Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen: Historischer Roman vor dem Hintergrund des Interregnums
Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen: Historischer Roman vor dem Hintergrund des Interregnums
Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen: Historischer Roman vor dem Hintergrund des Interregnums
eBook552 Seiten7 Stunden

Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen: Historischer Roman vor dem Hintergrund des Interregnums

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein historischer Roman in der Zeit des Interregnums in Süddeutschland.
Der Konflikt und die Intrigen der Mächtigen jener Zeit werfen ihre Schatten auch auf die Herrschaft von Blumberg und auf Achdorf im idyllischen Wutachtal.
In diesen turbulenten Zeiten stehen Ritter Johannes von Blumberg und Ritter Ferdinand vom Eichberg Hof in unerschütterlicher Treue zu Graf Rudolf von Habsburg.
Der intrigante Walther von Geroldseck hat sein Vorhaben, den freien Bürger der Stadt Straßburg ihre erkämpften Rechte der Selbstverwaltung wieder zu entziehen, nicht aufgegeben.
Schon bald flammten die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Koalition des Habsburger Grafenhauses, den Bürgern Straßburgs, mit Walther von Geroldseck und seinen Verbündeten, erneut auf, welche in der "Schlacht von Hausbergen", ihr endgültiges Ende fand.
Nach der dramatischen Niederlage, des Walther von Geroldseck, konnte Ritter Wolfgang von Ohmenheim, durch Intrigen, aber auch durch geschickte Diplomatie, Graf Rudolf zu einem, wenn auch unsicheren Frieden, verhelfen.
Aber wie schon in den ersten Tagen, nach der Schlacht von Hausbergen und den mühsam errungenen Waffenstillstand, von Graf Rudolf befürchtet, war es klar und deutlich zu erkennen, dass der Friede nicht lange halten würde. Zwar gelang es Graf Rudolf, als einer der erfolgreichsten Territorialherren, im Südwesten des deutsch Römischen Reiches die habsburgische Hausmacht entscheidend zu vergrößern, aber nicht zu festigen. Es war ihm nicht vergönnt, in seinem Machtbereich den Frieden zu sichern.
Schon bald kam es zu offenen Feindseligkeiten mit den machthungrigen Freiherren Ulrich und Lütold von Regensberg und dessen verbündeten Graf Diehthelm von Toggenburg. Auch dieser drohenden Auseinandersetzungen konnten sich die Ritter Johannes von Blumberg und Ritter Ferdinand nicht entziehen.
Aber ihre und die Treue der Dorfbewohner Achdorf´s , gegenüber Graf Rudolf, wurden mit Glück und Harmonie belohnt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Apr. 2017
ISBN9783743909052
Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen: Historischer Roman vor dem Hintergrund des Interregnums

Ähnlich wie Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Eichberg Hof und das Spiel der Mächtigen - Otto Johann Köb

    Vorwort:

    Wie Rosa, die Gattin des Ritters Ferdinand vom Eichberg Hof, in der Silvesternacht 1260 auf 1261 schon geahnt hatte, brach für alle eine turbulente Zeit an.

    Glück und Erfolg in den Familien, in Achdorf, dem Eichberg Hof und der Herrschaft von Blumberg wechselten mit Sorgen und Ungewissheit. Was seiner Zeit mit der Gefangennahme des Ritters Wolfgang von Ohmenheim begann, endete in einer tiefen und engen Freundschaft zwischen Johannes von Blumberg, Ferdinand vom Eichberg Hof.

    Bei der verworrenen Mission des Ritters Wolfgang von Ohmenheim, - als Gesandter der Grafen am Hofe des Bischofs Walther von Geroldseck -, lernte dieser Constance kennen und lieben.

    Aber sie alle wurden in die unerquicklichen Intrigen, zwischen den Grafen Rudolf von Habsburg, Graf Albrecht von Hohenberg, Konrad von Freiburg, Heinrich von Fürstenberg und den Bischöfen, Basel, Straßburg, Mainz und Trier mit hineingezogen. Doch gerade durch die unerquicklichen Intrigen, den kriegerischen Auseinandersetzungen, mit den Bürgern der Stadt Straßburg, wurde die Freundschaft zwischen den Rittern, Johannes von Blumberg, Wolfgang von Ohmenheim Ferdinand vom Eichberghof und dem Privatsekretär Robert und deren Familien, noch vertieft.

    Ritter Wolfgang von Ohmenheim konnte durch Intrigen, aber auch durch geschickte Diplomatie, Graf Rudolf zu einem, wenn auch unsicheren Frieden, mit dem Bistum und den Bürgern Straßburgs verhelfen. Trotz allem blieb die politische Lage, die Besitzverhältnisse der angestammten Ländereien, des Grafen Rudolf, im Elsass bis in den Züricher Raum -, verworren.

    Ritters Wolfgang von Ohmenheim begann, endete in einer tiefen

    Schon bald flammten die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Walther von Geroldseck und seinen Verbündeten und den Bürgern Straßburgs, erneut auf, welche in der „Schlacht von Hausbergen" ihr endgültiges Ende fand.

    Aber wie schon in den ersten Tagen, nach der Schlacht von Hausbergen und den mühsam errungenen Waffenstillstand, von Graf Rudolf befürchtet, war es klar und deutlich zu erkennen, dass der Friede nicht lange halten würde.

    Zwar gelang es Graf Rudolf, als einer der erfolgreichsten Territorialherren, im Südwesten des deutsch Römischen Reiches die habsburgische Hausmacht entscheidend zu vergrößern, aber nicht zu festigen. Es war ihm nicht vergönnt, in seinem Machtbereich den Frieden zu sichern.

    Schon bald kam es zu offenen Feindseligkeiten mit den machthungrigen Freiherren Ulrich und Lütold von Regensberg und dessen verbündeten Graf Diehthelm von Toggenburg. Auch dieser drohenden Auseinandersetzungen konnten sich die Grafen von Freiburg, Fürstenberg, die Ritter Johannes von Blumberg und Ritter Ferdinand nicht entziehen. Ferdinand wurde damit beauftragt, Graf Rudolf, Pferde und Trosswagen samt Kutschern zu beschaffen, damit Kriegsmaterialien, von Waldishuote in den Zürcher Raum geschafft werden konnten.

    Ferdinand vom Eichberg Hof hatte die Handwerker und von Achdorf, in seinem Auftrag mit eingebunden. So wurde die Treue der Dorfbewohner Achdorf, gegenüber Graf Rudolf, dem Hause Fürstenberg, der Herrschaft deren von Blumberg und ihres Herrn, Ferdinand vom Eichberg Hof, mit Glück und Harmonie belohnt. Sie alle kamen zu Wohlstand, das Handwerk und der Handel, in der Region, blühte auf und ein jeder, hatte sein Auskommen.

