Deutschlands Kinderstube der Digitalisierung: Computer vs. Oktoberrevolution
Von Gothar Thiel
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Über dieses E-Book
Aus den USA kamen die ersten für eine kommerzielle Massenverarbeitung geeigneten Großcomputer nach 1960 auf den Markt. In der DDR wurde der erste elektronische Rechenautomat von Zeiss, der ZRA1, 1960 vorgestellt. Nach der Teilnahme an einem ZRA1-Programmierlehrgang von 1962 bei der Akademie für Wissenschaften, wurden erste Entwicklungsarbeiten zur möglichen Computeranwendung im Berliner Bauwesen durchgeführt. Im Ergebnis dieser Vorarbeiten kam es zur Gründung des Gemeinschafts- Rechenzentrums ZOD Bauwesen Berlin, am 1.Januar 1967.
Die Zuordnung zum bezirksgeleiteten Bauwesen von Berlin, mit seinen 55.000 Beschäftigten, darunter ca. 3.000 Architekten und Ingenieure in drei großen Projektierungsbüros, sollte sich für die Entwicklungsarbeiten positiv auswirken.
Das IBM-System 360/40 wurde seit 1964 angeboten, beim ZOD wurde es im Januar 1968 in Betrieb genommen. Bestandteil des Liefervertrages war die Bereitstellung von Anwendungssoftware, die Durchführung von Programmier-Lehrgängen, die Weiterbildung von Wartungsingenieuren, sowie die Beratung und Unterstützung beim praktischen Betrieb.
Von Anbeginn an gab es große Vorbehalte seitens der alles bestimmenden Partei gegenüber den Arbeiten mit dem Computer. Die rasch sichtbaren positiven Anwendungsergebnisse ließen dies aber relativ gelassen betrachten. So wurde die Lohn- und Gehaltsrechnung innerhalb eines halben Jahres von der vorhandenen Lochkartenberechnung, auf die mit einem Bruchteil der bisherigen Aufwendungen verbundene, digitale Verarbeitung umgestellt, für alle 55.000 Beschäftigten. Die permanent bestehenden politischen Probleme wurden von mir zu Gunsten des Betriebes von den Beschäftigten ferngehalten. Erst 20 Jahre später hat Michail Gorbatschow mit seiner Perestroika diesen als Errungenschaft der Oktoberrevolution existierenden Zustand verändert.
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Buchvorschau
Deutschlands Kinderstube der Digitalisierung - Gothar Thiel
1.Prolog
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war geprägt von den Aktivitäten der Siegermächte, im Osten natürlich von den mit der Oktoberrevolution entstandenen Verhältnissen im ehemaligen Russland. Auf meine Situation bezogen aber hauptsächlich von den mit der Aussiedlung aus der Tschechoslowakei verbundenen Problemen.
Erst nach der Bewältigung der existentiellen Probleme aus den Kriegsfolgen wurde die nun entstandene neue Situation im geteilten Deutschland für den Einzelnen begreifbar.
In meiner neuen Heimat wollte ich versuchen mich am Wiederaufbau Deutschlands zu beteiligen, auch bemerkte ich rasch, dass es notwendig war die aus der Kriegszeit entstandenen Defizite der schulischen Bildung, zu bewältigen.
Dem neuen Thüringer Hauswirt verdankte ich die Lehre als Zimmerer und damit die Zuwendung zum Bauberuf.
In dieser Nachkriegszeit erfuhr der Normalbürger nichts von der Erfindung eines Computers durch Konrad Zuse von 1941.
Mein Studium an der Ingenieurschule für Bauwesen in Gotha, bis 1953, brachte dazu noch keine Auswirkungen. Mit dem logarithmischen Rechenschieber wurden die anstehenden Rechenaufgaben schnell aber eben ungenau gelöst.
Die Abschottungspolitik der DDR-Führung trug dazu bei von internationalen Entwicklungen verschont zu werden. Mein kurzer Weg vom Büro bis zur Staatsbibliothek Unter den Linden von Berlin half mir, mich über das was im Bauwesen außerhalb der DDR Grenzen geschah zu informieren. Die Anregungen kamen primär aus den USA, dort hatte der Computer zum erstrangigen Entwicklungsboom geführt.
Die Beschäftigung mit dem auf die Computererfindung resultierenden wissenschaftlich-technischen Fortschritts führte von Anbeginn an zu kontroversen Diskussionen mit den Parteifunktionären des Bauwesens.
Es war ganz offensichtlich eine Folge der von sowjetischen Gesellschaftswissenschaftlern Ende der Fünfziger Jahre verbreiteten These von den Pseudowissenschaften Kybernetik und Rechentechnik.
Da man nicht wusste was das eigentlich ist, packte man die ablehnende Position in die allgegenwärtige negative Meinung, zu allem was Intelligenz hieß.
Obwohl es seit Lenin keine alternativen Parteimeinungen geben konnte, hat es bei meiner Tätigkeit zur Computeranwendung im Berliner Bauwesen vielfache Beratungen, auch mit hohen Parteifunktionären, gegeben bei dem diese ihre Unterstützung für meine Arbeit bekundeten, aber nicht in der Lage waren im Parteiapparat etwas davon umzusetzen.
Die vom ehemaligen Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission ausgelösten Importe westlicher Computer bewirkte gerade in Berlin, wo wir Nutznießer der einmaligen Aktion des Dissidenten Erich Apel waren, politische Probleme die damit zusammenhingen und zu denen es aber eine absolute Nachrichtensperre