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Basisherz: Das unglaubliche Tagebuch der Mona P.
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eBook115 Seiten1 Stunde

Basisherz: Das unglaubliche Tagebuch der Mona P.

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Über dieses E-Book

Im Jahr 2028 begegnet Mona, Anfang Vierzig, beim Spaziergang mit ihrem Hund einem sprechenden menschlichen Herz. Aus Empathie bringt sie es zurück in seine Heimat, doch der Abschied fällt anders aus als gedacht. Vergessen funktioniert nicht, also macht sich Mona ein Jahr später auf die Suche nach dem verlorenen Herzensfreund.

Im Großstadtdschungel findet sie eine profitgierige Klinik, die den Menschen gefühllose Kunstherzen implantiert, ein alternatives Wohnprojekt und neue Freunde. Doch wo ist das Herz?

Monas kunterbunten inneren Reichtum schildert die Autorin mit viel Freude, Wärme und etwas Melancholie. Eine Sci-Fi Lovestory zum Verlieben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Juni 2020
ISBN9783347082571
Basisherz: Das unglaubliche Tagebuch der Mona P.

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    Buchvorschau

    Basisherz - Monika Steinbrück

    Winter 2027/2028

    Kapitel 1 Anfang

    Es war Winter, schon ein paar Monate lang, und ich ging mit dem Hund am Bach spazieren. Es schneite wie verrückt und der Wind wehte mir kalt um die Nase. Die Hände tief in die Taschen meines Mantels gesteckt, stapfte ich durch den Schnee. Durch den eisigen, an meiner Strickmütze zerrenden Wind, hörte ich plötzlich ein fernes Rufen: Hallo – Hilfe. Besorgt folgte ich dem Rufen, doch ich sah niemanden. Die Stimme schien aus dem Wasser zu kommen. Ich sprang die Böschung hinunter auf das Kiesbett und sah zwischen den Steinen ein Herz liegen. Verwundert ging ich in die Hocke. Da lag tatsächlich ein Herz! Es sah aus wie von einem Menschen. So stellte ich es mir zumindest vor. Ich hatte ja noch nie eines in echt gesehen. Wie kam es hierher? Wer hatte es dort liegen lassen? Lebte es noch? Ich war völlig verwirrt, drehte mich um mich selbst, schaute nach links und rechts und wollte die Böschung wieder hinaufsteigen. Sicher hatte ich mich geirrt. Ein Herz kann nicht um Hilfe rufen! Aber da war es wieder, diesmal leiser: „Hilfe!" Ich ging zurück und beugte mich hinab zu diesem Etwas, das aussah wie ein Herz und traute meinen Ohren nicht. Das Herz konnte sprechen! Seine Stimme war sanft und eindringlich zugleich.

    Das Herz erzählte mir, dass es im frühen Winter in einer mondlosen Nacht todtraurig in die Spree gesprungen war. Es war kein Suizid, sondern einfach um schnell einen klaren Kopf zu bekommen, so eine Art Kaltduschen. Leider wurde es vom Schock des kalten Wassers kurz ohnmächtig und als es wieder zu sich kam, war nur noch das begradigte Flussbett der Stadt da. An den glatten Betonwänden hochzuklettern war ein Ding der Unmöglichkeit. Geschwächt fiel es in ein Koma. Ohne Zeitgefühl kam es zwar immer wieder zu sich, war jedoch ohne Kraft. Also ließ es sich einfach treiben im Glauben, dem Tod nahe zu sein. Das Herz wünschte sich zu sterben, denn zurück, nach Hause, kam es ja doch nie wieder. Aber das Leben war noch nicht vorbei. Wochenlang taumelte es durch Flüsse und Kanäle, bevor es jetzt hier am Bach angespült wurde. Es war ein

    Wunder, dass es noch lebte. Das Herz bat mich, es mitzunehmen, ins Warme. Es tat mir leid wie es da so hilflos im kalten Wasser lag. Es kam mir sogar so vor, als ob ich einen feinen Tränenschleier auf ihm sah. Ich wusste nicht was tun und für den Tod eines Herzens wollte ich unter gar keinen Umständen verantwortlich sein. Der Hund schnupperte interessiert an ihm und bevor er es einfach in sein Maul nahm und darauf herum kaute, zog ich schnell meine Handschuhe aus und nahm es in meine Hände. Es war eiskalt. Gleichzeitig war es weich und glatt wie Seide, ich musste aufpassen, dass es mir nicht aus den Händen flutschte. Vorsichtig quetschte ich es so zusammen, dass es in meine Manteltasche passte und ging nachdenklich nach Hause. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie ich für so ein Herz sorgen sollte. Sicher war es nicht so pflegeleicht wie ein Hund und womöglich würde es bei mir eingehen wie eine seltene Pflanze.

