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Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022
Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022
Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022
eBook391 Seiten5 Stunden

Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende

Gruselromane von W.A.Castell:



Geisterstunde unter Tage

Das mysteriöse Tagebuch

Nostradamus und die Insel des Teufels











Eine Konferenz von Dämonen beschließt, Gary Dano und sein zweites Ich, Vincent Corell, endgültig auszuschalten, um die Herrschaft über die Menschen anzutreten. Nostradamus stellt sich als Freiwilliger zur Verfügung, und mit einem perfiden Plan geht er gegen Dano vor. Der Privatdetektiv soll auf die Insel des Teufels verbannt werden, sonst würde eine Bombe den ganzen Planeten auslöschen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum22. Juli 2022
ISBN9783753204666
Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022

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    Buchvorschau

    Geisterstunde auf der Teufelsinsel - W. A. Castell

    W. A. Castell

    Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022

    UUID: 1c8c47d6-9fa7-423d-9258-1b1cec630af0

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022

    Copyright

    Geisterstunde unter Tage

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    Das mysteriöse Tagebuch

    Nostradamus und die Insel des Teufels

    Geisterstunde auf der Teufelsinsel: Gruselroman Großband 3 Romane 8/2022

    W.A.Castell

    Dieser Band enthält folgende

    Gruselromane von W.A.Castell:

    Geisterstunde unter Tage

    Das mysteriöse Tagebuch

    Nostradamus und die Insel des Teufels

    Eine Konferenz von Dämonen beschließt, Gary Dano und sein zweites Ich, Vincent Corell, endgültig auszuschalten, um die Herrschaft über die Menschen anzutreten. Nostradamus stellt sich als Freiwilliger zur Verfügung, und mit einem perfiden Plan geht er gegen Dano vor. Der Privatdetektiv soll auf die Insel des Teufels verbannt werden, sonst würde eine Bombe den ganzen Planeten auslöschen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Geisterstunde unter Tage

    Geister-Krimi von W. A. Castell

    Eine verfluchte Goldmine, ein Geist, der die Börse manipuliert und ehemalige CIA-Agenten, die seltsame Wege gehen – damit muss sich Gary Dano mit seinem zweiten Ich Vincent Correll befassen. Doch Correll unterliegt im persönlichen Duell, und Gary Dano muss sich dagegen wehren, ebenfalls getötet zu werden. Ohne sein zweites Ich ein fast aussichtsloses Unterfangen.

    1

    James Huntley zügelte sein Pferd und drehte sich im Sattel um. Er winkte die beiden Reiter heran. Mit dem ausgestreckten Arm zeigte er nach vorn.

    »Wir haben es geschafft! Dort liegt der Eingang zur Mine! Ich schätze, dass der Ritt für uns einige günstige Konsequenzen haben wird!«

    James Huntley konnte in diesem Augenblick nicht ahnen, dass diese Konsequenzen sich über viele Jahre erstrecken würden. Dass erst eineinhalb Jahrhunderte später der negative Gipfel erreicht sein würde.

    Doch noch war es nicht soweit. Die ersten Mosaiksteinchen hatten sich wie durch Zufall zusammengefügt. Die nächsten Stunden würden dem Geschehen sein langzeitiges Gepräge geben.

    Huntley zog aus der Satteltasche ein Pergamentpapier. Er studierte sorgfältig die eingetragene Skizze. Dann schweifte der Blick des Reiters zu dem überhängenden Felsen, hinter dem sich laut Plan das ersehnte Ziel befand.

    »Arthur Polk war ein verdammter Narr!« James Huntleys Worte klangen zynisch. »Jahrelang trug er das wertvolle Papier mit sich herum. Es war an der Zeit, dass ich ihn davon befreite!«

    Einer von Huntleys Begleitern lachte heiser. »Deine Ausdrucksweise ist sehr vornehm!«, spöttelte er. »Du hast den alten Polk einfach über den Haufen geschossen!«

    »Ja und?«, blaffte der Angesprochene. »Arthur Polk hatte es sich selbst zuzuschreiben. Seiner Meinung nach wollte er mir sogar damit einen Gefallen tun, indem er mir das Pergament nicht aushändigte. Von wegen, darauf laste ein Fluch und so … Die Goldmine würde jedem Besitzer nur Unglück bringen … Ich lache mich halbtot darüber!«

    Die drei Reiter näherten sich dem Felsen. Noch war von einem versteckten Mineneingang nichts zu sehen. Diejenigen, die die Mine einst errichteten, hatten sich größte Mühe gegeben, unentdeckt zu bleiben. Es war ihnen bis nach ihrem Tod vortrefflich gelungen. Niemand hatte das Geheimnis bisher der Vergessenheit entrissen – ausgenommen Arthur Polk!