    Achdorf

    Schon seit dem ersten Morgen Grau lag Rosa in den Wehen. Schwester Claudia, welche am zweiten Tag, des neuen Jahres, aus dem Kloster Schwarzach, auf den Eichberg Hof gekommen war, hatte Johannes und Josef aus dem Haus gescheucht. Mit resoluter Stimme hat sie ihnen gesagt, dass Männer bei einer Geburt nichts im Hause zu verlieren hätten, da sie nur mit ihren weinerlichen Fragen stören würden. Als sie vor der Türe des Hauses standen, atmete Ferdinand tief die kalte winterliche Luft ein und zuckte zusammen, als er Rosa, wieder schreien hörte. „Komm gehen wir zu mir. Ein großer Krug Bier wäre jetzt für deine, wie meine Nerven gut, sagte Josef. „Nein ich kann nicht, ich muss in ihrer Nähe bleiben, und setzte sich auf das gestapelte Feuerholz unter dem vorstehenden Dach. „Gut bleibe, ich komme gleich wieder."

    Wenig später kam Josef mit zwei schäumenden Bierkrügen. „Komm trink, mein Freund."

    Ferdinand nahm den Krug und leere ihn bis zur Hälfte. Wieder erklang ein lang gezogener Schrei aus dem Haus, Ferdinand zuckte zusammen und der Krug rutschte ihm aus den Fingern, welcher Josef gerade noch so auffangen konnte. Ferdinand kniete sich in den Schnee und betete ein Paternoster. Nach dem er das Gebet beendet hatte, forderte Josef in auf aus dem Schnee aufzustehen.

    „Oder willst du dir ein Fieber einfangen", schimpfte er und drückte ihm den Krug wieder in die Hand. Ferdinands Gesicht war fahl geworden. Mit einem gewaltigen Zug leerte ihn Ferdinand vollends. Josef betrachtete ihn mitfühlend und dachte bei sich: Hoffentlich dauert es dann bei Agnes nicht so lange, wenn sie im Mai ihr Kind bekommt. Es war still geworden, und die Stille war beinah schlimmer, als die Schreie. Ferdinand fand sie fast unerträglich. Plötzlich öffnete sich die Türe zum Haus. Auf der Schwelle stand Agnes. Bleich und erschöpft, aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht, sah sie zu Ferdinand. Ferdinand sprang auf und wollte auf Agnes zu gehen, aber irgendwie stolperte er über seine eigene Füße und schlug der Länge nach hin. Sprang wieder auf und stürmte an ihr vorbei, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf zum ehelichen Gemach.

    „Rosa? Rosa!"

    Sie lag unter einer Decke und sah ihn ernst an. „Entschuldigung Liebster, dass es so lange gedauert hat", und lächelte matt.

    „Aber Rosa, was redest du da? Oh Rosa, bist du in Ordnung, geht es dir gut?" Trat ans Bett und küsste scheu ihre Stirn.

    „Ja mein Liebster es geht mir gut", hauchte sie.

    Er wandte sich zur Schwester Claudia, die an der Kommode, das gesäuberte Neugeborene wickelte und ihm brachte. Ferdinand nahm es Schwester Claudia aus dem Armen und hielt es behutsam in seinen Händen.

    „Oh du winziges Gottesgeschenk."

    Er küsste es zärtlich auf die Stirn. Der Säugling regte sich, streckte die winzigen Fäustchen in die Höhe und krähte übellaunig. Es klopfte zaghaft an der Türe und Raphael schlüpfte herein. Ferdinand zeigte voller Vaterstolz seinem Sohn, das Schwesterchen. Neugierig betrachtete, Raphael das Neugeborene. Die blonden Haare klebten an ihren hochroten Kopf und es krähte lautstark.

    „Entschuldigung Vater, aber sie ist schrecklich schrumpelig und erschreckend hässlich."

    Ferdinand lachte leise.

    „Na, du hast in den ersten Tagen deines Lebens auch nicht viel besser ausgesehen und bist heute ein hübscher kleiner Kerl. So sehen nun mal die meisten Neugeborenen aus, wenn sie auf die Welt kommen."

    „Na dann ist es ja gut", sagte Raphael und strich mit dem Zeigefinger zärtlich über die Stirn seiner Schwester.

    „Ich werde immer auf dich aufpassen, meine Kleine, und wenn du Sorgen oder ein Problem hast, dann komm einfach zu mir, denn ich werde immer für dich da sein."

    Schnell wandte sich Ferdinand sich ab, damit Raphael seine Tränen der Rührung nicht sehen konnte. Brachte das Bündel zum Bett hinüber. Rosa streckte ihm die Arme entgegen.

    „Ja, gib mir die Kleine."

    Er legte das Kind in Rosas Arme. Selig schloss sie die Augen, schob das Laken zurück und legte ihre Tochter an die Brust. Ferdinand betrachtete Frau und Tochter andächtig.

    „Und wie soll sie heißen, was denkst du?"

    „Was hältst du von Anna Maria?"

    Überrascht schaute Ferdinand auf.

    „So hießen unsere Mütter, deine Maria und meine Anna." Voller Freude lächelten sie sich an. Ferdinand und Raphael setzten sich auf die Bettkante. Gemeinsam betrachteten sie Mutter und Tochter. Leise klopfte es an der Türe. Schwester Claudia trat ein, meldete Burgkaplan Randolf, der die Nottaufe vornehmen wollte. Da Ferdinand und Rosa übereingekommen waren die offizielle Taufe auf mildere Tage im Februar zu verschieben, war eine Nottaufe erforderlich. Ferdinand hatte in den frühen Morgenstunden, Leo auf die Burg geschickt um Kaplan Randolf zu holen.

    *

    Auf dem Eichberg Hof war es winterlich still. Die Stallburschen hatten sich vor der Kälte in ihr Quartier geflüchtet und würden vor dem Füttern nicht wieder auftauchen. Ferdinand machte einen Rundgang, öffnete hier und da eine der fest verschlossenen Türen und erkundete das Befinden seiner diversen Sorgenkinder. Die Jährlinge und Zweijährigen waren rastlos, von zu viel Untätigkeit. Ferdinand beschloss, morgen mit Kunrhardt, Bernard und Sebastian zusammen, ein hartes Training abzuhalten. Schnee hin oder her. Als er im Hof der Rottaler Stuten ankam, sah er Bernard und Kunrhardt an einer der Boxen stehen und hörte, wie Bernard zu Kunrhardt sagte:

    „Ihr könnt es mir ruhig, glauben heute Nacht oder spätestens morgen Früh wird es so weit sein."

