Krimi Doppelband 2222: Zwei spannende Thriller in einem Band!
Von Alfred Bekker und Thomas West
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Über dieses E-Book
Jesse Trevellian und der Unterhändler (Thomas West)
Jesse Trevellian und der Polizistenmörder (Alfred Bekker)
Ein Police Lieutenant in Queens wird tot aus dem East River geborgen. Ermittler Jesse Trevellian und sein Kollege Milo Tucker ermitteln in diesem Fall. Die Kugeln, die ihren Kollegen niedergestreckt haben, stammen aus einer Waffe, die zuvor bereits einmal in einer Schießerei im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen benutzt wurde.Und dann wird plötzlich der nächste Polizist ermordet...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Buchvorschau
Krimi Doppelband 2222 - Alfred Bekker
Thomas West, Alfred Bekker
Krimi Doppelband 2222
UUID: 0928f202-c2b1-44bc-86d6-ab0431e47c01
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Inhaltsverzeichnis
Krimi Doppelband 2222
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Jesse Trevellian und der Unterhändler
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Jesse Trevellian und der Polizistenmörder
Krimi Doppelband 2222
Thomas West, Alfred Bekker
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Jesse Trevellian und der Unterhändler (Thomas West)
Jesse Trevellian und der Polizistenmörder (Alfred Bekker)
Ein Police Lieutenant in Queens wird tot aus dem East River geborgen. Ermittler Jesse Trevellian und sein Kollege Milo Tucker ermitteln in diesem Fall. Die Kugeln, die ihren Kollegen niedergestreckt haben, stammen aus einer Waffe, die zuvor bereits einmal in einer Schießerei im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen benutzt wurde.Und dann wird plötzlich der nächste Polizist ermordet...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Jesse Trevellian und der Unterhändler
Krimi von Thomas West
Der Umfang dieses Buchs entspricht 123 Taschenbuchseiten.
Auf Empfehlung des US-Kongresses beschließt New York City, Schweizer Banken zu boykottieren, bis diese angemessene Ersatzzahlungen für Holocaust-Opfer leisten. Milliardengeschäfte zwischen Schweizer Banken und New Yorker Großkonzernen drohen zu platzen. Urs Zimmermann soll als Unterhändler diese Unternehmen dazu bringen, die Verträge mit den Schweizern einzuhalten. Da ihm mehrere Millionen Dollar Prämie winken, scheut sich der skrupellose Finanzmakler nicht, den Gangster Frank Scalio anzuheuern, der die Unternehmer unter Druck setzen soll und auch vor Mord nicht zurückschreckt. Jesse Trevellian und Milo Tucker vom FBI sind den Verbrechern jedoch bereits auf der Spur. Als David Cohn, Vorstandsvorsitzender der „Transatlantik Traffic Bank", sich vehement weigert, den Vertrag mit einer Schweizer Bank zu unterzeichnen, werden er und sein Sohn gekidnappt ...
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© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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1
Man kann sich seinen Job nicht aussuchen
, dachte Toni >the fox< Anselutti. Niemand kann das.
Das kleine Akkordeon zwischen seinen schmalen Händen schickte sentimentale Melodien bis auf die andere Straßenseite hinüber. >This Land Is My Land< und >If I Had A Hammer<.
Danke, Lady
, rief er der alten Frau zu, die ihm zwei Quarters in den Hut warf. Danke! Gott segne Sie!
Sein Arsch tat ihm weh, er war es nicht gewohnt, auf hartem Asphalt zu sitzen. Aber was tut man nicht alles für Good Old Frank. Man kann sich seinen Job nicht aussuchen, wie gesagt.
Inbrünstig quetschte er die Melodien amerikanischen Volksgutes aus seinem Instrument. Und ließ keine Sekunde den verglasten Eingang zu einem der wenigen sanierten Häuser in diesem Teil der Mott Street aus dem Auge. Dort, gegenüber, residierte in der Parterre die renommierteste Anwaltskanzlei von Little Italy. Vanchetti oder Vinshatti - Toni hatte ein schlechtes Namensgedächtnis.
Toni >the fox< Anselutti würgte den letzten Akkord von >John Browns Body< fast zwei Takte zu spät ab. Er war ein unverbesserlicher Pathetiker. Dann tastete er hinter sich nach der Pumpgun unter seinem schäbigen Jackett zwischen Hauswand und seinem schmerzenden Rücken.
