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Arbeitsraum Natur: Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen
Arbeitsraum Natur: Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen
Arbeitsraum Natur: Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen
eBook904 Seiten9 Stunden

Arbeitsraum Natur: Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen

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Über dieses E-Book

Als Nachschlagewerk und Praxishandbuch dient das Buch professionellen Coaches, Therapeuten und Trainern, die die Natur als förderlichen Faktor für ihre Arbeit kennenlernen und integrieren möchten. Der aktuelle Trend nach mehr Nähe zur Natur kann so mit „Arbeitsraum Natur“ in den professionellen Coaching-, Therapie-, Trainings- oder Business-Bereich Einzug halten. Das Buch liefert für diesen Zweck ein umfangreiches Fundament und stellt die Möglichkeiten eines natürlichen Arbeitsumfelds mit seinen besonderen Vorteilen, Methoden und Spezialisierungen vor.
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum19. Aug. 2020
ISBN9783658299392
Arbeitsraum Natur: Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen

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    Buchvorschau

    Arbeitsraum Natur - Carsten Gans

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

    C. Gans et al.Arbeitsraum Naturhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-29939-2_1

    1. Definition von Begrifflichkeiten und Konzepten zur Arbeit in und mit der Natur

    Carsten Gans¹  , Katja Dienemann²  , Anja Hume³   und André Lorino⁴  

    (1)

    gansEvent Training & Assessment Coaching, Stadtprozelten, Deutschland

    (2)

    DIENEMANN – NEUE WEGE FÜRS ICH, Wilhelmsfeld, Deutschland

    (3)

    Anja Hume – Potenzialentfaltung in der Natur, Düsseldorf, Deutschland

    (4)

    Naturcoaching Kangitanka, Wolfach, Deutschland

    Carsten Gans

    Email: kontakt@natur-coaching.de

    Katja Dienemann (Korrespondenzautor)

    Email: dialog@katja-dienemann.de

    Anja Hume

    Email: kontakt@anjahume.de

    André Lorino

    Email: info@kangitanka.de

    1.1 Arbeitsraum Natur

    1.2 Natur-Coaching

    1.3 Natur-Therapie

    1.4 Natur-Mentaltraining

    1.5 Weitere benachbarte Arbeitskonzepte und naturintegrative Strömungen

    1.5.1 Natur-, Wildnis-, Erlebnispädagogik und Outdoortraining

    1.5.2 Naturheilkunde

    1.5.3 Weitere Green-Care-Richtungen: Waldbaden, tiergestützte Konzepte, Gartentherapie

    1.6 Methoden klassischer Coaching-, Therapie- und Trainingskonzepte, die auch in der Natur durchgeführt werden können

    1.6.1 Gesprächsinterventionen

    1.6.2 Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP)

    1.6.3 Hypnosystemik

    1.6.4 Systemische Aufstellungen

    1.6.5 Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®)

    Literatur

    Die Originalversion dieses Kapitels wurde überarbeitet. Die Korrektur zu diesem Kapitel finden Sie unter https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-658-29939-2_​8

    Die Natur wird seit einigen Jahrzehnten als vielfältiger Arbeitsraum für therapeutische und coachende Berufe genutzt und integriert. Aus diesem Kontext sind unter dem Oberbegriff „Green Care" einige Konzepte entstanden, die auf sehr unterschiedliche und individuelle Weise erlebt und umgesetzt werden. Unter Berücksichtigung dieser individuellen Auslegung der teilweise neuen, teilweise etablierten Begriffe durch die verschiedenen Anwender soll in diesem Kapitel durch die Beschreibung der naturintegrativen Konzepte an die diversen Möglichkeiten der Nutzung der Natur als alternativer Arbeitsraum herangeführt werden. Zudem werden die Schwerpunkte dieses Buches, Natur-Coaching, Natur-Therapie und Natur-Mentaltraining in ihren Grundzügen vorgestellt.

    1.1 Arbeitsraum Natur

    André Lorino

    Als Coaches, Therapeuten oder Trainer arbeiten wir gewohnheitsmäßig in Praxis- oder Seminarräumen. Wir können dort Einrichtung, Beleuchtung, Temperatur und Farbgestaltung bestimmen und uns damit persönlich ausdrücken oder auch zurücknehmen. Wenn wir in fremden Firmen oder kurzfristig angemieteten Räumen arbeiten, ist die persönliche Gestaltungsfreiheit eingeschränkter, doch garantieren auch hier die vier Wände zumindest einen geschützten Rahmen, Sicherheit, Struktur und Kontrolle für alle Beteiligten. Wenn wir nun mit unserer Praxis in die Natur gehen, ändert sich die Dynamik grundlegend, denn sowohl Klient als auch der jeweilige Prozessbegleiter betreten einen Arbeitsraum ohne Grenzen, mit wenig Kontrollmöglichkeiten und voller Ungewissheiten. Pläne können auf eine unvorhergesehene Weise schiefgehen, in einigen Gegenden kann es an Privatsphäre mangeln oder wir werden von gefährlichen Umständen überfordert. Wir können vom Wetter, von Passanten, Tieren oder anderen Ablenkungen überrascht werden, uns in unübersichtlichem Gelände verlaufen und an die Grenzen unserer physischen Belastbarkeit geraten. Diese grundlegenden Befürchtungen legen nun nahe, dass die Arbeit in der Natur mit großem Aufwand und extremen Widrigkeiten verbunden sei. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille, denn der Arbeitsraum Natur erweist sich vielmehr als lebendige, dynamische und vielfältige Umgebung, die vor allem ein Höchstmaß an Möglichkeiten und Chancen für Veränderungsprozesse enthält und sowohl für die Psyche als auch für den gesamten Organismus wohltuende Erholung zu bieten hat. Gerade die Überraschungen und veränderlichen Variablen erweisen sich aus dieser Sichtweise heraus dann oft als entscheidende Impulsgeber. Naturmaterialien liefern uns ein vielfältiges Arbeitsmaterial für visuelle und haptische Darstellungen. Die Resonanzerfahrung mit unterschiedlichen Naturphänomenen (vgl. ► Abschn. 2.​6) kann zu unerwarteten Erkenntnissen, Perspektivwechseln oder emotionalen Momenten führen. Verschiedene Orte können mit ihrer jeweiligen Qualität unterschiedliche Prozesse unterstützen; sowohl der Naturraum selbst als auch das gemeinsame Unterwegssein ermöglicht ein intensives, ganzheitliches Erleben und daraus resultierende konkrete Handlungsschritte. Wir müssen also unsere Arbeitsweise anpassen, um dieser Lebendigkeit und Veränderlichkeit der natürlichen Umgebung mit Freude zu begegnen. Dafür benötigen wir Kreativität, Flexibilität und die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszudenken, um eigenständig entsprechende Methoden und experimentelle Interventionen mit unseren schon vorhandenen Kompetenzen und der natürlichen Umgebung in Einklang zu bringen. Viele Anwender machen den Übergang in den Arbeitsraum Natur aus der Outdoor-Ausbildung, dem Buschhandwerk, dem Naturschutz oder der Wanderführung, weil sie am eigenen Leib festgestellt haben, dass der Aufenthalt im Freien auf natürliche Weise wohltuend ist und innere Veränderung hervorruft. Aus welchem Bereich wir auch immer kommen: Um andere in der Natur unterstützen zu können, müssen wir ein Bewusstsein für die Auswirkungen der Natur auf die inneren Landschaften der Psyche entwickeln, indem wir die Kräfte der Unsicherheit, des Wandels und der Transformation, die aus der Begegnung mit der Natur entstehen, bereits aus erster Hand erlebt haben. In der heutigen Zeit scheint die Auseinandersetzung mit der Natur und ihrer Bedeutung für uns als Menschen zentraler denn je. Wenn wir unseren Klienten einen neuen Naturbezug ermöglichen, unterstützen wir auch den Nachhaltigkeits- und Umweltschutzgedanken, da der Mensch das schützen und bewahren möchte, zu dem er sich verbunden und zugehörig fühlt. Die begleitende Praxis mit dem Arbeitsraum Natur zu verbinden, wirkt so nicht nur auf der individuellen Ebene, sondern kann ebenfalls als eine weitere Antwort zu den Herausforderungen unserer Zeit gesehen werden.

    Im Ausland hat sich unter dem Schirmbegriff „Green Care " bereits eine ganze Reihe von Interventionen und Methoden entwickelt, die mit Hilfe von Natur, Tieren oder Pflanzen physische, psychische, pädagogische oder soziale Verbesserungen bei bestimmten Zielgruppen bewirken möchten. Innerhalb des Green Care-Verständnisses haben sich mit Natur-Coaching, Natur-Therapie und Natur-Mentaltraining drei Strömungen entwickelt, die je nach Anbieter mal offener und mal strukturierter ausgelegt werden und die Natur als neuen Arbeitsraum mal mehr mal weniger intensiv einbeziehen. Im Folgenden werden die allgemeinen Grundzüge dieser drei Methoden vorgestellt und näher erläutert.

