Aufbereitung der Geschehnisse rund um die Loveparade-Katastrophe am 24.7.2010 in Duisburg,: 1. Teil
Von Antonia Colloni
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Über dieses E-Book
Mit Zitaten, die man so noch nicht gehört oder längst wieder vergessen hat: die O-Töne der (Un)-Verantwortlichen, der Macher, Promoter und Supporter der weltgrößten Musikveranstaltung, umsonst und draußen auf umzäunten Gebiet - die größte Jugendparty der Welt in einem Tunnel, in Käfigen, auf einem Schotterplatz!
Mit all ihrem Zynismus, ihren Lügen, Widersprüchen und Ungereimtheiten.
Beleuchtet all das, was unter den Teppich fiel: das politische Davor, die Planungen der "Experten", deren Versagen und undurchsichtigen Absichten.
Das Beugen und Umgehen gesetzlicher Vorschriften, das sich Stehlen aus der Verantwortung, damit man, im Falle, das "etwas" passiert, strafrechtlich nicht belangt werden konnte!
Es ist "etwas" passiert: 21 junge Menschen wurden brutal aus ihrem Leben gerissen, mehr als 600 verletzt und z.T. traumarisiert, weil sie einer Stadt vertraut hatten, dem Staat Deutschland und seiner Region, der angeblichen "Metropole" Ruhr(gebiet) - man schrieb das Europäische Kulturhauptstadtjahr!
Merkwürdigkeiten, die sich am Tag der Loveparade abspielten, vor Ort, dort, wo gestorben wurde. Was war da los?
Wissenschaftliche Erklärungen und Hintergründe, die die vielen Verletzten und Toten zu erklären helfen.
Erklärungsversuche für die Verstrickungen von Stadt, Land, Bund und der EU.
Dennoch unterhaltsam und ironisch dargebracht sowie angereichert mit persönlich Erlebtem, Gesehenen und Wahrgenommenen.
Und nicht zuletzt eine Anklageschrift.
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Aufbereitung der Geschehnisse rund um die Loveparade-Katastrophe am 24.7.2010 in Duisburg, - Antonia Colloni
Aufbereitung der Geschehnisse rund um die Loveparade-Katastrophe am 24.7.2010 in Duisburg
1. Teil
von Antonia Colloni
Impressum
Aufbereitung der Geschehnisse rund um die Loveparade-Katastrophe in Duisburg am 24.7.2010, 1. Teil
Antonia Colloni
Coverfoto: Wendelin Bottländer
Copyright: © 2014 Antonia Colloni
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-9224-4
Rabenflug
Attacke
Fäuste
Untergrund
Natur
Support
Experten
Publicity
Die Drei Affen
Defintionsfrage
Skandal
Konzept
Gesetze
Himmelfahrtskommando
Rabenflug
Da wird sich gewundert, dass Ordnungsamtsleiter, Sicherheits- und Rechtsdezernent der Stadt Duisburg, Leiter des Katastrophenamtes und der Feuerwehr, gleichzeitig Chef der kommunalen Polizei, auch und vor allem bei Großeinsätzen wie Veranstaltungen oder Großschadensereignissen, wie die Loveparade in Duisburg sie gewesen war, deren zuständiger Chefplaner, der Beigeordnete Wolfgang Rabe, nicht gefangen und gehangen, sondern laufen bzw. fliegen gelassen wird. Dies hat Gründe, die nur übergeordnet zu finden sind.
Eigentlich ist es gar nicht so schwer, vergegenwärtigt man sich die Vorvorplanungszeit, beginnend also in den Jahren vor 2010, als klar gewesen war, dass Duisburg im Jahr 2010 mit der McFit-Parade an der Reihe sein sollte. Schon früh hatte man begonnen, ein geeignetes Gelände
zu suchen, doch eigentlich hatte man gewusst, dass dies nicht schwer, sondern völlig unmöglich sein würde. Vor allem wusste dies einer: Der ehemalige Polizeipräsident Rolf Cebin, der, wie der Baudezernent Jürgen Dressler, 2010 sein letztes Amtsjahr vor Beginn der Pensionierung antreten sollte. Cebin aber hatte wohl keinen Bock gehabt, sich da noch Ärger einzuhandeln, außerdem galt er, wie Dressler auch, als Querkopf, als einer der älteren SPD-Haudegen, die ihren Degen mit Starrsinn führen.
