Weimarer Tagesnotizen 1958 - 1973
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Über dieses E-Book
Parks, Schlössern und Sammlungen neben der Stiftung Schlösser und Parks Berlin-
Brandenburg und den Kunstsammlungen Dresden als dritter großer kultureller
Leuchtturm darstellt, so sollte man immer daran erinnern, daß ihre Entstehung ein
Werk Helmut Holtzhauers gewesen ist." (Paul Raabe, 2005)
Helmut Holtzhauer (1912 - 1973) war von 1954 bis 1973 Generaldirektor der
Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur
und Vizepräsident bzw. Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar.
In den Tagebucheinträgen der Jahre 1958 bis 1973 notiert er Arbeitsaufgaben, Reflexionen auf tagespolitische Ereignisse, Reiseeindrücke, Resümees von Gesprächen mit unterschiedlichsten Zeitgenossen innerhalb und außerhalb der DDR. Die als Gedankenstützen gedachten Notizen vermitteln einen differenzierten Einblick in die Arbeits- und Gedankenwelt eines außerordentlich vielseitigen, seine kommunistische politische Herkunft nie verleugnenden Menschen. Diese Aufzeichnungen sind eine Fundgrube für die Erschließung des historischen Geschehens in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, fernab aller offizieller oder klischeehafter Darstellungen dieser Zeit. In diesen Tagesnotizen wird das vorbildgebende Ethos eines unermüdlichen, ganz seiner Arbeit hingegebenen Menschen deutlich.
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Rezensionen für Weimarer Tagesnotizen 1958 - 1973
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Buchvorschau
Weimarer Tagesnotizen 1958 - 1973 - Helmut Holtzhauer
1958
1. Januar 1958
Viele, zu viele Menschen sind an der Zeit krank. Sie möchten mit allen ihren Kräften bauen, helfen, sich einordnen, aber sie sehen, das Werk gerät nicht recht. Und sie können es nicht verbessern.
Plutarch „Moralia"¹¹ gelesen: „Von der Geschwätzigkeit".
Im Institut die letzten Posteingänge durchgesehen. Diejenigen, denen man sich besonders verbunden fühlte, haben sich nicht gerührt. Umgekehrt haben die anderen zumindest die Formen gewahrt.
Das vergangene Jahr brachte schwere Verluste¹², am schmerzlichsten sind aber die persönlichen Enttäuschungen.
Arbeit der nächsten Tage besonders gut vorbereitet.
2. Januar 1958
Donnerstag
Verschiedene Besorgungen erledigt. Einkäufe.
Vorgänge im Institut erledigt. Emmerich¹³ kündigt zum Ende des Monats. Will als deutschsprachiger Lektor für ein oder zwei Jahre nach Rumänien gehen.
3. Januar 1958
Freitag
Weihnachts- und Neujahrspost aufgearbeitet. Der „Stumme-Band"¹⁴ gefällt den meisten Empfängern.
Eva Fleischer und Rudolf Fischer bei Kaysers. Wenig befriedigende Plauderei.
5. Januar 1958
Mit Wadepuhl und Emmerich im Hotel Newa¹⁵ getroffen. W. bringt weitere Fotokopien und Manuskripte mit. Bis 14 Uhr.
Bei Magritz. Einige theoretische Fragen. Realismus. Koexistenz und Ideologie. Argumente.
Rückfahrt nach Weimar. Stürmisch, regnerisch, Glatteis.
Dempes Bericht über das Nietzsche-Archiv¹⁶ zu Ende gelesen. Grandiose Naivität oder Unverschämtheit.
Beutler, Essays, Lili¹⁷ gelesen.
Ankunft in Weimar 21³⁰.
6. Januar 1958
Posteingänge erledigt. Bemerkenswerter Brief von Lübbecke. Vorschläge des Archivs für Faksimile-Ausgaben durchgesehen. Sehr konventionell nach dem Ausstellungskatalog¹⁸ ausgewählt. Prometheus und Divan-Gedicht zunächst akzeptiert.
Inaugural-Dissertation von Frau Topfmeier¹⁹ durchgesehen. Brave Katalogarbeit ohne wissenschaftliche Fragestellung. Bin gespannt, was der Doktor-Vater [sagt], der jede Beschäftigung (Betreuung) der Arbeit vor dem Abschluß abgelehnt haben soll. Frau Topfmeier könnte an den Beständen arbeiten.
Besuch von Frau Dr. Tschakarow, Sofia, auf Empfehlung von Hohendorf, Potsdam. Germanistin. Deutschlehrerin.
Für Jakubowski Bericht von den Forschungsstätten, etwa 10 Seiten, geschrieben. Eigentlich Aufgabe für einen Mitarbeiter. Bericht für Jahrbuch der Republik geschrieben²⁰.
„Sonntag"²¹ und Artikel Wagner-Mückenberger gelesen. Erschreckende Einfalt.
7. Januar 1958
Von Wadepuhl zwei umfangreiche Manuskripte aufgenommen (Principessa della Rocca. Enrico Heine u. Mes dix ans d’Exil)
Mit Böhm Perspektivplan der BDK nochmals besprochen. Sollten wir uns nicht doch auf unsere Periode (1750 - 1850) beschränken?
Einladung zu Stadträtin Beek für 10 - 12 Uhr abgelehnt.
Mit Emmerich Übergabe der Materialien (Fotokopien) ans Archiv besprochen. Kündigung definitiv per 31.1.1958. Sachlich eine Einbuße, persönlich nach seinen groben Fehlern in der Leitung der BPO und in der Bürositzung verständlich.
Mit M. [Marta] Poschmann den Fortgang der „Soziologie" besprochen. Vierteljahresberichte erbeten.
Schneider u. verschiedene Besorgungen.
Dr. Blumenthal. Über den Stand und die Aussichten der Schiller-Nationalausgabe²² gesprochen. Sie sollte die Redaktion, später die Herausgeberschaft der Ausgabe übernehmen. Die Akademie²³ in die Ausgabe einbeziehen.
Beratung der Neugestaltung GNM (Raum 4 u. 7) vorbereitet.
8. Januar 1958
Mittwoch
Vormittag Post erledigt. Unterschriften.
Weiterer Fortgang der Neugestaltung des GNM. Raum 7 inhaltlich, Raum 3 formal abgeschlossen. Menzel versucht, das Verhältnis Goethe-Schiller als Höhepunkt der Klassik darzustellen und dabei den - negativen, kantschen - Einfluß Schillers auf Goethe herauszuarbeiten.
Nachmittag Tagespost. Zeitungen.
Problem des soz. Realismus. Marx u. Engels exzerpiert²⁴. Kritik an H. [Hans] Kochs Entgegnung auf Kipphardts Diskussionsbeitrag („Sonntag" v. 5.1.58) niedergeschrieben. Referat für Schriftstellerverband (Probleme des Realismus) vorbereitet.
Bis 21 Uhr.
Spaziergang mit Renate. Nachrichten gehört.
Bis 23⁴⁵ in Beutler, Essays, Lili, gelesen.
9. Januar 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Aussprache mit Hermann Fischer in sehr kameradschaftlicher Form. Verhältnis
Parteimitglied - Leitung, Leitung und Mitglied. Problem Scholz²⁵.
10⁰⁰ Vorstand des Schriftstellerverbandes. Vorbereitung des Referats Hammer und der Ergänzung durch Ho. [Holtzhauer] „Über sozialistischen Realismus".
Lektüre: Paul Reimann, Über realistische Kunstauffassung²⁶.
Exzerpte aus Shdanow²⁷, Über Kunst und Wissenschaft, Lenin²⁸, Kulturrevolution.
Post durchgearbeitet. Artikel für Jakubowski korrigiert und absenden lassen.
Am Referat „Über soz. Realismus" gearbeitet.
20⁰⁰ Vortrag Dr. Hahn: Bettinas politische Ansichten²⁹.
Mit Dr. Hahn und Mitarbeitern geplaudert³⁰.
10. Januar 1958
Freitag
8⁰⁰ Sprechstunde: Kiese, Stellungnahme zum Produktionsplan des ARION Verlags³¹, anschließend Rücker, Fortsetzung der Besprechung. Dr. Deiters bittet um Übernahme der Kleist-Gedenkstätte in Frankfurt/O. in die NFG.
14⁰⁰ Fortsetzung der Vorarbeiten zu dem „Versuch über den soz. Realismus. Paul Reimann „Über realistische Kunstauffassung
, und Shdanow „Kunst u. Wissenschaft", Marx und Engels gelesen.
16³⁰ Dr. Wachsmuth. Goethes Stellung zu dem Problem Freiheit und Notwendigkeit³².
W. meint, daß Goethes Folgerung „Entsagung" (Resignation oder Selbstbescheidung) sei. W. bietet 500,- für Honorar Bräuning-Oktavio³³. Mitteilung, daß Flach³⁴ nach Bonn gehe. (Auskunft Grumach).
22⁰⁰ - 24⁰⁰ an Referat soz. Realismus gearbeitet.
11. Januar 1958
Sonnabend
8³⁰ Böhm. Aufgaben für Wersig, Halle. Gewerkschaftsfragen. Dr. Vulpius ist bereit, die „Leihgabe Vulpius" zu verkaufen.
Posteingang und Vorlagen aus dem Hause bearbeitet.
10³⁰ Schriftstellerkonferenz Thüringens. „Versuch über den sozialistischen Realismus"³⁵ vorgetragen. Nachmittag Aussprache. Einige plumpe, rabaukenhafte Vorstöße von den sogenannten „jungen Autoren". Viele Ansprüche, wenig Leistung. Ende 18 Uhr.
Am Abend ein wenig gekramt. Beutler, Essay über Lilly beendet. Goethes Briefe aus Waldeck, Weihnachten 1776, gelesen. Vergeblich den Geburtsort Ehm Welks auf der Karte gesucht (im Vergleich zu „Mein Land, das ferne leuchtet"³⁶). Riesen- oder Liesenbrow³⁷?
12. Januar 1958
Sonntag
9³⁰ Fortsetzung der Schriftstellerkonferenz. Im Vordergrund der Aussprache stehen persönliche Anliegen. Ende 14⁰⁰.
Renate ist völlig erschöpft und niedergeschlagen. Tiefe Depression. Wir müssen einen Weg für Martin und Renate suchen, da der Kleine unter den Tränen der Mutti leidet. Spätnachmittag. Regnerisch. Rundfunkkonzert, nicht ohne Störungen.
Der Entwurf Böhms (Programm der BDK) und Jerickes Einleitung zum Führer durch das GNM³⁸, müssen heute noch durchgearbeitet werden. Nur immer die Wäsche anderer Leute waschen!
13. Januar 1958
Montag
13⁰⁰ Beratung über „Laternenfest" in Erfurt.
14. Januar 1958
Dienstag
8 Uhr. Nach Leipzig. Schaller, Institut für Erwachsenenbildung. Anregende Unterhaltung. Sch. versucht, ein marx. Erziehungssystem zu entwickeln.
11 Uhr. Frings. Problem Blumenthal u. Flach besprochen. Will im Falle Bl. helfen, im Falle Flach nicht. Empfiehlt Besprechung mit Steinitz.
13 Uhr. Mit Schaller Unterhaltung fortgesetzt.
15 Uhr. Bei Lauter, der leider in Berlin ist. Fahrt nach Potsdam. Ankunft 18 Uhr. Leider kommt Frieder [Schlotterbeck] erst 21³⁰. Angeregte Unterhaltung, auch über Forschungsfragen.
Die Ankunft war deshalb interessant, weil unmittelbar vor dem Hause die rechte Vorderradfeder brach und das Rad umkippte. Befriedigung, daß das nicht früher geschehen.
Lenin, Kinderkrankheiten³⁹ gelesen.
15. Januar 1958
Mittwoch
8 Uhr. Fahrt mit der S-Bahn nach Berlin. Exel mit der Reparatur beauftragt. Mit Frieder durch die grauen Straßen gelaufen.
11 Uhr. Besprechung mit Abusch, Wendt, Rudolph über Bibl. Dt. Klassiker und Lit. Feiern. Die Unkenntnis über die konkreten Dinge (Arbeit des Instituts, Publikationen usw.) erschreckend. Im allgemeinen kompromißlerisch gestimmt. Schwacher Versuch, auf die Arbeit in Weimar Einfluß zu nehmen. Mehr Eitelkeit, Zwang als Neigung und Verständnis.
15⁰⁰ bei Edith [(Dita) Nell-Schellenberger], Piana und Reinhardt getroffen. Piana jagt nach Nachlässen. Verantwortungslos im Versprechen, gänzlich unfähig, Wert von Unwert zu unterscheiden. Berichtet, daß eine kritische Brecht-Ausgabe unter Leitung von Beißner und Grumach geplant sei. P. kommt am Freitag nach Weimar.
19⁰⁰ Kühn. Herzlich und nichtssagend. Das Alter und die schwache Gesundheit wirken sich aus.
21⁴⁷ Rückfahrt nach Weimar. Uhse, Mexikanische Erzählungen⁴⁰ gelesen. Sehr gut. Kritischer Realismus? Ein schwieriges Kapitel.
16. Januar 1958
Donnerstag
3 Uhr morgens nach Weimar zurückgekommen.
Post der letzten beiden Tage erledigt. Viele Vorlagen, Bericht und Diktate vor mir. Dazu Besprechungen und Einladungen zu Sitzungen.
Briefe an Buchwald, Uhse, Mayer, Lübbecke u.a.
Literatur für Wunsch u. Wirklichkeit⁴¹ ausgesucht.
Wenig Quellenmaterial zur ökonom. u. gesellsch. Situation.
