Topmanager sind einsame Spitze: Höhenflüge in dünner Luft
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Über dieses E-Book
Der von Insidern hoch geschätzte WP Sebastian Hakelmacher schreibt diesen einzigartigen, zeitlos satirischen Wirtschaftsbestseller den Lesern aus dem Herzen, die noch den "größten Rest von Vernunft" besitzen: Topmanagern, Wirtschaftsprüfern, Aufsichtsräten, Spitzenfunktionären, Würdenträgern und denen, die so etwas werden wollen. All diesen Unentbehrlichen bietet er unvergleichliches Rüstzeug für ihre hochqualifizierte Tätigkeit und gewitztes Chillen vom zehrenden Business-Stress.
Die upgedatete 7. Auflage hat die Themen "zahlenlose Rechenschaftslegung" und "neue Bürden für den Aufsichtsrat" im Gepäck, während sie die Corporate Governance "revisited". Dieses Buch eignet sich bestens als anregende Gabe für (Vorstands)Kollegen, Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer, Berater, Wissenschaftler und Dozenten und wird auch Anwärtern auf derlei Positionen wärmstens zum genüsslichen Edutainment empfohlen.
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Buchvorschau
Topmanager sind einsame Spitze - Sebastian Hakelmacher
Sebastian Hakelmacher
Topmanager sind einsame Spitze
Höhenflüge in dünner Luft
7. Aufl. 2020
../images/284915_7_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngSebastian Hakelmacher
Hamburg, Deutschland
ISBN 978-3-658-26345-4e-ISBN 978-3-658-26346-1
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26346-1
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 1992, 1996, 2010, 2013, 2018, 2019, 2020
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Titelfoto: stefanholm – stock.adobe.com
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Vorwort zur 7. Auflage
Topmanager sind Spitze – das ist das Beste, was sich über sie sagen lässt. Sie stehen an der Spitze eines Unternehmens und ganz oben auf dessen Gehaltsliste. Topmanager sind einsam, weil der Abstand zu den übrigen Unternehmensangehörigen sehr groß ist, sodass sie nicht selten von allen guten Geistern verlassen sind. Daher flüchten Topmanager gerne in den Aufsichtsrat anderer Unternehmen.
Das Buch befasst sich vor allem mit dem Schicksal und den Tätigkeiten von Topmanagern, Aufsichtsräten und Wirtschaftsprüfern, also mit Berufsgruppen, die sich häufig begegnen und sich aus Imagegründen zu permanenten Spitzenleistungen verpflichtet fühlen. Im Vergleich zur übrigen Prominenz wird bei dieser Zielgruppe der größte Rest wirtschaftlicher Vernunft vermutet.
Die in diesem Buch angesprochenen Schwächen des genannten Personenkreises sind diesem nicht exklusiv überlassen. Sie finden sich in ähnlicher oder verstärkter Form auch bei Spitzenfunktionären und Würdenträgern anderer Institutionen wie Parteien, Parlamente, Kirchen, Gewerkschaften sowie bei exaltierten Angehörigen freier Berufe (z. B. Juristen, Mediziner, Sportfunktionäre oder Ingenieure).
In der nunmehr vorliegenden 7. Auflage wurden die zeitlosen Texte überarbeitet und durch zarte Hinweise auf neue Ent- oder Verwicklungen aktualisiert. Außerdem wurden relevante Novitäten eingefügt, mit denen sich Topmanager, Aufsichtsräte und Wirtschaftsprüfer herumschlagen müssen. Die wissenschaftliche Anmutung der Beiträge, die in zahlreichen Fußnoten ihre Stütze hat, wurde beibehalten.
In Zeiten disruptiver Umweltentwicklungen und ständig erweiterter Anforderungen und Regulierungen bietet das vorliegende Buch Orientierungshilfen für verwirrte Spitzenkräfte und unschlüssige Aspiranten für Führungspositionen sowie für ihre verunsicherten Überwacher. Dem etablierten Topmanager erschließt es beachtenswerte Verhaltensregeln für eine lange Amtsdauer. Aufsichtsräten und Wirtschaftswissenschaftlern werden hilfreiche An- und Einsichten vermittelt, die sie nachdenklich stimmen sollten. Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern werden neue Perspektiven eröffnet, die für eine zeitgemäße Berufsausübung unerlässlich sind.
