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Die Flammende Liebe des Drachen
Die Flammende Liebe des Drachen
Die Flammende Liebe des Drachen
eBook409 Seiten5 Stunden

Die Flammende Liebe des Drachen

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Über dieses E-Book

Je tiefer die Gefühle, desto herausfordernder die Prüfungen.

Für Keira könnte das Leben eigentlich kaum erfüllender verlaufen, doch Aarons Vergangenheit lässt ihn an sich und seiner Liebe zu Keira zweifeln. Als der Prinz eines Tages Aaron um Hilfe beim Kampf gegen einen abtrünnigen Drachen ersucht, wird die Liebe des Paares auf eine harte Probe gestellt. Derweil stellen die Ereignisse auch Keira und ihre Schwester Anna vor ungeahnte Herausforderungen.
Anna wünscht sich nichts sehnlicher, als ihren eigenen Weg zum Glück zu finden, doch der einzige Mann, der ihr Zuwendung schenkt, ist Max, ein Angehöriger des Drachen-Clans. Attraktiv und selbstbewusst entgegnet er Annas Zurückweisungen und lässt dabei die Funken sprühen. Doch als Anna schließlich in die Konflikte des Clans verwickelt wird, rückt ihre einstige Abneigung gegen Max schnell in den Hintergrund - ihr Leben steht von nun an auf dem Spiel.

Können die Bedrohungen, denen Keira und Anna durch Aarons Todfeind ausgesetzt sind, abgewendet werden oder werden diese ihr Leben für immer zerstören?

Die flammende Liebe des Drachen ist der zweite Teil der Drachen-Saga.
Sichere dir die fesselnde Fortsetzung von Im Banne des Drachen und erfahre, wie die epische Geschichte ihren Lauf nimmt!

SpracheDeutsch
HerausgeberLinda K Hopkins
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9781778162916
Die Flammende Liebe des Drachen
Autor

Linda K Hopkins

As a child, I cared nothing for schoolwork. Instead, I passed the hours lost in some fantasy world, or had my nose buried in a book. Not much has changed! School has been replaced with other responsibilities, but I would much rather be day dreaming in the sun and capturing my imaginings on paper, than doing almost anything else!

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    Buchvorschau

    Die Flammende Liebe des Drachen - Linda K Hopkins

    Es war gerade erst Winteranfang, doch das Wetter war bereits eiskalt. Der Boden war schneebedeckt und die Flüsse und Seen waren mit einer dicken Eisschicht überzogen. Keira stand am Ufer des zugefrorenen Flusses und beobachtete die fünf Wölfe am gegenüberliegenden Ufer. Sie und Aaron, mit dem sie seit nunmehr drei Monaten verheiratet war, hatten eben einen Ausflug ins benachbarte Dorf unternommen, um ihre Eltern zu besuchen. Die beiden legten einen kurzen Halt im Wald ein, bevor sie ihre Heimreise nach Storbrook fortsetzten. Die Wölfe waren riesig - große, graue Bestien mit gelben Augen, welche sie im trüben Licht der Dämmerung wachsam und ohne zu blinzeln beäugten. Die Wölfe beobachteten das Paar mit großem Hunger, machten jedoch keine Anstalten, das eisige Ödland zu durchqueren. An der Spitze des Rudels stand das Alpha-Männchen, imposant und aufrecht, während ein kleineres Weibchen an seiner Seite verharrte. Die wilden Tiere waren hager, die Entbehrungen des Winters waren ihnen deutlich anzusehen. Das Männchen knurrte leise, seine Augen richteten sich jedoch nicht auf Keira, sondern auf die Gestalt, die hinter ihr stand. Eine Windbrise drehte sich, weg von Keira, in Richtung des Wolfsrudels. Die Ohren des Männchens richteten sich auf, als er seine Zähne fletschte und das Knurren lauter wurde. Das Weibchen bewegte sich nervös an seiner Seite, ihren Blick fest auf Keira gerichtet. Nach einem Moment machte sie einen zaghaften Schritt nach vorne. Das Knurren des Männchens wurde noch eindringlicher, aber die Wölfin ignorierte ihn und bewegte sich vorsichtig über das Eis.