In Fürnbergs „Fest des Lebens"⁴² gelesen. Warum jetzt erst. Wie wenig kennen wir uns.
20 Uhr. Müllers Einleitung zur Stifterausgabe⁴³ gelesen.
17. Januar 1958
Freitag
8³⁰ Post erledigt. Diktate.
9³⁰ Piana u. Dietzel aus Berlin. Besprechung über die möglichen Sammelgebiete der Archive. P. teilt mit, daß eine historisch-kritische Ausgabe der Werke Brechts unter wissenschaftlicher Beratung Grumachs und Beißners erfolgen soll. Widerspruch zwischen Forderung an Volksausgaben und wiss. Ausgaben.
Dudda berichtet über seine Konflikte mit Dr. Jericke.
Mit Schleif zum Mittagessen, wobei seine Goetheforschungen besprochen werden.
Dr. Schreckenbach berichtet über den Nachlaß Schweitzer.
15³⁰ Diktate, Post erledigt.
20⁰⁰ Uhr Lotte Fürnberg. Fragen des Nachlasses u. der Edition.
22⁰⁰ Stellungnahme zur Stifter-Einleitung von Prof. Müller. Bis 2 Uhr gearbeitet. „Nachsommer"⁴⁴ ist noch zu lesen.
18. Januar 1958
Sonnabend
8³⁰ Mitteilung über die Anwesenheitskontrolle. Wieder heftig geworden.
Böhm die Stellungnahme zu Müllers Stifter-Einleitung erläutert. Auf seinen Arbeitsstil hingewiesen und ihn vermahnt, höheren Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit keinen Widerstand von vornherein entgegenzusetzen.
Post erledigt. Abgespannt, reizbar und misslaunig. Wie können wir die Produktivität erhöhen?
16⁰⁰ mit Thomas auf den Ettersberg. Kräftige Ausarbeitung durch das Auf und Ab. Bis 18⁰⁰.
Stiller Abend. Zeitschriften gelesen. Müde und abgespannt. Dummer Kopf.
19. Januar 1958
Sonntag
9⁰⁰ Teilnahme an der Gründung des Pionier-Kreisverbandes⁴⁵ in Weimar. Vorstand aus viel alten Genossen zusammengesetzt. Keine Lehrer. Veranstaltung konventionell langweilig. Mit Martin u. Alena nach Hause.
Zeitungen und Zeitschriften gelesen.
14⁰⁰ Besuch von Uhlitzschs. Freudiges Wiedersehen. Angeregte Unterhaltung. Gegenseitige Anregungen. Über theoretische Arbeiten als Hauptaufgaben der Kunstpolitik gesprochen. Proletarischer Sozialismus in der Periode des Aufbaus ist berufliche Arbeit, Verhalten im wichtigsten gesellschaftlichen Verhältnis.
U. blieben über Nacht. Bis 12 Uhr Unterhaltung.
20. Januar 1958
Montag
Diktate.
Erläuterung der Anwesenheitskontrolle. Absolute Teilnahmslosigkeit.
Bearbeitung von Vorgängen aus dem Hause.
Beratung über Republikflucht Flach⁴⁶.
Böhm mit der intensiveren Arbeitsweise vertraut gemacht.
15⁰⁰ Auf Fuchs- u. Dachsspuren am Ettersberg. Herrliches Sonnen- u. Schneewetter, gehobene Stimmung, kräftige Bewegung. Der junge Bauer versucht, mich zur Beschaffung eines Gewehres (für die Dauer-Jagd) zu überreden. Jagdleidenschaft.
17³⁰ Parteileitung. Unendlich langweilend u. deprimierend, da offenbar von allen als Last empfunden. Ende 20⁰⁰.
Stifter, Katzensilber⁴⁷ gelesen. Langweilig u. kindisch.
21. Januar 1958
Dienstag
Post erledigt. Diktate.
Mit Emmerich Heine-Ausgabe⁴⁸ besprochen. Über die Strenge in einer liberalen Politik und die Liberalität in einer strengen (konsequenten Politik) gesprochen. Republikflucht Flach.
Vorbereitung auf Beratung im GNM. Besonders was das Verhältnis Goethe-Schiller angeht. Einige allgemeine Forderungen: möglichst keine Tischvitrinen, in jedem Raum einen Schwerpunkt bilden, Literaturangaben zu den Libretti, mehr marxistische Literatur. 17⁰⁰ Gewerkschaftsfragen, bis 20⁰⁰
An Vorbereitungsarbeiten für GNM-Beratung. „Katzensilber" von Stifter gelesen. Unangenehm kindertümelnder Stil und Problemlosigkeit.
22. Januar 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Leitungssitzung: Republikflucht Flach, Kreisplan Weimar (Führungswesen), Tagesordnung der nächsten Sitzung.
10⁰⁰ GNM. Neugestaltung. Verhältnis Goethe-Schiller. Kritik des Librettos zu Raum 7 (Charakterisierung von Personen u. Zuständen). Raum 8 (Reformversuche).
14³⁰ Post.
15⁰⁰ Prof. Jahn, Leipzig, erbittet Teilnahme an Ausstellung der Cranachkommission durch Bildnisse.
16⁰⁰ Rücker. Stifter: Briefe. Borchardt⁴⁹, Buchwald.
Diktate.
20⁰⁰ Lessingfeier im Schloß
23. Januar 1958
Donnerstag
10⁰⁰ Post, Diktate.
Prüfer: Dornburg⁵⁰ (Personal, Bewirtschaftung)
17⁰⁰ Erfurt. Gen. Rölz. Angelegenheit Scholz dargelegt. Insbesondere das Missverständnis im beiderseitigen Verhältnis geklärt. Weiterfahrt nach Mühlhausen.
20⁰⁰ Vortrag in Dingelstädt⁵¹. Schwacher Besuch. Eisig kalt. Rückkehr 1⁰⁰.
24. Januar 1958
Freitag
Post, Diktate.
Schnuchel: Autorenkonferenz der „WB" besprochen.
Henning: Seine Wertschätzung im Institut hervorgehoben, um Selbstvertrauen zu steigern.
11⁰⁰ Hans Mayer. Persönliche Probleme. Fragen der BDK. Versucht darzulegen, daß Auftreten in Westdeutschland diplomatischer Dienst für DDR ist und daß man sich auf Diplomaten verlassen muß. Keine persönlichen Eskapaden statthaft. Falsch, Vorträge für soz. Länder ab- und für kapitalistische Länder zuzusagen. Personalvorschläge für NFG. Doktorarbeit Klingenberg⁵². Bis 14³⁰.
Post. Diktate.
Stifter, Nachsommer gelesen.
25. Januar 1958
Sonnabend
9⁰⁰ Bezirksparteikontrollkomission
LPG⁵³-Jahresendabrechnung (unter Teilnahme des Bezirkstagsabgeordneten) 9⁰⁰ Parteimäßige Vorberatung der Beiratssitzung, vor allem: Stifter-Ausgabe u. Perspektivplan.
10⁰⁰ Beiratssitzung
14⁰⁰ Kolloquium über „Verantwortung des Geistes für die Entwicklung der Nation". Beitrag über bürgerlichen u. soz. Humanismus.
19⁰⁰ Mitgliederversammlung des Klubs der Intelligenz⁵⁴
25. Januar 1958
Sonnabend
9⁰⁰ Vorbesprechung für Beiratssitzung. Einschränkung der BDK. Einschätzung der Stifter-Einleitung von Müller, dem ein Brief geschrieben wurde.
10⁰⁰ Beiratssitzung. Lange, aber freundschaftliche Aussprache mit Müller über Stifter. Herausarbeitung der wesentlichen Meinungsverschiedenheiten. Sog. „mitgehende Interpretation", die keine progressiven und reaktionären Entwicklungszüge mehr kennt. Völlig ohne Klassenstandpunkt. Grundlage der gemeinsamen Arbeit.
Post erledigt. Diktate.
16⁰⁰ Fuchsjagd auf dem Ettersberg. Herrliche Natur. Waldeinsamkeit. Aber keine Jagdausbeute, was auch ziemlich gleichgültig ist.
20⁰⁰ Lotte Fürnberg zu Besuch.
26. Januar 1958
Sonntag
Mit den Kindern gespielt. Von 10 - 12 Uhr im Schloß. Über einige Mitarbeiter orientiert. Handrick ein kleiner Gauner und Rückversicherer. (Unter falschen Angaben nach Westdeutschland, gibt als Adresse statt Stalinstraße Schwanseestraße an, arbeitet über St. Zweig und vernachlässigt Institutsaufgaben, nimmt „Freizeit" in Anspruch, obwohl er seine Doktorarbeit bereits im Juni einreichte usw.). Emmerich nicht besser. Was ist mit der Jugend los? Ein Abbild der Alten.
14⁰⁰ Zur Fuchsjagd auf dem Ettersberg. Rückkehr gegen 18⁰⁰. Gut erfrischt.
20⁰⁰ Renate aus Fürnbergs „Fest des Lebens" vorgelesen.
In Stifters „Nachsommer" gelesen.
27. Januar 1958
Montag
8⁰⁰ Post erledigt, Diktate.
10⁰⁰ Pilling. Kulturplan der Stadt Weimar besprochen. Ökonomische Probleme vom 18. - 20. Jhdt. Traditionen der Arbeiterbildungsbewegung. Bürgerl. Reformversuche im 20. Jhdt.
Emmerich. Angebot Galleys auf gesamtdt. Ausgabe der Werke Heines⁵⁵. Sollte dies jetzt noch möglich und zweckmäßig sein? An Mayer, Kaufmann u. Kaiser geschrieben. 14⁰⁰ Fahrt nach Leipzig. Tödliche Erkrankung von Max Bugla. Krebs? M.B. 40 Jahre alt. Bei Hartmanns und Erika⁵⁶.
19³⁰ Rückfahrt. Hajo Holborn: Der dt. Idealismus in sozialgeschichtlicher Beleuchtung⁵⁷. Gedanken über die Trennung von Kirche u. Staat u. d. atheistische Propaganda niedergeschrieben.
Briefe geschrieben. Alberner Artikel von Jakubietz über „zeitgenössischen Realismus" in der Leipziger Volkszeitung v. 26.1.58.
29. Januar 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Post, Diktate.
10⁰⁰ Lebhafte Beratung über GNM-Neugestaltung. Raum 14, literarischer Niederschlag der franz. Revolution. Menzel wird empfohlen, zwei Werke ihrer Entstehungsgeschichte nach zu zeigen (evtl. Reinecke Fuchs u. Wilhelm Meister).
15⁰⁰ Leitungssitzung - Wiss. Arbeitsplan - Arbeitsmoral. Vorbereit. der Schillerfeier 1959.
17³⁰ Staatssekretariat f. Hochschulfragen teilt durch Referenten mit, daß Emmerich für Berlin vorgesehen ist.
18³⁰ Sippel bringt „Spiegel"-Nietzsche-Artikel⁵⁸.
19⁰⁰ Aufarbeitung von Post.
21⁰⁰ - 24⁰⁰ Spiegel-Artikel durchgearbeitet. Schrecklich müde und gereizt.
30. Januar 1958
Donnerstag
8⁰⁰ nach Dornburg. Guter Fortgang der Gartenarbeiten. Neuaufbau des Giebels und Abputzen des Goethe-Schlosses beraten. Sitzung mit Vorstand⁵⁹ und Gästen für Sonntag nach der Hauptversammlung im Rokoko-Schloß geplant.
14³⁰ Unterschriften im Institut.
15⁰⁰ Fahrt nach Heiligenstadt. Enttäuschendes Stadtbild. Offensichtlicher Einfluß der katholischen Kirche. Völliger Zusammenbruch der [von] Kulturbund und Kulturarbeit [meint: geleisteten Arbeit]. Kulturelle Veranstaltungen durch die Kirche.
Schwach besuchter Vortrag. Aussprache bis 23⁰⁰. Rückkehr bei Nebel und Glatteis 2⁰⁰ morgens.
31. Januar 1958
Freitag
9⁰⁰ nach Tambach-Dietharz. Am Berge im Schnee festgefahren. Gegen 14⁰⁰ wieder flott. Ebertswiese im Sonnenschein. Schöne Lage.
Bruford. Gesellschaft der Goethezeit⁶⁰ gelesen. Reiche Materialsammlung. Bruford verwahrt sich gegen eine materialistische Darstellung. Kann sie aber nicht vermeiden. Exzerpte.
22³⁰ zu Bett.
Bedenklich reizbar und jähzornig. Abklingen erst am Abend. Die Wirkung von sec-atropin von Anfang des Jahres völlig vorüber. Übermüdung vom Vortage, angestrengte Aufräumungsarbeiten. Empfindliche Reaktion auf unberechtigte Kritik.
Es wird zu viel über Arbeit geredet, aber selten verstanden, sie zu leisten.
1. Februar 1958
Sonnabend
8⁰⁰ Brief an Müller. Grundfragen der Lit.-Wissenschaft.
9¹⁵ Erste Ski-Tour. Zum Hünberg. Glänzende Aussicht zum Inselsberg, zur Hohen Rhön, Schmücke. Sonnenbad. Das Skilaufen geht schlecht. Ängstlich und verkrampft. Nur Langlauf macht wirklich Freude. Bis 12 Uhr.
13³⁰ Den Rennsteig entlang bis zur Straße Tambach-Dietharz/Schmalkalden und zurück. Etwas am Hang geübt. Bis 16⁰⁰.
Anschließend Briefe geschrieben. Post und Vorgänge aufgearbeitet.
19⁰⁰ Oppenheimer, Atomkraft und menschliche Freiheit⁶¹ gelesen.
