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Tod, Leben und dazwischen
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Tod, Leben und dazwischen
eBook56 Seiten42 Minuten

Tod, Leben und dazwischen

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Über dieses E-Book

Der Tod - ein Thema, mit dem sich wohl niemand gerne auseinandersetzt. Doch es ist nicht nur Schlechtes, das er mit sich bringt. Denn er ist auch fähig zu verändern, Erkenntnis zu schenken, zusammenzuführen, zu versöhnen ...

Und genau damit beschäftigen sich die fünf Kurzgeschichten dieses Bandes: Mit dem - wenngleich manchmal auch nur zarten - Licht am Ende eines dunklen Tunnels.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum20. Sept. 2019
ISBN9783750206014
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    Buchvorschau

    Tod, Leben und dazwischen - Nadja Harsch

    Tod, Leben und dazwischen

    Das Pfeifen in der Stille

    Ewig nur ein Versprechen

    Späte Erkenntnis

    Verloren im Sand

    Hölle in 0,3 Sekunden

    Impressum

    Das Pfeifen in der Stille

    Schon als Kind hatte ich gewusst, dass mich keiner haben wollte.

    Elena schluckte. Sie saß auf dem Dachboden eines Hauses, das bereits um 1900 erbaut wurde. Bei jeder Bewegung knarrten die Holzdielen unter ihr; es roch feucht und modrig und der herbstliche Wind, der draußen auf der Straße goldgelbe Blätter umherwirbelte, zischte durch jede Rinne und Ritze des undichten Daches.

    Vor gut einer Stunde war Elena die schmale ausklappbare Treppe zum Speicher hinaufgeklettert, um verstaubte Umzugskartons auszumisten. Dabei hatte sie sie entdeckt: Die Briefe, von denen einer nun in ihrer Hand zitterte.

    Eine schwarz verblasste Schleife hatte die Umschläge aneinandergehalten, auf dessen Vorderseiten der Verfasser jeweils lediglich eine Zahl zwischen eins und fünf notiert hatte; einen Absender oder Adressaten gab es nicht. Elena hatte das Band behutsam aufgezogen und vier Briefe neben sich auf den Boden gelegt; den mit der Ziffer eins darauf hatte sie in der Hand behalten und schließlich geöffnet. Eine kleine krakelige Handschrift war auf einen einzigen vergilbten Blatt Papier zum Vorschein gekommen. Die sind ja ... von Michael!, hatte Elena gemurmelt und den Brief zunächst zu den anderen auf den Boden gelegt. Von der Seite her hatte sie ihn betrachtet, die Brauen aneinanderziehend. Sie hatte gezögert. Durfte sie diese Briefe lesen? Doch, Elena hatte den Kopf geschüttelt, sie konnte nicht anders. So hatte sie den Brief wieder in die Hände genommen, sich gegen einen Stützbalken gelehnt und flüsternd zu lesen begonnen.

    Nun saß sie da, das zitternde Papier in ihrer Hand betrachtend. Noch einmal überflog sie den ersten Satz, ehe sie leise weiterlas:

    Zunächst war es lediglich ein Gefühl, das sich immer mehr in meiner schmerzenden Brust ausbreitete. Doch irgendwann, es war ein kalter Tag im Dezember, kurz vor Weihnachten, wurde aus meinem Gefühl bittere Realität. Meine Eltern stritten sich an diesem Tag, wie so viele Male zuvor, da hörte ich es eindeutig: Dass ich ein Unfall war, den meine Eltern nie auf der Rechnung hatten. Wegmachen war damals nicht mehr möglich gewesen, da meine Mutter mich erst bemerkt hatte, als es fürs Wegmachen schon zu spät war. Zunächst begriff ich gar nicht. Doch mein Bruder, der vier Jahre älter ist als ich und der mich offenbar ebenfalls nicht hat haben wollen, hat mir - und das nicht gerade zimperlich - erklärt, was das zu bedeuten hatte ...

    Elena ließ den Brief in ihren Schoß sinken und blies Luft durch zitternde Lippen. Sie lauschte einen Moment mit geschlossenen Augen dem pfeifenden Wind, der nicht nur draußen sein Unwesen trieb; dann las sie weiter:

    Kein Wunder verachteten mich meine Eltern. Schließlich war ich nur ein Störfaktor, der nervte und Geld kostete. Stets warfen sie mir an den Kopf, was sie alles an mir hassten. Da gab es nichts, nicht einmal einen Hauch von etwas, das sie zu mögen schienen ...

    Irgendwann kam dann die Schule. Zunächst war ich froh, endlich einmal raus zu kommen aus dieser Hölle. Doch dann? Was soll ich sagen? Schule war scheiße!

    Alle hänselten mich immer und überall. Wegen meines ungepflegten, schlampigen Aussehens. Wegen meiner ungeschnittenen Haare. Meinem Sprachfehler, einem leichten Stottern; wegen meinem Geruch. In die Mülltonne steckten sie mich, schmierten meinen Stuhl mit Farbe oder Kleber voll, halfen mir nicht, wenn ich vom Klettergerüst zu fallen drohte. Wenn ich dann noch stinkender als ohnehin nach Hause kam, mit beschmutzter klebriger Hose oder

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