    Keira konnte den heißen Atem der wilden Bestie hinter ihr spüren und ihre gewaltige Präsenz stellte eine undurchdringliche Barriere für eine Flucht dar. Die Bestie war unendlich viel gefährlicher als die Wölfe, doch Keira verspürte keine Angst. Stattdessen war ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf das kleine Rudel auf der anderen Seite des Flusses gerichtet und sie beobachtete die Tiere neugierig. Das Alpha-Männchen betrachtete die Bestie hinter Keira nervös und mit Argwohn, aber das Weibchen, das die Bedrohung offensichtlich nicht erkannt hatte, suchte weiter den Weg über das Eis. Keira war sich ihrer prekären Lage bewusst – wenn es den Wölfen gelingen sollte, sie zu erreichen, könnte sie in Stücke gerissen werden. Doch sie wusste auch, dass die Bestie hinter ihr die Wölfe angreifen würde, noch bevor diese zu nahe kämen. Die Wölfin wurde nun zusehends mutiger, ihre zunächst zaghaften Schritte wurden sicherer, als sie die Mitte des Flusses erreichte, wo ein schmaler Wasserkanal seinen Weg durch das Eis fand. Ein leises Knurren grollte hinter Keira hervor und die Wölfin hielt an, um die Bedrohung auszumachen und die Witterung aufzunehmen. Sie warf einen Blick zurück zu ihrem Gefährten, der noch immer am Flussufer stand, doch bevor sie zurückweichen konnte, schossen die Flammen über Keiras Kopf hinweg. Das Feuer erfasste das Fell der Wölfin und mit einem Aufschrei drehte sie sich um und rannte davon. Sie sprang zwischen den anderen Wölfen hindurch und verschwand zwischen den Bäumen, während der Rest des Rudels ihr nun flugs nacheilte.

    „Du hast diese Wölfin in Brand gesteckt", sagte Keira, den Blick immer noch auf die zurückweichenden Tiere gerichtet.

    „Empfinde besser nicht zu viel Mitleid, antwortete der Drache. „Sie hätte dich umgebracht, wenn du ihr eine Chance dazu gelassen hättest. Außerdem wird sie schon bald Abkühlung im kühlen Schnee finden.

    Keira drehte sich um, um den Drachen zu betrachten. „Wie andere wilde Tiere wollte sie nur ihren Hunger stillen."

    „Das ist wahr, erwiderte der Drache, „und wenn sie irgendein anderes Geschöpf in diesem Wald im Visier gehabt hätte, hätte ich nicht eingegriffen. Aber sie verzehrte sich nach dir, meine Liebste und das kann ich nicht zulassen.

    Keira lächelte und streckte ihre Hand aus, um die glatten Schuppen am Hals des Drachen zu streicheln. „Ich liebe dich", sagte sie.

    Der Drache lächelte und gab den Blick auf seine scharfen, spitzen Zähne frei. Seine Schuppen schimmerten und glänzten gülden im trüben Licht, während riesige Flügel gefaltet über seinem breiten Rücken auflagen. Ein mit Stacheln bewaffneter Schwanz wand sich um seinen Körper, die Spitze reichte über Keira hinaus und legte sich schützend um sie. Er beugte seinen langen Hals, senkte seinen massiven Kopf mit den scharfen Hörnern und begegnete ihr auf Augenhöhe. Seine Augen loderten so hell wie das Feuer, das aus seinem Mund gekommen war und sein Atem war heiß und moschusartig. „Und ich liebe dich, meine bezaubernde Gattin."

    Kapitel 2

    Keira blickte auf die Liste vor ihr und klopfte mit dem Schaft ihrer Feder gegen das Tintenfass. Ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster auf ihre Schulter und betonte das intensive Kastanienbraun ihres Haares. Sie rückte die Feder zurecht und fügte der Liste noch etwas hinzu, bevor sie das Schreibwerkzeug wieder weglegte und begann, vor sich hin zu dösen. Es war Adventszeit und da das Weihnachtsfest langsam, aber sicher näher rückte, wollte Keira sicherstellen, dass nichts in Vergessenheit geraten würde. Die Menüs für die Weihnachtszeit waren bereits mit der Köchin geplant worden, während Thomas damit beauftragt worden war, eine Gruppe zu finden, die die Bewohner und Gäste von Storbrook Castle unterhalten würde. Es sollte keine allzu große Veranstaltung werden – Keiras Familienangehörige waren als einzige Gäste vorgesehen – aber es war das erste Mal, dass sie das Weihnachtsfest mit Aaron feierte. Keira wünschte sich, dass alles perfekt sein würde.