2. Februar 1958
Sonntag
9³⁰ Skiwanderung durch Nebel und Sturm. Stark verharschter Schnee. Reizvolle Bergund Talwanderung bis 12⁰⁰. Dann Briefe geschrieben.
Müde und abgespannt.
15¹⁵ Skiwanderung zum Sperrhügel bis 18⁰⁰.
18⁰⁰ Bruford, Gesellschaftliche Grundlagen der Goethezeit. Das Goethezeit-Museum⁶² stellt sich als eine Illustration dieses Buches dar. Die Unverschämtheit, mit der das Tatsachenmaterial dieses Buches für eigene Forschung ausgegeben wurde, ist frappant.
Für die Gestaltung des GNM in seinen allgemeinen Abschnitten ist das Buch unentbehrlich.
Gelesen und exzerpiert bis 22⁰⁰.
3. Februar 1958
Montag
9³⁰ Skiwanderung zum Spieß[berg]haus. Wechselnd Sonne und dunkle Wolken. Auch dieser Teil des Rennsteigs reizvoll. Schöne Blicke zum Inselsberg. 2 ½ Stunden. Sehr müde und schlapp.
14³⁰ Vorgänge aufgearbeitet. Stellenplan. Donnerstagsvorträge⁶³. Tätigkeits- u. Qualifikationsmerkmale. Briefe. Bis 19⁰⁰.
19³⁰ Oppenheimer, Atomkraft gelesen. Politisch naiv. Zur Frage der Wissenschaft schöne und wichtige Gedanken.
21⁰⁰ Weiter an Vorgängen gearbeitet. Donnerstagsvorträge u. Festschrift⁶⁴ für Dr. Jericke. Wunderbar blaues Mondlicht über dem Schnee. Die Arbeit geht schleppend. Keine klaren Gedanken. Stille Diskussionen um Parteifragen. Befürchtung, daß die Mediokritäten innerhalb und außerhalb des Instituts unangenehme Winkelzüge machen.
Eine Gruppe von angehenden Studenten mit einem Arzt gibt ein überraschend armseliges Bild geistigen Lebens. Kein Lied, kein Gesellschaftsspiel, das Findigkeit, Schlagfertigkeit oder Wissen erfordert, kein gemeinsames Lesen, kein Gestaltungsversuch. Jede Gruppe des Jugendverbands hat, woher sie auch kam, mehr Geist und Beweglichkeit entwickelt. Nur Rommé, Mensch-ärgere-dich-nicht und andere fertige Spiele beherrschen das Feld.
4. Februar 1958
Dienstag
9³⁰ Fußwanderung durch den Winterwald nach Tambach-Dietharz. Rückfahrt nach Weimar.
Zu Hause. Post erledigt, Fragebogen für Partei geschrieben.
17⁵⁰ Buchwalds abgeholt. Anschließend mit Buchwalds zusammen bis 22⁰⁰. Allgemeine Fragen der Literaturwissenschaft.
5. Februar 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Kreisleitung⁶⁵. Vorbereitung der Parteiwahlen im Institut besprochen, bis 12⁰⁰. Sehr deprimierende Unterhaltung. Die Kreisleitung wünscht für sie bequeme, d.h. gut berichtende und nicht mit der Institutsleitung zu eng verbundene Genossen, deshalb soll Klingenberg nicht in die BPO-Leitung.
Obwohl am Mittwoch vor 8 Tagen eine ausführliche, wie mir schien sachlich gut fundierte und freundschaftliche Aussprache über Institutsprobleme stattfand, die auch die Trennung von Drechsler [Drexler], Heydeck und Kändler vorsah und der alle zustimmten (und die Ziehn u. Jericke begründeten), sind am folgenden Tag drei Genossen zur Kreisleitung gegangen und haben erklärt, sie wären nicht einverstanden. Es ist widerlich, dieses Ausmaß von Feigheit und Schamlosigkeit zu beobachten.
12³⁰ Mittagessen mit Buchwalds. Anschließend Beratung über Fachprobleme. Schiller-Ausgabe, Lessing-Ausgabe, Goethe: Naturwissenschaften, Stier, künftige Gestalt des Beirats. Bis 18⁰⁰.
20⁰⁰ Kayser, der seiner Leipziger Tätigkeit sehr ungern entgegengeht⁶⁶.
6. Februar 1958
Donnerstag
Einpacken. 11⁰⁰ Abfahrt mit Renate und Martin nach Ebertswiese. In Weimar liegt Schnee. Aber im Gebirge ist das Wetter unverändert. Ankunft im Hotel gegen 13⁰⁰.
Mit Martin erste Rodeltour und mit Renate kleiner Spaziergang. Hang stark vereist.
Am Nachmittag mit Martin Skiwanderung. Er ist stark angestrengt, trotz der 6 km. Bruford, Gesellsch. Grundlagen der Goethezeit gelesen.
7. Februar 1958
Freitag
Mit Martin Skiwanderung, mit Renate Spaziergang. Martin stark erkältet, muß ins Bett.
In Gesellschaft einer Anzahl von Ur-Spießern: Ärzten und Geschäftsleuten. Alles ist Geschäft, Essen, Kleiden, Trinken und bescheidene (geistig bescheidene) Unterhaltung. Bruford exzerpiert. Möchte GNM-Kollektiv einladen, einen Wochenendkursus hier oben zu veranstalten, um die Arbeit zu fördern und die persönlichen Beziehungen zu verbessern. Am Abend Bruford gelesen und weiter exzerpiert.
Im ND⁶⁷ Kommuniqué des 35. Plenums. Vorbereitung des V. Parteitags. Opportun-Gruppe⁶⁸ unschädlich gemacht, die die Parteilinie ändern wollte. Neumanns Referat durchgearbeitet. Notizen zu Berichtswahlversammlung.
Bruford zu Ende gelesen. Letztes Kapitel schwach, im übrigen ausgezeichnete Materialsammlung.
8. Februar 1958
Sonnabend
Den ganzen Vormittag Briefe geschrieben. BDK und Schillerjahr, Donnerstag-Vorträge vorbereitet.
Am Nachmittag Ski gelaufen. Wetterumschlag. Es regnet. Am Abend Bruford exzerpiert. Heftige Handgelenk- und Armschmerzen. Sehnenscheidenentzündung? Keine Zeitungen. Hamburger Goethe-Ausgabe⁶⁹. Kommentar zu Dichtung und Wahrheit gelesen. Nicht sehr aufschlussreich.
Welchen Rang, oder besser welche Bedeutung kommt Brecht bei der Schaffung einer sozialistischen Literatur zu? Läßt er sich mit Gorki vergleichen? Kaum, denn die Schattenseiten des Lebens, die Gorki zeichnet, sind nicht aus der Lust am Wühlen im Schmutz hervorgegangen.
9. Februar 1958
Sonntag
Zeitung gelesen.
Mit Martin gespielt.
Bericht des Politbüros und Beschluß [der KPdSU] sowie Interview mit Chruschtschow gelesen.
14⁰⁰ Skiwanderung, die Martin und Renate trotz der kurzen Strecke überanstrengt haben. Mit Band 6 von Morris, Der junge Goethe⁷⁰, bekannt gemacht.
20³⁰ Mit Renate zwei Partien Schach gespielt. 23⁰⁰
10. Februar 1958
Montag
Die Arbeitsweise ist sehr extensiv. Bis 8 oder 8³⁰ schlafen. Infolge der Trödelei des Kleinen spätes Kaffeetrinken.
10⁰⁰ Bruford exzerpiert, Briefe abgefertigt, Jerickes Einleitung in den Wegweiser durchs Goethehaus korrigiert. Bis 13³⁰.
Nach dem Mittagessen Skiwanderung zu Dritt. Weite, völlig abgetaute Wiesenflächen. Im Wald firniger Schnee. Schöner Rundblick vom Hünberg.
Von 16³⁰ Bruford, statistische Angaben, exzerpiert. Vorarbeiten zur Neugestaltung des GNM. Bis 18⁰⁰.
Mit Trunz’ Goethe-Ausgabe, Band 10⁷¹, Autobiographische Schriften, Dichtung u. Wahrheit, bekannt gemacht.
21⁰⁰ Dichtung und Wahrheit zu lesen begonnen. „Wunsch und Wirklichkeit"⁷² scheint nochmals zurücktreten zu müssen.
„Wer nicht geschunden wird, wird nicht erzogen." Komödie des Menandros: Motto zu Goethes D.u.W. [Dichtung und Wahrheit]. Man sollte ans ZK über den Versuch schreiben, die Arbeit des Instituts dadurch zu hemmen, daß maßlose, d.h. unrealistische Forderungen gestellt werden und die Mitarbeit verringert wird.
11. Februar 1958
Dienstag
Ab ½ 10 Uhr gearbeitet. Dichtung und Wahrheit, 1. Buch mit den Anmerkungen von Trunz, die doch reiches Tatsachenmaterial bringen.
11¹⁵ Fußwanderung zu den Spitter-Wasserfällen, eine dreistufige Kaskade von insgesamt etwa 25 m Höhe, die sich infolge der Schneeschmelze ganz ordentlich ausnimmt. Martin sieht den ersten Wasserfall in Natur. Heimkehr 13³⁰.
Ab 15⁰⁰ weiter an Dichtung u. Wahrheit, von einer kleinen Bastelei für Martin unterbrochen bis 18³⁰.
Mittag Zeitungen. Beschluß zur Gewerkschaftsarbeit. Das wesentliche scheint die Produktionsberatung (und damit die Kontrolle) durch die Gewerkschaft zu sein.
12. Februar 1958
Mittwoch
Martins 10. Geburtstag. Die Vorfreude war groß, wurde aber durch viele Aufmerksamkeiten der Erwachsenen noch vergrößert. Er fühlt sich nun ordentlich als großer Junge. Renate wurde gegen Abend immer niedergeschlagener. Minderwertigkeitsgefühle. Beide wollen die Gelegenheit einer Fahrt nach Weimar benutzen, um den Aufenthalt hier oben abzubrechen. Anhaltendes Tauwetter.
Am Abend sehr ruhig, aber nett beisammen gesessen. Etwas Wein getrunken. Dichtung und Wahrheit, 3. u. 4. Buch gelesen.
Der Gedanke, Dichtung und Wahrheit für die Jugend, d.h. für Kinder von etwa 8 - 12 Jahren, zu bearbeiten, wird immer stärker. Man müsste die klassischen Bearbeitungen (griechische Sagen, deutsche Sagen, Robinson usw.) studieren.
13. Februar 1958
Donnerstag
Rückfahrt nach Weimar.
Die Landschaft bei den Drei Gleichen, der Sonnenschein und die Vorfrühlingsatmosphäre lösen ein Gefühl der Ruhe und der Zufriedenheit aus.
12³⁰ Mittagessen mit Buchwald und Frau; B. berichtet über seine Besprechung mit Stier. Stier will um eine Unterredung nachsuchen und einen Bericht seiner Tätigkeit mit dem Ziele einreichen, das Material (Geschäftsakten) an die NFG zu übergeben. Die Republikflucht Flachs habe ihm die Augen dafür geöffnet, daß Fl. stets das GSA als eine Sache der Akademie betrachtet habe.
Teucher, Dresden, hat meine Auffassung über das Vorwort R. Buchwalds zur Auswahl aus Goethes Schriften z. Naturwissenschaft unterstützt⁷³. Nun habe es Rücker übernommen, die Kürzungen dem Bearbeiter klar zu machen. So ein Tropf!
14⁰⁰ Mit Klingenberg Stellungnahme zum Exposé Bartsch besprochen. Böhm bezeichnet
B.’s Vortrag als „Biographismus".
15³⁰ Kolloquium mit B. [Buchwald]. Maßloser Zorn über die Stumpfsinnigkeit oder Befangenheit der Teilnehmer.
20⁰⁰ Sämtliche Referate und Beschlüsse gelesen.
14. Februar 1958
Freitag
Noch einiges Material für den Institutsbericht zusammengestellt. Post erledigt. Rückfahrt nach Ebertswiese.
11 - 13³⁰ Fußwanderung im Spittergrund und nach Nesselhof. Reizende Vorfrühlingslandschaft, von allen Seiten Schmelzwasser, Sonne, Kraftgefühl.
15¹⁵ Swanidze, Stalin⁷⁴ gelesen*). Aufschlussreiche Details von einem kleinlichen Standpunkt aus. Bis 19⁰⁰.
*) „Er hat uns gezeigt, was wir leisten können. Wenn es möglich ist, eine neue Pflanzensorte zu züchten, so geht das auch mit neuen Tierarten, und auf der obersten Stufe der Leiter mit neuen Menschenarten. Die Aufgabe künftiger Generationen wird sein, rasch eine von uns physisch völlig verschiedene menschliche Spezies zu entwickeln, ohne dabei auf den Ablauf der natürlichen Entwicklung zu warten, der für den Rhythmus der heutigen technischen Entwicklung viel zu langsam ist. Der Mensch muß aus einem irdischen Wesen in ein Wesen des Sonnensystems verwandelt werden ... Als ich diese Idee zum ersten Mal von einem der größten Naturforscher unserer Zeit, Professor Langevin hörte, hielt ich sie auch für utopisch." S. 164
Briefe wegen Film-Exposé⁷⁵ und der Säkularausgabe⁷⁶.
Bruford exzerpiert.
15. Februar 1958
Sonnabend
Sehr ausgedehnte Wanderung nach Pappenheim. Schmerzen in der linken Kniekehle. Trotzdem viel Freude am Laufen und Steigen.