    1.2 Natur-Coaching

    Katja Dienemann

    „Natur-Coaching ist kein geschützter Begriff, und somit gibt es keine allgemeingültige Definition dafür. Jedem Coach ist es freigestellt, den Begriff und seine Tätigkeit nach seinem Verständnis auszufüllen, beispielsweise in Einklang mit seinem Ausbildungshintergrund, seinem Menschenbild und seinen Werten. Dies gilt gleichermaßen für den Begriff „Coaching. Selbst „Natur wird in Zusammenhang mit „Natur-Coaching uneinheitlich verwendet. Das Verständnis der Autoren vom „Arbeitsraum Natur" wurde in ► Abschn. 1.1 beschrieben. An dieser Stelle soll nun spezifisch auf die Begriffe „Coaching, „Natur in Verbindung mit Coaching und „Natur-Coaching" eingegangen werden.

    Coaching

    „Coaching kann verstanden werden als professionelle anliegen-, ziel-, ressourcen-, lösungs- und transferorientierte Begleitung von Menschen, die berufliche oder persönliche Herausforderungen meistern und sich weiterentwickeln möchten. Dementsprechend wird der Coach hier üblicherweise als Experte für den Prozess betrachtet, nicht als Experte für den Inhalt, wie etwa ein Berater, der Expertenwissen aus Wirtschaft, Technik oder Naturwissenschaft besitzt. Ein Coach stellt keine Diagnosen, erteilt keine Ratschläge und unterbreitet auch keine direkten Lösungsvorschläge. Vielmehr äußert er seine Eindrücke als „Hypothesen. Auch der Aufbau von Fachkompetenz wie Kommunikationstechniken steht im Hintergrund. Vielmehr unterstützt er die „Klienten beziehungsweise „Coachees ergebnisoffen durch seine Gesprächsführung, Fragen und eingesetzten Methoden bei der gedanklichen und emotionalen Auseinandersetzung mit dem zu bearbeitenden Thema. Außerdem hilft er, Antworten und Lösungsideen zu finden. So können die Klienten schlummernde Kompetenzen aktivieren, ihr Verhaltensrepertoire erweitern, zu neuen Erkenntnissen kommen, Klarheit gewinnen, ihr Potenzial entfalten und Motivation für gezielte Entscheidungen und konkrete Veränderungen bekommen. Der Coach unterstützt die Klienten bei der Umsetzung dieser Veränderungen. Außerdem gibt er Feedback zu Bereichen, wo er besondere Stärken oder ungenutztes Potenzial wahrnimmt. So eröffnen sich dem Klienten neue Perspektiven.

    Coaching kann auch heißen, das ursprünglich formulierte Anliegen zu verlassen, wenn Klient und Coach den Eindruck bekommen, dass (dafür) zunächst andere grundlegende Lebensthemen oder einschränkende Überzeugungen aufgelöst werden sollten. Beispielsweise kann hinter dem Wunsch nach Anerkennung seitens eines Vorgesetzten die unbewusste Erinnerung an fehlende Anerkennung durch ein Elternteil stehen. Dann ist es hilfreich, entfaltungsorientiert zu schauen, was es diesbezüglich noch braucht. Eine solche Veränderung des Coaching-Fokus setzt die Bereitschaft des Klienten voraus und muss explizit mit ihm vereinbart werden. Dazu ist es hilfreich, bereits bei der ersten Auftragsklärung zu erfragen, ob diese Vorgehensweise bei Bedarf in Betracht gezogen werden darf.

    Coaching ist keine Psychotherapie. Die Ausübung von Psychotherapie im Sinne des Gesetzes über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (§ 1, Abs. 3, PsychThG) (1998) „ist jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist. Allerdings können die Übergänge zwischen Coaching und Psychotherapie fließend sein. Beispielswiese können gerade beim Coaching zur Persönlichkeitsentwicklung auch tiefgehende Anliegen an den Coach herangetragen werden, wie „einschränkende Glaubenssätze auflösen oder „Selbstliebe stärken. Hier muss er verantwortungsvoll abwägen, ob er entsprechend ausgebildet ist oder ob der Klient an einen Therapeuten verwiesen werden sollte. Bei der Gesprächsführung und methodisch – etwa bei Rollenübungen, imaginativen und kreativen Methoden – gibt es durchaus Parallelen zwischen Coaching und Psychotherapie, doch der Einsatzzweck unterscheidet sich. Während der Blick in der Therapie auch auf die Ursachenanalyse in der Vergangenheit gerichtet ist, zielt Coaching auf die Bearbeitung aktueller beruflicher oder privater Herausforderungen und auf die entsprechende Umsetzung bei „gesunden Menschen.

    Coaching erfolgt auf Augenhöhe als „Hilfe zur Selbsthilfe". Die Zusammenarbeit ist gleichberechtigt und partnerschaftlich (Migge 2005, S. 22). Beim lösungs- und ressourcenorientierten Coaching gilt die Prämisse, dass der Klient Experte für sein eigenes Leben, seine Denkmuster und sein Erleben ist. Coaching wird mit Einzelpersonen, Paaren, Teams und offenen Gruppen durchgeführt. Klassisches Coaching findet typischerweise in den Räumlichkeiten des auftraggebenden Unternehmens oder des Coachs und im Sitzen statt.

    Natur-Coaching: Coaching in der Natur, mit der Natur und durch die Natur

    Bei Natur-Coaching handelt es sich um Coaching im zuvor beschriebenen Sinne, das – mit unterschiedlich hohem Bewegungsanteil – transferorientiert in der Natur, mit der Natur und durch die Natur umgesetzt wird. Dabei fungiert die Natur als gleichwertiger „Co-Coach oder sogar als „der Coach und nicht lediglich als Kulisse oder Entspannungsraum. Somit wird aus der klassischen Dyade „Coach – Klient die Triade „Coach – Klient – Natur (vgl. ► Abschn. 2.​5). Schreiben Coach und Klient der Natur als Gegenüber die eigentliche Fähigkeit zu heilen zu, wird diese sogar zu einem „therapeutischen Tertium" – einer dritten therapeutischen Einheit (Peter 2015, S. 81 ff.; Woelm 2017, S. 99).

    Coaching in der Natur: Coaching in der Natur bedeutet, dass das Coaching unter freiem Himmel in einem Naturraum stattfindet. Als Natur kommt dabei grundsätzlich jede Art von Naturraum in Frage, Naturlandschaften wie Wälder, Berge und Flussauen oder Kulturlandschaften wie Felder und Wiesen sowie städtische Naturräume wie Parks oder Brachflächen. Jeder Coach wird primär mit den Gegebenheiten bei sich beziehungsweise beim Klienten vor Ort arbeiten. Gleichzeitig hat jeder Naturraum eine ganz eigene Wirkung, die gezielt eingesetzt und Gewinn bringend genutzt werden kann. Damit sich die positiven Wirkungen der Natur auf die Psyche vollumfänglich entfalten können, sollte ein gewisses Maß an Ungestörtheit gegeben sein und der Klient das Gefühl bekommen, sich in einer „eigenständigen Welt" zu befinden (vgl. ► Abschn. 2.​2).

    Coaching mit der Natur: Coaching mit der Natur bedeutet, dass der Coach die Natur, ihre positiven Wirkungen, ihre Erfolgsprinzipien sowie die Besonderheiten von Orten und Landschaften aktiv in seine Gesprächsführung und Interventionen einbezieht (vgl. ◘ Abb. 1.1). Der Coach wird dadurch sowie durch seine Haltung und Naturverbindung zu einer Brücke für eine andere Art der Naturwahrnehmung, in der die Natur für den Klienten zu einem Resonanzraum wird, der etwas in ihm zum Schwingen bringt. Vom Coach angeleitete Achtsamkeitsübungen helfen, wirklich in die Natur einzutauchen (vgl. ► Abschn. 2.​10 und A.​1), und der Klient kann an passender Stelle im Gespräch eingeladen werden, sich umzuschauen und zu äußern, welche Assoziationen zu seinem Thema entstehen (vgl. ► Abschn. 1.6.1). Über das Schwingen mit der Natur kommt der Klient gut in Kontakt mit seinem Unbewussten, und es entstehen hilfreiche Vorstellungen und Ideen, die beim Indoor-Coaching in dieser Form nicht aufgekommen wären. Die Bedeutung dieser Assoziationen kann dann im Gespräch herausgearbeitet werden. Als Hilfe zur Selbsthilfe kann der Klient auch befähigt werden, diese Art der Naturwahrnehmung eigenständig zu praktizieren. „Mit der Natur" bedeutet nach diesem Verständnis auch, der Natur mit Dankbarkeit, Verbundenheit und Demut zu begegnen.