Schließlich ist das Buch ein unentbehrlicher Leitfaden für Alle, die mit Topmanagern zu tun haben und sie verstehen wollen.
Sebastian Hakelmacher
Winterhude
im Sommer 2019
Aus dem Vorwort zur 1. Auflage
1969 erschien mein Beitrag über „Neue Wege der Wirtschaftsprüfung in der Fachzeitschrift „Die Wirtschaftsprüfung
. Eine breite Zustimmung verwöhnter Leser veranlasste weitere ungewohnte Veröffentlichungen über moderne Wirtschaftsprüfung und zeitgemäße Unternehmensführung. Wenn man von zwei Mordversuchen, einer misslungenen schweren Körperverletzung und zwei glücklich beendeten Entführungen absieht, fanden meine Beobachtungen und Schlussfolgerungen stets die einhellige Zustimmung der Fach- und Halbwelt.
Dankbar bin ich für die väterlichen Zusprüche, die ich stets von den Herren Professoren Forster, Havermann und Scheffler erfahren habe, und die mir immer Ansporn, Herausforderung und Handreichung waren. Zu meinen, zum Teil für mich selbst überraschenden Erkenntnissen haben im Übrigen hervorragende Topmanager, Wirtschaftsprüfer und andere angesehene Institutionen in ungeahnter Weise beigetragen. Rückschlüsse auf lebende Unternehmen oder Personen ließen sich nicht vermeiden. Sie sind aber rein zufällig und beabsichtigt.
Sebastian Hakelmacher
Volksdorf 1992
Über den Autor
Das bewegte Leben von Sebastian Hakelmacher begann mit der Sturzgeburt auf der Kellertreppe der Unterhachinger Molkerei im Jahre 1969. Von da an ging es unbarmherzig treppauf. Auch die Bestellung zum Steuerberater und zum jüngsten Wirtschaftsprüfer Deutschlands konnte seine großartige berufliche Entwicklung nicht bremsen.
Als unerschrockener Wirtschaftsprüfer sah er allen Überforderungen mutig ins Auge und verjüngte nach mehrjähriger Prüfungs- und Beratungspraxis das Topmanagement international tätiger Konzerne. Mit zunehmender Dienstzeit wurde er ein älterer Topmanager. Heute genießt er als leicht ergrauter Zögling der korpulenten Gouvernante Ansehen und Respekt.
Sebastian Hakelmacher beobachtet unauffällig, aber lupenscharf Manager, Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer, Standardsetzer und Enforcer, deren Tätigkeiten er selbst mit großem Engagement ausgeübt hat. Kompetent schildert der in Wirtschaftskreisen wohlbekannte Unbekannte mit spitzer Feder und dem gebotenen ernsthaften Humor Arten und Unarten der Topmanager, Aufsichtsräte und Abschlussprüfer und erörtert Höhen und Tiefen der Corporate Governance und der Rechnungslegung.
Inhaltsverzeichnis
Teil I Höhen und Tiefen des Managerdaseins
1 Vom Teen-Ager zum Man-Ager 3
1.1 Aufstieg und Fall 3
1.2 Eigenarten der Manager 5
Managertypen 5
Spielzeuge der Topmanager 6
Zusammenfassung 7
1.3 Die Unerklärlichkeit fähiger Spitzenmanager 8
2 Die hohe Schule der Unternehmensplanung 11
2.1 Die Unternehmensplanung als Herausforderung für Topmanager 11
2.2 Die Bedeutung der strategischen Planung 13
2.3 Risikominimierung beim Soll-Ist-Vergleich 15
3 Die Rechnungslegung von Spitzenleistungen 19
3.1 Das Primat der Bilanzpolitik 19
Begriff und Ziele der Bilanzpolitik 20
Professionelles Bilanzmanagement 22
3.2 Die Säulen der Bilanzpolitik 23
Grenzsätze omnipotenter Bilanzpolitik 23
Bilanzstrategie 25
Die retardierende Bilanzpolitik 25
3.3 Die retardierende Redepflicht des Revisors 27
4 Zahlenlose Rechenschaftslegung 31
4.1 Erklärung zur Unternehmensführung 32
4.2 Nichtfinanzielle Erklärung 36
4.3 Ausblick 37
5 Der optimale Pensionspunkt für Spitzenkräfte 39
5.1 Zur Bedeutung des Pensionspunktes 39