    „Aber das wäre ja mindestens vier Wochen zu früh, das kann ich nicht glauben", antwortete Kunrhardt.

    „Gibt es ein Problem?", fragte Ferdinand.

    Kunrhardt blickte mit sorgenvollem Blick auf.

    „Noch nicht, sollte aber Bernard recht haben könnte es heute Nacht eines geben."

    Ferdinand ging zu der Stute, die unruhig tänzelte. Mit behutsamen Worten beruhigte Ferdinand die Stute und untersuchte sie. Nachdenklich kam er zu den beiden zurück und meinte:

    „Nun, sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, Bernard könnte recht haben. Bernard sei so gut und lauf zum Haus, sag Raphael er möge herkommen."

    Kunrhardt schüttelte den Kopf.

    „Nach dem Zuchtbuch, das Herr Ritter Jakob von Wart, zusammen mit den Pferden letzten Sommer mitgeschickt hat, wurde die Stute Ende März gedeckt. Also ich kann rechnen, wie ich will, wenn ihr recht habt, dann kommt das Fohlen vier Wochen zu früh. Hoffentlich geht das gut, nicht das wir gleich unser Erstes, hier auf dem Eichberg Hof Geborenes Rottaler Fohlen verlieren."

    Bernard kam mit Raphael zurück und ging sofort in den Stall. Die Stute begrüßte ihn mit einem leisen Wiehern. Er legte seinen Kopf gegen die Stirn der Stute und verharrte eine Weile. Dann tastete er ihren schweren Leib ab und kam zurück. „Wir müssen sofort alles vorbereiten, das Fohlen wird spätestens in zwei Stunden kommen."

    Bernard reagierte als Erster und sagte:

    „Gut, du bleibst am besten bei der Stute, ich besorge frisches Stroh und heißes Wasser."

    Ferdinand war stolz auf Bernard, wie er so umsichtig alles in die Wege leitete.

    „Ich hole vorsichtshalber ein Paar Decken, falls es doch noch etwas länger dauert", sagte Kunrhardt.

    „Ja und ich gehe ins Küchenhaus und hole heißes Wasser", bot Ferdinand an.

    Nach drei Stunden brachte die Stute ihr Fohlen zur Welt. Die Stute hatte viel Blut verloren, und alle waren in Sorge um sie. Trotz der schweren Geburt, welche die Stute hinter sich hatte, beschnupperte sie ihr Fohlen, leckte ihr Fell trocken und stupste den kleinen Neuankömmling auffordernd an, um ihn zum Aufstehen zu animieren. Nach dem dritten Versuch hatte es das kleine Hengstfohlen geschafft. Es stand auf noch etwas wackligen Beinen. Mit dem Kopf dirigierte die Sture ihr Junges, Richtung Euter, und nach einigem Suchen hatte der kleine Kerl die Nahrungsquelle gefunden.

    Bernard und Raphael lagen sich vor Freude in den Armen. Ferdinand klopfte Kunrhardt auf die Schulter und sagte:

    „Nun, Kunrhardt dein erster Nachwuchs der Rottaler Zucht, auf dem Eichberg Hof, und gleich so ein strammes Kerlchen, darauf werden wir einen ordentlichen Krug Bier trinken. Wie willst du ihn den nennen?"

    „Oh, das überaß ich gerne unseren Namen Experten. Die finden garantiert wieder einen klangvollen römischen Heldennamen. „Na klar doch, sagten Bernard und Raphael, wir nennen ihn Lucius!

    „Aha, und wer oder was war dieser Lucius?, fragte Ferdinand. „Er war ein überaus großer Dichter, der hohes Ansehen im alten Rom genoss. Meistens übertrug er, so wie mir unser Burgkaplan Randolf erzählt hat, Tragödien aus dem griechischen, vor allem die Legenden um den Trojanischen Krieg, ins lateinische. Ferdinand und Kunrhardt schauten sich grinsend an.

    „Es ist schon beeindruckend, was du so alles weißt, mein kleiner Freund", sagte Kunrhardt und rubbelte Raphael durch die Haare. Zu Bernard sagte er:

    „Wenn du die Box unserer tapferen Pferdemama mit frischem Stroh ausgelegt hast, kannst du für heute Schluss machen Bernard, ich werde Karl Bescheid geben, dass die Burschen heute Abend deine anderen Zöglinge mit versorgen. Ich werde später noch einmal nach den beiden sehen. Sie brauchen jetzt Ruhe, dass sie sich erholen können."

    „Nun komm Kunrhardt, gehen wir zu Josef und erzählen ihm von unserem Zuwachs, vielleicht hat er einen Krug Bier für uns, zur Feier des Tages übrig", forderte Ferdinand ihn auf.

    Am nächsten Morgen, nach der Morgenfütterung, ritten Ferdinand, Josef, Kunrhardt und Bernard, eine Stunde lang mit den zweijährigen Rottalern ein hartes Training. Die jungen Hengste gingen nach fast dreiwöchigem Nichtstun äußerst unruhig und schreckten vor dem eigenen Schatten zurück. Schnell merkten sie, dass ganze Aufmerksamkeit gefordert wurde. Auf Ferdinands Anweisung wurden drei Zweiergruppen gebildet, welche verschiedene Manöver, in unterschiedlichen Gangarten ritten. Die Reiter waren konzentriert und angespannt und jeder hörte willig auf die Kommandos von Ferdinand, welche er ruhig und sachlich gab. Schon bald gingen die Pferde wieder ruhig und reagierten bereitwillig, auch auf Schenkeldruck der Reiter, sodass ohne Zügelführung, Manöver, in unterschiedlichen Gangarten, durchführt, werden konnten.

    Nach dem sie die Zweijährigen, zurück in die Ställe gebracht, und versorgt hatten, sagte Bernard zu Ferdinand:

    „Wir sollten nun auch mit den Schwarzwälder Füchsen und den anderen dreijährigen Rottaler, unbedingt eine Trainingseinheit reiten. Sie sind nämlich genau so unruhig von dem Nichtstun der letzten drei Wochen."

    Ferdinand und Kunrhardt grinsten sich an, und Ferdinand dachte bei sich: Dieser Junge wird wirklich ein guter Stallmeister werden.

