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Die sieben Amulette
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eBook316 Seiten4 Stunden

Die sieben Amulette

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Über dieses E-Book

Ein Mönch geht im 14. Jahrhundert in Italien, der späteren Vatikanstadt einen Pakt mit Luzifer ein. Er erfährt ewiges Leben und schwört der Unterwelt unendliche Treue. Der Mönch wird aber irgendwann so stark und mächtig, dass er sich die Welt zu Untertan machen will und hintergeht Luzifer. Fast ein Jahrhundert später gelingt es geistlichen Priestern des Vatikans, den grausam mordenden und Seelen aufnehmenden Mönch zu bändigen. Sieben Amulette entstehen und werden von Helfern des Vatikans in der ganzen Welt verteilt. Hunderte Jahre später tauchen sie wieder auf und werden von ihren Findern als Glücksbringer getragen. Der Höllenmönch sendet eine Herrschaft von Monstern aus um sie aufzuspüren. Ein Amulett nach dem anderen wird so gefunden, der Träger auf grausame Weise ermordet und das Amulett von dem Höllenmönch in sich aufgesogen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. März 2014
ISBN9783847638537
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    Buchvorschau

    Die sieben Amulette - Oliver Bäuerle

    Kapitel eins

    Die Nacht war fast vorbei. Wir wollten noch einmal den wunderschönen Sonnenaufgang, der uns in den Waldgebieten um den Red Mountain erwartete, in vollen Zügen genießen. Hätten wir gewusst, was uns in den nächsten Wochen an Grausamkeiten widerfahren würde, hätten wir diese Tour nie unternommen. Wir befanden uns auf einem kleinen abgelegenen Felsplateau, das einige Kilometer von den normalen Routen entfernt war. Es war schwierig zu erreichen, aber mit unseren beiden Motorrädern und ihren bärenstarken Motoren katapultierten sie uns fast überall dort hin, wo wir wollten. So war eben diesmal das Plateau das Ziel unserer Reise. Wir hatten alles bei uns, was uns in den letzten zwei Wochen zu einem angenehmen Aufenthalt verholfen hatte. Sogar an flüssigen Lagerfeuerwärmer einige Flaschen leckeren Whiskey hatten wir gedacht.

    Alles andere, sogar unsere Angeln, hatten uns mit so manchem frischen Fisch eine tolle Abwechslung auf den Speiseplan gebracht. Heute aber sollte der letzte Tag unseres Aufenthaltes in der so schönen menschenleeren Wildnis sein, der uns eine Erholung gebracht hatte, wie man sie wohl nur selten erfährt. Es war noch dunkel, als ich Tom weckte.

    >> Hey Alter, aufstehen. <<

    Etwas mürrisch und zerknittert schaute er mich an, aber bei dem Geruch von frischem Kaffee, den ich auf der letzten Glut des fast erloschenen Lagerfeuers gekocht hatte, war er sehr schnell hellwach und zufrieden.

    Nach dem Kaffee beschlossen wir, unsere gesamten Sachen einzupacken. So begannen wir die Zelte, Schlafsäcke und all den Krims krams, den wir so dabei hatten, so platzsparend wie möglich zu verstauen. Wir waren relativ schnell fertig damit und ließen keine Überreste unseres Aufenthaltes zurück. Niemand würde auch nur erahnen können, dass jemand auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde gewesen war. Gemeinsam setzten wir uns auf die Kante der Felsen und warteten gespannt auf die ersten Sonnenstrahlen, die jeden Augenblick die Pupillen unserer Augen mit Licht füllen würden.