    Sie lächelte vor sich hin, während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte, dann zuckte sie einen Moment später überrascht zusammen, als ein Paar warme Hände sich sanft auf ihre Schultern legten. Sie blickte mit einem Lächeln in Aarons gelbbraune Augen, der um den Stuhl herumging und seine Liebste mit einem liebevollen Kuss begrüßte. Als er sich einen Moment später zurückzog, war die Farbe seiner Augen einem Flammenmeer gewichen, was Keira daran erinnerte, dass der Mann, den sie geheiratet hatte, nicht wie andere Männer war. Direkt unter der Oberfläche seiner menschlichen Gestalt loderte eine Kreatur mit solcher Stärke und Kraft, dass die Menschen sich schon bei der Erwähnung des Tieres vor Angst verstecken. Der Gedanke daran erregte Keira und sie streckte die Hand aus, um das Biest näher an sich zu ziehen. Sie öffnete die Lippen und versank in einem leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände ergriffen ihr Haar, er schnappte nach Luft und schließlich wich er zurück, um sich an den Schreibtisch zu lehnen.

    „Du schienst sehr konzentriert bei dem zu sein, was du da getan hast."

    „Ich gebe nur meinen Plänen für Weihnachten den letzten Schliff, sagte sie. „Thomas hat eine Gruppe gefunden, die bereit ist, ihr Leben zu riskieren und in Storbrook für Unterhaltung zu sorgen. Tatsächlich weigerten sich die meisten Menschen, sich irgendwo in die Nähe von Storbrook Castle zu wagen, wo Gerüchten zufolge ein Drachen sein Versteck hatte. Was sie jedoch nicht wussten, war, dass der Drache sich in Menschengestalt verkleiden konnte, um sich unter sie zu mischen.

    „Thomas ist sicherlich einfallsreich, antwortete Aaron, „und scheint keine Bedenken zu haben, Gold aus der Schatzkammer des Drachen auszugeben. Ich frage mich, wie viel mich diese Unterhaltung kosten wird. In Aarons Ton lag ein widerwilliger Respekt vor seinem Verwalter, einem der wenigen Menschen, die die wahre Identität des Drachen kannten. Keira stand auf und legte ihre Arme um Aarons Hüften.

    „Ist der Drache wirklich so geizig, dass er ein paar Münzen für die Bewirtung seiner Gäste nicht verschmerzen kann?", fragte sie. Der Drache lachte und zog seine Frau fest an seinen massiven Körper.

    „Das einzige, was der Drache wirklich schätzt, bist du", sagte er. Seine Augen leuchteten dabei und er gab ihr einen weiteren Kuss. Einen kurzen Augenblick darauf verharrten sie Stirn an Stirn.

    „Es sieht so aus, als hätten wir zu Weihnachten einen weiteren Gast", sagte er und löste sich, um ihr in die Augen zu sehen.

    „Haben wir das? Cathryn und Favian?"

    „Nein. Max."

    „Max? Wer ist Max?"

    „Erinnerst du dich an Beatrix und James?, fragte er und Keira nickte. Beatrix war Aarons Tante. Sie und ihr Ehemann James waren einige Monate zuvor bei der Blutzeremonie von Keira und Aaron dabei gewesen. „Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, dass James zwei Kinder gezeugt hat, bevor er Beatrix kennengelernt hat? Wieder nickte Keira. „Max ist James‘ Sohn. Soweit ich gehört habe, erwirbt er sich in der Stadt einen guten Ruf bei der Arbeit mit seiner Harke. Das muss ihm wohl im Blut liegen, fügte Aaron zynisch hinzu. „Beatrix hat mich gebeten, nach ihm zu sehen, in der Hoffnung, dass ich ihn davon überzeugen kann, seine törichten Wege aufzugeben.

    Keira löste sich aus Aarons Armen. „Und, kannst du?"

    „Ich kann es nur versuchen. Als Meister fällt es mir zu, ihn zu erziehen."

    „Ich verstehe. Also, erzähl mir von ihm. Wie alt ist er?"