    Der Weg war zu Ende. Es folgte ein steiler Hang von über hundert Fuß. Im ersten Drittel der überhängende Felsen.

    Die Männer entstiegen den Pferden. Etwas tolpatschig bewegten sie sich vorwärts. Der Anstieg war beschwerlich. Er zerkratzte die Hände. Kaum fanden die Füße in dem glatten, vom Zahn der Zeit geschliffenen Stein einen Halt.

    James Huntley richtete sich keuchend auf. Als erster hatte er den Felsen erreicht.

    Zögernd setzte der Mann einen Fuß vor den anderen. Nur wenige Schritte, und er war der Sicht eines zufälligen Betrachters entschwunden.

    Kühle Luft schlug Huntley entgegen. Er stieg über Geröll und stand dann vor einer kreisrunden Öffnung, durch die ein Mann bequem schlüpfen konnte.

    James Huntley beugte sich nach vorn. Mit weit geöffneten Augen starrte er in das gähnende Loch. Drinnen herrschte Stockfinsternis. Nur das eintönige Tropfen von Wasser war zu hören.

    James fühlte sich plötzlich unwohl. Vom Magen her stieg ein würgendes Gefühl hoch. Es schnürte ihm fast die Kehle zu.

    »Was ist mit dir?«, hörte er neben sich sagen. »Hat der künftige Reichtum dir den Atem verschlagen?«

    »Halt den Mund!«, brach es aus Huntley heraus. »Die Kletterpartie war wohl etwas zu viel für mich. Los, vorwärts, wir müssen den Eingang freilegen!«

    Sie arbeiteten verbissen. Nach reichlich einer Stunde hatten sie es geschafft. Die Öffnung war nun groß genug, dass sie auch bei einem eventuell eiligen Rückzug der Männer aus der Mine keinen Engpass bilden würde.

    Huntley nahm eine der beiden Fackeln, die in seinem Gürtel steckten. Nach einigen Versuchen flammte das rauchige Feuer auf.

    Es warf bizarre Schatten in die Gesichter der Abenteurer. Die Mienen waren unbeweglich. Sie hatten die Arbeit im Halbdunkeln verrichtet. Jeder hatte die Angst verspürt, die aus dem Feucht-Dunkel des Goldmineneingangs genährt worden war. Jetzt erkannten sie, dass Angst die ganze Gruppe erfasst hatte. Der einzelne brauchte sich ihrer nicht zu schämen.

    »Gehen wir voran!«, sagte James Huntley mit belegter Stimme. Er setzte sich an die Spitze. Über die Schulter warf er: »Es genügt am Anfang für uns die Gewissheit, dass es da drinnen Gold gibt. Ist das sicher, werden wir wohl zuerst bauliche Maßnahmen ergreifen, um die Mine vor dem Einsturz zu sichern.«

    Stickige Luft drang ihnen in die Nase. Sie legte sich auf die Atemwege, erschwerte das Atmen.

    Huntley hob die Fackel weit vor sich. Ihr taumelndes Licht erhellte einen Durchbruch, der mit morschem Holz abgestützt war. Teilweise war die Decke eingebrochen. Das Ganze sah nicht gerade vertrauenerweckend aus.

    Die Männer drangen weiter in die Mine ein.

    Plötzlich stockte ihr Schritt.

    Das Geräusch von abbröckelndem Gestein war vor ihnen. Zuerst leise. Dann anschwellend. Ein Krachen und Poltern.

    Stille.

    »Ich danke«, raunte es hinter James Huntley. »Das ist ist eine Falle, die uns alle erschlagen wird! Ich schlage vor …«

    »Schweig!«, herrschte ihn der Anführer an. »Wir müssen uns eben vorsehen! Jeden unbedachten Schritt unterlassen! Unser Ziel ist das Gold. Da lohnt sich ein gewisses Risiko!«

    Huntleys Worte blieben unwidersprochen. Wortlos gingen die Goldsucher weiter.

