Der Wiener Alltagspoet fährt U6
Von Andreas Rainer
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Über dieses E-Book
Seit vier Jahren hört Andreas Rainer Wien nun schon zu und sammelt Kleinode aus der Großstadt für seine Seite Wiener Alltagspoeten. Nun hat er selbst zur Feder gegriffen - und einen Fahrschein für die U-Bahn gelöst: In 17 Geschichten im Takt der U6 zeichnet er das Bild einer Stadt, in der man mit Prunk um sich wirft, während zwanzig Meter weiter bereits die Welt untergeht.
"Wer durch Wien geht, streift unzählige Schicksale und Alltage. Tragödie und Komödie liegen nebeneinander auf der Straße. Irgendwann dachte ich mir: Das muss man aufschreiben. Für all die Alltagspoeten da draußen." Andreas Rainer
Andreas Rainer
Andreas Rainer ist der Wiener Alltagspoet. Er verbrachte drei Jahre in Nordamerika, wo er im Montreal Holocaust Memorial Centre seinen Zivildienst absolvierte und danach mittels Fulbright Stipendium am Bard College und der University of Connecticut unterrichtete. Nach sechs Jahren als Marketing Director für eine Social Media Plattform aus San Francisco beschloss er 2017, diese Karriere hinter sich zu lassen, um seinen Traum vom Schreiben zu verfolgen. Noch im selben Jahr gründete er die Instagram Seite Wiener Alltagspoeten auf der er seitdem Zitate und Beobachtungen aus dem Alltag Wiens für mittlerweile 180.000 Follower veröffentlicht. Was als kurzzeitiges Experiment geplant war, wurde zu einer der meist gelesenen Seiten Österreichs. Heute verbringt er seine Zeit als Autor und mit dem Sammeln von Alltagspoesien.
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Rezensionen für Der Wiener Alltagspoet fährt U6
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Buchvorschau
Der Wiener Alltagspoet fährt U6 - Andreas Rainer
„Bitte alle einsteigen"
Eine der ersten Einsendungen, die ich nach der Gründung der Wiener Alltagspoeten erhalten habe, lautete: „Welche Institution in Wien enthält Vertreter aus mehr als 190 Staaten?" Die Antwort lautet: die U6. Bis zum heutigen Tag habe ich dieses Zitat nicht veröffentlicht – vielleicht habe ich es mir für dieses Buch aufgehoben.
Die U6 durchquert die Stadt nicht nur geografisch von Norden nach Süden, von Transdanubien bis Liesing. Sie bildet auch mental einen Querschnitt durch Wien. Wer wissen möchte, wie Österreichs Hauptstadt wirklich lebt, atmet und riecht, der muss nur einsteigen und mitfahren. Auch wenn der Kebabgeruch mittlerweile durch das Essverbot (weitestgehend) eliminiert wurde, und selbst wenn einige der Geschichten über Wiens sagenumwobene U-Bahnlinie vielleicht doch nur Legenden sind, ist die U6 für die Wiener ein dankbares Thema: Jeder kann mitreden, und jeder hat diese eine, wahnwitzige Anekdote, die stets nach dem dritten Bier ausgepackt wird, und von der man selbst nicht so genau weiß, ob sie tatsächlich so stattgefunden hat. Ihr Ruhm reicht dabei weit über die Grenzen der Stadt bis hinein in entfernte Bundesländer. Manchmal beobachte ich Schülergruppen aus der Steiermark oder Tirol, die zum ersten Mal in ihrem Leben U6 fahren. Gespannt warten sie darauf, dass eine der vielen Anekdoten, die sie im fernen Spielberg oder Wörgl gehört haben, vor ihren Augen Wirklichkeit wird.
Vielleicht habe ich selbst einen kleinen Teil zur Bildung dieses Mythos beigetragen, schließlich bietet die U6 auch die Bühne für etliche Zitate meiner Wiener Alltagspoeten. Für dieses Buch habe ich aber beschlossen, das Zuhören sein zu lassen, das Mikrofon auf Pause zu stellen. Hier geht es nicht um die Geschichten der Menschen da draußen, sondern um die einer einzigen Person: von mir selbst.
Da die folgenden Beobachtungen im Lauf vieler Jahre erlebt wurden, wird in einigen von ihnen noch in Lokalen geraucht, in der U-Bahn gegessen und ohne Maske gefeiert. Manche der erwähnten Schauplätze sind mittlerweile umgebaut, renoviert oder abgerissen worden, sodass sie der eine oder andere jugendliche Leser vielleicht gar nicht erkennen wird. Ich nehme euch nicht nur mit quer durch die Bezirke Wiens, sondern auch durch die letzten zwanzig Jahre dieser Stadt – und meines eigenen Lebens. Wien ist geduldig, die Stadt lässt jeden in ihr leben und jeden über sie schreiben. Sie war Schauplatz so vieler Erzählungen, Theaterstücke, Filme und Romane. Unzählige kleine und große Kleinode sind von ihren Straßen aufgesammelt und festgehalten worden. Die folgenden Texte mögen deshalb im gesamthistorischen Kontext kaum ins Gewicht fallen. Vielleicht sind sie nur winzige Leuchtpunkte inmitten eines Lichtermeers an Erzählungen. Doch sie alle zusammen sind die Geschichten meines Lebens.
Wien hat viel zu erzählen. Doch wenn der Lärm der Stadt zu viel wird, setzt sogar der Wiener Alltagspoet manchmal die Kopfhörer auf. Der Soundtrack zum Buch.