    „Na dann mal los, lasst sie uns satteln."

    Wieder ritten sie eine Stunde lang mit einer Abteilung Dreijähriger, die aus Schwarzwälder Füchsen und Rottaler bestand, ausgiebige Trainingseinheiten. Danach wurden mit dem Rest der Dreijährigen Rottaler, ein weiteres Training durchgeführt. So zog sich der Tag dahin. Am späten Nachmittag, nach dem sie nochmals mit den Zweijährigen ein hartes Training absolviert hatten, waren alle sichtlich erschöpft. Mit müden Knochen kamen Ferdinand und Josef zum Haus zurück, wo Agnes, Raphael und Rosa, die das Baby auf in ihren Armen hielt, auf sie warteten. Agnes hatte Sauerkraut mit geräuchertem Speck gekocht, einen großen Laib Brot aufgeschnitten, und brachte den Männern je einen großen Krug mit Bier. Herzhaft langten sie zu, den das heutige harte Training hatte viel Kraft gekostet und sie hungrig gemacht. Der dämmerige Spätnachmittag ging in den Abend über und die Dunkelheit senkte sich über das Tal. Plötzlich wurde Raphael blass und stand vom Tisch auf. Er zitterte am ganzen Körper. Schnell drückte Rosa die kleine Anna Maria, Agnes in die Arme und ging zu Raphael.

    „Was hast du mein Engel, fragte sie besorgt."

    Raphael starte aus dem Fenster und reagierte nicht auf Rosa. Auch Ferdinand war aufgestanden und ging mit gemischten Gefühlen vor Raphael in die Hocke. Ihm war vollkommen klar, was diese merkwürdige Reaktion seines Sohnes zu bedeuten hatte. Irgendjemand der Raphael nahe stand, war in Gefahr oder hatte ein tief greifendes Problem. Dann murmelte Raphael so leise, dass Ferdinand Mühe hatte, etwas zu verstehen.

    „Er darf sich nicht hinlegen, du musst ihn mit Schnee einreiben und mit ihm laufen. Mach schnell Bernard."

    Ferdinand blickte zu Josef und sagte: „Ich gehe ins Küchenhaus und schau nach Bernard, irgendetwas stimmt mit ihm, oder eines der Pferde nicht. Schau du in seinem Quartier, nach." Schnappte sich den Mantel und rannte hinaus. Im Küchenhaus angekommen, war von Bernard nichts zu sehen. Er fragte einen der Pferdeknechte, aber außer, dass Bernard sich merkwürdig verhalten habe und dann dass Küchenhaus, ohne etwas zu Essen verlassen habe, wusste er auch nichts. Schnell ging Ferdinand zum Haupthaus der Rottaler Stallungen.

    Bernard hatte schon während des Trainings, bemerkt, dass mit Marcellus etwas nicht stimmte. Nach dem das Training am späten Nachmittag beendet war, hatte Bernard noch mal nach seinem Lieblingshengst geschaut. Marcellus war trotz des harten Trainings unruhig und tänzelte nervös. „Was hast du den nur mein Freund, flüsterte Bernard ihm ins Ohr. Vorsichtshalber war er zu Kunrhardt gegangen, um ihm zu berichten. Kunrhardt hatte sich das Pferd sorgsam angesehen, sein Maul untersucht, die Beine nach verdächtiger Hitze abgetastet und die Hufe von unten angeschaut. Schließlich hatte er kopfschüttelnd gesagt: „Ich kann nichts finden. Da ist nichts. Er wächst. Zerbreche dir nicht den Kopf. Los, Junge geh zum Abendessen, bevor die andern dir alles wegessen.

    Zuerst war Bernard beruhigt gewesen, aber kaum war er im Küchenhaus, war er wieder unruhig und spürte das merkwürdige Summen in seinem Kopf. Dies konnte nur bedeuten, dass er recht hatte.

    Marcellus rief ihn um Hilfe! Er hat irgendwas, ich habe es während des Trainings schon gespürt. Schnell stand er auf und ging hinaus. Draußen wartete er, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und ging zum Stall. Die Stallungen lagen ruhig in der Dunkelheit. Bernards Atem bildete weiße Dampfwolken in der kalten Abendluft. Obwohl er keinen Mantel trug, spürte er die Kälte nicht. Er gelangte zur Stalltüre von Marcellus und öffnete sie. Bernard spähte hinein, aber er konnte nichts erkennen. Als er sich dem Pferd näherte, spürte er sofort die unnatürliche Wärme, welche von Marcellus ausging. Bernard tastete nach seinem Hals und war erschrocken, als er den Schweiß darauf bemerkte.

    „Ruhig, mein Liebling, was ist denn mit dir?"

    Marcellus spitzte die Ohren, als er die vertraute Stimme vernahm. Sein Kopf fuhr beunruhigt auf und ab. Bernard wünschte sich, er hätte eine Stalllaterne mitgenommen. Er legte seinen Arm von unten um Marcellus Hals und lehnte seine Stirn an die des Pferdes.

    „Na was ist denn mein Junge?"

    Und irgendwie bekam er Antwort. Er hörte keine Worte, und er hatte auch keine Erleuchtung. Aber mit einem Mal wusste er, dass Marcellus höllische Schmerzen hatte und dass er ernstlich krank war. Bernard war erschrocken. Er spürte sein Herzschlag bis zum Hals. Bernard strich weiter über Marcellus Nüstern, fest entschlossen, nichts von seiner eigenen Angst nach außen dringen zu lassen. Er wusste, wie empfänglich Pferde für menschliche Empfindungen waren. Auf keinen Fall wollte er, dass Marcellus seine Angst, um ihn spüren würde. Plötzlich merkte Bernard, dass sich Marcellus sich hinlegen wollte.

    „Oh, nein, das wirst du nicht tun."

    Mit feuchten Händen griff er nach dem Halfter, das an einem Nagel an der Wand hing. Dazu brauchte er kein Licht. Er befingerte kurz die Leinen und Riemen, bis er wusste, welchen Teil er in der Hand hielt. Schnell streifte er mit geübter Hand es ihm über den Kopf.

    „Wir beide werden jetzt ein Stück spazieren gehen."

    Inzwischen hatte Kunrhardt, Ferdinand alles über die Sorgen, die sich Bernard über Marcellus machte, erzählt und sie eilten gemeinsam zu dem Stall, nicht ohne vorher zwei Stalllaternen zu entzünden und einige Decken mit zu nehmen. Sie kamen gerade an dem Stall an, als Bernard versuchte, Marcellus aus dem Stall zu führen. Nur zeigte Marcellus, nicht das geringste Interesse sich aus dem Stall führen zu lassen. Seine Hinterbeine wollten wieder einknicken.