    Die Wände wichen auseinander. Die Decke wölbte sich im Halbkreis über ihnen. Diese Bauweise schien sicherer, denn nur wenige herabgestürzte Brocken versperrten hier den Weg.

    Dann standen sie in einem breiten Vortrieb. Er endete nach wenigen Yards. Überall lagen verrostete Werkzeuge.

    Da!

    James Huntleys Arm zeigte auf eine bestimmte Stelle. Die Wand vor ihnen hatte dort einen unverkennbaren Farbton. Er zog sich quer durch das Gestein.

    Gold!

    Sie waren mit ihrer Beherrschung am Ende. Sie stürzten nach vorn. Mit bloßen Fingern wollten sie das kostbare Metall aus dem Fels brechen.

    Minutenlang dauerte die Euphorie. Es war Huntley, der zur Besinnung mahnte. »Wir müssen zurück! Unsere Sicherheit geht vor! Wenn der Mineneingang richtig abgestützt ist, verbleibt uns ewig Zeit, die Goldader auszubeuten.«

    Die anderen nickten mit dem Kopf. Mit brennenden Augen lösten sie sich vom Anblick des Goldes.

    Es waren wenige Sekunden vergangen, als James Huntley plötzlich abrupt stehenblieb. Hinter ihm erklang ein unterdrückter Aufschrei.

    Die Männer starrten wie gebannt nach vorn zum Eingang. Dort, gegen das schwache Licht von draußen gut erkennbar, stand eine Gestalt. Ein Mann. Er trug abgerissene Kleider. Sein ungepflegtes Haar hing ihm in Strähnen vom Kopf.

    »Die sind uns auf den Fersen«, flüsterte einer von Huntleys Begleitern. »Die Vorstellung, dass die Mine nur uns allein gehört, wäre auch zu schön gewesen.«

    »Unsinn!«, entgegnete James Huntley unwirsch. »Die Goldmine ist längst in Vergessenheit geraten, und gefolgt ist uns auch keiner. Außerdem sieht der da vorn nicht aus, als könnte er unsere Pläne durchkreuzen. Kommt, wir sehen uns den Kerl genauer an!«

    Furchtlos schritt Huntley vor. Für ihn war es beschlossene Sache, dass der Fremde die nächste halbe Stunde nicht überleben würde.

    Der Bandenführer war keine fünf Schritte gegangen, als er die Waffe in der Hand sinken ließ. James Huntley stand wie erstarrt. Es dauerte Minuten, ehe er das Bild, das sich seinen Augen bot, geistig verarbeiten konnte.

    Der Körper des Mannes hatte sich erhoben, er schwebte auf die Eindringlinge zu!

    Es war allein James Huntley, der einigermaßen die Nerven behielt. Seine Freunde machten sich laut schreiend nach rückwärts aus dem Staub.

    Die Erscheinung stoppte jetzt. Sie breitete die Arme aus, als wollte sie ihren Gegenüber umarmen.

    »Ich freue mich, dass meine Zeit in dieser Mine zu Ende geht.« Die Stimme des Geistes war melodisch. »Ab heute wirst du über das Gold wachen. Es wird deine Aufgabe sein, jeglicher Person das Interesse an der Goldader zu verleiden!«

    James Huntley schluckte schwer. »Wer – wer sind Sie?«, stotterte er. »Und weshalb darf das Gold nicht …«

    Huntley unterbrach sich. Die Gestalt des Mannes vor ihm hatte sich verwischt. Sekunden später löste sich die Erscheinung in Nichts auf.

    Wie benommen tat James einen Schritt nach vorn. Seine Hände tasteten die Stelle ab, an der der unheimliche Fremde gestanden hatte. Sie war leer.

    »Wir müssen weg von hier!«

    Huntley fühlte sich am Arm gepackt. Es war einer seiner Begleiter. »In dem Bau stimmt so einiges nicht«, fuhr der andere fort. »Es wäre klug von uns, wenn wir uns schnellstens aus dem Staub machen und das Gold vergessen würden. Der alte Polk hatte recht. Mit Geistern sollte man sich nicht auf Kriegsfuß stellen !«

    Noch bevor Huntley Antwort geben konnte, geschah es.

    Von oben erscholl ein grollendes Geräusch. Der Boden unter den Füßen der Männer wankte. Der Berg war urplötzlich zum Leben erwacht.

