unser Hautmikrobiom, in unser Darmmikrobiom und alle weiteren von Mikroorganismen besiedelte Partien aufgenommen. Die wichtigsten Bestandteile sind:
Photosynthesebakterien: Sie nutzen Sonnenlicht und Bodenwärme, um Wurzeln, organische Materialien und schädliche Gase (Wasserstoffsulfid) zu verarbeiten, und produzieren dabei Aminosäuren, Nukleinsäuren und bioaktive Stoffe.
Milchsäurebakterien: Diese kommen bei Menschen und Tieren vor. Sie besiedeln den Darm, Schleimhäute und die Haut. Sie heißen so, weil sie Kohlenhydrate und Zucker mit oder ohne Sauerstoff zu Milchsäure abbauen. Die moderne Hautmikrobiomforschung hat ergeben, dass sie wichtig sind, um eine gesunde Haut aufzubauen. Milchsäurebakterien werden seit vielen Jahrhunderten in der Lebensmittelverarbeitung eingesetzt, zum Beispiel bei der Herstellung von Wein, Bier, Sauerteig, Sauerkraut, Joghurt, Buttermilch oder Käse.
Hefepilze (Hefen): Das sind einzellige Pilze. Die hier verwendeten Arten verarbeiten Aminosäuren und Zucker, unter anderem jene von den Photosynthesebakterien, um daraus antimikrobielle und nützliche Substanzen für Tier und Pflanze zu bilden. Auch entstehen Enzyme und Hormone, welche die Zellteilung und damit das Zellwachstum anregen können. Die in den EM verwendeten Hefen werden seit über 2000 Jahren im asiatischen Raum kultiviert und verwendet, um traditionelle fermentierte Speisen herzustellen.
Die Mikroflora dieser Welt besteht immer aus drei verschiedenen Arten von Mikroorganismen:
Krankmachende (pathogene) Mikroorganismen, die wir bisher als die „bösen" bezeichnet haben; diese machen etwa 5 % aus.
Aufbauende, regenerative Mikroorganismen, die wir bisher als die „guten" bezeichnet haben; auch sie machen etwa 5 % aus.
Neutrale („opportune") Mikroorganismen: Diese sind weder gut noch böse, sondern schließen sich gerne der Mehrheit an. Sie machen die verbleibenden 90 % aus.
Die Effektiven Mikroorgansimen sind zu 100 % aus der zweiten Gruppe.
Nehmen wir als Beispiel ein Küchenbrett. Hier leben alle drei Arten von Mikroorganismen. Sind die guten und die bösen im Gleichgewicht, ist alles in Ordnung. Verschiebt sich jedoch das Gleichgewicht auch nur minimal, schlagen sich die opportunen Mikroorganismen auf die Seite der Mehrheit, und dies geht im schlimmsten Fall bis zu einem exponentiellen Wachstum bösartiger Keime. So entsteht zum Beispiel Fäulnis.
Die Anwendung Effektiver Mikroorganismen zielt darauf ab, das Gleichgewicht des Mikrobioms immer in Richtung der guten Keime zu verschieben. So finden Wachstum, Regeneration und Heilung statt, je nachdem, wo die EM angewendet werden: im Boden, um diesen zu regenerieren, im Wasser, um es zu beleben, in der Luft, um sie zu reinigen.
Begonnen hat alles in der Landwirtschaft, um den Boden fruchtbarer und gesünder zu machen, den Pflanzenwuchs nährstoff- und vitaminreicher zu gestalten sowie um das verwendete Wasser zu reinigen. Mittlerweile gibt es EM auch als Nahrungsergänzungsmittel, um das Darmmikrobiom auf gesunde Weise aufzubauen, in Salben und verschiedenen äußeren Anwendungen, um das Hautmikrobiom aufzubauen, sowie in Getränken und Nahrungsmitteln.
Da wir mehrere Hunde, Pferde und Hühner haben, pflegen wir die Stallungen schon länger mit EM, was vor allem bei den Hühnern sehr effektiv ist gegen Milben und diverse Schädlinge. Dann sind wir dazu übergegangen, Wunden der Tiere mit EM zu spülen, da man bei Fell- und Federtieren ohnehin nie eine hundertprozentige Desinfektion schafft. Die Wundheilung war dabei immer hervorragend. Der nächste Schritt war die äußerliche Anwendung bei Hauterkrankungen in unserer Arztpraxis: Betupfen und Einreiben der Haut mit „EM-aktiv", der weitervermehrten Form der EM-Urlösung, um ein gesundes Hautmikrobiom aufzubauen. Siehe da, Neurodermitis, Psoriasis, Rosazea und diverse Ekzeme besserten sich innerhalb von zwei bis drei Wochen deutlich.
EM ist ein spannender und preisgünstiger Ansatz, um das gesunde Hautmikrobiom effektiv aufzubauen.
Ich bin mir sicher, dass die Idee Schule machen wird und in den nächsten Monaten eine Vielzahl von Produkten