Maestro Mozart, ich bin Beethoven!: Einsichten aus einem imaginären Gespräch
Von Nikolaus Schapfl
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Über dieses E-Book
Text und Musik: Nikolaus Schapfl
German and English version in one book. / Deutsche und englische Version in einem Buch. - Übersetzung / Translation: Matthew Faulk
Personen: Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Die unsterbliche Geliebte (Sopran)
Dieses Musiktheaterwerk für Kammerorchester, zwei Schauspieler und Sopran ist ein voller Charme gestaltetes Mini-Drama, das eine fiktive Begegnung zwischen Beethoven und Mozart entwirft. In einer provokativen, spannungsgeladenen, breit gefächerten Unterhaltung gehen die beiden größten musikalischen Genies ihrer Zeit den Geheimnissen ihrer Kunst, ihrer Lebensläufe und den Konsequenzen von getroffenen Entscheidungen auf den Grund und beleuchten ihre sehr unterschiedlichen Lebenseinstellungen. Gewürzt mit geistreichen musikalischen Kommentaren ergibt das den Geschmack eines faszinierenden Stelldicheins, das hätte stattfinden sollen - aber nie stattfand. (M. Faulk, Oxford)
Based on an idea and produced by Dr. Herbert Groeger
Characters: Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, The Immortal Beloved (soprano)
This 'concerto for chamber orchestra, two actors and soprano' is a charmingly conceived mini-drama which imagines a fictitious encounter between Beethoven and Mozart. In a provocative, edgy, wide ranging conversation, the two greatest musical geniuses of their age word-spar around the secrets of their art and lives, the consequences of decisions they have made, and contrast their very different philosophies. Punctuated with witty musical commentary, this is the taste of a fascinating tryst that should have been - but never was. (M. Faulk, Oxford)
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Buchvorschau
Maestro Mozart, ich bin Beethoven! - Nikolaus Schapfl
[Bühne dunkel]
Komposition 1 - Adagio (01: 30)
Sie können die Audiodatei im Internet anhören, indem Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone scannen. Nutzer: m1 / Passwort: mer1s1
[Licht] Beethoven tritt an Mozart heran, der an einem Tisch sitzend in eine Partitur vertieft ist.
BEETHOVEN
Mæstro Mozart, ich bin Beethoven!
MOZART
Ah, Beethoven! …van!
BEETHOVEN
[räuspert sich]
Darf ich fragen, welche Noten er da studiert?
MOZART
Ich verstehe, daß er da von sich reden macht, aber diese derbe Attitüde - da! Die prallen Akkorde in der Tiefe!
Musikeinspielung 1: im Klavier erklingt der Akkord m.s.
Takt 308 der Pathétique op. 13, 1. Satz
MOZART
Ge' hean’s, das degoutiert doch das Ohr!
BEETHOVEN
Ach so, seine Ohren! Laß er bloß die Perücke auf. Wenn die Läuse aus selbiger hierfürkröchen, könnte er einen wahren Ohrsturz erleiden.
—> [1. Dienstherren und Schaffensbedingungen]
MOZART
Ich habe schon gehört: Frei schaffender Künstler, Sie! Moderne Sitten. Niemand kann Sie malträtieren, wahrlich ein Fortschritt, keine Dependance in Händen eines besoffenen, eselsohrigen Fürsten, aber der bon goût versumpft doch deswegen.
BEETHOVEN
Meister! Meine Bettlektüre heißt eh Händel. Normalerweise hätte ich einem, der mit mir einen solchen Ton anschlägt, schon den Schinder an den Hals gewünscht. Ich muß mich nicht verstecken vor Ihrem Können… Ihrer keine Zwischenräume auslassenden Chromatik [gerät ins Schwärmen], dem wehschwangeren, erschütternden, unfaßbar zarten Moll, und, ja! Was für ein Licht!
