Die Revolution nach Feierabend 1989/90: oder: Die Abstimmung mit den Füßen — Ich war dabei!
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Über dieses E-Book
Nie hätte ich zu hoffen gewagt, dass ich es nach 40 Jahren SED-Herrschaft noch erleben darf, noch einmal politische Freiheit zu genießen. Ich dachte eindeutig, unsere Machthaber, die verfetteten „Söhne der Arbeiterklasse“ würden uns eher verhungern lassen, als von ihrer Macht auch nur ein winziges Stück abzulassen. Gut, wir hatten viel Glück mit der Abfolge der Ereignisse: -Das Schaufenster nach dem Westen (Fernsehen, Intershops, Besuchsreisen) ließen so manchen die Faust in der Tasche ballen, -Gorbatschows Perestroika und Glasnost, -Polens Solidarnosc, die Dank des Papstes am Leben blieb, -Ungarns Grenzöffnung nach Österreich. -Das zu lange Dulden der führenden Genossen unter Honeckers seniler Fuchtel mit anschließender Uneinigkeit.
Wie gesagt, Glück gehabt. Nun will ich aber nicht behaupten, dass wir heute den Himmel auf Erden haben.
Aber bei all den Einschränkungen, die wir nach der Wende wahrnahmen, bin ich stolz, dass ich als jemand, der sich nicht für sehr mutig oder gar heldenhaft hält, im richtigen Augenblick die Angst hinter sich ließ und als winziges Rädchen der friedlichen Revolution dienen durfte.
Ähnlich wie Die Revolution nach Feierabend 1989/90
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Rezensionen für Die Revolution nach Feierabend 1989/90
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Buchvorschau
Die Revolution nach Feierabend 1989/90 - Hans Erich Müller
Einleitung:
Vieles geht 32 Jahre nach unserer friedlichen Revolution unserm Gedächtnis und Andenken verloren, wenn es nicht schriftlich festgehalten wird.
Nie hätte ich (Chirurg im Ruhestand) zu hoffen gewagt, dass ich es nach 40 Jahren SED-Herrschaft noch erleben darf, noch einmal politische Freiheit zu genießen. Ich dachte eindeutig, unsere Machthaber, die verfetteten „Söhne der Arbeiterklasse würden uns eher verhungern lassen, als von ihrer Macht mit „Zwangsbeglückung
auch nur ein winziges Stück abzulassen. Gut, wir hatten viel Glück mit der Abfolge der Ereignisse: -Das Schaufenster nach dem Westen (Fernsehen, Intershops, Besuchsreisen) ließen so manchen die Faust in der Tasche ballen, -Gorbatschows Perestroika und Glasnost (die sowjetischen „Brüder" brachen weg), -Polens Solidarnosc, die Dank des Papstes am Leben blieb, -Ungarns Grenzöffnung nach Österreich. -Das zu lange Dulden der führenden Genossen unter Honeckers seniler Fuchtel mit anschließender Uneinigkeit.
Aber möglicherweise waren die Machthaber auch nicht verbrecherisch genug, um ein Blutbad wie in China im Juni 89 anzurichten. Wie gesagt, Glück gehabt. Nun will ich aber nicht behaupten, dass wir heute den Himmel auf Erden haben. Schon in den letzten DDR-Tagen noch vor der Vereinigung prägte sich das Wort:
Dass das, was uns der Staatsbürgerkundelehrer über den Sozialismus erzählt hat, gelogen war, wussten wir. Aber dass er über den Kapitalismus die reine Wahrheit erzählt hat, wollte keiner wissen. Und es hat sich herausgestellt, dass es den meisten nicht so sehr um die Freiheit sondern um die D-Mark ging. Das Neue Forum und seine Sympathisanten wären sicher leicht platt zu machen gewesen, wenn nicht die Massen „mit den Füßen abgestimmt" hätten.
Sächsische Kleinstadt Meerane
Meine Frau (Kinderärztin) und ich lebten nach dem Studium in der sächsischen Kleinstadt Meerane. Nach und nach bekamen wir vier Kinder. Nach der Facharztprüfung arbeitete ich in Meerane als ambulanter Chirurg. Unser Chef war kein Eisenfresser und blieb immer Mensch. Wir arbeiteten ihm das Nötigste zu, und er hielt uns mit Sicherheit vieles von „oben her ab. In dieser „Nischengesellschaft
(siehe Vorwendebuch von G. Gauß, BRD-Vertreter in der DDR), hätten wir alt werden können. Aber wir alle, die nicht zu den Nutznießern Macht gehörten, lebten immer zwischen Angst, Anpassung und Aufmüpfigkeit.
Zufriedenheit gehörte nicht zu den vorherrschenden Gefühlen. Eher Angst vor der Zukunft, denn diejenigen, die angeblich nur das Wohl des Volkes im Auge hatten, waren die größten Umweltschweine. Und die Arroganz der Macht, die immer Recht hatte, warnte uns davor, aus Versehen den schlafenden Löwen in den Schwanz zu zwicken.
Nach der gefälschten Wahl im Mai, dem Massaker in Peking und den Massenauswanderungen (über Ungarn oder per Antrag) gärte es deutlich im Lande, und die Meldungen über Oppositionsgruppen mehrten sich.
Seit Jahren gab es auch schon im Rahmen der Friedensgebete kirchliche Aktivitäten, die sich auch mit Umweltfragen befassten. Das war der Staatsmacht immer suspekt. Am liebsten sollten in den Kirchen nur „Kult und Beten" stattfinden. Aber die Friedensgebete waren eine unschätzbare Voraussetzung dafür, dass unter dem Dach der Kirche eine friedliche Revolution stattfinden konnte.
Friedensgebete in Meerane
Die Pfarrer, besonders aber Frau Pfarrerin Gertraude Eckart, setzten sich schon lange für Friedensgebete in Meerane ein. Von ihr stammt auch der zusammenfassende Bericht über das Vorfeld der Wende.
Dass das Dach der Kirche eine der wichtigsten Voraussetzungen für die „Wende" war, wird von niemandem bestritten.
Aber die kirchliche Seite der „Wende" kam nicht aus dem Nichts.
Frau Pastorin Eckard
Ökumenische Friedensdekaden
Sie hatten ihren Ursprung 1979 in den Niederlanden. Seit 1980 fanden sie im November in den Kirchen vieler Städte Ost- und Westdeutschlands statt. Gemeinsamkeiten an allen Orten
•der Zeitpunkt
•das biblisch orientierte Thema
•das Plakat
Das Symbol „Schwerter zu Flugscharen" war von Anfang an Kennzeichen der Friedensdekaden in der DDR. In Meerane begannen sie 1983.
Bis 1988 beteiligten sich an den Abenden in der St.-Martins-Kirche 10-30 Menschen. Gestaltet wurden sie von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern der Kirchgemeinde.
Ablauf der Abende:
•Lieder, die vor allem Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zum Inhalt hatten.
•Nachdenken über den biblischen Text in Bezug auf das Thema und unsere Zeit.
•An den Gebeten konnte sich jeder spontan beteiligen.
•In einigen Jahren sind gestalterische Elemente verwendet worden, um das Anliegen des Themas zu vertiefen. Als z.B. die Noahgeschichte biblische Grundlage gewesen ist, entstand während der Abende ein Plakat mit dem Regenbogen. Er erinnerte an Gottes Zusage, unsere Welt zu erhalten und uns daran zu beteiligen.
•Das Entzünden einer Kerze nach jedem Gebetsanliegen spielte eine große Rolle als Zeichen der Hoffnung.