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    Abb. 1.1

    Natur-Coaching mit dem Element Wasser in Verbindung mit einem Natursymbol. (c)Katja Dienemann

    Coaching durch die Natur: Coaching durch die Natur bedeutet, sich als Coach mit seinen Worten und Methoden zurückzunehmen und die Natur für sich wirken zu lassen – frei nach dem erlebnispädagogischen Lernmodell „The Mountains Speak for Themselves" (Michl 2011, S. 67). Der Coach prägt die Ausgangsbedingungen, beispielsweise durch die (auf das Thema abgestimmte) Auswahl der Coachingroute (vgl. ► Abschn. 3.​4), doch dann lädt er den Klienten explizit ein, intuitiv mit der umgebenden Natur in Kontakt zu treten und sie auf sich wirken zu lassen. Je nach Dauer der Coachingeinheit kann dies auch als Solozeit gestaltet werden, bei der sich Klient und Coach nicht mehr in Sichtweite befinden (vgl. ► Abschn. 4.​1.​10 und 5.​1.​4).

    Zielgruppen und Themen für Natur-Coaching

    Auf Grund der positiven Wirkungen von Naturverbindung und Bewegung auf Körper, Geist und Seele bietet Natur-Coaching grundsätzlich bei jedem Anliegen einen Mehrwert, gleichgültig, ob es sich um – oberflächlich betrachtet – rationale Themen wie Karriereplanung, um kreative Themen wie die Entwicklung neuer Ideen oder um emotionale Themen wie die Förderung des Selbstwertgefühls handelt. Auch bieten die ausgefeilten Prinzipien der Natur und die Fähigkeiten von Pflanzen und Tieren praktisch für jede menschliche Herausforderung inspirierende Vorbilder (vgl. ► Abschn. 2.​4 und 7.​1). Weitere Erläuterungen zu den Zielgruppen und Themen in Zusammenhang mit dem Arbeitsraum Natur allgemein sind in ► Abschn. 3.​1 beziehungsweise ► Abschn. 3.​2 zu finden.

    Andere Bezeichnungen

    Natur-Coaching wird je nach Ausprägung auch als „naturgestütztes Coaching , „naturinspiriertes Coaching, „Outdoorcoaching " (Leven und Schreyer 2010, S. 183 ff.), „Walk-and-Talk-Coaching, „Naturprozessbegleitung, „Bewegendes Coaching, „Coaching in Bewegung, „Coaching im Gehen (Linamayer 2015) oder „Wandercoaching bezeichnet. Als Schreibweisen werden „Natur-Coaching und „Naturcoaching verwendet.

    Jedes Coaching in der Natur enthält neben der Coachingbeziehung und dem Element „Natur auch die Elemente „Aufenthalt und „Bewegung. Bei der Ausprägung „Natur-Coaching liegt der Fokus meist auf der Einbeziehung der Natur im Rahmen von Aufenthalten oder gemächlichem Gehen. Bei den Bezeichnungen, die Fortbewegung implizieren, wie „Coaching in Bewegung, „Coaching im Gehen oder „Wandercoaching wird von vorneherein eine längere Strecke in Bewegung eingeplant. „Bewegung umfasst hier die Fortbewegung zu Fuß in Form von Wandern, Trekking und Joggen oder auf dem Fahrrad, beim Klettern bis hin zum Stand-up-Paddeln. Bei dieser Form des Natur-Coachings kommen die positiven Wirkungen von Bewegung in der Natur besonders zum Tragen (vgl. ► Abschn. 2.​3).

    1.3 Natur-Therapie

    André Lorino

    Ähnlich wie im Natur-Coaching gibt es weltweit viele Anbieter unterschiedlicher Formen der Natur-Therapie, und da auch dieser Begriff nicht rechtlich geschützt ist, versteht jeder etwas anderes darunter: Für manche Anwender stehen lange und archaische Allein-Aufenthalte in der Wildnis (Solozeiten) im Fokus, für andere sind es psychologisch begleitete Achtsamkeitswanderungen, und wieder andere setzen auf erholsame Waldspaziergänge. Auch gibt es keine übergreifenden Anleitungen und Fachbegriffe, die explizit für die therapeutische Arbeit in der Natur definiert wurden. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff Natur-Therapie mittlerweile sowohl für verschiedene Formen der Psychotherapie oder Selbsterfahrung in und mit der Natur als auch für Maßnahmen zur Rehabilitation und Erholung, wie zum Beispiel Waldbaden oder Mikroabenteuer, genutzt. Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht, so dass auch die Grenzen zwischen Natur-Therapie und Natur-Coaching oft nahtlos ineinander übergehen. Die Autoren verstehen unter Natur-Therapie in erster Linie eine psychotherapeutische Begleitung unter der Einbindung der naturtherapeutischen Triade Prozessbegleiter – Klient – Natur (vgl. ► Abschn. 2.​5). Eine naturtherapeutische Begleitung kann auf Klienten mit pathologischem Hintergrund ausgerichtet sein, muss aber nicht. Hierfür bedarf es in Deutschland einer speziellen Heilerlaubnis (vgl. ► Abschn. 3.​10). Natur-Therapie wird in der Praxis vor allem – ähnlich wie Natur-Coaching – von „gesunden" Menschen mit dem Wunsch nach Lösungsfindung, Lebensbewältigung, innerem Wachstum oder Selbsterfahrung in Anspruch genommen, die zusätzlich von einer psychotherapeutischen Begleitung in und mit der Natur profitieren und den Folgen der eigenen Natur-Entfremdung entgegenwirken wollen.

    Im deutschsprachigen Ausland und im englischsprachigen Raum ist die Unterscheidung ähnlich fließend. „Green Care zählt hier zu den allgemeineren Oberbegriffen für alle in der Natur durchgeführten Anwendungen. Innerhalb des Green Care werden die Begriffe „Nature Therapy und „Ecotherapy sowohl als eigene Therapieform als auch als weiterer Überbegriff für vielfältige therapeutische Interventionen in der Natur genutzt. Dazu zählen unter anderem Wildnistherapie, Waldtherapie, Waldbaden, Visionssuchen, Tiergestützte Therapie, Gartentherapie oder Landwirtschaftstherapie. Naturtherapeuten auf der ganzen Welt entwickeln das Feld der therapeutischen Arbeit unter freiem Himmel mit einer großen Bandbreite an Variationen und kreativer Umsetzung ständig weiter, ohne dass eine Art des Zugangs in Widerspruch zu den anderen treten muss. Die Natur-Therapie bleibt auf diese Weise „wild, lebendig und vielfältig.

    Vielfältige Einflüsse

    Die verschiedenen modernen naturtherapeutischen Strömungen entspringen in ihrem theoretischen Unterbau jedoch alle ähnlichen Quellen: Der Biologe E. O. Wilson veröffentlichte 1984 das Buch „Biophilia", in dem er argumentiert, dass unsere natürliche Neigung zu allem Lebendigen die Grundlage unserer Menschlichkeit sei. Mit seinen Ausführungen hat er die Grundlage für die Ökopsychologie (ecopsychology) geschaffen (Wilson 1990). Der US-amerikanische Historiker und Sozialkritiker Theodore Roszak kritisierte daraufhin Ende der 1990er mit seinem Werk „The Voice of the Earth die moderne Psychologie dafür, dass sie die ursprüngliche Verbindung zwischen Menschen und Natur nicht beachte, dass sie „urbanisiert sei und der „denaturierten" Umwelt entspräche. Die Entfremdung des Menschen von der Natur wird von Roszak dabei als Ursache für viele persönliche und gesellschaftliche Probleme definiert (Roszak 2001). Dass es sich dabei um mehr als eine bloße Sehnsucht handelt, machen die rasch wachsenden Erkenntnisse der empirischen Naturpsychologie deutlich. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise jungen Wissenschaftszweig, der sich vorzugsweise an nordamerikanischen Universitäten sowie vereinzelt auch in Europa etabliert hat, in Deutschland aber so gut wie unbekannt ist. Zu ihren Schrittmachern gehören Stephen und Rachel Kaplan von der University of Michigan sowie Roger Ulrich von der Texas A&M University und Frances Kuo mit ihrem Landscape and Human Health Laboratory an der University of Illinois. Sie und andere haben in den letzten drei Jahrzehnten eine Fülle von empirischen Daten über den psychisch wohltuenden Charakter von Naturkontakten jeder Art zusammengetragen.