    >> Jim, es war mal wieder ein wunderbarer Urlaub; mit seinem besten Freund macht doch alles viel mehr Spaß. <<

    >> Ja, Tom, finde ich auch. Ich freue mich jetzt schon auf unseren nächsten Urlaub. <<

    Dann kam die Sonne und der Horizont wurde hell. Die gesamten Bergkuppen, das Gras, die Bäume, einfach alles wurde von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages eingefangen. Langsam, aber bestimmt, begann uns eine zarte, behagliche Wärme, die uns über das Gesicht strich, in den Bann des Tages zu ziehen. Ein schöneres Gefühl und solch einen wunderbaren Anblick hatten wir lange nicht erlebt und würden wohl sehr lange davon zehren müssen. Wir saßen noch einige Zeit lang so da und träumten von den vergangenen Wochen. Uns war klar, dass wir bald zurück in der Realität ankommen und der Alltag erneut unser Leben bestimmen würde. Vor uns lag aber noch eine anstrengende Tour mit unseren Motorrädern. Einige Tage durch eine unberührte Natur und einzigartige Landschaften. Wir beschlossen aufzubrechen und unsere letzte Etappe zu beginnen, die wir selbst in unseren schrecklichsten Albträumen nicht erwartet hätten, die aber unser Schicksal herausfordern sollte, meinen besten Freund Tom Clarke und mich, Jim Stone. Wir machten unsere Motorräder klar.

    >> Tom, vergiss nicht wieder etwas. >>

    Ich scherzte; ich wusste, dass Tom es nicht mochte, wenn ich so mit ihm redete.

    >> Nein Chef << antwortete er nur.

    Nachdem wir unser Gepäck sorgfältig an den Motorrädern festgezurrt hatten, überprüften wir es mehrmals, denn unsere Fahrt würde nicht nur über gerade, glatte Wege führen. Die Federn und Stoßdämpfer unserer Maschinen würden auch die Härte der Natur zu spüren bekommen. Es musste dabei sichergestellt sein, nichts zu verlieren. Wir starteten die Motoren, die so laut und bissig brüllten, als ob ein wilder, wütender Löwe in unserer unmittelbaren Nähe zum Angriff bereit war. Wir fuhren los, unzählige Stunden durch teils unwegsames Gelände, zerklüftete Felslandschaften und herrliche Flusstäler, in die wir fast aufgesogen zu werden schienen, so unbedeutsam klein waren wir darin. Nur manchmal hielten wir, um ein wenig Benzin aus unseren Reservekanistern an die gefräßigen Motoren zu verfüttern. Die Rückfahrt zog sich hin und wir beschlossen, an einem kleinen verträumten malerischen See noch einmal eine Nacht zu verbringen. Wir wollten uns und den Maschinen eine Ruhepause gönnen, denn den letzten Törn wollten wir in einem Stück hinter uns bringen. Nachdem wir unsere Maschinen sicher abgestellt hatten, kramte Tom die Angel heraus.

    >> Hey Jim, kannst du schon mal Feuer machen, gleich gibt es leckeren Fisch. <<

    Er war sofort damit beschäftigt, sich an den See zu setzen, um zu versuchen, mit den letzten künstlichen Ködern einen schönen Fang zu machen. Ich war unterwegs Feuerholz und Steine für ein wärmendes Feuer zu sammeln, denn es wurde nach Sonnenuntergang doch ein wenig frisch, und außerdem wollte ich Toms leckeren Fisch zubereiten, den er hoffentlich bald an Land ziehen würde. Nach einiger Zeit und mühsamer Suche hatte ich genug Holz gesammelt, es aufgehäuft und mit einem hohen Steinrand versehen, sodass unser Grillrost darauf Platz hatte, ohne unser Essen zu nah an die Flammen zu bringen. Tom hatte noch keinen Erfolg zu verbuchen, aber mein Feuer brannte und strömte eine gewisse Wärme und Behaglichkeit aus.