MOZART
Licht…. bei den Kerzen müssen wir sparen, jedenfalls jetzt. Die Reise zur Kaiserkrönung nach Frankfurt mußte ich aus eigener Tasche bezahlen, während die Hofschranzen freigehalten waren.
BEETHOVEN
Ihre Stellung bei Hofe…
MOZART
Mit den Leuten aus der zweiten Reihe konnte ich es nie. Dabei sind sie es, die die Entscheidungen fällen.
BEETHOVEN
Man darf sich gegen alle Menschen äußerlich nie die Verachtung merken lassen, die sie verdienen, denn man kann nicht wissen, wo man sie braucht.
MOZART
Sie hat der Adel ja fortlaufend finanziert, geradezu hofiert wurden Sie. Das haben Sie geschafft. Ich war schnell am absinkenden Ast bei Ihro Gnaden. Obwohl, Sie haben - und das wundert mich - mit Ihrer - wie heißt sie doch gleich - „Eroica" General Bonaparte, diesem Fürstenschreck, diesem Sofortgerinnungselixir allen blauen Blutes, vor aller Augen ein Denkmal gesetzt und es hat ihnen auch noch genützt!
BEETHOVEN
Vor Ihnen hat eben niemand Angst gehabt, Mozart. Mit dem Adel ist leicht verkehren, wenn man etwas hat, was ihm imponiert.
MOZART
Van.
BEETHOVEN
Tss. Die Eroica habe ich dem Fürsten Lobkowitz - Gott sei dem guten Herren gnädig - gewidmet und „Bonaparte" tituliert. Ich habe nie einen Hehl aus meiner Überzeugung gemacht, daß man sich vor Leuten nicht verneigen muß. Dem Goethe gab ich deutlich zu verstehen, er hätte sich vor der Kaiserin und den Herzögen nicht verbeugen müssen, im Park von Teplitz, gut 20 Jahre nach Ihrem Tod, Mozart. Aber wer mein Freund war, war mein Freund, und war es auch ein Fürst.
MOZART
Muß denen völlig neuartig vor’komma sei’, ois dös Speichelleckerg’würm los g’wen z’ sei’. Mir waren die Fürsten bestenfalls gnädig gestimmt - heißt: „in Spendierhosen".
BEETHOVEN
Könige und Fürsten können wohl Professoren machen und Geheimräte und Titel und Ordensbänder umhängen, aber große Menschen können sie nicht machen. Man muß sie in Respekt halten. Als mich Jérôme Bonaparte nach Kassel rief, spielte ich Interesse, spitzte die Ohren zum Schein, schnupperte brav wie ein Schoßfrettchen, was wohl davon zu halten beliebe, mit dem Ergebnis: Mein Bleiben wurde mir - nun ja, sagen wir - „versilbert".
MOZART
Ich bekam einen Tritt in den Hintern. — Ja aber, Beethoven, das ist doch leiwand, daß wir uns hier begegnen, das hätte sich nicht einmal der Schikaneder ausdenken können!
BEETHOVEN
Einen Tritt in den Hintern?
MOZART
Hat mich nicht gejuckt. Verletzend waren die Beschimpfungen: „Lump, elender Bub, Fex". Aber ein wenig Recht hatten sie - in Salzburg, als ich ihnen den Rücken kehrte. In Wien dann verdiente ich anfangs mehr als Sie, werter Kollege, viel mehr. Sie sehen ja. Da! [deutet in den Raum seitlich der Bühne] Ich war Großverdiener. Doch Graf Arcos Prophezeiung, die Wiener würden mir erst recht schöntun, um mich dann am langen Arm verhungern zu lassen, hat sich leider bewahrheitet. Ich hab’s verbockt. Was das Verhältnis der Wiener zu mir abgekühlt hat, maßgeblich absacken ließ, war der Figaro. Die Adelsschelte haben sie mir nicht durchgehen lassen. Ein Gemeiner, der dem Grafen nicht [steht auf und verneigt sich tief] fein schön säuberlich den Allerwertesten, jeck!… das war