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Dreiecksbeziehung: Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren
Dreiecksbeziehung: Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren
Dreiecksbeziehung: Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren
eBook457 Seiten4 Stunden

Dreiecksbeziehung: Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren

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Über dieses E-Book

Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 wurde die deutsche Zweistaatlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes zementiert. Wie für alle Bereiche der Gesellschaft, wurde in der Folge in der DDR auch von den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften eine klare Abgrenzung von der "bürgerlichen Ideologie und Wissenschaft", besonders der Forschung in der Bundesrepublik gefordert. Auf der anderen Seite strebte die DDR nach der internationalen Anerkennung als souveräner Staat. Für diesen Zweck wurden einerseits der Spitzensport, andererseits die Vermittlung der deutschen Sprache im Ausland (die als Teil der Auslandspropaganda verstanden wurde) besonders instrumentalisiert. Einen besonderen Schwerpunkt spielten im letztgenannten Bereich die nordischen Länder, insbesondere Finnland.

Die Konkurrenz der beiden deutschen Staaten auf dem Gebiet der auswärtigen Kultur- und Wissenschaftspolitik, bei der Entsendung von DeutschlektorInnen an die Universitäten und Kulturzentren, der regelmäßigen Organisation von gemeinsamen Konferenzen auf den Gebieten der Geschichtswissenschaft, der germanistischen Linguistik, der Sprachmittlung und Landeskunde währte bis zum Ende der deutschen Zweistaatlichkeit. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR rangen eifersüchtig um die Gunst der germanistischen FachkollegInnen in Finnland, um die Präsenz des eigenen Landes in der Wissenschaftslandschaft zu erhöhen.

Während die Bemühungen der DDR um die Entwicklung ihrer Auslandspropaganda, inklusive jener in den nordischen Ländern, in mehreren Dissertationen, Monographien und Sammelbänden unter Einbeziehung von Archivmaterialien bereits recht gut untersucht wurden, wird eine genauere Beschreibung der Formen der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der germanistischen Sprachwissenschaft zwischen Finnland und den beiden deutschen Staaten erstmals in diesem Band vorgenommen.
SpracheDeutsch
HerausgeberAue-Säätiö
Erscheinungsdatum26. Sept. 2022
ISBN9789527283165
Dreiecksbeziehung: Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren
Autor

Hartmut E. H. Lenk

Prof. em. Dr. Hartmut E. H. Lenk war ein Kollege und Freund von Georg Gimpl. Von 1988 bis 2014 war er als Lektor, von 2014 bis 2021 als ordentlicher Porfessor für deutsche Sprache an der Universität Helsinki tätig und lebt heute in Berlin. Seine Haupotarbeitsgebiete sind die kontrastive Medienlinguistik, Phraseologie, Onomapragmatik und die Geschichte der Germanistik in Finnland.

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    Buchvorschau

    Dreiecksbeziehung - Hartmut E. H. Lenk

    Inhaltsverzeichnis

    HARTMUT E. H. LENK & ULRIKE RICHTER-VAPAATALO Abgrenzung, Eifersucht, Buhlen um die Gunst des Partners. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR als Partner der finnischen Germanistik in den 1980er Jahren

    JARMO KORHONEN Zur deutsch-finnischen Germanistik der 80er Jahre. Ein Erfahrungsbericht

    HANS-WERNER EROMS Valenz und mehr: Ost und West im Forum Finnland

    KLAUS WELKE Valenztheorie: Woher? Wohin?

    MARJA JÄRVENTAUSTA Valenzen Ost und West. Eine (weitere) Hommage an Kalevi Tarvainen

    ARMIN KRAUSE Zwischen Auftrag und Selbstverständnis: Sprachunterricht als Auslandsinformation der DDR

    SABINE YLÖNEN Studienbegleitender Deutschunterricht als Profiteur deutscher Zweistaatlichkeit

    EWALD REUTER Mündliche Kommunikation als Gegenstand fachsprachlicher Forschung und Lehre. Persönliche Rückblicke auf Geburt und Kindheit neuer Disziplinen im Dreieck BRD, DDR und Finnland

    HARTMUT E. H. LENK Als DDR-Lektor nach Finnland. Erinnerungen an die 1980er Jahre

    ANDREAS F. KELLETAT War da was? Erinnerungen an deutsch-finnisch-deutsche germanistische (und fennistische) Begegnungen zwischen 1980 und 1990