    „Er ist fünfunddreißig, charmant und gutaussehend. Die Frauen verehren ihn, seine Freunde bewundern ihn und seine Feinde, darunter die meisten Ehemänner der Stadt, sind eifersüchtig auf ihn. Er bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Rücksichtslosigkeit und Vorsicht, und es ist erstaunlich, dass er das Geheimnis dessen, was er ist, noch nicht in der ganzen Stadt verbreitet hat. Oder vielleicht doch, aber seine Freunde waren zu betrunken, um Notiz davon zu nehmen", fügte Aaron trocken hinzu.

    „Denkst du, dass es ihm helfen wird, aus der Stadt weg zu sein?"

    „Ich bin mir nicht sicher, aber Beatrix glaubt, dass ich ihn da beeinflussen kann, wo andere versagt haben."

    „Warum?"

    Aaron wandte sich ab und starrte aus dem Fenster, auf die Berge, rund um Storbrook. „Weil meine eigene Vergangenheit ziemlich launisch verlief", antwortete er schließlich.

    „Ja, aber Aaron, du hast die Menschheit abgelehnt. Du hast dich von Menschen ferngehalten. Du hast nicht mit ihnen getrunken und geschlemmt."

    „Du hast Recht, aber nur teilweise, sagte Aaron und drehte sich zu ihr um. „Viele Jahre lang habe ich die gesamte Menschheit gemieden. Aber für eine Weile, nachdem Favian mich aufgespürt und mich in die Menschenwelt gezwungen hatte, verfiel ich in das andere Extrem. Dies lag einerseits daran, dass mir das leicht fiel – Menschen fühlen sich von Drachen angezogen, ohne zu wissen warum. Andererseits passierte es, weil ich unbedingt Recht behalten wollte – damit, dass Menschen egoistisch und unverantwortlich sind und dass Liebe schwach macht. Ich habe Menschen benutzt und sie haben sich benutzen lassen. Ich nahm mir alles, was die Frauen zu bieten hatten. Ich bot ihnen kurzweiliges Vergnügen, das ihr Eheleben nicht zuließ. Aaron lächelte schelmisch. „Sie haben mich dafür geliebt!"

    Keiras Augen weiteten sich und sie holte tief Luft, als er fortfuhr.

    „Ich habe mit ihren Ehemännern getrunken, ein Getränk nach dem anderen und sie dachten, ich sei ein toller Kerl, obwohl ich sie beim Kartenspiel abgezogen habe. Und die Frauen konnten sich nicht von mir fernhalten – ich konnte um alles bitten und sie gaben es mir bereitwillig. Du siehst also, ich weiß, was Max tut – ich weiß, wie mächtig und wichtig er sich dadurch fühlt und ich weiß, wie bedeutungslos das alles ist." Keira trat einen Schritt zurück und hob ihre Hand, während Aaron auf sie zukam.

    „Ich wusste, dass du mit anderen Frauen zusammen warst, Aaron, aber eine verheiratete Frau?, fragte sie. „Wie viele?

    „Keira, sie haben mir nichts bedeutet. Und auch ich habe ihnen bestimmt nichts bedeutet."

    „Wirklich? Hast du nur einmal mit ihnen geschlafen oder hattest du andauernde Affären?"

    „Keira, bitte."

    „Sag es mir, Aaron."

    „Manchmal ein- oder zweimal, manchmal öfter. Aber Keira, das ist Vergangenheit. Sie bedeuteten mir nichts."

    „Aber du hast trotzdem mit ihnen geschlafen. Woher weiß ich, dass ich für dich nicht so bedeutungslos bin, wie sie es waren?"

    „Die Tatsache, dass ich dich geheiratet habe, sollte dir Beweis genug sein!, antwortete Aaron scharf. Er holte tief Luft und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich liebe dich, Keira, sagte er mit sanfterer Stimme. Er griff nach ihren Händen und hielt sie fest. Als Keira versuchte, sich wegzubewegen, kam er näher.

    „Ich kann Dinge, die ich getan habe, nicht rückgängig machen, so sehr ich es auch möchte, sagte er. „Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass du mein Herz erobert hast und dass es keine andere gibt, die ich jemals so geliebt habe, wie dich.