Den Nachmittag verplempert. „W.B." IV, 1957⁷⁷, gelesen. Schlechtes Gesamtverzeichnis. Bruford exzerpiert.
Am Abend Faschingsfeier der Gäste.
Nachricht, daß H. Lauter 1. Bezirkssekretär in Leipzig werde, mit großer Befriedigung um seinet- und des Bezirks willen aufgenommen. P.W. [Paul Wandel] geht nach China.
16. Februar 1958
Sonntag
Lange geschlafen. Das Bein schmerzt, so daß sich wohl Wanderungen verbieten.
Die beiden Hauptwerke, mit denen sich zu beschäftigen lohnt, da sie über reiches Material verfügen, sind „Dichtung u. Wahrheit u. „Grundlagen der Gesellschaft der Goethezeit
. Die Arbeiten zu „Wunsch u. Wirklichkeit" müssen 8 Tage zurücktreten, obwohl aus dem Wochenendkursus nichts wird. Sollte Dr. J. [Jericke] nicht diplomatisch erkrankt sein, um der Beratung mit seinen Mitarbeiterinnen aus dem Weg zu gehen?
17. Februar 1958
Montag
8⁰⁰ Briefchen an Renate.
10⁰⁰ zum Nesselhof. Schneetreiben wechselt mit Sonnenschein. Winterliches Bild.
13⁰⁰ Bruford exzerpiert.
15³⁰ Auf den mittleren u. vorderen Hünberg. Sonne und Schnee.
17⁰⁰ Bruford exzerpiert bis 21⁰⁰. Abgeschlossen.
21⁰⁰ Dichtung u. Wahrheit. 4. Buch.
Unten haben sich Lehrlinge vom VEB Gotha versammelt. Niemand ist dabei, der Faschingsverkleidung und gemeinsames Tun anregt. Der Wirt verteilt bunte Mützen. Das Radio quäkt. Die Jugend trinkt sich Stimmung an.
18. Februar 1958
Dienstag
Briefe geschrieben (Mayer, Landeshauptarchiv, Landesbibliothek).
Schneegeriesel. Rehe im Wald. Auf dem vorderen Hünberg.
Libretto für Raum 1 (deutsche Zustände am Ende des 18. Jhdts).
Auf dem Hünberg. Heftiger Wind. Schneeschauer. Hinterer Hünberg. Blick auf Schmalkalden.
Am Libretto für Raum 1 geschrieben. Anordnung entworfen. Druckbild für den Katalog GNM⁷⁸ entworfen. Mit kurzer Unterbrechung am [Wort fehlt; wahrscheinlich: Libretto] gearbeitet bis 23 Uhr. Libretto abgeschlossen u. zur Post gegeben.
Viel Freude an der Arbeit.
Warum äußert sich im Institut kleinbürgerliche Intrige? Anstatt Probleme wie Entlassung von Mitarbeitern, Ergänzung der BPO-Leitung, Beschlussfassung zu den Donnerstagsvorträgen, Entschließungen u. Bericht parteimäßig zu behandeln, d.h. in den dafür vorgesehenen Gremien, wird die Sache von einigen Genossen abgemacht, die sich in diesen Fragen einig sind u. die anderen [werden] sorgfältig umgangen. Widerliche Kleinbürger-Methoden.
19. Februar 1958
Mittwoch
Langlauf zum Heuberg-Haus und zurück. Von 9³⁰ - 13 Uhr auf den Brettern.
14³⁰ Dichtung und Wahrheit, 5. Buch nebst Anmerkungen und Exzerpten.
1 Stunde Langlauf auf der Wiese (17 - 18 Uhr). Brief an Renate.
Von 20⁰⁰ an Dicht. u. W., 5. Buch, 6. Buch, 7. Buch begonnen. Bis 22³⁰
20. Februar 1958
Donnerstag
Am Vormittag im Schneetreiben Langlauf um die Hünberge. 2 ½ Std. Ich glaube, ich überanstrenge mich. Die Ärzte-Kleinbürger-Gesellschaft fährt ab.
Viel, jedoch unwesentliche Post eingegangen. Erledigt. 13⁰⁰ - 16⁰⁰. Nochmals auf den Brettern. Der Schnee pappt. Vielleicht Tauwetter. Heftiger Wind und Verwehungen. Dichtung und Wahrheit, 7. Buch. Geringe Aufnahmefähigkeit, wahrscheinlich wegen des schlechten Nachtschlafs.
An Hans Lauter geschrieben. Eine schöne Aufgabe, den Leipziger Bezirk zu leiten.
Wissenschaftlich arbeiten. Das Büro sollte keine Sitzung ohne Vortrag eines kompetenten Wissenschaftlers zu einem der ökonomischen, politischen oder auch kulturellen Probleme vorüber gehen lassen. Keine Arbeitsberichte, sondern Stand oder Entwicklung und offene Fragen eines Gebietes und Vorschläge zu ihrer Lösung. Mehr Vertrauen zu den Wissenschaftlern. Der Schaden infolge Betrugs oder Fehlern dürfte wesentlich geringer sein als der, den Unfähigkeit, Unkenntnis und damit Vertrauensverlust anrichten.
21. Februar 1958
Freitag
Am Vormittag kleine Skitour.
DuW [Dichtung und Wahrheit] 7. u. 8. Buch⁷⁹. Die erste Maschinenschrift zum Libretto und Katalog Raum 1, 2 u. 4 durchgearbeitet.
Am Nachmittag, bei schwerem, nassen Schnee zum Adler. Besuch durch Dr. Hahn. Bericht über den Ankauf der Boie-Briefe⁸⁰. Verhalten zum Spiegel-Artikel „Nietzsche" präzisiert. Hahn will die Verfassernamen feststellen.
DuW gelesen.
22. Februar 1958
Sonnabend
Vorfreude auf die Fahrt mit Renate und den Jungens.
Pulverschnee. Zauberhafte Fahrt an den Hängen über dem Kirchtal. Sonnenschein.
Am Nachmittag Fahrt über den Hünberg zum Tambacher Feld. Böser Sturz. Trotzdem herrliche Abfahrten über die Wiesen. Anstrengende schnelle Lauftour.
Zur Arbeit zu müde. Zeitungen gelesen.
23. Februar 1958
Sonntag
Vorfreude auf die Ankunft von Renate, Thomas u. Martin. Skier in Ordnung gebracht und nach Nesselhof geschleppt. Trotz bedecktem Himmel guter Pulverschnee.
Gemeinsamer fröhlicher Anstieg. Üben am Hang. Am Nachmittag mit Renate gemeinsamer Langlauf. Schöne Stunden. Dann noch frohe Abfahrt zum Nesselhof. Noch drei Tage getrennt.
Aufstieg bei beginnender Dunkelheit mit allen Gedanken bei den Drei.
Den Abend durch langweiliges Geschwätz mit den Hausgästen verdorben.
24. Februar 1958
Montag
Abspannung als Folge der Anstrengungen des vergangenen Tages. Am Vormittag kein Ski-Lauf.
DuW [Dichtung und Wahrheit], 8. Buch⁸¹ abgeschlossen und Notizen für GNM Raum 4. Briefe geschrieben. W. [Wachsmuth] teilte mit, daß sich wiederum über ein Beratungsergebnis hinweggesetzt und nun, lt. Mitteilung des KB-Sekretariats die Goethe-Gesellschaft gespalten werden solle⁸². Wozu dann die Beratungen? Eine Goethe-, Schiller-, Shakespeare-Gesellschaft hat in der DDR kaum eine Daseinsberechtigung, als Instrument der gesamtdeutschen Arbeit wohl eine Bedeutung.
2. März 1958
Sonntag
Verschiedene Hausarbeiten. Arbeitsergebnisse von der Ebertswiese geordnet. Briefe geschrieben u. Institutsfragen behandelt.
Katalog zur Eichendorff-Ausstellung der Bayr. Ak. d. Schönen Künste⁸³ durchgearbeitet. Biographie E’s gelesen (von Schodrok⁸⁴).
Kleiner Spaziergang mit Renate. Mit den Kindern geplaudert.
Bericht der Leitung der BPO durchgelesen. Schwerer Affekt.
In vollkommener Umkehrung der Tatsachen hat sich in der kleinlichsten und gehässigsten Weise unter dem Vorwand der Parteiinteressen die persönliche Unbeliebtheit gegenüber dem Gen. H. [Holtzhauer] entladen. Ein Schanddokument der Parteiintrige.
Nacht teilweise schlaflos. Schwer erschöpft. Wie lange wird das noch gehen?
3. März 1958
Montag
Post erledigt.
Prüfer: weitere Grundstücksankäufe für die künftige Erweiterung. Finanzierung der Vulpius-Leihgabe⁸⁵.
[Marta] Poschmann: Über den Stand der Arbeiten an der Geschichte der Goethe-Institute: Durcharbeitung d. Akten. Methode des Exzerpierens und der Materialsammlung. Fallen gelassen zunächst die Arbeit am Aktenplan.
Krause: Personalfragen W. Korn, Berlin.
Neugestaltung GNM - Maquette Raum 1.
19⁰⁰ Zirkel junger Sozialisten⁸⁶. (Was sind Klassen?) Vorgelesen aus „Die dritte Front"⁸⁷. Briefe geschrieben.
4. März 1958
Dienstag
10⁰⁰ Böhm: ausführliche Beratung des Entwurfs: Ziele und Grundsätze der BDK. Beratung über den Fortgang der Arbeit, vor allem die Lessing-Ausgabe⁸⁸ betreffend.
12⁰⁰ Eingangspost.
GNM-Neugestaltung: Katalog-Ms. zu Raum 1 bis 23⁰⁰
6. März 1958
Donnerstag
Fahrt nach Leipzig. Messe. Ausstellungsgelände, Hansa-Haus.
15⁰⁰ Rudolf Fischer, Eva, Gretel u. Karl Kayser.
18³⁰ Ernst Eichler
Rückfahrt.
Unterhaltung wenig erfreulich. Alles schlägt sich mit persönlichen Schwierigkeiten und Intrigen oder Unzulänglichkeiten herum. Wer ist glücklich, eine Aufgabe meistern zu können, ohne Neid, Mittelmäßigkeit und Unkenntnis wie unüberwindliche Mauern vor sich zu haben?
7. März 1958
Freitag
9⁰⁰ Diktate, Post
10⁰⁰ Krause. Forschungsauftrag „Schillers Pathos".
11⁰⁰ Henning. Parteileitung. Geschäftsordnung Fotothek. Heine-Bibliographie⁸⁹.
12⁰⁰ Quanz. Unbedeutende Schiller-Relikte.
15⁰⁰ Vorgänge aus dem Haus.
16⁰⁰ - 18³⁰ Dr. Jericke und Frau. Großer Goethe-Haus-Führer⁹⁰. Verschiedene Arbeitsaufgaben. Ersatz Danz.
20⁰⁰ - 23⁰⁰ Dr. Hahn u. Frau. Nietzsche-Archiv. Liszt-Archiv. Arbeit Dr. Stolpe. Archivsituation.
Gen. Zaisser im Alter von 65 Jahren gestorben.
8. März 1958
Sonnabend
8⁰⁰ Feierstunde Frauentag⁹¹
10⁰⁰ Dr. Femmel: Katalog zur Ausstellung Zeichnungen des jungen Goethe. Reise nach Italien. Verzeichnung der Bestände⁹².
11⁰⁰ Prof. R. Fischer, Arnstadt. Arbeitsplan u. Arbeitsweise. Personalfragen.
9. März 1958
Sonntag
Bericht der Leitung der BPO durchgearbeitet und mit Anmerkungen versehen.
10. März 1958
Montag
Fieber. Schüttelfrost.
Post erledigt. Nicht arbeitsfähig.
16⁰⁰ Beratung mit Parteigruppenorganisatoren u. Parteileitung über den Jahresbericht. Bis nachts 3 Uhr. Völlig erschöpft, vor allem, da alle eingehende u. logische Argumentation am Nichtwollen, an der vorgefassten Meinung der Mehrheit scheitert.
Hat es noch Sinn, auf diesem Niveau und mit dieser ekelhaft-spießigen Zielsetzung der Kameraderie um den Preis einer guten Arbeitsleistung zu arbeiten. Sisyphosarbeit. Triumph der Mittelmäßigkeit. Oder muss man eben von dieser Tatsache ausgehen und ihr Rechnung tragen, um auch da zu führen?
11. März 1958
Dienstag
Fahrt nach Berlin muß ausfallen. Fieber. Schlapp.
Falladas „Blechnapf"⁹³ zu Ende gelesen. Ein scheußliches Buch mit seinem Fatalismus und seiner Einführung in die Halb- und Unterwelt.
Briefe geschrieben.
Ins Bett.
12. März 1958
Mittwoch
Fieber, Bett.
14⁰⁰ Rudolf Fischer, Eva Fleischer. Unterhaltung infolge der Sorgen u. des Ärgers der beiden ein bisschen pessimistisch, sonst aber sehr wohltuend.
22⁰⁰ Nach dem Konzert R. F. [Rudolf Fischer] u. E. F. [Eva Fleischer], aufgeräumt und fröhlich.
13. März 1958
Donnerstag
Fieber. Im Bett. Post erledigt.
E.T.A. Hoffmann, Kater Murr⁹⁴ gelesen.
An Neugestaltung GNM, Katalog, gearbeitet.
„Ansprache zur Jugendweihe"⁹⁵ begonnen.
14. März 1958
Freitag
Den ganzen Tag im Bett.
Institutspost erledigt.
16⁰⁰ Lotte Fürnberg. Manuskript „Vierblättriger Klee"⁹⁶
17³⁰ Klingenberg. Über Redaktionssitzung u. Personalfragen.