    HARTMUT E. H. LENK & ULRIKE RICHTER-VAPAATALO

    Abgrenzung, Eifersucht, Buhlen um die Gunst

    des Partners

    Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR

    als Partner der finnischen Germanistik

    in den 1980er Jahren

    In den 1970er Jahren hatte die Entspannungspolitik in Europa wesentliche Fortschritte erzielt. Die beiden deutschen Staaten begannen ihre Beziehungen zu normalisieren und traten im September 1973 beide der UNO bei. Mit der Anerkennung als souveräner Staat hatte die DDR ein wichtiges außenpolitisches Ziel erreicht. Die Konkurrenz in der auswärtigen Kulturpolitik bestand jedoch bis zum Ende der deutschen Zweistaatlichkeit fort. Damals neutrale Länder wie Finnland wussten ihren Vorteil daraus zu ziehen, dass sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik ihren Einfluss mit einem hohen Einsatz von Personal und materiellen Mitteln auszubauen oder zu sichern suchten. Wie sich dies aus der Sicht von Germanistinnen und Germanisten aus Finnland, Deutschland West und Deutschland Ost konkret gestaltete, ist Gegenstand dieses Bandes.

    1. Kalter Krieg und beginnender Wandel in den 1980er Jahren

    Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 wurde die deutsche Zweistaatlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes zementiert. In allen gesellschaftlichen Bereichen der DDR wurde in der Folge eine klare Abgrenzung von dem Staat im Westen Deutschlands gefordert. Die DDR wurde von den sie Regierenden als gesellschaftspolitischer Gegenentwurf der in ihren Augen reaktionären Bundesrepublik verstanden, in den Augen des Westens war die DDR ein Satellitenstaat der Sowjetunion, ein Unrechtsstaat, dem man die Anerkennung verweigerte. Für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften in der DDR hieß der Auftrag der Partei- und Staatsführung, der „bürgerlichen Ideologie und Wissenschaft" in der Bundesrepublik offensiv entgegenzutreten und sich von bürgerlichen Positionen in der Forschung und Lehre abzugrenzen.

    Diese Politik der Abgrenzung wurde mit der Machtübernahme durch Erich Honecker im Jahre 1971 noch verstärkt. Auf der anderen Seite strebte die DDR weiterhin nach der internationalen Anerkennung als souveräner Staat. Für diesen Zweck wurden einerseits der Spitzensport, andererseits die Vermittlung der deutschen Sprache im Ausland (die als Teil der Auslandspropaganda verstanden wurde) besonders instrumentalisiert. Einen Schwerpunkt spielten im letztgenannten Bereich die nordischen Länder, darunter Finnland, das im Entspannungsprozess durch die Vorbereitung und Ausrichtung der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) im Jahre 1975 in Helsinki eine herausragende Rolle spielte und 1973 zu den ersten westlichen Ländern gehörte, die die sog. Hallstein-Doktrin der Bundesregierung ignorierten: Im Jahre 1973 nahm Finnland offizielle diplomatische Beziehungen zu beiden deutschen Staaten auf,¹ die seit 1953 Handelsvertretungen in Helsinki hatten.

    Das Viermächteabkommen von 1971, der Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR, der 1972 geschlossen wurde, die Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO 1973, nicht zuletzt die KSZE-Schlussakte von Helsinki (1975) schürten die Hoffnung auf weitergehende Entspannung in Europa. Sie wurden u. a. durch die erneut restriktive Kulturpolitik in der DDR, die mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 einsetzte, und mit dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan im Dezember 1979 getrübt.

    Als die Sowjetunion Ende der 1970er Jahre begann, auf ihrem Gebiet neuartige Mittelstreckenraketen (die im Westen SS20 genannt wurden) zu stationieren, die Ziele in Europa binnen einer sehr kurzen Vorwarnzeit erreichen konnten, fasste die NATO Ende 1979 den sog. Doppelbeschluss, der die Stationierung von Mittelstreckenraketen des Typs Pershing II und von Marschflugkörpern des Typs Tomahawk (die kaum vom gegnerischen Radar erfasst werden können) einerseits und Verhandlungen zwischen den USA und der UdSSR zur Begrenzung der strategischen Atomwaffen andererseits vorsah. Der Bundestag bestätigte die Stationierung 1983, obwohl sich eine deutliche Bevölkerungsmehrheit in der Bundesrepublik, auch auf großen Friedensdemonstrationen, dagegen wandte. Es kam es zu einem neuerlichen gefährlichen Höhepunkt des Kalten Krieges, als die sowjetische Luftverteidigung 1983 ein vollbesetztes südkoreanisches Verkehrsflugzeug, dass sich über Kamtschatka in sowjetischen Luftraum „verirrt" hatte, abschoss und damit 269 Menschen tötete. Der Vorfall wurde von den USA mit einer massiven Propagandakampagne beantwortet und führte zum Boykott der Olympischen Spiele 1984 in Los Angelos durch die Sowjetunion und die mit ihr verbündeten Länder des Ostblocks, nachdem auch die Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau bereits durch die westlichen Länder boykottiert worden waren.

