Einmal Avalon und zurück: Anstösse für ein glücklicheres Leben
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Buchvorschau
Einmal Avalon und zurück - Sébastien Simonet
Sébastien Simonet
Einmal Avalon und zurück
Impressum
© 2014 Sébastien Simonet
Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-2002-7
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Einmal Avalon und zurück
Denkanstösse zu einem glücklicheren Leben
Sébastien Simonet
Inhaltsverzeichnis
Das Streben nach Glück 5
„Back to the roots" 18
Die Verarbeitung einschneidender Erlebnisse: 36
Gefangene unserer Gedanken 70
Irrgarten des Lebens 98
Das Gesetz der Anziehung („The Law of Attraction") 118
Der Tod und die Zeit 142
Moral und Ethik 165
Glauben und Religion 195
Partnerschaften und Liebe
226
Gewalt, Macht und Ohnmacht 258
Vergänglichkeit 273
„That's all Folks" 290
Literaturverzeichnis 307
Ducunt volentem fata, nolentem trahund
„Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es mit sich."
(Seneca, 4 v.Chr. - 65)
Das Streben nach Glück
„Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein."
[Friedrich Wilhelm Nietzsche (Nietzsche, 1883-1885)]
Das Leben ist einfach zu meistern, wenn es mehr oder weniger unseren Vorstellungen oder Hoffnungen entsprechend verläuft. Doch was geschieht, wenn ein noch so kleines Sandkorn für die einen oder ein massiver Felsbrocken für die anderen das Getriebe ausser Funktion setzen und plötzlich nichts mehr so ist, wie es einmal war bzw. alles ausser Kontrolle gerät, egal was man unternimmt?
Für die einen reichen schon Nichtigkeiten, ein grosses Unbehagen zu verursachen, andere lassen sich erst von sehr einschneidenden Ereignissen aus der Bahn werfen. In dieser Hinsicht gibt es keine gerechtfertigten Gründe, sich unglücklich zu fühlen, vielmehr handelt es sich um ein jedem Menschen zustehendes, subjektives Erleben. Doch nach welchem Rezept gehen wir mit diesen Empfindungen so um, dass das Leben auch dann noch Sinn macht, wenn alles verloren scheint?
Wir streben alle nach Glück und müssen doch früher oder später feststellen, dass wir „da draussen durch nichts und niemanden auf Dauer glücklich werden können. Wenn wir unser Glück davon abhängig machen, wie „erfolgreich
, angesehen, reich, gut aussehend, beliebt usw. wir sind, werden wir früher oder später unglücklich sein, denn es gibt nichts, was beständig ist oder unsere Hoffnungen langfristig nähren kann.
„Hoffnung ist die zweite Seele der Unglücklichen"
[Johann Wolfgang von Goethe (Goethe, 1981)]
Aus dem „World Happiness Report" (Sachs, 2013)geht zwar hervor, dass in reichen Ländern mehr Personen angeben glücklich zu sein als in armen Ländern der Welt, aber dies liegt weniger an Einkommensfaktoren, als vielmehr an sozialen Aspekten, wie etwa dem subjektiv empfundenen Gefühl, frei zu sein und ähnlichen Empfindungen. Die Liste führen die skandinavischen Länder an. Länder wie die Schweiz (Rang: 6), Österreich (Rang: 13) und Deutschland (Rang: 30) erzielen gute bis respektable Werte. Im Vergleich fällt allerdings auch auf, dass z.B. Costa Rica (Rang: 12) oder auch Puerto Rico (Rang: 27) besser dastehen als zum Beispiel Deutschland. Dies, obwohl deutliche (materielle) Wohlstandsunterschiede vorliegen.
Eine weitere Untersuchung (siehe: http://www.happyplanetindex.org) bemühte sich aufgrund einer Befragung, ein Mass für das subjektiv empfundene Wohlbefinden einer Bevölkerung zu entwickeln, das im internationalen Vergleich dargestellt werden kann.
Was auf der Ebene von Nationen gilt, kann auch auf den einzelnen Menschen übertragen werden. Oder denken Sie vielleicht, dass „erfolgreiche" Menschen glücklicher sind als solche, die jeden Glauben an das Leben verloren haben?
Zur Illustration verweise ich auf eine Passage des Songs „Hurt", den Johnny Cash (einer der einflussreichsten US-amerikanischen Country-Sänger und -Songschreiber seiner Zeit) ab dem Jahre 2002 wie folgt interpretierte:
„What have I become? My sweetest friend. Everyone I know. Goes away in the end. You could have it all. My empire of dirt".