    Drei Männer stürzten Richtung Mineneingang. Todesangst trieb sie vorwärts.

    Ihre Flucht wurde nach wenigen Yards gestoppt. Donnernd brach vor ihnen die Decke ein.

    Staub und Dreck trieb ihnen in Nase und Mund. Sie waren umgeben von absoluter Dunkelheit.

    Stille. Stille, die fast in den Ohren schmerzte.

    »Das ist das Ende«, hörte James Huntley sagen, und er benötigte Sekunden um festzustellen, dass er selber gesprochen hatte.

    Seine Begleiter erwachten aus dem ersten Schock. »Die Fackel! Wo ist die Fackel?«, schrie einer.

    Huntley durchzuckte ein wilder Schreck. Die Fackel war seinen Händen entfallen und erloschen. Ohne ihr Licht waren sie verloren. Sie würden nicht einmal die Richtung abschätzen können, in der sich der Ausgang befand!

    Sie knieten zu Boden, tasteten ihn ab. Nur Steine. Fünf Minuten, dann eine Stunde, setzten sie ihre Suchaktion fort. Sie verlief ergebnislos. Die Fackel war unauffindbar!

    Was dann folgte war der sinnlose Versuch, die Geröllmassen mit bloßen Händen wegzuräumen. Immer wieder brach von oben neues Gestein nach.

    Nach einer Zeit, die sie nicht mehr bestimmen konnten, gaben sie auf. Die Körper waren geschunden und ausgelaugt. Was blieb, war maßlose Resignation.

    James Huntley lag mit dem Rücken gegen einen Stein gelehnt. Seine Gedanken beschäftigten sich mit der Geistererscheinung, die sie kurz vor dem Unglück gesehen hatten. Huntley war sich plötzlich bewusst, dass mit seinem Tod, der in den nächsten Tagen eintreten würde, das Abenteuer Goldmine für ihn nicht beendet war!

    2

    Der junge Mann streckte sich wohlig in dem Sessel aus. Er blinzelte dem schwarzhaarigen Mädchen zu, das gerade zur Tür hereinkam.

    Sie baute sich breitbeinig vor ihm auf und stützte die Arme in die Seite. Ihre Augen blitzten schelmisch. »Das Faulenzen steht dir wie auf den Leib geschrieben, Gary. Wenn …«

    Diti Norkay wurde durch das Schrillen des Telefons unterbrochen. Sie nahm den Hörer ab.

    »Für dich, Gary.«

    Der Privatdetektiv meldete sich.

    »Spreche ich mit dem Gary Dano, der in den Zeitungen wegen seiner außersinnlichen Fähigkeiten angepriesen wird?«, tönte eine Männerstimme aus der Muschel.

    Gary bestätigte das.

    Der Sprechpartner atmete hörbar auf. »Sehr gut«, fuhr er fort. »Mein Name ist David Jackson, ich bin amerikanischer Staatsbürger. Ich habe ein Anliegen an Sie. Es handelt sich dabei um eine Sache, die man nicht der Polizei übergeben kann …«

    David Jackson zögerte. Er suchte nach den richtigen Worten.

    »Sie können frei reden«, munterte ihn Gary Dano auf. »Was Sie mir gegenüber zur Sprache bringen, behandele ich mit äußerster Diskretion. Es ist meine gesetzliche Pflicht als Privatdetektiv.«

    »In Ordnung.« Jacksons Stimme wurde fester. »Am Telefon lässt es sich nicht so gut reden. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, kommen Sie bitte nach London ins Palace-Hotel. Ich erwarte Sie …«

    David Jackson beendete den Satz mit einem leichten Aufschrei.

    »Was ist mit Ihnen?«, erkundigte sich Gary Dano.

    Er bekam keine Antwort. Was er zu hören bekam, war eine Szene, die er sich ohne Phantasie gut ausmalen konnte.

    Jackson hatte den Hörer aus der Hand gelegt. Ein lautes Poltern, das offensichtlich von einem umstürzenden Stuhl herrührte. Dann David Jackson: »Nein, das dürfen Sie nicht tun! Ich werde den Mund halten! Ich verspreche es!«

    Das Jammern des Mannes schien auf fruchtlosen Boden zu fallen. Wieder wurden Geräusche laut, die Jacksons Flucht durch den Raum anzeigten.