Die Waffe war scharf, was denn sonst - Toni saß ja schließlich nicht zum Spaß hier. Akkordeon konnte er auch zu Hause spielen. Oder im >Palermo<, seiner Stammkneipe in der Grand Street.
Und die jämmerlichen Dollars in dem alten Hut vor ihm auf dem Bürgersteig würde er übermorgen in der Samstagabendmesse in den Klingelbeutel werfen. Jedenfalls einen Teil davon. Und mit dem anderen Teil würde er eine Kerze für Rosina Scalio kaufen und vor dem Seitenaltar mit dem Bild der Heiligen Jungfrau anzünden.
Rosina Scalio.
Er sah auf die Uhr. Halb zehn. Um neun Uhr vormittags schon hatte sie den Termin bei ihrem Anwalt. Wie immer kam sie zu spät. Zu spät sogar, um ihre Scheidung einzureichen.
Armer Frank
, dachte Toni und griff noch einmal hinter sich nach seiner Pumpgun.
Arme Rosina.
Auf seinem stoppelbärtigen Gesicht spiegelte sich für einen Augenblick das ganze Dilemma wider, in das sein Auftrag ihn gestürzt hatte. Seine braunen Augen drehten sich fast flehend hinauf zum wolkigen Sommerhimmel Manhattans, bevor er wieder in die Tasten griff. Niemand kann sich seinen Job aussuchen. Schon sein Vater hatte das immer gesagt. Damals, als er für Good Old Franks Vater Leute weggemacht hatte.
>I'am Sailing<. Die ganze Sehnsucht dieses Stückes verstand er seinem Instrument zu entlocken - inbrünstig und wehmütig. Den weißen Cadillac sah er trotzdem. Rosinas Cadillac. Hundertfünfzig Meter links von ihm, vor der Kreuzung Mott Street, Kenmare Street stoppte er an der Ampel.
Verdammt! Er hatte nichts gegen die Frau. Er mochte sie sogar. Seitdem sie sich in Franks Bentley von ihm hatte vögeln lassen. Aber Good Old Frank war der Boss. Und der hatte beschlossen, dass sie wegmusste. So war das eben.
>I'am Sailing< brach ab, als hätte ein Strudel das Segelschiff verschlungen, und Toni >the fox< Anselutti zog das Gewehr unter seinem Jackett heraus. Er legte es neben sich auf die Straße und streckte das rechte Bein aus, um es zu bedecken. Noch stand der Cadillac ja vor der roten Ampel.
Er griff wieder nach dem Akkordeon und fing noch einmal von vorn an - >I am Sailing<. Der Cadillac fuhr an, rollte über die Kreuzung und verlangsamte, als er sich dem Haus der Vanchetti-Kanzlei näherte. Oder Vinshatti
, dachte Toni, was weiß denn ich ...
Nicht den Bruchteil einer Sekunde ließ er den Cadillac aus den Augen.
Noch bevor die Nobelkarosse stoppte, schob sich ein silbergraues Mercedes Coupé in sein Blickfeld. Es hielt vor Toni am Straßenrand. Das Seitenfenster auf der Beifahrerseite senkte sich und ein schwarzbärtig umrahmtes, kupferfarbenes Gesicht grinste ihn an. Mustafa >Taffy< Zibany. Hinter ihm, am Steuer, erkannte Toni den Sohn Franks - Paul.
Hi, Toni - wie geht's denn so?
, rief der Nordafrikaner gut gelaunt. Er war schon seit acht Jahren in den Staaten und sprach immer noch ein haarsträubendes Englisch. Obwohl er sich als Basketballprofi fast tagtäglich mit Leuten abgeben musste, die ihn zwangen richtig hinzuhören und sich vernünftig auszudrücken.
Toni wurde nicht umsonst >the fox< genannt. Blitzschnell erfasste er die Situation. Hey Taffy, wie soll's mir schon gehen - jeder tut seinen Job. Frank will wissen, ob seine Rosina wirklich zum Anwalt gegangen ist. Na und?
Verstohlen spähte er auf sein rechtes Bein. Es bedeckte die Pumpgun nur teilweise. Bullshit ...