    Neben anderen Pionieren der Natur-Therapie hat der israelische Psychologe Ronen Berger zusätzlich verschiedene Modelle aus Kunst-, Theater- und Gestalttherapie, aber auch aus dem Schamanismus und anderen Methoden der Naturvölker fusioniert, um die Natur psychotherapeutisch einzubeziehen. In Bergers Modell fungiert die Natur als Co-Therapeut, also als lebendiger und dynamischer Begleiter in der therapeutischen Arbeit. Sie hat dabei eine zentrale Rolle, um den therapeutischen Prozess zu induzieren und zu vermitteln (Berger 2008). In dieser Dreier-Matrix von Natur, Klient und Therapeut kann der Therapeut einerseits mit seiner Fachkenntnis, seinen Erfahrungen und seiner Anleitung im Vordergrund stehen und andererseits ganz in den Hintergrund treten, wenn er den Prozess zwischen dem Klienten und der Natur lediglich bezeugt oder vermittelt (vgl. ► Abschn. 2.​5). Bergers Ansatz hat viele aktuelle Anwender der Natur-Therapie inspiriert: Sie orientieren sich an dem enormen Erfahrungsschatz indigener Völker, ohne sich auf eine Kultur zu beschränken. Die Sammlung aus uralten Ritualen, Ideen und Sichtweisen klingt in den Ohren der Kritiker nach spiritueller Sinnsuche und Indianer-Romantik. Ihre Wirkfähigkeit wird aber von den Anwendern dadurch untermauert, dass der Mensch in diesen Kulturen auch eben durch diese Strategien Jahrtausende überlebt hat und so einen archaischen Teil unserer Seele erreicht, den moderne Therapien nicht ansprechen (Kalweit 2004, S. 22). So finden schließlich auch viele Survival-Fertigkeiten und Lehren aus der Wildnispädagogik ihren Weg in die Natur-Therapie. Theoretische Grundlagen der Natur-Therapie sind aber auch in der westlichen Philosophie vorhanden: Als einflussreiche Denker gelten beispielsweise Spinoza, Goethe, Schelling, Hegel und die Phänomenologen Husserl, Heidegger und Merleau-Ponty oder neuere Natur-Denker wie John O’Donohue oder Andreas Weber. Zudem haben sich viele Ansätze aus den buddhistischen und taoistischen Traditionen in allen Natur-Therapien etabliert. Der Achtsamkeitsbegriff nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und ist seit der Arbeit des MBSR-Gründers Jon Kabat-Zinn therapeutisch zugänglich geworden, ohne die Tabus und Regeln eines speziellen Glaubens übernehmen zu müssen (vgl. ► Abschn. 2.​10).

    Besonderheiten der Natur-Therapie

    In diesem Handbuch soll Natur-Therapie nicht neu definiert werden. Es soll aber als neuer Ansatz einer besonderen Form der psychotherapeutischen oder erkenntnisorientierten Begleitung in Zusammenhang mit Natur- und Wildnisaufenthalten vorgestellt werden, die sowohl in der Einzelarbeit als auch im Paar- und Gruppenkontext stattfinden kann und sich dabei von einer konservativen Psychotherapie in einigen wichtigen Punkten unterscheidet. Um eine Natur-Therapie zu beginnen, braucht es keine diagnostizierte Störung. Der Wunsch nach allgemeiner Lebensbewältigung, Erkenntnisgewinn, Selbsterfahrung oder Naturverbindung ist meist eher ausschlaggebend, um einen Naturtherapeuten aufzusuchen (Knümann 2019, S. 35). Im Gegensatz zur Arbeit in einem Therapieraum hat der Arbeitsraum Natur jedoch einen dynamischen und unvorhergesehenen Einfluss sowohl auf den Klienten als auch auf den Therapeuten und ihre Beziehung zueinander (vgl. ► Abschn. 1.1 und 2.​5). Auch die Ausführung ist dynamisch und beschränkt sich nicht auf ein klassisches Setting mit zwei Stühlen. Typisch sind eher ausgedehnte Wildnistrips, begleitet oder allein (vgl. ► Abschn. 5.​1.​4), Methoden im Gruppenkontext (vgl. ► Abschn. 5.​2) oder die Variation einer therapeutisch begleiteten Wanderung (vgl. ► Abschn. 5.​1.​3). Besonderheiten gibt es auch in der therapeutischen Beziehung : Wenn Klient und Therapeut gemeinsam in der Natur unterwegs sind, gehen sie meist nebeneinander und schauen in eine Richtung, was sie zu Verbündeten macht und die Beziehung „demokratisiert" (Berger 2008). Das gemeinsame Unterwegssein lässt dann für viele Klienten die professionelle Distanz kleiner werden, was es einerseits dem Therapeuten wesentlich schwerer machen kann, den Fokus auf die therapeutische Arbeit zu halten und in seinen angestammten Bahnen zu arbeiten. Andererseits macht dieser Umstand den Therapeuten für viele Klienten nahbarer, so dass es ihnen erheblich leichter fällt, eine Verbindung aufzunehmen, zu vertrauen, sich sicher zu fühlen und dadurch zu öffnen. Klient und Therapeut begegnen sich so in ihrer Menschlichkeit, was die Verbindung zwischen ihnen außerordentlich stärken und somit den therapeutischen Prozess begünstigen kann. Der Prozess selbst ist im Rahmen einer Natur-Therapie allerdings nicht immer kontrollierbar, da die Natur nicht statisch oder stringent ist, genauso wenig wie menschliche Emotionen oder menschliches Bewusstsein. Eine klare Arbeits- und Zeitstruktur und das geübte Feld der therapeutischen Methodik müssen hier einem Vertrauen in den Prozess und der Kreativität aus dem Moment heraus weichen. Der Klient erlebt sich dabei achtsam und ganzheitlich in seinen Gefühlen, Gedanken, Empfindungen, Wahrnehmungen, Projektionen und Handlungen als ein zugehöriger Teil dieser Welt. Er ist in diesem Umfeld dazu angehalten, mit seinen Ideen, Bedürfnissen und Vorschlägen aktiv am Prozess mitzuwirken. Sowohl Klient als auch Therapeut werden unter diesen Voraussetzungen jedoch oft mit Situationen konfrontiert sein, in denen sie nicht weiterwissen. Dies erfordert vom Naturtherapeuten zusätzliche Eigenschaften wie hohe Flexibilität, Kreativität, aber immer wieder auch das Aushalten der eigenen Hilflosigkeit. Darüber hinaus setzt Natur-Therapie nicht nur auf den klassischen therapeutischen Prozess, sondern integriert zusätzlich die innige Verbindung zwischen Mensch und Natur als weiteren heilsamen Faktor (vgl. ► Abschn. 2.​2 und 2.​3, ◘ Abb. 1.2).

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    Abb. 1.2

    Naturbelassene Orte, wie dieser Wasserfall, haben schon von sich aus eine therapeutische Wirkung auf die menschliche Psyche. (c)Alexander Klaeser

    An wen sich Natur-Therapie richtet

    Eine Natur-Therapie kann bei der einen Person höchst effektiv sein und Fortschritte auslösen, die mit einer gängigen Therapie nicht möglich gewesen wären, bei einer anderen Person scheint es hingegen einfach keinen Zugang zu geben. Kontraindikationen sind vor allem bei Menschen angezeigt, deren Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit durch eine Krankheit akut gestört sind, da sie die erforderlichen reflexiven Leistungen nur schwer erbringen können. Naturtherapeutische Interventionen richten sich daher an Menschen, die akute Stadien ihrer Krankheit überwunden haben, oder bei denen es möglich ist, aufgrund einer gezielten medikamentösen Behandlung deren Wiederkehr weitestgehend zu vermeiden. Damit sind Menschen gemeint, die eine Rehabilitation anstreben und bei denen diese aus medizinischer Sicht möglich ist. Natur-Therapie wird in der Praxis allerdings vor allem bei Menschen gewinnbringend angewendet, die sich im Sinne der Prävention, der Selbsterfahrung, für persönliches Wachstum oder zur allgemeinen Vergangenheits- und Problembewältigung für eine gemeinsame Arbeit entscheiden. Hier ist die Grenze zum Natur-Coaching fließend.

    1.4 Natur-Mentaltraining

    Anja Hume

    Der Begriff „Natur-Mentaltraining hat sich erst im Rahmen des vorliegenden Buches neu entwickelt und ist – genau wie „Natur-Coaching oder „Natur-Therapie – keine geschützte Bezeichnung. Die grundsätzliche Vorgehensweise des „mentalen Trainings oder auch „Mentaltrainings " stammt aus der Sportpsychologie und bezieht sich im Ursprung auf das gedankliche Durchlaufen eines gewünschten Bewegungsablaufs, damit ein Sportler diesen für die praktische Ausführung optimieren und dort automatisiert abrufen kann. Mittlerweile umfasst Mentaltraining allerdings ein sehr viel weiteres Methodenspektrum, nutzt dabei zusätzlich körperliche sowie emotionale Aspekte und wird zunehmend auch im privaten wie beruflichen Kontext eingesetzt. Es befasst sich vor allem mit dem Aufbau von mentaler Stärke, um Menschen dabei zu helfen, ihre persönlichen Zielsetzungen auch in schwierigen Situationen zu realisieren. Eine hohe Motivation reicht für die Umsetzung eines Ziels oft nicht aus (Achtziger und Gollwitzer 2018, S. 357), denn die Herausforderungen des beruflichen und privaten Alltags bieten viele Gelegenheiten, um in alte, unerwünschte und zielinadäquate Verhaltensmuster zu fallen. Mentale Stärke spielt hier eine wesentliche Rolle, da sie Menschen dabei unterstützt, für die Überwindung solcher Hindernisse zuverlässig auf persönliche Ressourcen und Kompetenzen zugreifen zu können.