    „Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen, murmelte Bernard und zog entschlossener an der Leine. „Ich weiß, es ist kalt, aber es hilft nichts.

    Kunrhardt und Ferdinand halfen ihm, das Pferd aus dem Stall zu bringen. Ferdinand und Kunrhardt hatten die enorme Wärme, welches, dass Tier ausstrahlte, bemerkt und schauten sich besorgt an. Beide wussten, da war nichts mehr zu machen. Auch Josef war jetzt zu ihnen gestoßen. Ferdinand war zu Bernard getreten und legte ihm seine Hand auf die Schulter.

    „Lass es gut sein mein Junge, du kannst nichts mehr für ihn tun. "Trotzig, blickte Bernard Ferdinand an und erwiderte mit fester Stimme.

    „Meinetwegen könnt ihr aufgeben Herr Ferdinand, ich werde es nicht tun. Es kann Stunden dauern, aber ich werde alles versuchen, und ich bin mir sicher, dass ich es schaffen werde. „Nein du wirst jetzt mir gehorchen und gehen, sagte Ferdinand bestimmt.

    „Keiner kann mehr was für Marcellus, etwas tun."

    „Aber wieso nicht?", rief verzweifelt Bernard.

    „Was ist denn nur mit ihm?"

    In diesem Moment legte sich Marcellus endgültig hin.

    „Er hat Koliken und keiner von uns kann dagegen an."

    Mit Großen und entsetzen Augen schaute Bernard die Männer an. -„Aber --"

    Ferdinand schnitt ihm mit einer Bewegung seiner Hand das Wort ab.

    „Du hast alles getan, was du konntest, aber jetzt wo er liegt, wird ihn nichts mehr dazu bewegen, wieder aufzustehen."

    Nun schaltete Josef sich ein, und sagte:

    „Ferdinand gib Bernard die Chance selbst zu entscheiden ob und wann er aufgeben will, sich um Marcellus sich zu bemühen. Denk daran, welches Wunder er an dir, im Begginger Wald vollbracht hat.

    „Josef, das war --"

    Jetzt war es Josef, der mit einer unwirschen Handbewegung Ferdinand das Wort abschnitt.

    „Und ich sage dir, lass es ihn versuchen!"

    Bernard hörte die Männer nicht mehr. Langsam kniete er sich vor Marcellus in den kalten Schnee. Er konnte jetzt nicht einfach gehen und wollte es auch nicht. Bernard legte wieder sein Arm um Marcellus Hals und lehnte seine Stirn gegen den großen Pferdekopf. Er schloss seine Augen, hörte auf zu denken, atmete nur noch ganz flach, überließ sich ganz dem Summen in seinem Kopf. Er wusste später nicht zu sagen, wie lang er so vor Marcellus gekniet hatte, noch was er getan hatte. Seine Hand griff wie von selbst nach dem Halfter und der Leine und stand auf.

    „Oh mein Gott, Leute seht euch das an, er steht, wieder auf! Das Pferd stand mit hängendem Kopf, auf unsicheren Beinen. Aber er stand. Bernard schüttelte sich und brachte Marcellus langsam in Bewegung. Tapfer drehte er mit Marcellus Runde um Runde. Ferdinand nahm eine der Decken, ging zu Bernard, passte seine, an die Schritte von Bernard an und legte ihm die Decke über die Schultern. Bernard reagierte keinen Moment auf die fürsorgliche Geste von Ferdinand. Konzentriert schaute er nur auf Marcellus. „Ferdinand sagte zu Josef und Kunrhardt: Ihr solltet schlafen gehen. Es wird wahrscheinlich eine lange Nacht werden. Aber so seit wenigstens ihr Morgen Früh, ausgeschlafen. Ich selbst werde bei Bernard bleiben.

    Es war schon weit nach Mitternacht. Bernard war Runde um Runde mit Marcellus gegangen.

    Plötzlich blieb Bernard stehen und schüttelte den Kopf. Das Summen in seinem Kopf war verschwunden und er konnte wieder klar denken. Was war nur passiert?, überlegte Bernard. Langsam kam die Erinnerung zurück. Er holte die Leine ein und ging zu Marcellus. Wieder legte er seine Arme um den Hals des Pferdes. Der Schweiß auf Marcellus Hals und Leib war eingetrocknet und er atmete wieder ruhig. Bernard tastete den Leib des Pferdes ab und er spürte eine Verhärtung am Bauch des Tieres.

    „Na mein treuer Freund das Schlimmste ist überstanden. Aber du musst leider noch in Bewegung bleiben, was hast du denn nur gefressen mein lieber?"

    Ich muss morgen Karl fragen. Irgendetwas muss er ihm gegeben haben, was die Kolik ausgelöst hat, überlegte er. Dann erst entdeckte er Ferdinand, der an dem Gatter stand. Bernard ging mit Marcellus zu ihm und sagte mit stolzem Lächeln:

    „Seht, es geht ihm schon viel besser."

    Verlegen antwortete Ferdinand: „Ja du hast recht, entschuldige, das ich dir nicht gleich vertraut habe, ich hätte es besser wissen müssen. Aber jetzt mach mal eine Pause, ich werde mit Marcellus die nächste Stunde die Runden gehen."

    „Oh, das ist nicht nötig Herr Ferdinand, bitte versteht mich richtig, aber ich möchte bei Marcellus bleiben."

    Tapferer Kerl dachte Ferdinand. „Na, gut, aber sag Bescheid, wenn du nicht mehr kannst, auch ich bleibe bei dir mein tapferer Freund."

    Das erste Morgen Grau machte sich bemerkbar, bis die Krise endgültig überwunden war.

    Bernard und Ferdinand brachten Marcellus in seinen Stall zurück. Das Pferd wirkte müde, aber nicht mehr krank. Die Augen des Tieres waren wieder klar, sein Schritt ruhig und gleichmäßig. Auch war seine Temperatur wieder normal. Bernard nahm eine Handvoll sauberes Stroh auf und rieb Marcellus ab. Ferdinand, der sah, dass Bernard nun völlig ausgepumpt war, half ihm dabei. Gerne hätte er den Jungen ins Bett geschickt. Aber er wusste, Bernard würde erst gehen, wenn er sich sicher war, dass sein Liebling auf beste versorgt war. Mit geübten, langen Strichen rieben sie das Pferd ab und legten ihm eine Decke über.

