Elfen Kurzgeschichten: für Kinder und Erwachsene
Von Dermot O'Shea
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Buchvorschau
Elfen Kurzgeschichten - Dermot O'Shea
Widmung
Für meine geliebte Tochter Jessica …
Die Träne
Peter warf mit aller Kraft die Türe des kleinen Cottages hinter sich ins Schloss und rannte so schnell er konnte den flachen Abhang hinunter, der das Haus seiner Eltern von dem kleinen Bach trennte. Tränen rannen seine, mit Sommersprossen übersäten, Wangen hinab aber es war ihm egal, trotzig schenkte er ihnen keinerlei Beachtung. Es handelte sich um Tränen der Wut, aus Angst hätte er niemals geweint.
Endlich erreichte der Junge seinen Platz am Lauf des friedlich dahinplätschernden Baches. Der Zehnjährige vergrub das Gesicht in seinen Händen und schluchzte. Warum nur mussten sich Vater und Mutter immer wieder streiten?
Die Tränen rannen durch seine Finger und Weinkrämpfe ließen den schmächtigen Körper erzittern. Er weinte so heftig, dass einige Tränen zu Boden fielen. Eine davon traf einen Kiesel, der neben dem großen Stein lag, auf dem Peter sich niedergelassen hatte.
Auf diesen Kiesel, der unmittelbar am Rande des Bachlaufes lag, hatte sich eine Elfe gesetzt und interessiert dem Jungen zugesehen. Wie alle Elfen war sie neugierig und wollte wissen, warum er so sehr weinen musste. Die Träne, die den Schmerz und die ganze Verzweiflung des kleinen Jungen in sich trug, traf sie und warf das zarte Wesen von seinem Platz in den Bach. Vor Schreck vergaß die Elfe, darauf zu achten, unsichtbar zu bleiben.
Ihr graziler Körper und die filigranen Flügel waren fast ganz von Wasser bedeckt, als sie versuchte, sich aus der Strömung zu befreien und das rettende Ufer zu erreichen. In diesem Moment nahm Peter die Hände vom Gesicht, öffnete die Augen und konnte am Rande seines Sichtfeldes gerade noch erkennen, wie die Elfe vom Wasser mitgerissen wurde. Seine Augen weiteten sich und er beobachtete, wie das Wesen die Sonnenstrahlen in allen Farben zurückwarf. Peter erinnerte sich an die vielen Elfengeschichten, die ihm seine Eltern erzählten, seit er ein kleines Kind war, aber er hatte zuvor noch nie eines dieser Wesen gesehen - obwohl er es sich schon immer gewünscht hatte.
Abrupt richtete sich der Junge auf, sprang vom Stein hinunter, lief am Bach entlang und hielt seine Hand ins Wasser, um die Elfe zu retten.
Die Elfe hingegen versuchte sich ihrerseits durch Strampeln aus dem Bach zu befreien, doch die Strömung war zu stark und sie bekam nichts zu fassen, um sich herauszuziehen. Verzweifelt bemühte sie sich, der Hand des Jungen auszuweichen. Elfen bekamen schon als Kind von ihren Eltern gesagt, dass sie sich unter keinen Umständen Menschen zeigen dürften, da viele von ihnen böse und gemein seien. Meist rissen sie den Insekten die Flügel aus und waren grausam zu ihnen. Elfen hingegen liebten die Natur und alles, was in ihr kreuchte und fleuchte, sie schützten alles Leben und halfen, wo sie nur konnten.
Die Angst der kleinen Elfe wurde immer größer, je näher sie der Hand des Jungen kam, aber sie hatte keine Möglichkeit, sich der Strömung des Baches zu widersetzen.
Als sie schließlich erschöpft und pitschnass auf der für sie riesigen Hand lag, kauerte sie sich schutzsuchend zusammen und erwartete, jeden Moment ihre zarten Flügel ausgerissen zu bekommen.
Peter war sprachlos und starrte sie aus