Der Fokus 39
Das Pensionsalter 42
5.2 Lösungsansätze 43
Der Erklärungsversuch von Parkinson 44
Das deutsche Entsorgungsmodell 46
Zwischenergebnis 47
5.3 Pensionsreife und Pensionsbereitschaft 48
Die Bestimmung der Pensionsreife 49
Neue Anreize für die Pensionsbereitschaft 49
5.4 Schlussbemerkung 51
6 Treibjagd auf Topmanager und anderes Hochwild 53
6.1 Das Jagdfieber 53
6.2 Die Jagdopfer 54
6.3 Die Hege der Topmanager 56
6.4 Die Jagdgründe 57
6.5 Jagdwaffen und Sch(l)ussbemerkung 59
Teil II Unternehmensstrukturen und ihre Figuren
7 Strategies Follow Structures 63
7.1 Einführung 63
7.2 Der Charme des strategischen Managements 63
7.3 Der Status der Unternehmensstrukturen 66
7.4 Die Immunität der Strukturen 67
7.5 Das Tabu der Managementstruktur 68
7.6 Die Struktur erhaltenden Aufgaben des Topmanagements 70
Imagepflege 70
Unternehmensplanung 72
Rechnungslegung 73
Zufriedenstellung des Aufsichtsrates 74
7.7 Schlussbemerkungen 74
8 Going Concern oder der Konzernierungsdrang 75
8.1 Einführung 75
8.2 Die Diversifixion 76
Aktiv: Erwerb von Unternehmen 76
Passiv: Abwehr von Übernahmen 77
8.3 Das Leiden von Konzernen 78
Der Stil 78
Die konzerninternen Spannungen 79
Die postakquisitorische Phase 81
8.4 Konze(r)ntration in der Wirtschaftsprüfung 82
Der Nachahmungstrieb der Wirtschaftsprüfer 82
Der Hang des WP zur Größe 82
9 Hält die Holding, was von ihr zu halten ist? 85
9.1 Problemstellung 85
9.2 Ursprung und Wesen der Holding 86
9.3 Die Holding in Theorie und Praxis 88
Holdingarten 88
Die Werkstätten der Holding 91
Holdings in der Praxis 94
9.4 Zusammenfassung und Testfragen 96
10 Der Aufsichtsrat – ein sensibles Organ 99
10.1 Was ist der Aufsichtsrat? 99
10.2 Auftreten des Aufsichtsrates 101
10.3 Die Zusammensetzung des Aufsichtsrates 103
10.4 Die Aufsichtsratssitzung 106
10.5 Der Umgang mit Aufsichtsräten 108
11 Neue Bürden für Aufsichtsräte 113
11.1 Anzeichen stiefmütterlicher Behandlung 113
11.2 Trotziges Overboarding 114
11.3 Mehr Unabhängigkeit 116
11.4 Das Dilemma der Vorstandsvergütungen 118
11.5 Neue Zustimmungspflichten 120
11.6 Weitere Entwicklungen 121
12 Corporate Governance oder die korpulente Gouvernante 123
12.1 Die Vorgeschichte 123
12.2 Lückenerkenntnisse 124
Historische Vorbilder 124
Lücken bei der Corporate Governance 126
Lücken bei Kreditgebern 126
12.3 Der lückenhafte Aufsichtsrat 127
Die Überwachungslücke 127
Das Vorstands-Bestellobligo 131
Der diplomierte Aufsichtsrat 132
12.4 Der Abschlussprüfer als Lückenbüßer 134
12.5 Corporate Governance – revisited 135
Ungleich geliebte Corporate-Governance-Systeme 136
Die schwierige Position des Aufsichtsrats 138
Geschlechtervielfalt 138
13 Shareholder’s Value oder der Wert des Aktionärs 141
13.1 Der wertvolle Kleinaktionär 141
13.2 Sonstige Aktionäre 143
13.3 Aktionärsvertreter 144
Teil III Evolution der Wirtschaftsprüfung
14 Neue Wege der Wirtschaftsprüfung (1969) 149
14.1 Der Cash-Overflow 150
14.2 Rationalisierung der Prüfungsarbeit 151
14.3 Ausblick 154
15 Standortkalkulation für Wirtschaftsprüfer (1974) 155
15.1 Das Eingeständnis der Steuerberatung 155
Sorgenvolle Betrachtung der Steuerreform 155
Die Gefährdung der Kontrasttheorie 157
15.2 WP internäschonell (WPi) 158
16 Der integrierte Gesamt-Wirtschaftsprüfer (1980) 161
16.1 Das Primat der Rechnungslegung 161
Das „True and Fair View"-Konzept 162
Der Rechnungslegungsnotstand in Deutschland 163
16.2 Der Wirtschaftsprüfer der 80er-Jahre 164
Die Berufspflichten 164
Das RoKoKo-Verfahren 166