Und du vertreibst dir die Zeit ein bisschen mit Musik
, grinste Taffy, he - deinen Job möchte ich haben!
Toni sah die blonde Frau auf der anderen Straßenseite aus ihrem Luxusschlitten steigen, sah sie die Vortreppe hinauftänzeln, sah sie hinter der Glasfront verschwinden. Eine ungeheure Wut drängte sich in seinen Bauch. Am liebsten hätte er diesem verfluchten Afrikaner eine Ladung aus der Pumpgun in sein Kameltreibergesicht gejagt.
Man tut, was man kann, du Idiot, und jetzt zieh' Leine ...
Es gefiel Toni nicht, dass der junge Paulie starr geradeaus durch die Windschutzscheibe blickte und ihn keines Blickes würdigte. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er richtete sich auf. Seine Rückenmuskulatur wurde hart wie ein Brett.
Empfindlich heute, unser Füchsen.
Taffy entblößte wieder sein tadelloses Gebiss. Fühlt sich wohl ertappt ...?
Toni sah, wie seine Schulter sich senkte. Als würde er nach etwas greifen, was unterhalb seines Sitzes lag. Nun ja, wie soll ich sagen?
Der Kupferfarbene deutete mit einer Kopfbewegung auf den jungen Mann mit dem glänzenden schwarzen Zopf neben ihm. Paulie ist nicht erbaut darüber, dass du seine Mutter mit dem Ding da unter deinem Bein überraschen willst.
Er lachte breit. Seine Hand erschien an der Fensteröffnung, sein Arm streckte sich heraus, eine schwingende Bewegung, und etwas fiel hart in Tonis Hut. Im gleichen Moment fuhr das Coupé mit schreienden Reifen an und raste davon.
Toni >the fox< Anselutti starrte wie gelähmt in seinen Hut: Auf den Münzen lag ein unglaublich hässliches Ding - gänseeigroß, gemustert wie ein Schildkrötenpanzer, schmutzig grün wie eine zertretene Kröte.
Für den Bruchteil einer Sekunde verweigerte sein Hirn die Arbeit. Eine Handgranate vor ihm im Hut - das durfte einfach nicht wahr sein ...
2
Schneebedeckte Bergriesen, soweit das Auge reichte. Urs Zimmermann liebte es die schweigende Majestät dieser Gipfel auf sich wirken zu lassen. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich angesichts solcher schwindelerregender Größe klein und begrenzt fühlten. Ihm vermittelte das Panorama der Walliser Alpen immer das Gefühl von Grenzenlosigkeit und Macht.
Er stand auf der Terrasse seiner kleinen Bergvilla und setzte das Fernglas an die Augen. Sorgfältig suchte er die Berghänge ab. In diesem Jahr lag die Schneegrenze deutlich tiefer als im Juni letzten Jahres. Vor wenigen Tagen hatte es hier oben sogar geschneit. Der Sommer war bis jetzt ein großer Flop.
Zimmermanns Grundstück und Haus - wenn man das kleine Schloss am Ortsrand von Zermatt so bezeichnen konnte - lagen unten im Tal, eingekreist von Schneegipfeln: Gornergrat, Oberrothorn, Matterhorn und Monte Rosa.
In den Hängen des Oberrothorns, einem schneebedeckten Dreieinhalbtausender, hatte Zimmermann sich vor zwei Jahren sein >Büro< bauen lassen, wie er das allen Ernstes nannte. Von hier oben aus, in über zweitausend Meter Höhe, machte er seine Geschäfte.
Nur die zahlreichen Antennen und Satellitenschüsseln auf dem Flachdach des Holzgebäudes ließen ahnen, dass es sich hier um mehr als nur irgendeine Berghütte handelte. Das, was Zimmermann sich hier, mitten in der schweigenden Bergwe lt für drei Millionen Franken hatte errichten lassen, war ein modernes Hochleistungsbüro. Vollgestopft mit Elektronik und mit drei Internet- und zwölf Telefonanschlüssen versehen.
Drei Millionen Franken hatte Zimmermann dafür investiert.
Von hier aus hielt er Kontakt zu seinen Geschäftspartnern in der ganzen Welt. Von hier aus verschob er Woche für Woche zwei- und dreistellige Millionenbeträge von Frankfurt nach Tokio und von Zürich an die Wall Street.