    Es war umsonst.

    Ein gurgelnder Schrei. Das Fallen eines schweren Körpers. Dann Stille.

    Mit angehaltenem Atem lauschte Gary noch einige Sekunden. Auf der anderen Seite rührte sich nichts mehr.

    Der Privatdetektiv ließ den Hörer sinken. Er legte ihn aus der Hand, dabei merkte er, dass seine Handinnenflächen feucht waren. »Ich habe soeben mitgehört, wie ein Mensch ermordet wurde.« Er sagte es zu seiner indischen Freundin. Aus dem Tonfall seiner Stimme war zu hören, dass er entschlossen war, den Mörder zu jagen.

    3

    Gary Dano stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Palace-Hotels ab. Seit dem ungewöhnlichen Telefonat waren zwei Stunden vergangen. Garys neuer Porsche hatte diese hervorragende Zeit für die Strecke Lancashire – dem Heimatort des Privatdetektivs – London geschafft.

    Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen. Der Eingang zum Hotel war hell beleuchtet.

    Dano stutzte, als er die beiden Männer sah, die dort postiert waren. Es waren Polizisten.

    Sekunden später stand der junge Detektiv den beiden gegenüber. Sie verlangten höflich aber bestimmt seinen Ausweis.

    »Darf ich erfahren …?«

    »Sie dürfen nicht«, kam die lakonische Antwort. »Sind Sie Hotelgast, und falls nicht, was führt Sie ins Palace-Hotel?«

    Gary Dano zückte seine Identitätskarte. »Ich handele im Auftrag des Ermordeten. Er hat mich beauftragt, seinen Mörder zu suchen …«

    Den Beamten klappte vor Verblüffung der Unterkiefer herab. Für den Moment sprachlos starrten sie Dano an.

    Doch die Schrecksekunde war nur von kurzer Dauer. Dann kam die Frage wie aus der Pistole geschossen: »Sie sagten Mörder. Woher wissen Sie das?«

    Gary setzte sein gewinnbringendstes Lächeln auf. »Ich denke nicht daran, Ihre Neugierde zu befriedigen. Nur dem leitenden Inspektor werde ich ein Licht aufsetzen. Würden Sie mich jetzt bitte zu ihm führen.«

    Einer der Beamten kam der Forderung nach. Als der Privatdetektiv eine Minute später vor dem Chef der Mordkommission stand, war dessen Überraschung riesengroß.

    »Sie, Gary?«, dehnte Samuel Morley. »Das kostet Sie aber eine Erklärung.«

    Gary Dano schilderte dem Yard-Inspektor den Anruf, der ihn hierher geführt hatte.

    »Sehr merkwürdig«, konstatierte Morley. »Sie vermuten richtig. David Jackson ist erwürgt worden. Wenn ich dabei die näheren Umstände betrachte …«

    »Welche Umstände?«

    Samuel Morley druckste etwas herum. Dann hob er den Blick. »Ich werde es Ihnen sagen. Außerdem wäre es ja für Sie kein Problem, aus meinen Gedanken die nötige Information zu holen. Jemand hat Jackson erwürgt, das steht fest. Doch wie der Mörder die Tat begangen hat …« Morley fuhr mit der Hand durch die Luft. »Am Hals des Opfers finden sich Male wie von einem harten dünnen Gegenstand …«

    »… Skeletthände«, fügte Gary Dano hinzu.

    Der Beamte wechselte die Farbe. Er schluckte schwer. Er schaute sich um, um sicher zu sein, dass niemand ihre Unterhaltung mithörte. Morley dämpfte seine Stimme: »Genau das war auch mein Gedanke. Doch ich werde mich hüten, dem Polizeiarzt gegenüber eine derartige Bemerkung zu machen. Er würde mich mit Sicherheit für verrückt erklären. Aber fragen Sie doch Ihren komischen Freund, Ihr sogenanntes zweites Ich. Vielleicht kann er uns einen Tipp geben?«

    In Danos Augen blitzte es belustigt auf. Selbstverständlich hatte er sich schon mit Vincent Correll, alias Donat, über den Vorfall unterhalten. Correll war schließlich ein Teil von seinem, Gary Danos, Intellekt. Seit über einem Jahr bestand die Synthese zwischen den beiden Männern. Vincent Correll, vor dreißig Jahren gestorben, lebte aufgrund seiner außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten in Dano weiter. Es war eine Verbindung, die dem Privatdetektiv fast unglaubliche Fähigkeiten verlieh. Fähigkeiten, die er dazu nutzte, um das Böse zu besiegen.

