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Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs: Österreichs größter Kriminalfall in der Zweiten Republik
Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs: Österreichs größter Kriminalfall in der Zweiten Republik
Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs: Österreichs größter Kriminalfall in der Zweiten Republik
eBook154 Seiten1 Stunde

Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs: Österreichs größter Kriminalfall in der Zweiten Republik

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Über dieses E-Book

"Briefeschreiben nützt nichts", rechtfertigte er im Nachhinein seine Taten. Normale Mittel wären kein Weg, gehört zu werden. Er habe etwas gegen den Ausländerzustrom unternehmen, die Unterwanderung der Regierungs- und Ministerlisten durch Politiker mit ausländischen Namen stoppen müssen. Protestierende Briefe würden nicht einmal gelesen. Es sei erforderlich, der Botschaft Nachdruck zu verleihen. Um der Sache Willen müsse man daher Opfer bringen.

Es ist die Rede von jenem Kriminalfall, der in der Geschichte der Zweiten Republik Österreichs als einzigartig gilt: der Anschlagsserie des Franz Fuchs, der als sogenanntes "Bombenhirn" von Dezember 1993 bis November 1996 insgesamt 25 Briefbomben, eine Rohrbombe und zwei Sprengfallen baute, durch die elf Menschen schwer verletzt wurden und vier Roma den Tod fanden.

Obwohl Fuchs gefasst wurde, gilt der Fall für viele Österreicher – darunter Kriminalbeamte und ehemalige Politiker – längst nicht als abgeschlossen. So sind einige der Auffassung, dass es sich bei Fuchs nicht um einen Einzeltäter gehandelt habe, sondern er über Komplizen verfügt haben müsse.

Um in Zukunft zu verstehen, welcher Typ von Mensch in der Lage ist, solch grausame Taten zu verüben, macht es sich der Autor in seiner Funktion als Kriminologe zur Aufgabe, den Schwerpunkt dieses Werkes auf Fuchs als Mensch zu legen, da diese Seite des akribischen Bombenbastlers in der bisherigen Literatur zu seiner Person nur wenig Beachtung fand. Die Betrachtung seiner Biografie aber sei entscheidend,
wenn man seine Motivation und Auslöser für sein späteres Verhalten verstehen wolle. Daher werden in diesem Werk neben seiner Kindheit und Jugend auch private sowie berufliche Misserfolge thematisiert.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum31. März 2015
ISBN9783738021714
Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs: Österreichs größter Kriminalfall in der Zweiten Republik

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    Buchvorschau

    Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs - Daniel Smeritschnig

    Vorwort

    „Briefeschreiben nützt nichts", rechtfertigte er im Nachhinein seine Taten. Normale Mittel wären kein Weg, gehört zu werden. Er habe etwas gegen den Ausländerzustrom unternehmen, die Unterwanderung der Regierungs- und Ministerlisten durch Politiker mit ausländischen Namen stoppen müssen. Protestierende Briefe würden nicht einmal gelesen. Es sei erforderlich, der Botschaft Nachdruck zu verleihen. Um der Sache Willen müsse man daher Opfer bringen.

    Es ist die Rede von jenem Kriminalfall, der in der Geschichte der Zweiten Republik Österreichs als einzigartig gilt: der Anschlagsserie des Franz Fuchs, der als sogenanntes „Bombenhirn" von Dezember 1993 bis November 1996 insgesamt 25 Briefbomben, eine Rohrbombe und zwei Sprengfallen baute, durch die elf Menschen schwer verletzt wurden und vier Roma den Tod fanden.

    Obwohl Fuchs gefasst wurde, gilt der Fall für viele Österreicher – darunter Kriminalbeamte und ehemalige Politiker – längst nicht als abgeschlossen. So sind einige der Auffassung, dass es sich bei Fuchs nicht um einen Einzeltäter gehandelt habe, sondern er über Komplizen verfügt haben müsse.

    Um in Zukunft zu verstehen, welcher Typ von Mensch in der Lage ist, solch grausame Taten zu verüben, macht es sich der Autor in seiner Funktion als Kriminologe zur Aufgabe, den Schwerpunkt dieses Werkes auf Fuchs als Mensch zu legen, da diese Seite des akribischen Bombenbastlers in der bisherigen Literatur zu seiner Person nur wenig Beachtung fand. Die Betrachtung seiner Biografie aber sei entscheidend, wenn man seine Motivation und Auslöser für sein späteres Verhalten verstehen wolle. Daher werden in diesem Werk neben seiner Kindheit und Jugend auch private sowie berufliche Misserfolge thematisiert.

    Darüber hinaus werden die Hintergründe der polizeilichen Ermittlungspannen untersucht und dargelegt, warum nicht nur interne Differenzen, sondern auch die Tatsache, dass die SOKO „Briefbombe" dem Täterprofil zu wenig Beachtung schenkte, dazu beitrugen, dass die Festnahme erst Jahre nach der ersten Briefbombe erfolgte. Ausgehend davon soll die enorme Bedeutung und Effektivität vom damals noch unterschätzten Täterprofiling dem Leser verdeutlicht werden.

