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Kirschblüten Sushi: Geschichten aus dem Seniorenheim
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Kirschblüten Sushi: Geschichten aus dem Seniorenheim
eBook191 Seiten2 Stunden

Kirschblüten Sushi: Geschichten aus dem Seniorenheim

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Über dieses E-Book

Gerald Gleichmanns Kurzgeschichten um das kleine Seniorenheim und seine eigenwilligen Bewohner sind frei erfunden und glänzen doch mit aberwitzigen Einfällen, die manche Ähnlichkeit mit dem wahren Leben erkennen lassen.
Gemeinsam mit dem Direktor und dessen treuer Seele im Sekretariat verstehen es die alten Herrschaften, ihren beschaulichen Alltag gehörig durcheinanderzuwirbeln.Da geht es um den Versuch, das Seniorenleben kulturell zu bereichern, um die Liebe im Alter, die Gesundheit und eine spontane Vergesslichkeit. Selbstbewusste Originale beharren trotzig auf ihren Standpunkt oder verfügen plötzlich über ungeahnte Kniffe.
15 Geschichten laden augenzwinkernd zu burlesken Ausflügen in eine scheinbar exotische Welt zwischen Rollator, kulinarische Beinahe-Katastrophe und festlicher Kaffeetafel ein...
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Kern
Erscheinungsdatum20. Aug. 2022
ISBN9783957163721
Kirschblüten Sushi: Geschichten aus dem Seniorenheim

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    Buchvorschau

    Kirschblüten Sushi - Gerald Gleichmann

    Der Herbst ist schön

    Als Kordula Rettich an diesem bislang eher heiteren Vormittag auf ihren hohen Absätzen ins Büro des Direktors gestakt kam und abgehetzt piepste, die Drossel sei im Anflug, verspürte er sogleich den Wunsch, sich mit einem halsbrecherischen Sprung aus dem Fenster vor deren unabwendbarer Heimsuchung in Sicherheit zu bringen. Doch stattdessen ruderte er wie ein Ertrinkender mit beiden Armen und stöhnte verzweifelt: „Verbarrikadieren Sie sämtliche Eingänge, Rettich! Verminen Sie die Flure und teilen Sie diesem Singvogel mit, ich pilgere für eine unendlich lange Zeit auf dem Martinsweg."

    „Jakob", berichtigte die treue Seele gewissenhaft.

    „Meinetwegen auch gemeinsam mit Jakob auf diesem endlosen Wanderpfad. Auf keinen Fall erteile ich der Notenvergewaltigerin die Landeerlaubnis!"

    Kaum ausgesprochen, polterte die Verursacherin der allgemeinen Verwirrung bereits ins Zimmer und trällerte dabei in den höchsten Tönen: „Der Herbst ist schön, Eichbäumchen!"

    „Er war es jedenfalls bisher …", flüsterte der Heimleiter und fiel ermattet in seinen Stuhl zurück.

    „Der war es gewiss …", murmelte dessen persönliche Mitarbeiterin ebenso gequält.

    In aufdringlicher Regelmäßigkeit fiel die erfolgsverwöhnte wie möglicherweise anderswo umschwärmte Opernsängerin Anne Linde-Drosse über das von ihm geleitete Haus für betagte Mitbürger her, um die Senioren mit anspruchsvollen Liederprogrammen künstlerisch zu verwöhnen.

    „Oder sie um die letzte Faser ihres Verstandes zu bringen!", hauchte Eichbaum nach jeder neuen Vorführung resigniert. Denn deren Auftritte kamen nicht bei jedem Bewohner gleich gut an. So verursachte das kraftvoll tremolierte hohe C der Diva mitunter gesundheitsgefährdende Hörstürze, während die Überzahl der Senioren, in der irrigen Annahme, die Feuersirene auf dem Dach des Heimes hätte soeben gellend zu heulen begonnen, panisch in den Park hinauseilten, um sich dort hinter Bäumen und Sträuchern vor dem über sie hereinbrechenden Inferno schleunigst in Sicherheit zu bringen.