    Natur-Mentaltraining baut auf diesem allgemeinen Verständnis von Mentaltraining auf und nutzt den Arbeitsraum Natur für bewusste wie unbewusste psychische und körperliche Prozesse, damit unsere Klienten tragfähige Ziele für sich entwickeln und die für mentale Stärke wichtigen Fähigkeiten „live" in konkreten Situationen üben können. Hier eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten, die in einem gut klimatisierten, trockenen und bequemen Seminarraum so nicht gegeben sind. Neben dem Erproben von Techniken zur Selbstregulation und Handlungssteuerung entwickeln unsere Klienten über die positiven Lernerfahrungen in der Natur zusätzlich neues Selbstvertrauen und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Beide Aspekte tragen zu einer allgemeinen psychischen Stabilität bei und stellen eine wichtige Basis für Gesundheit und persönliches Wohlbefinden dar.

    Mentale Stärke und exekutive Funktionen

    Mentale Stärke ist keine angeborene Fähigkeit, sondern für jeden Menschen erlernbar und basiert neurobiologisch betrachtet auf den exekutiven Funktionen des Gehirns. Dazu zählen in erster Linie ein leistungsfähiges Arbeitsgedächtnis, die Impulskontrolle (Inhibition ) und die kognitive Flexibilität, welche alle drei im Zusammenspiel selbstreguliertes Verhalten steuern. Als grundlegende Fähigkeiten ermöglichen sie, die Aufmerksamkeit zu lenken und sich zu konzentrieren, Störreize auszublenden, Entscheidungen zu treffen, planvoll und flexibel gleichzeitig vorzugehen und das eigene Handeln zu reflektieren sowie gegebenenfalls zu korrigieren. Nur, wer in der Lage ist, spontane Impulse zu unterdrücken und bestimmte Bedürfnisse für eine gewisse Zeit hinten anzustellen, wer sein angestrebtes Ziel nicht aus den Augen beziehungsweise aus dem Arbeitsgedächtnis verliert und wer flexibel reagiert, sich auf das Wesentliche fokussiert und sich nicht leicht ablenken lässt – nur derjenige ist auf Dauer erfolgreich (Kubesch 2016, S. 15). Aber auch die wichtigen Fähigkeiten, Stress und Angst zu regulieren, einen förderlichen Selbstumgang zu pflegen und für ein verträgliches Miteinander zu sorgen, bauen unter anderem auf gut ausgebauten exekutiven Funktionen auf.

    Im Rahmen eines Natur-Mentaltrainings schulen unsere Klienten diese exekutiven Funktionen mit entsprechenden Übungen und lernen dabei ihren Körper, ihre Gefühle und ihre Gedanken diesbezüglich als wertvolle Ressource kennen und einzusetzen. Wir nutzen hierfür unter anderem Vorgehensweisen aus dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®), der Erlebnispädagogik sowie aus dem Sportmental- und dem Achtsamkeitstraining. Die Natur bietet einzigartige Möglichkeiten, diese Methoden – teils angepasst und erweitert – anzuwenden und agiert dabei als ausgleichendes Umfeld, Inspirationsquelle und Pendant für die komplexen Herausforderungen des beruflichen und privaten Alltags zugleich. Alle Ressourcen, die unsere Klienten bei den praktischen Übungen im Rahmen eines Natur-Mentaltrainings einsetzen, bilden entsprechende neuronale Muster im menschlichen Gehirn (vgl. ► Abschn. 2.​7). Sie können auf andere Lebensbereiche im Alltag übertragen und dort als neue, zieldienliche Verhaltens-, Denk- und emotionale Routinen etabliert werden (Kubesch und Hansen 2017, S. 123). Die individuellen Lernprozesse unserer Klienten basieren somit vor allem auf den real gemachten Erfahrungen, aber auch auf rein mentalen Vorgängen wie dem unbewussten Lernen mit Erinnerungshilfen (vgl. ► Abschn. 6.​1.​8) oder dem bewussten Aktivieren neuer erwünschter neuronaler Muster im Rahmen der Visualisierungstechnik (vgl. ► Abschn. 6.​1.​12).

    Der Rubikon-Prozess

    Für die Verortung der im Praxisteil dieses Buches dargestellten Methoden aus dem Natur-Mentaltraining (vgl. ► Abschn. 6.​1, 6.​2 und 7.​3) dient der im Rahmen des Zürcher Ressourcen Modells entwickelte Rubikon-Prozess , eine Erweiterung des Rubikon-Modells aus der Motivationspsychologie (Achtziger und Gollwitzer 2018, S. 357 ff.). Der Rubikon-Prozess beschreibt in fünf Phasen den Weg, den der Wunsch eines Menschen vom unbewussten Bedürfnis bis zur zielrealisierenden Handlung durchläuft (Storch und Krause 2017, S. 87 ff.). In der praktischen Arbeit bedeutet dies, dass sich ein Klient zum Einstieg in ein Natur-Mentaltraining damit beschäftigt, was er verändern möchte und somit Motivation für die Erreichung eines bestimmten Ziels aufbaut – man spricht auch von einem motivationalen Prozess der Zielformulierung. In dem daran anschließenden volitionalen Prozess geht es darum, eine Handlungsabsicht durch entsprechende Selbststeuerung willentlich umzusetzen: es gilt zu lernen, innere und äußere Widerstände zu überwinden und die Aufmerksamkeit, Energie, Fähigkeiten sowie das eigene Wissen so zu koordinieren, dass ein gesetztes Ziel auch wirklich realisiert werden kann (vgl. ◘ Abb. 1.3).

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    Abb. 1.3

    Der Rubikon-Prozess im Natur-Mentaltraining. (c)Rechte bei Autoren (Quelle: In Anlehnung an Storch und Krause 2017, S. 89)

    Die fünf Phasen des Rubikon-Prozesses beinhalten im Einzelnen:

    Erste Phase: Nachdem der Klient zu Beginn des Trainings ein erwünschtes Ergebnisziel für sich festgelegt hat (vgl. ► Abschn. 6.​1.​3), erkundet er mit Hilfe eines Natursymbols, ob zu diesem bewusst vorhandenen Motiv zusätzliche unbewusste Bedürfnisse vorhanden sind. Beide Ebenen werden in die weitere Arbeit mit einbezogen und der Klient formuliert auf dieser Basis einen Wunsch für sein aktuelles Thema. Sein ursprüngliches bewusstes Motiv oder Ergebnisziel kann sich somit nochmals geändert und neue Aspekte hinzugewonnen haben.

    Zweite Phase: Mit dem Wunsch als Orientierung erarbeitet der Klient nun ein sogenanntes „Motto-Ziel", das als bildhafte und abstrakte Haltung zusammenfasst, wonach er strebt (vgl. ► Abschn. 6.​1.​3). Dieser Schritt entspricht in der Terminologie des Rubikon-Prozesses der Überschreitung des Rubikons – der entscheidende Schritt vom Wünschen und Abwägen zum wirklichen Wollen. Am Ende der zweiten Phase hat der Klient somit Prioritäten gesetzt, sich für ein Ziel entschieden, fühlt sich diesem tief verbunden und ist aus seinem Innersten heraus hoch (intrinsisch) motiviert, es umzusetzen. Da menschliches Erleben und Verhalten nicht nur bewusst gesteuert, sondern gerade auch durch un- und vorbewusste Wahrnehmungen und Antriebe maßgeblich bestimmt wird (Roth und Ryba 2019, S. 31), sind diese ersten beiden Schritte wichtig für ein selbstkongruentes Zielstreben. Kommt ein Klient schon in dieser stimmigen und motivierten Verfassung in ein Einzeltraining oder liegt der Schwerpunkt eines Trainings für Gruppen oder Teams im volitionalen Prozess, kann der Einstieg auch direkt mit der jetzt anschließenden dritten Phase erfolgen.

    Dritte Phase: Die dritte Phase des Rubikon-Prozesses befasst sich mit dem Aufbau und Training von Ressourcen , die einen Menschen dabei unterstützen, zieladäquat zu handeln. Unter Ressourcen verstehen wir im Natur-Mentaltraining alles, was ein Klient an Fähigkeiten, Wissen, Gewohnheiten, Ideen oder motivationalen Bereitschaften bereits mitbringt und im Rahmen der gemeinsamen Arbeit weiter entwickelt werden kann, wie etwa körperliche oder mentale Techniken zur bewussten wie unbewussten Selbstregulation und Handlungsteuerung.

    Vierte Phase: In der vierten Phase geht es um konkrete Handlungspläne und mentale Vorgehensweisen, um den Einsatz der eigenen Ressourcen im beruflichen oder privaten Alltag zu planen. Die dritte und vierte Phase dienen gemeinsam der Handlungsvorbereitung .

    Fünfte Phase: Die fünfte Phase widmet sich der Integration der gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen einer Abschlussreflexion sowie der Erläuterung von weiteren Maßnahmen, um den Transfer in den Alltag zu unterstützen.

    Trainingsformate

    Der Rubikon-Prozess dient als roter Faden für den Ablauf eines Natur-Mentaltrainings, muss aber nicht von Anfang bis Ende durchlaufen werden. Eine individuelle Konzeption und Durchführung ist vielmehr abhängig vom Format (Einzel-, Gruppen- und Teamsetting), der angestrebten Trainingsdauer und -wiederholung, der Ziel- und Auftragsformulierung sowie dem finanziellen Rahmen. So kann sich beispielsweise für die Begleitung einer Einzelperson ein mehrwöchiger Prozess mit umfassender Zielklärung und anschließendem Training zielgerichteter Kompetenzen anbieten, für eine offene Gruppe oder ein Team hingegen die Vermittlung von allgemeinen Selbstregulationskompetenzen im Rahmen eines einmaligen Tagesworkshops.