    Keira sah zu ihm auf, ihre Gedanken drehten sich um die Enthüllungen seiner Vergangenheit, aber als Aaron seine Arme um sie schlang, ließ sie sich von ihm an sich ziehen und legte ihren Kopf an seine Brust. Es schmerzte ein wenig, zu wissen, dass es vor ihr so viele andere gegeben hatte, aber sie konnte nicht an der Liebe zweifeln, die er für sie empfand. Sie standen einige Augenblicke schweigend da, bis sie das Thema wechselte.

    „Also willst du Max zu Weihnachten einladen?"

    Aaron nickte. „Aber nur, wenn du dich damit wohlfühlst, dass er hier ist."

    „Was ist mit Anna?"

    Anna. Der Name kreiste plötzlich über ihnen, da die Erinnerungen an das, was passiert war, zurückkehrten. Anna war im vergangenen Herbst von Edmund entführt worden, der geplant hatte, sie aus Rache an Keira und Aaron zu töten. Sie hatten die Jugendliche gefunden, bevor Edmund seine Drohung wahr machen konnte, aber seit dem Angriff war sie noch schwieriger und selbstsüchtiger geworden als zuvor.

    „Anna ist viel zu jung und naiv, um einen Mann wie Max zu interessieren, sagte Aaron, „und Max ist zu weltgewandt, um zuzulassen, dass ein unhöfliches und misstrauisches Mädchen wie Anna ihm unter die Haut geht. Ich würde niemals etwas tun, um Anna in Gefahr zu bringen. Ich habe sie und deinen Vater einmal im Stich gelassen, aber ich werde es nicht noch einmal tun. Ich vermute jedoch, dass sie Max ignorieren wird und er wird dasselbe tun.

    „Du bist nicht verantwortlich für das, was Anna passiert ist, Aaron. Ohne dich hätten wir sie nie rechtzeitig gefunden."

    „Wenn ich nicht gewesen wäre, antwortete Aaron trocken, „hätte Edmund sie nie ins Visier genommen. Es war meine Anwesenheit, die seine Eifersucht auf dich entfacht hat und er richtete seinen Zorn auf Anna, nur weil du außerhalb seiner Reichweite warst.

    Keira schüttelte den Kopf und war sich der Sinnlosigkeit bewusst, den Zwist fortzusetzen. „Los, lade Max zu Weihnachten ein, sagte sie. „Es wird schön sein, über die Feiertage mehr Gesellschaft zu haben und wenn er so charmant ist, wie du meinst, wird er eine willkommene Abwechslung in den tristen Wintermonaten sein.

    Kapitel 3

    Anna zog ihren Umhang fester um ihre Schultern und schlüpfte durch die Seitentür hindurch, um sich ihren Weg durch den Schnee zu der hinteren Ecke des Gartens zu bahnen. Die Luft war kalt und sie ballte ihre Hände zu Fäusten, um die Wärme in ihren Fingern zu bewahren. Vor ihr lagen die Gärten mit einer silberweiß schimmernden Decke überzogen, während hinter ihr die makellose Schneedecke von ihren Fußspuren durchzogen wurde. Die Bäume hatten ihre Blätter längst verloren und Reif haftete an den kahlen Ästen. Die zarten Kristalle funkelten in den schwachen Strahlen der Wintersonne und bildeten einen starken Kontrast zum tiefen Blau des Himmels. Stille lag in der Luft, nur die ein oder andere leise Stimme kam gelegentlich von einer aus der Richtung des hoch aufragenden Steinwalls, der die Mauern von Storbrook Castle bildete. Für Anna glichen die Mauern von Storbrook manchmal mehr einem Gefängnis als einem Zufluchtsort. In diesen Tagen verspürte sie das Bedürfnis, den dicken Mauern, dunklen Gängen und verrauchten Hallen zu entkommen. Während sie durch den Schnee schritt, füllte sie ihre Lungen mit der kalten Winterluft und beobachtete, wie ihr Atem eins mit der Umwelt wurde. Es war ruhig und friedlich und immerhin waren die dunklen, deprimierenden Gedanken früherer Tage weit entfernt.