    >> Tom, wie sieht es aus, ich habe Hunger, du Meisterangler. >>

    Unsere Mägen knurrten fürchterlich, denn bis auf ein paar trockene Kekse hatten wir heute noch nichts bekommen. Unsere Vorräte waren völlig aufgebraucht, nur eine Flasche Wasser, ein bisschen Whiskey, zwei Päckchen Zigaretten und ein paar Gewürze waren noch übrig. Tom war ein recht guter Angler, der eigentlich immer Erfolg hatte, nur heute schien ihn sein Glück verlassen zu haben. Es war wie verhext, mir kam es auch unheimlich still und ruhig vor an diesem Ort. Kein Vogel, kein Tier war zu sehen, obwohl es noch nicht einmal dunkel war. Plötzlich zuckte etwas an Toms Angel. Es schien fast so, als ob sie jeden Augenblick aus seiner Hand reißen würde, aber er hielt sie mit aller Kraft fest und gab nicht nach. Er kämpfte einige Zeit mit dem Lebewesen an der Angel, bis er endlich einen kapitalen Fisch an Land zog. Er nahm ihn aus und machte ihn bratfertig. Ich würzte und bereitete ihn nach meiner typischen Art mit meinen Gewürzen zu. Nach kurzer Garzeit auf dem Feuer genossen wir den Fisch. Er war saftig und schmeckte lecker. Wir waren aber erstaunt über seine Größe. Normalerweise nimmt eine Forelle nicht solche gewaltigen Ausmaße an wie diese, die hier vor uns lag. Alles schien an diesem Ort ein wenig anders zu sein. Die ganze Umgebung kam uns ein bisschen verändert vor, nicht mehr so friedlich. Irgendwie vermittelte sie den Eindruck von Gefahr und wirkte bedrohlich, aber wir konnten nicht sagen, woran das lag, auf jeden Fall noch nicht. Die Nacht war kurz, wir beide schliefen schlecht; in unserem gesamten Urlaub mussten wir nicht einmal so eine Nacht hinter uns bringen. Auch am nächsten Morgen hatte sich an der Lage nichts verändert, kein Vogel zwitscherte uns ein Guten- Morgen-Lied, und kein Schmetterling flog durch die Luft. Wir beschlossen aufzubrechen und diesen Teil unseres Urlaubes so rasch wie möglich hinter uns zu lassen. Erneut packten wir alles zusammen und verstauten nochmals alles sicher und gewissenhaft. Dann machten wir uns auf den Weg und waren froh, diesen Teil der Reise schnell hinter uns lassen zu können. Wieder ging es durch die unterschiedlichsten Landschaften zerklüftete Wege. Irgendwann erkannten wir dann die ersten asphaltierten Straßen, die uns förmlich anlächelten, und waren erleichtert, erste Spuren von Zivilisation zu sehen. Der dunkle Eindruck war uns bis hier her gefolgt und ließ uns ab und zu noch einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. Wir kamen an eine viel befahrene Straße, die an eine Art Autobahn erinnerte, zweispurig ihren Verlauf nahm, und sich wild durch die Wälder schlängelte. Wir sahen kein Schild, keine Wegweiser, eigentlich sah die Straße so aus, als ob sie extra für uns gebaut worden wäre und die Autos als Attrappen aufgestellt worden waren, aber wir konnten Frauen, Kinder und Männer in den Fahrzeugen erkennen. Also waren wir in der Realität. Von der Seitenstraße fuhren wir auf den Highway und folgten im gemächlichen Tempo, den zahlreichen Autos auf ihrem Weg durch die Berge. Keiner von uns wusste, wie weit die nächste Tankstelle von hier entfernt war, deshalb lautete unsere Devise Benzin sparen. Es ging etliche Meilen so, langsam fühlten wir uns wieder sicherer und hatten keinen Druck mehr auf unseren Mägen. Alle Leute in den Autos neben und vor uns machten einen friedlichen Eindruck, von dem lediglich Langeweile und Genervtsein ausging, weil es so heiß war. Ja, in der Tat es war sehr heiß. In unseren Lederklamotten lief uns das Wasser nur so den Hintern herunter und auch die Motoren unserer Bikes waren fast am Kochen. Plötzlich wurde der Verkehr dichter und langsamer. Bald kam er ganz zum Erliegen, und wir waren der prallen Sonne noch mehr ausgesetzt. Wir schauten uns fragend an und gestikulierten, was wir nun machen sollten. Wir waren in der Autoschlange eingekeilt, und es ging weder vor noch zurück. Was sollte werden, wie lange würden wir und die Motoren in der heißen Sonne mitmachen, bevor sie und auch wir am Ende sein würden? Ein Truck Fahrer empfing per Funk aktuelle Nachrichten aus der Region und informierte einige fragende Autofahrer darüber, was geschehen war:

    >> Habe eben die Nachricht bekommen, dass die Straße etwa drei Meilen vor uns voll gesperrt ist, weil mehrere Bäume nach heftigen Windböen umgestürzt sind. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis sie die Straße wieder freigeräumt haben. Also warten.<<

    Wir wollten aber nicht warten, wir wollten weiter, weg von hier, wir mussten aus der Sonne, an ein kühles Plätzchen. Wir hatten Hunger, und der Gedanke an ein kaltes Bier, brachte uns fast um den Verstand. Plötzlich fuhren einige Autos vor uns langsam vorwärts. An unserer Seite der Straße erschien auf einmal eine kleine Ausfahrt, in deren Richtung sich vier Autos auf den Weg machten. So bekamen wir eine kleine Lücke zwischen uns und den anderen Fahrzeugen und schlüpften mit durch das so entstandene Loch in der Ausfahrt. Ohne darüber nachzudenken, was uns dort erwarten würde. Ein Truck-Fahrer hielt es ebenfalls nicht mehr aus und wollte den Autos und uns in die Straße folgen. Er riss das Steuer herum und kam so von der Piste ab. Das Fahrerhaus streifte eine Felsformation, die einbrach und die Ausfahrt für die nächsten Stunden blockierte. Niemand konnte mehr rein oder raus. Auch für uns gab es kein Zurück mehr. Der Weg war für Stunden versperrt, vielleicht aber auch für Tage. Niemand konnte sagen, wie lange die Bergung eines Trucks und das Räumen der Felsen hier draußen dauern würde. Also folgten wir den vier Autos den langen staubigen Weg, in der Hoffnung, eine Abkürzung zu einer anderen Straße oder sogar eine Tankstelle zu finden. Vielleicht würden wir dort auch etwas zu essen und zu trinken bekommen. Nach ein paar Meilen bremste das erste Fahrzeug und stoppte. Auch wir und alle anderen Autos hielten an und stiegen aus. Aus dem ersten Auto, einem Chrysler Cabrio, entstieg eine nur wenig bekleidete junge Frau, deren Alter ich auf zwanzig Jahre schätzte. Sie hatte einen kurzen engen Rock an, unter dem ihr roter, knapper String hervorschaute, und ihre strammen Brüste zeichneten sich unter ihrem engen Shirt ab. Nur ihre Sonnenbrille ließ keinen direkten Blick in das von langem Haar verdeckte Gesicht zu. In dem Wagen dahinter, einem Lexus, befand sich ein Geschäftsmann in schwarzem Anzug und mit einer blauen Krawatte, der wohl schon die fünfzig überschritten hatte, aber trotz seiner grauen Haare recht frisch und gut aussah. Dem dritten Auto, einem Van, entstiegen zwei Personen. Eine ältere kleine Frau mit grauen Haaren in einem hübschen Sommerkleid und ein Mann, der ihr Ehemann zu sein schien, in einer schwarzen Lederhose und einem für meine Begriffe nicht dazu passenden bunten kurzärmligen T-Shirt mit Bruce-Lee-Aufschrift und Turnschuhen. Im letzten Wagen, der genau vor uns hielt, einem Porsche Boxter, war ein Pärchen unterwegs. Auf jeden Fall taten sie schon beim Aussteigen sehr verliebt. Bei näherer Betrachtung konnte sie nur die Geliebte des Mannes oder eine gebuchte Begleiterin sein. Er war mindestens zwanzig Jahre älter und sehr gut gekleidet. Er trug eine goldene Uhr und auf seinen hochglanzpolierten Schuhen spiegelte sich die ganze Umgebung wieder. Die junge Frau war sehr hübsch anzusehen, etwa Mitte, Ende zwanzig, aber mit allem ausgestattet, was sich ein Männerherz erträumt. Ihre Kleidung war farblich abgestimmt und ihrem tadellosen Körper angepasst. Wir kamen alle zusammen, die sexy Cabrio Fahrerin brabbelte los:

    >> Leute was für ein scheiß Tag! Ich will meine Eltern besuchen, nun stehen wir hier doof in der Einöde rum. Kennt sich einer von euch aus? <<

    Alle schüttelten den Kopf. Der Porsche Fahrer antwortete cool:

    >> Süße, es gibt Schlimmeres. Wir sind in Amerika, die Sonne scheint und einen Weg raus aus diesem Gelände finden wir bestimmt. <<

    Wir studierten auf einer Landkarte, die Dave, so hieß der Porsche Fahrer bei sich hatte, wo wir uns ungefähr befanden. Der Weg, auf dem wir standen, war allerdings nicht verzeichnet. Ich sagte in die Runde:

    >> Ich habe eine Idee. Wir sollten mit unserem Benzin und Wasser haushalten. Wie lange uns der Rückweg versperrt ist, wissen wir nicht, und wo uns der andere hinführt auch nicht. Ich werde mit dem Motorrad vorfahren, mich ein wenig umsehen und die Möglichkeiten, die wir in dieser Einöde haben, abchecken. <<

    Keiner hatte Einwände. Gesagt getan. Mary, die junge, sexy Frau mit dem Chrysler, gab mir ihren Reservekanister, schaute mich noch mal an und sagte.

    >> Süßer, geh vorsichtig mit meinem Benzin um und komm bald wieder. <<

    Ich startete den Motor, um zu sehen, was in den nächsten Meilen vor uns los war, obwohl ich lieber die Kleine vernascht hätte. Ich verabschiedete mich von den anderen und fuhr auf der staubigen, unwirklichen Straße Richtung Norden und entfernte mich rasch von den anderen, die ihre Autos in den Schatten stellten, um auf mich zu warten. Ein Handy funktionierte in dieser Einöde leider nicht. Nach einiger Zeit wurde die Gegend irgendwie blasser. Die Farben der Bäume und Sträucher, selbst die Blumen, hatten ein anderes Aussehen bekommen, und ich zweifelte zuerst an mir selbst, aber schon kurze Zeit später merkte ich, dass es nicht an mir lag. Ich fühlte mich plötzlich wieder so unbehaglich wie bei der Übernachtung an dem kleinen See, aber hinzu kam noch, dass ich mich auf einmal total beobachtet fühlte, und ich nicht wusste wieso. Ich fuhr weiter und hatte mehr die Wälder neben mir im Blick als die Straße selbst. Und so kam es, wie es kommen musste, ich bekam auf einmal einen fürchterlichen Schlag auf das Vorderrad und stürzte schwer. Ich verlor das Bewusstsein und merkte nicht, dass mein Motorrad kräftig neben mir in den Waldboden einschlug. Ich hatte wahnsinniges Glück gehabt, nicht von der schweren Maschine begraben worden zu sein. Nach einiger Zeit kam ich wieder zu mir und blickte mich sofort in allen Richtungen um, ob ich irgendwelche Menschen oder andere Dinge sehen konnte. Aber es schien so, als ob ich alleine war. Lediglich eine Baumwurzel war meinem Motorrad und mir zum Verhängnis geworden. Ich wollte aufstehen, mir fiel es schwer, mich zu bewegen, denn mein gesamter Körper schmerzte nach dem Sturz. Ich konnte von Glück sagen, die Ledersachen und den Helm getragen zu haben, obwohl ich das Zeug bei der Hitze schon so einige Male verflucht hatte. Irgendetwas klebte an meinem Arm. Es waren lauter Blätter und Sand, denn durch meinen Kombi sickerte dickes, rotes Blut und ließ alles daran kleben, auf dem ich lag. Mit letzter Kraft zog ich meine Jacke aus und sah auf eine ziemlich schlimm aussehende Schnittwunde, die mindestens zehn Zentimeter lang war und Richtung Knochen kein Ende zu haben schien. Erst jetzt kamen die Schmerzen, die mich fast wieder in das Reich der Träume schickten, aber ich biss auf die Zähne und hielt durch. Ich wickelte mein Halstuch um die Wunde und zog zu, nur so konnte ich die Blutung stoppen. In dem Moment, als ich mir den Arm verband und mir die Schmerzen sowieso schon einen komischen glitzernden Blick verursachten, sah ich etwas Unheimliches. Zwischen den Bäumen erblickte ich flirrende, flimmernde, durchsichtige Wesen, die fast wie Monster, mit riesigen Reißzähnen aussahen. Nur dass sie halt durchsichtig waren, irgendwie da und irgendwie auch nicht. Panik erfasste mich und ich wollte weg, doch mein Motorrad lag im Wald, und ich wusste nicht, ob ich es wieder zum Laufen bekommen würde. Ich hatte keine Zeit zu verlieren, ich befürchtete, die Wesen würden auf mich zukommen, aber sie schienen auf der Stelle zu schweben und mich nur zu beobachten. Oder war es die heiße Sonne, die sie warten ließ? Ich lief oder torkelte auf der Straße entlang, die eigentlich nur ein besserer Feldweg war. Irgendwann kam ich an eine Wegbiegung, an der ich auf einmal in einigen Meilen Entfernung ein Gebäude stehen sah. Meine Rettung? Ich lief und lief und lief... Jede Sekunde dachte ich daran, dass sich irgendetwas auf mich schmeißen und zerreißen würde, aber ich kam unbeschadet an dem Haus an. Ein hübsches, kleines Gebäude, das aussah wie ein Motel. Mit einem Laden und niedlichen Nebengebäuden, die wohl als Gästezimmer dienten, und einer Zapfsäule, auf der Benzin stand. Alles war auf einmal wieder so friedlich, und all meine Angst war plötzlich verschwunden. Nur fragte ich mich, für wen hier so eine nette Herberge in dieser unwirklichen Gegend stand. Egal, im Augenblick wollte ich nur Hilfe haben, meine Wunde versorgen und meinen Durst stillen. Ich ging hinein. In dem Gebäude, einem geschmackvoll eingerichteten Landhaus, war es sehr gemütlich. Überall standen Sessel, Tische, Blumen und hinter dem Tresen stand eine etwa vierzigjährige schwarzhaarige Frau, die mich anlächelte. Ich konnte sie gerade noch freundlich begrüßen, da überkam mich plötzlich ein Schwindelanfall, dann Dunkelheit und ich brach bewusstlos zusammen.

