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Kleine Reisen: von nahen und fernen Orten
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eBook130 Seiten1 Stunde

Kleine Reisen: von nahen und fernen Orten

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Über dieses E-Book

Geschichten über das Reisen und Verweilen, durch Bad SalLlßzisch, zum höchsten Berg der Niederlande, zu den Dohlen gegenüber Neuschwanstein, auf die Stadtmauer um Dubrovnik, nach Köln, Nürnberg, Ohrid, Susa und unter das Schieferdach, mit dem Balkanexpress durch Obstgärten kurvend, dem kringelnder Triebwagen nach Pfronten und unterwegs mit Nachtschnellzügen und der Renn-Straßenbahn, Begegnungen mit Carmencita in Cienfuegos, Herrn Pombo, der Harfespielerin an den Cliffs of Moher und in Donegal mit Joe, mit Krullekopp, der Sekretariatsdreikämpferin, den Ratsdamen, dem Reisekaiser mit Koffer am Dom, den Kastanienmännchen, dem Quietsche-Porsche-Chauffeur und natürlich Schnurzelpurzelchen, zu den Eiersteinen, Faltenrockfelsen und dem schlafenden Rhein, verblichene Begegnungen mit Pferden im Treppenhaus, radelnde Papageien in der Drôme, einem wehleidischem Dackel, dem Walfisch unter der Decke des Museums und flitzenden Tausendfüßlern, mit dem Konstituierungsbuffet und Pommes Schranke, Pillepalle-Kuchen und Schnaps im Beichtstuhl sowie Erlebnissen zum Hyponisieren, lümmelnden Kürbissen, Schmuggeln in der Dampfwalze, Störungen im Einkommensablauf, Kofferpacken und dem Tausch "Schwadronofel gegen Teilchen"; und dann geht es noch um Kulturbeutel, Lastenausgleich, pitzepatzeputzelige Geburtstagstortenblinkebildchen, Serbische Bergtulpen bei dem Büro-Olmen, Windrädchen aus ausrangierten Lockenwicklern, die FrohesNeuesJahrTsunamis, der Ganzkörperdusche im Haus des Sklavenhändlers, die schwarze UNION in feuchtem Papier und Bürgersteige angemalt in Nationalfarben.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Mai 2015
ISBN9783738010442
Kleine Reisen: von nahen und fernen Orten

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    Buchvorschau

    Kleine Reisen - Norbert Hanke

    Gestrandet in Archangelos: jenseits von Zeit und Raum

    Der Versuch, sich zurückzulehnen, konnte nicht erfolgreich sein.

    Seit diese Rucksäcke im Straßenbild üblich sind, sei es leichter. Denn wenn man sie so zusammenfalte wie diese modernen Regenschirme, passten sie angenehm hinein. Das sei schon eine große Erleichterung.

    Natürlich störte der vermeintliche Rucksack. Wie auch sollte man damit bequem sitzen können?

    »Verzeihen Sie meine Direktheit. Wie darf ich Sie anreden - Herr ... Frau ...?«

    Das sei belanglos. Wenn man sie nach vorn vor die Brust nehme, wie Fledermäuse es zum Schlaf tun, ergebe es unter dem Gewand eine weiblich anmutende Form. Das sei wohl der Grund für die häufige Darstellung als weibliches Wesen. Werden sie offen getragen und nicht durch Kleider oder lange Tücher verhüllt, gebe es wohl eher einen männlichen Eindruck.

    »Aber es ist schon ein wenig unpraktisch im täglichen Leben?«

    Früher war vieles einfacher. Da habe es noch Glöckner gegeben, was ihnen sehr entgegengekommen sei. Dort auf den Türmen war man ungestört und es wurden auch Gestalten mit ungewöhnlichen Äußerlichkeiten geduldet. Im Frankenreich bei Parisii habe es einmal einen sehr bekannten Vertreter ihrer Gattung gegeben. Und außerdem sei der Aufenthalt hoch oben über der Welt der eigenen Natur näher. Heute gebe es solche Möglichkeiten nicht mehr, sogar die Leuchtturmwärter würden immer weniger.