    Nach dem Tod der KPdSU-Generalsekretäre Leonid Breshnew (November 1982), Juri Andropow (Februar 1984) und Konstantin Tschernenko (März 1985) leitete Michail Gorbatschow ab 1985 unter den Stichworten Perestroika und Glasnost eine Phase der Umgestaltung, Erneuerung und größerer Transparenz in der Sowjetunion ein. Früher tabuisierte Fragen konnten offen diskutiert, die Erstarrung der gesellschaftlichen Strukturen sollte aufgebrochen werden. Dieser Versuch einer Modernisierung der Gesellschaft stieß bei den DDR-Oberen auf deutliche Ablehnung. Plötzlich galt die Sowjetunion nicht mehr als Vorbild. Aber die Tür zu Veränderungen auch in der DDR war damit bereits einen Spalt weit geöffnet, auch wenn es noch einige Jahre dauern sollte, bis das Fass zum Überlaufen kam. Die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung äußerte sich im Frühjahr 1989 durch massive und unübersehbare Proteste gegen die Fälschung der Ergebnisse der Kommunalwahlen im Mai des Jahres, im Spätsommer 1989 durch die Flucht zahlreicher DDR-Bürger über die ungarisch-österreichische Grenze und die BRD-Botschaften in Warschau und Prag in die Bundesrepublik, im Herbst schließlich in den Montagsdemonstrationen in Leipzig, Berlin und anderen Städten der DDR. Der Druck der Straße führte zur Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 und zur Deutschen Einheit im Oktober 1990.

    2. Finnlands Germanistik und die beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren

    In der germanistischen Linguistik setzten sich in den 1980er Jahren Entwicklungen fort, die mit der pragmatischen Wende Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre begonnen hatten. Die Valenztheorie war in Deutschland Ost und West (in verschiedenen Schulen) etabliert und gehörte auch in Finnland zu den modernen Richtungen der Grammatikforschung, die z. B. von Jarmo Korhonen in Oulu auf die Analyse frühneuhochdeutscher Texte angewandt wurde. Im Laufe des Jahrzehnts entwickelten die linguistische Pragmatik, die Gesprächsforschung bzw. Dialoganalyse und die Textlinguistik, aber auch die Phraseologieforschung und die Anfänge der Medienlinguistik (in Form von Untersuchungen vornehmlich zur Zeitungssprache) eine immer größere Anziehungskraft auf (v. a. auch junge) finnische Germanistinnen und Germanisten aus. Hier hatten Kolleginnen und Kollegen aus beiden deutschen Staaten etwas beizutragen.

    Die Konkurrenz der beiden deutschen Staaten auf dem Gebiet der auswärtigen Kultur- und Wissenschaftspolitik, bei der Entsendung von Deutschlektorinnen und -lektoren an die Universitäten und Kulturzentren, der regelmäßigen Organisation von gemeinsamen Konferenzen auf den Gebieten der Geschichtswissenschaft, der germanistischen Linguistik, der Sprachmittlung, der Sprachdidaktik, der Fachsprachen und Landeskunde währte bis zum Ende der deutschen Zweistaatlichkeit. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR rangen eifersüchtig um die Gunst der germanistischen Fachkolleg*innen und Deutschlehrenden in Finnland, um die Präsenz des eigenen Landes in der Wissenschaftslandschaft und im Bildungsbereich zu erhöhen (vgl. Fuhrmann 2011 und Lenk 2011).

    Die finnische Germanistik profitierte von diesen Umständen. Auslandslektorinnen und -lektoren aus beiden deutschen Staaten, Stipendien, Bücherspenden, wissenschaftliche Konferenzen, Kulturveranstaltungen, Schriftsteller- und Künstleraustausch wurden meist von beiden Seiten angeboten und oft auch finanziert.

    2.1. Zur wissenschaftsgeschichtlichen Forschungslage

    Die Bemühungen der DDR um die Entwicklung ihrer auswärtigen Kultur- und Sprachpolitik, besonders auch jener in den nordischen Ländern, ist bereits Gegenstand mehrerer Dissertationen, Monographien und Sammelbände gewesen, wobei die Darstellung teilweise aus der eigenen Erinnerung, teilweise auch unter Einbeziehung von Archivmaterialien erfolgte.