    Dieses Werk soll abschließend auch die Funktion einnehmen, zu untermauern, dass Täterprofile wichtige kriminalistische Werkzeuge innerhalb der Ermittlungsarbeit darstellen. Besonders bei komplexen Fällen, wie dem von Franz Fuchs, sind diese als unverzichtbar einzustufen, insofern die Fallinformationen, auf denen das Täterprofil beruht, ein Mindestmaß an Quantität wie auch Qualität aufweisen.

    So begann Fuchs‘ Bombenkarriere, die in dieser als Nachschlagewerk für Kriminologen und an interessierte Personen dienenden Arbeit thematisiert wird, mit einem anonymen Brief an einen Bundesheerbeamten, welcher am 29.07.1993 in einem Rundfunkinterview hinsichtlich Flüchtlingsfragen Rede und Antwort stand. Auf dieses Interview hin verfasste Franz Fuchs einen anonymen Brief mit dem nachstehenden Text, der bereits viel über seine Person und Motivation offenbarte:

    „Ich schlage vor, Sie stellen zwei, drei Maschinengewehre auf und geben den Leuten eine Frist von 3 Stunden, um in Richtung Heimat zu verschwinden. Genauso haben diese traditionellen Feinde Österreichs es vor 50 Jahren mit den Deutschen in ihrem Land gemacht!

    Ich stimme Ihnen zu, dass auch Flüchtlinge Menschen sind. Diese sollen aber gefälligst nach Kroatien, Bulgarien, Albanien oder in die Türkei flüchten, wo es Leute gibt, welche gleich aussehen, die gleiche Religion haben oder die gleiche Sprache sprechen. Als nächstbeste Länder würden sich Polen, Tschechien, Slowakei, Ukraine, Rußland, Slowenien und ähnliche anbieten.

    Nachdem es bei uns so gut wie keine deutschen Namen mehr in der Politik gibt, holen sich die Politiker mit Begeisterung auch noch die Bevölkerung ihrer Herkunftsländer nach Österreich. Ich bin gespannt, wann an uns Deutsche die Aufforderung ergeht, das von uns gerodete Land zugunsten der neuen slawischen Völkerwanderung zu verlassen!

    Daß die Deutsche wie Sie mit Begeisterung in den Dienst der Sache stellen anstatt sich zu wehren, kann ich nur darauf zurückführen, daß die meisten den Braten noch nicht gerochen haben. Vor 200 Jahren gab es etwa 90% Deutsche (deutsche Namen) in Deutsch-Österreich; es gehörte aber auch noch die Untersteiermark und Südtirol zu uns. Jetzt gibt es gerade noch 60% Deutsche im zusammengeschrumpften Österreich und es werden immer weniger.

    Gute Nacht Österreich!"

    Methodik

    Dieses Sachbuch beruht auf der Analyse der Gerichtsakte (14 Vr 2794/97) von Franz Fuchs. Auf eine durchgängige Zitation der jeweiligen Aktenseiten in Fußnoten wurde zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichtet. Festgehalten wird jedoch, dass schwerpunktmäßig die psychiatrischen Gutachten von Prof. Prim. Dr. Reinhard Haller und Prof. Dr. Norbert Nedopil herangezogen wurden.

    Das vorliegende Werk vermittelt einen fundierten Überblick über die Biografie von Franz Fuchs, indem es den Gerichts- und Polizeiakt zusammenfassend wiedergibt und diesen in einigen Punkten durch wissenschaftlich begründete Betrachtungsweisen vertieft. Das Sachbuch richtet sich an einen breiten Leserkreis, insbesondere an Kriminologen und Kriminalisten, an interessierte Personen sowie an Studierende. Es ist verständlich geschrieben und stellt keine hohen fachspezifischen Zugangsvoraussetzungen.

    Obwohl der Autor betont wissen möchte, dass es wichtig ist, sich ausgiebig mit solch extremen Straftätern wie Franz Fuchs und deren Biografien auseinanderzusetzen, um zu verstehen, welcher Typ Mensch dazu neigt, Verbrechen zu verüben und was die genauen Hintergründe für solche Taten sind, wurde beim Verfassen des Werkes auf die noch lebenden Angehörigen Rücksicht genommen.

    Einleitung

    Der weiße Mitsubishi Lancer hatte auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt. Der Wagen war unbeleuchtet und stand - ohne den Blick auf die Person im Inneren freizugeben - im Dunkel der Nacht.