E.T.A. Hoffmann, Kater Murr gelesen.
15. März 1958
Sonnabend
Fieberfrei. Post erledigt.
11⁰⁰ Dr. Rudloff-Hille und Rakebrand. Galerieprobleme. R.-H. möchte ein DDR-Inventar der Kunstwerke durch einen Musterband Dresden eröffnen.
Stellungnahme zum Bericht der BPO-Ltg. niedergeschrieben.
Sonja [Matthäus]
Wieder ziemlich matt.
17⁰⁰ Alfred Kurella und Sonja Matthäus. Angeregte Unterhaltung mit K. über Erziehungsfragen und das Problem Masse: Kunst.
22⁰⁰ Radiomusik.
17. März 1958
Montag
8⁰⁰ Diktate
Böhm: Zur BDK
Klingenberg: Bericht über Neubearbeitung des Berichts der BPO. Beratung vom [zum] Sonnabend (Regierungsbesuch).
Post erledigt.
15⁰⁰ Manuskript zum Katalog Raum 1
20⁰⁰ Kayser
22. März 1958
Sonnabend
9⁰⁰ Post, Diktate
11⁰⁰ Eintreffen der ungar. Delegation. Zusammensein bis 14⁰⁰. Liszt-Haus. Führung. Konzert Hinze-Reinhold. Gruft.
18⁰⁰ Emilia Galotti. Guter, nicht besonderer Hellberg-Film. Einige Fehlbesetzungen (Prinz, Appiani, Galotti).
21⁰⁰ Ansprache zur Jugendweihe entworfen.
23. März 1958
Sonntag
Fahrt nach Berlin vorbereitet.
14⁰⁰ Nach Berlin. Artikel Dahlke über Emilia Galotti gelesen⁹⁷. Professoraler Quark, der neben dem schöpferischen Werk steht, ohne es zu begreifen.
18⁰⁰ Dita [Edith Nell-Schellenberger]
19⁰⁰ Hotel
20⁰⁰ Uhse. Über Thomas Manns Artikel zum 1. Weltkrieg (Drittes Reich)⁹⁸.
22⁰⁰ Kurt Kühn. Ein getreuer Haudegen.
24. März 1958
Montag
9⁰⁰ Bodo Uhse. Dichterlesung in Weimar.
10⁰⁰ Abusch. Verhältnis Ministerium - NFG zu klären gesucht.
11⁰⁰ Beratung Goethe-Gesellschaft. Starke sektiererische Auffassungen (Lewin, Bergmann, Scholz).
16⁰⁰ Mit Schulmeister u. Wachsmuth über neuen Vorstand der Goethe-Gesellschaft beraten.
18⁰⁰ Johanna Rudolph. Vergebliches Gespräch über BDK.
19⁰⁰ Magritz. Linolschnitte u. Zeichnungen⁹⁹.
Das Ausführen, vor allem wenig angenehmer Aufgaben, soll den anderen überlassen werden. Brief Abuschs und konstantes Ausweichen J.R.’s [Johanna Rudolph] vor der Frage, warum sie nicht Stier zu sich bestellen. Eine Erscheinung, die sich bei vielen ihrer Freunde wiederholt.
25. März 1958
Dienstag
8⁰⁰ Von Berlin weggefahren
10⁰⁰ Groß-Glienicke [Frieder Schlotterbeck] bis 13⁰⁰
16⁰⁰ in Weimar. Uhse, Söldner u. Soldat¹⁰⁰ gelesen.
20⁰⁰ am Manuskript GNM, Raum 1 gearbeitet.
26. März 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Post, Diktate
8³⁰ Dr. Rogge, der einen Auftrag haben möchte.
9⁰⁰ Pilling, spricht von seinem Promotionsthema¹⁰¹
10⁰⁰ Kollektiv GNM: Raum 1 u. 14 (erste Verarbeitung des Revolutionserlebnisses durch Goethe) bis 12⁰⁰
14³⁰ Post erledigt
16⁰⁰ Demonstration u. Kundgebung¹⁰²
Manchmal hat man den Eindruck, daß für wirkliche, produktive Arbeit kein Verständnis besteht und daß ein negatives Auswahlprinzip (Charakterschwäche und Unfähigkeit) besteht.
27. März 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Dornburg. Mit Leepin über die Notwendigkeit, material- und gewerksmäßig größte Sorgfalt auf die Instandsetzung des Schlosses zu richten, gesprochen. Provisorische Abschalung des Nebenraums der unteren Halle. Gestaltung des provisorischen Imbissraums.
11⁰⁰ Burg Kapellendorf.
12⁰⁰ Post, Diktate
15⁰⁰ Ansprache Jugendweihe. Briefe.
Gestaltung GNM. Korrektur des Jahresberichts.
20⁰⁰ Lotte Fürnberg u. ihre Schweizer Gäste.
10. April 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Fahrt nach Leipzig. Erste Exkursion mit Mitarbeitern des Instituts (GNM-Kollektiv für Neugestaltung des GNM).
Völkerkundemuseum. Gute, nicht überwältigende museologische Arbeit. Wie fast alle Museen ausschließlich rückwärts gewandt.
Länderkundemuseum.
Museum für Kunsthandwerk
Stadtgeschichtliches Museum.
19³⁰ Kammerspiele: Laternenfest
Beisammensein
23⁰⁰ Rudolf Fischer/Kayser
11. April 1958
Donnerstag
9⁰⁰ Museum der bildenden Künste
Graphiksammlung. Archiv der Universität
Lisbeth [Elisabeth Hartmann] aufgesucht.
Bei Eichler
Franz-Mehring-Buchhandlung
17⁰⁰ Rückfahrt
Materialsammlung erfolgreich. Persönliches Verhältnis gut.
11. April 1958
Freitag [Donnerstag]
Ein Baum mag noch so hoch in die Lüfte ragen und noch so stark den Stürmen trotzen, die Würmer, die an seinem Stamme nagen, bezwingen ihn am Ende doch.
20⁰⁰ Mit Thalheim, Klingenberg u. Streller die Programmatische Erklärung der Zeitschrift¹⁰³ beraten.
Erörterung von Fragen der Didaktik u. der großen u. kleinen Form.
Thalheim gliedert das Drama nach dem Ideengehalt: historisches, politisches u. Ideendrama.
12. April 1958
Sonnabend
8⁰⁰ mit Kiese und Böhm den Produktionsplan 1959 der „BDK" und des Arion-Verlags beraten.
9⁰⁰ Stier erklärt sich bereit, die Geschäftsführung des Verwaltungsausschuß niederzulegen und die Unterlagen an die NFG zu übergeben. Es stellt sich heraus, daß die uns seinerzeit übergebene Abschrift des Verlagsvertrags schwere Abschreibfehler enthält.
10⁰⁰ Redaktionssitzung der „WB". Korrektur des Entwurfs für eine programmatische Erklärung. Vorbereitung auf die nächste Redaktionssitzung u. die Autorenkonferenz am 1.6.1958. Bis 13⁰⁰
20⁰⁰ Kriegk, Brüder Senckenberg¹⁰⁴ gelesen.
Fall Agricola
Senckenbergs Einschätzung Textors.
13. April 1958
Sonntag
10⁰⁰ Ansprache zur Jugendweihe
14⁰⁰ Sowjet. Veteranendelegation.
15³⁰ Dr. Mehnert, Berlin. Er orientiert sich über die wichtigsten Vorgänge an der Universität Leipzig 1945/1946¹⁰⁵. Verwiesen an wiss. Archiv der Universität: Dr. Drucker u. an Verwaltungsarchiv Gen. Lindner.
19⁰⁰ „Urfaust" im Nationaltheater mit Renate, anschließend mit Kayser, Gottschalk, Köhler usw. zusammen.
20⁰⁰ bulgarische Delegation von Widerstandskämpfern.
14. April 1958
Montag
9⁰⁰ Bezirksleitungssitzung¹⁰⁶
Berichte der Kreisleitungen Gotha und Nordhausen.
Mit Gen. Dose über den stellvertr. Direktor der NFG be[ge]sprochen. In Frage kommen z.Zt.: Dr. Hossinger, Dr. Schmidt (Päd. Inst. Erfurt), Piana.
16. April 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Post, Diktate
9⁰⁰ Klingenberg, Bericht Kreisleitung
9³⁰ Prüfer, Verwaltungsfragen
10⁰⁰ GNM-Neugestaltung. Raum 15, Raum 9. Problem des Realismus
13⁰⁰ Frau Phillipsborn. Brunnenfigur für Dornburg
14⁰⁰ Parteigruppe: Goethe-Gesellschaft
Schreckliche Unsicherheit J.R.’s [Johanna Rudolph]. Abenteuerlich und undurchdacht. 18⁰⁰ Kaufmann: Über die Heine-Ausgabe bis 2000¹⁰⁷
21⁰⁰ Zeitungen, Zeitschriften
17. April 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Häckel, Bln. Über eine Information Kurellas, Weimarer Institute betreffend. Häckel möchte eine Dokumentensammlung Miskiewicz unterbringen.
9⁰⁰ - 12⁰⁰ Paul Reimann, Prag. Über die Weiterführung der Literatur-Diskussion.
12⁰⁰ - 13³⁰ Prof. Schreinert, Göttingen.
13³⁰ - 15⁰⁰ Lewin, Berlin. Über zentrale Weimar-Probleme. Schiller-Ausgabe¹⁰⁸, Heine-Ausgabe, Nietzsche-Archiv, Liszt-Ausgabe¹⁰⁹, Westdtld.-Politik, Stellung des Instituts, in ideologische Offensive der Partei
15⁰⁰ Rücker, Böhm. Hauptfragen der Lessing-Ausgabe¹¹⁰.
16³⁰ Post, Diktate
17⁰⁰ Balser, Heidelberg. Lessing-Ausgabe.
18⁰⁰ - 22⁰⁰ Reimann, Prag. Österreichische Literatur. Volksausgaben.
18. April 1958
Freitag
8⁰⁰ Büro d. Kreisleitung [,] Vorbereitung der Kreisdelegiertenkonferenz
Prof. Meyer, Amsterdam, Drechsler [Drexler], Ziehn, Henning, Rücksprachen
8⁰⁰ Post, Diktate
8³⁰ Stephan. Fotothek
9³⁰ Bürositzung, Bericht an das Büro.
„Es gibt Genossen, die arbeiten (produktiv arbeiten) und Genossen, die über Arbeit reden (auch eine Arbeit). Die ersteren sind schlechte, die letzteren gute Genossen."
(Aus einem Szenarium)
10⁰⁰ Gartenhaus
11⁰⁰ Neudietendorf - Herrnhuter Anlage. Molsdorf. Schloß Gottern
17⁰⁰ Post, Diktate
18⁰⁰ Zeitschrift f. Philosophie
19⁰⁰ Balser u. Frau
19. April 1957 [1958]
Sonnabend
Bezirksleitungssitzung d. FDJ
21. April 1958
Montag
8⁰⁰ Hochschuldelegiertenkonferenz Architektur
9⁰⁰ Kulturkommission der BL bis 17⁰⁰
Berlin DAK. Ausgabe der Werke Fürnbergs
22. April 1958
Dienstag
9⁰⁰ Post, Diktate
10⁰⁰ Beratung über die wiss. Aufgaben des Instituts. Populärwiss. Vorträge, Lehrerkonferenzen
Arb.-Gr. Literaturgeschichte, Normierung der Forschung
15⁰⁰ Exzerpte (Weber, Religionssoziologie¹¹¹) bis 18³⁰
21⁰⁰ - 23⁰⁰ Weber, Religionssoziologie (Pietismus)
23. April 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Post, Diktate
9⁰⁰ Dr. Čermák, Prag. Verlagsvorhaben.
9³⁰ Dr. Hahn, Seminar in Jena
10⁰⁰ GNM-Neugestaltung
Klassischer Realismus
Verhältnis Goethe-Schiller
13⁰⁰ Dr. Jericke, Einrichtung Gabelbach¹¹²
14³⁰ Weber, Religionssoziologie
16³⁰ Kreisleitung
17¹⁵ Klub: Schnorkomittee
Die Zersplitterung und das Unbefriedigende halb oder viertel gelöster Aufgaben wachsen ständig.
24. April 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Post, Diktate
8³⁰ Schnuchel: Gewerkschaftsfragen
10⁰⁰ Gramm: Telefongespräch wegen Bericht KL an Delegiertenkonferenz 10⁰⁰ Dornburg, Besprechung wegen Putz u. Aufbau
13¹⁵ Gramm: Westreise besprochen
15³⁰ GNM, Neugestaltung Raum 2
19⁰⁰ Arzt
20⁰⁰ Archivverwaltung
Ein charakteristisches Merkmal der „radikalen" Literatur- u. Staatsfunktionäre ist, daß sie selten um der Sache, sondern stets um die persönliche Placierung streiten. So ließen sie in der Beratung um die Goethe-Gesellschaft den Gedanken an die Redaktion des Jahrbuchs fallen.
1. Mai 1958
Donnerstag
7³⁰ Betriebsfeier
9⁰⁰ Demonstration¹¹³
16⁰⁰ Beisammensein im Klub (Kaffeeklatsch)
18⁰⁰ Mit Martin ins Ilmtal gefahren.