    Peter Lübbe, der 1965 an der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock mit einer Arbeit über „Das Revolutionserlebnis im Werk von B. Traven promoviert hatte, war vom Herbst 1969 bis zum Frühjahr 1975 als DDR-Lektor an der Universität Jyväskylä tätig. Von dort ging er in die Bundesrepublik und veröffentlichte 1981 im Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn das Buch „Kulturelle Auslandsbeziehungen der DDR. Das Beispiel Finnland (Lübbe 1981). Das Manuskript wurde im November 1978 abgeschlossen. Darin wertet er seine eigenen Erfahrungen und eine Vielzahl von Arbeitsanleitungen für seine Tätigkeit als DDR-Lektor aus. Die Herkunft der zahlreichen Dokumente im Anhang (Lübbe 1981: 375–444) bleibt unerwähnt. Seine eigene Tätigkeit als DDR-Lektor beschreibt er mit der vagen Andeutung, dass er „die vielfältigen Aktivitäten der DDR in Suomi aus eigener Erfahrung kennt" (Lübbe 1981: 13). Wenn es um die Arbeit der Germanistinnen und Germanisten aus der DDR und die wissenschaftliche Zusammenarbeit geht, beschreibt seine oft tendenziöse DDR-kritische Darstellung² in erster Linie die Vorgaben und Absichten der DDR-Funktionsträger und nicht unbedingt das tatsächliche Agieren der Beteiligten (vgl. auch den Beitrag von Armin Krause in diesem Band). Außerdem betreffen sie die 1980er Jahre nicht.

    Die bekannte Leipziger Germanistin Ulla Fix war von 1981 bis 1983 als DDR-Lektorin an der Universität Helsinki tätig. Ihr Ehemann Peter Fix arbeitete in dieser Zeit im Deutschlektorat beim DDR-Kulturzentrum Helsinki und war dort einer der Väter des Germanistischen Jahrbuchs für Nordeuropa, dessen erste Folge Johann Wolfgang von Goethe gewidmet war und das den Namen Der Ginkgo-Baum erhielt. Die Hintergründe und die Entwicklung des Ginkgo-Baums stellt Ulla Fix – unter Vermeidung aller Namen der Beteiligten aus der DDR – auf einem Seminar der Aue-Stiftung im Mai 1999 in Helsinki dar (Fix 2000). In ihrem jüngsten Buch (Fix 2022) widmet sie der Zeit in Helsinki nur eine knappe Seite. „Vor allem die Jahre in Finnland haben wir als ein großes Glück empfunden, weil wir dort neben vielem anderen gelernt haben, wie man Demokratie wirklich leben kann, dass man für Demokratie selbst mitverantwortlich ist und wie ein für alle gut verträgliches soziales System ohne Sozialismus funktionieren kann." Die Erinnerung wirkt, nicht nur im Vergleich zu den Darstellungen von 1999, etwas geschönt. Weder gab es damals an ihrem Arbeitsplatz, der Universität Helsinki, demokratische Strukturen (Mitspracherechte des akademischen Mittelbaus und der Studierenden wurden dort erst 1991 eingeführt, vgl. Kohvakka / Lenk 2006: 390–392), noch hatte sie als DDR-Bürgerin die Möglichkeit, am politischen Leben Finnlands aktiv teilzunehmen. Innerhalb der DDR-Vertretung in Helsinki kann sie diese Erfahrungen ebenfalls nicht gemacht haben. Und ob das finnische Gesellschaftssystem tatsächlich für alle dort Lebenden „gut verträglich" ist, erscheint zumindest als eine Idealisierung der Verhältnisse – damals wie heute.

    Von ehemals aktiv Beteiligten stammen auch die Bände von Westphal (2011) und Löschmann (2015). Beide Autoren waren mehrere Jahre lang als Cheflektoren, d. h. Leiter des Deutschlektorats beim DDR-Kulturzentrums in Helsinki tätig: der Leipziger Martin Löschmann von 1969 bis 1973 und der Greifswalder Werner Westphal von 1978 bis 1984. Das Kapitel zu Finnland in Löschmann (2015: 176–206) ist also von der zeitlichen Zuordnung her schon nicht relevant für die 1980er Jahre. Hinzu kommt seine sehr subjektive und egozentrische, auf persönliche Sichtweisen, Erlebnisse und Eindrücke starken Wert legende Darstellungsweise, die an manchen Stellen an die Berichterstattung in Boulevardblättern erinnert. Im Band von Werner Westphal findet „der interessierte Leser im Vergleich dazu tatsächlich „zahlreiche Hintergrundinformationen und Einschätzungen aus erster Hand (Westphal 2011: 9). Der Autor, der von sich stets in der 3. Person spricht, würdigt ausdrücklich die „bisher vorliegenden sorgfältig recherchierten Überblicksdarstellungen (vgl. z. B. PRAXENTHALER 2001; ABRAHAM 2007), die „primär faktenorientierte Informationen vermittelten. „Es ist zu erwarten, dass sich die Darstellungen des Autors von diesen vor allem hinsichtlich der vorgenommenen Bewertungen unterscheiden werden" (Westphal 2011: 11). Manche der auch in dem hier vorliegenden Band erwähnten Veranstaltungen und Kooperationsformen werden bei Westphal erwähnt; es lohnt sich eine vergleichende Lektüre. Allerdings enden die Darstellungen mit dem Jahr 1984.