Die langsame Bewegung, mit der er das Fernglas über die Berghänge streifen ließ, stockte. Er hatte entdeckt, was er suchte. Der kleine Punkt näherte sich rasch und warf einen wachsenden Schatten auf das Schneefeld unter ihm.
Dann das typische Hämmern von Rotoren. Es schwoll rasch an und brach sich donnernd an den Hängen des Gornergrats.
Zimmermann verfolgte den Anflug des Helikopters, bis der über seinem Hubschrauberlandeplatz schwebte. Er setzte das Glas ab und beobachtete, wie die Maschine in etwa dreihundert Meter Entfernung neben seinem eigenen kleinen Helikopter aufsetzte.
Zwei Männer stiegen aus. Zimmermann zoomte ihre Gesichter heran. Er kannte sie nicht. Aber man hatte sie ihm angekündigt.
Er ging ins Haus und stellte die Kaffeemaschine an.
Eine Viertelstunde später saßen sie in dem kleinen Empfangszimmer des Bergbüros und tranken Kaffee. Die beiden Männer sahen aus, als wären sie unten im Tal direkt aus einer dunklen Luxuslimousine in den Hubschrauber gestiegen: Blütenweiße Hemden, teure Krawatten, dunkles Nadelstreifentuch.
Nach dem üblichen Small Talk kamen sie zur Sache. Sie haben von dem Treffen in Zürich gehört?
, sagte derjenige der beiden Männer, der sich mit >Dr. Bellheim< vorgestellte hatte.
Zimmermann verschränkte die Arme über der Brust und nickte. Er trug eine schwarze Lederweste über einem roten Seidenhemd. Dazu weiße Leinenhosen. Mit seinem grauen Lockenkopf und dem Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart wirkte er eher wie der Wirt einer Cocktailbar als wie ein Finanzjongleur.
Die Vorstandsvorsitzenden der Banken und Firmen, die sich in Zürich getroffen haben, würden gern mit Ihnen zusammenarbeiten.
Bellheim musterte Zimmermann aufmerksam.
Sie dürfen ruhig etwas konkreter werden.
Zimmermann verzog keine Miene.
Nun - wie Sie wissen hat der amerikanische Kongress den US-Bundesstaaten empfohlen, ihre Geschäfte mit Schweizer Banken und Firmen zu boykottieren. Solange, bis unsere Großbanken Ersatzzahlungen für die Goldgeschäfte mit den Nazis während des zweiten Weltkrieg leisten.
Er griff in Tasche seiner Anzugjacke und holte eine Packung Benson & Hedges heraus. Und Sie kennen auch die Summen, die diesbezüglich im Gespräch sind.
Wieder nickte Zimmermann. Schweigend beobachtete er Bellheim, der sich von seinem Begleiter Feuer geben ließ. Dieser zweite Mann, ein gewisser Baumgart, hatte noch kein Wort gesprochen.
Noch mehr steht allerdings auf dem Spiel, wenn auch nur ein Bruchteil der Geschäfte platzt, die im Augenblick kurz vor dem Abschluss stehen
, fuhr Bellheim fort. Sie, Herr Zimmermann, haben in Yale studiert, Sie haben an der Wall Street gearbeitet, Sie haben sich zwischen 1988 und 1996 auf dem Parkett der Finanzwelt Manhattans bewegt. Mit einem Wort: Niemand verfügt über derart gute Kontakte zu den New Yorker Geschäftspartnern unserer Auftraggeber wie Sie.
Wieder machte er eine Pause und beobachtete Zimmermanns Reaktion. Der verriet mit keiner Geste und keinem Mienenspiel, dass er begriffen hatte: Sie wollten ihn als Unterhändler engagieren.
Anfang nächsten Monats werden sich die Finanzchefs der amerikanischen Bundesstaaten in New York treffen und über die Empfehlung des Kongresses beraten. Wir haben keinen Zweifel daran, dass einige Staaten sich zu einem Boykott entschließen werden.
Das glaube ich allerdings auch
, sagte Zimmermann betont langsam.
Giuliani in New York City hat leider schon entsprechendes signalisiert.
Ich weiß.