    Es bedurfte jedes Mal eine um die andere Stunde, ehe auch der allerletzte Flüchtige von ihnen wieder eingefangen worden war.

    Die Sopranistin sang jedoch derweil unbeeindruckt weiter und bemerkte nicht einmal, wenn sich im Saal die Stuhlreihen überstürzt leerten.

    Anne Linde-Drosse, einst gefeierter Star sämtlicher Provinzbühnen, hatte während ihrer musikalischen Laufbahn nicht nur diversen Walküren reichlich Leben und Leidenschaft eingehaucht, sondern war auf der Bühne nachweislich mehr stimmgewaltige Tode gestorben, als das Seniorenheim bisher hatte verbuchen müssen. Und ginge es nach Alexander Eichbaum, sollte sich daran auch zukünftig nichts ändern!

    Nach dem bedauerlichen Ende des kometenhaften Aufstiegs der naiven Soubrette bis hin zur gekrönten Primadonna theatragiko ließ die Künstlerin dennoch keine Gelegenheit aus, ihr vielfältiges virtuoses Können dem gemeinen Volk geradezu aufzudrängen.

    In diesem Moment baute sie ihre anatomische Fülle vor Eichbaum auf, sodass der es eilig vorzog, hinter seiner schmächtigen Sekretärin Schutz zu suchen, ehe es zu einer körpernahen Attacke auf ihn kommen konnte.

    Unterdessen pellte die Sopranistin sich grazil aus ihrer schwarzen Häkelstola, die sie lässig über einen unförmigen roten Kaftan mit schwarzen Punkten drapiert hatte, in dem sie allerdings gleich danach wie ein mutierter riesiger Johanniskäfer ausschaute.

    Dieser Vergleich drängte sich der verschüchtert dreinschauenden Vorzimmersekretärin auf – sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen, ihren hinterhältigen Gedanken boshaft hinauszuposaunen.

    Die Stimmakrobatin wuschelte mit den Fingern durch ihre aufgetürmte und tintenblau gefärbte Lockenpracht, ehe sie mit einem betörenden Augenaufschlag hingebungsvoll hauchte: „Eichbäumchen!"

    „Verehrungswürdige und viel bewunderte Frau Drossel!", murmelte der hinter seiner Bürohilfe entmutigt.

    „Drosse, mein Bester!", flötete der Singvogel mit spitzem Mündchen verführerisch, wobei ihr Busen sich bedrohlich hob und senkte, dessen heftiges Wogen die schmalbrüstige Rettich jedes Mal neidisch erblassen ließ.

    „Anne, Atempause, Linde, Bindestrich, Drosse! Ein Name, der gewiss in die Annalen der Musikgeschichte eingehen wird!"

    „Ohne jeden Zweifel", stimmte Eichbaum deren Wunschdenken bedenkenlos zu und grübelte noch immer über eine einleuchtende Ausrede nach, ihren Auftritt irgendwie zu verhindern, der zweifellos abermals in einer Katastrophe enden würde.

    Als Eichbaum es schließlich wagte, seine sichere Deckung dennoch zu verlassen, verwirrte hingegen das erotische Zwinkern der Künstlerin sofort alle seine Sinne, sodass er nicht mitbekam, als die Rettich ihm eine äußerst wichtige Meldung zu machen versuchte. Auch weil die Linde-Drosse im selben Moment nochmals schrill wiederholte: „Der Herbst ist schön …" Und das in einer Tonhöhe, dass selbst die Gläser in der Vitrine heftig zu klirren begannen.

    „Sie haben es sicher bereits erraten: So lautet der Titel meines neuen Solo-Tournee-Programms", fügte die Sopranistin nach einer winzigen Kunstpause erklärend hinzu.