    1.5 Weitere benachbarte Arbeitskonzepte und naturintegrative Strömungen

    In diesem Buch stellen wir in erster Linie Konzepte, Hintergründe und praktische Anwendungen für Natur-Coaching, -Therapie und -Mentaltraining vor. Doch mittlerweile gibt es ein reichhaltiges Angebot von therapeutischen, sozialen oder pädagogischen Formaten, die die Natur mit einbeziehen oder den Anspruch haben, die Natur den Menschen näher zu bringen. International ist die Palette riesig. Dieser Abschnitt soll einen ersten Überblick verschaffen, in welchen Bereichen in Deutschland die Natur Einzug gehalten hat und professionell eingebunden wird.

    1.5.1 Natur-, Wildnis-, Erlebnispädagogik und Outdoortraining

    Anja Hume

    Das Bildungskonzept der Natur- und Umweltpädagogik ist entstanden als Antwort auf die zunehmende Verstädterung, Technisierung und Digitalisierung unseres Lebens und die damit verbundene Entfremdung des Menschen von der Natur. Ihr Ziel ist es, anhand eines intensiven Naturerlebens das Wissen über die Natur und ökologische Zusammenhänge persönlich erfahrbar zu machen, um somit eine tragfähige emotionale Basis zu schaffen für ökologisch sinn- wie verantwortungsvolles Handeln und Entscheiden. Methodisch arbeitet die Natur- und Umweltpädagogik vor allem mit sinnlichen, spielerischen, forschenden, kreativen und meditativen Erfahrungen. Im Schwerpunkt richtet sie sich dabei an Kinder und Jugendliche, wird aber auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt. Als Unterströmung hat sich in Deutschland in einer Reihe von Wildnisschulen die Wildnispädagogik etabliert, ein aus den USA stammendes Konzept, das Ende der 1980er-Jahre vor allem durch Tom Brown jr. und Jon Young geprägt wurde. Durch das Erlernen praktischer Fertigkeiten des Überlebens in der Wildnis und des gemeinschaftlichen Zusammenseins soll den Menschen – Kindern und Erwachsenen gleichermaßen – die Angst vor der Natur genommen und gleichzeitig das Wissen der Naturvölker bewahrt werden (vgl. ◘ Abb. 1.4).

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    Abb. 1.4

    Blindwalk – eine Übung sowohl aus der Wildnis-, als auch aus der Erlebnispädagogik. Die verbundenen Augen und die leitende Schnur helfen, sich ganz auf die anderen Sinne zu konzentrieren. (c) Andre Lorino

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    Abb. 1.5

    Pflanzenmedizin spielt eine bedeutende Rolle in der Naturheilkunde. (c)Alexander Klaeser

    Die Erlebnispädagogik basiert auf der von Kurt Hahn in den 1930er-Jahren entwickelten Erlebnistherapie und nutzt als erlebens- und handlungsorientierter pädagogischer Ansatz das Erfahrungslernen , um die Selbst- und Sozialkompetenzen eines Menschen zu fördern. Mit physischen, psychischen und sozialen Herausforderungen, die bevorzugt in der Natur oder im naturnahen Raum stattfinden, sollen Menschen Lernerfahrungen machen, die sie sowohl auf der geistigen, körperlichen wie auch seelischen Ebene beanspruchen (Heckmair und Michl 2012, S. 115). Mit dem Leitsatz „Lernen mit Kopf, Herz und Hand" versteht sich die Erlebnispädagogik als ganzheitliches Bildungskonzept (Heckmair und Michl 2012, S. 127) und exemplarischer Lernprozess mit dem Ziel, persönliche Erfahrungen mit Hilfe einer angeleiteten Reflexionsarbeit auf den konkreten Alltag übertragen zu können. Dabei sind Gruppenprozesse ein konstituierender Bestandteil, denn sie bieten zahlreiche Entwicklungschancen im Bereich des sozialen Lernens und eröffnen über zwischenmenschliche Begegnungen und Beziehungen neue Sichtweisen der Fremd- und Selbstwahrnehmung (Heckmair und Michl 2012, S. 150).

    Outdoortraining bezeichnet meist die Übertragung erlebnispädagogischer Maßnahmen aus der Sozialpädagogik in die Erwachsenenbildung und ist vorrangig eine Trainingsform der betrieblichen Weiterbildung in der Personal-, Team-, Organisationsentwicklung. Häufig geht es bei den Zielsetzungen darum, dass sich die Teilnehmenden ihrer gewohnten Handlungs- und Verhaltensweisen in Teamprozessen sowie ihrer Kommunikationsformen bewusst werden und unter Bezugnahme auf vorhandene Kompetenzen verändern. Auch wenn sogenannte Outdoortrainings teilweise in geschlossenen Räumen wie etwa Kletterhallen stattfinden (Kanning 2013, S. 34), nutzen sie in der Regel die Natur als Lernfeld und setzen sich aus Natursportarten, Übungen in künstlichen Anlagen sowie Vertrauens- und Problemlösungsübungen zusammen.

    1.5.2 Naturheilkunde

    Carsten Gans

    In mehreren Kapiteln dieses Buches sprechen wir von Heilung in Verbindung mit Natur. Schon alleine aufgrund der begrifflichen Nähe von Naturheilkunde zu verschiedenen Methoden, beispielsweise der Natur-Therapie, erscheint es den Autoren wichtig, zu beschreiben, welche Überschneidungen und Unterscheidungen hier gesehen werden können.

    Eine augenscheinliche Parallele gleich zu Beginn: So wie die in diesem Buch beschriebenen Arbeitskonzepte Coaching, Therapie und Mentaltraining den größten Teil ihrer Entstehung und Entwicklung ohne Natur vollzogen haben und nun in Verbindung mit Natur als innovativ und noch wenig erforscht gelten, so sind auch Naturheilverfahren eine eher junge Disziplin mit weniger Wirkungsnachweisen als andere Heilverfahren. Zumindest scheinbar, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel hilfreiche Rituale in indigenen Naturvölkern eine jahrtausendealte Tradition haben und dass bereits im frühen Mittelalter eindeutige Heilwirkungen bestimmter Pflanzen bekannt waren, die nun teilweise wieder entdeckt werden. Hier wie da verhilft eine zunehmende Anzahl an Studien einer größeren Anerkennung und Verbreitung. So wurde erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland in der Überarbeitung der Approbationsordnung für Ärzte erstmals der Querschnittsbereich „Rehabilitation, Physikalische Medizin und Naturheilverfahren als verbindlicher Teil der Lehre in den klinischen Ausbildungsabschnitt eingeführt. Seitdem wurden an etwa zehn deutschen Universitäten Professuren, Kompetenzzentren und Lehrstühle gegründet, unter anderem um Fachärzten in vielfältigen Weiterbildungen durch den Erwerb von Wissen und Fertigkeiten zu ermöglichen, die Zusatzbezeichnung „ Naturheilverfahren zu erlangen. Inhalte sind unter anderen: Bäderheilkunde, Bewegungs-, Atem- und Entspannungstherapie, Physiotherapie, Ernährungskunde und Fastentherapie, Pflanzenheilkunde sowie Grundlagen der Chronobiologie, teilweise mit Ansätzen und Methoden asiatischen Ursprungs, aus Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Ayurveda-Medizin oder Yoga-Therapie.

    Im Mittelpunkt des noch unscharfen Feldes der Naturheilkunde stehen nicht-technische Heilmethoden, die vor allem die Selbstheilungskräfte des Menschen aktivieren sollen und in Teildisziplinen auch Pflanzen und Tiere nutzen. Insofern können auch Gemeinsamkeiten von Naturheilkunde und Natur-Therapie erkannt werden unter anderem bei der Integration von Pflanzen, Tieren oder anderen Naturelementen wie zum Beispiel Wasser (Hydrotherapie) oder Erde. Außerdem wird sowohl in den Arbeitskonzepten des vorliegenden Buches als auch in der Naturheilkunde der ganzheitliche Ansatz verfolgt, der die Betrachtung und Integration aller Ressourcen der Ebenen Körper, Geist und Seele anstrebt. Wobei in der Naturheilkunde noch eine deutliche Verschiebung in Richtung körperlicher Gesundheit wahrgenommen wird, im Unterschied zur häufigeren Konzentration auf eher psychische und seelische Wirkungen vor allem in der Natur-Therapie (vgl. ◘ Abb. 1.5).