    „So, nun komm Bernard, mehr können wir im Moment nicht tun."

    Bernard warf Marcellus einen ängstlichen Blick zu. Ich glaube, ich bleibe besser noch."

    „Nein, erwiderte Ferdinand, er ist wieder in Ordnung. Komm jetzt, du hast alles getan, was du tun konntest. Hab keine Sorge." Sie gingen zum Haus von Ferdinand. In der Herdstelle war noch Glut. Ferdinand entfachte sie wider und legte einige dünne Holzscheite auf. Schon bald hatten sie ein wärmendes Feuer. Er hängte einen kleinen Kessel an den Hacken der Kochstelle und goss den Wein aus dem Krug hinein, um ihn zu erhitzen. Nach einigen Suchen hatte er auch die Gewürze gefunden und gab sie dazu. Holte Brot Butter und Speck, aus der Vorratskammer, brachte alles zum Tisch. Nach dem der Wein aufgekocht hatte, füllte er zwei große Becher. Der heiße Wein erwärmte ihre steifen Knochen. Schweigend nahmen sie ihre Mahlzeit ein. Nach einer Weile sah Bernard zu Ferdinand und murmelte fragend vor sich hin:

    „Was haben die Burschen Marcellus vorgestern Abend nur zum Fressen gegeben? Von Heu und Stroh, oder vom Hafer, hat er die Kolik mit Sicherheit nicht bekommen. Pferdebox, Wasser- und Futtertrog habe ich, noch bevor ich ins Küchenhaus ging gesäubert."

    „Ich werde es herausfinden mein Junge. Du solltest jetzt schlafen gehen. Um Marcellus wird sich heute Kunrhardt persönlich kümmern".

    Bernard stand vom Tisch auf und wollte das Haus verlassen. „Nein Bernard, du schläfst heute hier in einer der Gästekammern, drüben hast du keine Ruhe."

    Als sie am späten Vormittag zu den Ställen kamen, hörten sie schon vom weiten wie Kunrhardt laut stark schimpfte:

    „Also Hans, wie dumm bist du eigentlich? Du selbst würdest doch diese Äpfel auch nicht essen oder? Und außerdem habe ich dir nicht schon hundert mal gesagt, du sollst den Pferden nur das zu fressen geben was ich angeordnet habe?"

    „Ich wollte doch Marcellus nur was Gutes tun", antwortete der junge Bursche weinerlich.

    Kunrhardt gab ihm eine schallende Ohrfeige.

    „Mit halb Vergorenen, Äpfel? So blöd kannst auch nur du sein. Hätte Bernard nicht gemerkt, dass mit Marcellus etwas nicht stimmt, wäre er uns eingegangen du blöder Kerl. Du wirst jetzt sofort deine drei Sachen packen und verschwinden, ich will dich, hier nicht mehr sehen."

    „Aber wohin soll ich den gehen, wenn ihr mich vom Hof jagt?", fragte Hans mit weinerlicher Stimme.

    „Geh wieder zu deinem Bruder, vielleicht kannst du bei ihm ja wieder die Schweine hüten. Aber hier will ich dich nicht mehr haben und jetzt gehe mir aus den Augen."

    Ferdinand, der wusste, dass Hans sich nicht all zu große Mühe gab, tat der Junge trotzdem leid. Auch wusste er, dass Hans lieber handwerkliche Arbeiten verrichten würde, als in den Ställen zu arbeiten. Sein wahres Talent lag in der Holzschnitzerei. Hatte er doch allen Kindern auf dem Hof und im Dorf, mit wirklich schön geschnitzten Holzfiguren versorgt. Also werde ich ihn beim Drechsler Balthasar unterbringen. Mit strengen Worten sagte er zu Hans:

    „Wenn du deine Sachen gepackt hast, kommst du zum Haus von Drechsler Meister Balthasar, hast du verstanden?"

    „Ja Herr", sagte Hans mit ängstlichem Blick.

    Drechsler Meister Balthasar war sofort damit einverstanden, Hans als Lehrling zu nehmen. Denn auch er war auf die wirklichen schönen Schnitzarbeiten aufmerksam geworden. Ferdinand bot ihm dreißig Silberpfennige als Lehrgeld. Aber Balthasar sagte:

    „Behaltet das Geld, ich nehme ihn auch so in die Lehre."

    *

    Meister Christian war in seinem Element. Präzise gab er Anweisungen, wie man mit der Lanze kämpfte. „Sie ist nicht nur eine Wurfwaffe, sondern eine Wirkungsvolle Nahkampf Waffe, wen ihr sie richtig benutzt." Erklärte Christian den Burschen, die vor ihm standen. Dann teilte er die Burschen in zwei Gruppen auf.

    „Ihr da, nehmt die Übungsschwerter und ihr da die Lanzen auf. Franz komm, zu mir. Du versucht jetzt, dass was ich euch letzte Woche beigebracht habe, mal in einer Übung mit mir. Versuche mich mit der Lanze anzugreifen und mir das Schwert aus den Händen zu schlagen. Vergiss dabei nicht deine Fußarbeit. Also los."

    Behände ging Franz zum Angriff über. Parierte geschickt die Angriffe von Christian wich seinen Schwerthieben aus, unterlief das Holzschwert von Christian, um ihn auf seiner ungedeckten Seite anzugreifen. Schlug mit der unteren Seite der Übungslanze gegen die Hand von Christian und das Schwert flog im hohen Bogen, Christian aus der Hand. Aber bevor Franz zum finalen Stoß ansetzen konnte, packte Christian blitzschnell mit beiden Händen die Lanze, drückte sie nach oben und trat Franz die Beine weg, sodass Franz wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag. Während Franz stürzte, entriss ihm Christian die Lanze und setze sie ihm auf die Brust. Lachend zog er Franz wieder auf die Füße. „Nicht schlecht mein Lieber lobte er ihn, aber eben nicht gut genug. Und kannst du mir sagen, welchen Fehler du gemacht hast?"

    „Nun, ich denke, ich war zu langsam", sagte Franz etwas außer Atem.

    „Oh, nein, das warst du nicht, aber wenn du dein Gegner, so wie mich eben, entwaffnet hast, musst du ihn sofort kampfunfähig machen. Er wandte sich an die anderen. „Also los dann zeigt mal, was ihr gelernt habt.