    „Ach!", räusperte sich Alexander Eichbaum.

    „Wie überaus treffend!, stellte die Rettich hingegen unerwartet erfreut fest. „Und wenn zudem noch viele bunte Blätter weh’n. Sie klammerte sich an die dezent gestreifte Krawatte ihres Vorgesetzten und säuselte heftig atmend in dessen Ohr: „Das wäre die perfekte Umrahmung unseres Festes!"

    „Welches Fest?" Eichbaum sank ermattet auf seine Knie. Unter dem brutalen Würgegriff wurde ihm die Luft allmählich knapp.

    „Von welchem wunderbaren Fest ist hier die Rede?", schaltete der singende Vogel sich interessiert-neugierig ein.

    „Die Feierstunde", rief Kordula Rettich eindringlich und knuffte den kurzatmigen Direktor mit ihrem spitzen Ellenbogen in dessen Leiste, woraufhin der das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf dem Teppich aufschlug.

    Seine treue Seele folgte ihm flugs. Ohne von der Krawatte abzulassen, landete sie allerdings wesentlich weicher.

    Beim verzückten Anblick der sich zu ihren Füßen einander umschlingenden Körper bemerkte Anne Linde-Drosse nicht gänzlich ohne Neid: „In dieser bequemen Stellung hoffe ich, meinen Lebensabend ebenfalls zu verbringen!"

    Dagegen war Eichbaum die Situation sichtlich enorm peinlich. Vor allem, weil der bebende Mund der Rettich irgendwie den seinen gefunden hatte und die züngelnd stöhnte: „Statt eines ermüdenden Tänzchens singen wir begeistert ein fröhliches Liedchen."

    Endlich dämmerte dem Seniorenaufbewahrer, was seine auf ihm rastende Bleistiftanspitzerin damit andeuten wollte. Währenddessen verfolgte die Noteninterpretin das Gerangel der beiden mit begehrlichen Blicken.

    Immerhin gelang es Eichbaum irgendwann, sich aus der Umklammerung seiner persönlichen Assistentin zu befreien und wieder auf seinen eigenen Füßen zu stehen. Die Rettich strich sich verschämt den viel zu kurzen Rock gerade und beeilte sich, der Zuschauerin ihrer unfreiwilligen zwischenmenschlichen Darbietung die eigentliche Sachlage zu erläutern. „Der Umstand ist folgender …"

    Gespannt lauschte die Linde-Drosse dem in ihren Ohren verheißungsvoll klingenden Vorschlag, auch wenn es sich dabei nur um die festliche Ausgestaltung anlässlich des 99. Geburtstages von Eduard vom Mardersteig handelte.

    „Welch ein entzückender Name!", seufzte die Primadonna theatragiko – der Erwähnte kam trotz seiner adeligen Abstammung schon wegen des fortgeschrittenen Alters kaum mehr als ein möglicher Heiratskandidat für sie in Betracht.

    Abgesehen von den üblichen langatmigen Reden einiger wichtiger Persönlichkeiten würde ein Chor des sich in unmittelbarer Nähe des Heimes befindenden Kindergartens das Liedchen „Auch du wirst einmal erwachsen sein" vergnügt anstimmen.

    „Ich hoffe, der Jubilar schließt sich gleichfalls von ganzem Herzen diesem innigen Wunsch an!", prustete der übergewichtige Johanniskäfer los, wobei ihr Busen erneut heftig ins Wogen kam.

    Eichbaum protestierte mit einem röchelnden Schnaufen. Worauf sich das bezog, ließ sich von den beiden anderen Beteiligten jedoch nicht näher ermitteln. Die Rettich wandte schließlich erschöpft ein: „Es gibt Tage, da reicht mir nicht einmal die Zeit für einen anständigen Nervenzusammenbruch."