Im Februar 2009, am 6., um genauer zu sein, gab das Duisburger Polizeipräsidium im Auftrag ihres Präsidenten eine Pressemitteilung heraus, in der es sinngemäß hieß, dass die Duisburger Polizei kein für die benötigte Sicherheit und Größe geeignetes Gelände im gesamten Duisburger Stadtgebiet sehe, eingerechnet sogar die entlegeneren Gebiete wie den Hafenbereich in Ruhrort oder den Landschaftspark, der noch weiter außerhalb im Norden der Stadt liegt. Auch wenn es nur am Rande von Bedeutung ist, selbst wenn deren Flächen ausgereicht hätten, wären diese Gebiete aus rein logistischen Gründen inakzeptabel gewesen.
Rolf Cebin wird gewusst haben, dass er sich Ärger einhandeln würde, was ihm, ein Beamter, über Jahrzehnte im Dienst Duisburgs stehend, nur egal gewesen sein konnte, kannte er doch nicht nur die dortigen Pappenheimer
bestimmt sehr gut, teilte er gewiss auch keine sonderlich großen Animositäten mit deren Oberbürgermeister und Rechtsdezernenten, beide der CDU angehörig und gerade Adolf Sauerland ein Lieblingskind des NRW Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Und zu vermuten ist auch, dass auch FDP-Innenminister Ingo Wolf nicht zu seinen besten Freunden gezählt hatte, denn so, wie der sich daraufhin ihm gegenüber verhalten sollte, ist dies gut anzunehmen.
Der Wortlaut dieser Pressemitteilung klang dennoch vergleichsweise harmlos und versöhnlich: Ein Vertreter der Polizei hat zuletzt im Herbst 2008 an einer Sitzung des Arbeitskreises
Loveparade teilgenommen. Seinerzeit ist über mögliche Örtlichkeiten (Anm. s.o.) für eine solch große Veranstaltung diskutiert worden. In Duisburg eine Veranstaltungsfläche für 500.000 oder gar mehr Menschen zu finden, inklusive eines geordneten An- und Abreiseverkehrs, ist allerdings nicht einfach. Die Polizei ist über diesen Stand hinaus keine aktuelle Entwicklung bekannt. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung hätte auch einen entsprechend großen Polizeieinsatz zur Folge.
Was Cebin zwischen den Zeilen damit gesagt hatte, war klar. Drei Zahlen bzw. Daten fallen auf: Herbst 2008, Februar 2009, 500.000 oder mehr Menschen. Der Aspekt mit dem entsprechend großen Polizeieinsatz
könnte sich auf mögliche Kosten für das Land beziehen, meint vielleicht aber auch rechtliche Aspekte.
Wovon kein Mensch spricht: Im Grunde machte der Duisburger Polizeipräsident von seinem Remonstrationsrecht Gebrauch, zumindest zaghaft, da nicht in aller Deutlichkeit, doch die, die sich im Beamtenrecht auskennen werden's verstanden haben, denn Cebin hatte mit seiner angeordneten Pressemitteilung die Öffentlichkeit nicht gescheut. Und was auch nicht alle wissen, selbst im Dienst der Stadt Duisburg stehende Beamte, die bis zum Schluss Jura studiert haben, nicht: das Remonstrieren ist nicht nur ein Recht eines jeden Beamten, einer jeden Beamtin, es handelt sich sogar um seine/ihre verdammte Pflicht als Beamter/Beamtin im Dienst! Zum Beispiel dann, wenn er oder sie Bedenken
hat,z.B. aus Gründen der Sicherheit. Die hatte Rolf Cebin, und darüber war man sauer. Das kann doch nicht angehen, dass der uns unser schönes Leuchtturmprojekt zerstört. So oder so ähnlich werden sie getönt haben.