20⁰⁰ Buchwald, Deutsches Schicksal¹¹⁴ gelesen
2. Mai 1958
Freitag
8⁰⁰ Post, Diktate
9³⁰ Eisele, Goethe-Gesellschaft
10⁰⁰ Kahler, Leipzig, wegen Vortrags- u. Führungswesen
11³⁰ Vorlagen aus dem Hause bearbeitet
15⁰⁰ Zahnarzt
17⁰⁰ Gartenarbeit
Briefe an Buchwald, Lübbecke
3. Mai 1958
Sonnabend
8⁰⁰ Kreisdelegiertenkonferenz¹¹⁵
Die Fähigkeit zu verallgemeinern fehlt, weil die Selbständigkeit des Urteils u. Handelns fehlt. Oberflächliche Einschätzungen. Keine Erkenntnis der Ursachen und keine Schlussfolgerungen.
Moderne Quelle des Opportunismus: das Eindringen kleinbürgerlicher Elemente und Ideen in die Partei. bis 19⁰⁰
Dita zu Besuch. Abgespannt, starke Kopfschmerzen.
4. Mai 1958
Sonntag
11⁰⁰ Jugendweihe¹¹⁶ in Gotha.
Eine geschickte und auf Wirkung beruhende Veranstaltung.
15⁰⁰ Fortsetzung der Delegiertenkonferenz.
Versagen von Krauß. Organisatorische u. politische Hilflosigkeit der Leitung. Die Konferenz wählt Krauß wegen seines anmaßenden, aggressiven und provozierenden Verhaltens aus der Leitung heraus. Korrektur der Wahl nach Kritik an Krauß u. Begründung. bis 22⁰⁰
Wir leben wie Maulwürfe, blind gegen das Sonnenlicht, blind gegen das Leben der Menschen, von denen wir nicht wissen, was sie tun und denken, weil wir von ihnen abgekapselt sind.
5. Mai 1958
Montag
8⁰⁰ Post, Diktate
9⁰⁰ Prüfer: Ankauf der Leihgaben Vulpius.
10⁰⁰ Böhm: Beratung über eingereichte Manuskripte (Mommsen¹¹⁷, Kraft¹¹⁸, Bräuning-Oktavio¹¹⁹)
12⁰⁰ Femmel: Höher-Einstufung der wiss. Hilfskraft
15⁰⁰ Leitungssitzung. Goethe-Gesellschaft, Urlaubsfragen, Pensionierung von überalterten Mitarbeitern.
18⁰⁰ Zahnarzt
Briefe
6. Mai 1958
Dienstag
8⁰⁰ Post
9⁰⁰ verschiedene Besprechungen
Welcher Zustand herrscht in der Partei. Der Karrierismus, bis zum offenen Betrug, treibt tolle Blüten. Sehe ich diese Zustände aus einer zu kurzen Entfernung, sozusagen aus der Froschperspektive? Fast alle Fragen werden vom Standpunkt „wie ergeht es mir" gelöst oder verschleppt.
19⁰⁰ Kleiner Spaziergang mit Renate und Martin
20⁰⁰ H. Mayer, Spinozas Wirkung¹²⁰ gelesen (amerikan. Neopositivismus). Erschöpft, zeitig schlafen gegangen.
23¹⁵ Anruf Fischer: Karl Krause gestorben.
F. hat deprimierende Erfahrungen auf der England-Tournee des Gewandhauses gesammelt.
7. Mai 1958
Mittwoch
7³⁰ Zahnarzt
im Garten gesät, Blumenbeete zurecht gemacht.
11⁰⁰ Zahnarzt, Behandlung fortgesetzt
11³⁰ Post erledigt
13⁰⁰ Erfurt, Beratung der Kulturkommission Jugendweihe
Kinder von Republikflüchtigen auf Oberschule
Realismus-Diskussion
Viele Fragen angerissen, keine zu Ende gedacht
bis 18⁰⁰ anschließend mit Dose Kleinigkeiten besprochen
20⁰⁰ Weimar
Marx/Engels, Einleitung zur dt. Ideologie¹²¹ gelesen.
Neue Zeit¹²², über Opportunismus gelesen
8. Mai 1958
Donnerstag
Feiertag¹²³
Ein Jahrhundert dt. Literaturkritik (Xenien)¹²⁴ angelesen
10³⁰ Fahrt nach Kranichfeld, Stiefelburg. Verregnet. Schwüle, mich sehr erschöpfende Atmosphäre.
17⁰⁰ Briefe an Lübbecke u. Buchwald
19⁰⁰ Ballusek „Dichter im Dienst"¹²⁵ und „Deutsche über Deutschland"¹²⁶ gelesen.
Zu unbedeutend, um als Einleitung zum Prospekt über die BDK zu dienen.
An der programmatischen Erklärung (Prospekt) für die BDK gearbeitet bis 22⁰⁰
9. Mai 1958
8⁰⁰ Fahrt nach Leipzig mit Renate u. Martin. Bummel durch die Stadt. Eichler
14⁰⁰ Beisetzungsfeier Karl Krause
16⁰⁰ Zoo
18⁰⁰ Eichler. Wichtige Belegstellen für polytechnische Erziehung bei Marx u. Engels¹²⁷.
20⁰⁰ Fischer u. Goldhammer (Gewandhaus in England)
22⁰⁰ Rückfahrt nach Leipzig [Weimar]
11. Mai 1958
Sonntag
Zeitschriften u. Zeitungen
Prawda-Artikel über den Parteitag Jugoslawiens
15⁰⁰ Stadelmann/Fischer: Bildungswelt dt. Handwerker um 1800¹²⁸, ein Versuch, Marx wieder auf den Kopf zu stellen. Z.B. „die Aufklärung ist eine riesige Bildungsbewegung, die über die Menschen kommt und sie auf ihrem Wellenrücken eine Zeitlang trägt ..." (S. 12)
Herrliche Frühlingstage, warm, sonnig, später Regen.
Renate ist furchtbar nervös. Fortgesetztes Tadeln der Kinder.
12. Mai 1958
Montag
8⁰⁰ Fahrt nach Marburg mit Dr. Hahn
12⁰⁰ Gang durch die Stadt
15⁰⁰ Vorbesichtigung der Auktionsgegenstände
19³⁰ Beisammensein mit Mecklenburg und anderen Interessenten
13. Mai 1958
Dienstag
Auktion Stargard¹²⁹ 10⁰⁰ - 18⁰⁰
20⁰⁰ Empfang bei Stargard
14. Mai 1958
Mittwoch
9⁰⁰ nach Frankfurt gefahren
10⁰⁰ Städelsches Kunstinstitut, Holzinger nicht anwesend
12⁰⁰ Prof. Beutler Goethe-Museum
18⁰⁰ Bad Homburg mit Lübbeckes.
Bd. I Claudius Werke¹³⁰
15. Mai 1958
Donnerstag
10⁰⁰ Abfahrt von Bad Homburg. Mit Dr. Hahn im Kranzler¹³¹ getroffen. 12⁰⁰ Abfahrt von Frankfurt
16⁰⁰ Ankunft in Weimar
Spaziergang mit Renate
Zeitungen, Zeitschriften
Versuch eines faschistischen Putschs in Frankreich
Sputnik III gestartet (1327 kg)
16. Mai 1958
Freitag
Post, Diktate. Verschiedene Besprechungen
11⁰⁰ Huppert, Wien, Unterhaltung bis 13⁰⁰
15⁰⁰ Arbeitsbesprechungen
20⁰⁰ Majakowskiabend mit Dirrmoser u. Hugo Huppert.
Spärlicher Besuch
Anschließend Beisammensein bis 24⁰⁰
17. Mai 1958
Sonnabend
8⁰⁰ Post, Dienstbesprechungen, sehr gehetzt u. nervös
13⁰⁰ nach Leipzig, bis 18⁰⁰ zurück
20⁰⁰ Zeitschriften gelesen
18. Mai 1958
Sonntag
10⁰⁰ Jugendweihe in Gotha, anschließend mit Renate u. Martin in Schloß Friedenstein.
15⁰⁰ Dr. Huppert, Wien, u. Lotte F. [Fürnberg]
20⁰⁰ Stalin, Über Revisionismus¹³² gelesen
Problem des Rechtsopportunismus im Bezirk
19. Mai 1958
Montag
8⁰⁰ Erfurt. Bezirksleitungssitzung bis 24⁰⁰
Umbildung des Büros aufgrund rechtsopportunistischer Fehler. Das Niveau ist sehr niedrig. Die Diskussion ist lustlos. Außer den Kritisierten spricht kein verantwortlicher Genosse. Theoretische Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen draus fehlen völlig. SPD-Flugblatt beschäftigt sich mit dem wieder ans Licht gezogenen „Stalinisten" Holtzhauer (im Westteil des Bezirks abgeworfen)¹³³.
20. Mai 1958
Dienstag
Der erste wirklich warme u. sonnige Tag. Leider wird er wieder im Zimmer verbracht, dazu müde vom vorhergehenden Tag.
25. Mai 1956
Pfingsten
Im Garten beschäftigt.
Rudolf und Eva Fischer kommen. Fahrt nach den Drei Gleichen, danach nach Berka. Herrliche Sonnenwärme, schöne Landschaftsbilder.
26. Mai 1958
Montag
Pfingsten
Die Polizei führt mich „zur Feststellung der Personalien" ab. Die formalistische Rechthaberei ist unbeschreiblich.
Mit Martin u. Renate nach Bad Berka. Martin u. Karlchen spielen. Wir wandern. Buchfahrt, Felsenburg, Blankenhain, Großkochberg, Rudolstadt, Bad Berka.
Die Lage in Frankreich ist stets Gesprächsthema.
21⁰⁰ Thomas nach Jena gebracht.
27. Mai 1958
Dienstag
8⁰⁰ Post, Diktate
9³⁰ Dr. Jericke, über die Möglichkeit, die Schiller- u. d. Theaterarbeit von Buchwald¹³⁴ weiterzuführen.
10³⁰ Klingenberg/Böhm Stand und Aufgaben der BDK, Vorbereitung der Schlusssitzung des Beirats
12⁰⁰ Danz Erneuerung des Einzelvertrags
15⁰⁰ Meyer-Hepner: Magistratsprozeß, Manuskript¹³⁵
16⁰⁰ Parteileitung: BDK, Arion-Vlg., W.B.
20⁰⁰ Rede Chruschtschows u. Grotewohls zur Tagung der Warschauer Vertragsstaaten
In Frankreich steht der Faschismus vor der Tür. Der Krieg rückt immer näher.
Pressekonferenz vorbereitet.
28. Mai 1958
Mittwoch
7⁰⁰ Parteisitzung (Kreis)
8⁰⁰ Post, Diktate
28. Mai 1958
Mittwoch
Post, Diktate
Besprechungen
15⁰⁰ Parteiorganisation, Gesetze über Lohnerhöhung u. Aufhebung des Kartensystems¹³⁶
16⁰⁰ Schiller-Nat.-Ausgabe, Vorgänge studiert
17³⁰ - 19⁰⁰ Belegschaftsversammlung, Gesetze d. Volkskammer
20⁰⁰ Zeitungen, Nachrichten Frankreich
Konzept zum Eröffnungsvortrag
Mit Martin erste ernste Schwierigkeit, der Junge ist in einer Krise, Gegensatz Wollen u. Wirklichkeit, lässt in der Schule nach; schwindelt grob u. unlogisch
29. Mai 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Konzept zur Eröffnungsansprache „Goethezeichnungen" geschrieben.
9⁰⁰ Post, Diktate
9⁰⁰ Erfurt BL-Kulturkommission
10⁰⁰ Beiratssitzung, Auflösung u. spätere (innerbetriebliche) Neukonstituierung unterbrochen durch
11⁰⁰ Dr. Wachsmuth
15⁰⁰ Parteigruppe Goethe-Gesellschaft
17⁰⁰ Ausstellungseröffnung
„Ich bin jetzt ganz Zeichner ..."¹³⁷ große Anteilnahme, allgemeine Zustimmung; Andruck vom 1. Corpus-Band¹³⁸ vorgelegt
20⁰⁰ Hotel Elephant, Beisammensein.
Erste Anzeichen für Auseinandersetzungen. Femmel kommt und beklagt sich bei Westdeutschen. Atomresolution wird von Beutler akzeptiert, von Wachsmuth abgelehnt¹³⁹.
30. Mai 1958
Freitag
8⁰⁰ Vorberatung fällt aus.
10⁰⁰ Festakt¹⁴⁰. Wachsmuth begrüßt die Gäste und flicht einige kritische Bemerkungen über das Passgesetz und über eine Bedrohung der Einheit der Gesellschaft¹⁴¹ ein, die teils Provokation der DDR, teils Rückendeckung nach dem Westen sind.
Kritik an Roethe und Petersen¹⁴².
Langhoffs Referat¹⁴³ war durch seine Parteilichkeit gut, sprachlich jedoch unzulänglich. 15⁰⁰ Mitgliederversammlung. Wiederum starke Beteiligung (1000 Menschen). Wachsmuth schlägt, indem er sämtliche Tagesordnungspunkte zusammenfasst, einen humorvollen Ton an. Er verkneift sich nicht kleine Spitzen gegen die DDR. Vorstandswahl einmütig. In der Aussprache lässt E. Braemer die ursprüngliche Fassung einer Kritik an der G.-G. und die Forderung nach Statutenänderung fallen. OBM Wiedemann bringt Atomwaffen-Resolution ein, die auf heftigen Widerstand Beutlers und Wachsmuths stößt. Langwierige und temperamentvolle Debatte, mit vielen Geschäftsordnungsanträgen. Ich unterbreche die Beratung für eine halbe Stunde.
Im neugewählten Vorstand (Hoffmann, Stgt. [Stuttgart], Girnus, Bln.[Berlin], Langhoff, Bln. u. Thalheim, Weimar, sind dazugekommen) werden Beutler und Wachsmuth veranlasst, von ihren Anforderungen zurückzutreten, eine Erklärung abzugeben und im Namen des Vorstands einen Resolutions-Kompromiß neu einzubringen. 20⁰⁰ Vorstandssitzung. Zum Präsidenten werden Wachsmuth, zu Vizepräsidenten Beutler und Holtzhauer gewählt.