    Der Heimleiter staunte mit offenem Mund. Die Diva entgegnete gewohnt herablassend: „Dieser Spruch entspringt niemals Ihrem viel zu kleinen Hirn. Den haben Sie mit Sicherheit aus irgendeinem Buch geklaut. So viel persönliche Intelligenz traute sie der schusseligen Bürohilfe dann doch nicht zu. Und an Eichbaum gewandt forderte sie: „Und wie nun weiter?

    Nach der kindlichen Interpretation des Wunsches wollte Kordula Rettich einige ergreifende Balladen rezitieren. Im Anschluss daran beabsichtigten die noch rüstigen Seniorinnen des hauseigenen Bewegungs- und Rhythmuszirkels, eine abgeänderte Version irgendeines Fruchtbarkeitstanzes auf die Bühne zu bringen. Alleine bei dem Gedanken an einen derartigen Eklat sträubten sich Eichbaum die sorgsam gekämmten Haare. Er wagte sich gedanklich nicht einmal vorzustellen, welche Gemütswallungen jene Vorführung bei den ahnungslosen Zuschauern heraufbeschwören würde!

    „Dieser schlüpfrige Programmpunkt ist mit sofortiger Wirkung gestrichen!, bestimmten er und seine personengebundene Mitarbeiterin im gemischten Chor. Energisch fügte die Rettich hinzu: „Stattdessen loben und preisen wir den schönen Herbst.

    Die anfänglich begeistert zustimmende Künstlerin schränkte allerdings zerknirscht ein, ebendieses titelgebende Jahreszeitenlied bestehe unglücklicherweise aus 29 ellenlangen Strophen sowie einem recht umfangreichen Refrain. Die Sekretärin merkte mit gut gespielter Enttäuschung hastig an: „Nur?"

    Im gleichen Atemzug beschloss der Direktor: „Je länger Sie auf der Bühne stehen und singen, umso weniger Unsinn kann das Altmädchenballett anstellen!" Der mehr oder weniger liebliche Gesang der Linde-Drosse würde die Tänzerinnen gewiss davon abhalten, was auch immer Verwerfliches darzustellen, über das sie sich dem Heimleiter gegenüber bisher diskret ausgeschwiegen hatten.

    Während Eichbaum alles unternahm, seiner Krawattenfetischistin namens Kordula Rettich an diesem Tag nicht mehr allzu nahe zu kommen, war die Linde-Drosse selig, dieses Fest mit ihrer dramatischen Kunst enorm bereichern zu dürfen, und gab aus dem Stand heraus nochmals eine winzige Kostprobe ihres glockenhellen Könnens. In schwindelerregender Tonhöhe ließ sie die beiden Seniorenbeauftragten wissen: „Der Herbst ist schön …"

    Allerdings gaben diesmal die hauchdünnen Gläser in der Vitrine jeglichen Widerstand auf und zerbrachen klirrend in unzählige Scherben.

    Da bis zum bedeutsamen Ereignis nur wenige Tage Zeit für die Vorbereitungen blieben, ging es in den Zimmern der Bewohner und im großen Saal ziemlich hektisch zu. Meterlange Girlanden und bunte Wimpelketten wurden gebastelt. Auf der Bühne wurde zugleich eine herbstlich anmutende Kulisse gezimmert und bunt bemalt. In der Küche hatte Griseldis Griesbrett die strenge Oberaufsicht über ihr Personal, das die erlesensten Gerichte zubereitete. Kurz: Jedermann freute sich auf dieses wohl nur sehr wenigen vorbehaltene Geburtstagsfest.

    Einzig das Altmädchen-Ensemble bereitete Alexander Eichbaum weiterhin arges Kopfzerbrechen. Seit seiner Bekanntgabe für deren striktes Auftrittsverbot tuschelten die greisen Tänzerinnen immer dann verschwörerisch miteinander, wenn er ihnen zufällig über den Weg lief. Das Schlimmste befürchtend, hätte er die Truppe während der Feierstunde gerne vorbeugend in den dusteren Keller gesperrt und die Eisentür zusätzlich mit Rammböcken gesichert.