    Die im obigen Zitat von Westphal erwähnte Arbeit von Nils Abraham (2017) befasst sich, wie auch Abraham (2003), mit der Situation in Finnlands Nachbarland Schweden.

    In seiner sehr umfangreichen und reichhaltiges Quellenmaterial einbeziehenden Dissertation nimmt Praxenthaler (2002) die gesamte Sprachverbreitungspolitik der DDR – in den sozialistischen „Bruderstaaten", in Entwicklungsländern und in kapitalistischen Industrienationen – in den Blick. Neben den historischen und gesellschaftspolitischen Kontexten (Kap. I bis IV) geht er auf Institutionen und Organisationen (Kap. V), den DaF-Unterricht in der DDR (Kap. VI), auf Lektoren und Lehrer im Ausland (Kap. VII), auf die Aus- und Weiterbildung von ausländischen Deutschlehrern und Germanisten (Kap. VIII), die DaF-Forschung und DaF-Lehrmaterialien (Kap. IX) sowie internationale germanistische Beziehungen (Kap. X) ein. Aus finnischer Sicht ist insbesondere das Kap. VII.5 (Praxenthaler 2002: 267–272) von Interesse. Denn:

    Im Vergleich mit den Deutschlektoraten in Entwicklungsländern sind die Wirkungsmöglichkeiten vor allem in Helsinki und Stockholm, ab 1983 auch in Paris als erheblich günstiger einzuschätzen. Positiv wirkten sich neben der größeren Verankerung des Deutschunterrichts auch die verhältnismäßig geringen politischen Beschränkungen aus, die teilweise zu einer direkten Zusammenarbeit zwischen Institutionen des Gastlandes und der Deutschlektorate führten. (Praxenthaler 2002: 267)

    Auch im Abschnitt IX.1.2 (Praxenthaler 2002: 322 f.) über die germanistischen Beziehungen mit nichtsozialistischen Ländern steht Finnland im Mittelpunkt. So werden die seit 1980 im Zwei-Jahres-Rhythmus organisierten bilateralen Treffen der Sprachwissenschaftler erwähnt. Auch hier bezieht sich Praxenthaler v. a. auf veröffentlichte Konferenzberichte und auf Berichte sowie Konzeptionspapiere der betreffenden DDR-Institutionen, die im Bundesarchiv vorliegen. Mehrfach wird Lübbe (1981) referiert. Finnische Quellen werden nicht einbezogen, und auch die heutige Sichtweise der damals Beteiligten kommt nicht zur Geltung. Der Verfasser nimmt daher Zuflucht auch zu einigen hypothetischen Aussagen. Die 1980er Jahre sind berücksichtigt, bilden aber nicht den Schwerpunkt der Darstellung.

    Die Monographie von Putensen (2000) fokussiert die Zeit von 1947 bis zur Anerkennung der DDR durch Finnland 1973. Auch die 2003 in München verteidigte Dissertation von Olivia Griese (Griese 2006) befasst sich mit der auswärtigen Kulturpolitik beider deutscher Staaten in Finnland im Zeitraum 1949 bis 1973. Interessante Hintergründe der auswärtigen Kulturpolitik der DDR in Finnland stellt Griese (2007) dar, wobei auch der Einsatz von DDR-Lektoren an finnischen Universitäten erwähnt wird. Ansonsten aber spielen die Kontakte auf dem Gebiet der Germanistik in dem Text keine Rolle.

    In der ansonsten sehr akribischen Monographie von Hietala (2017) sind den Wissenschaftsbeziehungen Finnlands zum geteilten Deutschland lediglich drei Seiten gewidmet (Hietala 2017: 186–189), auf denen die Germanistik nicht erwähnt wird. Im Abschnitt „Orden und Auszeichnungen" (Hietala 2017: 191–194) wird zwar die Verleihung des Brüder-Grimm-Preises der Universität Marburg und der Goethe-Medaille in Gold des Goethe-Instituts 1961 an Emil Öhmann erwähnt, die Verleihung des Grimm-Preises der DDR 1981 an Kaj B. Lindgren³ und 1985 an Kurt Nyholm jedoch nicht.

