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Offenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017
Offenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017
Offenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017
eBook280 Seiten1 Stunde

Offenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017

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Über dieses E-Book

Er gilt als der "Erfinder" der Pariser Operette, ohne den auch die Entstehung und Entwicklung ihrer Wiener Cousine kaum denkbar gewesen wären: Jacques Offenbach. Einen wortgewandten Anhänger fand er in Wiens schärfstem Satiriker Karl Kraus, der Offenbach gar zum einzig wahren Vertreter dieser Gattung erklärte. Befördert wurde der Offenbach-Kult noch durch den Wiener Kulturtheoretiker Egon Friedell, der den Komponisten zur Gallionsfigur einer ganzen Epoche erhob. Im Gegenzug wirkte sich der Ringtheaterbrand 1881 bei einer Aufführung von "Hoffmanns Erzählungen", eine der größten Katastrophen Österreich-Ungarn, auf die Rezeption verheerend aus.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum25. Okt. 2017
ISBN9783990123935
Offenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017

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    Buchvorschau

    Offenbach in Wien - Hollitzer Wissenschaftsverlag

    IMPRESSUM

    Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) | Jahrgang 72/5 | 2017

    ISBN 978-3-99012-393-5

    Gegründet 1946 von Peter Lafite und bis Ende des 65. Jahrgangs herausgegeben von Marion Diederichs-Lafite

    Erscheinungsweise: zweimonatlich

    Einzelheft: € 11,90

    Jahresabo: € 49,90 zzgl. Versand | Bestellungen: vertrieb@hollitzer.at

    Förderabo: ab € 100 | Bestellungen: redaktion@oemz.at | emv@emv.or.at

    Medieninhaberin: Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV) ZVR-Zahl 983517709 | www.emv.or.at | UID: ATU66086558

    BIC: GIBAATWWXXX | IBAN: AT492011129463816600

    Herausgeber: Daniel Brandenburg | dbrandenburg@oemz.at Frieder Reininghaus (verantwortlich) | f.reininghaus@oemz.at

    Redaktion: Johannes Prominczel | j.prominczel@oemz.at

    Judith Kemp | j.kemp@oemz.at

    Julia Jaklin (Assistenz) | j.jaklin@oemz.at

    Adresse für alle: Hanuschgasse 3 | A-1010 Wien | Tel. +43-664-186 38 68

    redaktion@oemz.at | inserate@oemz.at | www.oemz.at

    Werden Sie FreundIn der ÖMZ: Unterstützen Sie die Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV) oder ihren deutschen Partner Verein zur Unterstützung von Musikpublizistik und Musik im Donauraum e. V. (VUMD) | info@emv.or.at

    BIC: COLSDE33 | IBAN: DE07370501981930076995

    Verlag: Hollitzer Verlag | Trautsongasse 6/6 | A-1080 Wien

    Tel. + 43-1-236 560 54 | office@hollitzer.at | www.hollitzer.at

    Coverbild: Der Brand des Wiener Ringtheaters, Stich von U. Kronstein und D. Katzler, mit freundlicher Genehmigung des Theatermuseums Wien

    Grafische Gestaltung & Satz: Gabriel Fischer | A-1150 Wien

    © 2017 Hollitzer Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Die Redaktion hat sich bemüht, alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig zu machen. Zur Abgeltung allfälliger Ansprüche ersuchen wir um Kontaktaufnahme.

    Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von

    Liebe Leserinnen und Leser,

    Offenbach und Wien – das war spätestens ab dem Erscheinen von Orpheus in der Unterwelt eine intensive und lustvolle, aber keineswegs konfliktfreie Beziehung. Große Teile des vom Scheitel bis zu den tanzfreudigen Sohlen auf Unterhaltung eingestimmten Publikums gerieten durch die nach Wien exportierten Errungenschaften der Bouffes Parisiens aus dem Häuschen. Die Zeitungskritik blieb bei voller Anerkennung der »zündenden Wirkung« des neuen Operetten-Typs zwiespältig. Dabei wurde mit dem Namen des Komponisten, Dirigenten und Theaterunternehmers eine Gemeinschaftsleistung konnotiert, zu der neben den SängerdarstellerInnen insbesondere auch mehr als fünf Dutzend Librettisten beitrugen. Der Anteil von Autoren wie Charles Nuitter, Hector Crémieux, Henri Meilhac und insbesondere Ludovic Halévy sollte nicht verkannt werden. Freilich wurden sowohl die satirisch-sozialkritische Grundierung wie die frivolen Fermente fast ausschließlich Jacques Offenbach gutgeschrieben bzw. angekreidet. Er wurde in den Olymp erhoben bzw. zur Hölle gewünscht.