17 Die bilanzielle Entsorgung für die 90er-Jahre (1988) 169
17.1 Problemstellung 169
17.2 Die tragende Rolle des Wirtschaftsprüfers 170
Der priesterliche Hintergrund 170
Die Zukunft der Wirtschaftsprüfer 172
17.3 Die literarischen Aufgaben der Wirtschaftsprüfer 172
Der Bilanzrecht-Kommentar 172
Die Kundenorientierung 174
17.4 Antworten auf neue Fragen 175
17.5 Zusammenfassung 177
18 Wirtschaftsprüfung 2000 – Risiken und Chancen für Wirtschaftsprüfer ohne Furcht und Tadel (1995) 179
18.1 Einführung 179
18.2 Paradigmenwechsel der Rechnungslegung 180
Der Wandel 180
Panphobie oder nicht? 182
18.3 Ungeheure Anforderungen auf dem Gebiet der Beratung 184
Pflege der Fachsprache 184
Die Quintessenz der aktuellen Managementkonzeptionen 185
Die allerletzten Dinge 187
Die Steuerberatung 188
18.4 Ausblick 190
19 Aktuelle Umtriebe bei Corporate Governance und Rechnungslegung (2004) 193
19.1 Ursachen weiter im Dunkeln 193
19.2 Gewissenhafte Verwaltung von Corporate Governance und Rechnungslegung 196
19.3 Zentrale Themen der Corporate Governance 198
19.4 Zentrale Themen der Rechnungslegung 201
Neue Arten der Rechnungsleger 201
Der Daseinskampf der Standardsetzer 203
Einführung in die Welt der IAS/IFRS 205
Teil IV Meisterwerke der Wirtschaftsprüfung
20 Der Prüfungsbericht als sprachliches Kunstwerk 211
20.1 Das Kulturgut 211
20.2 Definition und Form des Prüfungsberichtes 212
Der Begriff 212
Berichtsformen 213
20.3 Allgemeine Berichtsgrundsätze und Berichtsstil 214
Grundsätze der Berichterstattung 214
Berichtsstile 215
20.4 Die Komposition des Prüfungsberichtes 217
20.5 Zweck und Inhalt des Prüfungsberichtes 218
Zweck der Berichterstattung 218
Gliederung und Inhalt 220
20.6 Schlussbemerkungen 221
21 Zustände der professionellen Unternehmensbewertung 223
21.1 Die kritische Ausgangssituation 223
21.2 Der Grundsatz der resultativen Bewertung 225
21.3 Der A- und der R-Wert eines Unternehmens 227
21.4 Der Erfahrungssatz des exzessiven Akquisitionswertes 228
21.5 Richtiges Verständnis des Going-Concern-Prinzips 230
22 Vom simplen Jahresabschluss zur anspruchsvollen Kapitalflussrechnung 233
22.1 Der Zweck der Kapitalflussrechnung 233
22.2 Inhalt der Kapitalflussrechnung 234
Der Finanzmittelfonds 234
Die Interpretation 236
22.3 Die Kapitalflussrechnung in den frühen Jahren 236
Mühsame Einführung 236
Versuche zur Optimierung der Fondsabgrenzung 237
22.4 Zukunftsweisende Perspektiven 238
23 Unternehmensberatung tut not! 241
23.1 Anlässe der Unternehmensberatung 241
23.2 Grundprinzipien der Unternehmensberatung 242
23.3 Auftragsbeschaffung 243
23.4 Auftragsdurchführung 245
23.5 Praktisches Beispiel: Management by Cash 247
23.6 Günstige Aussichten 250
Stichwortverzeichnis 251
Teil IHöhen und Tiefen des Managerdaseins
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
S. HakelmacherTopmanager sind einsame Spitzehttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26346-1_1
1. Vom Teen-Ager zum Man-Ager
Sebastian Hakelmacher¹
(1)
Hamburg, Deutschland
1.1 Aufstieg und Fall
Die Entwicklung vom Teen-Ager zum Man-Ager ist die Emanzipation des Mannes zur Führungskraft eines Unternehmens. Sie beginnt nach Lehre oder Studium mit dem Einstieg in ein Unternehmen oder eine andere hierarchisch gegliederte Institution. Nach dem Start als Assistent, Volontär, Angestellter, Arbeiter oder Beamtenanwärter kann jeder Manager werden; entweder durch eigenes Können oder durch die Dummheit der anderen. Auch Frauen steht dieser Werdegang offen.