    2.2. Zum Anliegen dieses Bandes

    Wie die Darstellungen im Abschnitt 2.1 zeigen, stellt eine genauere Beschreibung der Formen der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der germanistischen Sprachwissenschaft zwischen Finnland und den beiden deutschen Staaten aus der Sicht der damals maßgeblich Beteiligten noch ein Desiderat dar. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, Zeitzeugen aus Finnland sowie aus Deutschland Ost und West zu einem Seminar einzuladen, das im Umfeld des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit im Oktober 2020 stattfinden sollte. Die Corona-Pandemie durchkreuzte diese Pläne. Das Treffen wurde zweimal verschoben und fand schließlich Anfang Dezember 2021 an der Universität Helsinki statt. Ermöglicht wurde dies wesentlich durch die Finanzierung seitens der Emil-Öhmann-Stiftung. Ihr sowie Jouni Rostila, der an der organisatorischen Vor- und Nachbereitung des Seminars beteiligt war, gebührt unser Dank.

    Dieser Band, der in der Schriftenreihe der Aue-Stiftung erscheint, der wir für die Aufnahme in die Reihe und für die gewährte finanzielle Unterstützung danken, veröffentlicht die auf dem Seminar im Dezember 2021 gehaltenen Vorträge und zwei weitere Texte.

    3. Die Autorinnen und Autoren

    Eröffnet wird die Abfolge der Beiträge durch Prof. Dr. Jarmo Korhonen, der bereits 1979 im Alter von nur 33 Jahren zum ordentlichen Professor für germanische Philologie an die Universität Oulu berufen wurde. 1978 hatte er dort seine Dissertation (Korhonen 1977 / 1978) erfolgreich verteidigt. Von 1981 bis 1983 amtierte er als Professor für deutsche Philologie an der Universität Tübingen. 1988 wurde er auf die Germanistik-Professur an der Universität Turku berufen und hatte dieses Amt bis 1993 inne. Von 1993 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2014 wirkte er als Germanistik-Professor an der Universität Helsinki. In seiner Forscherlaufbahn hat Jarmo Korhonen zwei große Projekte geleitet, die u. a. von der Akademie Finnlands gefördert wurden: Das erste Projekt, zur kontrastiven finnischdeutschen Phraseologie, lief von 1985 bis 1993 an den Universitäten Oulu und Turku. In seinem Ergebnis erschienen Mitte der 90er Jahre mehrere Buch-Publikationen, u. a. eine Aufsatzsammlung (Korhonen 1995), ein Sammelband (Korhonen 1996) und ein phraseologisches Wörterbuch (Korhonen 2001). Das zweite Projekt befasste sich mit der deutsch-finnischen Lexikographie. Es lief seit Mitte der 1990er Jahre und wurde vom DAAD und 2000–2003 von der Akademie Finnlands finanziert. Seinen erfolgreichen Abschluss fand es mit dem Erscheinen des Großwörterbuchs Deutsch-Finnisch im Jahre 2008 (Korhonen 2008). Jarmo Korhonen hat zahlreiche weitere Buchpublikationen zu den genannten Gebieten wie auch zur Medienlinguistik, speziell zur Zeitungssprache (Breuer / Korhonen (Hg.) 2001), und zur Geschichte der finnischen Germanistik vorgelegt. Aus jüngerer Zeit sind vor allem eine finnischsprachige Einführung in die Phraseologie (Korhonen 2018) und die gemeinsam mit Albrecht Greule verfasste Einführung in die historische Valenz zu nennen (Greule / Korhonen 2021). Jarmo Korhonen erhielt Festschriften zum 60. (Breuer / Hyvärinen 2006) und zum 65. Geburtstag (Prinz / Richter-Vapaatalo 2011); außerdem ist ein Sammelband mit Beiträgen des Abschiedssymposiums im Jahre 2014 erschienen (Lenk / Richter-Vapaatalo 2015). Jarmo Korhonen war mehrfach Stipendiat des DAAD und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Der Finnische DAAD-Verein, dem er von 1993 bis 2012 vorstand, wählte ihn zu seinem Ehrenvorsitzenden. 2015 wurde Jarmo Korhonen von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er ist außerdem Ritter 1. Klasse des finnischen Ordens der weißen Rose.

    Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Werner Eroms studierte von 1959 bis 1966 Germanistik und Geschichte an den Universitäten Göttingen, München und Marburg. 1966 legte er das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. 1968 folgte die Promotion an der Universität Marburg mit einer Dissertation über Vreude bei Hartmann von Aue (Eroms 1970). Von 1969 bis 1978 war er als wissenschaftlicher Assistent bzw. Dozent an der Universität Regensburg tätig und habilitierte sich dort 1977 im Fach Deutsche Philologie: Deutsche Sprachwissenschaft. Von 1978 bis 1980 arbeitete er als Professor für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Münster, von 1980 bis 2003 hatte er den Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau inne. Im Zeitraum 1987 bis 2002 war Hans-Werner Eroms Mitglied des Kuratoriums bzw. des Wissenschaftlichen Rates des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim, seit 2002 Mitglied von dessen Internationalem Wissenschaftlichen Rat. Mitglied des Beirats Germanistik des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) war er von 1994 bis 2002, dessen Vorsitzender von 1998 bis 2002. Hans-Werner Eroms hat eine Reihe von Monographien und Lehrwerke verfasst, u. a. zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen (Eroms 1981), zur funktionalen Satzperspektive (Eroms 1986), zur Syntax (Eroms 2000) und zur Stilistik der deutschen Sprache (Eroms 2008). Hans-Werner Eroms erhielt Festschriften zum 60. (Donhauser / Eichinger (Hg.) 1998), 65. (Borsuková / Chebenová / Pongó (Hg.) 2003) und 70. Geburtstag (Fritz / Koch / Trost (Hg.) 2008). 2002 verlieh ihm die Stadt Mannheim den Konrad-Duden-Preis. 2008 wurde er an der Universität Nitra (Slowakei) zum Doctor honoris causa promoviert. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Syntax, Stilistik, Sprachgeschichte und Dialektologie.

    Prof. Dr. Klaus Welke studierte von 1955 bis 1960 Latein und Deutsch an der Humboldt-Universität zu Berlin und legte dort 1960 das Staatsexamen für das Lehramt ab. Es folgte eine Aspirantur, die er 1963 mit der vielbeachteten Dissertation zum System der Modalverben (Welke 1965) abschloss. 1966 arbeitete er für ein Jahr an der Martin-Luther-Universität Halle, danach kehrte er an die Humboldt-Universität zu Berlin zurück. Hier habilitierte er sich 1975 mit der Dissertation B über „Aspekte eines operativen Konzepts der Bedeutung und der Grammatik". 1971 erfolgte die Ernennung zum Hochschul-Dozenten (was in Finnland damals dem apulaisprofessori entsprach), 1979 wurde er auf den Lehrstuhl für Sprachtheorie an der Sektion Germanistik der Humboldt-Universität berufen. Auslandsaufenthalte als Lektor bzw. Professor für deutsche Sprache führten ihn 1965–1968 an die Universität Bagdad, 1972–1973 an die Universität Tampere in Finnland und von 1986 bis 1989 an die Universität Kairo. Von 2004 bis 2007 war er Gastprofessor in Székesfehérvár/Ungarn, seit 2004 unterrichtet er an der Universität Wien. Klaus Welke hat zahlreiche Bücher und sehr viele Aufsätze veröffentlicht. Zu den bekanntesten Buchpublikationen gehören zwei Einführungen in die Valenzgrammatik (Welke 1988 und 2011) sowie in die Satzgliedanalyse (Welke 2007), zwei Bücher zur funktionalen Syntax (Welke 1992 und 2002), Monographien zum Tempus im Deutschen (2005) und zur Konstruktionsgrammatik (2019). Seine Hauptarbeitsgebiete sind die semantische Valenztheorie, die funktionale Grammatik und die Konstruktionsgrammatik. Zu seinem 70. Geburtstag gaben zwei seiner Schüler eine Festschrift heraus (Lenk / Walter 2007).

    Prof. Dr. Marja Järventausta studierte von 1980 bis 1985 Germanistik, Fennistik und Phonetik an der Universität Jyväskylä, wo sie die akademischen Grade cand. phil. (1985), lic. phil. (1989) und Dr. phil. (1991) erwarb. Ihre Dissertation erschien im selben Jahr in Frankfurt a. M. (Järventausta 1991). Von 1993 bis 1999 war sie als Professorin für Deutsch (Schwerpunkt: Übersetzen) an der Universität Joensuu tätig. Seit 1999 ist sie ordentliche Professorin für Finnougristik (Fennistik) an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen: Finnisch als Fremdsprache im deutschsprachigen Raum; Deutsch-finnische Translationsgeschichte des Finnischen als Literatur- und Kultursprache; kontrastive Linguistik Deutsch-Finnisch und (Lerner)lexikographie. Marja Järventaustas Buchpublikationen haben u. a. den Nominalstil in der Fachkommunikation (Järventausta 1997) und die Null-Subjekte in der Valenz- und Dependenztheorie zum Thema (Järventausta 2000). Zu ihrer Emeritierung im Jahre 2022 erhielt sie eine Festschrift (Hortschäfer / Schröder / Toivo-Kochs (Hg.) 2022).

