Die Enertialtheorie: oder alles eine Frage der Zeit?
Von Helfried Albert
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Buchvorschau
Die Enertialtheorie - Helfried Albert
Prolog
An seinem Schreibtisch eingeschlummert, sitzt vornübergebeugt ein grauhaariger Mann, sein halb kahler Kopf ist den Lichtkegel der Schreibtischleuchte gesunken und der Lüfter des Computers säuselt gleichförmig ein Schlaflied zum Takt der Wanduhr. Die Maus ist sanft geführt vom Pad geglitten als ein Zucken durch den Träumenden fährt. Wie auf Kommando haben sich drei Herren um den Schlafenden postiert. „Was schreibt der da?, fragt der Mann aus der Mitte leise. „Es geht um die Zeit
, antwortet ebenso flüsternd der links hinter dem Schlafenden Stehende. „Er wird sich noch wundern! Bei mir ging es auch um die Zeit und obwohl ich einen akademischen Abschluss habe, wollte mir anfangs niemand glauben, sagt der Herr rechts hinter dem Stuhl, während er sich bedächtig über den Schnurrbart streicht. Ein wenig lauter werdend antwortet der links Stehende: „Es ist für keinen von uns leicht gewesen und das, obwohl es seinerzeit vereinzelt gebildete Menschen gab, die unsere Ansichten teilten. Wer aber sollte diesem armen Tropf glauben? Die einen, also wahrscheinlich die meisten, können diesen komplexen Zusammenhängen ohnehin nicht folgen und die anderen, die durch eine harte Schule jahrzehntelanger und anstrengender Studien zu verdienten Vertretern etablierter Lehrmeinungen aufgestiegen sind und nun Privilegien genießen, die dazu gedacht sind, ebendiese Lehrmeinungen weiterzuentwickeln, werden den Bildungsgrad zum Maßstab ihres Interesses machen und deshalb Kritik am System von diesem da nicht zulassen.
Der langbärtige Mann hinter dem Stuhl fragt: „Und wenn er das alles philosophisch formulieren würde? Die Antwort kam von rechts: „Heute ist Philosophie ein Hochschulfach und wird daher zu einer Anforderung, die er nicht erfüllen kann. Zudem müsste er ungezählte Philosophen überzeugen, deren Arbeiten auf völlig andere Grundlagen aufgebaut sind.
Plötzlich ist eine nach Lindenblüten duftende Frau aus dem Dunkel in den Lichtschein der Schreibtischlampe getreten. Ohne die Anwesenden zu bemerken, legt sie eine Decke durch die Herren hindurch auf die Beine des Schlafenden. Mit den leise geflüsterten Worten: „ach, wenn du nur malen würdest ist sie wieder im Dunkel des Zimmers verschwunden. Etwas irritiert ist der langbärtige Herr hinter dem Stuhl vollkommen unnötig einen Schritt zur Seite gewichen und fragt nun vorsichtig: „Vielleicht könnte ein Kunstobjekt daraus werden?
Weniger erstaunt und gerade so, als ob er den Auftritt der Frau erwartet hätte wiegt der rechts Stehende seinen Kopf und meint: „In dieser Zeit ist die Kunst frei, alles kann Kunst sein und ein akademischer Abschluss ist momentan keine Voraussetzung für ein Kunstwerk. Der Mann links am Stuhl schüttelt den Kopf und fragt: „Physik als Kunstobjekt? Pah, wer sollte so etwas ernst nehmen?
Daraufhin fragt der Herr aus der Mitte: „Und wenn er nun Bilder dazu machen würde? Verzweifelt fasst der rechts Stehende zusammen: „Das ist der verrückteste und ungewöhnlichste Plan, von dem ich je gehört habe. Das Kunstwerk einer neuen physikalischen Theorie mit philosophischem Anspruch.
Der in den Schlaf Gesunkene stöhnt kurz auf. „Ob der weiß was ihn erwartet?, fragt der Herr mit dem vollen Bart aus der Mitte. Ganz unvermittelt und leicht freudig erregt sagt der rechts Stehende: „Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr angeln.
Er streift sich das wirre Haar nach hinten und fragt: „Wie wäre es, meine Herren, mit einer Angeltour auf dem tiefen See. Sie werden sehen, wie herrlich Ungewissheit sein kann."
Bestand
Um zu verstehen, wo die Probleme der modernen Physik ihren Ursprung haben, muss man den komplexen Verlauf der wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte nachvollziehen.
Aristoteles ist davon ausgegangen, dass eine Kraft erforderlich ist, um einen Körper in Bewegung zu versetzen und eine Kraft, um einen Körper in Bewegung zu halten. Erst Galileo Galilei erkannte das Trägheitsprinzip und nutzte dieses zur ersten konkreten Beschreibung der Bewegung von Körpern auf der Erde. Mit seinen Versuchen hat er nachgewiesen, dass alle Körper unabhängig von ihrer Masse und Größe im freien Fall zur Erde mit 9,8 m/s² beschleunigt werden. Reneé Descartes formulierte das allgemeine Prinzip der kräftefreien Bewegung erstmals eindeutig. Isaac Newton wandte das Trägheitsprinzip auch auf die Bewegungen außerirdischer Körper an und konnte mithilfe der Arbeiten von Christiaan Huygens zur Zentrifugalkraft die von Johannes Kepler beobachteten Planetenbahnen berechnen. Mit den drei newtonschen Gesetzen konnten nun die Kräfte, die das Verhalten von Körpern überall im bekannten Universum bestimmen, beschrieben werden.
Erstes newtonsches Gesetz: „Ein kräftefreier Körper bleibt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit."
(Ein kräftefreier Körper befindet sich in seinem Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung in einer geraden Linie, außer in der Situation, das er gezwungen ist, diesen Zustand durch prägende Kräfte zu verändern.)
Zweites newtonsches Gesetz: „Kraft gleich Masse mal Beschleunigung."
(Die Änderung der Bewegung ist proportional zur einwirkenden Antriebskraft und wird in gerader Linie in die Richtung gehen, in die jene Kraft prägend wirkt.)
Drittes newtonsches Gesetz: „Kraft gleich Gegenkraft"
(Für jede Aktion gibt es immer eine gleiche entgegengesetzte Reaktion: oder es wirkt immer eine gleichgroße, aber entgegen gerichtete Kraft auf beide Körper.)
Die Bewegung wurde nun mithilfe von Bezugssystemen zu einer relativen Größe. Durch seine Versuche mit der Zentrifugalkraft (Eimer mit Wasser) konnte sich Isaac Newton zeitlebens nicht von der Vorstellung eines absoluten Raumes lösen. Zwei Jahrhunderte später erklärten die Vorstellungen von Ernst Mach den Raum als relativ. Die unabhängig von der Bewegung immer konstant gemessene Lichtgeschwindigkeit sowie die durch James Clerk Maxwell beschriebene endliche Geschwindigkeit der Kraftausbreitung in elektromagnetischen Feldern führte