    In der hintersten Ecke des Gartens stand eine Holzbank und Anna ginge geradewegs darauf zu. Der Sitz der Bank war unter einer dicken Schneeschicht begraben, glatt und unberührt, bis Anna mit ihrer Hand durch den dicken Pulverschnee wischte. Sie setzte sich vorsichtig hin – die Sitzfläche der Bank war kalt – bevor sie sich langsam anlehnte. Bei ihrer Annäherung war ein Rotkehlchen in die Äste eines nahe gelegenen Baums geflohen, aber nach ein paar Augenblicken flatterte es zurück zu Boden und suchte am Fuß des Baums herum, während Anna dabei zusah. Die Wintersonne schien schwach auf die glitzernde Landschaft herab und Anna hob ihr Gesicht, um die wärmenden Strahlen auf ihren Wangen zu genießen. Sie schloss die Augen und nahm die Gelassenheit des Augenblicks in sich auf.

    Ein Schrei im fernen Hof schreckte sie urplötzlich auf und rief schlagartig die Erinnerungen an ihre Entführung im vergangenen Herbst wieder hervor. Diese hatten nicht mehr die Macht, sie in Panik zu versetzen, wie sie es anfangs getan hatten, aber sie vermochten es noch immer, ein Gefühl der Unbehaglichkeit hervorzurufen. Sie war nichts weiter als ein Werkzeug in Edmunds Händen gewesen – eine Gelegenheit für ihn, sich an Keira für ihre Zurückweisung zu rächen. Als Anna ihm an diesem schicksalhaften Tag begegnet war, hatte er in ihr die Chance zur Vergeltung gesehen. Anna erinnerte sich nicht mehr an die einzelnen Ereignisse dieses schrecklichen Nachmittags, zumindest nicht während der wachen Stunden. Die Erinnerung daran, wie er sie durch den Wald gezerrt hatte, war jetzt nur noch verschwommen, aber sie konnte den Schrecken dieser Stunden noch nicht hinter sich lassen. Und obwohl sie sich nicht an den genauen Moment erinnern konnte, als Aaron gekommen war, um Edmund von ihr wegzuziehen, erinnerte sie sich doch an das Gefühl der Erleichterung, als ihr klar wurde, dass sie von ihm befreit und dass ihr Verfolger tot war.

    Es war Aaron gewesen, der sie an diesem Tag gerettet hatte, aber Anna konnte nicht umhin, ihn und Keira für alles, was passiert war, verantwortlich zu machen. Schließlich war es Keiras Zurückweisung von Edmund, die ihn dazu gebracht hatte, sich auf Anna zu konzentrieren. Und sicherlich hätte Aaron ihre missliche Lage früher erkennen müssen. Wenn er das getan hätte, hätte sie weniger Leid erfahren müssen. Doch die Schuld hörte nicht bei Aaron und Keira auf. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn Vater sich entschiedener gegen Edmund ausgesprochen hätte, sobald er Edmunds wahren Charakter erkannt hätte.

    E waren jedoch die Taten der Mutter, die am meisten schmerzten. Lange bevor er Anna ins Visier nahm, hatte Edmund Keira angegriffen, aber Mutter hatte an der Überzeugung festgehalten, dass es sich lohnte, den Sohn ihrer toten Freundin zu verteidigen, selbst wenn dies bedeutete, ihre eigene Tochter zu verleugnen. Wenn Mutter zu Keira gestanden hätte, hätte Edmund vielleicht nicht auf seinem Wahn bestanden, dass Keira sein Eigentum sei. Und Mutter wusste immer noch nicht, wie böse Edmund tatsächlich war. Vater hatte beschlossen, seine Frau zu beschützen, indem er sie über die schrecklichen Ereignisse, die Anna so tief getroffen hatten, im Unklaren ließ und so wusste sie nichts von Edmunds Plan, ihre Tochter zu töten. Vater wusste, dass Mutter die schreckliche Wahrheit über den Sohn ihrer besten Freundin nicht akzeptieren könnte. Edmunds Mutter war Jahre zuvor gestorben, aber als sie auf ihrem Sterbebett lag, hatte sie Annas Mutter angefleht, auf ihre Jungen aufzupassen. Anna vermutete, dass wenn Mutter Edmunds wahren Charakter erkennen würde, sie das Gefühl bekäme, ihre alte Freundin enttäuscht zu haben. Ihre Gedanken kehrten zu dem brutalen Angriff zurück und sie zitterte leicht. Sie hatte das Gefühl der Hilflosigkeit nicht vergessen, das sie überkommen hatte, als Edmund sie entführte - die Gewissheit, dass sie sterben würde und ihrem Schicksal ergeben war. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie wollte sich nie wieder so hilflos fühlen müssen. Und gewiss wollte sie nie wieder einem Mann auf diese Art ausgeliefert sein.