    Dann kam der große Tag. Als der Bühnenvorhang sich endlich hob, thronte der Jubilar Eduard vom Mardersteig bereits in einem mit Wiesenblumen geschmückten Sessel. Der neben ihm stehende Alexander Eichbaum sprach einige wenige, dafür umso rührendere Worte. Die geladenen wichtigen Persönlichkeiten dagegen schwadronierten ermüdend länger und der Chor versang sich beim Auftritt im Kindergarten mehrmals. Darum wiederholten die Kleinen ihre Drohung so oft, bis vom Mardersteig letztlich selbst daran glaubte, in den folgenden Jahrzehnten vielleicht doch erwachsen werden zu dürfen. Kordula Rettich rezitierte im kleinen Schwarzen lyrische Verse von Dichtern, die außer ihr jedoch keiner zu kennen schien. Und nachdem der gefeierte Ehrengast unter quengelndem Protest ins Parterre hatte umziehen müssen, rauschte die Opernsängerin Anne Linde-Drosse im farbenfrohen Herbstgewand und einem geflochtenen Blätterkranz auf ihrer blau gefärbten Lockenpracht im Sturmschritt auf die Bühne, die ihr einzig die Welt bedeutetenz. Im Schlepptau die Heimbewohnerin und Freizeitpianistin Maria-Magdalena Grützmacher. Deren Anwesenheit nahm allerdings kaum einer zur Kenntnis, da die zierliche Gestalt von der fülligen Diva gänzlich verdeckt wurde. Dagegen bedachte die Künstlerin ihre zahlreich erschienenen Zuhörer mit einem triumphalen Lächeln. Kaum war die Grützmacher ans Klavier gehuscht und hatte den ersten Ton angeschlagen, trällerte Erstere rücksichtslos ins gespannt lauschende Publikum: „Der Herbst ist schön …" Bei der 15. Wiederholung des melodiösen Reims summten einige der Senioren leise mit. Einzig das einsetzende heftige Flattern der angeklebten Wimpern der Herbstbotschafterin ließ Eichbaum schließlich angespannt aufhorchen. Mehrmals schielte die Primadonna theatragiko in die Kulissen, in denen sich gerade Ungeheuerliches abspielen musste. Nach der 22. Heraufbeschwörung des schönen Herbstes versagte ihr sogar für einen winzigen Moment die geschulte Stimme.

    Nun hielt es den Heimleiter nicht mehr auf seinem Platz. Mit langen Schritten spurtete er ahnungsvoll hinter die Bühne – aber bei dem, was er dort gleich darauf zu sehen bekam, verschlug es ihm nicht alleine die Sprache!

    Kordula Rettich, die ihrem Vorgesetzten auf allen seinen Wegen getreulich folgte, stieß beim Anblick der skandalösen Ursache einen spitzen Schrei aus und fiel freiwillig in die ausgebreiteten Arme des dienstlich anwesenden und sie rechtzeitig auffangenden Brandmeisters der städtischen Feuerwehr.

    Entgegen aller Schwüre warteten die Seniorinnen des Bewegungs- und Rhythmuszirkels ungeduldig darauf, den Bewohnern und Gästen die von ihnen einstudierte Version eines rituellen Fruchtbarkeitstanzes darzubieten, um das Blut der Zuschauer damit in Wallung zu bringen und zugleich das von Eichbaum in ewige Froststarre zu versetzen. Dafür hatten sich die Tänzerinnen ihrer Kleidung vollständig entledigt und standen, wie der Schöpfer sie modelliert hatte – nur den einzigen Schönheiten mittlerweile mehr oder weniger beraubt – erwartungsfroh aufgereiht und drohten dem aschfahl gewordenen Herbergsvater mit Fausthieben und gezielten Tritten, der seinerseits alles

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