21⁰⁰ Beutler zu Besuch. Unverbindliche Plauderei.
31. Mai 1958
Sonnabend
9⁰⁰ Vorberatung der Diskussionsveranstaltung
10⁰⁰ Referat Müller-Seidel, Köln: Bräutigam¹⁴⁴
Thalheim, Weimar: Braut von Korinth¹⁴⁵
Thalheim unbedingt überlegen.
13⁰⁰ Referat [Grußwort] Hänsel, Wien: über die NFG¹⁴⁶
15⁰⁰ mit Beutler und Grumach nach Ossmannstedt und Dornburg (bis 20⁰⁰).
1. Juni 1958
Sonntag
9⁰⁰ Redaktionssitzung (Sonderheft, Heft III/58)¹⁴⁷
10⁰⁰ Autorenkonferenz (bis 12⁰⁰)
Am Nachmittag gelesen u. Rundfunk abgehört.
De Gaulle zum Regierungschef berufen. Sozialdemokratie verriet erneut die Arbeiter-klasse. De Gaulle fordert für 6 Monate unbeschränkte Vollmachten. Kommunisten sind allein entschieden für die Verteidigung der Republik.
Seltsame Parallele: der engl. Rundfunk bringt eine Sendung „Das Jahr 1938" mit der widerstandlosen Auslieferung Österreichs u. der CSR an Hitler. München!! - Und Paris?
8. Juni 1958
Sonntag
Post erledigt, insbesondere für die Liszt-Ausgabe.
10³⁰ „Die Feststellung", Lehrstück von Baierl in Brechtscher Manier¹⁴⁸. Die Songs schlecht und überflüssig. Die Argumentation ist nicht durchdacht genug. Die verschiedenen „Beweisführer müssten jedes Mal die Zuhörer auf ihrer Seite haben, so daß sie sich ihrer Zweifel und ihres Schwankens bewusst werden, da „jeder Recht hat
. Dann die Lösung.
Zeitungen u. Zeitschriften gelesen.
„Thesen über die polytechnische Erziehung".
16⁰⁰ „Der Weg ins Leben", nach Makarenko von Stehlik¹⁴⁹. Gut aufgebaut, gespielt.
20⁰⁰ Ehm Welk „Der Hammer will gehandhabt sein"¹⁵⁰ gelesen.
9. Juni 1958
Montag
An GNM, Neugestaltung, Raum 14 (Goethe u. d. franz. Revolution) gearbeitet.
Buchwald, Goethe u. das deutsche Schicksal¹⁵¹. Der befreundete, fortschrittliche Gelehrte rückt durch den Gegensatz der Auffassungen immer ferner.
Goethe „Bürgergeneral"¹⁵², „Die Aufgeregten¹⁵³, „Das Mädchen von Oberkirch
¹⁵⁴ gelesen.
Staiger, Goethe Bd. II, S. 85 ¹⁵⁵
Wenn schon die zurückgebliebenen Gefährten der Jugend keine Empfindungen mehr auslösen können, wie schmerzlich ist es, daß auch kein Gegenwärtiger sich rührt (noch sind Kayser u. Fischer ausgenommen): Ehrlich, Eichler, Magritz, Hoffmann. Ellrodt, Ziller tot.
11. Juni 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Diktate, Post
10⁰⁰ GNM. Neugestaltung. Goethe u. die franz. Revolution.
Sind Goethes Abreisen aus Frankfurt (1775) u. Weimar (1786) tatsächlich Fluchten? Flucht in ein neues Beginnen?
Projeziere ich eigene Erfahrungen in Goethes Leben hinein, indem ich davon spreche, das G. vor Katastrophen in neue Aufgaben flieht. Hat Goethe nie (oder nur 1775 und 1786) auf politischem (naturwissenschaftlichem) Gebiet die Vollendung errungen (aus objektiven und subjektiven Gründen), lediglich auf literarischem Gebiet. Auf letzterem konnte er es aus objektiven Gründen.
12. Juni 1958
Donnerstag
7⁰⁰ Nach Gabelbach, Eisfeld, Sonneberg, Bauerbach¹⁵⁶ (bis 22⁰⁰).
Hervorragende Leistung des Heimatmuseums (Kulturzentrum) in Eisfeld.
Notizen für die Verbesserung von Gabelbach und Bauerbach.
13. Juni 1958
Freitag
8⁰⁰ Zahlreiche Besprechungen mit Mitarbeitern, besonders auch über Weiterführung der Schiller-Nationalausgabe.
11⁰⁰ Hans Mayer. Angeregte Unterhaltung über seine persönlichen Fragen, die der Intelligenz im allgemeinen. Dann über das Problem der Romantik. Man sollte ihn einige Zeit nach Weimar holen.
16⁰⁰ Fortführung der Dienstbesprechungen, Post, Diktate bis 19⁰⁰
20⁰⁰ Zeitungen u. Zeitschriften.
Barnes, USA, in „Universitas"¹⁵⁷ über das Mißverhältnis zwischen techn.-wiss. Entwicklung und Kultur¹⁵⁸.
14. Juni 1958
Sonnabend
Lektion über „Kultur" vorbereitet
8⁰⁰ Lenin zur „Agitation u. Propaganda (polit. Aufklärung)"¹⁵⁹ gelesen und Buzzel „Lenin zur Kultur¹⁶⁰. Buzzel wendet sich stark gegen den Begriff der „Nationalen Kultur
. Überhaupt ist der wiss. Wert dieser Bibliothek des Marxismus¹⁶¹ nicht über alle Zweifel erhaben.
17⁰⁰ Ettersberg. Ansitz auf Fuchs und Reh
22⁰⁰ Notizen für die Lektion abgeschlossen
3 Hauptschwierigkeiten:
Oberflächlichkeit im Urteil
Verständnislosigkeit gegenüber prod. Arbeit
Parteiapparat = Partei (RF!);¹⁶² genau durchdenken
15. Juni 1958
Sonntag
8⁰⁰ Mit Renate, Thomas u. Martin nach Leipzig
10³⁰ - 13⁰⁰ Opernkonzert u. „Gianni Schicchi" von der Hochschule f. Musik. Mäßig.
14⁰⁰ Museum f. Geschichte, Alt-Leipzig, einige Punkte meiner Kindheit gezeigt.
17⁰⁰ Rückfahrt nach Weimar
20⁰⁰ Thesen über polytechn. Erziehung gelesen.
16. Juni 1958
Montag
7⁰⁰ - 9⁰⁰ Lektion über „Marx-Len. über Kultur" in der Zentralschule der VP [Volkspolizei].
10⁰⁰ Notizen über die letzten Tage
11⁰⁰ GNM-Neugestaltung Goethe u. d. franz. Rev.
Man muß sich öfter und entschiedener äußern, um sich durchzusetzen.
18. Juni 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Post erledigt, Diktate
Die Arbeit geht nicht recht vonstatten.
10⁰⁰ Besprechungen: Bauvorhaben Dornburg u.a.
14⁰⁰ Diktate, Vorlagen aus dem Hause. Bis 18⁰⁰
Die Arbeit ist wie der Bau einer Straße. Mit Schwung wird die Trasse angelegt, die Straße gebaut. Es fährt sich herrlich darauf. Sobald aber die Pflege durch irgendwelche Umstände nachlässt, beginnt Gras und anderes Unkraut sich breitzumachen. Die schöne Straße mit ihren Mühen und Kosten verfällt.
So ist es mit den alten spießbürgerlichen Gewohnheiten und Denkweisen. Jederzeit bereit, sich auszubreiten und aus der harten und glänzenden Straße wieder den alten Trampelpfad zu machen. Wenn die Straße nicht mehr ausreicht, muß eine neue gebaut werden -
20⁰⁰ - 1⁰⁰ Ratssitzung in Dornburg.
19. Juni 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Post, Diktate
Besprechungen
14³⁰ Besprechungen der Arbeit
17⁰⁰ Vorbereitung auf den Vortrag
19⁰⁰ Fahrt nach Gotha, Vortrag und Aussprache über soz. Realismus. Lediglich Cibulka trägt durch die Frage, ob Brechts Sprache eine Weiterentwicklung u. zwar die typische, [sei] bei. Probleme der „Trägheit" der Form, Basisnähe u. Wesen der Sprache. 24⁰⁰ Rückkehr.
20. Juni 1958
Freitag
8⁰⁰ Post, Diktate
Eingehend Einblick in die Arbeitsweise u. die Grundlagen der Schiller-Nationalausgabe genommen. Die Hauptschwierigkeit wird sein, geeignete Herausgeber und Bearbeiter zu finden.
Frau Dr. Angeli, eine noch unsichere junge Wissenschaftlerin aus Westdeutschland.
11³⁰ Dr. Hahn: Bericht über die Verlagsverhandlungen in Leipzig, Liszt betr.¹⁶³
14⁰⁰ Schiller-Nationalausgabe
17⁰⁰ Parteileitung: Konzeption der BDK u. des Arion Verlags. Heftiger Zornesausbruch u. starke Erschöpfung. Neurotan-Tabletten.
20⁰⁰ Schiller-Nationalausgabe durchgearbeitet.
Vorbereitung für eine Vorlage für das ZK
22⁰⁰ Nach Hause gegangen.
21. Juni 1958
Sonnabend
Sonnenwende
8⁰⁰ Artikel „Puschkinhaus" für Festschrift Jericke¹⁶⁴. Bis 13⁰⁰
15⁰⁰ Artikel weiter geschrieben.
17⁰⁰ Ettersberg. Pirsch mit Renate u. Martin bis 21⁰⁰
22⁰⁰ Rundfunk gehört.
22. Juni 1958
Sonntag
8⁰⁰ Artikel „Puschkinhaus" in Leningrad
10³⁰ - 13⁰⁰ Fürnberg-Gedächtnisfeier im Nationaltheater. Programm zu lang.
15⁰⁰ Artikel „Puschkinhaus" weiter geschrieben
17⁰⁰ Gang durch die Stadt. Garten im Kirms-Krackow-Haus
23. Juni 1958
Todestag Louis Fürnberg
9⁰⁰ Bezirksleitungssitzung. Vorbereitung der Delegiertenkonferenz. Diskussionsbeitrag: Vom 30. Plenum ausgehend Kritik an der mangelhaften Arbeit der BL (auch der eigenen), der Oberflächlichkeit der Arbeitsweise, der Unterschätzung der produktiven Arbeit als gesellschaftliche Hauptaufgabe (Parteiauftrag).
Bis 17³⁰ teilgenommen
19³⁰ Beratung mit Intelligenz der Literaturwissenschaft, Archive, Bibliotheken, Verlage.
Situation u. Tendenz der literaturverarbeitenden Institutionen
Bis 22⁰⁰
22⁰⁰ Mit Klingenberg u. Pilling Parteifragen besprochen.
24. Juni 1958
9⁰⁰ Sekretariat der BL in Erfurt
Gen. Bräutigam, Roscher, Dose, Rölz und Ho [Holtzhauer] besprechen die Frage der Kandidatur für die BL. Ihre Bedenken sind
1. angeblich unklare Haltung nach der III. Parteikonferenz;
2. Schweigen bei der Beratung mit den jungen Schriftstellern;
3. schlechtes Verhältnis zu Büromitgliedern (Dose).
Die Beratung bleibt ohne Ergebnis. Das Büro wird angesichts des Festhaltens an seinen Bedenken von meiner Kandidatur absehen.
Die Absetzung von der Kandidatur war am Sonnabend bereits auf der Delegiertenschulung des Kreises bekannt gegeben.
Aussprache mit Dose: „Neutrale Haltung im Falle Scholz durch dessen Einladung als „Ehrengast
zur Delegiertenkonferenz bestätigt.
15⁰⁰ Dr. Hahn, Prof. Dr. Goldhammer: Beratung über die Weiterführung der Vorarbeiten zur Liszt-Ausgabe.
16³⁰ Post, Diktate
20⁰⁰ Beutler: Hölderlin-Vortrag u. Klopstock-Artikel¹⁶⁵ gelesen. Engels: Dialektik der Natur¹⁶⁶ gelesen.
20⁰⁰ Film „Streik"
von Forschung u. Lehre [Satz unvollendet]
25. Juni 1958
Mittwoch
8³⁰ Post, Diktate
Böhm mit seinen Aufgaben für das BDK-Kollektiv vertraut gemacht.
10⁰⁰ BDK-Kollektiv. Arbeitsweise u. nächste Aufgaben beraten. Bis 13⁰⁰
13³⁰ Kamnitzer, Aussprache über Mitarbeit bei der Heine-Ausgabe u. Forschungsauftrag „Heine-Bibliographie"
15⁰⁰ Sachse, Germann, Küllwitz: scheidet aus dem Institut aus. Schnuchel
18⁰⁰ - 23⁰⁰ Intelligenz-Konferenz mit Gen. Prof. Hager
26. Juni 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Dornburg. Brunnenfigur und Brunnengestaltung von D. Phillipsborn geprüft. Architektur des „Weinberghauses" festgelegt.
14⁰⁰ Briefe und Diktate
15⁰⁰ Beratung über die Lage der Germanistik mit den Gen. Wissenschaftlern. Bis 18⁰⁰
18⁰⁰ Post erledigt
19⁰⁰ Heimweg. Briefe geschrieben (Beutler, Galley, Arbeitsbericht Handrick).