    Daheim, aus meinem Mantel befreit, räkelte es sich zufrieden in meiner Hand und fing sofort wieder an zu sprechen: „Ich muss nach Hause! Du musst mich heimbringen!" Sein Zuhause war die Hauptstadt im hohen Norden, Hunderte von Kilometer entfernt. Da fuhr man nicht einmal so kurz hin. Ich war noch nie in der Kapitale gewesen und hatte auch nicht vor, jemals dorthin zu fahren. Hier im Süden hörte man nichts Gutes von dort. Es war ein Moloch in dem Gangster und Gesindel aus aller Welt ihr Unwesen trieben. Dennoch musste ich eine Lösung für das Problem finden, jetzt da das Herz bei mir war. Ich bot ihm an, es zur Post zu bringen. Wir würden einen schnuckeligen gemütlichen Karton basteln und dann ab damit per Paketdienst. Das Herz kuschelte sich daraufhin noch tiefer in meine Hand, schaute ganz belämmert drein und erzählte etwas von Angst vor dem Alleinsein auf der weiten Reise. Ich war ratlos. Was hatte ich mir da eingefangen? Was sollte ich tun? Kurzfristig überlegte ich, ins nahe Krankenhaus zu fahren und es dort als Fund abzugeben. Aber was würden die Ärzte mit einem Herzen anfangen? Es war doch kein Spenderherz. Oder doch? Ich überlegte hin und her. Auf jeden Fall musste ich es wieder los werden. Ich konnte es nicht behalten. Es gehörte nicht zu mir. Nach langem hin und her versprach ich ihm dann doch, dass ich es heimbringen würde. Wir einigten uns darauf loszufahren, sobald es Frühjahr und der Schnee geschmolzen war. Insgeheim ärgerte ich mich aber über mich selbst, weil ich mir wieder etwas aufgehalst hatte, was ich eigentlich gar nicht wollte. Ich konnte einfach nicht „nein" sagen. Nicht einmal gegenüber einem wehrlosen Herzen. Hätte ich es doch nur liegen gelassen am Bach…

    Ich platzierte es nicht weit von meinem Bett auf einem großen bunten Kissen. Es war völlig erschöpft und schlief fast die ganze Zeit. Nachts wurde es manchmal wach und fing an zu reden. Geschichten von fernen Ländern und Abenteuern. Es interessierte mich nicht wirklich, ich ließ es reden, aber mein eigenes Herz war hin und weg und hörte gespannt zu. In manchen Nächten quatschten die beiden so lange, dass ich nicht einmal richtig schlafen konnte. Oft lag ich stundenlang wach und lauschte ihnen widerwillig. Genervt klatschte ich dann morgens mit der flachen Hand auf den piependen Wecker. Nicht nur einmal war ich nahe dran, diesen Eindringling, dieses süße Herz einfach ins Auto zu packen, zum Neckar zu fahren und es in hohem Bogen zu entsorgen. Warum nicht den Dingen ihren Lauf lassen? Der Neckar würde es in den Rhein spülen, vielleicht würde es ertrinken oder über den Golfstrom in Amerika angeschwemmt. Ich war nur für mein eigenes Herz verantwortlich! Und mein Herzchen verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit diesem Etwas. Natürlich tat ich nichts dergleichen. Ich ließ es auf dem Kissen liegen. Ich konnte diesem Herzen einfach nichts zuleide tun. Es war zu viel Empathie in mir. Es war ein Lebewesen, Teil eines Menschen. Ja, es gehörte zu einem Menschen. Und dieser Mensch war offensichtlich tot. Ich fegte die Grübeleien beiseite, ging arbeiten und dachte mir im Stillen, dass ich wirklich froh war, wenn der Winter vorüber war. Wenn ich dieses Herz heimgebracht hatte. Wohin genau wollte ich gar nicht wissen. Einfach weg.

    Anfangs war es mir sehr lästig, diesen Fremdling in der Wohnung zu haben. Ich dachte, ich muss mich um ihn kümmern, doch so war es nicht. Das Herz war einfach froh bei mir zu sein, Geborgenheit und Frieden zu erfahren. Es war genügsam.

    Es dauert nicht lange und das fremde Herz fühlte sich wie zuhause bei mir und meinem Hund. Es saß oft auf dem Fenstersims und blickte hinaus in den Garten. Der Schnee war mindestens einen Meter hoch und wollte einfach nicht schmelzen. Es war sehr kalt in diesem Winter. In der Mitte des Gartens hatte ich ein Vogelhaus aus Birkenholz aufgestellt. Täglich füllte ich Futter nach und schaute nach dem Rechten. Oft wartete das fremde Herz dann an der offenen Terrassentür auf mich. Bald hatte ich das Gefühl, dass es sich drinnen vielleicht langweilte und ich begann es manchmal zum Hundespaziergang mitzunehmen. Dazu bastelte ich mir eine Konstruktion ähnlich wie manche Mütter ihre Babys transportieren. Ich konnte es ja nicht wie beim Fund am Bach in meine Manteltasche stopfen. Die Haut des Herzens kam mir empfindlich vor und ich wollte es nicht verletzen. Ich band mir also ein Tragetuch um den Oberkörper und platzierte das Herz vorsichtig darin. Es war nun in der Nähe meines Herzens und wurde gleichzeitig warmgehalten. Darüber zog ich dann meinen Mantel. Ich sah ein bisschen wie schwanger mit zwei Herzen aus. Ich musste grinsen, als mir dieser Gedanke kam. Immer öfter gingen wir zu viert los. Der Hund, mein Herzchen, das fremde Herz und ich.

    Wieder zuhause, machten es sich die beiden meistens auf der Kommode gemütlich. Wie selbstverständlich schlüpfte mein eigenes Herz aus meinem Brustkorb und hüpfte auf das bunte flauschige Kissen. Dort kuschelten die zwei Herzen oft miteinander, träumten gemeinsam von fernen Reisen oder lauschten den Anekdoten des Anderen. Manchmal war das fremde Herz zu Späßen aufgelegt, mit erfrischendem Humor. Inzwischen hörte

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