Begegnung mit Gammla: oder Eine Zeitreise mit Faustkeil und Smartphone
Von Rolf W. Meyer
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Buchvorschau
Begegnung mit Gammla - Rolf W. Meyer
Rolf W. Meyer
Begegnung mit Gammla
oder
Eine Zeitreise mit Faustkeil und Smartphone
Inhalt
Impressum
Ein unerwartetes Zusammentreffen
Der Clan der Neanderthaler
Tagesablauf in der Eiszeit
Eine Bisonjagd setzt Kooperation voraus
Ein neuer Lagerplatz muss gefunden werden
Die Aussicht auf Jagdbeute setzt Kräfte frei
Der Glaube an ein Jenseits
Der Sprung in die Moderne
Die „Was-Wann-Wo"-Strategie
Das Smartphone – Wegweiser im Informationszeitalter
Die Jagd auf Tiefkühlkost
Ein hoher Preis für die kulturelle Evolution
Warum die Neanderthaler verschwunden sind
Der Neanderthaler in uns
Anmerkungen
Zitate
Zur Person
Veröffentlichungen (Auswahl)
Ausblick
Kurzbeschreibung
Eventuelle Ähnlichkeiten von Namen und beschriebenen Verhaltensweisen im Buch mit lebenden Personen sind rein zufällig.
Die wissenschaftliche Bezeichnung „Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis) wird mit „th
geschrieben, da im 19. Jahrhundert die Schreibweise „Thal benutzt wurde. Die damalige taxonomische Kennzeichnung für diesen 1856 entdeckten Fund im historischen Neanderthal bleibt unverändert. Da aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen der ersten deutschen Rechtschreibreform aus dem „Thal
das „h wieder entfernt wurde, schreibt man seitdem „Neandertal
.
Die deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Rolf W. Meyer
„Begegnung mit Gammla oder
Eine Zeitreise mit Faustkeil und Smartphone"
Gestaltung, Umschlag und Satz: Oliver Iserloh, Düsseldorf
Umschlagphoto: www.fotolia.de, Copyright für die Abbildung der Neanderthalerin: Neanderthal Museum, Mettmann
1. Auflage 2014
© 2014
Rolf W. Meyer
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-8661-8
1.
Ein unerwartetes Zusammentreffen
Als Johann Feldhof, Bewohner einer Großstadt und Schulleiter eines Gymnasiums, an einem Morgen aufwacht, kann er noch nicht ahnen, dass es für ihn ein ganz besonderer Tag werden sollte. Er hat sich wie gewohnt nach dem Aufstehen rasiert, geduscht und angezogen. Dann geht er nach unten zum Esszimmerbereich, wo seine Frau Roswitha schon das Frühstück vorbereitet hat. Er schaltet das Radio ein, um den Wetterbericht zu hören. Plötzlich sagt er zu seiner Frau: „Hoffentlich gibt es nicht noch mehr Schnee, denn ich will mich heute im Freien auf einer Wanderung noch sportlich betätigen. „Wo willst du denn wandern?
, fragt seine Frau interessiert. „Ich habe an das Neandertal gedacht, antwortet er. Er blickt in das Gesicht seiner Frau. „Weißt du eigentlich, dass ich mir schon immer gewünscht habe, einem Neanderthaler zu begegnen? Ihre Lebensweise und ihre Fähigkeiten haben mich schon immer fasziniert.
„Meinst du denn, dass du diesen Herausforderungen während der Eiszeit überhaupt gewachsen gewesen wärst?, entgegnet Roswitha mit verschmitztem Lächeln. „Du bist doch froh darüber, dass du einer geregelten Berufstätigkeit nachgehen kannst.
Die Reaktion ihres Mannes wartet sie gar nicht erst ab. „Wir frühstücken jetzt erst einmal gemeinsam, äußert sie, „und dann kannst du im Schnee eine ausgiebige Wanderung unternehmen.