    Anna biss die Zähne zusammen und war zunehmend verärgert darüber, wohin ihre Gedanken sie führten. All dieses Grübeln machte sie wieder unglücklich und Anna hatte es satt, sich unglücklich zu fühlen. Sie wollte das alles hinter sich lassen, aber wohin sollte sie gehen? Sie wusste, dass sie nie wieder in ihr kleines Dorf zurückkehren würde. Irgendwie war sie diesem entwachsen. Die Mädchen, mit denen sie groß geworden war, wirkten jetzt albern und unreif und dachten nur an Jungen, Hochzeit und Kinder.

    Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste Anna zugeben, dass sie sich in einsamen Momenten fragte, wie es wohl wäre, verliebt zu sein. Einen Mann zu haben, der sie so lieben würde, wie Aaron Keira liebte. Doch in solchen Momenten dauerte es nicht lange, bis Anna sich daran erinnerte, wie die Taten eines Mannes sie leiden ließen. Es hatte keinen Sinn, einem Traum nachzujagen, der nur eine Illusion von Glück versprach. Sie würde einem Mann niemals genug vertrauen können, um den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Lieber würde sie für immer eine alte Jungfer bleiben. Als Anna dies ihrer Schwester beichtete, war diese entsetzt.

    „Aber Anna, hatte sie eingewandt, „man kann nicht das Verhalten aller Männer an dem von Edmund messen. Seine Handlungen waren nicht die Norm und er erhielt seine gerechte Strafe für sein Verhalten.

    „Bist du dir so sicher?, hatte Anna erwidert. „Was ist mit Witwer Brown? Einige sagen, er habe seine letzte Frau ermordet, obwohl ich nicht sicher bin, wie er das geschafft haben soll, da er kaum jemals nüchtern ist. Und Gwyns Vater schlägt ihre Mutter.

    „Ja, aber sieh dir Vater an, betonte Keira. „Er hat nie seine Hand gegen unsere Mutter erhoben und auch Aaron würde mir nie weh tun.

    „Zwei, Keira!, hatte Anna bemerkt. „Du kannst nur zwei anständige Männer nennen! Und Aaron zählt nicht! Also ein Mann. Das ist kaum eine glühende Empfehlung!

    „Es gibt noch viele andere, Anna", hatte Keira argumentiert, aber Anna war nicht überzeugt.

    „Vielleicht ja, Keira, aber ich will mein zukünftiges Glück lieber nicht aufs Spiel setzen."

    Anna zitterte erneut, als eine leichte Brise ihr Haar zerzauste. Obwohl es noch früher Nachmittag war, sank die Sonne bereits am westlichen Horizont herab und machte der endlos langen Winternacht Platz, die ihr dicht auf den Fersen war. Ihre Zehen fühlten sich durch die dicken, pelzgefütterten Stiefel allmählich taub an und sie wackelte mit ihnen, um das Blut wieder in Bewegung zu bringen. Schließlich stemmte sie sich von der Bank hoch und verfolgte ihre Schritte zurück. Das Licht, das in den Fenstern des Schlosses brannte, kam von einem Leuchtfeuer, das wohlige Wärme versprach und die eisige Kälte vertreiben sollte.

    Kapitel 4

    Eine Woche war vergangen. Es war ein klarer Wintertag, als Keira den Mauern von Storbrook den Rücken kehrte und sich in die verschneite Landschaft dahinter wagte. Sie hatte Anna überzeugt, sich ihr anzuschließen, um nach grünen Zweigen für die Weihnachtsdekoration im Schloss zu suchen. Begleitet wurden sie von Garrick, Köchin Neffen, der in Storbrook lebte und bei Bedarf im Hof oder im Stall half. Mit sechzehn war er ein ziemlich großer Junge, aber sein schlaksiger Körper erinnerte Keira eher an ein unbeholfenes Hengstfohlen. Sein sandfarbenes Haar war kurz geschnitten, während seine Nase und seine Wangen mit Sommersprossen übersät waren. Er sagte nicht viel, aber er hatte ein und ansteckendes Lächeln, das seine blauen Augen betonte.