    Die Gruppe um Tom wartete geduldig an der Stelle, an der ich sie verlassen hatte. Die Autos hatten sie im Schatten abgestellt und es sich im Gras gemütlich gemacht. Tom fragte:

    >> Nun, da wir hier so gemütlich rumsitzen, würde ich gerne mal erfahren mit wem ich es zu tun habe. Marys und Daves Namen kenne ich ja schon, aber wer seit ihr? <<

    >> Ich bin Lisa, die Freundin von Dave. Wir sind unterwegs nach Vegas. Echt ätzend die Gegend hier. Ich habe Dave noch gesagt, dass wir fliegen sollten, aber nein, jetzt sitzen wir hier. <<

    Dann stellte sich der Lexus-Fahrer vor.

    >> Ich bin Jack, freut mich eure Bekanntschaft zu machen, auch wenn ich es unter anderen Umständen wohl lieber getan hätte. <<

    >> Da hast Du recht <<, stimmte Lisa zu.

    Der Van Fahrer kratzte sich ungeduldig am Kopf:

    >> Wir sind Peter und Luzie Graham, fahren Richtung Osten in den Grand Canyon. Wir sind Rentner und machen eine Tour zum Sky Walk. <<

    Tom dachte, der Esel nennt sich immer zuerst, freute sich aber, dass alle relativ normal waren.

    >> Meinen Freund Jim kennt ihr ja schon. Wir beide sind Arbeitskollegen und machen jedes Jahr eine Art Selbstfindungstrip. Er ist fast immer gut drauf und hat meist gute Ideen, so wie jetzt mit unserem Benzin abzuhauen. Nein, im Ernst, er wird schon einen Ausweg aus dieser Lage finden. <<

    Dass sie aus dem Wald heraus beobachtet wurden, merkten sie zu diesem Zeitpunkt nicht.

    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem Bett, mein Arm war verbunden und ich fühlte mich viel besser.

    >> Hallo junger Mann, wie geht es Ihnen? <<

    Die hübsche Frau vom Tresen hatte mich verarztet und mir die schweren Lederklamotten ausgezogen, die mich fast an einem Hitzetod sterben ließen.

    Sie stellte sich vor.