    Christian gab da und dort Anweisungen, oder nahm dem einen oder anderen die Lanze weg und zeigte ihnen nochmals den Bewegungsablauf und die Schritte, die sie machen mussten. Dann lies er sie die Waffen tauschen und das ganze Training begann von vorne. Nach gut einer Stunde beendete er das Training und ließ sie zum Bogenschießen antreten. Zufrieden stelle Christian fest, dass die Treffsicherheit der Schützen beachtlich war. Johannes und Ferdinand, die, das Ganze beobachten, Applaudierten den Schützen zu ihrem Erfolg. Lachend sagte Johannes:

    „Herr Christian nimmt die Burschen, ja ganz schön rann."

    Ja, da hast du recht Johannes. Auch motiviert er sie immer hervorragend. Nach jeden erfolgreichem, Training, spendiert er ihnen stets einen Krug Bier. Aber komm lass uns wieder rein gehen unsere Frauen werden schon auf uns warten."

    Als sie in die gute Stube kamen, saßen Rosa und Adelheid auf der Ofenbank. Adelheid von Blumberg hatte die Patenschaft von Anna Maria übernommen und wiegte das Baby, voller stolz auf ihrem Arm. „Was habt ihr ein entzückendes kleines Mädchen", sagte sie zu Ferdinand.

    „Also nächsten Sonntag wollt ihr die Tauffeierlichkeiten nachholen?"

    „Ja, antwortete Rosa: „Ich denke, die Sonne gewinnt mit jedem Tag mehr an Kraft und das Wetter wird immer milder, und ich muss mich nicht, um die Gesundheit meines kleinen Engels, fürchten.

    „Wisst ihr eigentlich schon, das Graf Heinrich von Fürstenberg und Graf Albrecht von Hohenberg auch da sein werden? Überrascht schaute Ferdinand auf und blickte zu Johannes. „Woher wissen den die Herren von der Geburt unserer Tochter und von der Tauffeier?

    „Wahrscheinlich von Baumeister Bernhard, der letzte Woche mit seinem gesamten Haushalt von Hüfingen nach Waldishuote übergesiedelt ist. Er hatte bei mir halt, gemacht und ich habe ihm davon erzählt. Gestern kam ein Bote, der den Besuch der Herren für nächsten Freitag gemeldet hat. In der Nachricht haben sie verlauten lassen, dass es für sie eine Selbstverständlichkeit wäre, an dem freudigen Ereignis teilzunehmen, antwortete Johannes. „So geehrt Rosa und ich uns auch fühlen können, hoffentlich ist dass auch der wirkliche Grund, ihres Besuches. So wie ich unseren liebenswerten Graf Albrecht von Hohenberg kenne, bin ich mir da nicht so sicher.

    Nachdenklich schaute Johannes auf seinen Weinpokal und antwortete:

    „Ja, da könntest du recht haben, mein Lieber Freund, auch ich werde das Gefühl nicht los, dass hinter dieser großzügigen Geste mehr steckt als ein Freundschaftsbesuch."

    Es klopfte. Agnes und die Magd Julia, welche sich hervorragend auf Näharbeiten verstand, kamen herein und brachten das Taufkleid, welches Julia liebevoll genäht hatte.

    „Oh wie entzückend", riefen die Damen aus, als Julia das Taufkleidchen präsentierte. Es war ein wirklich schönes Stück, mit zarten Spitzen und kleinen roten Rosen bestickt. Dazu eine, aus weiß gebleichter Schafwolle gewebte Wolldecke, welche gleichfalls mit Rosenblüten bestickt war.

    „Das ist eine wirklich schöne Arbeit, die du da gemacht hast Julia, ich danke dir", sagte Rosa mit Tränen in den Augen. Holte ihren Beutel vom Gürtel und gab ihr mehre Münzen.

    Julia ein nettes, sechzehnjähriges Mädchen, bedankte sich verlegen.

    „Wollen wir Anna Maria mal das Kleidchen anprobieren?

    Vielleicht muss ich ja noch etwas ändern", fragte Julia.

    Ferdinand schaute Johannes vielsagend an, gab ihm ein Zeichen, und schon waren sie verschwunden. Sie gingen zu Josef. Zu dritt gingen sie zur Linde und genehmigten sich je einen Becher von dem hervorragenden Breisgauer Wein. Die Schenke war gut besucht. Christian saß mit seinen Männern um den großen Kachelofen und ließen sich das Bier schmecken. Johannes bestellte bei der Wirtin noch einmal eine Lage für die Männer, was mit Hochrufen auf den Herrn von Blumberg begrüßt wurde. „Um noch einmal auf die Herren Grafen, welche ihr kommen für die Tauffeierlichkeiten, für Anna Maria angekündigt haben, zurückzukommen, so befürchte ich, dass Graf Albrecht von Hohenberg dies nicht uneigennützig tut."

    „Wenn er mich nach Waldishuote beordern will, kann er das für die nächsten drei Wochen erst mal vergessen. Schon heute Nacht wird wahrscheinlich die erste Schwarzwälder Stute ihr Fohlen bekommen und dann geht es Schlag auf Schlag. Auf jeden Fall kann ich die nächsten drei Wochen nicht weg, sagte Ferdinand. „Darum wird es aber gehen. Auch ich werde wahrscheinlich in den nächsten Wochen, erst nach Waldishuote und dann weiter nach Straßburg müssen. Vorgestern habe ich Nachricht von Graf, Rudolf von Habsburg erhalten. Er will, dass die Grafen von Freiburg, von Fürstenberg und von Hohenberg, baldmöglichst mit ihren Rittern und Kriegsknechten, nach Achenheim kommen. Dort sollen wir uns mit seiner Truppe vereinen. Aber warten wir ab, was Graf, Albrecht nächste Woche zu sagen hat, erwiderte Johannes. Sie tranken ihre Becher aus und gingen zum Eichberg Hof zurück. Dort angekommen kam ihnen Leo schon entgegen gelaufen und berichtete, dass gleich zwei der Schwarzwälder Fuchsstuten am Fohlen wären. Schnell verabschiedeten sich Josef und Ferdinand von Johannes und eilten ins Haus um sich umzuziehen.

    Die Fohlen Zeit, war naturgemäß eine der Arbeitsreichste, welche die Männer seit der Erweiterung des Gestüts erlebten. Voll Neugier erwarteten Ferdinand und Josef den Nachwuchs, der Stuten. Planten zusammen mit Andreas junior und Kunrhardt, welcher Hengst, welche Stute decken sollte. Ferdinand beobachtete mit sorgsam, verborgenen Stolz, mit wie viel Verantwortungsbewusstsein und Umsicht Josef, Kunrhardt und Andreas Junior, so wie alle Knechte, bei der Arbeit mit den Stuten und Fohlen, an den Tag legten. Josef trat zu Ferdinand und klopfte ihm auf die Schulter.

