Gewerkschaften in der Postdemokratie: Welche Herausforderungen ergeben sich für deutsche Gewerkschaften aus der Postdemokratisierung der Gesellschaft?
Von Henrik Drozd
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Henrik Drozd
Henrik Drozd studierte Politik und Geschichte an der Georg-August- Universität Göttingen und an der Universität Hildesheim.
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Buchvorschau
Gewerkschaften in der Postdemokratie - Henrik Drozd
1. Einleitung
„Selbstverständlich sind die Gewerkschaften ein wichtiger Kern der Demokratie. Eine Demokratie braucht die Gewerkschaften. Allerdings haben die Gewerkschaften einige Schwierigkeiten" (Crouch Interview 2013).
Im Jahr 2008 forderte die IG Metall in der damaligen Tarifrunde eine achtprozentige Lohnerhöhung. Dieses ehrgeizige gesetzte Ziel konnte die Gewerkschaft jedoch nicht verwirklichen. Statt den geforderten acht, konnte die IG Metall nur eine Lohnerhöhung von 4,2 Prozent gegen die Arbeitgeber durchsetzen. „Doch wer mit einer Acht-Prozent-Forderung als Tiger in die Auseinandersetzung geht, sieht sich […] doch allenfalls als Kater auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt" (Dörre 2008, S. 95) kommentiert der Wissenschaftler Klaus Dörre. Laut ihm liegt die Ursache hierfür in der strukturellen Schwäche der Gewerkschaften, deren Ursache die Postdemokratie nach Colin Crouch sei (Vgl. ebd. S. 95).
Crouch beschreibt die Postdemokratie als einen Zustand, in dem demokratische Institutionen formal bestehen blieben und zum Teil sogar ausgeweitet werden würden. Die demokratischen Verfahren und Regierungen entwickelten sich jedoch rückwärtig. So hätten sie im Verlauf der postdemokratischen Entwicklung der Gesellschaft Formen angenommen, welche typisch für vordemokratische Phasen der Geschichte seien. Demnach hätten privilegierte ökonomische Eliten politischen Einfluss gewonnen und die Macht globaler Unternehmen wachse stetig (Vgl. Crouch 2008, S. 13).
So stellte Crouch in einem Interview fest, dass das letzte Jahrhundert von der Trennung zwischen Politik und Wirtschaft geprägt gewesen sei. Im Gegensatz dazu vermische sich heute alles und die Grenzen zwischen eben diesen gesellschaftlichen Bereichen seien nunmehr fließend. In der Vergangenheit sei demnach die Politik viel unabhängiger von äußeren Einflüssen gewesen (Vgl. Crouch Interview 2013).
Hierdurch werde die Egalität der Gesellschaften mit der eigenen Ohnmacht konfrontiert, da sie gegen diese Vorgänge wehrlos erscheine (Vgl. Crouch 2008, S. 13). So würden in postdemokratischen Gesellschaften zwar weiterhin Wahlen abgehalten und Regierungen gebildet. Die Wahlkämpfe würden jedoch von professionellen Public Relations-Fachleuten und Medienberatern derart kontrolliert werden, dass sie zu reinen Medienspektakeln verkämen. So würden nur Inhalte im Wahlkampf behandelt, die zuvor von den Experten selektiert wären. Den meisten Bürgern käme in der Postdemokratie eine stumme oder apathische Rolle zu. Sie würden zunehmend passiv werden und reagierten lediglich auf die Signale, die ihnen gegeben werden, ohne diese kritisch zu hinterfragen oder eigene Interessen zu verfolgen. Dabei entstehe eine politische Inszenierung, die wirkliche Politik werde „hinter verschlossenen Türen gemacht" (Crouch 2008, S. 10). Hier triefen sich die Regierungen und die Eliten, welche sich besonders für wirtschaftliche Interessen einsetzen. Crouch betont, dass sein Modell der Postdemokratie eine Übertreibung sei (Vgl. ebd.).
Crouch beschreibt die Entwicklung der modernen Demokratie als eine Parabel. Ihren Scheitelpunkt habe diese parabelförmige Entwicklung der Demokratie erreicht als „populäre Bewegungen und Parteien, geführt von charismatischen durchsetzungsfähigen Persönlichkeiten" existierten (Reese-Schäfer 2012, S. 215f.). Der politische Stil dieser Personen habe dabei nicht immer dem von vorbildlichen Demokraten entsprochen, sie wurden jedoch von einer lebhaften und engagierten Massenbewegung getragen, die egalitaristisch geprägt gewesen sei. Seit diesem Zeitpunkt wandele sich die moderne Demokratie in ihrem parabelförmigen Verlauf und nehme eine negative Entwicklung an. Demzufolge wird davon ausgegangen, dass die Demokratie in westlichen Staaten bereits ihren Scheitelpunkt erreicht habe. Weiterhin könnten sich Elemente direkter demokratischer Beteiligung zwar noch ausbreiten und die innerparteiliche Demokratie gestärkt werden, die Idee der egalitären Umverteilung in der Gesellschaft würde jedoch zunehmend vernachlässigt werden. Ursachen hierfür seien zum einen der Rückgang des Anteils der Industriearbeiter an der Gesamtbevölkerung, sowie eine immer weiter globalisierte Wirtschaft. Dies führe dazu, dass sich Unternehmen nicht mehr durch national-staatliche Organe kontrollieren ließen. Ferner sei ein Rückgang der Mitgliedschaften und des Engagements in Organisationen mit politischen Zielen zu erkennen und die Wahlbeteiligung sei rückläufig. Beides seien Kennzeichen für ein wachsendes politisches Desinteresse der Bevölkerung (Vgl. ebd. S. 216).
Es gäbe jedoch auch Entwicklungen, die dieser Diagnose widersprechen. Hierzu würden die vermehrte politische Kommunikation über soziale Netzwerke, politisiertes Einkaufsverhalten sowie die Forderungen nach mehr Bürgerentscheiden und Meditationsverfahren zählen. Durch das Verständnis der Postdemokratiethese und ihrer Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Bürgern entstehe durch diese Entwicklungen ein anderer Eindruck. So führten diese Forderungen zu einer Steigerung der postdemokratischen Tendenzen in der Gesellschaft. Grund hierfür sei, dass beispielsweise die Beteiligung an Volksabstimmungen noch stärker vom sozialen Status einer Person abhinge als dies bei üblichen Wahlen der Fall sei. So gelte, dass Personen mit einem höheren