Lachend fügt sie hinzu: „Vielleicht triffst du ja auf einen Sozialverband von Neanderthalern. Aber sei nicht zu aufdringlich. Halte dich zurück. Die ‚Jagdbeute’ und Getränke für deinen Rucksack stelle ich nach dem Frühstück zusammen." Dankbar wirft Johann ihr einen Blick zu.
Als der fünfundvierzigjährige Johann Feldhof an diesem Wintertag am späten Vormittag durch das verschneite Neandertal wandert, entdeckt er auf einmal vor einer Felswand eine alte Frau, die in Tierfelle eingehüllt ist und auf einem Baumstumpf sitzt. Ihre Füße sind mit Felllappen umwickelt, um sie gegen die Kälte zu schützen. Ihr langes, silbrig glänzendes Haar hat sie seitlich zu einem Zopf geflochten und mit Lederstreifen umwickelt. Vorsichtig nähert sich Johann Feldhof der Frau, deren Blick auf den Boden gerichtet ist. Vor ihr im Schnee sind die Umrisse eines Tierkörpers eingezeichnet worden. Es handelt sich um ein Mammut. Die Neugierde des Lehrers für Naturwissenschaften und Latein wird immer größer. Die Frau dreht langsam ihren Kopf in seine Richtung, fixiert dann sein Gesicht und lächelt ihn schließlich an, wobei ihre stark abgenutzten Zähne zum Vorschein kommen. Mit einer Handbewegung deutet sie an, dass er sich zu ihr setzen soll. Johann Feldhof spürt seine innere Anspannung. Er kommt aber ihrer Aufforderung nach und nimmt seinen Rucksack vom Rücken. Er entscheidet sich für einen Sitzplatz der Frau genau gegenüber auf dem Schneeboden. Um einer Unterkühlung vorzubeugen und seine Treckinghose zu schonen, benutzt er seinen Rucksack als Sitzunterlage.
Für einige Zeit sitzen sie sich stumm gegenüber und blicken sich nur an. Auffallend ist, dass in dem Gesicht der Frau keine Wangengruben erkennbar sind. Ungewöhnlich sind auch ihre starken Überaugenwülste, die großen Augäpfel und ihre breite Nase. Außerdem besitzt sie eine fliehende Stirn und kein nach vorn ausgerichtetes Kinn. Johann Feldhof schießt ein Gedanke durch den Kopf, wobei sein Pulsschlag spürbar ansteigt. „Sollte es sich bei diesem Menschen tatsächlich um eine Neanderthalerin handeln?, fragt er sich. „Das wäre ja eine Sensation.
¹
„Ich bin Gammla, hört er plötzlich die Stimme der Frau. „Die Mitglieder meiner Großfamilie nennen mich ‚Die etwas voraussehen kann’, weil ich aus meinen Beobachtungen in der Natur Erkenntnisse gewinne. Schon seit vielen Wildwechseln lebt mein Clan größtenteils in einer offenen Landschaft, in der kurze, warme Sommer und kalte Winter herrschen. Das Leben für mich und meinen Clan ist sehr hart und entbehrungsreich. Um überleben zu können müssen wir jagen und sammeln. Immer wieder verändern sich für uns die Lebensbedingungen. Daher ist es wichtig, dass wir uns alle anstrengen und gemeinsam versuchen, die Herausforderungen in unserer Umgebung zu bewältigen.
Sie unterbricht ihre Ausführung, um sich mit der linken Hand das Gesicht zu reiben.
Dies gibt Johann Feldhof die Möglichkeit, sich gegenüber der frühzeitlichen Mitmenschin bekannt zu machen. Er richtet seinen Oberkörper auf und verbeugt sich leicht: „Mein Name ist Johann Feldhof. Aber du kannst mich Johann nennen.", beginnt er etwas unbeholfen in seiner Art. „Vom Beruf her bin ich Lehrer