    Dr. Armin Krause absolvierte ein Diplom-Lehrerstudium für die Fächer Deutsch und Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig und promovierte dort 1985 mit einer Dissertation zur Sprache des Reformators Andreas Bodenstein von Karlstadt (Krause 1990). Von 1988 bis 1990 war Armin Krause als Cheflektor des Deutschlektorats beim DDR-Kulturzentrum Helsinki tätig, von Oktober 1990 bis Juni 1991 leitete er das Deutschlektorat als Teil des Goethe-Instituts Helsinki. Danach arbeitete er bis 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter wieder an der Universität Leipzig. Von 2006 bis 2022 war er wissenschaftlichparlamentarischer Berater für Digitalisierung und Veranstaltungsmanager der Partei DIE LINKE im sächsischen Landtag in Dresden

    PD Dr. Sabine Ylönen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Erikoistutkija/Senior researcher) am Zentrum für angewandte Sprachforschung der Universität Jyväskylä. Sie absolvierte zunächst ein Biologie-Studium an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale, das sie als Diplom-Biologin abschloss. Nach ihrer Übersiedlung nach Finnland zu ihrem damaligen finnischen Ehemann im Jahre 1980 folgte ein Studium der Germanistik an der Universität Jyväskylä, wo sie 1999 mit einer Dissertation zum Thema Entwicklung wissenschaftlichen Schreibens (am Beispiel von Originalarbeiten der Deutschen Medizinischen Wochenschrift) promovierte (Ylönen 2001). 2001 wurde sie zur Privatdozentin für Didaktik Deutsch als Fremdsprache und Fachkommunikation am Institut für Deutsche Sprache und Kultur der Universität Jyväskylä ernannt. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen von Sprachlehre und -lernen in mehrsprachigen und multimodalen Lernumgebungen, Fachkommunikation, Text-, Gesprächs- und Diskursanalyse sowie auf sprachenpolitischen Fragen. Sie hat sich des Weiteren mit deutsch-deutscher Kommunikation nach der Wende und in letzter Zeit besonders mit Gegenrede in sozialen Medien beschäftigt. Sie ist Autorin zahlreicher Unterrichtsmaterialen für den fachbezogenen Deutschunterricht und Mitherausgeberin der Online-Zeitschrift Apples – Journal for Applied Language Studies.

    Nach einer Ausbildung zum staatlich geprüften Krankenpflegerhelfer studierte Prof. Dr. Ewald Reuter von 1974 bis 1980 Linguistik, Englisch, Philosophie, Pädagogik und Soziologie an der Universität Bielefeld. In dieser Zeit war er u. a. als Deutschlehrer am Goethe-Institut Jyväskylä tätig und absolvierte ein MA-Studium in Applied Linguistics an der University of Reading in Großbritannien. Nach dem Staatsexamen 1980 arbeitete er für drei Jahre als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehr- und Forschungsbereich „Verbale Interaktion der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld bei den Professoren Gert Rickheit und Hans Strohner. Von 1983 bis 1997 war er Lektor für deutsche Sprache am Sprachenzentrum der Universität Tampere, bis 1989 als DAAD-Lektor. 1997 promovierte er im Fach Germanische Philologie der Universität Tampere (Reuter 1997) und wurde im selben Jahr zum ordentlichen Germanistikprofessor an der Universität Tampere berufen. Gemeinsam mit Marja Leena Piitulainen und Liisa Tiittula leitete Ewald Reuter von 2004 bis 2007 das von der Akademie Finnlands geförderte Forschungsprojekt „Soziale Stile und institutionelle Interaktion in interkulturellen Kontaktsituationen, das in Kooperation mit dem Institut für Deutsche Sprache Mannheim realisiert wurde. Von 2007 bis 2012 leitete er das Studienprogramm Deutsche Sprache und Kultur, von 2012 bis 2017 das Studienprogramm Deutsche Sprache, Kultur und Translation der Universität Tampere. Im Rahmen einer Institutspartnerschaft Germersheim / Wolgograd ist er seit 2018 als Professor für deutsche Sprache und Kultur am Lehrstuhl für germanische und romanische Philologie der Staatlichen Universität Wolgograd tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören interkulturelle Kommunikation in Wirtschaft und Wissenschaft; Multimodalität und Professionalität; interkulturelle Medienlinguistik; Deutsch als Fremdsprache; Literatursoziologie; finnisch-deutsche Beziehungen. Er war von 2012 bis 2017 Vorsitzender des Finnischen DAAD-Vereins. Ewald Reuter war über viele

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