    Gary schüttelte den Kopf. »Nein, Inspektor, Correll kann uns nicht weiterhelfen. Wir müssen uns schon selbst bemühen.«

    Samuel Morley hob die Augenbrauen. »Sie sind also tatsächlich entschlossen, parallel mit der Polizei den Fall zu übernehmen?« Als Dano nickte, drehte sich der Yard-Mann um. »Kommen Sie, sehen wir uns den Toten an.«

    Die Leiche hielt, was Morley versprochen hatte. Jackson musste in den letzten Augenblicken seines Daseins Schreckliches erlebt haben. Sein Gesicht war von Angst und Grauen entstellt.

    Einer von Morleys Leuten tauchte auf. Er hielt seinem Chef einen Ausweis hin. »Sehen Sie sich das bitte an.«

    Durch spitze Lippen stieß der Inspektor einen Pfiff aus. »Sehr interessant«, kommentierte er. »Der Ausweis geht auf den Namen Wendell Frensh. Wobei das Konterfei des Mannes ganz klar anzeigt, dass er eigentlich David Jackson heißen müsste. Mit anderen Worten, Jackson, oder besser Frensh, hat sich mit falschem Namen ins Gästebuch des Hotels eingetragen.«

    »Das ist noch nicht alles«, ergänzte der Sergeant. »Nach Aussage des Hotelportiers war Mr. Frensh ein sehr scheuer Gast. Er habe sich täglich darüber vergewissert, dass niemand nach ihm gefragt hätte.«

    »Der Mann hat seinen Mörder erwartet«, resümierte Gary Dano. »Ein abscheulicher Gedanke!«

    »Der Portier möchte Sie noch unter vier Augen sprechen«, wandte sich der Sergeant an Morley.

    Minuten später warf der Hotelangestellte einen schiefen Blick auf den Privatdetektiv. »Soll ich tatsächlich in seinem Beisein …?«

    »Tun Sie es«, lächelte der Yard-Beamte. »Gary Dano und ich ziehen am gleichen Strang!«

    »Gut.« Der Mann hinter der Portiersloge zupfte sich am gepflegten Schnurrbart. »David Jackson hat mir vor wenigen Tagen eine vertrauliche Mitteilung gemacht. Sollte ihm, Jackson, irgend etwas zustoßen und sich ein gewisser Warren Cooper nach ihm erkundigen, sollte ich dem sagen, dass Huntley jeden Mitwisser töten würde.« Der Portier hob bedauernd die Schultern. »Entschuldigen Sie, wenn ich den ungewöhnlichen Wunsch nicht sofort der Polizei mitgeteilt habe. Ich habe als Portier eine gewisse Diskretionspflicht …«

    »Schon gut«, winkte Morley ab. »Sie tragen keine Schuld.« Der Inspektor wandte sich an Dano und schaute ihn fragend an. »Nun, was schlagen Sie vor?«

    »Ganz einfach, Inspektor. Sie setzen Ihren fast allmächtigen Polizeiapparat in Bewegung und suchen Warren Cooper. Ich schätze, der Mann schwebt in höchster Lebensgefahr.«

    4

    Er saß am Frühstückstisch und las die Zeitung. Seine Hand griff nach dem Kaffee. Genussvoll schlürfte er das heiße Getränk.

    Plötzlich zuckte er zusammen. Er verschüttete die Brühe. Sie verbrannte ihm die Hand, aber er merkte es nicht.

    Die Zeilen, die die Zeitung ihm bot, waren zu ungeheuerlich!

    Dort wurde unter der Rubrik Todesanzeigen das Ableben von zwei Männern bedauert: David Jackson und Warren Cooper. Warren Cooper! Das war sein eigener Name!

    Cooper stieß das Zeitungsblatt von sich. Mit zitternden Händen stemmte er sich gegen die Tischplatte. Ihm war schwindelig. Vor seinen Augen wirbelten farbige Kreise.