    1.5.3 Weitere Green-Care-Richtungen: Waldbaden, tiergestützte Konzepte, Gartentherapie

    Katja Dienemann

    Es gibt zahlreiche Aktivitäten, bei denen die belebte und unbelebte Natur zur Prävention, zur Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit, zur Rehabilitation, für pädagogische oder soziale Zwecke, zur Steigerung des Wohlbefindens oder zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt wird. Naturelemente können einzelne Pflanzen, ganze Ökosysteme, Tiere, Steine, Wasser, Luft, Landschaften etc. sein. Als Oberbegriff für praktische oder wissenschaftliche Aktivitäten und Initiativen dieser Art hat sich der Ausdruck „Green Care " etabliert (vgl. ► Abschn. 1.1). An dieser Stelle sollen exemplarisch einige weitere Green-Care-Konzepte umrissen werden.

    Waldbaden

    Beim Waldbaden werden der Wald und seine Atmosphäre mit allen fünf Sinnen achtsam wahrgenommen. Hauptziele sind Entschleunigung, Stressreduktion, Steigerung des Wohlbefindens und Förderung der Naturverbindung. Die Wurzeln dieses Ansatzes liegen in Japan, wo „Shinrin Yoku" Anfang der 1980er-Jahre von dem japanischen Land- und Forstwirtschaftsministerium zunächst mit dem Ziel etabliert wurde, Menschen den Wald als Wohlfühlort näherzubringen. Seitdem haben zahlreiche Studien die positiven physiologischen und psychologischen Wirkungen des Waldes belegt, wie Steigerung der Anzahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen (Li et al. 2010, S. 157 ff.), Senkung des Stresshormonspiegels und des Blutdrucks oder Aktivierung des für Ruhe und Erholung zuständigen Parasympathikus (Li 2018, S. 77; vgl. ► Abschn. 2.​2). Inzwischen wird Shinrin Yoku – um Aktivitäten wie Yoga oder Meditation erweitert – in Japan in zahlreichen Waldtherapiezentren angeboten (Miyazaki 2018, S. 64 f.). Waldbaden etabliert sich seit etwa 2016 mit unterschiedlicher Ausgestaltung auch in Deutschland. Bei Natur-Coaching, -Therapie und -Mentaltraining in und mit dem Wald profitieren Klienten und Teilnehmer von denselben physischen und entschleunigenden Effekten wie beim Waldbaden. Allerdings ist der Auftrag ein anderer. Menschen, die Natur-Coaching, -Therapie und -Mentaltraining in Anspruch nehmen, möchten diese positiven Wirkungen nutzen, um mit Hilfe von Fachleuten persönliche oder berufliche Fragestellungen zu lösen.

    Tiergestützte Therapie und tiergestütztes Training

    Menschen und Tiere haben seit jeher eine besondere Beziehung miteinander. Auf archaischer Ebene wirkt diese Beziehung trotz Phänomenen wie Digitalisierung und Massentierhaltung weiter. Tiere können trösten, entspannen, in Krisen helfen, motivieren, die Stimmung aufhellen, das Selbstwertgefühl fördern und vieles mehr. In der tiergestützten Therapie werden die vielfältigen positiven Wirkungen von Tierkontakten zur Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation genutzt, beispielsweise im Rahmen von Ergo- oder Psychotherapie, in Schulen, Kliniken oder Pflegeheimen (Otterstedt 2001, S. 21). Beim tiergestützten Training werden Tiere in der Regel eingebunden, um gezielt soziale und emotionale Kompetenzen bei gesunden Menschen zu fördern, beispielsweise Führungskompetenz mit Hilfe von Pferden oder Hunden als Feedback-Gebern (vgl. ◘ Abb. 1.6).

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    Abb. 1.6

    Geprüfter Therapiebegleithund als Feedback-Geber für gelungene verbale und nonverbale Kommunikation. (c)Daniel Herbold

    Gartentherapie

    Bei der Gartentherapie handelt es sich gemäß der Definition der Internationalen Gesellschaft GartenTherapie (Vollmer 2017, S. 11) um „eine fachliche Maßnahme, bei welcher pflanzen- und gartenorientierte Aktivitäten und Erlebnisse genutzt werden, um zielgerichtet Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt zu initiieren und zu unterstützen, mit dem Ziel der Förderung von Lebensqualität und der Erhaltung und Wiederherstellung funktionaler Gesundheit". Sie wird von therapeutisch, botanisch und gärtnerisch qualifizierten Fachpersonen mit einem entsprechenden Grundberuf durchgeführt, unter anderem Ergotherapeuten, Psychologen, Pflegekräften oder Biologen. Gartentherapie als begleitende ganzheitliche Therapie ist für viele unterschiedliche Zielgruppen geeignet. Einsatzbereiche sind beispielsweise Gerontologie, Rehabilitation, Psychiatrie, Institutionen für Behinderte und der Strafvollzug (Schneiter-Ulmann 2010, S. 28 f.). Die konkrete Arbeitsweise hängt vom Therapieziel ab, wie Gedächtnistraining, Verbesserung der Motorik, Stärkung des Selbstwirksamkeitsgefühls oder der sozialen Kompetenzen. Therapieorte sind in der Regel Gärten unter freiem Himmel, doch es werden auch Wintergärten oder Gewächshäuser genutzt.

    1.6 Methoden klassischer Coaching-, Therapie- und Trainingskonzepte, die auch in der Natur durchgeführt werden können

    In den Bereichen Coaching, Therapie und Mentaltraining gibt es Methoden und Arbeitsweisen, die von zahlreichen Experten der jeweiligen Richtungen geschätzt und anerkannt werden. Die Annahme des Autorenteams, dass viele Leser bereits über erworbene Kompetenzen und Erfahrungen in ihren favorisierten Arbeitskonzepten verfügen, führte zu dem Wunsch, diesen Kollegen einen besonders leichten Einstieg in den Arbeitsraum Natur zu ermöglichen, um sie in ihrem Erfahrungs- und Kompetenzraum abzuholen. Dabei nutzen die Autoren die von einigen gemachten Erfahrungen der eigenen Entwicklung „von drinnen nach draußen, die nach dem Erlernen expliziter „Indoor-Methoden eine Übersetzung von Übungen und Interventionen zur Anwendung in der Natur beinhaltete. Somit spielte mehrmals die Frage eine große Rolle: „Wie kann ich das draußen machen?". Während die meisten Übungen und Interventionen in den großen Praxiskapiteln (vgl. ► Kap. 4, 5, 6 und 7) weniger leicht und schnell umzusetzen sind, da sie zunächst einer veränderten Herangehensweise und Gestaltung eines neuen Rahmens bedürfen, ermöglichen die folgenden Hilfestellungen die einfache Anwendung bekannter Indoor-Methoden an der frischen Luft. Dabei gehen wir zunächst auf Gesprächsinterventionen ein, bevor wir beispielhaft einige Ansätze zur Übertragung von Neuro-Linguistischem Programmieren (NLP), Hypnosystemik, systemischen Aufstellungen mit Personen und dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) in die Natur beschreiben.

    1.6.1 Gesprächsinterventionen

    Katja Dienemann

    Die Gesprächsführung und das gezielte Stellen von Fragen sind wichtige Werkzeuge in Coaching, Therapie und Mentaltraining. Dies gilt gleichermaßen im Arbeitsraum Natur – mit dem Unterschied, dass hier auch die Natur verbal einbezogen wird, damit sie ihr Potenzial als wichtiges drittes Element (vgl. ► Abschn. 2.​5) und als kreativer Lösungsraum vollumfänglich entfalten kann. Das kann durch unterschiedliche Arten von naturbezogenen Gesprächsinterventionen geschehen:

    durch metaphorische Formulierungen seitens des Prozessbegleiters wie „Das klingt nach einem Riesenberg Arbeit."

    durch Aufgreifen von metaphorischen Formulierungen der Klienten. Beispielsweise kann der Prozessbegleiter auf „Ich habe das Gefühl, im Schatten meiner Kollegin zu stehen mit „Wie fühlt es sich an, in ihrem Schatten zu stehen? antworten oder mit einer Gegenmetapher „Wann hatten Sie das Gefühl, im Licht zu stehen?"

    durch metaphorische Fragen wie „Was würde Ihnen helfen, sich in diesen stürmischen Zeiten stabil verwurzelt zu fühlen?"

    durch naturbezogene zirkuläre, hypothetische oder lösungsorientierte Fragen wie „Was glauben Sie, würde die Brennnessel auf diese Frage antworten?, „Angenommen, dieser Fels könnte sprechen, was würde er den Beteiligten raten?, „Welche Fähigkeiten dieser Eiche hätten Sie gerne?, „Schauen Sie sich doch einmal um, und sagen Sie mir, was von dem, was Sie wahrnehmen, besonders gut zu Ihrer Frage passt.

    Besonders eindrücklich ist die Verbindung von sprachlichen Naturmetaphern mit passenden realen Gegebenheiten in der Natur, beispielsweise Lösungen für den Umgang mit einem „Riesenberg Arbeit" beim Anstieg auf einen realen Berg zu bearbeiten oder während des Gesprächs vom Schatten ins Licht zu wechseln.