Welche Erscheinungen der Kunst der Dekadenz machen sie bei jungen Künstlern anziehend? Ist es mangelhaftes Bewusstsein? Was ist gegen den Naturalismus vorzubringen und was gegen den Infantilismus und den Primitivenkult?
27. Juni 1958
Freitag
7³⁰ nach Erfurt
10⁰⁰ Beginn der Delegiertenkonferenz¹⁶⁷
Mit Gen. Kayser die Situation im Bezirk durchgesprochen. Hält meinen Vorschlag, nicht zu kandidieren, für falsch. Im übrigen meint er, daß Dose hinter den „Bedenken" stünde, evtl. auch Gebhardt. Man hatte ihm auch angedeutet, ich hätte einen Berufungsvorschlag von oben abgelehnt. Vorgang gänzlich unbekannt. In Erwägung wäre gezogen, mich zum Nachfolger Hossingers zu machen, wovon er dringend abgeraten hätte. Man brauche eine Stelle für Scholz.
Themen u. Charakter der Lehrerkonferenz ausgearbeitet. Mit Gen. Pilling auf der Fahrt nach Berlin zu besprechen.
August Bebel: Über Religion (Artikel gegen Kaplan Hohoff u. Zitate aus Frau u. d. Sozialismus)¹⁶⁸ gelesen. Haeckel: Welträtsel (Über das Weiterleben nach dem Tode)¹⁶⁹ gelesen.
28. Juni 1958
Sonnabend
8⁰⁰ Zweiter Konferenztag
Diskussion mit einer praktizistischen Tendenz. Gen. Apel wiederholt nachdrücklich die Hinweise des Polit-Büros¹⁷⁰ für die Parteiorganisation des Bezirks.
Gen. Dose bekräftigt, daß dem Wunsch auf Entbindung von der Kandidatur für die BL entsprochen würde.
20⁰⁰ Kulturprogramm „Rote Fahne". Gutes, mitreißendes Programm vom Gen. Kayser gestaltet.
Entwurf für „Der lesende Arbeiter"¹⁷¹
Für Parteitag: Entwicklung des Instituts zu einem Zentrum marxistischer Forschung
1. Zeitschrift
2. Abhandlungen
3. BDK-Tendenz
4. Donnerstag-Vorträge: Tribüne soz. Wissenschaft
5. Der lesende Arbeiter
6. Neugestaltung des GNM
7. Lehrertagung
8. Editionen
9. Leben und Werk Goethes
10. Biographie Heine
29. Juni 1958
Sonntag
8⁰⁰ Letzter Tag der Delegiertenkonferenz
Schlusswort des Gen. Bräutigam
ND meldet: ZK beschließt Wiederherstellung der Parteirechte des Gen. Fechner¹⁷². Rumän. Parteitag beschließt Parteistrafen für Opportunisten.
Gen. Kayser bemüht sich darum, mich zum Gastdelegierten des Parteitags zu machen. Nach seinen Unterhaltungen mit den Gen. Bräutigam und Dose hätte ihm letzterer dafür gedankt, daß K. ihn auf die Unterlassung aufmerksam gemacht, ersterer bemerkte, daß ihm ohnehin die Frage Ho [Holtzhauer] nicht ganz geheuer und er sich dem Problem widmen wolle. Beide versicherten, sich für die Einladung als Gast zu verwenden.
20⁰⁰ Gen. K. ruft im Auftrag des Büros an und berichtet, daß das Büro beschlossen habe, mir eine Einladung als Gast des Parteitags zukommen zu lassen.
9. Juli - 17. Juli 1958
Mittwoch - Donnerstag
7⁰⁰ Fahrt nach Berlin zum Parteitag¹⁷³.
Ziel: den Aufbau des Sozialismus zu vollenden, d.h. das Privateigentum an den Produktionsmitteln abzuschaffen. Übergang zum Kommunismus in gesellschaftlich kürzester Frist (bis 1960).
Keine eigentliche Beratung, sondern Beiträge zum gegebenen Thema (Variationen); Problem des demokrat. Zentralismus.
Praktizismus, aber keine theoretische Verarbeitung.
Frage: Geschichte der politischen Partei
Rolle u. Wesen der Partei im Übergang
Kritik an Selbmann, Oelßner als Parteigänger Schirdewans, Zillers, Wollwebers.
Kritik an Lange, VoBi [Volksbildung], Hochschulwesen; Schwäche von Kunst u. Literatur
Rückkehr gegen 16⁰⁰
18. Juli 1958
Freitag
9³⁰ Informationen über die Vorkommnisse
Besprechungen
Post, Diktate
Anstrengende Verwaltungsarbeit
19. Juli 1958
Sonnabend
Besprechungen
Aufarbeitung der Post
8⁰⁰ - 14⁰⁰
Kahler: Arbeitsgebiet
Müller: ekelhafte Selbstsucht u. Minderwertigkeit
18⁰⁰ mit Renate u. den Kindern auf den Berg. Mit Thomas auf dem Hochsitz 21⁰⁰ Rückkehr
20. Juli 1958
Sonntag
7⁰⁰ Wassertreten, nasses Gras
Buchwalds Einführung¹⁷⁷. Goethe, Annalen¹⁷⁸ gelesen.
Niederschrift Katalogteil Raum 14
12⁰⁰ Sonnenbad
15⁰⁰ Ballspiel im Garten
16⁰⁰ Niederschrift Katalogteil Raum 14 bis 20⁰⁰
20⁰⁰ Entwurf für Ferienkurs für Lehrer
Zeitungen, Nachrichten
Der dritte Weltkrieg steht vor der Tür. Aber man spürt nichts. Die heißen Sonnentage sind schöner denn je.
21. Juli 1958
Montag
8⁰⁰ Libretto für Raum 5 (Straßburg, lit. Revolution, Götz u. Prometheus) durchgearbeitet. Bielschowski-Linden: entspr. Kapitel gelesen, desgl. Dichtung u. Wahrheit. Bis 13³⁰
Über früher erstrebenswerte Berufe: Lehrer, Wissenschaftler, mittlerer Parteifunktionär hinausgewachsen. Wunsch, möglichst unumschränkt an der Spitze zu stehen (z.B. ---) Zwischen 1770 und 1775 Goethes hohe Zeit der Entwicklung aller seiner Einsichten u. seines Könnens.
14³⁰ Fortsetzung Exzerpte, Notizen
16⁰⁰ Stadt: Landkarte, Wanderheft
17³⁰ Parteileitungssitzung
22. Juli 1958
Dienstag
10⁰⁰ Beratung mit Dr. Blumenthal über die Schiller-Nationalausgabe
15⁰⁰ Post, Diktate
17³⁰ Bericht vom V. Parteitag (Belegschaft)
23. Juli 1958
Mittwoch
8⁰⁰ Post, Diktate
10⁰⁰ GNM Beratung über Raum 5.
Hauptfrage: richtige Einschätzung des Sturm u. Drang, des Geniebegriffs, der Einflüsse Hamanns u. Herders. Bis 13⁰⁰
15⁰⁰ Beratung mit Gen. Pilling u. Handrick über Stolpes Elaborat, desgl. Böhm
20⁰⁰ Bericht vom V. Parteitag (Wohnbezirk 30)
24. Juli 1958
Donnerstag
8⁰⁰ Fahrt nach Dresden. Goethe, Von deutscher Baukunst¹⁷⁹, Schütte, Das Bildnis des Herzogs von Urbino¹⁸⁰ gelesen.
11⁰⁰ Seiffert, Porzellanrestaurator, aufgesucht. Spezialist für deutsches Porzellan
12⁰⁰ Gang durch den Zwinger, die Altstadt, Brühlsche Terasse
15⁰⁰ Nexö-Gedenkstätte u. Frau Andersen-Nexö aufgesucht.
16⁰⁰ Pillnitz. Gang durch die Weinberge, Pöppelmanns Kirche
18⁰⁰ Heimfahrt
Petersen, Goethes Elsaß¹⁸¹ gelesen. Ein widerliches Machwerk.
25. Juli 1958
Freitag
8⁰⁰ Diktate, Post
Nach Marbach¹⁸² wegen Benno v. Wieses u. der eigenmächtigen Berufung geschrieben. Vorschlag für Schiller-NA nach Berlin gesandt.
9⁰⁰ - 10⁰⁰ Besprechungen
10⁰⁰ Beratung mit Breitkopf u. Härtel¹⁸³ über die Liszt-Ausgabe. Genaue Kalkulation erbeten. Bis 13⁰⁰
13³⁰ Parteileitungssitzung. Stolpes Entwurf über die Einschätzung des GSA vom 14.7.58 beraten u. zurückgewiesen. Bis 17³⁰ *)
18³⁰ Referat „Probleme des soz. Aufbaus" vorbereitet.
20⁰⁰ Referat u. Aussprache mit Wissenschaftlern im Klub der Hochschule f. Architektur.
*) Paul Großmann, Bahnpostamt, Niko Altmann, Lg.[Leipziger] Großbuchbinderei, zu Besuch
27. Juli 1958
Sonntag
8⁰⁰ Analyse der Arbeit des Instituts geschrieben
12⁰⁰ - 15⁰⁰ im Garten
15⁰⁰ Nollau, Das literar. Publikum des jungen Goethe¹⁸⁴ gelesen u. exzerpiert
18⁰⁰ im Garten
20⁰⁰ Unter dem Mantel der Nacht, ind. Film
28. Juli 1958
Montag
8⁰⁰ Ordnen. Aufräumen. Entwurf für Arbeitsanalyse beendet.
10⁰⁰ Gen. u. Genn. Hentschke aus Berlin
11³⁰ Bodo Uhse. Akademie-Probleme¹⁸⁵. Oktober-Veranstaltung bis 14⁰⁰
14⁰⁰ Diktate
15⁰⁰ Libretto Raum 5
Goethe, Dichtung u. Wahrheit 12. Buch gelesen
17³⁰ Ettersburg
Von 18⁰⁰ - 21⁰⁰ Ansitz. Ohne Erfolg.
Einschätzung des Götz für Katalog, Raum 7, geschrieben.
29. Juli 1958
Dienstag
8³⁰ Protokoll der letzten Parteileitungssitzung diktiert (Beratung über Stolpes Negation der Archiv-Arbeit)
9³⁰ Poschmann. Archivarbeit zur Wirkung der franz. Rev. in Weimar
10³⁰ Prüfer. Haushaltfragen
11⁰⁰ Handrick. Forschungsaufgaben. Berufung
12⁰⁰ Germann. Material zur Besprechung mit Galley.
15³⁰ Diktate.
16⁰⁰ Beratung über „Der lesende Arbeiter"¹⁸⁶
1. Aktionen zur Gewinnung von Arbeiter-Teilnehmern
2. Aufgaben: Propaganda durch und für Literatur
3. Pädag. Methoden bis 17 ³⁰
18⁰⁰ Goethe, Zum Shakespeare-Tage gelesen¹⁸⁷
20⁰⁰ Buchwald aus Heidelberg
30. Juli 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Goethe-Nationalmuseum
Diskussion über das Libretto zu Raum 5
Goetz¹⁸⁸, Heymesche Dichtungen¹⁸⁹, Mahomet¹⁹⁰, Ewiger Jude¹⁹¹, Prometheus¹⁹²
Herders Auffassung der Volkspoesie¹⁹³
bis 13⁰⁰
14⁰⁰ Parteileitungssitzung
Debatte über die Analyse des Forschungsinstituts durch Gen. Böhm. Analyse abgelehnt. bis 17³⁰
18⁰⁰ Libretto zu Raum 15 (Klassischer Realismus) durchgearbeitet (Kant, Fichte)
20⁰⁰ Dr. Galley aus Düsseldorf. Problem der gesamtdeutschen Heine-Ausgabe¹⁹⁴
3. August 1958
Sonntag
10⁰⁰ von Weimar weg. Verschiedene Ordnungsarbeiten.
12⁰⁰ Leipzig. Radioapparat für Bugla
14⁰⁰ durch die Dübener Heide nach Berlin.
Kräftig gewandert (zur Sackwitzer Mühle). Warum müssen alle Heime im „kleine Leute-Geschmack" verunstaltet werden u. warum sind sie so nachlässig (bei hohem Aufwand) geführt? Zu viel Gesinnung und zu wenig gute Arbeit.
18⁰⁰ in Berlin. Bei Dita gewohnt.
Reiseroute zusammengestellt (Fahrplan)
Arno Holz¹⁹⁵ gelesen (Pornographie)
4. August 1958
Montag
10⁰⁰ Zur Stalinallee. Flugroute Frankreich festgelegt.
12⁰⁰ Nach Hullerbusch¹⁹⁶. Eintreffen gegen
15⁰⁰ Hullerbusch. Eintreffen. Bekannt machen.
20⁰⁰ Zeitungen gelesen. Faul.
5. August 1958
Dienstag
9⁰⁰ Zum Hauptmannsberg.
Durchs Heimgelände. Baupläne im Kopf, wie müsste ein kleiner Landsitz oder ein Wochenendhäuschen in dieser Gegend aussehen? Was müsste auf dem Heimgelände geschehen. Umbau des Hauses. Verändern, verbessern, neu schaffen: das schönste was es gibt!
15⁰⁰ Auf dem Wasser
20⁰⁰ Fernsehen. Goldenbach. Wozu?
6. August 1958
Mittwoch
9⁰⁰ Streifzug durch den Hullerbusch. Am Zansen. Über Koppeln. Bis 12³⁰
15⁰⁰ Zum Hauptmannsberg. Martin buddelt. Nach Carwitz zum Werder. Bis 17⁰⁰
17⁰⁰ Karten