    Der Thementeil dieses Heftes zeichnet dies im Rückblick auf die zeitgenössische Presse nach – anhand zahlreicher bislang unveröffentlichter Zeitungsausschnitte. Er würdigt das Engagement von Karl Treumann für Offenbach in Wien und untersucht das weit weniger bekannte des Mitstreiters Franz von Suppé. Hier erstmals publizierte Forschungsergebnisse zu Offenbach als Komponist von Liedern des unterschiedlichsten Typs kratzen am Mythos des im Second Empire konsequent »subversiven« Künstlers. Rekonstruiert wird die unglücklich verlaufene Rezeption der 1864 für Wien geschriebenen Rheinnixen, deren pazifistischer Appell mit den Mitteln der großen Oper partout nicht wahrgenommen wurde. Steht das Verhältnis von Offenbach und Wien zur Diskussion, darf die Würdigung der weitreichenden leidenschaftlichen Vermittlungsarbeit von Karl Kraus nicht fehlen. Schließlich setzen sich drei jüngere Bühnenbildner mit der Frage auseinander, wie es um die Aktualität der Werke Offenbachs steht.

    Die »Firma Offenbach« (re)präsentierte in enger Symbiose von Frivolität und politischer Satire die markanteste Opposition gegen die repressiven Verhältnisse und den Militarismus des zweiten französischen Kaiserreichs. Ein Text von Egon Friedell aus dem Jahr 1930, der dieses Heft einleitet, ruft in Erinnerung, wie auch die Publizisten und Künstler mit »empfindlichen Gefängnisstrafen und Geldbußen« eingeschüchtert wurden. Das kommt auch uns aktuell höchst bekannt vor. Im Russland des Vladimir P. geht es zwar nicht ganz so übel zu wie im Sultanat Erdogan. Aber der begnadete regimekritische Regisseur Kirill Serebrennikov wurde weggesperrt – unter dem Vorwand, sein Moskauer Theater habe finanzielle Unregelmäßigkeiten begangen. Die ÖMZ schließt sich den international erhobenen Forderungen nach der bedingungslosen Freilassung Serebrennikovs an. // Die Redaktion

    INHALT

    OFFENBACH IN WIEN

    Das Zeitalter Offenbachs // Egon Friedell

    Wie Jacques Offenbach in Wien bekannt wurde Die frühe französische Operette im Spiegel der Wiener Presse // Johannes Prominczel

    Jakob und Jacques Lieder zwischen den Fronten // Maria Behrendt

    Franz von Suppé Mitstreiter Offenbachs in Wien // Konstanze Fladischer

    Grenzüberschreitungen Jacques Offenbachs romantische Oper Die Rheinnixen // Frank Harders-Wuthenow

    Pressespiegel zur Uraufführung von Die Rheinnixen

    Waffe und Heilmittel Aspekte der Offenbach-Rezeption von Karl Kraus // Judith Kemp

    Offenbachs Bilderwelt und die heutige Lebenswirklichkeit Drei Bühnenbildner nähern sich virulenten Problemen // Frieder Reininghaus

    »Das Ringtheater am Schottenringe existiert nicht mehr!« Der Brand des Wiener Ringtheaters // Johannes Prominczel

    NACHRUFE

    Paul Angerer // Christian Heindl

    Jutta Höpfel // Marion Diederichs-Lafite

    Peter Oswald // Frieder Reininghaus

    Rudolf Tutz // Gabriele Busch-Salmen

    NEUE MUSIK IM FOKUS

    Der Komponist als Demiurg Christof Ressi im Porträt // Monika Voithofer

    RESPONSE

    Die Krise als Chance?! Strategien zur Überwindung des Manierismus in der zeitgenössischen Kunstmusik // Hakan Ulus

    EXTRA

    Tödliches Ende Zu Georg Friedrich Haas’ anachronistischen Harmonien // Gesine Schröder