    Garrick ging mit den beiden Damen einher und führte das große, schlecht gelaunte Maultier, das einen kleinen Schlitten hinter sich herzog. Keira bemerkte, dass Garrick oft in Annas Richtung blickte, während das Trio durch den Schnee stapfte. Dieser reichte ihnen fast bis zu den Knien und fiel manchmal in ihre Stiefel hinein, wenn sie ihre Röcke hoch hoben.

    Sie hatten gerade den Wald betreten, als Keira etwas Rotes ins Auge fiel. Sie schob einige Äste beiseite und bemerkte purpurrote Beeren, deren Kontrast sich vom unschuldigen Weiß des schneebedeckten Bodens abhob. Wachsgrüne Blätter schützten die Beeren mit scharfen Dornen, und Keira drängte sich durch die tiefen Verwehungen näher. Sie beugte sich vor, um nach dem Ast zu greifen. Ein hoher Baum bewachte die Stechpflanze, seine dicken Äste waren mit Schnee beladen und als sie sich an einem Ast vorbeischob, der zwischen ihr und ihrem Ziel stand, rutschte der Schnee von den Nadeln und landete auf Keiras Kopf, bedeckte ihren Hals und ihre Schultern, er glitt bis in den Ausschnitt ihres Kleides. Sie kreischte und fuhr in plötzlichem Schock zusammen, was dazu führte, dass sich nur noch mehr Schnee löste und über sie herein brach. Anna lachte laut auf und wich stolpernd zurück, als Keira böse die Augen verengte. Garrick konnte kaum mehr an sich halten vor lachen und so nahm Keira eine Handvoll Schnee, formte eine Kugel und warf.

    Der Schnee klatschte gegen Annas Brust, doch Keira warf direkt eine weitere hinterher und traf den ahnungslosen Garrick direkt zwischen den Schultern. Nun war es Keira, die lachte. Garrick drehte sich und blickte sie überrascht an, als ihn eine weitere Salve Schnee im Gesicht erwischte. Nun sammelte auch er eine Handvoll des weißen Puders auf - er war ganz klar auf Rache aus. Gelächter hallte durch den Wald, als Schnee wie Feenstaub durch die Luft glitzerte und die drei Kontrahenten mit einem feinen Puderzucker bedeckte. Dieser wurde schnell zu kleinen Wassertropfen auf ihnen, bis Keira sich schließlich mit erhobenen Händen ergab.

    „Hör auf, keuchte sie, „genug. Ein weiterer Schneeball traf sie an der Schulter und sie sank lachend zu Boden. Die anderen beiden folgten schnell ihrem Beispiel. Ein Schatten zog über sie hinweg und Keira blickte auf, um die Gestalt eines Drachen hoch oben am Himmel zu erblicken. Während dieser um sie herum kreiste, blinzelte Keira dem Sonnenlicht entgegen, um dessen Farbe zu erkennen, doch es war zwecklos. Ihre Aufmerksamkeit wurde sogleich wieder auf ihre Begleiter gelenkt, als Annas Stimme dazwischen schrie.

    „Vorsicht, du Blödmann! Du wirst mir noch wehtun!"

    Keira blickte auf und sah, dass Garrick Anna mit einer Gartenschere in der Hand gegenüberstand.

    „Du hättest dich nicht bewegen sollen", sagte er.

    „Und du hättest vorsichtiger sein sollen!", erwiderte sie.

    „Kinder, bitte", sagte Keira, hob die Hände und grinste, als sie sich beide umdrehten, um sie anzustarren. Garrick senkte schnell den Kopf mit einer gemurmelten Entschuldigung, aber Anna starrte ihre Schwester noch einen Moment lang an und wandte sich schließlich halbherzig beleidigt ab.

    „Garrick, kannst du diesen Tannenzweig abschneiden?, fragte Keira und deutete auf den einst schneebedeckten Ast. „Und auch ein paar Stechpflanzenzweige. Sie führte Garrick zu den Ästen und Stängeln, die sie für ihre Zwecke für geeignet

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