    »Jackson, du warst ein Narr!«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Ich weiß, dass du tot bist. Ich fühle es! Ich wollte dich warnen. Es ist mir nicht mehr gelungen. Huntley war schneller als ich!«

    Warren Cooper lachte krächzend. Sein Vergnügen steigerte sich. Er rollte mit den Augen. Der Mann war nahe daran, den Verstand zu verlieren.

    »Er war schneller!«, kicherte er. Noch einmal wiederholte er die Worte. Er schrie sie hinaus. Dann: »Wie konnte ich es wagen, mich mit einem Geist zu messen? Ein wahnsinniges Unterfangen!«

    Coopers Anfall dauerte Minuten, dann folgte der gänzliche Zusammenbruch. Der Körper des Mannes sank zu Boden. Regungslos blieb er liegen.

    Über eine halbe Stunde hielt Warren Coopers Apathie an. Endlich ging ein Ruck durch seine Gestalt. Er raffte sich vom Boden auf und ließ sich ächzend in einen Stuhl fallen.

    Seine Gedanken wirbelten im Kreis. Was sollte er tun? Wie sich verhalten?

    Eines war klar: Davonlaufen wäre sinnlos. Huntley würde ihn überall aufstöbern. Egal, wo er sich auf der Erde verkroch!

    Bliebe die direkte Konfrontation. Wenn er diesem Wesen offen entgegentreten würde?

    Warren Cooper hatte eine Idee. Er fasste einen Plan. Ja, auf diese Art konnte er sich wehren. Er würde diesen Satan vor aller Welt bloßstellen! Würde ihn unmöglich machen!

    Cooper malte sich sein Vorhaben gedanklich aus. Allein die bildliche Vorstellung ergötzte ihn. Huntley würde sich vorsehen müssen!

    Warren wusste genau, wo er seinen Gegenpart zu suchen hatte. Wusste auch, welche Tageszeit dafür die genehmste war. Hunderte Menschen würden sich dort aufhalten. Leute mit großem Einfluss. Sie kannten Huntley als einen seriösen Geschäftsmann. Ein grausiger Irrtum! Er, Warren Cooper, war dazu berufen, das klarzustellen!

    5

    Die Londoner Börse in der Throgmorton Street.

    In dem sechsundzwanzigstöckigen Gebäude herrschte kurz nach der Mittagspause hektischer Betrieb. Menschen hetzten hin und her, notierten sich fortlaufend den neuesten Stand von hochaktuellen Aktienpapieren. An überdimensionalen Tafeln prangten Zahlen, mit denen nur Eingeweihte etwas anzufangen wussten. Laut schreiend verkündeten Ausrufer Informationen.

    Niemand achtete auf den Mann, der jetzt am Eingang auftauchte. Er blickte sich mit flackernden Augen um. Erst als sein Suchen belohnt wurde, glitt der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht.

    Warren Cooper kannte den Mann, der dort in einer Gruppe stand, nur zu gut. Dessen hagere Gestalt. Die verhärmten Gesichtszüge. Die Hände. Warren wusste, weshalb sie in Handschuhen steckten.

    Langsam ging Cooper durch den Saal. Immer darauf bedacht, von dem anderen nicht gesehen zu werden.

    Jetzt hatte er die Mitte des Raumes erreicht. Niemand kümmerte sich um ihn.

    Für Minuten stand er regungslos. In seinem Innern aber kochte es. Für ihn war ein entscheidender Augenblick gekommen.

    »James Huntley!«

    Warren Cooper schrie es hinaus. Er übertönte mit seiner Stimme jedes andere Geräusch im Börsensaal.

    Einige Personen zeigten Reaktion.

    Wieder erscholl der Name. Es ging wie ein Ruck durch den Saal. Vieles war man gewöhnt. Man kannte das heisere Schreien der Ausrufer. Doch in dieser Stimme lag mehr. In ihr lag eine in der Londoner Börse bisher nie gehörte Motivation. Und das bedeutete etwas.

    Es herrschte Stille. Eine unnatürliche Stille. Blicke wanderten zu einem Mann, dem jetzt eine Gasse gebildet wurde. Sein Weg war frei zu Warren Cooper.

    James Huntley schien das alles nicht zu berühren. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Seine grauen Augen blieben eiskalt wie Gletscherhöhlen.