Das Wort „Manager bezieht sich nicht nur auf männliche, sondern auch auf weibliche Führungskräfte. Es führt jedoch leicht zu Missverständnissen, wenn man Frauen mit „Miss Manager
anspricht. Der Begriff „Mis(s)management ist nicht dem weiblichen Geschlecht vorbehalten. Zur sprachlichen Vereinfachung sind in diesem Buch mit den in maskuliner Form angesprochenen Personen und Funktionsträger beide Geschlechter gemeint. Mit anderen Worten: Als „Bruder
gilt auch die „Schwester"¹ oder als „Manager auch die „Managerin
.
Nach der Ausbildung wird die berufliche Karriere bis zur (Früh-)Pensionierung durch das Peter-Prinzip ² geprägt: In der Hierarchie einer Organisation neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen. Für den „viel versprechenden Führungsnachwuchs³ eines Unternehmens ist das der Aufstieg zum Man-Ager bis zum „Vers-Ager
als hierarchische Endplatzierung. Aus dem Peter-Prinzip folgt, dass in einem erfolgreichen Unternehmen alle wichtigen Aufgaben von Personen erledigt werden, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben. Das sind jene unersetzlichen Mitarbeiter, die einen „anständigen Job machen" und nicht frustriert ihrer Beförderung entgegenfiebern.
Wenn der Berufsanfänger anstellig und engagiert ist, kann er schrittweise zum Fachmann, Manager und Topmanager aufsteigen.
Der Fachmann denkt nicht, er weiß. Er weiß, warum etwas nicht funktioniert oder wie es funktionieren würde, wenn er wüsste, warum etwas nicht geht.
Der Manager⁴ denkt, weiß aber nichts. Er denkt darüber nach, wie und womit er die ihm unterstellten Mitarbeiter auf Trab hält. Im Übrigen versucht er, die von ihm erwartete Übersicht zu behalten. Wenn er sie im Drang der Geschäfte verloren hat, entwickelt er unternehmerisches Gespür. Dieser Wandel deutet sich dadurch an, dass der Manager zunehmend in der Ich-Form spricht, zu Monologen neigt und spontan meist falsch entscheidet.
Wenn seine beruflichen Grundbedürfnisse immer mehr vom Geltungsbedürfnis geprägt werden, ist der Manager reif für die Beförderung zum Topmanager. Der Topmanager erspart sich das Denken, weiß nichts und verlässt sich auf sein unternehmerisches Feeling. In Notfällen vertraut er auf Berater.
Jede Managertätigkeit wird von Murphy’s Gesetz⁵ beherrscht: „Wenn etwas schiefgehen kann, geht es auch schief." In der Managementhierarchie heißt das: Je höher man die Leiter erklimmt, desto mehr Fehler kann man sich erlauben. Wenn schließlich nur noch Fehler gemacht werden, nennt man das Führungsstil. Der Führungsstil eines Unternehmens wird wesentlich von seinen Topmanagern geprägt. Wo sie auftauchen, klappt meist nichts. Zum Glück für das Unternehmen tauchen sie nicht überall auf.
Der Vers-Ager kommt auf allen Unternehmensebenen vor. Jede Beförderung im Unternehmen kann unter den genannten Gesetzmäßigkeiten Vers-Ager hervorrufen. Am ehesten bemerkt wird der Vers-Ager bei den unteren Chargen der Unternehmensangehörigen, weil deren Tätigkeiten konkret greifbar sind. Sie bleiben allerdings unentdeckt, wenn der Vorgesetzte ebenfalls ein Vers-Ager ist. Auf den obersten Führungsetagen ist der Vers-Ager durch sein Amt und die häufige Unaufmerksamkeit seiner Aufseher geschützt, sodass Topmanager in der Regel bis zur Katastrophe des Unternehmens in ihrem Amt bestätigt werden.