    „Na was meinst du, alle Fohlen sind gesund und kräftig, den Stuten geht es gut, die Knechte haben gut gearbeitet. Bis auf zwei der Rottaler Stuten, die wahrscheinlich erst nächste Woche ihre Fohlen bekommen, haben wir unsere erste große Fohlen Zeit hinter uns. Ich würde sagen, heute ist Samstag und unsere Leute haben sich einen Krug Bier verdient."

    „Wie recht du hast mein Freund, meinte Ferdinand zufrieden. „Wenn die Burschen mit der Arbeit fertig sind, sollen sie ins Küchenhaus kommen, ich besorge ein Fass Bier vom Linden Wirt.

    *

    Am Tag der Tauffeier war es zum ersten Mal richtig mild. Die Sonne hatte schon viel Kraft und an der Eschenbacher- und Eichberghalde schmolz der Schnee. Die ersten Haselnuss Sträucher ließen mit ihren Blüten schon den Frühling erahnen.

    Im feierlichen Zug fuhren sie zu Burg Blumberg hinauf. Im Burghof waren fast alle Bürger des Dorfes verrammelt und jubelten Rosa, Anna Maria und Ferdinand zu. Freudestrahlend nahm Adelheid von Blumberg das Baby von Rosa entgegen und trug es feierlich in die Kapelle. Mit großer Andacht zelebrierte Kaplan Randolf die Taufe.

    Johannes und Adelheid von Blumberg hatten, nach der Taufzeremonie, zur Feier in die Halle geladen. Die Grafen überbrachten Ferdinand und Rosa ihre Glückwünsche und die Taufgeschenke für Anna Maria. Adelheid bat zu Tisch und es wurde ein wirkliches Festmahl aufgetragen.

    Während des Festmahls wurde ein Bote für Ritter Ferdinand vom Eichberg Hof gemeldet. Ein junger Bursche, welcher das Wappen des Grafen Rudolf von Habsburg am Mantel trug, übergab Ferdinand einen Brief und ein in einem Samt Tuch eingeschlagenes Geschenk.

    Willig folgte er der Einladung Johannes von Blumberg und nahm Platz.

    Rosa beugte sich zu Ferdinand herüber und sagte: „Wie aufmerksam von Graf Rudolf. Was es Wohl ist? Ferdinand gab ihr das Päckchen. „Öffne du es

    „Oh wie wunderschön!, rief Rosa aus und nahm das Gold Kettchen, welches fein gearbeitet war, und hob es hoch. Daran war ein kleines, mit Edelsteinen besetztes Kreuz angebracht. „Sieh nur Ferdinand, und hielt ihm das Kettchen entgegen. Ferdinand blickte von dem Brief auf, den er in den Händen hielt. „Ja, es ist wirklich ein nobles Taufgeschenk und sehr schön gearbeitet."

    „Was hast du?", fragte Rosa und blickte in das sorgenvolle Gesicht von Ferdinand.

    „Was schreibt er? „Oh nichts Besonderes oder sagen wir mal, nicht was ich eigentlich schon vermutet habe. Du kannst den Brief später lesen. Komm lass uns sehen, was Anna Maria von Ihrem Geschenk hält.

    Er faltete den Brief zusammen und schlenderte mit Rosa zu Adelheid von Blumberg, die bei Agnes am Fenster stand und ihr Patenkind über die kleinen Wangen strich. Anna Maria ließ es sich huldvoll gefallen und schaute sie aus großen hellbraunen Augen ernst an.

    Nach dem Essen waren Agnes und Rosa, zusammen mit Adelheid von Blumberg nach oben gegangen, um die Windel von Anna Maria zu kontrollieren, und sicherzugehen, dass es mit dem guten Taufkleid kein Unglück gab. Anschließend machten sie einen Spaziergang durch den Herrengarten. Während sie durch den Garten flanierten, traten die Grafen zu Johannes und Ferdinand. Graf Albrecht von Hohenberg sprach Ferdinand an.

    „Herr Ferdinand, morgen werden wir euch auf dem Gestüt besuchen. Wir würden uns gerne die Pferde ansehen und uns davon überzeugen, ob sie gut trainiert sind, wäre dies am Vormittag möglich?"

    Ferdinand strahlte Graf Albrecht an.

    „Oh, Herr Graf, und ob sie gut trainiert sind. Ihr werdet mit Sicherheit zufrieden sein. All die Pferde, die ihr uns gebracht habt, haben sich hervorragend entwickelt. Vor allem euer Marcellus wird euch gut gefallen. Wir werden morgen euch eine Vorführung zeigen, dass euer Herz erfreuen wird."

    Als sie am späten Nachmittag wieder auf den Eichberg Hof zurück waren, bat Ferdinand darum, dass Josef, Kunrhardt und Andreas junior, nach der Abendfütterung, in die gute Stube zu kommen.

    Es gibt einiges zu besprechen. Josef zog seine Augenbrauen in die Höhe und sagte lediglich:

    „Ja Ferdinand", dachte aber bei sich: Also doch keine guten Nachrichten, die in dem Brief stehen, den er heute erhalten hat. Nach dem Rosa, Anna Maria gestillt hatte, übergab sie das Kind der Magd, die ihr die Windeln wechselte und das Baby anschließend in die Wiege legte, welche neben dem Kachelofen stand.

    Ferdinand hatte die alte Familien Bibel aus dem Schrank geholt und trug sie zum Tisch und schlug sie weit hinten auf. Mit einem Lächeln brachte ihm Rosa, Feder und Tintenhorn. Unter die letzte Eintragung von Raphaels Geburt schrieb er:

    Am Tag von Mariä Reinigung im Jahre des Herrn 1261 schenkte der Herr uns eine Tochter. Sie wurde auf den Namen Anna Maria getauft.

    Dann küsste er zärtlich Rosa auf den Mund.

    Nach dem die Tinte getrocknet war, fuhr er mit dem Finger über die eben geschriebenen Zeilen.

    „Was wird wohl das nächste Ereignis sein, dass hier eingetragen wird?"

    Rosa erschauerte unwillkürlich.

    „Wer kann dass schon wissen." Besorgt schaute Rosa ihren Mann an.

    „Ferdinand was bedrückt dich, was hast du denn? Was hat dir Graf Rudolf denn geschrieben, dass du so merkwürdig bist?" Er seufzte tief und schaute Rosa in die Augen. Rosa erschrak

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1