    BERICHTE

    FESTIVALS IN ÖSTERREICH

    Styriarte // Ulrike Aringer-Grau

    Schubertiade in Hohenems // Judith Kemp

    Strobls Hemma beim Carinthischen Sommer // Willi Rainer

    Bregenzer Festspiele // Anna Mika

    Salzburger Festspiele // Frieder Reininghaus und Joachim Lange

    Herbstgold in Eisenstadt // Regine Müller

    Ars Electronica Festival Linz // Judith Kemp

    Sommertheater // Johannes Prominczel

    FESTIVALS IM AUSLAND

    Festival d’Aix-en-Provence // Frieder Reininghaus

    Ruhrtriennale // Frieder Reininghaus und Regine Müller

    Lucerne Festival im Sommer // Katharina Thalmann

    SAISONAUFTAKT IN WIEN

    Mozarts Zauberflöte am Theater an der Wien // Johannes Prominczel

    REZENSIONEN

    Bücher, CDs

    DAS ANDERE LEXIKON

    Frivolität // Frieder Reininghaus und Johannes Prominczel

    NEWS

    Neueste Nachrichten

    ZU GUTER LETZT

    Wunder am Wörthersee // Frieder Reininghaus

    Vorschau

    THEMA

    Cancan-Tänzerinnen auf einem Plakat von Henri de Toulouse-Lautrec, 1895, wikimedia.org

    Das Zeitalter Offenbachs

    In seinem Essay zu Les Contes d’Hoffmann (1930) blickt der Wiener Publizist Egon Friedell (1878–1938) auf das Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Ein Ausschnitt. Egon Friedell

    Fast genau in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gelangte die Hegemonie Europas an Frankreich zurück: durch einen sehr geschickten Mann, der ganz unvermutet, obschon wohlvorbereitet, aus der Kulisse trat. Seine Wahl zum Präsidenten [im Dezember 1848] verdankte er der Angst der besitzenden Klassen vor sozialem Umsturz, die auf eine demokratische Militärdiktatur hindrängte, dem Klerus, zu dem er kluge Beziehungen unterhielt, und dem Napoleonkultus […]. Ein Jahr später errang er die Würde eines Kaisers der Franzosen, wobei er sich auf die gut inszenierte Komödie eines »Plebiszits« stützte. […] In Wahrheit war es die Allianz des Säbels mit dem Geldsack. Frankreich war »durch Gaunerei und Kartätschen gerettet«, wie Victor Hugo in einem schnaubenden Verdammungsgedicht höhnte. Die bürgerlichen Parteien erblickten, woraus sie durchaus kein Hehl machten, im Kaisertum bloß das kleinere Übel.

    Kaiser der Franzosen – Napoleon III.

    Napoleon III. ist sehr oft mit seinem Oheim verglichen worden, obgleich er mit ihm fast gar keine Ähnlichkeit hatte, höchstens in seiner Verachtung aller »Ideologie«. Otto von Bismarck hat ihn mit einem seiner geistvollen Bonmots »une incapacité méconnue«, ein verkanntes Untalent genannt. […] Durch seine Technik des fortwährenden Improvisierens blendender Projekte von zweifelhafter Sekurität, virtuosen Löcherzustopfens auf ephemere Dauer und verblüffenden Umbuchens des latenten Bankerotts in scheinbare Hochkonjunktur, worin er ebenfalls an die Figur des Glücksritters und Börsenspielers erinnert, erweckte er den Eindruck geheimnisvoller tiefangelegter Berechnung. […]

    Napoleon III. auf einem Ölgemälde von Alexandre Cabanel, um 1865. Bild: wikimedia.org

    Was Napoleon III. im Gegensatz zu Bismarck und Camillo Graf Cavour [dem ›Motor‹ der italienischen Einigung] fehlte, war die gerade Linie; er ließ sie auch in der inneren Politik vermissen. Einerseits suchte er seiner Herrschaft den Schein eines demokratischen Regimes zu geben und stützte sie in der Tat auf das Heer, die Masse und die niedere Geistlichkeit, andererseits unterdrückte er durch scharfe Gesetze die soziale Bewegung, durch strenge Überwachung der Presse, der Theater, des Vereinswesens die freie Meinung und durch brutale Wahlbeeinflussung die konstitutionellen Volksrechte. […]