Remonstration meint nichts anderes als ein Veto einzulegen, einen Einspruch gegen ein Vorhaben, oder, noch schlimmer, gegen einen Beschluss. Das Remonstrieren ist quasi ein Notbremse ziehen, was auch dann noch Wirkung hat, wenn der Zug bereits fährt oder im Beginn ist sich in Bewegung zu setzen. Das ist, kurz gesagt der Grund dafür, warum sich die Kommunen, die Länder und der Bund Beamte leisten. Die gibt es, weil man annimmt, dass sie Experten auf ihrem Gebiet sind. Das glauben auch die Bürger und Bürgerinnen und wähnen sich gut aufgehoben. Und der ehemalige Duisburger Polizeipräsident war so jemand, der sich nicht scheute njet
zu sagen, is' nich', nicht mit mir. Aber nur bedingt. Denn anstatt seine weiteren Rechte und Pflichten in Anspruch zu nehmen und ordentlich Rabbatz zu schlagen, auf dass man ihn hätte hören und vor allem verstehen können, nachdem man ihn im April 2010 aus dem Amt kickte, ließ er sich ganz normal
in den Ruhestand verabschieden, nahm die Blümchen, sagte Danke und ging. Und wird sich hat denken können, dass die nun ihr Ding ohne ihn durchziehen würden. Wie das?
Geradezu ulkig, dies dazwischen geschoben, erscheint eine Forderung der Gewerkschaft der Polizei, veröffentlicht im Juli 2011 in der Onlinepresse: Die wollen allen Ernstes ein Vetorecht bei Großveranstaltungen - als wenn sie das nicht längst hätten! Bochum, in Gestalt ihres ehemaligen Polizeipräsidenten Wenners, hatte ihnen doch schon gezeigt, wie so etwas geht. Auch nur ein Trick, um davon abzulenken, dass die Sache mit der vorzeitigen Suspendierung Cebins, angeordnet vom damaligen Innenminister, dessen Vorgehen dann ja von dem jetzigen gedeckt werden musste, strafrechtlich vielleicht von Belang sein könnte, so tun also als wäre man eine arme rechtlose Polizei mit viel zu wenig Befugnis. Pfui.
Ingo Wolf also, ehemaliger Innenminister des Landes NRW, sorgte dafür, dass der Duisburger Polizeipräsident, nachdem er einen s.g. Brandbrief des CDU-Bezirksbürgermeisters im Stadtteil Bucholz, Thomas Mahlberg, ein Busenfreund des OBs, erhalten hatte (http://www.cdu-duisburg.de/index.jsp?index=presse&mid=20&content=ja&id=147), in dem nicht nur das Stadtimage schädigende Gebaren des Herrn Cebins angeprangert wurde, sondern ihm zudem eine antiisraelitische Überzeugung untergejubelt worden war, verabschiedet wurde. Und alle nahmen an, dass es für Cebin an der Zeit sei, man schriebe schließlich 2010. Doch kann das sein? Kann das sein, wo längst Cebins Nachfolgerin nebst Termin feststand, nämlich September 2010?
Boxt man eine Veranstaltung dieser Größenordnung, mit dieser Popularität, Publicity, Medienpräsenz, diesem Showaufgebot, bei freiem Eintritt ohne fachkundigen, erfahrenen Polizeipräsidenten, zuständig für die Sicherheit und zwar die echte, durch? Ist es normal, diesen durch einen höheren, wenn auch polizeilichen Verwaltungsangestellten (nein, kein Beamter!) zu ersetzen? Lässt sich so jemand durch so einen ersetzen? Ne! Gesagt, getan, Herr Detlef von Schmeling war an der Reihe. Von Tuten und Blasen keine Ahnung. Aber der machte das. Und das war der Grund dafür, warum der mit Wolfgang Rabe, Adolf Sauerland als Vertreter der Stadt, ihm als Vertreter der Polizei und Rainer Schaller als Vertreter der Veranstalterin am Abend des 25. Juli 2010 im Rathaus bedröppelt am Pressekonferenztisch gesessen hatten. Ja, wie, weshalb, warum, und wieso wir? So war das aber nicht abgesprochen, meine Herren.