    »Aber wenn man als Götterbote unterwegs ist, verfügt man doch über beste Verbindungen?«

    Das mit den Boten sei schon richtig. In früheren Zeiten wurden Dienste zum Überbringen von Nachrichten und zum Transport von Kleingut gern angeboten und auch reichlich genutzt. Und aus dem großen Überblick, den man nun mal habe, aus ihrer Perspektive, könne man eben viele Dinge sehen, die die Menschen damals nicht überschauen konnten. Das war wohl als göttliche Eigenschaft erschienen, die es aber nie gegeben habe. Botendienste seien schon länger nicht mehr gefragt.

    »Schon eigenartig, dass ich von Ihrer realen Existenz bislang nicht erfahren habe.«

    Man habe zuletzt einmal etwas längeren Kontakt gehabt mit einem Dänen. Der habe aber vieles falsch verstanden. Das sei fast immer so gewesen. Denn die Menschen würden die ihnen fremde Dinge allzu schnell dem Religiösen oder Phantastischen zuordnen. Ob ihm schon mal aufgefallen sei, dass das Faravahar und das Signet der KPEV im Umriss ähnlich sind, obwohl die Dinge nichts miteinander zu tun hätten und zudem Jahrtausende auseinander lägen?

    »Das sagt mir gar nichts. Faravahar? KPEV? Wie auch immer: Heute gibt es so schräge Modeeinfälle, da würde es nicht auffallen, wenn Sie sie offen tragen!«

    Sie seien halt empfindlich. Werden sie nass, brauche es lange Zeit, sie zu trocknen. Deshalb halte man sie lieber bedeckt. Und im täglichen Umgang wären sie recht sperrig. Wenn man mit ihnen anstoße, schmerze es sehr. Deshalb würden sie lieber unter der Kleidung getragen. Manchmal könnten sie schon gezeigt werden, etwa bei jenen kultischen Ereignissen, wenn die Menschen bei Lärm und nach Einflößung von leichten Giften wild herumsprängen.

    »Sagen Sie - wo leben Sie eigentlich? Und wovon? Und wie leben Sie? Was machen Sie den ganzen Tag? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.«

    Leben, das sei doch abhängig von den Dimensionen Zeit und Raum. Selbst bewege man sich in der Zeit wie die Menschen in dem ihnen gewährten Raum. Das Dasein - ihr Dasein - habe auch eine Dimension, die mit 'Leben' bezeichnet werden könne, diese habe aber keine Bedeutung. Die Frage, wovon man lebe, sei mithin abwegig. Die bei den Menschen gängige Maßeinheit 'Tag' empfände man als außerordentlich willkürlich, sie verändere sich ohnehin fortwährend. Ob er Michael gesehen habe. Für die Verabredung habe man sich den Strand von Archangelos ausgesucht. Das sei doch ein passender Ort, nicht wahr?

    Er legte die Feder als Lesezeichen in das Buch. Auf einer Serviette malte er die Umrisse der Insel. Grob markierte er die Lage von Rhodos, Lindos, Tsambika, Archangelos und anderer Orte. »Dort in Archangelos«, und er unterstrich den Ortsnamen, »hat es seit Menschengedenken keinen Strand gegeben...«

    Ein Hauch ließ ihn aufblicken. Über den Hügeln verschwand ein Punkt am Himmel.

    Beim Aufblättern des Buches wäre die Feder beinahe hinausgeweht. 'Menschengedenken' ist gewiss auch kein besseres Maß für die Zeit als 'Tag', hätte jetzt wohl das ungewöhnliche Gegenüber gesagt. Und morgen, auf der Heimreise, wird er bestimmt wieder in Höhe der Flügel sitzen müssen und mal wieder wird er nichts sehen können.

    Anreise mit Heimflug: das Verhältnis zum Reisen

    Samarkand, Buchara, Seidenstraße - in meinen Geschichts- und Erdkundebüchern fanden sich mitunter Bilder von eigenartig anmutenden Bauwerken und manchmal fantastische Beschreibungen in Verbindung mit diesen Städten und Stätten. Tamerlan/Timur, die Erfindung der 0 (in Worten: Null) in unserem Zahlensystem und der austrocknende See, der so heißt wie eine Tankstellenkette, gehören auch in die Gegend, wo Staaten den Nachnamen -istan tragen.