    »Komm her, Huntley! Komm her!«, geiferte Warren Cooper. »Ich werde den Leuten sagen, wer du bist. Sie kennen dich nur als einen steinreichen Goldminenbesitzer. Die Aktien deiner Mine stehen derart hoch im Kurs, dass sie ein begehrtes Objekt sind. Ich sage: Der Kurs steht zu hoch an! Kein Außenstehender kennt die entsetzlichen Vorgänge in der Goldmine!«

    »Und weshalb sind Sie da besser dran?«

    Zustimmendes Gemurmel im Umkreis. Jetzt war plötzlich wieder vom Geschäft die Rede. Davon verstand man einiges. Es galt zu klären, was es mit der Verleumdung auf sich hatte.

    Coopers Finger stach gegen Huntley: »Ich war sein Vorarbeiter! Jahrelang habe ich die grausamen Dinge miterlebt! Es war die Hölle! Und James Huntley war darin der Oberteufel!« Warren Coopers irres Rachen hallte durch den Raum.

    »Weiter!«, forderte man ihn auf. »Was ist mit Huntley?«

    Die Stimme des Mannes wurde noch eindringlicher. »Huntley?«, dröhnte er. »Das ist kein Mensch! Da weilt jemand unter uns, der aus dem Jenseits kommt! Ein böser Geist!«

    Atemlose Stille in der Runde. Mancher spürte einen kalten Schauer auf dem Rücken. Und doch setzte sich die Erkenntnis durch, dass da mitten im Börsenraum ein Wahnsinniger stand. Eine andere Möglichkeit gab es nicht!

    »Ihr glaubt mir nicht?« Warren Cooper spürte instinktiv, dass die Stimmung sich gegen ihn wandte. Er deutete auf Huntley, der jetzt dicht vor ihm stand. »Seht euch seine Hände an! Sie stecken in Handschuhen. Ich sage euch, weshalb. Dieser Satan hat keine normalen Hände. Es sind die Knochen eines Skeletts!«

    Dutzende von Augenpaaren hefteten sich auf die Stelle, wo der Cooper so Ungeheuerliches behauptet hatte. In den Augen spiegelte sich aufkommendes Grauen wider.

    James Huntley hatte immer noch kein Wort zu seiner Verteidigung gesagt. Ihn schienen die Anschuldigungen keineswegs aus der Ruhe zu bringen. Mit feiner theatralischen Geste hob er den rechten Arm. Wie unter Zeitlupe zupfte er mit der Linken die Fingerspitzen des Handschuhs.

    Ein unterdrücktes Raunen durchlief die Zuschauer. Fast war die Spannung, die in der Luft lag, körperlich zu spüren.

    Huntley war soweit. Mit einem Ruck zog er das Leder von seiner Hand.

    Ein leiser Aufschrei einer Frau. Dann aufatmen. Die Hand war aus Fleisch und Blut!

    »Stopft ihm den Mund!«

    James Huntleys Worte waren leise aber sehr bestimmt gekommen. Noch einmal wiederholte er sie. Sie duldeten keinen Widerspruch.

    Nun geschah etwas, was im Nachhinein von niemandem erklärt werden konnte.

    Geschlossen drangen sie auf Warren Cooper ein. Männer aus den höchsten Kreisen, deren Verhaltensweise sonst mehr nach dem Konservativen hing. Von einer Sekunde zur anderen wurden sie zu Rowdys, die nichts anderes im Sinn hatten, als der Bitte Huntleys nachzukommen und diesen Irren stumm zu machen.

    Mit Schrecken erkannte Warren Cooper die Gefahr. Er wich von der Meute zurück. Mit vor Angst verzerrten Gesichtszügen starrte er sie an.

    »Ihr habt allesamt den Verstand verloren!«, schrie er ihnen entgegen. »Dressierte Kaninchen seid ihr! Willenloses Werkzeug des Satans! Wollt ihr euch an einem Unschuldigen versündigen?«

    Cooper blieb ungehört. Mit marionettenhaften Bewegungen näherte sich ihm die Front. Nur noch wenige Yards bis zur Wand, dann war die Flucht für ihn zu Ende.

    Das Folgende war ein Alptraum.

    Fäuste sausten hernieder und zerschlugen Warren Cooper. Sein körperlicher Widerstand zerbrach binnen von Sekunden.

    6

    »Einfach unglaublich!«

    Inspektor Morley schob dem Privatdetektiv den Polizeibericht über den Schreibtisch.

    Gary Dano studierte ihn

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