    >> Ich bin Mrs. Lane Smith, was führt Sie zu mir? <<

    >> Danke Mrs. Smith, erst mal vielen Dank für Ihre tolle Hilfe! <<

    Ich schilderte ihr meine Lage und auch die der anderen. Die warteten immer noch auf mich und machten sich bestimmt wahnsinnige Sorgen. Von den Gestalten im Wald erwähnte ich aber nichts. Ich glaubte auch fest, dass es eine Projektion meines Gehirns war, die mein schwerer Sturz mit meinem Motorrad verursacht hatte. Mrs. Smith gab mir eine leichte Hose und ein kurzes Hemd von Gästen, die einige ihrer Sachen vergessen hatten. Nachdem ich mich umgezogen hatte, nahm sie mich an die Hand und ging mit mir hinter das Haus zu einem großen, schweren Geländewagen und bat mich einzusteigen. Wir fuhren zu der Stelle im Wald, an der mein Motorrad lag, zogen es mit einer Seilwinde auf den Pick Up, zurrten es fest und fuhren weiter zu meinem Freund Tom und den anderen. Inzwischen waren mehr als sechs Stunden vergangen und die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und Bäumen, die noch immer blass und fad auf mich wirkten. Als wir die anderen endlich erreichten, kamen alle erleichtert zu mir und meiner Begleitung. Alle waren froh mich wieder zu sehen. Tom, lachte mich an und sprach mich plötzlich entsetzt an.

    >> Jim was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja aus, als ob du durch die Mangel gedreht wurdest! <<

    >> Ja, so kann man es auch sagen. Mein bockiges Motorrad hat mich böse abgeschmissen. Gut, dass Lane da war und mich verarztet hat. <<

    >> Mensch Alter, alleine lassen kann man dich also immer noch nicht. << Tom lachte. Dass die komischen Erscheinungen schuld an meinem Unfall waren, erwähnte ich nicht. Nach der freudigen Begrüßung stellte ich Lane vor, danach fuhren wir alle mit unseren Fahrzeugen zu dem kleinen Motel. Nach wenigen Minuten kamen wir an der verträumten, kleinen Herberge an, und Lane Smith, die uns sehr freundlich und zuvorkommend begegnete, rief der Runde zu:

    >> Leute, der Tag war doch sicherlich sehr anstrengend, ich mache für euch ein schönes Abendessen, dann geht es euch mit Sicherheit gleich viel besser. <<

    Sie machte uns ein Abendessen, was keine Wünsche offen ließ. Alles war perfekt zu perfekt?!

    Nach dem Essen wollten einige weiter, aber Lane gab uns zu verstehen, dass es nichts nütze, heute Abend noch aufzubrechen.

    >> Die Straße am High Way ist noch versperrt, und der Weg in die andere Richtung führt in die Berge und endet irgendwann. Ihr könnt gerne die Nacht hier bei mir verbringen, die Betten sind frisch bezogen. Ich habe nicht sehr oft Gäste bei mir. Morgen sieht alles ganz anders aus. <<

    Wir überlegten kurz und entschieden dann einstimmig ihren Vorschlag anzunehmen, da wir völlig übermüdet waren und uns riesig auf eine erfrischende Dusche freuten. Lane zeigte uns die hübschen Zimmer und wünschte uns eine gute Nacht. Tom und ich wunderten uns über das sehr schön eingerichtete Zimmer. Mit solch einem Luxus in dieser Einöde hatten wir nicht gerechnet.

    >> Mensch Tom, so ein riesen Doppelbett hatten wir schon lange nicht, aber verwechsle mich bitte nicht mit deiner Freundin. <<

    >> Ich glaube, das schaffe ich noch, mein Bester. << Wir lachten.

    >> Jim, ein Fernseher, ich werde mal die Nachrichten einschalten, um zu sehen, ob wir irgendetwas über die Highwaysperrung in Erfahrung bringen können. <<

    Aber der Fernseher blieb stumm.

    >> Mist, na jedenfalls haben wir ein großes Bad, hoffentlich funktioniert das Wasser. <<

    Es lief und es war heiß. Da der Fernseher nicht funktionierte und sonst nichts mehr anlag, legten

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