    Vor ein paar Tagen sind wir auf dem internationalen Flughafen angekommen. Hier, neben dem Inlandsflughafen, ist es kleiner, nicht so strahlend, etwas abgenutzt. Um unseren Reisebus knubbeln sich viele Leute, die ihre Dienste zum Tragen und Wegweisen anbieten. In das Flughafengebäude kommen nur jene hinein, die sich ausweisen können.

    Eine Gruppe Amerikaner sitzt auf den Stuhlreihen inmitten der Halle. Es gibt wohl ein Abkommen, dass das Militär in Afghanistan über Stützpunkte hierzulande versorgt werden kann. Auf der Karte im Atlas ist es zwei Finger breit bis zur Grenze. Das ist nicht wirklich weit. Offenbar fehlt einer oder einer ist zu viel oder irgendwas anderes stimmt nicht. Oder Dominanzgehabe der Ranghöheren spielt mit, jedenfalls scheint irgendetwas klärungsbedürftig.

    Das Gepäck sind wir an den kleinen Schaltern losgeworden, eifrige Hände schafften es in den Hintergrund. Mag sein, dass vor Jahrzehnten in unseren heimatlichen Bereichen die Flughafeneinrichtungen so waren wie hier jetzt. Hinweisschilder und Lautsprecherdurchsagen sind fremd. Wird schon der richtige Flug sein: Außer den Einheimischen und den amerikanischen Reservisten sind wir gewiss eine der bekannten regelmäßig auftretenden Reisegruppen mit ihrem üblichen Ziel.

    Die Halle ist geteilt durch eine hüfthohe Absperrung. Darin ein Durchlass, wo schon mal Uniformierte stehen, mal sind sie weg, dann sind sie wieder da. Es wird seinen Grund haben. Die Plastiksitze sind so hart wie überall. Die Amerikaner zählen wieder durch, vermutlich haben sie Angst, dass zwischenzeitlich einer der ihren verdunstet. Oder sie spielen 'Reise nach Jerusalem'. Oder Fang-den-Schrat.

    Gestern waren wir auf einem Handwerkermarkt, wo Meister mit feinsten Pinseln winzige Muster auf kleine Gegenstände applizieren - vielleicht hätte ich doch das Kästchen erwerben sollen. Haben vom Bildungssystem, auch dem jahrhundertealten gehört, die eigenartigen Bauweisen der Medresen und Moscheen gesehen, im Museum Susani geguckt und Karten für die Oper gekauft. In einigen Tagen werden wir im verblichenen, einst wohl sehr stattlichen Opernhaus eine wirklich schöne, farbenfrohe Aufführung vom Bajazzo sehen. Und uns hinterher ärgern, keine Fotos gemacht zu haben.

    Die Amerikaner stehen vor einem der Schalter, zählen noch mal durch und werden wohl gleich unterwegs sein Richtung Süden. Wir wollen nach Norden, in eine jahrtausendealte Stadt, aus Lehm erbaut. Auf der Rückfahrt durch die Wüste Kizilkum werden wir ein paar Mal Station machen. Einmal in der Nähe des Amudarja. Der gewaltige Strom, gegen den der Rhein arg schmächtig aussieht, gleitet dort still durch die Wüste. Ein paar Tage später, bei einem Abendessen mit exotischen Speisen in einer aufgegebenen Moschee, werden drei Musikerinnen edlen Swing und Jazz spielen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch in diesem Land, die Berufsmusiker müssen so ihr Einkommen sichern.

    Die Bordkarten brauchen wir jetzt, Pass, Handgepäck. An dem Durchlass stehen nun wieder Uniformierte und prüfen den Pass mit Visum, bestempeln die Bordkarte und haken etwas auf einer Liste ab. Jedes Mal, wenn jemand durch den Durchlass tritt, piepst es lautstark. Der stechende Blick des daneben stehenden Uniformierten verwandelt sogleich jegliches gefährliche Metall in der Kleidung in unschädliches Butterbrot. Abermals an einem Tresen anstellen, der Pass wird geprüft und die Bordkarte gestempelt. Dann setzen wir uns wieder. Diesmal auf der anderen Seite der Absperrung. Die Reihen der Plastikstühle füllen

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