[„Was ist aus mir geworden, mein liebster Freund? Jeder, den ich kenne, stirbt am Ende. Und du könntest es haben - mein Reich aus Dreck."]
Sind das die Worte eines erfolgreichen und bewunderten Menschen, der 13 Grammy-Awards gewann, mehr als 50 Millionen Tonträger verkaufte, 35 Jahre glücklich verheiratet war und im siebten Himmel schweben sollte? Wie kann ein Mann, der alles erreicht hat, was man sich vorstellen und wünschen kann, sich dennoch so unglücklich äussern?
Einen Hinweis dazu mag vielleicht Abraham Maslow’s (Maslow, 1999) Menschenbild geben, das in seiner berühmten Bedürfnispyramide einfliesst und genauso zur Managementliteratur gehört, wie der Sonnenbrand zu englischen Touristen am Strand von Cancún.
In seinem Stufenmodell unterscheidet Maslow 5 Ebenen, die wie folgt zueinander in Beziehung stehen:
In seiner Vorstellung müssen zunächst untergeordnete Bedürfnisse befriedigt werden, damit die darüber liegenden Stufen erreicht werden können. Bevor also die sozialen Bedürfnisse befriedigt werden, muss der Mensch seine physiologischen und Sicherheitsbedürfnisse abgedeckt wissen. Zufriedenheit wird nach dieser Vorstellung also erst dann erreicht, wenn tiefer liegende (v.a. körperliche und sicherheitsbezogene) Bedürfnisse erfüllt sind. Ein Glücksgefühl tritt allerdings erst dann ein, wenn auch die darüber liegenden Bedürfnisse zufrieden gestellt werden können.
Im Abgleich mit entsprechenden Alltagserfahrungen erkennen wir rasch, dass sich die Dinge doch etwas komplizierter gestalten, als das von Maslow vorgeschlagen wurde. Einmal erfüllte Bedürfnisse gelten nämlich nicht als abgehakt, sondern bedürfen einer regelmässigen Aktualisierung und sind daher ständigen Veränderungen ausgesetzt. Doch genau diese entziehen sich völlig unserer Kontrolle, auch wenn wir uns gerne weismachen möchten, dass wir unser Schicksal stets selbst in der Hand haben.
Paradoxerweise scheint es sogar so zu sein, dass je stärker wir uns bemühen, die Kontrolle über das zu bewahren, was uns im Leben widerfährt, desto weniger es uns gelingt, diese Kontrolle tatsächlich zu erlangen, auch wenn wir zeitweise von den Ereignissen darin bestärkt werden. Wie die Geschichte lehrt, wurde unzählige Male versucht, Regime mittels fortdauernder Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Doch früher oder später änderte sich die Situation und es ist immer nur eine Frage der Zeit wann anachronistische Vorstellungen selbst in eisern regierten Diktaturen hinweggefegt wurden. Auch Nord-Koreas früherer Alleinherrscher Kim Jong-il dürfte sich vielleicht kurz vor seinem Herzinfarkttod gefragt haben, ob er in seinem Panzerzug, in dem er starb, und der als Festung auf Rädern galt, die Gefahren richtig eingeschätzt hatte.
Die wahre „Kontrolle besteht wohl in der Fähigkeit und Bereitschaft, erst einmal loszulassen, die „Dinge
geschehen zu lassen, was sich zwar leicht sagen, aber nicht immer so leicht umsetzen lässt, denn das Loslassen ist sehr häufig mit vielen Schmerzen und Ängsten verbunden, die erst überwunden werden müssen.
Die Macht über unser Schicksal wird uns unablässig eingeredet, schliesslich gilt es, die Selbstbestimmung zu vermarkten und den global aufkeimenden Individualismus zu „promoten". Aber werden wir dadurch alle glücklicher? Oder verpassen wir vielmehr das Wesentliche?
Uns wird konsequent eingeredet, in einer Epoche zu leben, in der uns alle Möglichkeiten offen stehen. Die Regale der Buchhandlungen sind prall gefüllt mit Büchern, die uns weismachen wollen, dass der Erfolg jedem zusteht, der nur hartnäckig genug daran glaubt und alles dafür zu tun bereit ist. Gleich daneben stossen wir dann auf Werke, die uns helfen sollen, über die Misserfolge hinweg zu kommen, die wir uns – gemäss der uns zuvor eingeprägten Selbstbestimmung unserer Erfolgsziele – selbst zuschreiben müssen.
Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, ob „Erfolg" tatsächlich das sein soll, was uns im Leben weiterbringt. Vielleicht trifft die Aussage, die vom römischen Gerichtsschreiber Titus Livius vor mehr als zweitausend Jahren formuliert wurde, den Nagel in dieser Hinsicht auf den Kopf:
„Der Erfolg ist der Lehrer der Toren".
Die meisten von uns werden frühzeitig sozialisiert, den Erfolg in äusserlich sichtbaren „Manifestationen zu erkennen. Wie viele Jugendliche und junge Erwachsene hören überall auf der Welt immer wieder, dass sie sich heute (z.B. im Beruf, in der Ausbildung, usw.) anstrengen sollten, damit sie sich später ein „erfolgreiches Leben
in einer geliebten Partnerschaft, mit zwei hübschen und klugen Kindern, einem schönen Haus mit gepflegtem Rasen, einem wohl erzogenen Hund, Ferien an den schönsten Orten der Welt usw. leisten können? Und was folgt, wenn alle diese Ziele erreicht werden? Die grosse Erfüllung oder doch nur gähnende Leere?
Wie viele junge Menschen werden in unseren westlichen, zunehmend aber auch in anderen aufstrebenden Zivilisationen dazu ermutigt, vom Rampenlicht der Aufmerksamkeit zu träumen, wo sich offensichtlich jene versammeln sollen, die ein glückliches Leben führen?
Wie vielen Frauen wird pausenlos eingetrichtert, dass sie sich nur in ihrer Mutterrolle erfüllen werden? Wie viele Männer werden darin bestärkt, sich durchzusetzen, Ehrgeiz und Stolz zu entfalten?
Wie oft ertappen wir uns selbst dabei, vom Leben anderer Menschen zu träumen? Aus welchem Grund sind wir denn so rastlos und schliesslich kaum zufrieden mit dem, was wir erreicht haben und voraussichtlich in Zukunft erreichen werden? Aus welchem Grund sind wir der festen Überzeugung, von einem oder mehreren Menschen geliebt und/oder geachtet werden zu müssen, um ein sinnvolles Leben zu führen?
Es liegt mir fern, davon abzuraten, Vorhaben auszuführen und sich im Leben Ziele zu setzen oder Beziehungen einzugehen. Doch sollten wir uns nicht verstärkt Gedanken darüber machen, welche Ziele wir uns setzen und welchen Stellenwert diese einnehmen sollten? Ob diese wirklich unseren eigenen Vorstellungen entsprechen oder uns von anderen aufgedrängt wurden? Aus welchem Grund trachten wir denn nach jener Anerkennung bzw. Bestätigung, die uns dann wieder fehlt, wenn sich das „Scheinwerferlicht" des Lebens oder der Liebe von uns abwendet?
Auch möchte ich Ihnen keinesfalls vorschreiben, was Sie denken sollen oder wie Sie Ihr Leben besser gestalten könnten, ganz im Gegenteil. Ich möchte lediglich einige Gedanken mit Ihnen austauschen, die sich aufgrund meiner bisherigen Lebenserfahrung und einer zunehmenden Auseinandersetzung mit alternativen Denkansätzen ergeben haben. Vielleicht kann die eine oder andere Idee bzw. Vorstellung dazu beitragen, dass auch Sie Antworten auf Fragen finden werden, die Sie heute bewegen. Bedenken Sie allerdings, dass erst die „richtigen" Fragen gestellt werden müssen, bevor entsprechend relevante Antworten gefunden werden können. Auch dazu hoffe ich, einen ganz bescheidenen Beitrag leisten zu können.
Sie werden hier vergebens nach allgemein gültigen Wahrheiten suchen, denn alle Aussagen basieren auf Annahmen, Erfahrungen, Mutmassungen, etc., die auf die Wahrnehmung und Interpretation einer einzigen Person beschränkt bleiben. Im Vordergrund steht also nicht ein Universal-Bauplan, der es Ihnen erlauben soll, das Gebäude Ihres Lebens nach klaren Vorgaben zu konsolidieren, weiter auszubauen oder gar neu aufzustellen, sondern ein Erfahrungs- und Erkenntnisbericht, der Sie dazu inspirieren könnte, die Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Wir alle laufen mit mehr oder weniger ausgeprägten Scheuklappen durch die Welt und unsere Leben. Da schadet es nicht, von Zeit zu Zeit innezuhalten, andere Denkweisen zuzulassen und die Dinge aus einer breiteren Perspektive zu betrachten. Ich selbst bin immer wieder sehr erstaunt darüber, wie hartnäckig sich gewisse „Weisheiten oder Denkschemen halten und sich in unseren Gedanken festsetzen, sodass viele Möglichkeiten gar nicht mehr in Betracht gezogen werden (können). Es ist nicht einfach, sich von solchen Mustern zu lösen, aber wer das nicht tut, läuft Gefahr, die Welt nur in schwarz und weiss, vielleicht eines Tages in Farbe, aber kaum jemals in vierdimensionaler HD („High Definition
) zu sehen und zu erleben.
Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, die Suche nach einem „Sinn" auch dann nicht aufzugeben, wenn plötzlich alles klar scheint. Deshalb empfehle ich, sich nicht nur einer Philosophie, Religion oder Wissenschaft verpflichtet zu fühlen, sondern laufend neue Erkenntnisse aus vielen unterschiedlichen Perspektiven zu berücksichtigen, um die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit ständig weiter zu entwickeln. Sie können sich dabei weder auf die Meinung der Mehrheit, der von Experten/innen, von Gurus (dazu habe ich bezeichnenderweise keine weibliche Form gefunden) oder „Erleuchteten" verlassen, sondern sollten die Wahrheit erst einmal in sich selbst suchen.
Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen und zum Einstieg vorerst einen Blick in die Vergangenheit wagen.
„Back to the roots"
[Zurück zur Quelle]
„Wenn du zurück zur Quelle willst, dann musst du gegen den Strom schwimmen".
[Aus dem Zen-Buddhismus]
Versuchen Sie sich daran zu erinnern, wann Sie sich zuletzt völlig glücklich fühlten oder zumindest sehr zufrieden waren, ohne dafür einen „triftigen Grund gehabt zu haben. Nicht weil man Ihnen eine Liebeserklärung vortrug, nicht weil Sie sich auf eine anstehende Reise freuten, nicht weil Sie sich das neuste Smartphone leisten konnten, von einer bezaubernden Musik begeistert waren oder ein leckeres Essen aufgetischt wurde, sondern einfach nur so und ohne jeglichen ersichtlichen Grund dafür. Falls Sie Mühe damit haben, sich spontan an ein solches Ereignis zu erinnern, dann herzlich willkommen im „Club der Rastlosen
, aus dem auch ich mich immer wieder abmelden muss, um mich von der Last einer lang andauernden und intensiven Sozialisation zur chronischen Unzufriedenheit zu befreien.
Doch solche Ereignisse des „Glücks gab es in Ihrer Vergangenheit immer wieder und gibt es sogar jeden Tag in Ihrem Leben. Bloss haben wir verlernt, diesen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es sind Momente, in denen manchmal nur für kurze Augenblicke die Stimme in unseren Köpfen, die ständig beurteilt, kommentiert, Handlungsanweisungen erteilt und uns beeinflusst, inne hält und den Weg zu der Person freigibt, die weder glücklich noch unglücklich, weder nett noch böse, schlau oder dumm sein muss, sondern einfach nur da ist und einzig in ihrer Existenz eine Daseinsberechtigung oder sogar eine Quelle des Glücks sieht; das „Primär-Selbst
, das die Welt und Ihr „Schein-Selbst" aus sicherer Distanz beobachtet und die Essenz, also den Kern Ihrer Person einschliesst und keine Grenzen oder Einschränkungen kennt.
Das Primär- bzw. das Schein-Selbst und das Ego
Unter dem Primär-Selbst verstehe ich eine stille, innere Instanz des Selbst, die sich kaum gegen aussen manifestiert und gewisse Werte in sich trägt, die sowohl genetisch (z.B. das Mitgefühl für andere Wesen) als auch durch eine bestimmte (meist frühe) Sozialisation angeeignet wurden. Das Primär-Selbst urteilt allerdings nicht, sondern nimmt Ereignisse und Taten zur Kenntnis und lebt im Augenblick. Die Kommunikation mit dem Primär-Selbst ist nicht immer einfach, bedingt viel Ruhe und Geduld, denn es drängt sich nicht in den Vordergrund, spricht nicht, denkt nicht, gibt sich mit wenig zufrieden und erfreut sich bereits eher belangloser Dinge. Ein Zugang zu ihm kann z.B. dann gefunden werden, wenn eine bestimmte Aufmerksamkeitsschwelle überschritten wird, wie etwa während des von Csikszentmihalyi (Csikszentmihalyi, 2010) beschriebenen Flow-Zustandes, wo alles rund herum fast völlig an Bedeutung verliert und einer tiefen Meditation oder Trance, usw. gleicht.
Ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage, würde ich das Zusammenspiel des Primär-Selbst