    Schon als der Mann das Haus verließ, war ihm der Wagen aufgefallen. Er wartete im Vorgarten auf seine Frau. Angsterfüllt hatte sie ihn angerufen und von dem unheimlichen Auto erzählt. Bereits seit ihrer abendlichen Rückkehr aus Slowenien würde es sie verfolgen. Ihrer Freundin, die den Wagen fuhr, war der weiße Kombi sogar vor ihrer Abfahrt in das Nachbarland aufgefallen. Immer wieder hatte das unbekannte Fahrzeug die Lichthupe betätigt und auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt, als sie wieder nach Gralla bei Leibnitz zurückkehrten, entdeckten sie den Mitsubishi am rechten Straßenrand in der Nähe des Hauses. Ein Gefühl der Unsicherheit breitete sich aus. Hier wollte sie ihre Freundin nicht absetzen. Nicht jetzt.

    Während sie eine Runde durch die Ortschaft fuhren, sollte sie von einem Gasthaus aus ihren Mann anrufen. Als er ans Telefon ging, berichtete sie von dem unheimlichen Wagen und bat ihn darum, vor dem Haus auf sie zu warten. Direkt am Fahrbahnrand sollte er sie in Empfang nehmen. Fast schon glaubten sie den Wagen abgehängt zu haben, als sie ihn wiederentdeckten. Von Angst erfüllt suchten sie erneut ein Gasthaus auf, betonten am Telefon noch einmal die bedrohliche Lage.

    Als die beiden Frauen letztendlich doch das Haus in Gralla erreichten, wartete der unheimliche Fahrer bereits auf sie. Schnell brachten sie sich in Sicherheit und liefen zum Haus. Die Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Hatte der Wagen zunächst nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt, fuhr er nun immer wieder vor dem Haus hin und her. Als er schließlich hupte und in der Nähe parkte, rief der Ehemann die Polizei. Nach 15 Minuten waren die Beamten vor Ort. Immer noch stand der weiße Mitsubishi Lancer unbeleuchtet in unmittelbarer Nähe des Hauses, ohne dass sich im Inneren des Wagens etwas rührte.

    Die Polizisten stiegen aus dem Einsatzfahrzeug. Langsam näherte sich einer der beiden der Fahrerseite des Wagens und klopfte an das Fenster: „Grüß Gott. Lenker- und Fahrzeugkontrolle. Bitte aussteigen!". Keine Reaktion. Nichts. Dann: „Wollt’s vielleicht an Ausweis a seh’n?!". Mit einem Mal riss der Unbekannte die Fahrertür auf und schnellte heraus. „Da habt’s!" schrie er. Das Nächste, was der Polizist hörte, war ein ohrenbetäubender Knall. Dann ging die Welt in einem grellweißen Licht unter.

    Noch immer war er vom Lichtblitz geblendet, fast taub und stand mitten im Rauch. Sein rechtes Auge war verletzt, auch links sah er kaum noch etwas. Von der selbstgebastelten Selbstschussanlage überrascht, taumelte er zurück. Wie durch einen Schleier nahm er die Stimme seines Kollegen wahr: „Stehen bleiben!", rief er dem flüchtenden Mann nach und rannte ihm hinterher. Auch er machte sich immer noch beeinträchtigt daran, den Fahrzeuglenker zu verfolgen - Warnschüsse schallten durch die Nacht. Nach einigen Metern holten ihn die Beamten ein, rangen ihn zu Boden. Aber als sie dem Flüchtigen Handschellen anlegen wollten, schnaufte sein Kollege entsetzt: „Der hat ja gar keine Hände mehr…!"

    Die nachfolgende Hausdurchsuchung des in der Nähe wohnendes Mannes eröffnete den ermittelnden Polizisten ein wahres Sammelsurium an unterschiedlichen technischen und chemischen Gebrauchsgegenständen: Bauanleitungen zur Konstruktion von Bomben, Sprengsätze sowie mögliche Bekennerschreiben. Dazu kamen bereits teilweise vorgefertigte Bomben in Rohren und einem Blumentopf. Zu diesem Zeitpunkt war es nur eine kühne Vermutung, dass sie IHN verhaftet hatten,

    – IHN, der sich nach namhaften Personen benannte:

    Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg

    Markgraf Gerold

    Friedrich II.– IHN, den Bombenbastler und Briefbombenattentäter,

    – IHN,

    Franz Fuchs

    Biografie von Franz Fuchs

    Im Folgenden wird die Biografie von Franz Fuchs unter Berücksichtigung prägender Erlebnisse in seiner Jugend und Schulzeit dargelegt, welche mitunter ausschlaggebend für seine spätere Motivation zu zahlreichen Bombenanschlägen waren.

    Geburt/Kindheit

    Franz Fuchs erblickte am 12.12.1949 in seinem Elternhaus in Gralla bei Leibnitz (Steiermark) als erstes von zwei Kindern das Licht der Welt. Seine Eltern waren, entgegen der damals üblichen Tradition, zum Zeitpunkt seiner Geburt nicht miteinander verheiratet. Jedoch stellte diese besondere Situation, laut späteren Aussagen, keine Bürde für ihn dar; im Gegenteil: Er sah sich selbst als „Ehestifter" der beiden an und war mit Stolz erfüllt, als sich seine Eltern 1953 das Ja-Wort gaben.

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