    1.6.2 Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP)

    Katja Dienemann

    Das Neuro-Linguistische Programmieren (NLP ) wurde in den 1970er-Jahren von Richard Bandler, John Grinder und Frank Pucelik entwickelt (Grinder und Pucelik 2013). Ausgehend von der Frage „Wie tun Menschen, die außergewöhnlich gut in etwas sind, genau das? haben sie die exzellenten Therapeuten Fritz Pearls (Gestalttherapie), Virginia Satir (Familientherapie) und Milton H. Erickson (Hypnotherapie) bei ihrer Arbeit begleitet, deren Vorgehensweisen analysiert und die Erfolgsfaktoren abstrahiert (Andreas und Faulkner 1994, S. 47 f.). Diese wurden dann in Grundannahmen und „Formate gegossen, die lehr- und erlernbar sind. Die Vorgehensweisen aus dem NLP sind geradezu prädestiniert für den Freiraum Natur. Zum einen, weil sie mit Fragen wie „Was sehen, hören, spüren, riechen Sie, wenn Ihr Ziel erreicht ist?" stark sinnesorientiert sind und weil die Natur alle Sinne anspricht und aktiviert (vgl. ◘ Abb. 1.7) So haben Klienten dort einen besonders guten Zugang zu ihren Sinneskanälen und entsprechenden inneren Vorstellungen. Elemente, mit denen im NLP besonders häufig gearbeitet wird, sind die unterschiedlichen Wahrnehmungspositionen, die logischen Ebenen der Veränderung oder eine Timeline (vgl. ► Abschn. 4.​1.​11). Diese Elemente können Klienten in der Natur sehr plastisch darstellen, beispielsweise anhand von prägnanten Pflanzen oder Höhenunterschieden. Das lädt die Prozesse der Klienten wirkungsvoll auf.

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    Abb. 1.7

    Wohltuende äußere Sinnesreize unterstützen die eigene Sinneswahrnehmung. (c)Katja Dienemann

    1.6.3 Hypnosystemik

    Katja Dienemann

    Das hypnosystemische Integrationsmodell wurde und wird seit Anfang der 1980er-Jahre federführend von Dr. Gunther Schmidt entwickelt. Als Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie vereinigte er systemische Konzepte mit der kompetenzaktivierenden Hypno- und Psychotherapie nach Milton H. Erickson sowie weiteren kompatiblen Ansätzen wie Psychodrama und Körpertherapien zu einem flexibel einsetzbaren Ansatz (Schmidt 2014). Ein wichtiges Ziel hypnosystemischer Interventionen ist die Bildung hilfreicher Unterschiede im unwillkürlichen Erleben und bei der Aufmerksamkeitsfokussierung. Das unwillkürliche Erleben, das nicht für verbale Sprache zugänglich ist, kann in der Natur leicht über Metaphern, Gerüche, Geräusche, Bilder und Ähnliches angesprochen werden. Die körperliche Entspannung in einem wohltuenden Umfeld erleichtert den Zugang zu schlummernden Kompetenzen (vgl. ► Abschn. 7.​1.​8). Außerdem bietet die Natur viele Möglichkeiten, hilfreiche Unterschiede in der Aufmerksamkeitsfokussierung erfahrbar zu machen. Beispielsweise könnte der Klient damit experimentieren, das gewünschte Erleben zu aktivieren. Das kann durch eine aufrechte Körperhaltung, eine gerade Blickrichtung, eine tiefe Atmung, einen dynamischen Gang, das Betrachten von etwas Schönem oder Faszinierenden, das Riechen an einer duftenden Blume oder Ähnliches geschehen (vgl. ► Abschn. 4.​3.​7 und 4.​3.​9).

    1.6.4 Systemische Aufstellungen

    André Lorino

    Bei systemischen Aufstellungen oder Aufstellungsarbeit im Allgemeinen handelt es sich um ein Verfahren, das Beziehungen und Dynamiken innerhalb eines Systems sichtbar macht. Dahinter stehen Erkenntnisse aus der Systemtheorie , wonach innerhalb von Systemen bestimmte Ordnungen herrschen, sich seine einzelnen Bestandteile gegenseitig beeinflussen und miteinander in Wechselwirkung stehen. Entwickelt unter anderem von Virginia Satir, konzentrierten sich Aufstellungen ursprünglich auf Familiensysteme. Es ging darum, die aus der Familie resultierenden und unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen beeinflussenden bewussten und unbewussten Kräfte offenzulegen. Im Lauf der Zeit wurde dieser Ansatz von vielen Therapeuten weiterentwickelt und differenziert. So wurde die Aufstellungsarbeit auch auf andere Systeme übertragen, so etwa auf Organisationen (Organisationsaufstellungen) oder physische und psychische Strukturen (Strukturaufstellung). Im Ablauf wird ein Modell eines Systems mit freiwilligen Teilnehmern oder Objekten als Stellvertretern erstellt. Die Gruppenteilnehmer werden gebeten, entweder ein Familienmitglied, einen Mitarbeiter oder einen anderen entscheidenden Aspekt des Problems des Anliegenträgers (Klient) zu vertreten. Sie werden vom Klienten unter Anleitung des Therapeuten intuitiv oder nach eigener Stimmigkeit im Raum und in Beziehung zueinander positioniert. Die Stellvertreter können nun interagieren und machen die Blockaden und die Disharmonie eines Systems sichtbar. In einer Variante kann auch mit den konkreten, anwesenden Personen gearbeitet werden, die als sie selbst in die Aufstellung gehen (vgl. ► Abschn. 7.​2.​5). Wird mit Objekten im Einzelkontext gearbeitet, bestimmt der Klient die Stellvertreter anhand von Puppen, Stühlen oder sonstigen Gegenständen. Aufstellungsarbeit wird in erster Linie in Räumen abgehalten, um eine dichte und geschützte Atmosphäre zu garantieren, doch mittlerweile gibt es verschiedene Ansätze, das Verfahren in die Natur zu verlagern. So können beispielsweise Naturmaterialien als Stellvertreter-Objekte dienen oder zufällige Ereignisse miteinbezogen werden (vgl. ► Abschn. 4.​1.​12, 4.​3.​10 und 5.​1.​7). Die Naturtherapeutin Astrid H. Kreszmeier (2007, S. 173) sieht den Sinn einer Aufstellungsarbeit in der freien Natur erst dann gegeben, wenn der Ort mitsamt seiner besonderen Qualität, das Wetter und Symbolbedeutungen in der natürlichen Umgebung als Ressource mit eingebunden werden.

    1.6.5 Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®)

    Anja Hume

    Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM® ) ist ein ressourcenorientiertes Selbstmanagement-Training und beruht auf einer Kombination aus psychologischen und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zu menschlichem Lernen und Handeln. Es ist als allgemeinpsychologisches Modell konzipiert und bietet sich als wissenschaftlich fundierte Arbeitsgrundlage immer dann an, wenn Menschen ihre bewussten und unbewussten Bedürfnisse erkennen, ein selbstkongruentes Ziel für sich entwickeln und dieses motiviert umsetzen möchten. Das Zürcher Ressourcen Modell kann in der Coaching- und Beratungsarbeit genauso eingesetzt werden wie in der klinischen Psychologie, der Erwachsenenbildung und der Pädagogik (Storch und Krause 2017, S. 18 f.).

    Übertragen wir die Anwendung des Zürcher Ressourcen Modells in die Natur – so wie von Hugo Furrer in seinem Buch beschrieben (Furrer 2016) – erhalten viele methodischen Elemente eine zusätzliche Dimension und können in ihrer Wirksamkeit verstärkt werden. Vorrangig unterstützt die Natur dabei das achtsame Wahrnehmen von Körperempfindungen – den somatischen Markern (vgl. ► Abschn. 4.​1.​9) – , die Kommunikation mit dem Unbewussten und die neuronale Vernetzung im Sinne einer Multicodierung des neu entwickelten Haltungsziels (vgl. ► Abschn. 2.​7), genannt „Motto-Ziel" (vgl. ► Abschn. 6.​1.​3).

    Weitere Möglichkeiten sind:

    eine Tranceinduzierung im Gehen vor der Wahl des Natursymbols (vgl. ► Abschn. 2.​3),

    die sprachliche Formulierung von „Motto-Zielen" mit Hilfe von Naturmetaphern (vgl. ► Abschn. 6.​1.​3),

    die Natur als Ideengeberin für positive Assoziationen im Rahmen der Ideenkörbe zum ausgewählten Naturobjekt oder Landschaftsbild (vgl. ► 6.​1.​3 und 6.​2.​4),

    die körperlich erfahrbare Überschreitung des Rubikon (vgl. ► Abschn. 1.4),

    Naturobjekte als Erinnerungshilfen (vgl. ► Abschn. 6.​1.​8),

    die Natur als Vorbild oder Ort für das Embodiment (vgl. ► 2.​7), der Verkörperung des „Motto-Ziels",

    das Erleben und Reflektieren von Situationen, in denen das angestrebte „Motto-Ziel noch während des Trainings umgesetzt wurde (in der ZRM®-Terminologie sogenannte „A-Situationen)

    und Skulpturen mit Naturobjekten stellvertretend für das „Motto-Ziel".

    Literatur

    Achtziger A, Gollwitzer PM (2018) Motivation und Volition im Handlungsverlauf. In:

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