Zimmermann kannte den Bürgermeister von New York City persönlich. Wenn es darum ging, eine harte Linie zu fahren, stand er gewöhnlich in der ersten Reihe.
Vier Prozent vom Gewinn jedes Geschäftes, das Sie retten können.
Bellheim verständigte sich durch einen Blick mit seinem Begleiter. Der zog ein Kuvert aus der Innentasche seines Jacketts und legte es vor Zimmermann auf den Tisch. Hier ist eine Liste mit den Projekten, um die es geht, und mit den Namen der Leute in New York City, die Sie besuchen sollten.
Sekundenlanges Schweigen. Zimmermanns Hirn arbeitete auf Hochtouren. Er verfügte über gute Insiderkenntnisse und hatte in etwa den Überblick über die Geschäfte, die Schweizer Banken und Firmen zurzeit in New York City abwickelten.
Vier Prozent vom Gewinn eines jeden Geschäfts, dass er retten würde ... Er überschlug die Zahlen und kam auf eine Summe, die sich der Zwanzig-Millionen-Grenze näherte.
Sechs Prozent
, forderte er. Bellheim leistete keinen großen Widerstand. Eine halbe Stunde später war man sich einig - fünf Prozent. Zimmermann begleitete die Männer zurück zu ihrem Hubschrauber und sah der Maschine nach, bis sie sich ins Tal hinabsenkte und aus seinem Blickfeld verschwand.
Danach ging er zurück in sein Bergbüro, setzte sich an einen PC und buchte für Zürich - New York über Frankfurt für das kommende Wochenende. Die Suite im >Carlyle< in der Upper East Side mietete er zunächst für einen Monat.
Anschließend fischte er in seiner Datenbank nach der Adresse eines Mannes, dessen Geschäftsmethoden er wegen ihrer Wirksamkeit schätzte. Der Name >Frank Scalio< flimmerte über seinen Monitor. Anders als Scalio würde Zimmermann niemals einem Mann das Ohr abschneiden, seine Kinder entführen, oder seine Leiche im Hudson versenken. Solche Methoden waren absolut rufschädigend. Abgesehen davon, dass man vom Gefängnis aus keine Finanzgeschäfte abwickeln konnte.
Aber manchmal musste man einfach auf solche Methoden zurückgreifen. Und dann war es günstig einen Spezialisten dafür an der Hand zu haben ...
3
Es war ein Donnerstag Anfang Juli. Viel zu früh legte sich die Dunkelheit auf die Stadt. Ich stand am Fenster meines Apartments und blickte in den grauschwarzen Himmel. Ein Gewitter braute sich zusammen.
Dann eben nicht
, murmelte ich und stellte meine Laufschuhe zurück in den Schuhschrank. Zum Joggen konnte ich auch später noch gehen. Nach dem Gewitter würde die schwüle Luft sich hoffentlich verzogen haben. Und dann würde es doppelt Spaß machen durch den Central Park zu traben.
Ich angelte mir eine Pizza aus dem Kühlfach und schob sie in den Mikrowellenherd. Zehn Minuten später saß ich mit dem dampfenden Stück und einer Dose Bier vor dem Fernsehgerät. Die Acht-Uhr-Nachrichten.
>Die Staaten Kalifornien und New York haben heute beschlossen, Ihre lange angedrohten Sanktionen gegen Schweizer Banken in die Tat umzusetzen...<
Ich mochte Sarah Boyle. Die dunkelblonde Nachrichtensprecherin strahlte eine Art von Weiblichkeit aus, die mich anzog, seitdem ich sie zum ersten Mal auf der Mattscheibe gesehen hatte.
>... weitere Bundesstaaten haben angekündigt, die Möglichkeiten eines Boykotts zu prüfen ...<
Viele der Nachrichtensprecher nervten mit einem verkrampften Grinsen, das sie wohl für ein Pokerface hielten. Nicht mal, wenn sie Horrormeldungen von Toten und Verletzten vortrugen, konnten sie sich dieses Grinsen verkneifen. Sarah Boyle dagegen sprach ernst und sachlich, und wenn besonders erschütternde Nachrichten auf ihrem Manuskript standen, zog sie kaum merklich die Augenbrauen hoch, und ihre Stimme nahm einen rauen Klang an.
>... wie