1.2 Eigenarten der Manager
Managertypen
Das Wesen oder Unwesen der Manager sowie Art und Umfang ihrer Entscheidungen werden wesentlich von ihrem Temperament bestimmt. Man unterscheidet folgende Manager-Typen:
Der Hyper-Dynamiker frönt der „Decision by Overdrive" und zeichnet sich durch provozierende Zielsetzungen für seine Untergebenen aus. Zugleich genießt er die bei seinen Kollegen ausgelösten Überraschungseffekte (Management by Fascination). Sachdienliche Hinweise, welche die mit seiner Entscheidung verbundenen Risiken aufzeigen, vermögen ihn zur Raserei zu bringen. Da er seinem Wesen entsprechend räumlich und zeitlich ausgedehnte Dienstreisen unternimmt, halten sich die von ihm erregten Anstöße in Grenzen.
Den temperamentsmäßigen Gegenpol bildet der bürokratische Phlegmatiker. Er vertraut auf die Allmacht der Administration. Dieser Manager-Typ führt nach der Bonsai-Methode: Jede aufkeimende Initiative wird sofort kräftig beschnitten. Wenn es einen Weg gibt, wichtige Entscheidungen zu verzögern, wird er ihn mit Sicherheit finden.
Das Gegenstück ist der optimistische Manager-Typ, der auch dann, wenn er die Übersicht verloren hat, den Mut zur Entscheidung hat. Er nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind. Für ihn gilt: Eine Fehlentscheidung auf Anhieb spart zumindest Zeit.
Der hochintellektuelle Manager weiß zu jedem Problem kluge Fragen zu stellen und schlägt scharfsinnige Lösungen vor, die nicht zum Problem passen. Er kann sogar ein Palindrom von rückwärts und fremde Akten über Kopf lesen. Bei Entscheidungen und insbesondere bei deren Umsetzung hält er sich zurück, um unbelastet durch neue kritische Fragen glänzen zu können.
Sein Pendant ist der Pragmatiker, der stets große Stücke auf sich selbst hält und für den Konzeption und Konfusion dasselbe sind. Er weiß, dass die Alternative zur Sackgasse der Holzweg ist und folgt ihm entschlossen.
Neben dem gemeinen Manager gibt es den distanzierten Konzern-Manager. Trotz seines latenten Informationsdefizits hält er sich für den einzigen Manager, der im Konzern den Überblick hat. Wenn er eine Stimme aus dem Konzern-Chaos hört: „Sei gelassen – es könnte schlimmer kommen", dann ist er gelassen – und es kommt schlimmer!
Das Allerletzte ist der Euro-Manager. Er entstammt einem Elternhaus mit gemischten Nationalitäten, hat an einer ausländischen Business-School studiert, ist mit einer Exotin verheiratet, trägt Flanellhosen von Saint Laurent und hält sich vornehmlich auf Airports auf. Er ist ein gesellschaftliches Ass mit eurotischer Ausstrahlung.
Noch wenig ernst genommen wird der Bio-Topmanager. Er fordert zur Belebung des Wirtschaftsstandortes Deutschland staatliche Zuschüsse für die von ihm erschlossenen alternativen Energiequellen und kämpft gegen den CO2-Ausstoß von Rindviechern.
Spielzeuge der Topmanager
Ein unwiderstehliches Spielzeug für den Topmanager ist die Planung,⁶ die in ihrem Kern auf das Ersetzen des Zufalls durch Irrtum zurückgeführt werden kann. Eine zeitgemäße Unternehmensplanung zerfällt in einen geheimen und einen praktischen Teil. Den okkulten Bereich nennt man auch strategische Planung. Sie verdankt ihren Sex-Appeal dem hohen Abstraktionsgrad, ihrer dezenten Unsicherheit und einem zeitlich unbegrenzten Planungshorizont.
Der praktische Teil beherzigt den Leitsatz: „Zuerst kommt das Geschäft, dann die Planung", d. h. die Planung wird erst im Planungszeitraum konkretisiert. Damit lassen sich Soll-Ist-Abweichungen minimieren. Für Pragmatiker ist das