Wir nähern uns den übergeordneten Hintergründen. Kommen wir zum Nachfolger des Ex-Innenministers Wolf (FDP), zum immer noch amtierenden, Jäger, Abgeordneter des Landtages, Minister des Inneren und des Kommunalen, somit nicht nur Chef der Landespolizei, sondern auch der Duisburger, aber auch Chef der Duisburger SPD, da stellvertretender Fraktionsvorsitzender, der ein Rieseninteresse daran hatte, dass sein Kumpel und Parteifreund Sören der neue Duisburger OB Link werden würde. Und das wurde der. Ehemaliger stellvertretender Polizeipräsident Detlef von Schmeling und amtierender Innenminister Ralf Jäger machten nicht nur am Tag der Veranstaltung gemeinsame Sache. Gemeinsame Sache war das auch für den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Jürgen Rüttgers (CDU), den Kulturstaatssekretär Jürgen Grosse-Brockhoff (CDU) und die amtierende Ministerpräsidentin des Landes Hannelore Kraft (SPD). Weshalb? Weil's einerseits über Parteiinteressen stand, die „Loveparade im Land NRW, im Ruhrgebiet, in der Stadt Duisburg zu haben, das andererseits im Interesse aller nennenswerten Parteien gewesen war, denn man hatte nicht nur den Bund und mit dem seine Regierung, sondern auch die EU, zu finden in Brüssel, im Rücken. Dies wiederum hat Gründe, die mit dem Begriff
Leuchtturmprojekt in Verbindung stehen. Wohlgemerkt, wir befanden uns vor und im Kulturhauptstadtjahr Europas, und da geht es um alles Mögliche, nur nicht um Kultur, zumindest nicht um
Kultur" im landläufigen Sinne, also nicht um Kunst oder so etwas, allerhöchstens dann, wenn man Kultur als Wirtschafts- und Standortfaktor denkt! Und darum ging es auch in Duisburg, aber nicht nur, im gesamten Ruhrgebiet, was das Herz Europas sein soll, und auch das ist nur rein wirtschaftlich zu sehen und so und nicht anders gemeint, das erzählt man denen da nur, weil die sich da alles erzählen lassen.
Was also, wenn nun dieser Duisburger Dezernent auf der Anklagebank säße und nicht auf der der Zeugen, was wohl schon haarig genug werden wird? Nun, Thema würde zumindest werden die Verquickung von Rabe-Jäger-vonSchmeling vor und am Tag der Veranstaltung, die Verquickung von Cebin-Wolf-Jäger(-Rüttgers-Kraft)vor und nach der Veranstaltung, vor allem aber auch um das Niederschmettern des Remonstrations- versuches von Polizeipräsident Cebin, wenn dessen offizielle Presseerklärung rechtlich nicht gar bereits als solche gewertet werden könnte. Oder hatte es da gar mehr gegeben, von dem wir nichts wissen? Wie eng Jäger und von Schmeling zum Beispiel am 24. Juli 2010 zusammengearbeitet haben, beweist ein Foto- bzw. Filmdokument, aufgenommen vom WDR auf dem da längst stillstehenden Lopaventtruck vis-à-vis der Rampe
mit Blick auf die Treppe, auf dem der Moderator Thomas Bug den McFit- und Lopaventboss Rainer Schaller interviewt hatte. Da ist es gegen halb fünf. Da schauen sich die beiden Polizeichefs die Lage vor Ort an, beziehungsweise das GSE, das Großschadensereignis. Interessanter Weise wurde dieses bei Youtube gepostete Video nach einiger Zeit gelöscht. Auf wessen Anweisung eigentlch hin, hm?
Wem es noch nicht deutlich genug geworden ist: Würde man Rabe hängen
, müsste Jäger mitbaumeln
. Die waren