    In die unhaltbarsten Widersprüche verwickelte sich der Kaiser durch seinen Klerikalismus […]. Der Schutz, den er dem Kirchenstaat angedeihen ließ, kreuzte sich mit seiner italienischen Unionspolitik [Unterstützung der italienischen nationalen Vereinigung], und durch die Macht, die er der Kirche über Schule und Universität, Literatur und Privatleben einräumte, brachte er sich in Gegensatz zum Liberalismus der allmächtigen Bourgeoisie, die doch das wahre Fundament seiner Herrschaft bildete. In der Tat hat die moderne Plutokratie niemals einen glänzenderen und großartigeren Ausdruck gefunden als unter dem second empire. Napoleon verdient noch weit mehr den Titel eines Börsenfürsten als [der von 1830 bis 1848 regierende Vorgänger, der »Bürgerkönig«] Louis Philippe. Finanzielle Skandalprozesse waren eine alltägliche Sensation unter feiner Regierung. Schon 1852 wurde von den Brüdern Péreire, zwei portugiesischen Juden, die erste moderne Großbank gegründet, der Crédit mobilier, von dem man sagte, er sei die größte Spielhölle Europas. Er machte wilde Spekulationen in allem: Eisenbahnen, Hotels, Kolonien, Bergwerken, Theatern, und nach fünfzehn Jahren gänzlichen Bankerott. Alles in allem genommen, war das Gesellschaftsleben unter Napoleon noch korrupter, zynischer und materialistischer als unter dem Bürgerkönig; es ist eine Art Rokoko des dritten Standes.

    Gemäß dem von Napoleon ausgegebenen Stichwort, Frankreich müsste »à la tête de la civilisation« marschieren, schuf zunächst der Seine-Präfekt Haußmann durch großartig angelegte Straßenzüge, Plätze, Gärten, Umbau ganzer Bezirke, prachtvolle Repräsentationshäuser ein neues Paris, als getreues Abbild des zweiten Kaiserreichs; fassadenhaft, künstlich und parvenühaft. 1855 wurde die erste Pariser Weltausstellung veranstaltet, als »revanche pour Londres«, wo vier Jahre vorher auf Anregung des Prinzgemahls Albert die überhaupt erste stattgefunden hatte, noch heute in Erinnerung durch Paxtons Kristallpalast, den ersten Versuch einer Glas-Eisen-Konstruktion. […]

    Groteske Modeerscheinung des 19. Jahrhunderts: Der Reifrock auf einer französischen Fotografie um 1860. Bild: stereoscope.canalblog.com

    Die Mode der Halbwelt

    Die beiden Göttinnen, zu denen das Zeitalter betete, waren die Frau und die Börse. Und der Geist des Geschäfts vermischt sich mit dem Geist der Geschlechtlichkeit: das Geldverdienen wird Gegenstand einer fast sinnlichen Inbrunst und die Liebe eine Geldangelegenheit. Zur Zeit der französischen Romantik war das erotische Ideal die Grisette, die sich verschenkt; jetzt ist es die Lorette, die sich verkauft. An die Stelle des genre roccaille (»Gesindels«) trat das genre canaille (»Schurken«), ein frecher Einschlag in Kleidung und Sprache, der es fast unmöglich machte, die sogenannten anständigen Frauen von den Dirnen zu unterscheiden. Man bevorzugt grell kontrastierte, schreiende Farben, auch für die Frisur: feuerrote Haare sind sehr beliebt. Im Rokoko war es bon ton, sich als Schäferin zu gerieren, im Zeitalter des Cancans und der Schönen Helena wurde es chic, Halbwelt zu kopieren. Der Modetypus ist die grande dame, die die Kokotte spielt. Die bevorzugten Stoffe waren, außer Seide und ihren zum Teil neuen Appretierungen wie Taft, Moiré, Gaze, allerhand luftige, zarte, duftige Gewebe wie Krepp, Tüll, Mull, Tarlatan, Organdy: die Bourgeoisie spielt Fee. 1856 tauchte der Reifrock in einer neuen, von der Kaiserin erfundenen Form auf, die die Rosshaarwülste durch eingelegte Stahlfedern ersetzte und ihn dadurch sehr leicht machte. Zu Anfang der sechziger Jahre war er so enorm weit, dass die Witzblätter

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